Leipzig – Kulturhauptstadt Europas 2025?
Der Leipziger CDU-Vorsitzende und Europaabgeordnete Hermann Winkler schlägt vor, dass sich die Stadt Leipzig als Kulturhauptstadt Europas 2020 bewerben soll. „Das ist eine Vision, die die Stadt hinter einer Idee einen und zugleich nach vorne bringen könnte“, begründet er seinen Vorstoß.
Oper und Gewandhaus, Centraltheater und Kabaretts, freie Szene und Kreativwirtschaft – für Winkler ist die reichhaltige Kulturlandschaft das „Schlüsselelement für Leipzigs Ruf als junge, dynamische und weltoffene Stadt“. Neben der Pflege dieser Vielfalt müßten die Weiterentwicklung innovativer und anspruchsvoller kultureller Angebote und die Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen Bereichen wie der Wirtschaft und dem Tourismus ganz oben auf der Tagesordnung der Stadtpolitik stehen. „Die Kultur könnte innerhalb eines integrierten Ansatzes für die nachhaltige Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft genutzt werden.“ Kulturbetriebe und kreativwirtschaftliche Unternehmen seien weiche Standortfaktoren, „die die Wettbewerbsfähigkeit von Stadt und Region erhöhen“. Sie wiederum Spitzenarbeitskräfte und Unternehmen an.
Natürlich wird der Vorschlag einmal mehr genutzt, um bei der Personaldebatte um Kulturbürgermeister Michael Faber nachzutreten. Nach Winklers Ansicht kann eine Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas auch das angekratzte Image Leipzigs aufpolieren. „Wir können den Bogen schlagen von Bach und Wagner über die freie Szene bis hin zur Kreativwirtschaft.“ Das sei ein enormes Potenzial, das Leipzig zu bieten habe. Ein Motto, unter dem eine mögliche Bewerbung stehen könnte, will Winkler nicht vorgeben. „Das sollte aus der Kultur der Stadt heraus entwickelt werden.“
Er hält eine baldige Initiative für erforderlich, da die Erfahrungen aus anderen Städten gezeigt hätten, dass sechs bis acht Jahre Vorlaufzeit nötig seien. Mit Überlegungen, wie das Geld für die Bewerbung und das Projekt aufzubringen ist – und ob es nicht am Ende dann bei den Kultureinrichtungen selbst fehlt – hat sich Winkler noch nicht lange aufgehalten. Aber er nennt zum Vergleich die Erfahrungen des Ruhrgebietes als Kulturhauptstadt 2010. Dort gab es einen Etat von gut 60 Millionen Euro, mit denen über 5600 Veranstaltungen organisiert wurden. Sie zogen zusammen 10,5 Millionen Besucher an. Das Ruhrgebiet steuerte knapp die Hälfte zum Etat bei, 17 Millionen Euro gab es vom Bund, 12 Millionen Euro vom Land. Die EU spendierte 1,5 Millionen Euro. Hinzu kamen erhebliche Sponsoringbeiträge aus der Wirtschaft.
Winkler hat nun ermittelt, dass in früheren Kulturhauptstädten „jeder in die Veranstaltungen gesteckte Euro weitere acht bis zehn Euro an Investitionen nach sich zog“. Damit leiste eine Kulturhauptstadt einen „kräftigen Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung“.
Kulturhauptstadt Europas: http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturhauptstadt_Europas
Ganz schlecht ist der Vorschlag ja nicht, schon in der Bewerbungsphase kann einiges bewegt werden, wie es zum Beispiel in Görlitz zu sehen war, wo man sich für 2010 beworben hatte. Nur muss halt garantiert werden, dass dafür zusätzliche Mittel bereitgestellt und nicht an anderer Stelle in der Kulturförderung abgezweigt werden.
Mit ähnlichen Gedanken trägt man sich seit zum Teil einem Jahr auch schon anderswo, so etwa in:
- Freiburg, Basel, Strasbourg: http://www.frsw.de/kulturhauptstadt.htm ; http://www.rolfboehme.de/docs/Kulturhauptstadt_Europas.pdf
- Magdeburg (ich enthalte mich eines Kommentares ;-)) ) : http://www.dielinke-stadtratsf….de/A0110_10-S0262_10.pdf
- Mainz: http://www.allgemeine-zeitung.…inz/meldungen/8266318.htm
- Mannheim: http://www.mannheim2020.de/; http://www.mannheim.de/kultur-erleben/kulturhauptstadt-2020
- hier in Verbindungen mit Heidelberg und der Metropolregion Rhein-Neckar: http://www.heidelberg.de/servl…enu/1206052_l1/index.html
[Der Vorschlag wird auch schon im Forum diskutiert: http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=8319 ]
- Ulm: http://www.badische-zeitung.de…r-die-donau--6020831.html
Auch Leipzig sollte sich, sofern der Vorschlag denn überhaupt aufgegriffen wird, Partnerstädte suchen. Spontan würde mir natürlich Halle/Saale einfallen, das sich ursprünglich schon mal für 2010 beworben hatte. Oder man versucht es zusammen mit Brno. Wenn jetzt schon Architekten aus Brno die Leipziger City bauen ist die kulturelle Zusammenarbeit ja enger als gedacht ;-): http://www.leipzig-bruenn.org/ . Tschechien war dann mit Prag (2010) und Plzeň (2015) allerdings schon zweimal dran. Die Partnerstadt Kraków war 2010 auch schon Kulturhauptstadt.
Mal sehen, ob und wie die Diskussion nun weitergeht.