Schöne Aussicht 13–15 - Hotelprojekt auf bedeutsamem Boden

  • Grüne Höfe, überall Sonne den ganzen Tag, heile Welt. Investoren in die Wüste, Eigentum für alle, nur noch Schönes bauen (wen interessieren Ausnutzung und Kosten?) Das Richtige tun. Wer nicht dafür ist, der hat kein Herz. Und will einer Falsches, kommen die Menschen zusammen, fassen sich an den Händen und zünden Kerzen an. Ökonomische Zwänge sind für Spießer. Garagen abreißen, zerstörerische Autos unter die Erde. Braucht man eh nicht mehr, gibt ja Fahrräder. Die Lena verkauft selbstgefärbte Wolle vom Rhönschaf in ihrem Lädchen, Miete kost' nur einen Euro. Die Kneipe nebenan macht suuuperleckeren Tofu. Jauchzende Kinder überall. Geld liegt auf der Straße. Menschen haben sich alle lieb. Nie wieder Krieg.

  • Polemik kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Konzept (gibt es überhaupt eins?) für dieses Areal einfach nur desaströs ist.

  • Schmittchen:


    Das Projekt wird dem dem Ort nicht gerecht.
    Ein ambitionierteres Objekt hätte nicht nur den Ort aufgewertet, sondern sich, ja, auch wirtschaftlich gelohnt.
    Aber vielleicht hätte dafür ein Investor ein kleines bisschen was wagen müssen, und das hat er sich nicht getraut, sondern die einfache "Mark" angestrebt. Das ist hier das Problem.


    Investoren setzen Geld ein und schaffen damit in der Regel eine positive Abstrahlwirkung auf ihre Umgebung. Hiervon profitiert die Allgemeinheit, das ist ihre volkswirtschaftliche Funktion und Nutzenstiftung.


    Werden allerdings einfach billige Schachteln hingestellt, wird eben kein Nutzen gestiftet, denn solches Verhalten ist leider nicht allgemeintauglich, da es der Bausubstanz der Stadt langfristig eher abträglich ist. Dieses Objekt ist so etwas wie "Trittbrettfahrerarchitektur", das Gebäude profitiert von einer guten Lage, tut aber seinerseits nichts für dessen Aufwertung.


    Grundsätzlich finde ich es ohnehin schade, dass Frankfurt aus seinem Schopenhauer-Erbe so wenig macht, wo dieser doch einer der großen Geister in der Geschichte der Stadt ist, der als Wahlfrankfurter den Hauptteil seines Werkes wirklich hier geschaffen hat (anders als bspw. Goethe, der der Stadt früh den Rücken kehrte, oder Schiller, der mit ihr so gut wie gar nichts zu tun hatte).

  • Schöne Aussicht 13-15 – Hotelprojekt auf bedeutsamem Boden

    Ja, mit einigen wirklich erstrebenswerten Punkten hat Schmittchen absolut recht, wenn sie denn ernst gemein wären: "Grüne Höfe, nur noch Schönes bauen, das Richtige tun, heile Welt". Aber das ist natürlich nicht alles.
    Ein positives Ziel, hin zu besseren Verhältnissen ist allemal besser als nur dem Kommerz das Feld zu überlassen. Auch im Römer wird das überwiegend so gesehen, aber der wirtschaftliche Druck, die Müdigkeit einiger und die Uneinigkeit auch in vielen Kleinigkeiten schwächen die Handlungsfähigkeit der Bürgervertreter.

    Auch bei dieser Baustelle Schöne Aussicht 13-15, praktisch an vorderster Front, hätte die Gestaltung des Innenstadtbildes, wie an anderen Orten und in früheren Zeiten in Frankfurt auch schon vernachlässigt, oberste Priorität haben müssen. Ein bitteres Versäumnis. Das war nicht immer so.

    Einmal editiert, zuletzt von RobertKWF ()

  • In einer globalisierten Welt gleichen sich die Städte durch austauschbare "Investorenarchitektur" immer mehr an. Gerade für Finanz- und Messeplätze werden daher "weiche Faktoren" wie das kulturelle, gastronomische und auch das Beherbergungs-Angebot einer Stadt immer wichtiger. Auch der ortstypische Charakter einer Stadt wird mehr und mehr zur "Visitenkarte", um im globalen Standortwettbewerb bestehen zu können. Frankfurt/M. sollte seine unverwechselbare Identität bewahren. Diese Identität sind nicht nur Wolkenkratzer, sondern mehr noch die historischen Spuren, die sich immer noch im Ortsbild ablesen lassen. Gerade der Mainfront spielt als eines der Aushängeschilder für die Identifikation des Stadtbildes eine bedeutende Rolle. In diesem Sinne wird der geplante Bau mit Sicherheit nicht der Örtlichkeit gerecht. Alleine aus Vermarktungssicht, ist es mir unbegreiflich das hier nicht das Thema "Schopenhauer" aufgegriffen wurde. Mit einem historisch verträglichen Ensemble hätte man mit Sicherheit monetäre Vermarktungsziele und stadtgerechtes Bauen für alle gewinnbringend verbinden können.

  • Ein Hotel in dieser Lage (Mainufer und Nähe der neuen EZB!) wird mit ziemlicher Sicherheit ein wirtschaftlicher Erfolg. Die Qualität der Architektur ist da leider kein entscheidender Faktor! Um eine ansprechende Architektur zu erreichen müßte die Stadt daher die Gestaltungssatzung für das Mainufer strikter formulieren. Plan B, die Hoffnung auf einen 'architektonisch sensiblen' Investor hat ja offensichtlich nicht funktioniert.

  • Anlässlich der Diskussion ein Panorama (~ 85 Megapixel) der Schönen Aussicht mit der sichtbaren Baulücke – meines Erachtens ist dies (bisher) der noch schönste Abschnitt der ehemaligen Mainfront, vor allem, weil hier bis auf 2–3 Gebäude die Keller und Teile der Erdgeschosse bei den Neubauten weiterverwendet worden sind und einige 1950er Jahre Neubauten gar nicht mal so übel sind (im Gegensatz etwa zu den unsäglichen Teilen im Bereich des Geistpförtchens am Mainkai). Das Eckhaus Schützenstraße 1, wohl um 1810 von P. Speeth, ist das einzige original erhaltene Bürgerhaus aus dieser Zeit. Sehr zum Flair dieses Uferabschnitts trägt auch der alte Baumbestand und die noch gotische Kaimauer (= ehemalige Stadtmauer) mit den Schlüssellochschießscharten bei.



    (Klicken zum Vergrößern)

  • Unbeeindruckt von der Historien- und Qualitätsdiskussion hier laufen die Buddel-, Pfahlbau- und Vorbereitungsarbeiten vor Ort auf Hochtouren.


    Ein Liebherr LB28 von Bilfinger & Berger schraubt sich in die Tiefe:



    Hier mit japanischem Baggerkollegen im Vordergrund:



    Bewehrungskörbe warten auf ihre Versenkung:



    (Bilder von mir, heute ca. 14:30 Uhr)

  • Inzwischen sind die Pfahlarbeiten fast abgeschlossen. Einiges historisches Gemäuer insbesondere zur Hausnummer 12 hin dürfte dabei zerstört worden sein. Die nun anstehenden Buddelarbeiten für Fundament bzw. Tiefgarage werden den laut Denkmalamt nicht erhaltenswerten mittelalterlichen Mauern den Rest geben.


    Stichwort Verkehr: Die Schöne Aussicht ist an der Baustelle um eine Spur verengt:



    (Bild von mir)

  • Das wird eines dieser Projekte wie das Technische Rathaus, wo die Leute in 25 Jahren mal fragen, wieso unsere Zeit so einen Mist zugelassen hat. Während er anderswo abgerissen wird, können wir es hier live erleben. Danke, liebes Stadtplanungsamt. :nono:

  • Hitachi, Liebherr & Co sind weiter mit Gründungs- und Pfahlarbeiten beschäftigen und werden bald eine Grube ausheben. Hier ein Update mit alten Bekannten:





    Schade um diese Mauern und um das Historische im Erdreich:



    Die Bauschilder (Baugrube und eigentlicher Bau):




    Bilder: epizentrum


    Es wird eine Lücke am Mainufer geschlossen. Aber um welchen Preis...

  • Irgendwie ist alles wieder schön zugemacht worden, bisschen Gras drauf und alles ist wie vorher (sorry für die Bildqualität - Handy abends)


    By thomasfra at 2010-08-03

  • Ja, wird denn nun gebaut oder nicht? Anbetrachts des Zerstörung der stadtgeschichtlich nicht ganz unbedeutenden Reste kann man ja nun wenigstens erwarten, dass irgendetwas gebaut wird... und wenn's nur dem überfälligen Lückenschluss dient. Bleibt nur zu hoffen, dass man es sich vielleicht doch anders überlegt hat und doch noch so etwas wie Architektur entsteht.

  • Hotelprojekt "Schöne Aussicht"

    Beim Hotel an der "Schönen Aussicht" am Mainufer scheint es loszugehen:


    Auf der http://www.helifliegen.de -Webcam ist aktuell ein großer Autokran zu sehen!


    Werde am WE nochmal näher hinschauen...

    3 Mal editiert, zuletzt von skyliner () aus folgendem Grund: Web-Link eingefügt, sh. auch folgender Thread...

  • Im Zeitraffer von heute kann man erkennen, dass der Kran lange Stahlträger an der Wand des Nachbarhauses (siehe letztes Bild von thomasfra) anlegt: Link - dann rechts 'Zeitraffer - heute' wählen. Demnächst wird wohl die Grube ausgehoben.

  • Noch ein Nachtrag. So schaute die Baustelle, und insbesondere deren Ostseite mit den nun buntmarkierten Mauern zu den Nachbarhäusern am 10. September aus. Ich kam zufällig gerade dort vorbei:




    Bilder: epizentrum

  • Status Update 31/10/2010

    Hier hat sich nicht viel sichtbares getan in den letzten Wochen:




    Alle Bildrechte liegen bei mir!