Bebauung Berliner Friedhöfe (Senatsinitiative)

  • Was haltet ihr von der Senatsinitative? 37

    1. Wunderbar. So löst Berlin das Wohnungsproblem. (3) 8%
    2. Gut. Aber bitte behutsam von Fall zu Fall. (9) 24%
    3. Innerhalb des Stadtrings ja, ausserhalb nein. (4) 11%
    4. Die Schrebergärten sind das bessere Zielgebiet. (20) 54%
    5. Berlin hat genug andere Potenziale. (10) 27%
    6. Kommt eh nicht, weil es politisch nicht durchsetzbar ist. (3) 8%

    Bebauung Berliner Friedhöfe (Senatsinitiative)

    Neues aus dem Senat: Als Retourk.... äh... Reaktion auf die "Abstimmungspleite" Tempelhof hat der Senat (Quelle vertrauliches Papier Senatskanzlei über heutige Senatsklausur) tatsächlich vor, langfristig bis zu 86 der 193 Friedhöfe zu bebauen. Das entspricht auffallend genau der Zahl, die landeseigen sind: Siehe Informationsseite Friedhöfe Stadtenwicklung. Das wird sicherlich ein ziemlich langes Thema werden hier.


    Quellen:


    http://www.bild.de/regional/be…werden-36639806.bild.html Schlagzeile "Wohnen auf Toten"
    http://www.bz-berlin.de/berlin…hnungsbau-auf-friedhoefen Schlagzeile "Berlin plant Wohnungsbau auf Friedhöfen"
    Falls schon in einem anderen Strang dahin schieben. Ich glaub es lohnt aber ein eigener Thread.

    Einmal editiert, zuletzt von libero ()

  • Die Schrebergärten sind meiner Ansicht nach in der Tat das bessere Ziel.


    Friedhöfe sind gleichzeitig auch Ruhestätten und Orte der Besinnung für die gesammte Bevölkerung. Schrebergärten dagegen sind Priviligierten vorbehalten und geschlossen, dies sollte der Senat in keinster Weise fördern, da hier kostbares Bauland subventioniert wird und dafür indirekt die Allgemeinheit zahlt.

  • Da sich hier ja die Mehrheit auf moderate Durchführung plus Schrebergärten einschießt, werd ich mal ne Karte mit den Bereichen anlegen, in denen a) Friedhöfe im Landeseigentum angrenzen zu b) Schrebergärten (soweit ich mitbekommen hab, verlängert die Stadt ja eh zur Zeit nicht die Pachtverträge, ich recherchier nochmal). Daraus ergeben sich aber im ersten Überblick schon drei große innerstädtische Zielgebiete: Tempelhof/Hasenheide (Tempelhof), Michelangelostrasse/Volkspark Prenzlauer Berg (Prenzlauer Berg) und Garten/Bergstraße (Mitte/Wedding)...

  • Ich bin grundsätzlich dafür. Die meisten Friedhöfe lagen weit außerhalb der Stadt als sie angelegt wurden und wurden quasi von der Stadt umwuchert.


    Sie bilden oft in lebendigen Vierteln seltsame Barrieren und sind für das eigentliche Stadtleben eine Barriere. Innerhalb der inneren Stadt sollte man durch aus überlegen einige davon aufzugeben.


    Trotzdem haben viele Friedhöfe ja auch richtige Monumente und Architekturdenkmale zu bieten und manche sind so schön, dass ich selbst mich manchmal einfach gerne auf eine Bank dort drin setze und die Natur genieße.


    Es sollte also von Fall zu Fall entschieden werden und Rücksicht auf bedeutende Grabmäler genommen werden. Aber ich halte es sowieso für ausgeschlossen dass etwas anderes geschehen könnte.


    Was Schrebergärten betrifft bin ich ohnehin der Meinung dass sie in der kompakten inneren Stadt wenig zu suchen haben.

  • Ich empfehle den "Friedhofs-Hochbau". Wenn man die Friedhöfe (Gräber) übereinandergestapelt in Hochhausform errichten würde, ließen sich schnell mehrere "Hochhäuser" über 150 m errichten, z. B. am Alexanderplatz, Kudamm o.ä., so dass einige schöne Cluster zu erreichen wären, die z. B. Frankfurt in nix nachständen :lach:, wenn mir dieser kleine ironische Einschub erlaubt ist.

  • Dagegen...aber sowas von...warum, naja...das kann man aus meinem Profil herauslesen. Manches ist eben nicht nur Klischee.

  • Da will ich mal auf den Versuch der Evangelischen Kirche aus dem Jahr 2008 hinweisen, ein Friedhofsgelände an der Heinrich-Roller-Straße im Prenzlauer Berg zu Bauland umzuwidmen. Gegen dieses Vorhaben gab es dermaßen massive Proteste, dass die Pläne aufgegeben werden mussten. Heute ist das Gelände ein sehr angenehmer Friedhofspark. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Akzeptanz von Friedhofsbebauungen seitdem zugenommen hat.


    http://www.morgenpost.de/bezir…ne-fuer-Friedhof-auf.html

  • Ich denke, dass Klarenbach grundsätzlich recht hat. Es wird aller Voraussicht nach massiven Widerstand geben. Ob sich der Senat damit also unbedingt einen Gefallen getan hat, glaube ich eher nicht.


    Andererseits kann ich Wunderknabes Ausführungen auch nachvollziehen. Nur hat eben der Friedhof eine besondere Tradition in unserer Kultur. Nur weil sie mal am Stadtrand lagen und dann mehr oder weniger organisch "umwuchert" wurden, heißt das ja noch nicht, dass sie überbaut werden müssen. Als wirkliche Barriere habe ich jedenfalls bisher noch keinen Friedhof empfunden. Man kommt auch so überall hin und manchmal gehe ich auch gerne in einen rein.

  • absurde Idee

    ... total pietätlos, dieser Senat oder besser Teile des Senat. Friedhöfe sind Orte der Besinnung, des Gedenken an unsere Vorfahren und von allergrößtem kulturhistorischem Wert. Viele alte Friedhofsanlagen sind zudem wahre Prachtstücke, z.B. der alte Matthäus Kirchhof in Schöneberg, nur gut 100m von meinem Wohnort entfernt.


    Es gibt soviel ungenutztes Land in Berlin, am Südkreuz / am Rand des Südparkgelände, entlang des Adlergestell, in Spandau Schulenburgstraße usw.
    Irgendwie geht diesem Senat die Vernunft abhanden, anders sind solche Schnappsideen m.E. nicht zu erklären.

  • Mal off Topic: Die Prozentzahlen bei der Umfrage sind offenbar falsch berechnet. So wären es zusammengerechnet über 100% (gut 130%).

  • ... total pietätlos, dieser Senat oder besser Teile des Senat. Friedhöfe sind Orte der Besinnung, des Gedenken an unsere Vorfahren und von allergrößtem kulturhistorischem Wert.


    Üblicherweise werden Grabstätten für eine bestimmte Zeit gemietet und nach Ablauf der Zeit planiert und für neue Gräber bereit gehalten. Heute lassen sich viele Verstorbene verbrennen und für Urnen wird nur wenig Platz gebraucht. Andere lassen sich anonym bestatten oder wählen einen Friedwald oder Seebestattung u.ä.


    Deswegen ist auf den meisten Friedhöfen jetzt reichlich Platz. In Großstädten gibt es allerdings die Besonderheit der Gräber von Prominenten oder sehr reichen Familien deren aufwändigere Grabstätten nicht regelmäßig planiert werden. Da müssten dann gegebenenfalls Umbettungen gemacht werden.


    Allerdings glaube ich auch, dass es immer noch zu viele religiös konservative Berliner gibt so, dass sich der Plan nur schwer realisieren lassen wird. Allenfalls Teile von Friedhöfen die derzeit ohnehin nur ungenutzte Wiesen sind könnten vielleicht abgetrennt und bebaut werden.

  • ... total pietätlos, dieser Senat oder besser Teile des Senat. Friedhöfe sind Orte der [...]


    Die Umwidmung/Aufgabe von Friedhöfen/Grabstätten ist aber keine Erfindung des Berliner Senats, sondern gängige Praxis in der Siedlungsgeschichte des Menschen.


    Außerdem schwindet der Bedarf an Gräberfläche durch den straken Zuwachs an Feuerbestattungen bzw. anonymen Bestattungen.


    Zur Bebauung: ich denke auch, dass man die Einzelfälle betrachten muss. Es gibt Friedhöfe, die schlichtweg schön oder aus irgendeinem anderen besonderen Grund erhaltenswert sind. Oft wurden aus aufgegebenen Friedhöfen wunderschöne kleine Parks. Größere Friedhöfe könnte man in Teilen bebauen und andere Teile zu Parks umwidmen. Gerade die in Berlin relativ gleichmäßige Verteilung der Friedhöfe über die Stadt ermöglicht es mehrere, kleine effizient verteilte und öffentlich zugängliche Grünflächen zu schaffen.
    (Zumindest da, wo es einen Mangel an Grünflächen gibt.)

  • ... ein Friedhof ist mehr als eine Wiese, es ist ein Kulturgut. Sonst könnte man auch ungenutzte bzw. nicht ausgelastete Gotteshäuser abreißen und die Grundstücke bebauen. Solange es genügend andere Alternativen gibt und man krampfhaft an der Traufhöhe festhält, solange muss kein Friedhof bebaut werden.

  • Heute in der U-Bahn haben die Leute auch verwundert auf den Bildschirm geguckt, als diese Meldung angezeigt wurde. Ich denke der Senat will die Leute damit auch für das Thema sensibilisieren bzw. gewinnen.


    Man will wohl den Leuten damit auch zeigen, dass man nicht überall gegen Veränderungen demonstrieren kann und sollte, da diese Stadt nunmal wächst und Neubau braucht.


    Ich kenne auch zahlreiche Flächen, die für Wohnungsbau geeignet wären. z.b. entlang der Osloer Straße sind auch einige Schrebergärten, die nur wenige Meter von einer U-Bahn Station mit zwei U-Bahn Linien liegen.


    Allein die Strecke entlang könnten hunderte, wenn nicht über tausend Wohnungen entstehen. Die vorhandene Infrastruktur würde hier Neubauten optimal anbinden. Aber auch im Weißensee entlang der Ostseestraße wäre z.b. viel, viel Platz, etc.


    Ich sehe viele Friedhöfe auch als Grünanlagen und diese sollten geschützt werden und nur teilweise behutsam für Neubauten frei gegeben werden. Hier muss ich Kleist zustimmen, dass es ein Armutszeugnis wäre, wenn man bei soviel Potential bereits jetzt den Friedhöfen an den Kragen will.

  • ^^
    Nicht ausgelastete Gotteshäuser können aus meiner Sicht ruhig abgerissen werden. Außer sie sind besonders schön oder erfüllen in ihrer bestehende Form einen besonderen Zweck.
    Aber auch hier: das ist doch bereits gängige Praxis.

  • Für dich hat Kultur und Identität wohl keinen Cent Wert, würdest du auch die Museumsinsel für ein paar Wohnblöcke planieren, oder wie? :confused:

  • Naja, für mich ist Religion vor allem Lug und Trug und unter anderem deshalb würde ich es nicht gern sehen wenn der Staat zunehmend für den Erhalt der Kirchengebäude aufkommen müsste. Da ist eine Umnutzung oder eben auch der Abriss die finanziell günstigere Lösung. Es gibt ja auch so viele Kirchen, dass in jedem Fall noch genug Anschauungsbeispiele übrig bleiben werden.

  • Die Bebauung sowohl aufgelassener Friedhöfe als auch Kleingartenkolonien sehe ich skeptisch. Dass Schrebergärten den Priviligierten vorbehalten sind, ist schlichtweg falsch. Sie dienten von jeher denen, die in innerstädtischen Wohnungen leben und dort wenig bis gar kein Grün haben. Die wenigsten Kleingartenpächter wohnen in einem Eigenheim mit Garten oder einer Edelwohnung wie Kolle Belle usw. Wenn man mal am Wochenende durch so eine Kleingartenkolonie schlendert, wenn die Pächter alle in ihren Gärten sitzen, merkt man sehr schnell, dass es sich nicht gerade um die High Society handelt, sondern meist um einfache "Kleinbürger". Davon abgesehen sind diese Kolonien trotz ihrer gewissen Spießigkeit wertvolle Grünflächen, die zudem öffentlich zugänglich sind. Oft stehen an den Eingängen sogar Übersichtstafeln mit einem Lageplan und dem (etwas übertriebenen) Aufruf: "Wandern durch die Kleingartenkolonie xy". Ich finde es immer durchaus lustig und interessant, dort mal spazierenzugehen und die Vielfalt an neckischen Gartenzwergen und Rabattendekorationen zu bewundern. ;) Jedem das seine.


    Zu den ehem. Friedhöfen wurde ja bereits genug gesagt, auch ich empfinde sie als Orte der Ruhe, des Gedenkens und der Würde, auch wenn dort keine neuen Beisetzungen mehr stattfinden.


    Natürlich kann man im Einzelfall über eine Bebauung diskutieren, als Allheilmittel zur Linderung des (oft übertrieben dargestellten) Wohnungsmangels sollten sie aber nicht herhalten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Backstein () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Ich halte eine Reduzierung der Kleingärtenanlagen für angebracht.
    Man darf ja nicht vergessen, dass diese Flächen in Berlin relativ gross sind.


    Dies hat sich natürlich entwickelt in den langen Jahren, als Westberlin ein Inseldasein führte und für die Anwohner nur beschränkte Möglichkeiten der Naherholung im Umland gab.
    Dies ist ja nun nicht mehr der Fall und von daher denke ich, dass man dementsprechend diese Flächen neu bewerten sollte.


    Die Frage wird eher sein, ob es sich um Flächen handelt auf denen auch investiert werden wird, da es sich nicht immer um attraktive Flächen handelt, sie liegen meist abseits oder zwischen lauten Bahnanlagen, nahe an Stadtautobahen oder nahe von Gewerbegebieten.


    Die Frage ob es sozialer ist, jemanden, der wenig verdient seinen eigenen Garten für einen kleinen Obulus zur Verfügung zu stellen oder Wohnraum für die Allgemeinheit zu schaffen, wird sicherlich zu erheblichen Differenzen führen. Die Kleingärtner sehen nachvollziehbarerweise natürlich nur die Renditeinteressen der Investoren während diese - und meistens auch der Bezirk, wenn er denn Eigentümer des Landes ist - Ihre Rolle als Investoren für den vielzitierten bezahlbaren Wohnraum darstellen.


    Es wird ein erbitterter Kampf um jede Parzelle, soviel lässt sich mit Sicherheit sagen.