Marienplatz 22 (Hugendubel-Haus): Umgestaltung [fertig 2017]

  • Auch wenn man nicht viel davon sieht, hinter den Kulissen laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren:



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  • Aktueller Baufortschritt

    Wenn auch von außen nicht sichtbar, schreiten die Bauarbeiten am Marienplatz 22 voran:




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  • Das 1957 errichtete und seither mehrfach umgebaute Gebäude wurde nach einjähriger Bauzeit ausgepackt. Die nun fertig gestellte Fassade wird durch Gesimse und Natursteinpfeiler aus hellem Kelheimer Auerkalk gegliedert. Eine Besonderheit sind die aus Naturstein plastisch herausgearbeiteten ornamentalen Details, die sogenannten Diamanti, die an die Fassadenstruktur des "Palazzo dei Diamanti" in Ferrara erinnern. Auch das Nebengebäude am Rindermarkt erhielt über die Fassade lose verteilte und direkt in die Putzstruktur eingelassene Diamanti in Anlehnung an die Natursteindiamanti der Frontfassade des Haupthauses.


    Eröffnet wird das Gebäude Marienplatz 22 mit den Mietern Telekom, Hugendubel, dem PresseClub, einer Stadtresidenz von Geisel Privathotels sowie der Gastronomie von Karl-Heinz Wildmoser Anfang August 2017. Aktuelle Fotos:



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  • Danke für die tollen Bilder!


    Die neue Fassade ist für mich definitiv eine Verbesserung. Das Gebäude passt jetzt wieder harmonisch in den umliegenden Bestand und durch die Verwendung von Naturstein wirkt es deutlich eleganter und hochwertiger.


    Allerdings hätte ich mir an diesem Ort eine etwas klassischere Fassadengliederung gewünscht (zum Beispiel so ähnlich wie bei der Upper East Side in Berlin). Sowas scheint man sich in München aber nicht zu trauen... schade.


    Dennoch - viel besser als vorher!

  • Na ja, es ist in der Tat sehr brav geworden, und übernimmt auf völlig neutrale Weise die 1950er-Jahre Nachkriegsarchitektur vieler umliegender Gebäude der Altstadt. Unauffällig, egal - als wäre nichts passiert. Immerhin ist das Gebäudeinnere nun wieder auf dem neuesten Stand der Funktionalität, so wird eben die gesamte Altstadt alle paar Jahrzehnte neu aufgebaut :)


    Off-Topic P.S.: Für mich immer wieder bemerkenswert, wie alle Welt wie gebannt auf dieses Glockenspiel schaut :nono:

  • Ich bin mit dem Gebäude recht zufrieden, nur leider hat man nur zweigeteilte Fenster gewählt anstatt mit etwas mehr Kosten kleinteiligere Fenster zu verbauen (ähnlich Deutsche Bank links daneben). Damit hätte es gleich interessanter gewirkt und nicht so gähnend langweilig. Insbesondere die Diamanti wären dadurch mehr zu Geltung gekommen. Das, was vor dem Umbau zu viel des Guten war, gibt es jetzt zu wenig.


    Schade ist natürlich auch, dass nun ein Telekom Laden ins EG einzieht und Hugendubel nach oben wandern muss. Werden Mobilfunkläden wirklich so gut frequentiert?

  • Irgendwie deprimierend, ein ziemlicher Mix.
    Der erste Stock neu mit der Sandsteinfasssade und dann der 50ger Jahre Bau und im Dachgeschoss neue Fenster.
    Mir gefällt es nicht.
    Entweder man lässt einfach die ursprüngliche Fassade und zeigt es als Gebäude wie es damals gebaut worden ist oder aber man verzichtet darauf und erneuert die gesamte Fassade in einer Weise dass auch erkennbar ist, dass hier etwas neues entstanden ist.
    Für mich ist das Ergebnis ein verhunzter, kleinmütiger Kompromiss, dem ich nicht allzuviel abgewinnen kann, von daher passt er wunderbar in die Münchener Altstadt.

  • ^


    Wo siehst du da was aus den 50ern? Die Fassade aus den 50ern ist mit dem Umbau in den 90ern größtenteils verschwunden.
    Die Fenster von Stockwerk 3-6 wurden nun neu angeordnet, sodass nun sowohl von der 50er als auch von der 90er Jahre Fassade nichts mehr übrig ist.


    Die AZ hat eine umfangreiche Bildergalerie, in der auch die Vorgängervarianten zu sehen sind. Vielleicht wird in ferner Zukunft nochmal der Vorkriegszustand rekonstruiert.


    http://www.abendzeitung-muench…05-4e82-893b-dd25bf3d11e1


    in einer Weise dass auch erkennbar ist, dass hier etwas neues entstanden ist.


    Der Münchner wird es erkennen. Dafür war der Vorgänger zu typisch 90er :D

  • Ich muss gestehen, dass ich sehr enttäuscht bin. Gut, es ist eine Verbesserung zum Vorzustand, aber seien wir ehrlich, das war nicht wirklich schwierig.


    Was raus gekommen ist, wirkt für mich auf den Fotos noch langweiliger als man nach den Visualisierungen vermuten konnte.


    Verdammt, wir befinden uns hier am zentralsten und wichtigsten Platz in München und das ist dann das Resultat. Ich finde das irgendwie erbärmlich. Frühere Generationen haben immer versucht, mit jedem Um- oder Neubau, die Gebäude prächtiger aussehen zu lassen. Heute soll alles nur noch billig sein, irgendwelchen Energieeffizienzklassen entsprechen und möglichst rentabel sein.


    Das Bauen auch was mit Kunst zu tun hat, gerade wenn es um diese zentralen Plätze geht, das ist leider völlig aus dem Blickfeld geraten. Man repräsentiert doch auch über Architektur seine Kultur, seine Eigenheiten, und da muss man nun konsterniert feststellen, dass das, was man heute selbst an so zentralen Orten baut leider dem entsprcht, wie Leute heute denken. Hauptsache billig, und wenn es nicht mehr gefällt, schmeißt man es eben wieder weg. Mit Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun.


    Wenn ich da nach Brüssel, Paris oder Rom schaue, wie da die zentralen Plätze gestaltet sind und sehe mir dann diese Notbehelfarchiteketur an, die man selbst 70 Jahre nach Kriegsende wie den heiligen Gral weiter genüsslich konserviert, nein, das ist einfach nicht mein Weg!

  • ^


    Das Problem ist, dass man das Hugendubelhaus der restlichen Südseite des Marienplatzes anpassen wollte, anstatt mit einem Umbau den Beginn einer neuen Architektursprache an der Südseite einzuleiten, an die dann auch die anderen Gebäude irgendwann angepasst werden. Ok, die Gestaltungsspielräume bei einem Fassadenumbau sind begrenzt aber dennoch wäre mehr drin gewesen. Die Diamanti wirken ja wirklich wertig, die hätten auch gut über die gesamte Front eingesetzt werden können.


    Hauptsache billig, und wenn es nicht mehr gefällt, schmeißt man es eben wieder weg. Mit Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun.


    Die Bauwirtschaft freut es :banana:


    Bzgl. Rom: Dort wurde an den wichtigsten Plätzen auch gefühlt die letzten 100 Jahren nichts mehr verändert. Fast die gesamte alte Bausubstanz ist noch vorhanden.

  • Eben, die alte Bausubstanz ist noch vorhanden. Aber eben aus einer Zeit, in der man Bauen eben noch aus einer völlig anderen Perspektive gesehen hat.


    Ich will ja gar nicht wieder rumheulen und sagen früher war alles besser, aber ich kann mich einfach nicht damit abfinden, dass selbst an so zentralen Plätzen in Deutshcland eine derart gestalterische Armut die Antwort auf die Zukunft der architektonischen Entwicklung sein soll. 5 km weiter außerhalb kann man so Gebäude ja bauen, gefällt mir dann zwar noch immer nicht, aber es stört niemanden. Aber am Marienplatz?


    Ich frage mich sowieso schon seit Jahren, wie sich unsere Architketen damit zufrieden geben können. Gut, es gibt auch für diese Arten von Umbau gutes Geld, aber hat man nicht eine innere Passion, einen künstlerischen Anspruch an sich? Oder haben die ganzen Leute, die diese Visionen haben sich ob der völligen Aussichtslosigkeit in Studium und Beruf einfach von der Architektur abgewandt und es nun den Bürokraten, Statikern und Bauverwaltungen überlassen.


    Ich mache selber Kunst und ich würde mich schämen, wenn ich aus meiner kreativen Passion solch indiskutabel schlechte Ergebnisse abliefern würde oder müsste.

  • In Deutschland wären da die Kosten, die nötige Funktionalität und gewollte Sachlichkeit, die Mutlosigkeit, der Einfluss der Lehre im Studium auf die angehenden Architekten (sind Architekten Künstler?) etc.


    Wobei man am Marienplatz auch zugeben muss, dass es kein Baustil dort leicht hätte. Dort konzentrieren sich Neogotik, 50er Jahre, Historismus, der Kaufhof, Neoklassizismus etc. auf engem Raum. Zugleich aber dominiert das neue Rathaus den Platz derart, dass alle anderen Gebäude ohnehin kaum mehr auffallen. Der zurückhaltende Umbau sollte ein Versuch sein, zumindest auf der Südseite für mehr Ruhe in diesem optischen Chaos zu sorgen, indem diese optisch angeglichen wird.
    Sprossenfenster und noch mehr Diamanti und ich hätte nichts mehr auszusetzen.

  • Das Problem ist, dass man das Hugendubelhaus der restlichen Südseite des Marienplatzes anpassen wollte, anstatt mit einem Umbau den Beginn einer neuen Architektursprache an der Südseite einzuleiten, an die dann auch die anderen Gebäude irgendwann angepasst werden.


    Das ist im Prinzip doch der Kern des Ganzen. München wurde (wie viele andere deutsche Städte) nach dem Krieg eher notdürftig wiederaufgebaut, für prächtige Fassaden hatte niemand einen Sinn, Hauptsache die Stadt als solche "stand" wieder.


    Wenn man jetzt neue Projekte immer wieder an die improvisierten Bauten von damals anpasst, dann wird da nie eine richtige Qualität rauskommen. Um die zu bekommen, kann man sich nur entweder an den historischen Bauten orientieren ODER eine neue, wertige Identität entwickeln wie es beispielsweise in Berlin vielerorts geschieht. Beides erfordert Mut.

  • Vielleicht ging finanziell eben nicht mehr? Der Hugendubel ist ja arg angeschlagen.

  • Vielleicht solltest du erstmal recherchieren bevor du hier postest... Hugendubel ist nur ein Mieter, nicht Eigentümer.

  • ^ja, etwas in der Art. Einfach aktuelle Bauten, die prägend für eine Stadt sind, eine Art Referenz für andere Bauten. Sowas gibt's in München irgendwie nicht.

  • Ich halte das umgebaute Hugendubel-Haus für recht gelungen. Die Fassade wirkt jetzt viel ruhiger und verleiht der gesamten Südwand des Marienplatzes ein einheitlicheres Aussehen. Auch der Natursteinschmuck in Form der "Diamanti" hinterlässt einen eleganten Eindruck.


    Weniger gelungen finde ich dagegen die eintönige Farbe und die nüchternen Fenster. Hier wären ein blasser Gelbton und mehrteilige Sprossenfenster wohl die passendere Wahl gewesen. Die langfristig beste Lösung wäre selbstverständlich die Rekonstruktion der historischen Fassaden (klick).

  • Inzwischen ist der Umbau des Hugendubel-Hauses am Marienplatz 22 fast abgeschlossen:


    Die "Diamanti" an der Ecke Rindermarkt haben bereits ihren letzten Schliff erhalten:


    Weniger gelungen sieht jedoch der Übergang zum niedrigeren Gebäudeteil und dessen Fassade aus:

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