Städte-Ranking: neue Runde 2015 ff.

  • Städte-Ranking: neue Runde 2015 ff.

    Auf ein Neues: der Spiegel eröffnet die 2015er Runde der Städte-Rankings mit einem Artikel über die Mercer-Studie, in der Frankfurt auf Platz 7 (von 230) der lebenswertesten Städte dieses Planeten steht.

  • Kann man in einer Städtevergleichsstudie Nürnberg (Platz 25) mit Paris (Platz 27) vergleichen? Nein natürlich nicht. Diese Städte-Rankings werden immer unsinniger in der Aussage und tragen leider so gut wie nichts zu einer objektiven Bewertung der Städte der Welt bei.

  • Ich frage mich auch immer ob das nicht nennen anderer Städte gleich bedeutet, dass sie lebensunwürdig seien. Das ist doch alles bloß ein Marketing-Gag.

  • Diese Städte-Rankings werden immer unsinniger in der Aussage und tragen leider so gut wie nichts zu einer objektiven Bewertung der Städte der Welt bei.


    Werden immer unsinniger? Die Mercer-Studie gibt es schon seit vielen Jahren. Und was ist dann eine objektive Bewertung? Wenn sie (deiner) subjektiven Meinung entspricht? Diese Rankings versuchen sehr wohl ein objektives Ranking zu erstellen, aber natürlich beinflussen drei Faktoren das Ranking: Auswahl der Indikatoren, Gewichtung dieser, und Vorauswahl der Städte die untersucht werden. Und die Leute, die die Studie machen, denken sich schon was dabei; das ist nicht willkürlich. Gerade dadurch wird es eben einigermaßen objektiv, auch wenn die eigene Meinung dazu völlig anders sein kann.


    Dass es durch die unterschiedlichen Größen der untersuchten Städte automatisch zu "Kann man nicht vergleichen!"-Reflexen kommt, zeigt, dass wir Lebensqualität als eine absolute Größe betrachten, sie ist aber relativ. Ein kleines Nürnberg was bei vielen Indikatoren besser abschneidet als ein großes Paris, wird dann eben höher gerankt als Paris. Auch wenn Paris sicherlich etliches zu bieten hat was Nürnberg nicht bietet, bietet Nürnberg eben wieder andere Dinge. Und wenn in Nürnberg alle wichtigen Kultureinrichtungen vorhanden sind, Vollbeschäftigung herscht, das Grün um die Ecke ist, die Luft rein und eben Paris dieses nicht hat, obwohl man sicherlich auf Grund der Größe mehr Kultureinrichtungen etc vorfindet, ist Nürnberg eben objektiv "lebenswerter" als Paris.


    Man sollte diese Studien nie auf ihre finalen Rankings beschränken, sondern immer im Kontext ihrer Methodik betrachten.



    Ich frage mich auch immer ob das nicht nennen anderer Städte gleich bedeutet, dass sie lebensunwürdig seien.


    Nee, sie sind einfach zu klein und/oder global zu unbedeutend. Irgendwo muss man halt den Cut setzen. Mercer untersucht ja die Lebensqualität der Städte hauptsächlich für Expats und deren Arbeitgeber, damit diese eine entsprechende Vergütung für ihren Einsatz an Ort X von ihrem Arbeitgeber bekommen. Das wird vermutlich die Auswahl der Städte auch beeinflusst haben. Warum Städte untersuchen wo kaum internationale Firmen agieren?

  • Wobei natürlich auch Fragen aufkommen - warum ist z.B. Nürnberg (0,5 Mio EW) enthalten und Köln (>1Mio. EW) nicht?
    Gibt es auch die Kriterien irgendwo nachzulesen oder nur das Ranking?

  • Für tiefere Einblicke muss man bei Mercer zahlen, leider.
    Das mit Köln ist wirklich etwas komisch. Möglicherweise hat das einfach methodische Gründe, z.B. kann es sein dass für Köln nicht alle nötigen Daten vorlagen.
    Einwohnerzahl spielt bei den Mercer-Ranking jedenfalls nicht per se eine Rolle, sonst könnte man ja die meisten europäischen Städte gar nicht mit abdecken (weil sie z.B. allein schon kleiner sind als die etlichen chinesischen Millionenstädte).

  • Die Wahrheit liegt nicht selten in der Mitte. Neben dem "Mercer Quality of Living Survey" zählen noch der "Economist Intelligence Unit (EIU) Global Liveability Ranking" (mit angelsächsischer Vorliebe) sowie der "Monocle Magazine Quality of Life Survey" zu den viel beachteten Lebensqualitäts-Rankings. Dankenswerterweise werden diese an dieser Stelle auf einer Seite aufgeführt. Besonders Wien scheint dem Geschmack der Bewerter zu entsprechen bzw. den Kriterien gerecht zu werden. Auffällig ist, dass die beiden "Alpha++ Cities" New York und London mit besonders hoher Einkommensungleichheit eher schwach abschneiden. Der gute alte Gini-Koeffizient ist eben doch ein wesentliches Merkmal einer funktionierenden Stadtgesellschaft.


    Mir ist vor allem ein Kriterium bei der Lebensqualität wichtig. Was bekomme ich für mein Geld? Besonders eine eigentlich hochattraktive Stadt wie Hong Kong, die alles hat was das Herz begehrt, ist durch saftige Mieterhöhungen und einem schikanösen Wohnungsmarkt für Familien und Rentner schonmal ganz und gar nicht geeignet, vom Smog und Verkehr mal ganz abgesehen. Auch für Yuppies und Hipster wird es immer unangenehmer, wenn das Ersparte fast komplett für die Miete draufgeht. An teure Urlaube ist da kaum noch zu denken. Da kommen Städte wie Wien, Kopenhagen oder München, die in der Breite viel besser aufgestellt sind, schon ganz anders daher.

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  • Natürlich ist die individuelle Lebensqualität auch noch davon abhängig, wo Du dich selber in der relativen Einkommensverteilung deiner Stadt, deines Viertels wiederfindest. Wenn Du in Seligenstadt zu den oberen Zehntausend gehörst, dann heißt das nur, dass Du zum oberen Drittel gehörst. In Frankfurt oder London wird das Leben da schon interessanter.


    Wenn dein Einkommen den Aspekt Miete und Lebenshaltungskosten irrelevant macht, dann wird das Thema Sicherheit für die ein ganz anderes Gewicht bekommen.


    Die Frage bei den Indices ist damit doch immer: Wer ist die Zielgruppe der Auswertung.
    Sind das Leute, die für ihr Geld Arbeiten müssen? Wohnen die in der Stadt oder nur in ihrer Umgebung? Müssen die Kinder unterbringen oder leben sie allein/mit Partner?


    Eines ist sicher, für den Bereich bis zum unteren Mittelstand wird wohl noch keiner diese Übersicht im globalen Maßstab erstellt haben.


  • Eines ist sicher, für den Bereich bis zum unteren Mittelstand wird wohl noch keiner diese Übersicht im globalen Maßstab erstellt haben.


    Ja, würde ja auch keinen Sinn ergeben. Bzw. wäre die Aussagekraft eines "End-Rankings" dann noch geringer als sie jetzt schon ist, selbst wenn man eine klare Zielgruppe hat (im Falle Mercer: Expats, also eher Gutverdiener).

  • Die Frage bei den Indices ist damit doch immer: Wer ist die Zielgruppe der Auswertung.


    Die Zielgruppe sind die Global Nomads, also die typischen Leser des "Economist" oder des "Monocle". Hohe Einkommen meist ohne Familie und sehr bewegliches Kapital, also gerade nicht die mittleren Einkommen. Zu diesen Global Nomads würde ich z.B. den typischen EZB-Angestellten zählen (nicht selten mit Kaderschmiede-Abschluss der LSE in der Tasche). Es ist also nicht schlecht für das Selbstverständnis der Stadt, wenn Frankfurt möglichst gut in diesen Rankings als international anerkannter Wohnort mit hoher Bequemlichkeit abschneidet. Als Reiseziel sind dann wieder ganz andere Städte führend, also eben NY, London, HK, Paris oder Rom.

  • Wobei natürlich auch Fragen aufkommen - warum ist z.B. Nürnberg (0,5 Mio EW) enthalten und Köln (>1Mio. EW) nicht?


    Das duerfte damit zu erklaeren sein, das in dieser Region Deutschlands schon eine andere Stadt (Duesseldorf) bewertet wurde.
    Mercer versucht Firmen eine Richtschnur zu geben und wenn eine Firma Mitarbeiter nach Koeln entsenden will, aber Koeln nicht aufgefuehrt wird, nimmt man die naechstgelegene Stadt.

  • Das ist aber doch wie wenn ich in den Kühlschrank greife und statt der Butter den Sahnemeerrettich erwische, der nebendran steht. Offenbach statt Frankfurt? Fürth statt Nürnberg? Zossen statt Berlin? Da kann man doch nur raten, wenn man nicht genau in die genannten Städte kommt, den Finger von den Rankings zu lassen.

  • Man muss sich leider zunehmend anhören, wie Frankfurt immer mehr mit Städten wie London verglichen wird. Ist ja erstmal nicht schlecht. Jedoch lockt doch genau das ominöse Immobilienmogule aus arabischen, chinesischen oder russischen Gefilden an. Die lachen sich ins Fäustchen ob der "Schnäppchen", die sie hier machen können. Und wir wundern uns, dass man die Mieten nicht mehr bezahlen kann. Es gibt Viertel in London, die unbewohnt sind nur aus der Tatsache heraus, dass es sich kaum jemand mehr leisten kann dort zu wohnen.


    Es folgt eine schleichende Entfremdung: die alt gedienten Frankfurter müssen raus, die internationale Elite zieht ein. Auf Kosten der Identität. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, aber dann kann man den Namen der Stadt bald wirklich in Bankfurt umtaufen. Solche Rankings dienen doch nur den ganz großen Tieren da oben, uns erfüllt es kurz mit stolz. Aber eigentlich ist es der Anfang vom Ende.


    Tut mir leid, aber eine gute Lebensqualität kann ich auch, wenn ich der Mensch dafür bin, in Wursthausen hinterm Schwarzwald beim Angeln am See vor meiner Haustür haben. Dafür brauch ich nicht so eine Plakette.

  • Die Gentrifizierung kommt doch viel mehr von innen. Der 68er von gestern ist der gutverdienende Toskana-Urlauber von heute. Die Konjunktur brummt, Frankfurt nagt an der Vollbeschäftigung, die Deutschen (und besonders die Frankfurter) sind unangefochtene Reiseweltmeister. Wer am Wochenende in den Rheingau oder zu den Taunus-Ausflugslokalen fährt, hat Probleme überhaupt noch einen Platz im Restaurant zu finden. Wir jammern hier auf extrem hohen Niveau.


    Woran liegt's? Frankfurt geht mit EZB, seinen Dax-Unternehmen, dem Flughafen und Messe voll den Zeitgeist der Globalisierung mit, wie ich meine zu seinem immensen Vorteil. Schau Dir einfach mal die Aktivitäten einer global sehr selektiv agierenden Firma wie Tishman Speyer in Frankfurt an und Du merkst, dass man schon sehr besondere Rahmenbedingungen in dieser Stadt vorfindet. Mit den Rekord-Einnahmen aus den Gewerbesteuern kann eine Stadt wie Frankfurt sich dann auch mal den sündhaft teuren und nicht unkomplizierten Wiederaufbau eines Teils seiner Altstadt finanzieren. Einen Würfelhusten bauen zu lassen, wäre deutlich günstiger gewesen.


    Eine schleichende Oligarchisierung Frankfurts wie in London oder Paris zu sehen, halte ich für ein wenig realistisches Szenario. Zugegeben, es stehen einige Wohnungen in guten Lagen leer. Aber sind das wirklich die Oligarchen? Servicelastige Industrien wie die Consulting-Branche erfordern mehr als je zuvor, dass viele ihre Wohnung 4-5 Tage die Woche leer stehen lassen und auf Reisen gehen (das sind dann auch meist die Wohnungen in Bestlagen). Zudem ist die Anzahl der Single-Haushalte extrem angestiegen (Zusammenziehen ist ja auch so was von out und entspricht nicht den derzeit gültigen Lifestyle-Kriterien). Währenddessen stehen in Innenstadt/Mainufer, Zoonähe, Bornheim, Bockenheim, Eckenheim, Eschersheim eine beachtliche Zahl an Häusern in Siedlungsbauweise, die für eine Stadt wie Frankfurt keineswegs unbezahlbar sind. Ganz zu schweigen von Stadtteilen wie Höchst, Niederrad, Griesheim oder Rödelheim (oder das unaussprechliche Nachbarstädtchen mit teilweise 7 Euro pro qm Miete). In München oder Hamburg wären in vergleichbaren Lagen deutlich höhere Preise zu zahlen. Das sollte man sich immer wieder vor Augen halten.

  • Die Mercer-Studie gibt es schon seit vielen Jahren.


    Nur weil es die Mercer-Studie schon viele Jahre gibt muss diese nicht gut sein. Die Studie macht in erster Linie Mercer bekannter und ist ein guter Aufhänger für die weltweite Medienmaschinerie. Ansonsten kann ich beim besten Willen nicht erkennen, das sich die Leute, die die Studie machen "was dabei gedacht haben". Wenn Sydney mit seinen unzähligen Stadtstränden hinter Frankfurt/M. liegt und Nürnberg mit New York in einer Studie verglichen wird dann ist diese Studie mit Sicherheit nicht seriös oder weiter ernst zu nehmen.

  • Mercer

    Die Mercer Liste wird von vielen Firmen als Kalkulationsgrundlage und als Basis fuer Entsende-Bedingungen benutzt. Ob sie wissenschaftlich haltbare Vergleiche ueber Lebensqualitaet und Lebenshaltungskosten liefert kann man anzweifeln. Jedoch liefert Mercer Angaben ueber Lebensqualitaet (Quality of Living), Lebenshaltungskosten, Mietkosten, Schulgeld, etc.
    Firmen verwenden diese Angaben um einheitliche Entsende- und Dienstreise-Verguetungen zu haben.
    Nehmen wir an ein Mitarbeiter eines global agierenden Unternehmens soll von Frankfurt nach Kairo entsendet werden. Die Mercer Liste gibt an wie hoch der Tagessatz-, die Uebernachtungspauschale und die Qola (Quality of Living Allowance) ist. Hab die Liste jetzt nicht bei mir, aber der Tagessatz koennte so 40 Euro sein, die Uebernachtungspauschale vermutlich ebenfalls und die Qola so um die 20 Euro. Also, bekommt der Mitarbeiter pro Tag Entsendung 100 Euro zusaetzlich zum Gehalt. Zusaetzlich koennte es noch ein Risiko-Zuschlag geben, da Cairo als eine gefaehrliche Stadt angsehen wird.
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  • nicht ernst nehmen

    kann man nicht ernst nehmen - sind nur die dt. städte drin, in denen diese unternehmensberatung dependancen hat - ist n reiner witz...

  • Frankfurt vorne im Genuss-Ranking

    Über ein Städte-Ranking der etwas anderen Art berichtet heute das Genussmagazin. Hierbei hat der Wasserhersteller S. Pellegrino Frankfurt die höchste Dichte an Spitzenrestaurants in Deutschland bescheinigt (gemessen an der Einwohnerzahl). Frankfurt lässt damit Stuttgart, München, Berlin und andere hinter sich.


    Mit 5,13 Spitzen-Restaurants auf 100.000 Einwohner liegt Frankfurt vor Stuttgart (4,79) und München (4,54). Berlin liegt auf Platz 6 (1,94).


    Insgesamt 36 der 2000 aufgeführten Restaurants finden sich in Frankfurt. Das Ranking von S. Pellegrino basiert auf den Ergebnissen der Restaurantführer Michelin, Gault Millau, Varta, Schlemmer Atlas, A la carte, Der Feinschmecker und Falstaff Restaurantguide.

  • Damit liefert San Pellegrino ein schönes Beispiel, wie so ein Ranking funktioniert. Ich kann viele Parameter erfassen, aber wie wichtet man diese für die Auswertung? Hier sollte die Option bestehen nach eigenen Interessen filtern zu können. Vielleicht bin ich ja Nichtschwimmer, habe Angst vor Spinnen und mag keine Hitze und kann somit mit Sydney rein gar nichts anfangen. Mal abgesehen davon, dass es mit 12 Zeitzonen entfernt nicht gerade Pendlerfreundlich gelegen ist. ;)

  • Nr. 1 im Arcadis-Nachhaltigkeitsränking

    Im Februar dieses Jahres hatte die Planungs- und Beratungsgesellschaft Arcadis ein globales Ranking veröffentlicht, welches erstmals die Nachhaltigkeit von Städten weltweit vergleicht. Fünfzig Städte wurden als repräsentative Stichprobe ausgewählt, Frankfurt am Main belegte im Gesamtindex den Platz 1, vor London und Kopenhagen. Dies nahm Arcadis nun zum Anlass, an seinem Messestand auf der größten Fachmesse für Immobilien und Investitionen in Europa, der Expo Real in München, die nachhaltige Stadtpolitik der Stadt Frankfurt am Main in einer kleinen Feierstunde zu würdigen. Bürgermeister Olaf Cunitz skizzierte in diesem Rahmen Frankfurts Weg zu einem Wohn- und Wirtschaftsstandort mit hoher Umwelt- und Lebensqualität und erläuterte, wie die Mainmetropole mit einem nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklungskonzept weiter entwickelt werden kann.


    So steht es in einer =29819194"]städtischen Presseerklärung vom vergangenen Dienstag.


    Na denn...