Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • Achso, fällt das nicht unter Stadtplanung? Das wußte ich nicht :)? Ist das Copenhagen so zugeflogen oder anderen Cities, die darin deutlich besser abschneiden?


    Für mich gehört das genauso zur Stadtplanung. Und ein Wachstum setzt natürlich neben genug bezahlbarem Wohnraum, genug Arbeitsplätzen (Büros), einer gute Infrastruktur eben auch die Annehmlichkeiten einer Stadt vorraus. Dinge, die das Leben erleichtern.


    Sprich die Lebensqualität. Und als Smart City gut abzuschneiden ist doch ebenso wichtig. Kann doch nicht sein, daß ich von Städten wie Milano, Copenhagen, etc. zurückkomme und mich hier ins Mittelalter zurückversetzt fühle.


    Ich vermisse in München einfach mal eine Anpassung an das 21. Jahrhundert! Visionen. Generell in Deutschland. Es fehlen hier einfach Leute wie ein Richard Branson, Elon Musk, Muhammad bin Raschid Al Maktum, Stefano Boeri, Jeff Bezos oder mein guter Bekannter, Thomas Kramer damals in Miami Beach.

  • Munich_2030, du behauptest, meine Aussage, auch Land und Bund müssen ihre Aufgaben erfüllen, damit München so wachsen kann, wie wir es uns hier vorstellen, sei falsch. Nun, das sehe ich natürlich anders :D.
    Für was gibt es einen Deutschen Städtetag, warum ächzen Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Stuttgart unter den gleichen Problemen? Frankfurt baut Hochhäuser mit Luxuswohnungen, ok. Warum steigen die Preise dann trotzdem? Warum gibt es auch dort zahlreiche Debatten um bezahlbaren Wohnraum? Stuttgart hat einen Grünen als OB, der so einiges verschlimmert, ok. Warum kommt die regionale Infrastruktur dort aber nicht in die Gänge?


    Die Gründe - und da kannst du gerne jeden Experten oder Investor fragen den du willst - liegen eben nicht nur bei den Städten selbst, sondern in nicht zu vernachlässigendem Maße auch bei den beiden höheren Instanzen. Oder ist München fähig, eine 2.Stammstrecke komplett alleine durchzubringen, fähig, dem Umland zu diktieren, wie es zu planen hat, fähig genug Personal für Polizei und Bildung zu rekrutieren, fähig, die nötigen Steuerreformen umzusetzen? Nein, dazu fehlen sowohl die finanziellen Mittel, als auch das Personal, als auch die rechtlichen Befugnisse. Es steht doch beinahe täglich in der Zeitung, wie verkrampft die Bundespolitiker in den Sondierungen um die Wohnungsproblematik diskutieren. Läge alles in den Händen der Städte, könnte es denen völlig wurscht sein.
    Ein erster richtiger Schritt, war die Einführung des "Urbanen Gebiets". Die Macherei wird übrigens als ein solches entwickelt.


    Dennoch: Warum die weiteren Lösungen nicht umgesetzt werden, wenn sie doch so naheliegend sind, bleibt ein Geheimnis. Warten die Politiker darauf, dass die Bürger auch mal für bezahlbaren Wohnraum auf die Straßen gehen? Noch heißt es meistens: Keine Neubauten, keine Hochhäuser, kein Zuzug mehr. Eine laute Minderheit regiert eine schweigende Mehrheit. Schade, dass die Politiker nicht willens sind zu führen und in den sauren Apfel zu beißen, wenn es heißt mutig voran zu gehen und nicht immer nur den Weg des geringsten Widerstands. Ich weiß wie asozial es bei Informationsveranstaltungen über Neubauprojekte zugehen kann. Da gewinnt man schnell den Eindruck, Bürgerkrieg bräche aus, wenn die Stadt nicht nachgibt. Doch ist es nicht gerade diese Führungsschwäche unserer Politik, die solche egoistischen Bürgerproteste stärkt?


    Deine Kritik am OB, Jai-C, teile ich daher mittlerweile auch. Er hat die Stelzenhäuser initiiert, was eine tolle Errungenschaft ist. Aber leider war es das dann bis jetzt auch. Es ist für mich schwer abschätzbar, wie viel Macht ein OB im Stadtrat tatsächlich hat. Mit Sicherheit kommt es auch auf die Person selbst an, welche Autorität, welchen Charakter sie mitbringt. Ob es aussichtsreiche Kandidaten gibt, die tatsächlich bereit wären, den Entscheid von 2004 zu "kippen"? Keine Partei hat bis zuletzt versucht, daran zu rütteln. Keine Partei steht hinter 99m hohen Hochhäusern. Die FDP vielleicht, doch es käme einem Wunder gleich, wenn diese den OB und die Mehrheit im Stadtrat stellen könnte.


    Der Freistaat Bayern hat heute vermeldet, dass sein Überschuss um 600 Millionen Euro höher ausfällt als erwartet. Noch unklar sei, was mit dem Geld angefangen werden soll. Ich wüsste da was...

  • MiaSanMia: Selbstverständlich kann der OB nicht wie ein Diktator sein Konzept durchdrücken, wir leben schließlich in einer Demokratie und da muss vieles langwierig abgestimmt werden. Diese Abstimmungsbedarfe sind für mich aber keine Entschuldigung für das Nichts voranbringen wie wir es bei Hr. Reiter leider zunehmend sehen.


    Vielmehr sehe ich einen OB als Führungspersönlichkeit, die den Weg weist und die Menschen davon überzeugt. Also kein „Ja, aber...“ oder das schon zitierte „Man könnte...“, sondern ein „Ich sehe die Zukunft Münchens so...“.


    Es geht darum die Richtung zu weisen und Verantwortung zu übernehmen. Die Stadt kann da nicht alles allein lösen, das ist klar. Aber sie hat eine Menge Möglichkeiten, wie:


    1. Neuen städtebaulichen Masterplan mit überarbeitetem Hochhauskonzept vorlegen, der eine neue Vision für München skizziert


    2. Flächennutzungspläne in innerstädtischen Lagen schneller ändern und so viel mehr Dichte im Bestand zu ermöglichen


    3. Abstandsflächenregelungen innerhalb des in Dtld. zulässigen Rahmens anpassen und Hochhäuser attraktiver für Investoren machen


    4. Über öffentliche Wohnbaugesellschaften selbst massiv in den Wohnbau investieren und nicht immer nur auf private Investoren zu warten

  • Für 600 Millionen kann man auf die Größe eine Landes mit 13 Millionen Einwohnern und der Fläche Bayerns nicht viel anfangen. Wieviel davon sollte denn die Landesregierung in die prosperierende Hauptstadt stecken wogleich die Stadt selbst immense Steuereinnahmen selbst hat? Da sehe ich Zuschüsse für eine Elektrifizierung der Lindauer Eisenbahn oder Zuschüsse für Schulrenovierungen sinnvoller. Polizei, Universitäten, Staatsbedienstetenwohnungen. Und das Geld ist weg.

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    Jai-C:


    wir leben schließlich in einer Demokratie und da muss vieles langwierig abgestimmt werden.


    Warum muss alles immer langwierig abgestimmt werden? Wenn ich den Max-Josephs-Platz autofrei bekommen möchte, dann sperre ich die Tiefgarage halt einfach mal für sechs Monate zu und schaue ob das große Chaos ausbricht. Wenn nicht, dann ist den Bedenkenträgern der Wind aus den Segeln genommen. Wenn doch, dann kann sich jemand immer noch eine Kompromisslösung überlegen. Die Demokratie ist ein wahnsinnig tolles Gut, das wir hier haben. Der Sinn einer solchen besteht für mich allerdings nicht darin, Entscheidungsprozesse bis in alle Ewigkeit hinaus zu ziehen und Visionen durch Behördenstarrsinn zu begraben, sondern u.a. auch, dass das Allgemeinwohl höher zu bewerten ist, als das Wohl einiger weniger Einzelpersonen. Dass es nämlich auch anders geht, zeigte der Testbetrieb der Sendlingerstraße. Ohne diesen würden die Politiker und Anwohner heute noch diskutieren.
    Anderes Beispiel: Wenn ich einen B-Plan von Büro- in Wohnnutzung ändern möchte, warum dauert das dann ein ganzes Jahr? Das Verfahren ist undurchsichtig, ineffizient und völlig überfrachtet mit Paragraphen und Vorschriften, jede Behörde muss das Dokument noch einmal prüfen, zurückschicken, prüfen, unterzeichnen, in Schubladen liegen lassen etc., nur damit am Ende wieder jeder seinen Senf dazugegeben hat. Das kann doch in Zeiten der Digitalisierung und Vernetzung einfach nicht mehr sein.
    Noch ein Beispiel: Finanzierung der Infrastruktur, u.a. die 2. Stammstrecke.


    Neuen städtebaulichen Masterplan mit überarbeitetem Hochhauskonzept vorlegen, der eine neue Vision für München skizziert


    Das ist natürlich sinnvoll. Nur was nutzt einem das beste Konzept, wenn es nie umgesetzt wird? Standorte für HH sind schnell gefunden und auf der Karte eingetragen. Aber welcher Politiker traut sich, den Rahmenplan konsequent umzusetzen? Selbst dort, wo es offensichtlich ist, dass HH verträglich sind, z.B. am Arabellapark, entstehen keine neuen (Stumpen wie das Vertical Garden mal ausgenommen): Auf dem Grundstück des Bürobaus Arabeska stand zuvor ein 60m Türmchen, nach dem Abriss wurde mit eben jenem Gebäude die doppelte Fläche versiegelt und dutzende alte Bäume gefällt, nur um am Ende ein Drittel der Höhe zu erreichen. Wahnsinn oder?


    Über öffentliche Wohnbaugesellschaften selbst massiv in den Wohnbau investieren


    Immerhin das wurde mit dem größten kommunalen Wohnungsbauprogramm Deutschlands nun forciert (GWG, Gewofag). Hätte aber auch Ude schon machen können...



    Isek:


    Polizei, Universitäten, Staatsbedienstetenwohnungen, Schulrenovierungen.


    Wo werden Wohnungen in Bayern am dringendsten gebraucht? In München und Region. Einen Großteil der 600 Millionen Euro also für Polizei, Schulsanierungen und Wohnungen in München zu investieren halte ich nicht für ungerecht. Mit dem Betrag lässt sich einiges bewirken. Oder Schulbücher wieder mal neu drucken...:nono:

    2 Mal editiert, zuletzt von MiaSanMia ()

  • Einen neuen HH-Rahmenplan halte ich für dringend erforderlich. Der bestehende Plan von Mitte der 90er wurde mit dem Bürgerentscheid de facto obsolet und abgelehnt, darauf kann sich keiner mehr berufen. Es braucht ein neues Konzept, dazu eine gesellschaftliche Debatte und einen Konsens. Erst dann lässt sich das auch umsetzen. So gesehen ist ein solcher Plan schon eine echte Herausforderung, zumindest wenn er von weiten Teilen der Bevölkerung mitgetragen werden soll (was m.E. unverzichtbar ist, ein neues Bürgerbegehren wäre eine Katastrophe für die Stadt).


    Wie kann man so einen Plan umsetzen? Ich sehe die Lösung in einer passenden Aufteilung der Grundstücke. Ein solcher Plan müsste spezifische Hochhausgrundstücke vorsehen, die entsprechend klein sind aber mit hohem Verdichtungspotential. Dadurch werden dann mittelhohe Gebäude unattraktiv, da sie die Fläche nicht entsprechend ihres Potentials nutzen. Diese Flächennutzung muss natürlich auch finanzielle Aspekte (Baukosten, erzielbare Mieten etc.) berücksichtigen und für Investoren zu einem attraktiven Gesamtpaket führen. Nur dann funktioniert es.

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    Wo werden Wohnungen in Bayern am dringendsten gebraucht? In München und Region. Einen Großteil der 600 Millionen Euro also für Polizei, Schulsanierungen und Wohnungen in München zu investieren halte ich nicht für ungerecht. Mit dem Betrag lässt sich einiges bewirken. Oder Schulbücher wieder mal neu drucken...:nono:


    Wohnungen werden überproportional in München gebraucht. Dafür kann man überproportional Zuwendungen planen - aber eben auch nicht ausschließlich!


    Alles andere wird in München nicht überproportional benötigt. Schulen, Polizei aber auch Fachhochschulen und Universitäten sind über ganz Bayern gleichermaßen verteilt. Hier kann München höchsten jeweils 10 % oder 15 % der Gesamtsumme erhalten - entsprechend seinem Bevölkerungsanteil. Und damit ist es nicht viel Geld bei 600 Millionen. Bei 6 Mrd. oder 60 Mrd. könnte man Dinge vorantreiben. Aber nicht mit 600 Millionen.

  • Zitat Jai-C:
    zumindest wenn er von weiten Teilen der Bevölkerung mitgetragen werden soll


    Ehrlich gesagt sehe ich da mittlerweile keine realistische Chance mehr. Es ist sehr einfach, mit einer Unterschriftenliste durch die Nachbarschaft zu gehen und Stimmen gegen Hochhäuser zu erhalten, sehr schwer, welche für Hochhäuser. Nicht wenige Menschen sind nicht zugänglich für sachliche Argumente und eine konstruktive Diskussion. Vielleicht könnte ein wirklich charismatischer, rhetorisch überzeugender Bürgermeister etwas daran ändern, doch einen solchen Kandidaten sehe ich hier leider nirgends.


    Zitat Isek:
    Alles andere wird in München nicht überproportional benötigt. Schulen, Polizei aber auch Fachhochschulen und Universitäten sind über ganz Bayern gleichermaßen verteilt.


    Solange es in München Klassenstärken von 32 Kindern gibt, werden hier eindeutig zu wenig Schulen gebaut bzw. wie regelmäßig in der Zeitung zu lesen ist, deutlich zu wenig Lehrer eingestellt.

  • ^^


    Ich hatte in SR auch mehrere Jahre mit über 30 Mitschülern in einer Klasse. Gut, das war vor 20 bis 30 Jahren. Wie gesagt, 600 Millionen sind verdammt wenig und man kann nur punktuell damit Missstände bekämpfen. Davon liegen eben vielleicht in München mit seinen 1.5 Millionen Menschen nur 15 % möglicherweise 20 % bezogen auf Gesamtbayern mit seinen 13 Millionen Menschen.

  • Nicht wenige Menschen sind nicht zugänglich für sachliche Argumente und eine konstruktive Diskussion. Vielleicht könnte ein wirklich charismatischer, rhetorisch überzeugender Bürgermeister etwas daran ändern, doch einen solchen Kandidaten sehe ich hier leider nirgends.


    Genau deshalb finde ich ein schlüssiges Konzept wichtig, man muss den Bürgern die Angst nehmen. HH sollten an wenigen Orten zugelassen werden, das nur in stadtbildverträglichen Dimensionen und sonst eben gar nicht (zumindest nicht jenseits gewisser Höhen). Das würde auch Sicherheit schaffen und einen Strich unter das Thema ziehen.

  • ^^


    Jai-C:


    Ich bin absolut deiner Meinung, dass eine Lösung so aussehen könnte.
    Leider traut sich niemand, das Thema aktiv anzugehen. Außer hin und wieder ein paar Sprüchen kommt nichts. In der Zwischenzeit wird die Stadt mit Stumpen vollgestellt und sorgt bei den Bürgern damit eher für eine wachsende Abneigung gegen Hochhäuser, höchstens noch Gleichgültigkeit, als Zustimmung. Die kommt mit Sicherheit nicht auf und wer will es ihnen verübeln, wenn wir uns Projekte wie die Südseite oder den Hirschgarten ansehen. Wollen wir wieder Türme über 100m bauen, braucht es aber, wie du schon schreibst, breite Unterstützung um nicht gleich mit dem nächsten Entscheid konfrontiert zu werden.

  • Es bleibt für mich die Frage:
    Die Frau Merk, wie auch der Herr Reiter:
    Haben die Interesse an der Weiterentwicklung der Stadt Richtung größerer Metropole oder fühlen sie sich dazu gedrängt, evtl sogar widerwillig?
    Ich denk dass das ein wichtiger Faktor ist, Entwicklungen zu forcieren und mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln umzusetzen.

  • Leider traut sich niemand, das Thema aktiv anzugehen. Außer hin und wieder ein paar Sprüchen kommt nichts. In der Zwischenzeit wird die Stadt mit Stumpen vollgestellt und sorgt bei den Bürgern damit eher für eine wachsende Abneigung gegen Hochhäuser, höchstens noch Gleichgültigkeit, als Zustimmung.


    Genau deshalb habe ich mich so an dem Gerede von Hr. Reiter gestoßen - er zeigt immer mehr, dass er keine klare Linie fährt. Der Mann will die Debatte um ihrer selbst willen, nur verändern will er nichts.


    Ich bleibe bei meiner bereits anderswo formulierten "Zukunftsvision". Verdichtete Bebauung wird in München weiter unkoordiniert entstehen und die Bürger nehmen es eben so hin. Bis dabei wieder nennenswerte Architektur gebaut wird, gehen sicher noch 10 Jahre ins Land.


    Die Frau Merk, wie auch der Herr Reiter:
    Haben die Interesse an der Weiterentwicklung der Stadt Richtung größerer Metropole oder fühlen sie sich dazu gedrängt, evtl sogar widerwillig?


    Ich denke das liegt auf der Hand.

  • Alt-OB Hans Jochen Vogel fordert Bundestag auf...

    ... gegen die seit Jahren anhaltenden Bodenspekulationen vorzugehen. Die explodierenden Baulandpreise treiben die Mieten nach oben und erschweren Investoren die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.


    Um bundesweit 302 Prozent stieg der allgemeine Preisindex von 1962 bis 2015, um satte 1600 Prozent dagegen die Preise für Bauland.


    OB Vogel kritisiert den laissez faire Stil der Bundesregierung und befürchtet, dass die Schere zwischen arm und reich in Deutschland noch weiter auseinander geht. Noch nicht einmal eine öffentliche Diskussion gäbe es zum Thema.


    Im Gegenteil, über die Jahre seien sämtliche Gesetzesvorschläge im Bundestag gescheitert und die Problematik nun komplett eingeschlafen. Bis auf lasche Forderungen sei nichts zustande gekommen. Im Wahlkampf habe "eine der Hauptursachen steigender Mieten" überhaupt keine Rolle gespielt.


    Eine überparteiliche Arbeitsgruppe soll nun zunächst schleunigst alle Zahlen und Fakten der bisherigen Lösungsansätze zusammenstellen und das Thema wieder auf die Tagesordnung der großen Politik setzen, so Vogel.


    Ich hoffe die Moderatoren verzeihen es aber das Zitat von ihm ist einfach zu treffend und wäre sicher kein verkehrtes Motto der Stadt München:
    "Grund und Boden ist keine beliebige Ware, sondern eine Grundvoraussetzung menschlicher Existenz. Er ist unvermehrbar und unverzichtbar".


    Den vollständigen Gastbeitrag gibt es in der Printausgabe oder mit dem SZ-Plus-Abo zu lesen.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…der-klimawandel-1.3745258


    ______


    An dem 91-jährigen (!!!) ehemaligen OB, Bundesbau- und Bundesjustizminister können sich sehr viele Politiker der aktuellen Generation eine gewaltige Scheibe abschneiden.

  • ^ Das Bauland wird teurer, weil es knapper wird - man kann doch nicht jede Preissteigerung als Folge der Marktmechanismen als "Spekulation" abstempeln. Umgekehrt - ich wüsste nicht, was sonst zur hier geforderten dichteren Bauweise führen könnte.


    Ich glaube, ich habe schon mal das Projekt mit irgendwelchen Gutmensch-Vorwänden in Düsseldorf-Benrath erwähnt, wo die Initiatoren wegen dieser Vorwände mit stark verbilligter Zuteilung des bisher kommunalen Grundstücks gerechnet haben - und absurde Mindernutzung angestrebt haben. Es wurde bekannt, dass aus der Landzuteilung unter dem Marktpreis nichts wird, das Areal wird zum realistischen Preis verkauft - und schwupps, erst darauf wird eine ordentlichere Dichte entworfen. Sonst wäre das gut erschlossene Areal (eine Strab in der Nähe) weitgehend verschwendet.


    Wenn jetzt jemand künstlich verbilligte Landabgabe via Bundesverordnungen fordert bzw."Einfluss auf die Entwicklung von Bauland und -preisen" für die Städte (was wäre denn sonst gemeint als künstliche Preisminderung?), die einzige Folge könnte sein, dass die wenigen noch verfügbaren Areale mindergenutzt zugebaut werden und das Problem noch gravierender als zuvor. Ich bin echt empört, dass ich einem Herrn mit derart populistischen kontraproduktiven Sprüchen von meinen Steuern auch noch irgendwelche hoch üppige Altersgelder finanzieren muss, von den ein Normalmensch nur träumen kann. Wenn irgend etwas abgeschnitten werden sollte, dann vor allem solche Leute mit billigen Sprüchen von den Möglichkeiten, die Lage drastisch zu verschlimmern.

  • @Bau_Lcfr:


    Bevor du hier Dinge dazu fantasierst, die so nie behauptet wurden: Bodenspekulation ist ein Grund für die Mietpreissteigerungen, nicht der Grund.


    Wenn jetzt jemand künstlich verbilligte Landabgabe via Bundesverordnungen fordert


    Von welcher künstlich verbilligten Landabgabe faselst du da?


    die einzige Folge könnte sein, dass die wenigen noch verfügbaren Areale mindergenutzt zugebaut werden und das Problem noch gravierender als zuvor.


    Verstehe ich nicht. Warum?


    Ich bin echt empört, dass ich einem Herrn mit derart populistischen kontraproduktiven Sprüchen von meinen Steuern auch noch irgendwelche hoch üppige Altersgelder finanzieren muss, von den ein Normalmensch nur träumen kann. Wenn irgend etwas abgeschnitten werden sollte, dann vor allem solche Leute mit billigen Sprüchen von den Möglichkeiten, die Lage drastisch zu verschlimmern.


    Verstehe ich auch nicht. Wie soll die Lage durch weniger Spekulation schlimmer werden?


    Zu deinem letzten Absatz fehlen mir sonst wirklich die Worte.


    ____


    Die SZ widmet im Rahmen ihrer "Paradise Papers" auch dem Thema Wohnungsmarkt einen Artikel:


    https://projekte.sueddeutsche.…um-wohnungsmarkt-e201265/


    Für dich, Bau-Lcfr, vielleicht nicht uninteressant...


    Ach ja, OB Vogel war übrigens der letzte großes Visionär von München, der hier mehr auf die Beine gestellt hat, als alle OBs nach ihm zusammen. Er hat mit dem Altstadtring zwar auch einiges verbrochen, ohne seinen Weichenstellungen (Olympia, ÖPNV, Wohnungsbau, Stadtentwicklungsplan) wäre München heute aber bei weitem nicht der Wirtschaftsmotor Bayerns, welcher die Stadt heute ist.

  • ^ Was genau kann man daran nicht verstehen, dass wenn die derzeit verfügbare Menge an Grundstücken X mit Y Wohnungen bebaut wäre, würden am Ende mehr WE fehlen als wenn es 2*Y oder vielleicht 3*Y wären? Es gibt nichts anderes, was zur Dichte animieren kann, als wenn ein Grundstückspreis auf mehr BGF aufgeteilt werden muss, damit am Ende noch ein akzeptabler Wfl-Qm-Preis bleibt.
    Was bitte soll "Einfluss auf die Entwicklung von Baulandpreisen" anderes bedeuten als erzwungene Verbilligung unter einem Preis, den der Markt ergibt?


    Wenn man schon Bundesgesetze fordert, dann doch lieber gegen allerlei Nimbytum. In Düsseldorf geht dies so weit, dass z.B. ein Schutz für diese EFH-Siedlung der 1930er Jahre gefordert wird - mit der einzigen Begründung, dass ein "Heimatgefühl" der Mindergeschossigkeit schützenswert wäre. Öfters habe ich hier im Unterforum den Eindruck, dass es in München Leute gibt, wie Ähnliches anstreben. Würde sowas Schule machen, gibt es überall "Heimatgefühlreservate" und genau Null Möglichkeiten für Nachverdichtungen, die hier im Thread so oft gefordert werden.

  • Was genau kann man daran nicht verstehen, dass wenn die derzeit verfügbare Menge an Grundstücken X mit Y Wohnungen bebaut wäre, würden am Ende mehr WE fehlen als wenn es 2*Y oder vielleicht 3*Y wären?


    Ich frage nochmal: Wo bitte wird im Text von Hr. Vogel auch nur ein Wort über die Baudichte auf einem Grundstück verloren? Darum geht es überhaupt nicht :nono:.


    Es gibt nichts anderes, was zur Dichte animieren kann, als wenn ein Grundstückspreis auf mehr BGF aufgeteilt werden muss, damit am Ende noch ein akzeptabler Wfl-Qm-Preis bleibt.


    Ja und nun? Zunächst fehlt auch hier jeglicher Bezug zur Quelle und darüber hinaus: Deiner Logik entsprechend, müsste ein Grundstück also nur teuer genug verkauft werden um eine möglichst hohe Bruttogrundfläche erzielen zu können. Sonst würdest du doch nicht kritisieren, dass gegen Bodenspekulationen vorgegangen werden soll. Mit Verlaub, das ist blanker Unsinn.


    Was bitte soll "Einfluss auf die Entwicklung von Baulandpreisen" anderes bedeuten als erzwungene Verbilligung unter einem Preis, den der Markt ergibt?


    Wenn du dir darunter nichts anderes vorstellen kannst, ist es doch dein persönliches Problem. Ich kann es jedenfalls. Übrigens: Der Markt ist natürlich heilig und regelt alles stets zum Wohle des Volkes :lach:...


    Bodenspekulation ist in München mittlerweile zu einem großen Problem geworden. Investoren kaufen Bauland, entwickeln Konzepte dafür, und merken irgendwann, dass sich mit dem Verkauf der Grundstücke viel mehr Gewinn erzielen lässt, als mit der vollständigen Entwicklung. Lange vor Baubeginn, werden Baugrundstücke zwei, drei, viermal hin und her verkauft, jedes mal mit satten Preissteigerungen. Das verteuert zum einen nicht nur die Mietpreise, sondern verzögert die Projektentwicklung ebenfalls. Nicht nur auf Brachflächen, auch Immobilien wechselen seit einiger Zeit munter die Bilanzen. Erst recht wenn diese selbst sichere Abrisskandidaten sind, letztlich wird hier nur um den Boden verhandelt.
    Genau solche Praktiken erhitzen den Markt weiter.


    Mit deinem postulierten Nimbytum und Heimatgefühlsreservaten hat das nichts zu tun.

  • Wenn du dir darunter nichts anderes vorstellen kannst, ist es doch dein persönliches Problem. Ich kann es jedenfalls.


    Das ist keine konkrete Antwort auf die Frage, was denn die politische Beeinflussung von Baulandpreisen bedeuten soll - man kann diese nur unmanipuliert belassen, drücken oder pushen, andere Richtungen gibt es auf der Skala nicht. Es stimmt, dass Hr. Vogel den Zusammenhang zwischen der Baudichte und den Baulandpreisen nicht berücksichtigt, doch dieser existiert dennoch - wurde in etlichen Unterforen oft genug angesprochen. Von einem Ex-Bauminister dürfte man erwarten, dass er diesen Zusammenhang berücksichtigt.
    Der Marktpreis ist nichts anderes als ehrliche Information, wie die Baugrundstücke nachgefragt werden und andererseits wie knapp sie sind. Daran zu fummeln bedeutet eine Situation vorzugaukeln, die es gar nicht gibt - mit schlechten Entscheidungen als Konsequenz.


    Wenn ich schon Sprüche wie "der Markt ist natürlich heilig und regelt alles" lesen muss - als ob die politisch bestimmte Planwirtschaft mit willkürlichen Amtspreisen je etwas vernünftig geregelt hätte. Im Berliner Unterforum gibt es oft genug Klagen über die Mindernutzung der Fläche einiger innerstädtischen Plattenbausiedlungen - im Sozialismus gab es gar keinen wirklichen Preis fürs Bauland, dementsprechend wurde es verschwendet.