Voltapark - Revitalisierung Elektrizitätswerk von 1892
Ein Turmaufbau für das alte Elektrizitätswerk
01. September 2003 Ein fast vergessenes Bauprojekt feiert fröhliche Urständ: Der Immobilienunternehmer Bernd Lunkewitz will das Areal des alten Elektrizitätswerks in der City West, das er schon 1989 erworben hat, neu gestalten. Allerdings hat sich der Investor noch nicht mit der Stadt über die Einzelheiten der Planung für das auch als Boschfabrik bekannte Gebäude einigen können. Als Berater hat Lunkewitz den früheren Planungsdezernenten Martin Wentz eingeschaltet, mit der Ausarbeitung eines Entwurfs für das rund 8500 Quadratmeter große Gebiet zwischen Ohm-, Volta- und Kuhwaldstraße hat er den Architekten Christoph Mäckler beauftragt.
Insgesamt sollen rund 22000 Quadratmeter Bürofläche entstehen, außerdem sind 2000 Quadratmeter Wohnraum vorgesehen. Mäckler hat ein Ensemble von Technik-, Wohn- und Bürogebäuden entworfen, das in drei Bauabschnitten realisiert werden soll. Zunächst müßte ein neues Gleichrichterwerk für die Mainova errichtet werden, da das alte derzeit mitten auf dem Areal steht und die im Bebauungsplan vorgesehene Wegführung auf dem Gelände verhindert. Der Neubau soll an der Voltastraße errichtet werden. Im zweiten Schritt sollen rund 7000 Quadratmeter Bürofläche entstehen. Dafür soll die alte Halle des Elektrizitätswerks, die 1892 gebaut wurde, denkmalgerecht saniert und durch einen fünfgeschossigen Turm aufgestockt werden. Häßliche Anbauten sollen entfallen und zwei Wohngebäude - eines neben dem neuen Gleichrichter an der Voltastraße und ein zweites an der Ecke von Kuhwald- und Ohmstraße - entstehen. Der Parkplatz vor dem Eingang zur Boschfabrik soll zur öffentlichen Grünanlage umgestaltet werden.
Diesen Bauabschnitt will Lunkewitz nach eigenen Angaben möglichst rasch errichten. Er äußert sich überzeugt, die Flächen trotz der schwierigen Marktsituation erfolgreich vermarkten zu können. Der dritte Bauabschnitt, ein großer fünfgeschossiger Büroneubau mit 15000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche im hinteren Teil des Areals solle dagegen erst errichtet werden, wenn der Nutzer feststehe.
Lunkewitz verweist darauf, daß er die Versetzung des Gleichrichterwerks der Mainova, die daran kein eigenes Interesse habe, selbst finanzieren müsse. Damit sich das lohne, müsse die Stadt ihm eine höhere Ausnutzung des Areals gewähren. Lunkewitz spricht sich jedoch gegen eine Änderung des Bebauungsplanes aus, da das Jahre dauern würde. Er hofft vielmehr auf eine sogenannte Befreiung, die von der Bauaufsicht auszusprechen wäre.
Wie zu hören ist, hat der vor wenigen Wochen in den Ruhestand verabschiedete Leiter des Stadtplanungsamts, Dirk Zimmermann, das Projekt unterstützt. Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) soll allerdings noch einige Änderungswünsche haben. Der Leiter der Bauaufsicht, Michael Kummer, hat dem Vernehmen nach sogar starke Einwände gegen das Bauvorhaben in seiner jetzigen Gestalt. Offenbar hält er die Verdoppelung der Bruttogeschoßfläche für nicht gerechtfertigt, auch mit Rücksicht auf die Verkehrssituation. Wie weiter zu hören ist, wird von beiden Seiten ein Kompromiß angestrebt. Er könnte zu einer Reduzierung der Höhe des Turms auf dem Hallendach führen. Es handelt sich baurechtlich um ein Hochhaus, was erhebliche Investitionen in den Brandschutz notwendig macht.
Lunkewitz hatte schon im Jahr 1990 Pläne für das Areal des Bockenheimer Elektrizitätswerks, das heute weitgehend leersteht, verfolgt. Damals hatte er angeboten, der Stadt die Halle zu einem günstigen Preis zu vermieten. Die Stadt plante damals eine Ausstellungshalle für verschiedene Museen. Daraufhin war der Verdacht aufgekommen, Lunkewitz habe sich im Gegenzug vom damaligen Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann zusichern lassen, neben der Halle ein Bürogebäude errichten zu dürfen. Dieser Verdacht konnte nicht erhärtet werden, doch Lunkewitz verschob seine Baupläne. Während er damals ein Pionier bei der Realisierung der City West gewesen wäre, handelte es sich jetzt um eine Arrondierung des weitgehend neugestalteten Stadtteils.
Lunkewitz hat Erfahrung im Umgang mit historischer Bausubstanz. Er hat schon die ehemalige Stempelfabrik an der Hedderichstraße in Sachsenhausen saniert, in der unter anderem der Fischer-Verlag und eine Dependance des Deutschen Architektur-Museums untergekommen sind. (ale.)
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