C++ - das Chemnitzer Stadtgespräch

  • In der nächsten Stadtratssitzung wird ein Nutzungskonzept für die Schlossteichinsel zur Abstimmung gestellt werden (Beschlussvorlage). Dieses sieht im Wesentlichen folgendes vor:


    • Nutzung des Schlossteichpavillons als Kleinkunstbühne
    • Nutzung des Schlossteichpavillons für kleinere Feiern
    • Grillplatz/Installation fester Grills, um nicht mehr das ganze Areal durch Verschmutzungen beeinträchtigen zu lassen
    • Bereitstellung eines Sanitär- und Kleinküchenbereiches für vorgenannte Kleinveranstaltungen (wohl eher durch Fläche zur Aufstellung einer temporären, mobilen Anlage als festes Gebäude). Eine Anbindung der Insel an das Wasser- bzw. Abwassernetz "muss hinterfragt werden".
    • drei- bis siebentägiger Reinigungs- und Papierkorbentleerungsturnus pro Woche
    • partielle Neuverlegung bzw. Neuverfugung der Natursteinbeläge auf dem Festplatz in 2018
    • Erneuerung des Spielplatzes (2019/2020)


    Die Einrichtung einer gastronomischen Einrichtung auf der Schlossteichinsel gegenwärtig nicht weiter verfolgt wird. Stattdessen wird auf eine Reaktivierung der historisch an der Promenadenstraße vorhanden gewesenen gastronomischen Einrichtung und eine Weiterentwicklung des Gebäudekomplexes der Bootsausleihstation orientiert.

  • Schloßteich(insel)

    In der nächsten Stadtratssitzung wird ein Nutzungskonzept für die Schlossteichinsel zur Abstimmung gestellt werden (Beschlussvorlage).


    Die Einrichtung einer gastronomischen Einrichtung auf der Schlossteichinsel gegenwärtig nicht weiter verfolgt wird. Stattdessen wird auf eine Reaktivierung der historisch an der Promenadenstraße vorhanden gewesenen gastronomischen Einrichtung und eine Weiterentwicklung des Gebäudekomplexes der Bootsausleihstation orientiert.


    Das klingt sehr vernünftig – nicht nur auf das sehen, was neu angelegt werden könnte, (und ggf. den Bestand vergammelnd liegen zu lassen), sondern auch schauen, was mit vorhandenen Anlagen gemacht werden könnte und wie sich ein sinnvolles Ganzes ergibt.


    Wenn es um die Schloßteichinsel geht, kommt mir übrigens vor allem der Bau der dritten Brücke in den Sinn. In der Gesamtanlage schon vorgezeichnet, würde ihr Dasein dazu helfen, den westlichen Park als Teil des Ganzen zu reaktivieren.

  • Die Angst vor Normalität

    Ich bin heute über seine sehr interessante Kolumne gestolpert die ich mit euch teilen wollte:


    Jede Stadt eine Marke


    Interessant finde ich vor allem, dass das generell eine weitgreifende Entwicklung ist - sowohl im Marketing als auch in der Gesellschaft ganz allgemein.


    Ich empfinde häufig stadtpolitische Themen genau von diesem Wahn geprägt - man vergleicht sich immer wieder mit anderen Städten, "kopiert" sich die besten Ideen und setzt diese halbherzig um. Es ist aus meiner Sicht nicht nur eine Angst vor der Normalität - sondern gleichfalls auch Angst vor der eigenen Identität: "Was, wenn unsere Besonderheit im Vergleich mit anderen Städten keine ist?" Manchmal hat man den Eindruck man stehe unter einem Handlungszwang - dabei wäre es an vielen Stellen aus meiner Sicht sehr viel sinnvoller Dinge einfach mal "laufen zu lassen" anstatt ständig daran herumzudoktern...


    Das soll jetzt keine Diskussion über den Titel "Stadt der Moderne" eröffnen, ich persönlich finde den Titel in Ordnung. Aber ich finde es eben interessant, dass dieser "Trend der Besonderheiten" sich sehr weit fortsetzt. Inwiefern dieser "Konkurrenzkampf" sinnvoll ist muss wohl jeder selbst für sich entscheiden.

  • ^Die Kulturhauptstadtbewerbung sehe ich auch als Auswuchs dieses Trends. Bisher kann ich weder einen Grund noch ein klares Konzept erkennen, aber man zieht das jetzt trotz meines Erachtens komplett fehlender Resonsanz in der Stadt durch, weil man unbedingt auf sich aufmerksam machen will. 2017 hat man schon 247.500 Euro ausgegeben, 2018 werden es weitere 250.000 Euro (siehe hier). Wenn man das Geld in die freie Kunstszene gesteckt hätte, wäre der Ertrag sicherlich wesentlich höher (wobei das an vielen anderen Stellen sicherlich auch besser verwendet werden könnte).

  • ^^ Danke für diesen interessanten Aspekt, der freilich schon bekannt ist.
    Man braucht es nicht überzubewerten, natürlich ist es eine "kapitalistische Kulturentwicklung", so der Artikel, es geht ja letztlich um Chancen, jedoch sehe ich es ebenso bzw gar vielmehr als banale Folge heutiger Reizüberflutungszustände, die nunmal zu schnelllebiger Oberflächenrezeption führ(t)en und folglich lauteres Klappern erfordern (eben des "Besonderen"). Schon ein erster Kommentar zum Artikel macht aber zu Recht darauf aufmerksam, daß derlei Slogans auch für eine Wirkung nach Innen stehen, also die jeweilige Stadtgesellschaft festigen sollen. Beides, die Wirkung nach Aussen (Werbung) wie auch nach Innen (Identität) halte ich angesichts der meisten, aus teils lächerlicher Marketingstube gekrochenen Attribute für gering, aber da kann ich mich ggf auch täuschen.


    Für Chemnitz liegen die Dinge doch auf der Hand und sind mE zudem recht einfach:
    - Weiterbestand des offiziellen Slogans der "Stadt der Moderne", welcher jedoch nur einen Teil der Stadt ausmacht.
    aber eben auch und nicht zu vergessen (ich wiederhole mich):
    - weitergehende Anstrengungen zur Rettung und Innutzungsetzung noch bedrohter Industriedenkmäler und wertiger Altgewerbebauten soweit als irgend möglich.
    Folgend eine Konzeptionierung zur v.a. touristischen, aber auch sonstigen "Erschließung". Aufbau einer Marke als zB "Stadt der Industriegeschichte - Sächs. Manchester" oder dgl.
    - Weitertreiben der Stadtsanierung, Stabilisierung der Quartiere und dann Bewerben des ausserordentlichen Gründerzeitgürtels.


    soll heissen: nur "Stadt der Moderne" gereicht doch hinten und vorne nicht. Eine zB Dreifaltigkeit der drei Hauptattribute der Stadt sollte im Falle Chemnitzens vermarktet werden. Das Industriedenkmäler- und Gründerzeitpotenzial muß ebenso wahrgenommen werden. Dazu sind aber noch etwaige zusätzliche Anstrengungen nötig, welche wiederum vom Wollen in Politik, Verwaltung und auch Bürgerschaft abhängen. Warum sollte es als konkretes Beispiel nicht eine hinbringende (touristische) Buslinie geben, welche eine konzeptionierte Abfolge zahlreicher Highlights in zB einer Ringlinienform abdeckt?


    Soweit meine Idee. Ich gebe ab an die wirklichen Kenner vor Ort.

  • Es ist einfach ein Kampf um Aufmerksamkeit. Viele Wirtschaftszweige sind heute lokal ungebunden. Ein Softwareunternehmen kann prinzipiell überall sitzen, wo es schnelles Internet gibt. Auch produzierendes Gewerbe ist kaum noch an lokale Begebenheiten gebunden, dementsprechend müssen sich Städte immer wieder als Standort ins Gespräch bringen. Ein griffiger Beiname ist da hilfreich. Ähnlich ist es ja auch mit diesen seit einigen Jahren verbreiteten "Werbelogos" von Städten.
    Bei kleineren Städten würde ich schon sagen, dass es einen identitätsstiftenden Charakter hat. Oftmals sind es ja gerade Traditionsverbände oder ähnliches, die den Stein erst ins Rollen bringen. Davon abgesehen sind diese Zunamen und Zuschreibungen natürlich ein lange bekanntes Phänomen, das durchaus auch propagandistisch inszeniert wurde. Ich denke da spontan an die "Reichsmessestadt" Leipzig oder an die "Stadt der Reichsparteitage" Nürnberg im NS, die "Stadt des Schwermaschinenbaus" Magdeburg oder an die "Wilhelm-Pieck-Stadt"-Guben in der DDR.

  • Wie eine erfolgreiche Image-Kampagne in einer sächsischen Kleinstadt aussehen kann, zeigen mE die Allstars aus Döbeln, auch wenn es besser gewesen wäre, den Song mit einer gewissen Ironie zu unterstreichen. Zumindest besser als das, was hiesige Amtsstuben für teuer Geld in Zusammenarbeit mit Marketingfirmen auf die Beine stellen. Und identitätsstiftende Aussagen und Bilder beinhaltet der Song ebenso, mal ganz ohne Klöppelkunst, Räuchermänner, bierselige Heimatfolklore oder Riesenstiefel, was auf junge Leute, die die sächsische Provinz eigentlich so dringend braucht, abschreckend wirkt.


    Döbeln City - Perle meiner Heimat

  • ^Naja, die Döbelner Masters of Ceremony haben meines Erachtens nicht so den tighten Swag, der die Hipster flasht. Trotzdem könnte man die Idee aufgreifen und der lokalen Aushänge-Combo bei der nächsten Verurteilung eines Bandmitglieds anstelle einer Geldstrafe auferlegen, in folgendem Song das Wort "Verlierer" durch "Gewinner" auszutauschen:


    Karl-Marx-Stadt


    So einfach wären alle Imageprobleme zu lösen...

  • ^ Habe ja nicht geschrieben, dass der Song die Hipster flashen wird. Der Refrain ist selbstredend nervig und klingt wie ein Sampling von Stefanie Hertel. Aber irgendwie muss der Song ja auch den Älteren in Döbeln gut im Ohr liegen.


    Deine Chemnitzer Lokalcombo ist das Aushängeschild für Chemnitz schlechthin, egal, was die Klatschpresse versucht zu skandalisieren.

  • Ratsmitglied Dieter Füsslein hatte sich neulich höhere Ansprüche für die Baukultur in der Stadt gewünscht (siehe Freie-Presse-Interview) und erhält dafür viel Zustimmung aus anderen Fraktionen (heutige Freie Presse). Es bleibt abzuwarten, ob das Lippenbekenntnise bleiben oder konkrete rechtliche Rahmenbedingungen daraus entstehen.

  • ^ Diese Öffentliche Einsicht kommt spät, aber wenigstens kommt da mal etwas wo man Detailliertes auf dem Punkt bringt.


    Ich hoffe ebenso, wie sicher viele andere, dass das nicht nur die Schlagzeilen von Gestern waren.

  • Die Freie Presse berichtet heute über das Projekt "Krach - Kreativraum Chemnitz" der Chemnitzer Wirtschaftsförderung CWE. Mit diesem sollen durch die Bereitstellung von Gewerberäumen (mietfrei für zwei bis drei Jahre inklusive 2.500 Euro Startbonus) junge und kreative Leute nach Chemnitz gelockt werden (Link). Für die zehn Flächen (Auflistung siehe hier) gab es 50 Bewerber. Von denen haben es 27 in die zweite Runde geschafft, offensichtlich mit sehr breit gestreuten Ideen. Bis Ende März steht fest, wer den Zuschlag erhält. Auf jeden Fall eine coole Idee, die vielleicht auch den ein oder anderen der unterlegenen Interessenten noch nach Chemnitz lockt: Gewerbeflächen zu extrem niedrigen Mieten dürfte man auch so finden...

  • Weil heute bei tag24.de ein Jubel-Artikel über das "fetzige" Heckert-Gebiet war, welches die Trendwende bei den Einwohnerzahlen geschafft hätte, habe ich mal extrem aufwändig ein paar Sekunden nach entsprechendem Zahlenmaterial gesucht und bin dabei auf folgende Goldgrube für Statistiker gestoßen: Link. Damit kann man alle Fragen bis hin zum Leerstand in den Stadtteilen beantworten (das dann vielleicht mal später).


    Die Bevölkerungsentwicklung im Heckertgebiet zwischen 2007 und 31.12.2016 wie folgt:

    • Helbersdorf: - 5,8 %
    • Markersdorf: - 6,0 %
    • Morgenleite: - 1,5 %
    • Hutholz: - 10,6 %
    • Kapellenberg: + 2,5 %
    • Kappel: - 2,0 %


    In dem Zeitraum ist also keine Trendwende zu erkennen. Wenn man den Zeitraum etwas kürzer wählt, sieht es aber anders aus, wobei Hutholz und Kappel auch dann weiter Einwohner verlieren. Im Vergleich mit den brandaktuellen Zahlen (Link) sind Helbersdorf, Morgenleite und Kappel stabil, während es in Markersdorf, Hutholz und Kapellenberg weiter bergab ging.


    In den übrigen ganz oder teilweise durch Plattenbauten geprägten Gebieten sieht es wie folgt aus:

    • Zentrum: + 21 %. Hier zeigt sich wirklich eine sehr gleichmäßige Aufwärtsentwicklung, ein Trend ins Zentrum ist also erkennbar, zu dem auch die vielen sanierten, vorher leerstehenden Wohnungen beigetragen haben dürften.
    • Yorckgebiet: - 2,0 %
    • Gablenz: - 1,8 %
    • Bernsdorf: + 12,4 %. Das überrascht etwas, scheint aber bei der über die Jahre konstanten Entwicklung hauptsächlich mit einer gestiegenen Attraktivität durch TU und Smart Systems Campus zu tun zu haben, auch wenn ein Einfluss der Asylbewerberheime 2015 sehr deutlich erkennbar ist. Deshalb ging es bis heute wohl seitdem auch wieder etwas bergab.
    • Altendorf: + 1,7 %


    Lutherviertel und Sonnenberg sind die großen Gewinner der Bevölkerungsentwicklung, auch das kleine Rottluff sticht heraus. Der Kaßberg und Rabenstein entwicklen sich ebenfalls sehr gut.

  • Kürzlich erst im Spiegel oder Berliner Zeitung gelesen, dass man in Chemnitz günstig und gut leben kann.
    Besonders aber auch als Student.
    Wo vieler Orts die Mieten explodieren, ist Chemnitz ganz gut aufgestellt.


    Das Chemnitzer Amtsblatt vom 30. März erläutert eine erneute Studie von Immowelt.de.



    Bald dürfte es zur Einwohnerentwicklung erste Quartalszahlen geben.

  • Die ersten Preisträger für das Projekt "Krach - Kreativraum Chemnitz" stehen fest (Freie Presse). Dabei können Kreativunternehmen leerstehende Gewerberäume mietfrei nutzen (siehe zuletzt hier). And the winners are:


    - Theaterstraße 17: CoBoLights (Lampenhersteller im "Industry-Style")


    - Jakobstraße 46 (Stadtwirtschaft): Zentrum für Darstellende Kunst (Workshops, Projekt- und Proberäume für Theatermacher)


    - Altchemnitzer Straße 27 (Spinnereimaschinenbau), Büroraum Ulrike Sorge (Selbstständige im Bereich Theater)


    - Altchemnitzer Straße 27 (Spinnereimaschinenbau), Werkstatt für prekär 017 (Design und Bau besonderer Wohn- und Arbeitsmöbel)


    - Sebastian-Bach-Straße 16: scorefab (App für digitale Notenblätter)


    - Moritzstraße 20 (Das TIETZ): Stroh zu Gold (Modelabel mit Verwendung von textilen Abfällen und Müll; Kombination aus Mitmach-Werkstatt, offener Designmanufaktur und Atelier)


    - Karl-Liebknecht-Straße 21 (Die Glocke): RWL Creative Coffee Hub (Kaffeerösterei mit Café und Laden)


    - Leipziger Straße 51: Holy Heart Design (Holzbilder, Poster und Textilien mit selbst entworfenen christlichen Motiven, Verkauf in Ladenlokal)


    - Brühl 42, Laden 1: Unknown Basics / Unknown Studios / Unknown Sports (Modelabel für basketball-affine Streetwear / Marketingunternehmen / Basketball Management Agentur)


    - Brühl 42, Laden 2: KOMBINAT LUMP (Abo-Service für hochwertige Kunstdrucke)


    - Brühl 46: Holzkombinat (Projektladen für Holzbearbeitung)

  • In der Stadt werden nach und nach neue Info-Stelen eingeweiht, die neueste am Markt, berichtet wurde dazu hier meines Wissens noch nicht:
    https://www.blick.de/chemnitz/…ingeweiht-artikel10164206


    Ich habe leider gleich mehrere Sorgen damit. Zum einen ist sie wohl aktuell schon defekt, zum anderen steht sie an einer denkbar ungünstigen Stelle: Sie versaut nicht nur den frisch Verheirateten das wundervolle Fotomotiv vor dem Portal (aber man kann Herzchen einblenden - ernsthaft?!) sie stört auch eine der wenigen historischen Ansichten in Chemnitz. Unabhängig davon wäre sie meines Erachtens auch funktional an der Ecke vorn am Rathaus besser aufgehoben gewesen.


    Wie ist hier so die Meinung, prinzipiell zu den Stelen und insbesondere zu diesem Standort?

  • Da die Stelen vorrangig für Besucher der Stadt relevant sind, ist deren Meinung eigentlich deutlich wichtiger als die der Chemnitzer. Man muss abwarten, ob und wie sie angenommen werden. Ob das Fotomotiv und die historische Ansicht jetzt wirklich nennenswert gestört werden, muss ich mir mal vor Ort anschauen, kann es mir aber nicht vorstellen. Bei 20.000 Euro pro Stück habe ich eher Sorge vor Vandalismus - ich denke wir wissen alle, wie menschenleer die Innenstadt abends und nachts sein kann.

  • Wer am Wochenende noch nichts vorhat, hat zum Tag der Architekur die Auswahl zwischen etlichen Chemnitzer Baudenkmälern, die alle hier im Forum schon behandelt wurden und jetzt auch mal von innen begutachtet werden können: Programm.


    Edit: Laut Freier Presse ist am Samstag von 9.30 bis 13 Uhr auch die alte Hartmannfabrik an der Fabrikstraße 11 zugänglich, die im verlinkten Programm nicht auftaucht.