Dresden – Stadtgestaltung, Design, Grafik und Kartografie

  • Dresden – Stadtgestaltung, Design, Grafik und Kartografie

    Die Wirkung des öffentlichen Raumes wird nicht unerheblich von den Kleinigkeiten beeinflusst, die man im Alltagsleben so mitunter gar nicht mehr bewusst wahrnimmt: Stadtmöblierung, technische Anlagen, Beschilderung und Informationsdesign bestimmen neben der „großen“ Architektur in nicht zu unterschätzender Weise, wie wir die urbane Umwelt wahrnehmen, oder wie diese auf den Betrachter im Allgemeinen wirken mag.



    Außerdem soll dies ein Ort sein, in dem Karten, Pläne, Grafiken u.ä. untergebracht werden können, die sich nicht explizit auf ein bestimmtes Bauvorhaben oder einen bestimmten Bereich der Stadt beziehen, bzw. in den entsprechenden Diskussionssträngen nicht oder nur schwer einzuordnen sind. Beispielsweise (themenbezogene) Stadtpläne, Grafiken u.ä., die für die Allgemeinheit von Interesse sein dürften.


    Kurz: Ein Potpourri für alles, was in direkter oder indirekter Weise mit Stadtgestaltung und -wahrnehmung und diesbezüglichen Aspekten zu tun hat, ohne unmittelbar unter der Rubrik „Architektur“ firmieren zu können. Mein Faible für Beschilderungen aller Art konnte ich in der Vergangenheit ja auch schlecht verbergen…


    Angeregt wurde ich zu diesem Thema zusätzlich unter anderem durch die einschlägigen Diskussionen bezüglich der Gestaltung der Albertbrücke (Oberleitung und Geländer), zudem schwirren mir schon seit längerem diverse Bilddokumentainen im Kopf herum, die ich demnächst auch gern angehen möchte. Einschlägige Beiträge sind natürlich gern willkommen!

  • Dresden - Entwicklung des Stadtgebiets

    Ich habe mich mal ans Werk gemacht und eine Grafik über die Eingemeindungen erstellt. Dabei diente die bei wiki vorhandene Karte als Basis, allerdings wollte ich das Ganze erstens korrigieren und ergänzen und zweitens grafischer etwas ansprechender darstellen.



    Anregungen und Bemerkungen sind gern erwünscht, sicher findet der/die Eine oder Andere etwaige Fehler oder noch Dinge, die eingearbeitet oder verändert werden sollten. Zu berücksichtigen ist, dass an den Flurgrenzen nach den Eingemeindungen mehrfach herumgedoktert wurde, bis hin zu den bisweilen merkwürdigen "statistischen Stadtteilen". Ich habe versucht, mich an die tasächlichen Grenzen zu halten, wie sie zum Zeitpunkt der Eingemeindung bestanden haben. Beispiel hierfür sind Neugruna und Neuseidnitz, die mittlerweile Blasewitz zugeschlagen wurden.


    Heutige Stadtteile, die bereits im Vorfeld in andere Gemeinden eingemeindet wurden und über diesen Weg zu Dresden gekommen sind, wurden entsprechend annotiert.


    Das Ganze in Groß gibt es hier.

  • ÖPNV-Netz

    Seit längerer Zeit beschäftige ich mich schon mit der Erstellung eines Liniennetzplanes des Dresdner Stadtverkehrsm, da ich die aktuelle offizielle Lösung weder grafisch besonders ansprechend noch wirklich nutzerfreundlich finde.


    Die Gestaltung orientiert sich in ihrer Grundkonzeption an Massimo Vignellis berühmter New York Subway Map aus den 1970ern, sowohl was die durchlaufenden farbigen Linienbänder als auch die Gestaltung der Umsteigeknoten enspricht.



    Bearbeitungsstand Juli 2016


    Die kreisrunde Gestaltung des 26er Ringes als Ausgangspunkt ermöglicht eine konzentrische Hervorhebung der wichtigen Bustangentialen der Linien 61, 63 und 64, wodurch deren Verteilerfunktion erheblich besser zur Wirkung kommt. Außerdem wurde ein Farbschema gewählt, dass eine bessere Nomenklatur der Linien nach deren Funktion und Lage ermöglicht.


    Als Schrifttype wurde Frutiger 57 CN gewählt, die Spiekermanns FF Transit für die BVG nicht unähnlich ist.


    In Groß gibt es das Ganze hier.


    Kommentare und Ergänzugen sind wie immer gern willkommen.

  • Antonstädter Straßenschilder

    ---Vorbetrachtung-----


    Im Zeitalter der genormten Wegweiser und Hinweisschilder ist die Straßenausschilderung eines der letzten Refugien kommunaler Oberhoheit. Dresden ist dabei glücklicherweise eine der Städte, die weiterhin auf eine eigene unverwechselbare, quasi ideosynkratische Darstellungsweise setzen und sich nicht aus dem 0815-Katalog diverser Großhersteller bedienen.


    Das typische Dresdner Straßenschild ist emailliert und besitzt traditionell einen dunkelblauen Hintergrund mit weißer Schrift. Die flächendeckende Einführung der Schilder in verschiedenen Formaten erfolgte mit der starken Ausdehnung des bebauten Stadtgebietes ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Noch heute lassen sich zahlreiche der unverwüstlichen Exemplare aus jener Zeit neben den um die Jahrhundertwende eingemeindeten Vorstädten wie Striesen oder Pieschen insbesondere in der Neustadt und Antonstadt finden, den einzigen weitgehend der Kriegs- und Nachkriegszerstörung entkommenen innerstädtischen Stadtteilen. Typisch für die damaligen Schilder war eine enge Serifenblockschrift, die in dieser Form für Jahrzehnte unverändert bis 1933 angewandt wurde, auch wenn die Schreibweise der Straßen jeweils aktuellen Rechtschreibregeln angepasst wurde. Dies erlaubt mitunter eine zeitlich genauere Eingrenzung des Herstellungszeitpunktes.


    Nach Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde diese Art der Gestaltung durch Schilder in Frakturschrift ersetzt. Diese ließen sich insbesondere an Gebäuden und Straßen aus den dreißiger Jahren finden, sind aber zunehmend selten geworden. Auch in den 1930er Jahren umbenannte Straßen erhielten Schilder jener Art, diese verschwanden aber in aller Regel 1945 bzw. 1946 bei den aus nachvollziehbaren Gründen erfolgten Rück- und Umbenennungen.


    Für die unmittelbare Nachkriegszeit sind Emailleschilder in einer engen Sansserifenschrift typisch, die zunächst noch erhabene Lettern aufwiesen. Diese luißen sich besonders an den 1945 und 1946 umbenannten Straßen finden. Oft wurden aus Materialmangel auch abgenommene Schilder umbenannter oder zerstörungsbedingt aufgelassener Straßen übermalt und neu beschriftet meist ortsfremd angebracht. So gelangte ich vor geraumer Zeiot in den Besitz eines Schildes der 1946 in Maxim-Gorki-Straße umbenannten Marienhofstraße, die entsprechend übermalt an der Pieschener Robert-Matzke-Straße, ehemals Moltkestraße zu finden war.


    Ab den 1950er Jahren wurden relativ nichtssagende, einfache blaue Schilder üblich, die bis in die 80er Jahre verwendet wurden, vor allem bei neu- und umbenannten Straßen. Zu einem systematischen Ersatz noch brauch- und lesbarer Altschilder kam es dabei allerdings nicht.


    Die aktuelle Beschilderungsweise wurde im Zusammenhang mit der Neuausrichtung der Außendarstellung der Stadt Dresden Mitte der 1980er Jahre aus der Taufe gehoben (heute würde man von „Corporate Design“ sprechen) und zunächst vor allem in den bis dato nur provisorisch ausgeschilderten Neubaugebieten und der Innenstadt umgesetzt. Beibehalten wurde der traditionell dunkelblaue Hintergrund mit weißer Schrift und das Format von etwa 18 Zentimetern Höhe (die Länge variierte stets nach Namen), die Schrifttype wurde allerdings durch eine Antiqua ersetzt, die unter anderem auch bis heute bei sonstigen Publikationen der nunmehrigen Landeshauptstadt Verwendung findet und zwischenzeitlich auch bei den Ausschilderungen der Dresdner Verkehrsbetriebe üblich war.


    Erst nach der „Wende“ kam es in den 1990er Jahren zur systematischen und flächendeckenden Verbreitung dieser Schilder, meist auf Kosten des historischen Altmaterials, dessen Verbreitung deswegen bedauerlicherweise erheblich abgenommen hat. Besonders an Hauswänden finden sich jedoch überlebende Exemplare, da viele Hausbesitzer offensichtlich um den historischen Wert der Schilder wissen und deswegen an deren Beibehaltung interessiert sind. Somit kommt es oft zu interessanten Dopplungen der Altbeschilderung und des „neuen“ Materials, das in den meisten Fällen an Masten auf dem Fußweg angebracht wird, wohl um Konflikten mit den Immobilieninhabern zu entgehen. Dennoch ist die Befestigung an Hauswänden auch weiterhin üblich.


    Zunehmend werden Straßenschilder auch von weißen Zusatzschildern begleitet, die Auskunft über den Namensursprung geben. Dies war auch vor dem Krieg durchaus üblich, allerdings nicht in der verbreiteten und systematischen Form wie aktuell. Verloren gegangen ist in der Nachkriegszeit hingegen bedauerlicherweise die Tradition der sehr nützlichen Zusatzbeschilderung, die Auskunft über die Hausnummern und die Nummerierungsrichtung der Straßen gab – besonders für den Ortsfremden eine sehr wertvolle Orientierungshilfe.


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    Die folgenden Beispiele stammen alle aus der Antonstadt und decken natürlich bei weitem nicht alle vorhandenen Varietäten ab. Dennoch sollen sie einen recht umfänglichen Überblick über die noch heute auffindbaren Schilder aus den verschiedenen Epochen geben.





    Alaunstraße.




    Doppelreihiges Schild an der Ecke zur Böhmischen Straße mit Zusatzschild. Die großen, etwa 32 Zentimeter hohen Emailletafeln waren typisch für die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum Ersten Weltkrieg und auch in der Innenstadt bis zur Zerstörung weit verbreitet. Es handelt sich somit um die „klassische“ Dresdner Straßenschildkombination. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie nach meinen Beobachtungen allerdings nicht mehr eingesetzt, sicher aus Gründen der Materialersparnis. Beachtenswert die altertümliche Ortographie: Alaun-Strasse, ohne „SZ“ und mit Bindestrich.




    An der Einmündung der Sebnitzer Straße. Aktuelle Variante mit voll ausgeschriebenem Straßennamen und diversen Zusatzschildern, die auf die Einbahnstraßenregelung verweisen.




    Ecke Bischofsweg. Diesmal die Kurzvariante in der aktuellen Form. Beachtenswert das Schildersammelsurium am Straßeneingang.


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    Bischofsweg.




    Vom Bischofsweg gibt es ein Sammelsurium der verschiedenen Altvarianten. Hier das klassische zweireihige Schild mit Bindestrich, aber noch einem Punkt hinter dem „Weg“, komplett mit Zusatzschild. Ecke Alaunstraße. Das Schild dürfte noch aus dem 19. Jahrhundert stammen.




    Hier die große Variante mit Zusatzschild, allerdings einreihig geschrieben und in aktueller Orthographie und damit sicher ein seltenes Exemplar. Es dürfte daher neuer als das vorangegangene sein. Wir befinden uns an der Ecke zur Förstereistraße.




    Zu guter Letzt ein einreihiges Schild (Höhe ca. 18 Zentimeter), aber in alter Schreibweise mit Bindestrich, diesmal an der Ecke zur Görlitzer Straße. Eine Systematik, wann große und wann kleine Schilder verwendet wurden,. scheint es nicht gegeben zu haben. Die Herstellung erfolgte offensichtlich zielgerichtet erst dann, wenn ein konkretes Schild benötigt wurde.


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    Böhmische Straße.




    Alt und neu einträchtig nebeneinander, gemeinsam mit diversen anderen genormt-visualisierten Verhaltensmaßregeln für den Straßenverkehr, am Hebedas, Kreuzung Rothenburger Straße.





    Das Eckhaus gegenüber befindet sich in Sanierung. Eher ungewöhnlich ist die Anbringung des Zusatzschildes über dem hier einreihigen Straßenschild, was zudem nicht bündig an der Fassade angebracht wurde.




    Ein stark beschädigtes großes Exemplar an der Ecke zur Alaunstraße. Beachtenswert das historische Zusatzschild zur Herkunft des Straßennamens.


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    Dammweg.




    Vom Dammweg ein aktueller Vertreter in quartiertypischem Ambiente, Kreuzung Bischofsweg.


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    Eberswalder Straße.




    Die Eberswalder Straße heißt so seit 1953, vorher Langebrücker Straße. Ein typischer Fall von Doppelbenennung nach der Eingemeindung von Klotzsche 1950, dem man mit der Umbenennung der sehr kurzen Nebenstraße zwischen Dammweg und Königsbrücker Straße abhalf. Der schildtragende Lampenmast dient zugleich als Fahrradständer.




    Das gegenüberliegende Schild zeigt sich in ortstypischer künstlerischer Umrahmung. Wir befinden uns übrigens am Dammweg.


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    Förstereistraße.




    Alt an der Hauswand und neu am Mast, ein oft anzutreffendes Bild. Auf dem zweireihigen Altschild schreib sich die Försterstraße mit Punkt hinter der „Strasse“. Wir sind an der Kreuzung mit dem Bischofsweg.




    Bei der Sanierung des Eckhauses zur Paulstraße beließ der Hauseigentümer beide Straßenschilder. Die Machart ist identisch mit dem Schild auf dem vorigen Bild.




    Die Timaeusstraße wurde erst Mitte der 1930er Jahre auf dem Gelände der ehemaligen Schokoladenfabrik Jordan&Timaeus angelegt. An der Förstereistraße wurde das zeitgenössische Straßenschild entfernt, was bleibt ist das Zusatzschild in Fraktur.


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    Görlitzer Straße.




    Klassisches kleines Schild mit Zusatzschild an der Görlitzer Straße/Ecke Sebnitzer Straße, am „Pawlow“.


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    Holzhofgasse/Löwenstraße.




    Die aktuell üblichste Variante an besagter Ecke. Oftmals dienen die Masten der Straßenschilder auch zur Befestigung diverser Verkehrszeichen und Schildern der Stadtwerke.


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    Jordanstraße.




    Aktuelle Kombination von Straßenschild und Zusatzschild zur Namensherkunft, Kreuzung Förstereistraße.




    Baugleiches Schild am Verkehrsschildermast im urbanen Umfeld vor dem „Jim Beam’s“, EEcke Alaunstraße.


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    Kamenzer Straße.




    Klassische doppelreihige Kombination an der Kamenzer Straße, Eckhaus Sebnitzer Straße 36.


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    Katharinenstraße.




    An der Katharinenstraße grüßt dieses neumodische Exemplar von hoch droben am Verkehrschildermast, komplett mit Erklärungsschild, im Hintergrund grüßt der Turm der Garnisonkirche als Point de vue der Alaunstraße.


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    Lessingstraße.




    Ecke Bautzner Straße. Die Lessingstraße hieß bis 1962 Carlstraße. Auch hier ziert allerlei Kladderadatsch den Schildermast.


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    Louisenstraße.




    Die Louisenstraße habe ich irgendwie übersehen, daher gibt es nur diese lauschige Impression mit Katy’s Garage und vegetativer Rahmung im Kuchenloch.




    Weiter in Teil 2.

  • Antonstädter Straßenschilder (Teil II)

    Weiter geht's am...




    ...Martin-Luther-Platz.




    Alt und neu an der Ecke zur Pulsnitzer Straße in Richtung Jüdischer Friedhof. Das neue Schild hat eine etwas merkwürdige Befestigungsweise, und die Erklärungstafel bezieht sich sicherlich nicht auf das Einbahnstraßenschild. Nur für den Fall, dass jemandem entfallen ist, um wen es sich bei Martin Luther handelt…




    Diesmal befindet sich das neue Schild am Haus, die Abdrücke des Vorgängers sind darunter noch zu erkennen. Der Blick geht südwärts in die Pulsnitzer Straße und deren Kreuzung mit der Bautzner Straße.




    Kleines Altschild an der Nordwestecke des Platzes, an der Martin-Luther-Straße.


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    Martin-Luther-Straße.





    Doppelreihige Schilderkombination am Martin-Luther-Platz. Beachtenswert die selbst nach alten Maßstäben fehlerhafte Orthographie.




    An der Ecke zur Louisenstraße. Die Neubeschilderung treibt mitunter merkwürdige Blüten…


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    Paulstraße.




    Auch die sehr kurze Paulstraße kann an der Ecke zur Förstereistraße noch ein historisches Schild vorweisen, nur echt mit Punkt. Das gleichartige Pendant um die Ecke ist unter Förstereistraße zu finden.


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    Pulsnitzer Straße.




    Altes kleines Schild am Eckhaus zum Martin-Luther-Platz, genauer dessen Nordostecke.


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    Rothenburger Straße.




    Die einstige Markgrafenstraße heißt seit 1946 Rothenburger Straße. Am „Assi-Eck“ hat sich eines der originalen Schilder aus der unmittelbaren Nachkriegszeit erhalten. Auffällig die im Vergleich zu den Vorkriegsschildern eher rustikale Fertigungsweise. Das Zusatzschild stammt von der Vorkriegs-Originalkombination und ergänzte einst die "Markgrafen-Strasse".


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    Sebnitzer Straße.




    Am „Pawlow“ wurde die Straßenschilderkombination nicht auf die Fassade geschraubt, sondern über den Zwickel und das Regenrohr hinweg.




    Am Eck zur Kamenzer Straße gibt es die übliche Alt-Neu-Kombination. Offensichtlich wollte auch hier der Hauseigentümer das Altschild gern behalten.


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    Schönbrunnstraße.




    Das recht lange neumodische Schild präsentiert sich mit dem „Öz Nemrut“ im Hintergrund.


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    Talstraße.




    Sehr kurze Straßennamen haben sehr merkwürdige Schilderlösungen zur Folge. Einmündung an der Schönfelder Straße.




    Das neuzeitliche Schild an der Brache gegenüber ist nicht wesentlich länger. Im Hintergrund die Schönfelder Straße auf ihrem Weg aus dem Prießnitzgrund zur Kamenzer Straße.


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    Tannenstraße.




    Kreuzung Königsbrücker Straße. Sehr ungewöhnlich, aber sehr zu begrüßen ist die Ergänzung des neuen Straßenschildes mit einer aktuellen Variante der historischen Zusatzbeschilderung. Es wäre schön, wenn dieses Beispiel Schule machen würde…


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    Tieckstraße




    Altes kleines Schild am Gründerzeiteckhaus zur Weintraubenstraße.




    Am Eck zur Hoyerswerdaer Straße findet sich diese Kombination aus neuem Straßenschild und historischem Zusatzschild.


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    Timaeusstraße.




    Die Frakturschrift weist untrüglich auf den Erbauungszeitraum der Straße hin. Die Benennung erfolgte 1938, aus jenem Jahr dürfte auch noch das originale „Nazischild“ stammen.




    Auch hier, an der Ecke zur Alaunstraße, wurden trotz Vorhandenseins der Altbeschilderung neue Schilder gesetzt.


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    Weintraubenstraße.




    Am gründerzeitlichen Eckhaus zur Tieckstraße findet sich dieses beschädigte zweizeilige Exemplar, das schion deutlich mehr als ein Jahrhundert auf dem Buckel haben dürfte. Wir nähern uns dem Ende des Schildermarathons.


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    Wolfsgasse.




    Zu guter Letzt die Wolfsgasse an der Bautzner Straße. Ein neues Schild ziert die Hostienbäckerei des Diakonissenkrankenhauses.





    Soviel zu meinem kurzen Einblick in die Dresdner Straßenschilderkunde.

  • Antonstädter Straßen

    Passend zum vorherigen Beitrag eine weitere Grafik aus eigener Produktion - aktueller Bearbeitungsstand. Anliegen war, in visueller Form eine Kurzgeschichte zu den vorhandenen Straßen und PLätzen anzubieten. Naturgemäß sind dem Ganzen Grenzen gesetzt, auf die Erläuterung von Namensherkünften musste aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet werden.



    Aufgrund der vollständig erhaltenen Struktur der Antonstadt war die Aufgabe relativ einfach, da keine Rücksicht auf überbaute uund verschwundene Straßenzüge zu nehmen war. Ähnliche Projekte schweben mir auch für andere Stadtteile vor, besonders die Friedrichstadt und die Leipziger Vorstadt habe ich hierbei im Auge.


    Das Ganze in Groß gibt es hier.

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  • Dresdner Hausnummern

    Neben der charakteristischen Straßenbeschilderung sollte auch die Gestaltung der Hausnummern für den örtlichen Wiedererkennungswert eine gewichtige Rolle spielen. Die traditionelle Dresdner Hausnummer besteht dabei aus einem ovalen Emailleblättchen von 183 Millimetern Breite und 143 Millimetern Höhe, beschriftet in fetter Fraktur. Hierzu existiert ein Merkblatt des Amtes für Geodaten und Kataster.




    Eine ganze Batterie Hausnummernplaketten ziert den Eingang der Alaunstraße 71, in den 1930ern mit der Timäusstraße entstanden. Bei Buchstabenzusätzen, wie hier der 71a, b oder c, sind normalerweise kleine Frakturbuchstaben Usus.



    Obwohl die Anbringung dergestalteter Hausnummern nicht zwingend vorgeschrieben ist, so lässt sich doch erfreulicherweise ein deutlicher Trend beobachten, nach dem zum Einen auch bei Sanierungen die historischen Plaketten beibehalten oder entsprechend neu angefertigt werden, aber auch Neubauten zunehmend statt des Baumarktallerleis wieder "dresdentypisch" bestückt werden. Dies ist umso erstaunlicher, da die einheitliche Hausnummerngestaltung nach dem Zweiten Weltkrieg keine Anwendung mehr fand und traditionelle Plättchen erst seit den 1990er Jahren wieder zur Anwendung kommen.




    Das wunderschöne geflieste Jugendstilportal der Paulstraße 1, mit nachgearbeiteter Hausnummernplakette.




    Zeittypischer Eingang der Timäusstraße 7, mit gut erhaltener historischer Plakette.




    Knabeneingang der 22. Bezirksschule an der Louisenstraße, heute Haus A des Gymnasiums Dreikönigsschule. Er trägt die Hausnummer 40, der einstige Mädcheneingang die Nummer 42.



    Hausnummern werden in Dresden im Regelfall vom Stadtinneren nach außen in aufsteigender Nummerierung vergeben, wobei die linke Straßenseite die ungeraden, die rechte die geraden erhält. An Plätzen wird unterschiedlich verfahren: So weist zum Beispiel der Bonhoefferplatz in Löbtau eine Durchnummerierung entlang der Platzfronten auf, beim Antonstädter Martin-Luther-Platz wird dagegen wie bei der Straßennummerierung verfahren: Die südliche Platzfront weist die geraden, die nördliche die ungeraden NUmmern auf.



    Zum Abschluss ein Sammelsurium typischer Dresdner Hausnummernplaketten. Es lassen sich, bei aller Einheitlichkeit, doch beim Vergleich interessante Details entdecken. So haben die historischen Plättchen manchmal, aber nicht immer einen Punkt hiner der Nummer. Auch lassen sich durchaus leichte Abweichungen in Größe uind Form der verwendeten Zahlen erkennen.






    Soviel zu meinem sonntäglichen Seminar zum Thema Hausnummernkunde.

  • Altstädter Laternenumzug (Teil I)

    Ambivalent ist das derzeitige Schicksal der Dresdner Gaslaternen. Zwar existieren in Blasewitz, Striesen und Trachenberge Bestandsschutzgebiete für die historischen gasbetriebenen Leuchten, andernorts aber wurden sie bis in die jüngste Zeit rigoros abgeräumt. Mittlerweile jedoch hat ein Umdenken eingesetzt, und man geht wenigstens zum Erhalt der historischen Kandelaber über, auch wenn sie jetzt elektrisch beleuchtet werden. Für mich ein akzeptabler Kompromiss.


    In der Innenstadt selbst war in den 1980er Jahren nur noch sehr wenig von der historischen Beleuchtung verblieben. Was der Krieg nicht zerstörte, verschwand mit der Beseitigung der zugehörigen Straßen oder wurde in den Nachkriegsjahrzehnten durch einfache elektrische Leuchten ersetzt. Viele der alten Gaslaternen wurden verkauft oder verschenkt, aber glücklicherweise auch in Größenordnungen eingelagert.




    Geschäftsanzeige der Firma Gebrüder Barnewitz, Falkenstraße. Sie zeigt die beiden Standardtypen der Dresdner Gaslaterne um 1900 – links der einfachere Typ, wie er bis heute in vielen Vororten zu finden ist, rechts der repräsentativere Typ mit Stadtwappen und erheblich aufwändigerer Gestaltung, zu finden vor allem in den repräsentativen Straßen der Innenstadt und der großen Gründerzeitviertel. Daneben existierten zahlreiche Sonderbauarten für bestimmte Einsatzgebiete, wie mehr oder weniger einfache Wandkandelaber, Treppenleuchten, etc. .



    Ein Umdenken setzte erst in den 1980er Jahren ein. Der Wiederaufbau der Semperoper hob auch die Außengestaltung des Theaterplatzes auf die Tagesordnung. Man entschied sich bezüglich der Platzfläche für freistehende historisierende Kandelaber, die denen vor dem Opernhaus nachempfunden wurden, aber, wie wir sehen werden, eigentlich ahistorisch sind. Am Rande wurden altgediente Gaslaternen neu aufgestellt, die Beleuchtung selbst erfolgte allerdings durchgehend elektrisch.


    Damit war der Startschuss für eine sich an der Historie orientierende flächendeckende „Relaternisierung“ der Altstadt gegeben, die bis heute anhält. Die anstehende Sanierung der Brühlschen Terrasse gab die Möglichkeit ihrer Neuausleuchtung mit eingelagerten Altlaternen des repräsentativeren Typs, der zu diesem Zeitpunkt fast völlig aus dem Stadtbild verschwunden war. Auch in die umliegenden Straßen kehrten die alten Laternen nach und nach zurück, so findet man sie u. a. am Brühlschen Garten, in der Sophienstraße, am Taschenberg, der Salzgasse oder am Georg-Treu-Platz.


    Mit dem Aufbrauchen der Vorräte an Altmaterial ging man zur Rekonstruktion und Neuanfertigung von Leuchten nach altem Muster über. So zieren den Neumarkt und die neu entstandenen Gassen drumherum neue Laternen in altem Stil, die sich nur bei genauerer Betrachtung vom Vorkriegsmaterial unterscheiden. Repliken ersetzten auch so manches marode Exemplar in den Vororten oder schmücken mittlerweile zahlreiche historische Dorfkerne und tragen zu deren Aufwertung bei, Straßen und Plätze in seit Jahrzehnten laternenlosen Stadtteilen erhalten diese zurück, wie erst kürzlich am Martin-Luther-Platz. Dieser Prozess ist noch längst nicht abgeschlossen und aus meiner Sicht eines der erfreulichsten Kapitel der jüngeren Stadtentwicklung, tragen die traditionellen Dresdner Leuchten doch erheblich zu einem unverwechselbaren Ortsfluidum bei.



    Für den ersten Beitrag zum Thema habe ich mir die nördliche Altstadt vorgeknöpft. Am Taschenberg steht dieses Exemplar der Firma Gebr. Barnewitz, deren Geschäftsanzeige eingangs gezeigt wurde.




    Typisch für die Dresdner Gaslaterne gleich welchen Typs ist der sechseckige Leuchtkörper, meist mit Kupferbedachung. Die Beleuchtung in der Innenstadt erfolgt heute ausschließlich elektrisch.




    Fuß der obigen Laterne, mit Geschäftsinschrift. Die Firma Gebr. Barnewitz war in der Falkenstraße 22 in der Seevorstadt ansässig, gelegen zwischen Ammonstraße und Falkenbrücke, also etwa dort, wo sich heute die Auffahrt zur Budapester Straße befindet. Von ihr stammen die meisten noch anzutreffenden Originallaternen.




    Auch zahlreiche andere Gießereien stellten die Laternen für die Stadt Dresden her. Am Theaterplatz finden wir eine Leuchte der Firma Carl Ernst Rost & Co. Eisengießerei, Maschinen- und Dampfkesselfabrik, ansässig auf der Rosenstraße 103. Bis auf die Geschäftsinschriften sind die Laternen identisch.




    Schloßplatz, Laterne der Firma August Kühnscherf und Söhne, Große Plauensche Straße 29, später 20. Die traditionsreiche Firma Kühnscherf und Söhne wurde von August Kühnscherf 1840 gegründet und später vor allem durch den Aufzugbau überregional bekannt.




    Sophienstraße, Laterne der Firma A. Kühnscherf, Jr. . Alexander Kühnscherf übernahm die Familienfirma von seinem Vater Emil im Jahre 1928, was eine etwaige Datierung der Laterne ermöglicht und zeigt, über welch langen Zeitraum (mit längerer Unterbrechung bis zum heutigen Tage!) die Laternen unverändert gefertigt wurden. Auffällig ist die hohe Anzahl an Gießereien in unmittelbarer Nachbarschaft in der Seevorstadt.




    Auch die Jacobiwerk AG in Meißen steuerten Dresdner Laternen bei. Diese hier schmückt den Schloßplatz.




    Ein Exemplar der Firma Hermann Liebold, Kronleuchter für Gas und elektrisches Licht, Große Kirchgasse 3 bis 5. Die Gießerei lag also unmittelbar an der Kreuzkirche, mitten in der Altstadt!




    Weitere Laternenfüße werden folgen, doch wenden wir uns der Abwechslung wegen einigen Sonderanfertigungen zu. Am Opernhaus wurden die historischen Standkandelaber zur Wiedereröffnung 1985 rekonstruiert.




    Exemplar vor der rechten Kutschenunterfahrt an der Elbseite.




    Der Theaterplatz selbst wurde vor dem Krieg mit großen „Bischofsstäben“ ausgeleuchtet, die damals an allen größeren Plätzen zu finden waren und von denen in Dresden kein einziges (!) historisches Exemplar überlebt hat. Man entschied sich Anfang der 1980er Jahre allerdings für freistehende fünfarmige Kandelaber, die von den Leuchtern am Opernhaus selbst abgeleitet wurden, ansonsten aber kein historisches Vorbild haben.




    Früher präsentierte sich die Beleuchtung so:




    Rund ums Residenzsschloss lassen sich einige speziell angefertigte Leuchten finden, deren Originale wohl von Kühnscherf und Söhne stammen. Hier die bekrönten Exemplare am Eingang zum Bärengarten.




    Spezieller Wandkandelaber am Südflügel, Taschenberg.




    Portal zum Südflügel des Residenzschlosses mit Kandelabern.




    Prächtige Gründerzeitwandkandelaber am Torhaus zum kleinen Schlosshof, Schloßstraße.




    Weiter ging es auf die Brühlsche Terrasse. Die Terrassentreppe zieren mittig zwei einfach gehaltene Sonderanfertigungen, deren Masten ein zurückhaltendes Jugendstildekor aufweisen. Der Leuchtkörper entspricht der Dresdner Standardbauart.




    Auch auf der Terrasse selbst finden sich zahlreiche Originallaternen, die bei der großen Sanierung Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre aufgestellt wurden. An der Sekundogenitur eine Laterne der bekannten Firma Kelle & Hildebrandt.



    An der Treppe zur Münzgasse findet sich eine abgewandelte Variante der einfacheren Bauart ohne Fuß, dafür mit Befestigungsplatte.




    Torbogen der Münzgasse. Hier stoßen wir auf vermutlich replizierte Wandkandelaber mit besonderer Anti-Tauben-Ausstattung. Bei genauerer Betrachtung erweist sich diese allerdings als nur eingeschränkt wirksam. Dreist streckt uns das Federvieh seinen Allerwertesten entgegen!


  • Altstädter Laternenumzug (Teil II)

    Kommen wir zum Neumarktgebiet. Offensichtlich sind die Vorräte an Altmaterial erschöpft, so dass man an den in den letzten Jahren relaternisierten Straßenzügen „nur“ noch Repliken findet. Hier am Coselpalais.




    Bei Betrachtung des Fußes werden die Unterschiede deutlich. Neue Laternen erkennt man an der wesentlich akkurateren Fertigungsweise, der fehlenden Firmeninschrift und vor allem der einzeln angesetzten Stadtwappenkartusche.




    In vielen Nebengassen wurden Wandkandelaber-Repliken angebracht. Hier an der Salzgasse/An der Frauenkirche. Beachtenswert auch die Straßenschilder in Sonderbauart.




    Auch wenn sie nicht zum Thema gehören, liefere ich sie jedoch gern mit.





    Auf dem Neumarkt findet man eine Besonderheit: Drei Bischofsstäbe zieren seit einigen Jahren die Platzmitte. Es handelt sich derzeit um die einzigen Lampen dieser Art in Dresden, die früher an allen größeren Platzen der Innenstadt zu finden waren.




    Fuß mit Stadtwappen. Die Passschrauben verraten die Replik.




    Leuchtkörper eines Bischofsstabes.




    Wandkandelaber-Replik in der Frauenstraße.




    Schön zu sehen, dass die traditionellen Leuchten auch in Bereiche vorstoßen, wo man sie weniger vermutet. Hier mit Nachkriegsambiente an der Kleinen Kirchgasse neben dem zukünftigen „Stadt Rom“.




    Selbst die Rückwand der 60er-Jahre-Blöcke der Wilsdruffer Straße schmückt mittlerweile eine Batterie Wandkandelaber. Derartige vermeintlich unscheinbare Details sind sehr gut geeignet, eine gewisse optische Harmonisierung selbst in solch einer städtebaulichen Bruchzone zu erzielen und dem eigentlich recht tristen Ort einen unverkennbar Dresdnerischen Anstrich zu verleihen.




    Replika-Laterne mit Frauenkirche. Ein harmonisches Bild…



    An der Kunstakademie. Hier finden sich wieder Originallaternen.




    Tief eingelassen ist der Fuß dieses Exemplars, das im Eisenwerk Lauchhammer entstand.




    Auch die Nachbarlaterne stammt aus Lauchhammer. Dresdner Leuchtkörper wurden also selbst aus dem Ausland zugeliefert!




    Über dem Zugang zur Festung Dresden am Georg-Treu-Platz findet man einen Wandkandelaber mit besonderer Farbgebung.




    Wir sind wieder auf der Brühlschen Terrasse und betrachten die außergewöhnlichen Leuchten am Eingang der Kunstakadamie.





    Leuchtkörper mit spezieller Farbgebung neben dem kleinen Kanonenhof.




    Dieser Lauchhammer-Originallaterne wurde ein äußerst lauschiges Plätzchen am Nordostzipfel des Brühlschen Gartens zugewiesen. Sicher wird sie schon so manches Schäferstündchen dezent ausgeleuchtet haben.




    Der tief eingebuddelte Fuß dieses Stücks lässt eine Identifizierung nicht zu.




    So manche Laterne dient nebenbei als Halterung für diverse Gebäudestrahler, hier am Albertinum.




    Historische Laternen begleiten auch den Weg aus dem Brühlschen Garten hinunter zum Rathenauplatz.




    Das war die Altstädter Laternentour. Wie enorm wichtig eine lokal unverwechselbare und historisch kontinuierliche Ausstattung des öffentlichen Raumes ist, lässt sich an den gezeigten Beispielen hoffentlich gut nachvollziehen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn die typischen Dresdner Laternen auch in den Stadtteilen vermehrt wiederauftauchen würden, wo die noch großflächig vorhandene Gründerzeitsubstanz geradezu nach entsprechender öffentlicher Raumausstattung schreit, sie baer flächendeckend verschwunden sind, nämlich den Straßen der Friedrichstadt, Johannstadt und Antonstadt. Der Martin-Luther-Platz zeigt mehr als deutlich, welch wunderbare Raumbilder sich mit einer solchen recht überschaubaren Investition erzeugen lassen.


    Bei Gelegenheit werde ich mich auch in den noch einschlägig interessanten Vororten verlustieren.

  • Friedrichstädter Straßem

    Gerade eben habe ich eine weiteres Projekt soweit abgeschlossen - wohl wissend, dass die einschlägige Fraktion hier recht gut vertraten ist :lach: war diesmal die Friedrichstadt Gegenstand des Interesses. Bei der Erarbeitung kam für mich so manche Überraschung zutage. So war mir zwar die ehemalige Existenz der Flußstraße und der Dinterstraße geläufig, von Preßlerstraße und Am Ostragehege habe ich jedoch noch nie etwas gehört. Ebenso interessant war die Einkürzung der Menageriestraße, deren nördlicher Teil genau wie die Dinterstraße in das Krankenhausareal einbezogen wurde, allerdings wohl schon wesentlich eher.



    Es bestehen noch einige zeitliche Unklarheiten. Weiß z.B. jemand, wann genau die Benennung der Potthoffstraße erfolgte?



    In Groß dann das Ganze hier.

    4 Mal editiert, zuletzt von antonstädter () aus folgendem Grund: Jahreszahl berichtigt, Probierhausstr. eingepfügt

  • Erst einmal vielen Dank für die sehr inhaltsreichen und informativen Posts (auch zu den Straßenbahnlinien - wobei ich dort angelegentlich möglicherweise noch die eine oder andere Frage haben werde).


    Zu den Straßen der Friedrichstadt:
    Wenn ich mich nicht täusche, gehören sowohl Roßthaler Str. als auch ein ganz kurzes Stück Schweriner Str. ebenfalls zur Friedrichstadt.In der Karte fehlt ausserdem die Legende zur Semmelweisstr. (glaube ich).

  • Vielen Dank an Gacki und Chris für die Korrekturen - der Semmelweiskasten ist beim Bearbeiten verloren gegangen - habe gleich noch die Farbe korrigiert. Die Roßthaler ist mir glatt durch die Lappen gegangen...


    Auf die Schweriner habe ich erst einmal verzichtet, da es ja wirklich nur der Endzipfel ist und dort außerdem die Stiftsbrücke postiert ist - kann man sicher auch noch mal ergänzen. Das werden auch sicher nicht die einzigen Fehler bleiben, wie ich mich kenne...



    Wichtige Ergänzung: Gacki, willkommen im Forum!

  • Fun facts (aber nicht automatisch auch korrekt):


    Laut dem Stadtplan 1906/1907 hieß die Semmelweisstr. zu diesem Zeitpunkt "Probierhausstr." Möglicherweise hängt das mit der damals dort befindlichen Gambrinusbrauerei zusammen.


    http://www.deutschefotothek.de…bj/70400042/df_dk_0000047


    Auf diversen Stadtplänen des 19. und frühen 20. Jhd. gehörten die Flußstr. und ihre Bebauung gar nicht zur Friedrichstadt, sondern zu Löbtau. Ob dieser Zipfel dann vor oder nach der Aufhebung der Straße zur Friedrichstadt kam, weiss ich nicht.


    Der "Übigauer Fährweg" oder "Übigauer Fahrweg" findet sich übrigens auch noch in neueren Karten. Natürlich ist er keine Straße im eigentlichen Sinne mehr.
    http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70400046


    Ebenso in einer Karte (Berndtson & Berndtson) von ca. 2001.


    In letzterem Sttadtplan findet sich übrigens immer noch die Dinterstr., allerdings explizit als ein Stück der Behringstr. ausgewiesen. Na ja.


    Im Westen der Friedrichstadt gibt es noch einige kurze Straßenabschnitte (Pennricher, Gohliser, usw.); inwieweit man die einfließen lassen sollte: keine Ahnung.
    Und last but not least: Die Legende der Karte spricht vom ehemaligen Verlauf der Weißeritz "bis 1993"; in der Karte selbst steht korrekt 1893.

  • ^Danke, habe die Probierhausstraße eingefügt. Kurioserweise taucht sie nur (?) in den offiziellen städtischen Stadtplänen auf...


    Die "Übigauer Allee" existiert ja als kläglicher Rest - aber da sie keine Relevanz als öffentliche Straße mehr hat und die Fähre auch längst entschwunden ist, habe ich sie der Einfachheit halber als aufgelassen dargestellt - sicher Ansichtssache.


    Auf die Straßenstummel habe ich bewusst verzichtet, denn es sind ja keine originär Friedrichstädter Straßen. Konsequenterweise hätte man auch die Jahnstraße weglassen können.


    Noch etwas: Die Lübecker Straße, also der Cotta-Löbtauer Verbindungsweg, ist in keinem der mir zur Verfügung stehenden Verkehrsbücher und Stzraßenverzeichnisse als zur Friedrichstadt zugehörig ausgewiesen - obwohl sie nachweislich die Flurgrenze bildet- heute meist "bereinigt" durchgehend ohne die Friedrichstädter "Ausbeulungen". Ich habe die Grenze der Übersichtlichkeit halber an den linken Straßenrand verfrachtet, um die Beschriftung vornehmen zu können.


    Ich versuche, mich an die historischen Gegebenheiten zu halten, die heutigen Stadtteile haben ja z. T. eine zweifelhafte historische oder sonstwie gesellschaftliche Relevanz (siehe die teilweise merkwürdig zusammengeklöppelten offiziellen "statistischen Stadtteile" der Landeshauptstadt Dresden oder ahistorische Kunstbegriffe wie "Äußere Neustadt" oder "Hechtviertel"). Daher kann es durchaus Abweichungen geben.


    Die dem nächtlichen Fehlerteufel zuzuschreibende falsche Jahreszahl habe ich korrigiert. 1993 floss nun definitiv kein Wasser mehr entlang der Löbtauer Straße, das war erst neun Jahre später kurzzeitig wieder der Fall.


    Danke nochmals für die konstruktive Zuarbeit - so macht eine Diskussion Spaß ;) !

  • Nordlichter

    In den nordöstlichen Stadtteilen Trachau und Trachenberge finden sich in zahlreichen Straßen noch immer historische Gaslaternen. Grund genug für einen Besuch.


    Beginnen möchte ich jedoch in Mickten. Hier wurden die meisten Gasleuchten mittlerweile durch elektrische Beleuchtung von geringem Ortsbezug ersetzt. Ein Ausnahme bildet die entlang des Micktener Elb ufers führende Kötzschenbroder Straße, die in den 1990er Jahren in ihrer gesamten Länge mit eng stehenden, gasbeleuchteten Replikaleuchten ausgestattet wurde, die eine für Dresden eher ungewöhnliche Bauart aufweisen.



    Leuchte an der Kötzschenbroder Straße, 1990er Jahre, unweit des Ballhaus Watzke. Im Hintergrund die Elbe, mit den Ortskernen von Mickten und Übigau.




    Dieselbe Leuchte in der Gegenrichtung, rechts das Ballhaus Watzke. Der Aufsatz ist für Dresden völlig untypisch.




    Fuß der Replikalaterne, hergestellt von der Firma Trapp aus Mainhausen. Er entspricht exakt dem schmaleren Dresdner Typ, der vor allem in den Vororten anzutreffen war (und ist!) und auf der Geschäftsanzeige der Firma Barnewitz gezeigt wird.




    Anders sieht es mit den Leuchtkörpern aus. Das Modell „Rastatt“ findet man in Dresden sonst nirgends. Der Grund für die Aufstellung bleibt nebulös, zumal sich auf Nachbaumasten der Firma Trapp andernorts ganz normale Sechseckkandelaber finden.




    Die vom Modell „Rastatt“ eng bestückte Kötzschenbroder Straße. Leider stehen die Laternen nur auf der bebauten Seite.




    Rastätter Laterne im Grün, im Hintergrund der Elbbogen an der Kaditzer Flutrinne.




    Laternenbestandener Blick zurück zum Watzke.




    Rastätter Leuchte vor der Hörmannschen Waffelfabrik.




    Letzte Rastätter Gasleuchte an der Kötzschenbroder Straße in Richtung Radebeul. Dahinter beginnt die elektrische Ödnis.




    Ich hatte gehofft, in den Micktener Nebenstraßen noch weitere Gasleuchten zu entdecken. Vergeblich, denn hier hat die Landeshauptstadt Dresden allerorten vollendete Tatsachen geschaffen. Standard sind jetzt derartige Mastaufsatzlampen des Modells 0815, hier an der Trachauer Straße.




    Zum Schluss noch ein Straßenschildeinschub. Das am Gebäude angebrachte Schild an der Ecke Lommatzscher und Trachauer Straße ist eine Eigenmächtigkeit des Eigentümers und entspricht keinerlei Normen.




    ---


    Somit war ein Ortswechsel vonnöten. In Trachau existieren zum Glück noch zahlreiche gasbeleuchtete Straßen. Selbst an Hauptstraßen, wie der Industriestraße, wird man noch fündig.




    Die allermeisten Originalleuchten des einfacheren Typs entstanden in der Gießerei der Gebrüder Barnewitz, wie man noch heute am Sockel lesen kann.




    Barnewitz-Laternen in der Trachauer Wilder-Mann-Straße, der wir nun bis zum nördlichen Ende folgen.





    Hervorragend erhaltene Sockelinschrift.




    Typisch Dresdner Gaslaterne an der Kreuzung mit der Cottbuser Straße.




    Der Gasleuchtkörper, mit vereinfachter Kupferbedachung. Die Ösen dienten der Aufhängung der Leitern der Gasmänner.




    In Trachau räumt man die Leuchten wenigstens nicht ab. Dafür werden sie zunehmend elektrifiziert, wie hier in der Kopernikusstraße. Dabei erhalten sie auch einen detaillierteren rekonstruierten Dachaufsatz.




    Elektrifizierte Leuchte mit vermutlich neu angefertigtem Leuchtkörper, ebenfalls in der Kopernikusstraße.




    Die Wilder-Mann-Straße selbst wird weiterhin gasbeschienen.




    Laterne im Kreuzungsbereich mit der Kronenstraße.




    An der Burgsdorffstraße wurde eine Gaslaterne durch einen Nachbau ersetzt.





    Auch andere Firmen lieferten die Vorort-Variante, unter anderem das Eisenwerk Lauchhammer.




    Elektrische Replika-Exemplare von Trapp, Platanenstraße. Diesmal mit richtigem Dresdner Aufsatz.





    Ein weiterer aufgearbeiteter Lauchhammer-Spezimen in der Wilder-Mann-Straße. Der Restabschnitt zwischen Platanen- und Schützenhofstraße ist mittlerweile ebenfalls elektrifiziert.




    Exemplar der Firma K. H. Kühne & Co. aus Loebtau bei Dresden, ebenfalls zu finden in der Wilder-Mann-Straße. Bei den elektrifizierten Laternen hat man Wartungsluken in die Sockel geschnitten.




    Auch Kelle & Hildebrandt findet man unter den Lieferanten. Die eingeschnittenen Wartungsluken haben die Inschrift leider beschädigt – aber vermutlich ist das Jammern auf hohem Niveau…





    An der Schützenhofstraße endet die Wilder-Mann-Straße unmittelbar an der Großenhainer Chaussee. Und ja, die Laterne steht so schief…




    Nun geht es über die Straße in das Gaslaternenparadies Trachenberge. An der Döbelner Straße wird noch auf gesamter Länge ausschließlich gasbeleuchtet.




    Ecke Dippelsdorfer Straße. Der Laternenmast dient als Träger diverser Wartungsschilder.




    Schwenk in die Dippelsdorfer, wo gerade eine Linie 3 in die Buchholzer Straße abbiegt, um ihre wohlverdiente Wendepause am Endpunkt Wilder Mann anzutreten. Selbst in der historischen durchgrünten Vostadtkulisse machen die gelben Wagen wahrhaftig belle figure.




    Laterne im Gegenlicht, Döbelner Straße.




    Die laternenbestandene Döbelner Straße.




    Elektrifizierte Gaslaternen an der Albert-Hensel-Straße auf ihrem Weg bergan, am linken Straßenrand lugt die Weinbergkirche hervor.




    Gaslaterne vor dem prächtigen Eingangstor der Döbelner Straße 22.




    Ein besonderes Bild und einige Worte zum Schluss:




    Straßenschilder und Gaslaterne: Unverkennbar Dresdnerisches Stillleben an der Ecke Döbelner und Kändlerstraße. Details wie diese veredeln jede noch so schnöde Vorortstraße und geben der Örtlichkeit ein besonderes Gepräge. Jeder durchdesignten modernen Beleuchtungsvariante wird dieser eindeutige Ortsbezug völlig abgehen. Es wäre schön, wenn man sich dessen langsam bewusst würde und die wie gerade in Laubegast nach wie vor nicht eingestellte flächendeckende Gaslaternenabholzung endlich endgültig ad acta läge, denn diese gedankenlose Vernichtung von Kulturgut ist ein irreparabler Schritt auf dem weiteren Weg zur völligen Beliebigkeit und Banalisierung des Ortsbildes.

  • Antonstädter Beifang

    Bezugnehmend auf die Straßenschilder- und Laternenartikel noch etwas gestriger "Beifang" der Forststraßen-Begehung.


    An der Schönfelder Straße/Ecke Prießnitzstraße findet sich noch ein großes Altexemplar nebst Zusatzschild.




    An der Priessnitz-Strasse. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der das arme Schild von seiner Beschmuddelung befreit.




    Ich war felsenfest davon überzeugt, dass den Martin-Luther-Platz die dickfüßigen Edellaternen analog der Altstadt zieren würden, aber es handelt sich um den einfacheren Vorstadt-Typ. Das tut der grandiosen Wirkung im urbanen Gründerzeitgepräge aber keinerlei Abbruch. Ich halte die Platzgestaltung für so das Gelungenste, was die Dresdner Außenflächengestaltung in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Zeitgemäß und trotzdem traditionsbewusst, so sollte es sein.




    Die Laternen wurden ebenfalls von Trapp hergestellt. Der dunkelgraue Farbton steht ihnen gut.


    http://abload.de/img/img_563850y0s.jpg



    Am Eingang der Martin-Luther-Straße. Eine komplette Relaternisierung dieses letzten intakten innerstädtischen Stadtteils wäre wirklich ein Traum! Die aktuellen potthässlichen Hängeleuchten tragen jedenfalls kaum zu einer Aufwertung des öffentlichen Raumes bei.


  • Erst einmal vielen Dank für die sehr inhaltsreichen und informativen Posts (auch zu den Straßenbahnlinien

    Dem möchte ich mich hier gleich mal anschließen... :)
    (auch weil es im Bewertungssystem offenbar nicht vorgesehen ist, gleich mehrere Beiträge nacheinander interessant zu finden :nono: )
    Jedenfalls ist die Darstellung auch für Nichtdresdner sehr gut nachvollziehbar, wobei mich vor allem die historischen Vergleichsbilder interessieren.


    Für die Freunde alter Straßenschilder gibt es übrigens in Leipzig einen besonderen Treffpunkt:



    :cool:


    Einschlägige Beiträge sind natürlich gern willkommen!

    Bin mir nicht ganz sicher, ob folgendes hier mit reinpasst, aber es handelt sich immerhin um eine Art Stadtmöbel und eine Karte. :D


    Zunächst der Flaggenmast am Neustädter Markt



    hier im Detail (der Größe wegen als Link):


    Bild 2


    Bild 3


    sowie eine Karte der Bahnanlagen von 1897:


    Karte DD


    dazu gab's auch noch einen Artikel, bei Interesse kann ich den nochmal raussuchen.

  • Die Linie 13

    ^Herzlichen Dank für die Ergänzungen! Den Bahnanlagen wollte ich mich zu gegebener Zeit auch noch einmal intensiver widmen, aber alles schön der Reihe nach. Hast Du zu der Karte eine Quelle? Sie kommt mir bekannt vor, aber ich kann sie irgendwie nicht einordnen...


    Die wunderschönen historischen Leipziger Straßenschilder sind sehr charakteristisch und unverwechselbar. Leider trifft dies auf die aktuelle Variante nicht mehr zu. In diesem Fall muss ich, natürlich völlig fern jeden Lokalpatriotismus, eindeutig der immer noch sehr idiosynkratischen Dresdner Variante den Vorzug geben, auch wenn mir die historischen Schilder hier ebenfalls deutlich mehr zusagen.


    ---


    Eigentlicher Sinn dieses Beitrages ist aber ein anderer, auch wenn das Thema Architektur und Stadtgestaltung nur mittelbar berührt wird.


    In vielen der Straßenbahnbeiträge habe ich zu Informationszwecken Bilder themenbezogener Straßenbahn- bzw. Busfensterschilder eingebaut. Anhand der heimatlichen Linie 13, die über eine für Dresden eher seltene jahrzehntelange Kontinuität in ihrer Linienführung verweisen kann, möchte ich die Entwicklung dieser interessanten zeitgeschichtlichen Dokumente etwas näher beleuchten. Sie geben zudem einen interessanten Einblick in die Entwicklung der Straßen- und Haltestellenbezeichnungen im Zuge der politischen Umwälzungen zu Beginn der neunziger Jahre.

    Mit der großen Linienreform 1969 erhielten alle Straßenbahnlinien große Fensterschilder mit ausführlichen Haltestellen- und Anschlussinformationen. So auch die Linie 13, die nunmehr zwischen Mickten (bzw. Übigau) und Leubnitz verkehrte. Zum Einsatz kamen MAN-Vorkriegswagen, später auch Gothawagen, in Zweirichtungsbauart, da in Leubnitz noch umgesetzt werden musste. Die Stammstrecke Mickten – Hugo-Bürkner-Straße ist bis heute übrigens unverändert, das wird sich mit dem Neubau der Strecke über den Haltepunkt Strehlen bald ändern.



    1969 hieß das spätere Dynamo-Stadion noch Rudolf-Harbig-Stadion. Der Abschnitt Hugo-Bürkner-Straße – Heydenreichweg (Leubnitz) sollte nur noch fünf Jahre Bestand haben.





    1974 kam das Aus für den kurzen Abschnitt nach Leubnitz, und die Linie 13 wurde parallel zur Linie 9 nach Reick geführt. Dabei hatte man den Aufbau der Neubaugebiete rund um die Reicker Straße und in Prohlis bereits im Auge, und statt des Altmaterials fuhren hier nun TATRA-Großzüge.
    Mittlerweile ging es für die 13 (fast) ständig nach Übigau.





    Das folgende Exemplar stammt von nach 1983, da es bereits auf einer gummierten dünnen Textilmatte gedruckt wurde. Diese an und für sich interessante Idee wurde geboren, um Schilderrohlinge bei eingetretener Ungültigkeit leichter als bislang wiederverwenden zu können, bisher musste man sie erst aufwändig übermalen. In der Praxis sahen die entsprechenden Exemplare dann aber bald wie das hier gezeigte (oder schlimmer!!!) aus, so dass man von der Idee bald wieder abkam und zu Plastik als Material überging. Die Druckvorlage stammt allerdings von 1981, dem Zeitpunkt der Eröffnung der Prohliser Strecke – die ersten Schilder waren aber noch auf lackierten Pressspan gedruckt. Interessant ist, dass das „Platz“ bei den Prohliser Haltestellen Otto-Grotewohl-Platz und Wilhelm-Koenen-Platz in einer anderen Type gesetzt ist: Ursprünglich hatte man hier fälschlicherweise „Str.“ geschrieben.





    Um 1988 erhielt auch die Linie 13 neue Plastikschilder in einer modernisierten Aufmachung. Erwähnenswert ist das Einfügen der Haltestelle „Otto-Dix-Ring“ in Neuostra zur besseren Bedienung des neu entstandenen Neubaugebiets Reicker Straße. Ansonsten zeigen sich die Haltestellen und ihre Bezeichnungen unverändert.





    Ab 1988 wurde parallel an der Einführung einer neuen schwarz-gelben Farbgebung der Straßenbahnen und einer passenden durchgestalteten Fahrgastinformation gearbeitet. Die nunmehr für die Außendarstellung der Stadt Dresden übliche Antiqua übertrug sich nach ersten Versuchen 1988 auch auf die Ausschilderung der Straßenbahnen, die ab 1990 schwarze Seitenschilder erhielten. Die Datierung des Schildes ist leicht möglich, da zwar der Alaunplatz bereits rückbenannt ist, ansonsten aber noch die Namen der DDR-Zeit dominieren. Nur die Heimstätte der SG Dynamo heißt wieder Rudolf-Harbig-Stadion.





    Gerade einmal ein Jahr jünger ist das folgende Schild. Zahlreiche Namensänderungen im Zusammenhang mit der großen Wieder- und Umbenennungswelle 1991 sind nun wirksam, und die Verkehrsbetriebe haben ihre „Straßenbahnhöfe“ in „Betriebshöfe“ umgetauft.
    Nur die Prohliser Plätze müssen noch zwei Jahre auf ihre Umbenennung in Albert-Wolf-Platz bzw. Jacob-Winter-Platz warten.





    1992 wurde zwecks „Linienoptimierung“ (man kann es auch banal als Streichkonzert beschreiben) eine Netzreform durchgeführt, wobei die Linie 13 bis Mickten zurückgezogen wurde. An den Haltestellennamen hat sich zum Vorjahr nichts geändert, aber die Anschlüsse zeigen sich ausgedünnt.





    Zur Zeit der Linienumstellung wurde gerade an der Hoyerswerdaer Straße gebaut. Auf Micktner Seite verkehrte eine Stummel-Pendel-13 bis zu einem provisorischen Endpunkt an der Böhmischen Straße, auf der anderen Elbseite waren die 6 und die 13 verknüpft. Fast das gleiche Szenario gibt es ab morgen, nur dass die Stummel-13 jetzt 43 heißt und man sich nicht traut, diese im Gegenverkehr durch die Rothenburger Straße zu schicken…





    Den schnieken schwarzen Schildern war leider kein langes Leben beschieden, und so wurden sie bald gelb. Kurz darauf kehrte man bei der Anlage der Haltestellenlisten zur herkömmlichen Variante zurück. Die neue Haltestelle „Altpieschen“ ist nur aufgeklebt, und die Haltestellen in Prohlis haben noch ihre alten Namen. Geschlossen ist dagegen der Betriebshof Mickten, die Haltestelle heißt seitdem nur noch kurz und bündig „Mickten“. Das Schild stammt von 1993.





    2000 folgte die nach 1992 und 1995 dritte Linienreform innerhalt von acht Jahren, seitdem ist das Netz erstaunlich konstant. Die 13 kehrte anstelle der eingestellten 5 nach Übigau zurück, aber nur bis August 2002. Dann machte die Jahrhundertflut der Übigauer Strecke den Garaus. Das gezeigte Schild dürfte damit das letzte gewesen sein, dass Übigau als Endpunkt zeigt.





    Die Fensterschilder verschwanden mit den letzten nichtmodernisierten TATRA-Fahrzeugen Anfang der 2000er Jahre. Die Linie 13 fährt nach wie vor zwischen Mickten und Prohlis, allerdings am Wochenende und im Nachtverkehr verlängert zum neuen Endpunkt am Kaditzer Riegelplatz.


    ---


    Zusatz: Umleitungsschilder


    Eine Dresdner Spezialität waren jahrzehntelang die bunten Umleitungsschilder. Aufgrund ständiger Baumaßnahmen fanden sie recht häufig Verwendung, hier ein kleine Auswahl:



    Zwei verschiedene Einsatzzustände während des Baus der Prohliser Strecke zeigen diese Schilder, beide aus dem Jahre 1980. Zunächst pendelte man unter der Liniennummer 13 zwischen Straßenbahnhof Reick und Prohlis Mitte, später von Dobritz bis zum zukünftigen Endpunkt, dessen Gleisschleife wohl noch nicht fertiggestellt war.





    Üblich war es, ausgediente Schilder zur Materialersparnis zu überkleben und wiederzuverwenden. Dabei kamen dann mitunter recht kuriose Zusammenstellungen zustande.







    Auch Linienkombinationen gab es. 1979 baute man wohl auf der Pirnaer Landstraße, so dass man die nach Reick umgeleitete 14 der Einfachheit halber mit der dort endenden 13 verknüpfte.




    Ich hoffe, die historischen Dokumente stießen auf Interesse, auch wenn sie, wie eingangs gesagt, mit Stadtgestaltung nur mittelbar zu tun haben.

  • Planspiele

    Bleiben wir in der Straßenbahnhistorie, gepaart mit Einblicken in die Stadtentwicklung der ersten Nachkriegsjahrzehnte.


    Die totale Zerstörung der Innenstadt und die Nachkriegsnot brachten das Aus für zahlreiche zentral gelegene Straßenbahnstrecken. Zum einen war die Zerstörung im Umfeld so groß, dass sie entweder nutzlos geworden waren oder ein Wiederaufbau nur unter schwersten Entberungen möglich gewesen wäre. Unter diese Kategorie fallen zum Beispiel die einst sehr wichtigen Hauptstrecken über die Chemnitzer Straße, Pfotenhauerstraße oder Striesener Straße, die unter anderen Umständen mit allergrößter Wahrscheinlichkeit noch heute existieren würden.


    Hinzu kamen Strecken, die zwar teilweise ebenfalls zerstört waren, aber befahrbar gemacht wurden, nur um wenig später als entbehrlich zu gelten, wie die Marschall- oder Strehlener Straße.


    Schließlich waren da noch als entbehrlich beurteilte Parallelstrecken, oft ein Erbe der Privatbahnzeit (und damit wegen der ungünstigeren Trassierung allermeistens ex "rote" Strecken), wie die Striesener Blockumfahrung oder die Emser Allee. Die Stilllegungen wurden bis 1951 vollzogen.


    Anfang der 50er Jahre hatte sich damit ein Notnetz herauskristallisiert, das in seinen Grundzügen bis 1969 Bestand haben sollte. Die Linienführungen waren dabei oft ein Mischmasch aus der Vorkriegssituation und provisorischen Lösungen aufgrund fehlender Streckenabschnitte, die nie die tatsächlichen Beförderungsbedürfnisse befriedigen konnten und daher schon ab Mitte der 50er Jahre durch zahlreiche oft sehr kurzlebige Berufsverkehrslinien ergänzt wurden, die eine 50er-Nummer erhielten.


    In den 1960er Jahren spitzte sich die Krise dramatisch zu. Ein Großteil des Wagenparks bestand noch aus Vorkriegsmaterial und war entsprechend störanfällig, es fehlten zudem permanent Mitarbeiter, um den Fahrdienst abzusichern. Die Folge waren Ausfälle und eine immer stärkere Ausdünnung der Fahrpläne, so verkehrten zum Beispiel die einstigen Stammlinien 3, 4, 5 und 17 Ende der 60er Jahre nur noch als Berufsverkehrslinien, die Linie 2 fast nur noch zwischen Bahnhof Mitte und Schlachthof als Pendelwagen. Zahlreiche 50er-Linien verschwanden von der Bildfläche, was die an der Kapazitätsgrenze fahrenden Stammlinien zusätzlich belastete. Um den perspektivischen Einsatz leistungsfähigerer und personalsparender Großraumzüge zu ermöglichen, musste eine radikale Netzreform her.


    Dabei wurden verschiedene Varianten überprüft. In meiner Sammlung befindet sich ein Originalplan der Variante "F", der Ende der 1980er Jahre auf dem Kohlenboden des Straßenbahnhofs Mickten wieder auftauchte. Dieser orientiert sich noch stark an der vorhandenen Netzstruktur, so zeigt er z. B. auch noch 50er Linien als (gestrichelte) Verstärker. Umgesetzt wurde schkließlich ein aus 14 Stammlinien bestehendes Achsennetz, das in seinen Grundzügen bis 1992 bestand.


    Obwohl der Plan nie realisiert wurde, ist er doch in mehrerer Hinsicht sehr interessant. So unterscheidet er z. B. farblich zwischen den geplanten Typen.


    Die roten Linien sollten mit "D4T" (eigentlich T4D, d.h. den schon bestellten TATRA-Wagen) bedient werden. Unter "MAN" wurden alle zweiachsigen Vorkriegswagen zusammengefasst, "ET" bezieht sich auf die Nachkriegs-Einheitswagen aus den Waggonbaus Werdau und Gotha. Selbst dem Großen Hecht war noch eine Zukunft zugedacht.


    Der Plan (das Perspektivjahr 1970 für die Netzumstellung wurde in der Realität bereits auf 1969 vorgezogen) wurde auf einen textilen Stadtplan gezeichnet, der Anfang der 1960er Jahre veröffentlich wurde. Dieser ist zusätzlich eine wertvolle Quelle bezüglich historischer Ortsgrenzen, da diese eingezeichnet sind.


    Außerdem zeigen die rot schraffierten Flächen den Untersuchungsbedarf für diverse Netzerweiterungen im Zuge des weiteren Stadtausbaus. Großbau-Wohnstandorte waren dabei offensichtlich schon im Raum Zschertnitz und Reick/Prohlis vorgesehen, aber auch für z.B. die Johannstadt, das Industriegelände oder Klotzsche-Königswald sieht man Handlungsbedarf.



    Unten der Gesamtplan im Überblick, hier in Groß:




    Und ein Innenstadtausschnitt, hier in Groß:



    Anmerkung: Fehlend ist die Liniennummer 53 (geplant Wilder-Mann-Neustädter Markt) am Neustädter Markt, dort existierte damals noch die Gleisschleife am Goldenen Reiter.



    Der Plan stammt aus derselben Zeit, in der man sich mit utopistischen Planungen für ein S-U-Bahn-Netz und den stadtautobahnähnlichen Ausbau des Innenstadtringes trug. Offensichtlich hatten die Planer der Dresdner Verkehrsbetriebe aber erheblich mehr Realitätssinn als die Stadtoberen und die Partei, die dem Volke weiterhin stur ihre Luftschlösser verkauften.


    Bei Gelegenheit werde ich mich mal an die Arbeit machen und den Plan grafisch umsetzen. Bis dahin bitte ich aber noch um ein wenig Geduld.

  • Rathaus-Löwen

    Die die Goldene Pforte flankierenden bronzenen Löwen stammen von Georg Wrba und wurden 1910 geschaffen. Spiegelgleich gestaltet halten sie je einen sinnspruchtragenden Wappenschild.



    Der linke Löwe.




    Wappenschild. Der Spruch ist aufgrund der Patinierung recht schwer zu dechiffrieren und lautet:


    WILLST DU WAS SCHAFFEN TU ES NICHT OHNE RAT DOCH VORWÄRTS BRINGT DICH NUR DIE FRISCHE TAT




    Der rechte Löwe. Grimmig bewachen die Wappentier-Zwillinge die zum Entstehungszeitpunkt nagelneue Trutzburg Dresdner Bürgerstolzes, der immerhin die gesamte Südostecke der Altstadt weichen musste. Man ging schon damals nicht sonderlich zimperlich um mit den Zeitzeugen der jahrhundertealten Geschichte der Stadt, auch wenn das "Loch" am Salomonisberg nie zu deren Vorzeigeecken zählte.




    Wappenschild: DER IST KEIN BÜRGER DER DIE EIGNE SORGE VERGISST NICHT IN DER NOT DES ALLGEMEINEN.


    Wahrhaft salomonisch in Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden Katastrophe des Ersten Weltkrieges und mehr noch des in totaler Vernichtung endenden Zweiten. Von aktuellen Bezügen in der Hauptstadt der Besorgten ganz zu schweigen.