Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • ^
    Gefällt mir. Die Ziegelfassade finde ich im Zusammenhang mit den S-Bahn Bögen konsequent. Wahrscheinlich hat das einen ganz praktischen Nutzen, wegen der Verschmutzung? Solche Ziegelfassaden findet man ja an der selben Strecke z.B. auch am Hackeschen Markt (Dircksenstrasse) und am Ostbahnhof.


    Innerhalb eines Threads bitte möglichst wenig zitieren. Schreib einfach "^" oder zu "#xyz" oder "@Rudi Völler" bspw. Der Strang ist sonst mühsam zu lesen, weil Dinge sich wiederholen.
    Bato

  • Erinnert mich stark an die "Aigner Nordwand"; nicht wegen der Fassade sondern in Bezug auf die fast identischen Proportionen des langgestreckten Baukörpers. Ähnlich wie beim Verbraucherschutzministerium zeichnet sich der MPP-Entwurf durch eine über die gesamte Länge nahezu einheitliche Fassadengestaltung aus. Das mag in der im Artikel gezeigten Perspektive ganz gefällig erscheinen, aber bezogen auf die Länge dürfte das m.E. zu monoton aussehen. Es freut mich zwar, dass sich die Lücke zwischen Feuerwache und Schicklerhaus schließt, aber etwas mehr Abwechslung hätte ich mir dann schon noch gewünscht.


    Hier nochmal der Entwurf:




    Bildquelle: MPP Meding Plan Projekt

  • Zu der Fassade will ich mir nur anhand der schematischen Renderings noch kein Urteil bilden - aber der schmale Gang zwischen Stadtbahnbögen und dem geplanten Hotel muss mit Leben gefüllt werden.


    In die Bögen und ins Erdgeschoss des Neubaus müssen dann unbedingt und schnell Läden/Gastronomie/Werkstätten oder sonstiges einziehen, sonst wird das ruck zuck ein dunkles, zugiges, ödes und unangenehm müffelndes Durchgangsurinal - so wie es am Bf. Zoo zwischen Stadtbahn und Motel One der Fall ist. Da noch nicht mal die Hälfte der Bögen am Alexa vermietet sind (falls da nicht in den letzten Wochen ein Wunder geschehen ist), seh' ich da ziemlich schwarz...

  • Bin weder Bauingenieur noch Architekt:
    Müssen denn diese Abstände zwischen Viadukt und Gebäuden zwingend sein? Aus Brandschutzgründen oder Fluchtweggründen z.B.? Warum baut man denn nicht direkt bis an die Bögen und bezieht diese gleich mit (in die Innenarchiktur in dem Fall) ein?

  • ^ Also ich weiß nicht, ob die Bögen denkmalgeschützt sind, auf die Erschütterungen, die man sich bei einer direkten Gebäudeverbindung einhandelt, würde ich als Hotelgast aber liebend gern verzichten. Ich denke mal, das wird einer der Hauptgründe sein.

  • Ich bezweifle sehr, dass man den Stadtbahn Viadukt irgendwie an- oder bebauen darf. Nicht aus baurechtlichen, sondern viel mehr aus denkmalschützerischen Gründen. Und das ist auch gut so. Abgesehen davon soll es ja ein Hotel werden und da macht sich der direkte Gleisanschluss nicht so toll. Ich find den geplanten Abstand schon ziemlich gewagt.

  • Wie jetzt - die bauen der Feuerwache einfach die Fenster zu?


    Dass sich in den S-Bahn-Bögen in naher Zukunft mehr Leben zeigen sollte, das kann ich mir ehrlich nicht vorstellen, vor allem auf der Seite des Hotelneubaus - das ist ja keine attraktive fußläufige Verbindung von irgendwo nach sonstwo. Also entweder das Hotel bringt da selbst Nutzungen unter oder es bleibt tot.


    Die monotone, langgestreckte Fassade... also normalerweise reizt mich so etwas ja überhaupt nicht. Aber dieser Fall weckt bei mir Assoziationen an 20er/30er Jahre Verwaltungs- oder Infrastrukturbauten, die ja oft mit Klinkerfassade gefertigt wurden. Nur fehlt diesem Entwurf irgendwie die nötige Würde dafür, so salamischeibenschmal, wie das werden soll.


    Am bedauerlichsten finde ich allerdings, dass die Chance verspielt wird, der traurigen Verkehrsschneise Stralauer Straße, die an dieser Stelle ja einen interessanten Dreiecksplatz zur Schicklerstraße hin bildet, eine anregende Belebung auf den Weg zu geben. Das Hotel wird zu dieser Seite hin ja offensichtlich nur die kalte Schulter zeigen...

  • Großer Jüdenhof

    Nach vielen Diskussionen ist die Grabung am Grußen Jüdenhof nun losgegangen. Der Hof galt bis zum 2. Weltkrieg ein Schmuckstück des Alten Berlins - die jüdische Bevölkerung ist schon mit den ersten Berliner Pogromen nach der Schwarzen Pest im Mittelalter vertrieben worden und wurde bei ihrer Wiederzulassung in Berlin im Kleinen Jüdenhof angesiedelt.


    Trotzdem vermuten Historiker unter den Gebäuden des 19. Jahrhunderts die Reste der Synagoge und vielleicht sogar einer Mikwe.


    Zu DDR-Zeiten wurde der Jüdenhof asphaltiert und Parkplatz für das Neue Stadthaus. Die 1936 bei der Sanierung (wieder)gepflanzte Akazie (Bild 1939) hielt bis 2003 durch - dann hat das Grünflächenamt den Im Zentrum des Jüdenhof stehenden Baum gefällt. Trotzdem zeigt er sich zäh (Bild 2). Das Pflaster von 1936 ist schon wieder aufgetaucht. Bald geht es in die Tiefe...


    http://www.abload.de/img/gjh1939tswm.jpg


    --------------------
    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
    Bato


    Der Große Jüdenhof nach der Sanierung 1936




    Der Große Jüdenhof zu Beginn der Ausgrabungen 2011

  • Kommt mit seiner nicht zu expressiven Form und in weiß ganz entspannt und unpratentiös daher.


    Viele Häuser werden nicht weiß verputzt und wirken doch unpratentiös. In einem Ensemble aus einem MFH und zwei Townhouses bietet sich an, dass diese Häuser sich untereinander unterscheiden. Es gibt sehr viele Farben, die dezent genug sind. Zum Beispiel das Nachbarhaus in hellrosa und dunkelgrau wirkt unpratentiös und bietet trotzdem Abwechslung. Es passt außerdem besser zur gepflasterten Straße und alter Laterne.

  • Entspannt & unprätentiös

    Kommt mit seiner nicht zu expressiven Form und in weiß ganz entspannt und unpratentiös daher.


    Was soll denn da "entspannt" oder gar "unprätentiös" sein? Das Ding hat doch null Bezug zu seinem Stadtraum (abgesehen vom historisch falschen Namen). Die Fassade könnte doch genauso in der Spandauer Vorstadt oder am Friedrichswerder stehen. Aus meiner Sicht orts- und geschichtsautistische Architektur aus der Kategorie "was ich schon immer mal bauen wollte und nur keinen Platz gefunden habe".

  • ..... Architektur aus der Kategorie "was ich schon immer mal bauen wollte und nur keinen Platz gefunden habe".


    Das ist doch das Ziel allen Strebens. Die große Verheißung für die all die Zwänge und Vergewaltigungen des sonstigen Alltags ertragen werden. Die Freiheit sich wenigstens einmal im Leben nicht anpassen zu müssen oder mit dem Vorgefundenen abfinden zu müssen sondern die eigenen Vorstellungen umsetzen zu können.

    Einmal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • Von daher kann ich die Rekonstruktionsversuche am Spittelmarkt, auf der Fischerinsel oder rund um den Molkenmarkt auch nur unterstützen - dass hier etwas getan werden muss ist klar, und dass es im Sinne der historisch gewachsenen Stadt gegen die Strukturen der klassischen Moderne getan werden sollte (für mich zumindest) auch.



    grunerstrasse/mühlendamm ist nunmal eine sehr wichtige verkehrsachse, die dort vorallem für flüssigen verkehr sorgt. soetwas kann man nicht einfach ignorant löschen sonst quälen sich bald autos durch historisch rekonstrukturierte, enge straßen.
    ich hab irgendwie fast den eindruck dass manche reko wollen ohne sich darüber gedanken zu machen ob das ganze auch für den städtischen individualverkehr verträglich ist.


    *schieb*
    Thematisch sicherlich hier besser aufgehoben.
    Bato

  • ^ Nun ja, wenn ich von Rekonstruktion spreche, dann meine ich die Pläne, die dazu im Gespräch sind, und die sehen nicht vor, dass die Straßen so schmal werden, wie sie im Mittelalter waren. Es bleiben nach wie vor große, mehrspurige Hauptverkehrsadern. Außerdem scheint mir der Wunsch, den Städtebau dem Individualverkehr unterzuordnen, ein wenig anachronistisch: Das ist doch genau die Vorstellung der 50er bis 70er Jahre, wonach eine Stadt in erster Linie autogerecht zu sein habe, die uns diese Stadtbrachen eingebrockt hat. Also: Auf Autofahrer Rücksicht zu nehmen ist sicher wichtig, aber man sollte den Verkehr der Stadt anpassen, nicht die Stadt dem Verkehr.

  • Du hast schon Recht damit, dass man die Stadt nicht in erster Linie autogerecht beplanen sollte, jedoch muss man dabei auch realistisch bleiben. Der Autoverkehr wird auch mit intensivem Ausbau des ÖPNV (wovon in Berlin auf Grund leerer Kassen derzeit nicht die Rede sein kann!) in den nächsten Jahrzehnten weiterhin vorhanden sein. Deshalb verstehe ich Flyn's Bedenken schon. Der Straßenzug Leipziger- Gertraudenstr. - Mühlendamm - Grunertstraße ist derzeit die EINZIGE Ost-West-Verbindung im Zentrum Berlins, die dem Verkehrsaufkommen einigermaßen gerecht wird. Das liegt zum einen an der Schließung des Brandenburger Tors und auch daran, dass sich der Ausbau der Invalidenstr. seit Jahren hinzieht. Französische und Behrenstr. sind sehr schmal und dem Verkehr zu Stoßzeiten kaum gewachsen. Und gerade der Verkehr von Ost nach West und umgekehrt ist in Berlin, auf Grund seiner zwei Hauptzentren von großer Bedeutung. Das zukünftige Nadelöhr am Molkenmarkt wird sicherlich Auswirkungen auf den Verkehrsfluss haben und Dauerstau wie auf der Friedrichstraße kann ja wohl auch nicht das Ziel sein.
    Das bedeutet nicht, dass ich grundsätzlich gegen die Umgestaltung dieses Straßenzuges bin (das Autobahn-ähnliche Erscheinungsbild im Bereich Fischerinsel/ Molkenmarkt wird wohl niemand anzweifeln), jedoch muss man auch die Konsequenzen bedenken. Man kann nicht einerseits alle Straßen verengen auf Grund der Annahme, dass der Individualverkehr abnehmen wird, und andererseits sämtliche Projekte des ÖPNV-Ausbaus auf Eis legen (U3 bzw. U10, Tram durch die Leipziger Str.).

  • ^ Völlig einverstanden: Straßen kann man nur rückbauen, wenn man gleichzeitig den ÖPNV ausbaut. Bleibt das aus, gibt's Chaos - so einfach ist das. Allerdings wird mit den Molkenmarktplänen die von Dir angesprochene Verbindung zur Grunertstraße auch nicht dichtgemacht, man muss nur einmal rechts abbiegen. Der Vorteil könnte sein, dass sich der Verkehr danach besser auf die (dann schmalere) Grunert- und die Liebknechtstraße verteilt, die durchs Brandenburger Tor unterbrochene Ost-West-Achse also wieder aufgenommen wird.


    Ich habe zuwenig Ahnung von Verkehrsplanung, als dass ich die Auswirkungen dieser Planung ernsthaft bewerten könnte - dass der Berliner Stadtverkehr aber nur dann vor dem Infarkt zu retten wäre, wenn die Molkenmarkt-Stadtautobahn so bleibt, wie sie ist (inklusive 20 Meter breitem Mittelstreifen), das mag ich dann doch nicht glauben.

  • Die Verschwenkung der Grunerstraße bei gleicher Verkehrskapazität ist doch längst beschlossene Sache. Nicht jede Stadtreparatur rekonstruiert gleich enge Gassen ;). Was die Gertraudenstraße ohnehin nie war. Die Breite dieser innerstädtischen Autobahn liegt nicht an der Zahl ihrer Spuren, vielmehr in der enormen Verschwendung durch Mittelstreifen, Abstandsgrün und überdimensionierte Gehwege.