Rosengärten | Württembergische Straße 41-48 [realisiert]

  • Fünf Wochen nach dem letzten Update durch Backstein fallen die ersten Gerüste. Impressionen von der Baustelle:




    Richtung Süden stehen die Gerüste noch:



    Württembergische Ecke Düsseldorfer Straße:



    Es folgt noch ein Foto auf die rückwertige Bebauung:


  • Aus meiner Sicht ein enttäuschendes Ergebnis. Die Fassaden kommen auf den Bildern viel weniger hochwertig und elegant rüber als ich es bei einem Projekt mit - für Berliner Verhältnisse - hohen Preisen erwartet hätte. Gerade bei der gelblichen Fassade. Der zurückspringende Mittelteil ist meines Erachtens im Hinblick auf die Kollonnadenreihe auch nicht ohne Risiko - wenn man nicht gerade Russenklischees als Käufer im Sinn hat.

  • ^Ich hätte auf Patzschke getippt, dem ist anscheinend auch so: https://www.berlin.de/ba-charl…20120417.1155.368860.html


    Die Fassaden zur Straße hin sind eigentlich ganz okay, finde ich, aber dieser Risalit mit der Pseudo-Toskana-Säulenordnung? Puh... Auch die Materialien sehen nicht besonders hochwertig aus (sind das Plastikfenster?). Ist mir bei dem letzten Patzschke-Bau in der Saarbrücker Straße auch schon aufgefallen. Da wirken die Bauten von Nöfer irgendwie insgesamt stimmiger und eleganter.


    Ist das nun eigentlich Neo-Historismus oder wie nennt man diese Architektur? Investoren-Blingbling? :D

  • Ich kann die nur zustimmen. Der Säulenquatsch ist aber sicher von Arno Bonanni.


    Neo-Historismus passt ganz gut, wobei der H. viel stimmiger war als diese wüste Deko. Patzschke und Bonanni sind ja beide aus der ersten Generation der Nachkriegstraditionisten - da sind Nöfer, Höhne etc. einfach eine andere Qualitätsstufe. B. ist aus meiner Sicht auch noch den Postmodernen zuzurechnen. Wenn man weiss, dass das auch noch alles in Styropor ausgeführt wurde und in 20 Jahren alles wieder runter muss (und niemand heute sagen kann, ob die künftige Hauseigentümergemeinschaft diese Fassadensanierung mit den Ursprungsarchitekten - so sie dann noch tätig sind - betreibt) bröckelt der Anspruch einer wertigen Wohnanlage doch heftig.

  • ich kann nur meine eigene nachricht #38 vom 6.5.2012 zitieren:


    „was soll das sein? sozialistischer realismus à la karl-marx-allee? was für eine geschmackliche entgleisung. manchmal möchte man wirklich verzweifeln... “


    ich meine diesen säulenehrenhof.

    Einmal editiert, zuletzt von ARCADIEN ()

  • ^
    Also jetzt schlägt's 13. Dieses abgründig missratene Zitat in Verwandtschaft mit der ehemaligen Stalinallee zu bringen, kann doch kein Mensch ernst meinen, der sich ein bisschen mit Architektur beschäftigt. Das Bemühen einiger ostdeutschen Nachkriegsarchitekten um Findung einer deutschen Architektursprache, die sich auf deutschen Klassizismus bezieht, mag im politisch beeinflussten Ergebnis zweifelhaft wirken.
    Dabei aber auch noch von 'Realismus' zu sprechen, lässt mir vor Kopfschütteln ganz schwindelig werden. Arkadien,:nono: war dein Beitrag nur ein unüberlegter Schnellschuss, bei dem du alles durcheinander gebracht hast, weil du in Gedanken woanders warst?
    Vielleicht sollten wir hier im Forum auch im Angesicht von vulgärem Fertigbauklassizismus für Billigfincas an spanischen Autobahnen nicht ganz den Kopf verlieren.


    Bitte nur zitieren wenn es Sinn macht. Danke.
    Bato

  • @Georges Henri


    du hast recht. ich weiss wo ich da gerade in gedanken war ... beim einzigen modernen beispiel, das ich für ausgesprochen gelungen halte, in berlin, das säulen verwendet in einer solchen stringenz und ästhetik, dass es mich schier umhaut. der walter benjamin platz in charlottenburg auch besser bekannt unter leibnitz arkaden von hans kollhoff und helga timmermann. und es handelt sich hier ebenfalls um wohnbebauung. und... es ist auch ein sehr gelungenes beispiel für eine platzgestaltung.
    dagegen wirkt dieser ”ehrenhof” hier mit seinen merkwürdigen säulenordnungen wie der griff in eine schlechte filmkulisse.


    wer also etwas wirklich gutes sehen möchte, siehe hier :)


    http://www.berlin.de/imperia/m…r-benjamin/100813_032.jpg
    http://www.berlin.de/imperia/m…r-benjamin/100813_039.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von ARCADIEN ()

  • Ich finde, dass hier zu hart geurteilt wird. Ein bisschen Säulenkitsch darf auch mal sein. Ich kann hier nur subjektiv argumentieren: ich schaue da eigentlich gerne hin. Mal was anderes als die üblichen Glattfassaden. Viel schlimmer wäre es doch, wenn es schlecht proportioniert wäre. Das ist aber hier nicht der Fall.
    Die ganze Polemik erinnert mich ein bisschen an die jahrzehntelangen Hundertwasser-Diskussionen. Sicherlich ist das Kitsch. Aber es soll ja auch nicht die ganze Stadt so aussehen. Hier und da setzt es eben einen eindrucksvollen, eigentlich mutigen Akzent. Die Magdeburger "Grüne Zitadelle", mitten im Zentrum, hat mich endgültig davon überzeugt. Ich glaube, dass man in 100 Jahren diese Häuser mögen wird, so wie eben auch die Patzschkes und so, wie wir heute den Historismus mit seinen Säulchen und Schnörkeln lieben und anerkennen.

  • ^^
    Ich verstehe nicht, warum die nackten Säulen der leibnitz arkaden besser sein sollen, als der "Säulenkitsch" - können wir keine schönen Dinge mehr haben?

  • @Arcadien: Ich gebe dir Recht, dass man sich beim Walter-Benjamin-Platz, anders als bei der Württembergischen, erkennbar an einem tradierten Gefühl für Proportionen orientiert hat und dabei bewusst etwas Aktuelles geschaffen hat. (Auch wenn mir der falsche Begriff der Arkaden in Anbetracht von Kolonnaden wehtut.) Zudem kannte Kollhoff seinen Schinkel offensichtlich genauso gut wie viele, die in den 50er Jahren in Ost-Berlin gebaut haben.
    Bei der Württembergischen Straße hingegen verwendet man völlig unbefangen Stützen, die der Säule noch näher kommen (zwar immer noch ohne Kapitell, aber mit Basis aus Wulst und Kehle und mit Plinthen etc.). Aber diese Zitate kommen nicht als Zitat daher, sondern werden 1 zu 1 verwendet, ohne dass der Kontext stimmt oder aber bewusst eine neue Sprache geschaffen wird. Das ist wohl das unerträglich Vulgäre daran, was so Gott sei Dank in Deutschland bisher nicht leicht zu finden ist. Denn der proportionale Zusammenhang in der Fassade ist ja keineswegs kunstgeschichtlich ableitbar oder irgendwie klassisch. Er ist einfach unbeholfen und verschiebt die Maßstäbe entsprechend der zu generierenden Innenraumgrößen.


    Vielleicht tröstet es, dass es seit der Renaissance eigentlich immer wieder einmal Beispiele gab, bei denen sich Architekten an tradiertem Vokabular versucht haben und aufs Bösesten gescheitert sind. Das wird ja auch bei bestimmten Gründerzeitbauten gerne mal übersehen, wenn sie eigentlich von grotesker Abscheulichkeit sind, nur weil sie die wohltuende Patina des Alten angesammelt haben.

    3 Mal editiert, zuletzt von Georges Henri ()

  • Ich finde diese Säulen zwar nicht das Nonplusultra, aber auch nicht so dramatisch. Zudem sollten wir erst mal abwarten, wie es im fertigen Zustand aussieht.


    Es ist halt der Zeitgeschmack (über den man trefflich diskutieren kann), wir er bei den meisten neuen Wohnanlagen im gehobenen Preissegment anzutreffen ist: Moderne schicke Wohnungen mit halbwegs gediegen wirkenden Fassaden, die mit mehr oder weniger gelungenen historisierende Deko-Elemente versehen werden. (Letztere in der Regel aus Styropor geschnitzt.) Französische Fenster sind dabei heute Standard (ich persönlich mag sie nicht), hinzu kommen mal gerundete Balkone, mal Ziergitter, Simse, Stuckandeutungen, oder halt Säulen. Oft kommt dabei ein wenig strigenter Stilmix raus, manchmal wird es gar kitschig oder sogar peinlich. Aber sowas verkauft sich nun mal gut und daher wird's immer wieder gebaut.


    Speziell die ersten beiden Bilder von RianMa zeigen ganz normale unspektakuläre Fassaden, wie sie heutzutage allüberall bei vergleichbaren Projekten entstehen (z. B. in Mitte in der Gartenstraße, Moabit Bundesratufer usw. usw.)


    Kann man ja auch mit leben. Mich stört eher, dass solche Wohnanlagen, wenn sie denn wie hier einen halben oder ganzen Block einnehmen, nachher oft recht steril und leblos sind oder zumindest wirken. Meistens gibt es kaum oder gar keine Läden/Cafés in den EGs, die Höfe/Gärten/Grünflächen werden pflegeleicht und aseptisch gestaltet und von einer Firma gepflegt, da die neuen Bewohner oft sehr busy sind und keine Lust zur Gartenarbeit haben...


    Naja, mal gucken, wie es bei den Rosengärten wird.

  • aktueller Baufortschritt

    Einige der Häuser gefallen mir recht gut,allen voran das Haus im folgenden Bild.Es bildet den südwestlichen Abschluß des Ensembles und wirkt auf mich recht gefällig.





    Die Rückseite des Ensembles zeigt in Richtung Westen,leicht nordwestlich.




    An der Württembergischen Straße ist in die schmale Baulücke zwischen Neu und Bestandsbau noch ein Haus nachträglich hineingequetscht worden,so dass die Front geschlossen ist.







    Der IMHO kitschige Mittelbau



    eigene Bilder,gemeinfrei

  • Wenn man weiss, dass das auch noch alles in Styropor ausgeführt wurde und in 20 Jahren alles wieder runter muss (und niemand heute sagen kann, ob die künftige Hauseigentümergemeinschaft diese Fassadensanierung mit den Ursprungsarchitekten - so sie dann noch tätig sind - betreibt) bröckelt der Anspruch einer wertigen Wohnanlage doch heftig.


    Wenn man weiß, dass die Säulen aus einem hochwertigem Dyckerhoff-Weißzement und gewaschenem, korngestuftem Quarzsand bestehen, dann braucht sich die künftige Hauseigentümergemeinschaft bezüglich der Fassadensanierung wohl keine Sorgen zu machen. Der absolut frostsichere und witterungsbeständige Weißbeton sollte Langlebigkeit und zudem eine porenfreie, geschlossene, sowie 100% glatte Oberfläche garantieren. Da bröckelt dann auch kein Anspruch und im Zweifel reicht dann einfach ein neuer Anstrich in 20 Jahren.


    Ansonsten finde ich die gezeigten Fotos zu dem gesamten Gebäude-Ensemble gefälliger und abwechslungsreicher, als es die hier zum Teil in emotionaler Art vorgetragenen Kommentare vermuten lassen.

  • Vor echtem "Dyckerhoff-Weißbeton" habe ich natürlich Respekt. An dem läuft das Wasser sicher anders herunten als an jedem anderen Material.
    Aber mal im Ernst, wie wird denn unter dem "gewaschenen, korngestuften Quarzsand" gedämmt?


    Edit 29.11.2012: habe mir die Baustelle heute einmal angesehen. Die Fassaden sind alle klassisch mit Styropor gedämmt. Da wird in 20 Jahren kein einfacher Ansptrich reichen...

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • Im mittleren Teil, also zu dem neu angelegten Vorhof, ist auf jeden Fall schon die nördliche Ecke ohne Gerüst zu sehen. Vor ein paar Tagen waren die anderen noch hinter Planen versteckt, soweit ich das gesehen habe. Es kann sein, dass mittlerweile noch mehr abgerüstet worden ist. Wie es weiter Richtung Süden aussieht, weiß ich leider nicht genau, weil ich vom Olivaer Platz nur kurz die Straße runtergeschaut habe.

  • Es geht voran, an einem Gebäudeteil stehen noch Gerüste. Hier einige aktuelle Fotos, manches war auf Kleists Bildern vom November schon ausgepackt zu sehen.


    Zunächst die Düsseldorfer Straße:



    Blick in die Höfe:



    Dort entsteht eine neckische Pergola:




    Die Ecke zur Württembergischen Straße:




    Württembergische Straße:



    Der "Säulenhof", hier stehen immer noch Gerüste:






    Zur Württembergischen Straße werden auch Vorgärten angelegt. Hier wurden auch schon Wohnungen bezogen:


    2 Mal editiert, zuletzt von Backstein () aus folgendem Grund: Württembergische, nicht Sächsische Str. :-) Danke für den Hinweis!

  • Wow, das sind echt tolle Häuser. Das ist dieser "Neue Berliner Stil": Klassische Stilelemente verschiedener Epochen in moderner Sachlichkeit. Gerne mehr davon :daumen: