Mahn- und Denkmale in Berlin

  • Wie gefällt euch das Mahnmal? 62

    1. Gut (38) 61%
    2. Nicht gut (15) 24%
    3. Ich muss mich erst daran gewöhnen (5) 8%
    4. Weiss nicht (4) 6%

    Mahn- und Denkmale in Berlin

    Moin Moin,
    wie gefällt euch das Mahnmal? Was ist eure Meinung dazu? Kann es das Leid und die Gewalt, die die Nazis dem Menschen (insbesondere Juden) angemessen repräsentieren?



    Ich finde, dass das Mahnmal ein ungewöhnliches, aber dennoch interessantes, und mit dem Ort der Informationen sicherlich auch ein informativer, Mahnmal ist, und sicherlich Menschenmassen anziehen kann.


    Ich finde es besser und interessanter, als der Bau z.B. einer Skulptur oder lediglich einen Ort der Informationen.
    Somit hat dieses Mahnmal Charakter, was die Leute anzieht.

  • Allein die Besucherströme vom Pariser zum Potsdamer Platz lassen ein hohes Besucherpotenzial vermuten. Was mir gefällt ist der offene, wellige Charakter des Geländes. Ob man aber den Sinn zwischen den Stelen nachempfinden kann, ist fraglich. Zwischen den Stelen im Jüdischen Museum zumindest fühlte ich mich nur zwischen Säulen... sonst stellte sich dort nichts weiter in mir ein...


    Zudem bin ich grundsätzlich kritisch gegenüber dem offiziellen Titel dieser Gedenk- und Mahnstätte eingestellt. Dieser Ort, derart zentral, sollte nicht nur ausschließlich den jüdischen Opfern Rechnung tragen... aber gut, die Diskussion ist wohl schon gelaufen.

  • Das Konzept ist imo stimmig, und dass es die Deutschen wirklich geschafft haben, an diesem prominenten Platz ein solches Mahnmal hinzustellen, wird in der Welt großen Zuspruch finden.
    Ich bin einmal daran vorbeigelaufen, als es noch im Bau war, so richtig beeindruckt hatte es mich damals nicht. Man muss sich aber wohl erst in den Stelen verlieren, um das Werk und seine Wirkung zu erleben.


    Natürlich kann man auch an Vielem Herumkritisieren, wenn man es darauf anlegt...


    Berlin (ddp-bln). Die Kritik am Berliner Holocaust-Mahnmal reißt auch am Tag der Einweihung nicht ab. Weil die Gedenkstätte nur den ermordeten Juden gewidmet ist, stelle sie eine Hierarchie der Opfer des Holocaust auf, kritisierte der Berliner Geschichtswissenschaftler Wolfgang Wippermann vom Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität (FU). Andere Opfer wie Homosexuelle oder Sinti und Roma würden vernachlässigt, fügte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp hinzu.


    Quelle:http://de.news.yahoo.com/050510/336/4jb1s.html


    Jedenfalls ist das Holocaust-Mahnmal wohl bereits jetzt ein Werk von historischer Bedeutung und wichtig für Deutschland und Berlin.

  • Ich find's ziemlich daneben weil es für mich einfach nichtssagend ist. Und ich denke, die meisten der Menschen die täglich (vermutlich eisschleckend) daran vorbeilaufen werden denken "ach, das Holocaust-Mahnmal"... und weiter.


    Ich bin der Meinung, man hätte hier einen Raum schaffen sollen in dem in der Mitte eine Skultpur steht, die das Leiden veranschaulicht (schwierige Aufgabe, wie das geth weiß ich selber nicht, aber ich meine veranschaulichen und nicht nur darstellen) und in die Wände sollte man die Namen aller Opfer schreiben. Der Raum/die Halle sollte ein Ort der Ruhe und des Besinnens werden. Quasi ähnlich der neuen Wache in Berlin-Mitte, nur eindrucksvoller.


    Wichtig ist vor allem, dass sich ein solches Mahnmal von selber erklärt und man nicht erst irgendwelche Erklärungen dazu lesen muss um es zu verstehen.

  • Zitat von Booni

    Ich find's ziemlich daneben weil es für mich einfach nichtssagend ist.


    Das kann für jeden bei jedem Mahnmal der Fall sein. Ist alles eine Frage des Horizonts...



    Zitat von Booni

    Und ich denke, die meisten der Menschen die täglich (vermutlich eisschleckend) daran vorbeilaufen werden denken "ach, das Holocaust-Mahnmal"... und weiter.


    Wieviele Menschen laufen tagtäglich an anderen Denkmälern (wie der neuen Wache) eisschleckend vorbei... Das hätte man mit keinem Konzept der Welt verhindern können. Und viele gehen auch durch das Quaderfeld hindurch und machen sich ihre Gedanken - man kann doch nicht bei so etwas auf Ignoranten Rücksicht nehmen.


    Zitat von Booni

    Ich bin der Meinung, man hätte hier einen Raum schaffen sollen in dem in der Mitte eine Skultpur steht, die das Leiden veranschaulicht (schwierige Aufgabe, wie das geth weiß ich selber nicht, aber ich meine veranschaulichen und nicht nur darstellen) und in die Wände sollte man die Namen aller Opfer schreiben. Der Raum/die Halle sollte ein Ort der Ruhe und des Besinnens werden. Quasi ähnlich der neuen Wache in Berlin-Mitte, nur eindrucksvoller.


    Eine potenzierte neue Wache wäre in der Tat extrem langweilig und nichtssagend gewesen. Das mit den Namen (gibt es ja auch schon zigmal) wirkt übrigens nicht wirklich: In der Hinsicht finde ich das Konzept der in der Stadt verteilten Stolpersteine wesentlich besser. Mal ehrlich, 6 Millionen Namen rufen bei Vielen auf Dauer nur Achselzucken hervor und regen auch nicht wirklich zum Nachdenken an.


    Und Raum zum Nachdenken gibt es im neuen Holocaustdenkmal wirklich genug - ich finde es gerade sehr gut, dass es kein abgeschlossener Raum ist, sondern dass man den Horizont sieht, dass man eine Verbindung auch zur heutigen Zeit ziehen kann. Ein offenes Ende sozusagen - in der Hinsicht finde ich das Denkmal genial.


    Zitat von Booni

    Wichtig ist vor allem, dass sich ein solches Mahnmal von selber erklärt und man nicht erst irgendwelche Erklärungen dazu lesen muss um es zu verstehen.


    Das wäre mir persönlich zu bequem und wird heutzutage viel zu oft so gemacht.


    Der einzige Kritikpunkt, den ich in der Tat mit vielen anderen teile ist die (offizielle) Begrenzung des Denkmals auf die umgebrachten Juden.

  • Was mir nicht so ganz in den Kopf will, ist, wie dieses Mahnmal ein "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" sein kann. Es ist so kalt und unpersönlich, dass es, wenn überhaupt, doch nur an die bedrückenden Verbrechen der Nazis erinnert. Sollte so ein Mahnmal die Gedanken nicht auch auf die vielen Einzelschicksale der Juden lenken; die Menschen dazu bringen, mehr an die Opfer als an die Taten zu denken und ihnen Respekt entgegenzubringen?
    Sollte es nicht eher wie der offizielle Name sagt ein "Denkmal für die Opfer" und nicht ein "Mahnmal der Taten" sein? Schafft es dieses Denkmal, beides zu sein? Mahnen, aber auch gedenken? Mir fehlt dieser zweite, persönliche Aspekt irgendwie...auch wenn natürlich ein in diese Richtung gehendes Konzept dahintersteht. Aber wer durch diese Stelen geht, bekommt doch davon kaum etwas mit.
    Daher finde ich es gut, dass es zumindest den Ort der Information gibt, in dem die "Nähe" zu den Opfern eher entstehen kann.


    Naja, nur ein paar spontane Gedanken über die Wirkung dieses Feldes.


    Grundsätzlich finde ich es absolut positiv, dass es dieses Mahnmal nun gibt. Hat ja lange genug gedauert...

  • Am allerbesten finde ehrlich gesagt die Diskussion darum. Regt mehr zum Nachdenken an, als es jedes Denkmal vermag - wenn man denn nicht müde um die Diskussion wird ;)


    sebastian c: Wenn ich an die Täter denke, denke ich genauso an die Opfer und umgekehrt. So kalt finde ich das Denkmal eigentlich gar nicht und ich persönlich denke bei derartigen "Irrwegen", wie sie auch im Quaderfeld des jüdischen Museums angelegt sind, automatisch an Heimatlose, Vertriebene und von da aus ist es kein weiter Schritt bis hin zu den (deportierten) Juden im dritten Reich. Nur, dass hier wahlweise auch ein (vorsichtig) positives Ende zu sehen sein kann.


    p.s.: Für Paul Spiegel ehre es (ich zitiere Spiegel-Online)zwar die Opfer, verweise aber nicht auf die Täter. So hat es für jeden seine eigene Bedeutung. Kann man jetzt beliebig schimpfen, oder, positiv betrachtet: Frei assoziierbar. Solange es zum Denken anregt, kann ich es nur gutheißen.


    p.p.s.: Im selben Bericht steht auch näheres zum Informationsort unter dem Quaderfeld, wo offensichtlich genau das gemacht wurde, was teilweise hier gefordert wurde: Persönliche Schicksäle von Opfern und deren Familien (sechs an der Zahl) und, recherchierbar an Terminals (worüber man sich wieder streiten könnte), Namen von 3 Millionen Opfern.

  • ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, interessant ist es aber allemal. müsste erstmal dadurch gehen und schauen, was passiert, wie ich mich fühle. es ist aber gut, dass es solch ein denkmal gibt. (zugegeben, bis eben hab ich gar nicht gewusst, wie es aussieht, habe mich in letzter zeit nicht viel informiert)


    http://www.stern.de/politik/panorama/540135.html?nv=fs&cp=1
    dies sind 10 Fotos von http://www.stern.de

  • Ich war im Jüdischen Museum in Kreuzberg, dort gibt es so etwas ähnlich im Miniaturformat.


    Ich fand es damals schon irgendwie beeindruckend.


    Was das für ein Gefühl sein wird, sich dann im neuem Mahnmal, in ein Meer von Betonstelen zu begeben, die immer höher werden und man sich schließlich allein zwischen diesen Betonstelen befindet, muss ich allerdings noch einmal am eigenem Leib in Berlin erfahren.


    Ich schätze, es wird sowohl beunruhigende, als auch eine leicht beängstigende Erfahrung werden, aber ich muss es halt wie gesagt selber ausprobieren.


    Ich bin auf Berichte euerseits neugierig :cool:

  • Ich finde es - bes. wenn man es bei Luftaufnahmen gesehen hat - doch recht beeindruckend. Wie es ist, durch die Stehlen zu laufen, kann man ja erst jetzt erfahren, aber dieser "Garten des Exils" oder wie das Teil im Jüd. Mus. heißt, fand ich bisher auhc recht interessant. Fragt sich nur, wann die ersten Hakenkreuze hingeschmiert werden.


    Allerdings finde ich es schon etw. krass, dass sich die ganze Sache über 17 Jahre gezogen hat(nicht nur das "wie", sondern auch das "ob") bzw., dass man erst vor 17 Jahren damit begonnen zu haben scheint, über so ein zentrales Mahn-/Denkmahl nachzudenken, anstatt immer nur ein kleines Täfelchen hinzustellen, die an eine Synagoge erinnert. OK, man mag vielleicht auf die Wiedervereinigung, den Regierungsumzug o.ä. gewartet haben. Aber was, wenn es nicht dazu gekommen wäre...Dann müsste man noch länger auf so eine im Grunde Selbstverständlichkeit warten.

  • Ich finde, dieses konkrete Mahnmal steht an der falschen Stelle. Vor Reichstag oder Kanzleramt hätte ich wesentlich besser/brachialer und wirkungsvoller gefunden.

  • Beim Standort kann man sich aber eigentlich nicht beschweren... Fast unmittelbar neben Brandenburger Tor und zwischen den Zentren Linden/Regierungsviertel/Tiergarten und Potsdamer Platz ist es imo ziemlich wirkungsvoll.


    Interessantes am Rande (im großen Bericht in der aktuellen Art gelesen): Es wurde damals auch ein sehr bemerkenswerter Entwurf eingereicht, der an dieser Stelle lediglich eine Bushaltestelle vorsah, von der dann in regelmäßigem Takt alle authentischen Gedenkstätten/ehemaligen KZ angefahren werden sollten.

  • Es gibt 100e von Mahnmalen. Die idealen Orte dafür liegen vor Ort (d. Geschehens), bei den ehemaligen KZs z.B.
    So zentral in Berlin wirkt es eher wie eine Touristenfalle und lädt zum Aufstellen von Würstchenbuden ein.
    Die Optik erinnert mich an eine Christo-Installation.
    Vielleicht sollte man Schilder aufstellen, auf denen deutlich gemacht wird, was zu tun ist. So was wie "Bitte trauern sie jetzt". Oder durch das Stehlenfeld (der Begriff Stehle ist mir ganz neu) könnte man so eine Art Büßergang einzeichnen, vielleicht mehrere davon: einmal für die leichte Trauer zwischendurch, einmal für die tiefe Demut, einen Verpflegungspfad direkt mit sicherem Halt an einer Würstchenbude. Ach, es gibt viele Ideeen.

  • Zitat von der benutzer

    Es gibt 100e von Mahnmalen. Die idealen Orte dafür liegen vor Ort (d. Geschehens), bei den ehemaligen KZs z.B.


    Warum sollten die KZs noch ein zusätzliches Mahnmal brauchen? Übrigens liegt das jetzige Mahnmal in der Nähe des Ortes des Führerbunkers.


    Zitat von der benutzer

    So zentral in Berlin wirkt es eher wie eine Touristenfalle und lädt zum Aufstellen von Würstchenbuden ein.


    Touristenfalle klingt gut. Damit kann ich leben - und ist auch, zumindest teilweise der Sinn der Sache. Eine Falle, die Touristen zum Nachdenken anregt. Wunderbar.


    Thema Würstchenbude: Wenn es dich dazu einlädt...


    Zitat von der benutzer

    Die Optik erinnert mich an eine Christo-Installation.


    Das interessiert mich. An welche? Bitte mit Bildern/Link.



    Zitat von der benutzer

    Oder durch das Stehlenfeld (der Begriff Stehle ist mir ganz neu)


    Kenn ich auch nicht. Was ist denn das? Hat es was mit stehlen zu tun?

  • Soweit ich das mitbekommen habe, will Eisenmann das Denkmal nicht als Grabstätte sehen/verstanden haben und deswegen wäre Stelenfeld als Bezeichnung auch nicht angebracht, da Stelen in erster Linie als Bezeichnung für hohe, schlanke Grabsteine gebraucht wurden.

  • Wieso kritisieren hier einige, dass das Mahnmal nur den ermordeten Juden gewidmet ist? Es gibt doch bereits ein Mahnmal bzw. eine Gedenkstätte für ALLE Opfer von Krieg und Gewalt. Und zwar handelt es sich dabei um die neue Wache. Ich finde den dortigen Raum sehr beeindruckend und gelungen.






    febbie: Anscheinend sind das und auch die Fotos im Leipziger Platz Thread nicht deine eigenen Fotos, also bitte nur verlinken und nicht einbinden. Siehe Forenregeln zum Thema "Hotlinking". Bitte ändern, danke!

    sebastian c

  • Auch das Wort Stele ist mir völlig neu.
    Nun, die scheinbar unsinnige Zusammenwürfelung von 273289 Stelen erinnert mich an ein scheinbar unsinnige, aber dank Masse nicht unbedingt unspektakuläre Zusammenwürfelung von 2972 Regenschirmen oder 929892 Torbögen.
    Durch die Masse wird es sicher wirken. Aber .. nun ja..


    Im übrigen wird Lea Rosh die Eingliederung eines Leichenteils (ein Zahn) in das Denkmal übel genommen.


    Ich meine, richtige Mahnmäler müssen vor Ort sein, die Zeiten von pompösen Denkmälern auf innerstädtischen öffentlichen Plätzen sind vorbei. Die Möglichkeit, dass da der Führerbunker mal in der Nähe war, die reicht nicht.