Nürnberg - Nordbayerns Metropole

  • Ich ergänze mal auf Wunsch um weitere Aufnahmen aus Nürnberg - Stadtteil Gostenhof:
    Eines der wenigen Jugendstilgebäude in diesem Viertel steht am Eck Hessestraße / Knauerstraße / Osianderstraße.


    Von dort geht es in die Hessestrasse:




    Anschließend wieder zurück nach Norden in den eigentlich Kern Gostenhofs über die Bauerngasse, mit einigen interessanten Einblicken:



    Ich glaube das sind wohl die Fenster mit der trostlosesten Aussicht. Von Tageslichteinfall kann man da wohl nicht sprechen.


    Wenn man dann am Eck Gostenhofer Hauptstrasse / Petzoltstrasse ist, ist man sicherlich an einem der urigsten Ecken Nürnbergs. Hier finden sich noch eine ganze Reihe Perlen des Nürnberger Stils.








    Eine typische Hinterhofsituation:



    Auf dem Weg über die Gostenhofer Hauptstrasse in Richtung Plärrer begegnet einem der typisch nürnbergische Sandsteincharme:










    Auch rund um den Plärrer kündet in Sandstein gehauene Pracht von dem, was einmal war. Man hat allerdings das Gefühl, dass nach 1945 eine Emanzipation von diesem Material aufkam, daher domiert heute die einfache Putzfassade der Nachkriegszeit. Aber ich möchte heute lieber mal die Perlen zeigen:






  • Schönes St. Johannis

    Er gilt als der beliebste, schönste und begehrteste Stadtteil Nürnbergs: St. Johannis. Westlich der Altstadt gelegen, nördlich der Pegnitz ist er für viele die vornehme Version von Gostenhof. Denn Architektonisch ähneln sich die beiden Stadtteile sehr, aber St. Johannis bietet etwas mehr Grün- und Freiflächen und ist insgesamt etwas ruhiger. St. Johannis wird vor allem im Immobiliensegment derzeit stark gehypt, Wohnraum geht weg wie warme Semmeln.
    Wir starten an der Großweidenmühle an der Pegnitz und wandern Richtung Norden:






    Von dort geht es hinauf in Richtung Friedhof St. Johannis, Blick in Richtung "Großer Schritt":



    Dahinter liegen die Hesperidengärten. Sie gelten als die schönste, öffentlich zugängliche Gartenanlage der Stadt. Jetzt, im März/April sind sie noch roh udn lassen den fast freien Blick auf die umliegende Bebeauung zu, die wirklich sehr sehr heterogen ist. Auffällig ist die riesige Brandwand einer alten Fabrik, der "Vereinigten Pinselfabrik", später "Gebr. Zierlein Gmbh:". Was man daraus machen könnte... in dieser geniale Lage und dieser Substanz!:






    Im Norden werden die Hesperidengärten abgegrenzt von einem der absolut raren barocken Bautend er Stadt. Sie stechen auch deutlich durch ihre geringe Höhe und die etwas eigenwillige Statik heraus. Blick aus der Johannisstraße:



    Westlich der Hesperidengärten liegt der alte Friedhof. Der ist wirklich ein Spaziergang wert. Hunderte prachtvoller Gräber, Gräberarchitektur aus über 4 Jahrhunderten auf engem Raum:










    Die Kapellen sind frei zugänglich:




    Weiter über den Friedhof:





    to be continued...

  • ...der nördliche Teil von Johannis ist nicht ganz so romantisch und verträumt, aber dennoch erfreut er sich ungebrochener Beliebtheit. Direkt an den Friedhof angrenzend die typisch nürnbergische Wohnbebauung aus vom Ende des 19. Jhrds. "Typisch" ist hier aber nicht als "allgegenwärtig" und "beliebig" zu verstehen, denn nicht viel davon hat den Krieg und die Zeit danach überdauert. Das, was es heute noch gibt und in derart gutem Zustand ist, ist rar und immer ein gutes Motiv:



    Nicht weit davon, mit Jugendstil Einflüssen:



    Ein Stückchen weiter nördlich in der Penzstraße findet sich wieder so ein schniekes Nürnberg Schatzkästlein. Dies sticht besonders unter der umgebenden, weit geringerwertigeren Architektur hervor:



    Hinterhof:



    Unweit davon ist ein Grundstück in den Winterschlaf gefallen:



    Gegenüber ein Schmuckstück aus der Zeit nach dem 1. WK:



    Der Kirchweg führt einen dann wieder in Richtung Altstadt, vorbei an einer besonders herausstechenden Jugendstilperle, die ganz und gar nicht so recht das Nürnberger Sandsteinklischee erfüllt:



    In der Adam-Kraft-Straße:





    Der Hinterhof:



    Blick auf eines der angesprochenen umgebauten Verwaltungs- und Fabrikgebäude in Johannis:




    Etwas weiter wurde nach dem Verwinden der Fleischmann-Modelleisenbahnen-Fabriken Raum frei für neue Eigentumswohnungen. So auch in dieser ehem. Fabrik. Die Garagen sidn unterirdisch unter den Innenhof gelegt:




    Das Firmenscheild von Fleischmann wird leider für immer verschwinden:



    to be continued...


    Direkt gegenüber wieder der Sandstein:




    Um die Ecke:



  • St. Peter - das neue Studentenviertel

    An der Südostecke der Altstadt, südlich der Bahnlinie, liegt St. Peter. historischer Kern des Stadtteils ist zum einen Die Kirche St. Peter, zum anderen auch das romantische Wasserschlösschen am Zeltnerweiher, das heute herrlich versteckt in einem Gleisdreieck liegt.








    Der Spaziergang beginnt von Norden kommend am Bahnhof Dürrenhof. Es fällt gleich auf, dass die Bebauung gründerzeitlich ist und weitgehend geschlossen die Zeiten überdauert hat. In anderen Städten würde man die Gegend mit "hinter dem Bahnhof" beschreiben. Die wenigen Baulücken, die es dort gibt, werden derzeit durch mehrere Studentenappartmentprojekte erschlossen, wodurch ca. 200 Appartments zusätzlich entstehen. Die Einwohnerdichte wird deutlich zunehmen.


    Diese Gebäude liegen an der Dürrenhofstraße, durch die sich Buslinien und 2 mal täglich Pendlermassen durchdrängeln. Der schmale Gehweg reicht kaum für Radfahrer und Fußgänger die sich dadurch gerne ins Gehege kommen:



    Ein paar Meter die Stephanstraße hinein. Die Straße wirkt sehr eng und durch die vielen Bäume auch recht dunkel:



    Die Bebauung ist durchweg ansprechend. Dieser schlichte Bau mit dem großzügigen Sandsteinsockel bis in die zweite Etage gefällt mir besonders gut:



    Verfolgt man die Stephanstraße weiter kommt man in das innere von St. Peter, einem sehr ruhigen Wohnviertel das m.M.n. grundsätzlich weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Viele Gründerzeithäuser finden sich dort, unter anderem dieses:



    Abgebogen in die Schanzenstraße, eine ruhige Anwohnerstraße:




    In die Peterstraße zurück zur Dürrenhofstraße:







    Ist man die Peterstraße entlang spaziert steht man wieder an der Verkehrsader Dürrenhofstraße, die St. Peter vom Stadtteil Glockenhof trennt. Der Block vor einem ist ein Gründerzeitaltbau, der zu einem Studentenwohnheim mit etlichen 1-Zimmer-Wohnungen umgebaut wurde. Eingekesselt zwischen zwei Hauptverkehrsadern ist das eine naheliegende Lösung gewesen:



    Ein Eckgebäude im Nürnberger Stil:



    Der gleiche Block von der anderen Seite gesehen:



    Direkt gegenüber entlang der Regensburger Straße Ecke Untere Baustraße:



    Die Untere Baustraße hinein wird ein ordentlich saniertes Gründerzeithaus gerade vermarktet:



    Am Ende dieser Straße, ein Neobarockes Kleinod, ein frisch renoviertes Schulhaus:



    In dessen unmittelbarer Nähe liegt der Harssdörffer Platz, ebenfalls umringt von verschiedenen Gründerzeitlern:




    Besonders witzig finde ich die 'gekonnt' aufgesetzten Erker im dritten Obergeschoss:



    Ein Prachtbau des Historismus:



    Nun geht es geht die Kirchenstraße entlang zurück. Nächstes Ziel, die Kirche, die dem Stadtteil den Namen gibt. Doch zuvor ein kurzer Schlenker in der Walter-Meckauer-Straße. Dieses Gebäude fand ich schon immer auffällig, weil es zwar geschmückt ist wie ein Vorderhaus, aber von den Proportionen wirkt wie ein Hinterhofgebäude:



    Ein paar Meter weiter, wieder Nürnberger Stil nebem einem Gebäudestumpf:




    Ein Jugendstiljuwel in der Kirchenstraße:



    Die ganze Ecke zur Kurtstraße ist ganz nett. Das Eckhaus ist ein jüngerer Altbau aus den späten 30'ern:



    Gegenüber:




    Am Ende der Kurtstraße eine uralte Fabrikantenvilla. Leider liegt sie halt super ungünstig mittem im Verkehrslätm- und smog:




    Gegenüber der Kirche, unserem Ziel, steht ein kleienr Verkaufspavillion aus den 50'er Jahren, der es zwischenzeitlich auf die Denkmalschutzliste geschafft hat:



    Und schließlich tut sich die Kirche St. Peter von 1905 vor einem auf:



    Ihr gegenüber liegt der äußere Teil von St. Peter, der nie ein eng bebauter Gründerzeit stadtteil war. Dort steht heute ein ebenfalls unter Denkmalschutz stehendes Ensemble eines Autohauses, die früheren Frankengaragen. Dahinter sieht man am Horizont die Bürotürme der Arbeitsagentur:



    Auf der anderen, südlichen Seite der Regensburger Straße, westlich der Hainstraße, liegt das in Nürnberg bekannte Nibelungenviertel. Das wird bestandteil des nächsten Spazierganges.

  • Und jetzt das beliebte, gehypte, gefragte und überschätzte, aber auf jeden Fall sehenswerte Nibelungenviertel. Es fängt gewissermaßen hinter der Kirche St. Peter Stadtauswärts an, verläuft entlang der Hainstraße in Richtung Südwesten. Den Teil zwischen Harsdörffer Straße und Wodanstraße zeige ich heute.
    Eine der belebtesten Straßenkreuzungen der Stadt:


    Direkt gegenüber der Kirche St. Peter ist noch eine komplette Anlage großzügiger Wohnhäuser aus der Vorkriegszeit in guten Zustand erhalten:



    Etwas die Straße hinunter die gleiche Häuserzeile an der Hainstraße. Der lange Block in der Mitte ist Baujahr ca. 1940. Die Geschosshöhen sind gründerzeitlich, die Fensterformate schon reduzierter und die äußere Formensprache sehr zurückhaltend:



    Mittendrin eine kleine Platzanlage ohne Namen, gebildet von der Hallerhüttenstraße und der Herbartstraße. So finden sich an dieser Stelle gleich vier Eckgebäude, jede sehr charmant umgesetzt und noch heute original erhalten:



    Blick in die Hallerhüttenstraße, eine ganz ausgezeichnete Wohnlage:




    Blick aus der Hallerhüttenstraßen auf die kleine Platzsituation:



    Immernoch Hainstraße, das Haus ganz rechts steht zum Verkauf:



    Am Ende der Zeile wieder ein Haus aus den vierzigern, gepflegt und bis auf die fehlenden Kassettenfenster noch mit originaler Ausstrahlung:



    Gegenüber auf der anderen Seite der volle Kontrast: Eine Betonburg der siebziger jahre, mit Ladenzone im Erdgeschoss. Dass dort niemals Gründerzeitbebauung existierte relativiert das ganze, und es ist okay:



    Im Hintergrund ist noch ein Seitenflügel der Zentrale der Arbeitsagentur zu sehen, im Stadtteil Gleishammer.


    Doch wir spazieren um die Hausecke des 40'er-Jahre Baus hinein in die kurze Baaderstraße mit nur ca. 13 Anwesen. Ebenfalls eine ausgezeichnete Wohnlage:




    Ziemlich brutal, die banalen Fenster und Oberflächen. Einzig der abwechlungsreiche Baukörper reisst es raus.
    Einfach nur schön:




    Baaderstraße Ecke Hallerhüttenstraße; Südwestecke:



    Nordostecke:



    In der Hallerhüttenstraße:




    ....

  • ...
    In der Hallerhüttenstraße geht's zum südlichen Ast der Wilhelm-Späth-Straße. Ecke Rankestraße:


    Das Eckhaus ist ziemlich geschliffen, strahlt aber immernoch Würde aus. Was so ein kleiner Vorgarten alles bewirken kann!
    Auch die Wilhelm-Späth-Straße ist ganz sehenswert:





    Die gegenüberliegende Straßenseite zeigt Bebauung aus den vierzigern - oder nach dem krieg wiederaufgebaute Häuser. Kann ich nicht ganz deuten:




    Die Ansicht des (unsägliche Adresse) "Platz der Opfer des Faschismus" kennt jeder, der mal von Süden in die Stadt eingefahren ist. Immernoch sehr repräsentativ, stünden jedoch einige kleine kosmetische Maßnahmen so manchem Kleinod wirklich gut zu Gesicht:



    Direkt um die Ecke ist wieder die Rankestraße, damit wäre der kleine Block komplett. Ostseite der Rankestraße. Das mittlere Haus ist ja eine geschmackliche Katastrophe. Da hat mal jemand gar nichts von seinem Handwerk verstanden:



    Hier bildet die Rankestraße, die Wodanstraße und die Nibelungenstraße abermals ein Dreieck, das mit vollständig erhaltenen Eckgebäuden des Jugendstils geschmückt ist:



    Westseite der Rankestraße, etwas interessanter, denn....



    der dritte, grün gestrichene Bau von 1938 zeigt sogar noch wirklich äußerst selten anzutreffende "Kunst am Bau" aus der Zeit:


  • Heute komplettiere ich die Tour durch das Nibelungenviertel mit dem Teil südlich der Wodanstraße entlang der Rankestraße. Dort befindet sich, was viele unter Nibelungenviertel eigentlich verstehen. Der Begriff ist ingesamt schon sehr verwässert, heute umfasst er sowohl das Villenviertel zwischen Frankenstraße im Süden, Münchener Straße im Osten und Walkürenstraße im Norden, das ich aber in meine Fototour nicht mit einbezogen habe. Grund mag sein, dass ich mir um das Flair dieses Viertels eigentlich keine Sorgen mache. Aber gerade um die Rankestraße befinden sich einige hervorragende Gebäudeensembles aus der Zeit des Jugendstils, die ich hier zeige. Beginndend vom "Platz der Opfer des Faschismus" in Richtung Osten blickend dieses prächtige Eckgebäude, das ganz und gar nicht das nürnberger Klein-Klein ausstrahlt, sondern vielmehr wie ein weltstadtäscher Wohnpalast daherkommt:



    Details: Aufwändig, aber nicht schwulstig gestaltete Fassade, riesige Kassettenfenster und großzügige Deckenhöhen:




    Direkt daneben noch ein Exemplar. Solche Kaliber gibt es in Nürnberg nur noch am Prinzregentenufer. Einfach gewaltig schön:



    An sonsten gibt es viel Geschosswohnungsbau der siebziger Jahre, der hier und heute (noch) nicht interessant ist. Außer als Rahmen, um die Schönheit der Altbauten hervorzuheben. Daher gehts in die Wodanstraße, wo noch mehr Prachtbauten die Zeiten überdauerten. Ein weiterer Prachtbau mit eher lokaltypischen Stilelementen, allerdings kein Denkmalschutz!:




    Das kleinere Gebäude rechts daneben habe ich selbst mal von Innen gesehn. Ein Traum! Allerdings auch kein Denkmalschutz. Im Erdgeschoss wurden diese Woche die Fenster getauscht und die großen Bögen, die mal Eingänge zu kleinen Geschäften waren, hochgemauert, sodass es nun vier gleich große Kassettenfenster sind. Heute befindet sich auf jeder Etage eine Wohnung. Ein Stuckateur geht im Innern zu Werke und veredelt die Wohnung mit Deckenstuck.



    Anschließend steht die Vermarktung an. Vorbildlich!
    Weiter die Rankestraße entlang trifft man noch das ein oder andere Jugendstiljuwel mit der nur für diesen Gebäudeblock typischen Großzügigkeit:



    Gegenüber auf der anderen Seite der Straße:



    Alles ohne Denkmalschutz.
    Doch gehen wir zurück in das gründerzeitliche Wohnviertel, und nicht in das Villenviertel:




    Hier, in der Nibelungenstraße ein weiteres Beispiel der Bebauung aus der Weimarer Zeit, allerdings ohne den extrovertierten Gebäudeschmuck:




    Dort, wo sich die Nibelungenstraße mit der Siegfriedstraße kreuzt:




    Die Nibelungenstraße mündet gewissermaßen in die Holzgartenstraße, der man weiter folgen kann, um zu einer Gruppe weiterer Juwele zu gelangen. Dabei kommt man an diesen Vertretern Nürnberger Gründerzeithäuser vorbei:



    Das Eckhaus Holzgartenstraße / Wilhelm-Späth-Straße steht nun endlich wieder unter Denkmalschutz:



    Im Gegensatz zu denen gegenüber, die durchaus auch stadtbildprägend sind:




    Das wars aus dem Südosten der Stadt, aus dem Nibelungenviertel. Sicherlich gibt es hier und dort in den Straßen weitere schöne Motive, allerdings kann man unmöglich alles abfotografieren. Schön wäre es aber, wenn sich die besitzer der Häuser deren Bedeutung für das Stadtbild bewusst sind und sie bewusst hegen und Pflegen ohne die zu verpacken und verschwinden zu lassen.

  • Danke für die schönen Bilder! Dass das Nibelungenviertel ein Schmuckstück ist, ist ja bekannt. Aber St. Peter ging bisher komplett an mir vorbei! Ich kenne St. Peter nur durch die gleichnamige Straßenbahn Haltestelle :(


    Ich bin absolut von den Bildern begeistert!


    Es wäre ja wirklich toll, wenn das neue Studentenwohnheim zur belebung des Stadtteils beiträgt. Vielleicht bringt es ja das ein oder andere neue Cafe mit sich?

  • Die Wintertage haben mich, schon Anfang Januar, wieder in den Stephanstraße nach St. Peter geführt. Im Winter sind die Bäume kahl und geben die Blicke frei - hier auf einen vollständigen Jugendstil-Straßenzug von geschlossener Qualität und Gestaltung. Da die Straße nicht sehr breit ist und dort viele Bäume stehen ist sie im Sommer recht schattig, und die Häuser sieht man kaum. Los gehts an der Ecke zur Dürrenhofstraße. Dieses Haus hat erst 2012 eine Fassadeauffrischung erhalten. Man hat Understatement bewiesen und nicht einfach eine Dämmung drauf geklatscht. Die Laibungen wurden belassen und an sonsten nur der Putz ausgebessert und neu gestrichen. Das dachgeschoss ist auch neu:



    östlicher Nachbar (Einzeldenkmal):



    daneben:



    Bevor wir weitergehen noch die nördliche Straßenseite. Das Eckhaus:



    Der östliche Nachbar:



    daneben:



    wieder daneben, dieses denkmalgeschützte Haus:



    Das hellblaue Gebäude habe ich auf Bildern nur angeschnitten. Hier das abschließende Eckhaus (Einzeldenkmal):



    Und wieder die südliche Straßenseite:




    Den Abschluss bildet dieses Eckhaus:



    Über die kleine Straßenkreuzung Neubleiche gehend entdeckt man leicht noch zwei bemerkenswerte Häuser:



    Besonders dieses Eckhaus:



    Eine sehr schöne Straße, in der störend eigentlich nur die Einscheibenfenster wirken. Ich finde der Straßenzug hätte auch das Prädikat "Ensemble" verdient. In unmittelbarer Nähe entstehen gerade mehrere Studentenwohnheime, die sich gestalterisch gut in das Viertel einfügen. Vermutlich bringt das weitere Dynamik in die Gegend.

  • Gärten hinter der Veste (Kastase)

    Der erste freundliche Sonntag des Jahres hat uns eigentlich vor die Tür gelockt, um einen der in Nürnberg derzeit sehr beliebten "Sonntagsspaziergänge mit Wohnungsbesichtigung" durchzuführen. Denn die Bauträger, die derzeit verschiedene ehemalige Industriegelände innerhalb der Stadt entwickeln dürfen, richten in den Rohbauten fix Musterwohnungen ein, die man sich anschauen darf. So war das Ziel dismal an der Grolandstraße in der Nordstadt gelegen. Aber Wohnungen gabs da keine zu sehen, nur ein Verkaufscontainer mit ein paar Beratern und Fußbodenfliesen zum anfassen (sowas gibts anscheinend in keinem der hier an jeder Ecke stehenden Baumärkte). Enttäuscht haben wir kurzerhand einen Spaziergang durch die sog. "Nordstadt" gemacht. "Gärten hinter der Veste" heisst das Viertel offiziell, eines der größen zusammenhängenden Ensemblegebiete Nürnbergs, entstand es um 1900 herum aus einem ausgedehnten Areal aus Gärten und Villen. Schon damals haben Spekulanten und Bauträger die alten Strukturen beseitigt, die Häuser abgeräumt und - aber im Gegensatz zu heute - durch großzügige, überwiegend prächtige und teils auch architektonisch überregional bedeutende Bebauung ersetzt. Wohnraum ist hier beliebter als in jeder anderen erdenklichen Lage Nürnbergs. Warum wohl (Hausaufgabe für Stadtplaner und Architekten)?


    Los gehts es, noch mit Enttäuschung in den Augen aus der Kreulstraße kommend, am Kobergerplatz. Der Platz ist gründerzeitlich nur an dessen Südflanke bebaut. Im Norden standen einst Fabriken, deren Gebäude nach dem Krieg abgeräumt und durch Platten ersetzt wurden.




    Wir gehen die Kaulbachstraße hinein Richtung Kaulbachplatz:



    Am Kaulbachplatz. Heute ist er durchaus auch geprägt von einem sehr umstrittenen U-Bahnaufgang. Die unregelmäßig geschnittene Platzanlage ist gesäumt von großzügigen Spätjugendstilbauten, die teilweise erst kurz vor dem 1. WK in ziemlich reduziertem Dekor gebaut wurden, aber durchaus großzügig sind:







    Wir gehen weiter nach Süden, die Kaulbachstraße entlang:




    Die Kreuzung zur Meuschelstraße ist ebenfalls städtbaulich sehr attraktiv ausgebildet:





    Der Meuschelstraße folgen wir nun Richtung Osten...







    Richtung Rundbau der Finanzdirektion, die hier mitten im Wohngebiet residiert:



    Der Rundbaucharakter kommt aber erst nachher zum Vorschein, dazu müssen wir noch einen kurzen Schlenker unternehmen, und zwar die Krelingstraße Richtung Pirckheimer Straße entlang Richtung Süden:







    Vorbei an wohl einen der beeindruckendsten Jugendstilpalästen der ganzen Region:





    An der Pirckheimerstraße lässt sich gut erahnen, was einst unter "Gärten hinter der veste" gemeint gewesen sein muss:



    Im Schatten der Burg, die hiervon südlich und deutlich sichbar steht, befand sich eine ausgedehnte Gartenstadt. An der wohl ältesten der Straßen, der Pirckheimer Straße, ist auch die Bebauung älter.



    Es dominiert der Nürnberger Stil eine lokale Blüte des Historismus:






    Zurück geht es die Hastvertstraße entlang, eine nur ca. 300 Meter lange Straße, die hier in die Pirckheimer Straße mündet, dem Höhepunkt des Spaziergangs entgegen:



  • Gärten hinter der Veste (Höhepunkt)

    ... die Hastvertstraße ist nicht arm an Attraktivität...







    und führt in den aus meiner Sicht städtebaulichen Höhepunkt des Viertels, der Mündung der Hastvertstraße in die Meuschelstraße, wo sich zwei kolossale Kopfbauten dem Rundbau der Finanzdirektion gegenüber stehen.
    Ich finde besser hätte man es tatsächlich nicht designen können. Unerreicht.






    Wir laufen die Meuschelstraße weiter Richtung Osten.


  • Gärten hinter der Veste (Ausklang)

    ... quasi Sternförmig strahlt die Straßenmündung mit dem Rundbau in das umliegende Wohngebiet. Es folgt recht gleich die Kreuzung zur Friedrichstraße, in Nürnberg eine enfache Wohnstraße. Die Kreuzung jedoch, nicht rechtwinklig, hat einige gelungene Eckgebäude zu bieten:





    Von dort biegen wir ab Richtung Norden, die Friedrichstraße entlang zur Schweppermannstraße:






    Die besagte Kreuzung. Bis 2011 war sie noch von jeweils 4 Gründerzeitbauten umgeben.





    Leider ist einer von einem unwilligen Investor abgerissen und durch ein städtebaulich eher dürftigen Neubau ersetzt worden.



    Zum Vergleich, der Vorgängerbau (Bild aus 2011):



    Und ein Blick noch in en heilen Nordast der Friedrichstraße:



    Leider endet hier auch die Geschlossenheit des Viertels an dessen Ostflanke. Und die Abrissbagger rücken sehr schnell direkt daran. Denn per Definition ist das Ensemblegebiet leider an der Straßenkante Friedrichstraße zuende Gewesen, deswegen gestaltete hier wohl auch kein Architekt, sondern ein BWL'er, der uns die nun fertige Schweppermannstraße 66 beschert hat mit einem zusätzlichen Stockwerk. Blöd nur, dass sich darin nur Zwerge wohlfühlen...

  • Zum Teil sehr schöne Gebäude! Leider wird ihre Wirkung völlig durch die erbärmliche Straßengestaltung untergraben. Asphalt und Beton, ein Trauerspiel.


    Und der Neubau ist auch ein Witz.

    Einmal editiert, zuletzt von Flusskrebs ()

  • Richtig toll! Leider scheint man ja in N nicht viel übrig zu haben für das bauliche Erbe. Was ist denn dieses überdimensionierte Monstrum and der "besagten Kreuzung"? Sieht aus wie ein U-Bahn-Eingang.

  • @ Flusskrebs: Stimmt, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Selbst bei den Häusern gibts oft Einscheibenfenster und manch lieblose Fassadenreparatur. Ich berichte im Forum aus Nürnberg überwiegend über Sanierungen. Neubauprojekte, die gestalterisch etwas her machen, sind eher selten. Da wird v.a. an Wohnraum schnell und einfach gebaut, das beworbene "Design" beschränkt sich dann auf die Bodenfliesen, Türdrücker und Wasserhähne. Von Architektur keine Spur.


    @ Johnny: Exakt, das ist ein U-Bahn-Eingang. Hat für viel Wirbel gesorgt. Passt auch nicht wirklich, aber man sieht wenigstens dass da Gestaltungswillen dabei war. Viel schlimmer finde ich das hemmungslose Abreissen und Fassadendämmen, unter dem all das, was leider nicht denkmalgeschützt ist, Stück für Stück verschwindet. Und Neubauten sind in Nürnberg grundsätzlich eckig, weiss, flach mit niedrigen Decken. Vom architektonischen Erbe oder Design keine Spur. Die Architekten bzw. deren Auftraggeber scheinen davon nichts mitbekommen zu haben.

  • Der Abriss und Neubau des Eckgebäudes ist da ja quasi symptomatisch. Ein Gründerzeitler im typischen Nürnberger Stil wird durch eine bleachweiße Investorenkiste ersetzt.

  • Das ist ja überhaupt kein Wunder! Der Stadtplanung in Deutschland gelten die Gründerzeitviertel doch überhaupt nichts! Im seltensten Fall steht da was unter Denkmal/Ensembleschutz, jeder darf abreissen, um- und neubauen wie er will, Gestaltungssatzungen gibt es nicht, geschweige denn, dass mal ein besonderes Haus rekonstruiert wird. Ich verstehe diese Haltung nicht, denn meistens sind es diese Viertel, die deutsche Städte am meisten (positiv) prägen.

  • Innehöfe der Nürnberger Altstadt

    Hallo,


    ich werde jetzt auch einmal ein paar Fotos beitragen. Leider ist die Qualität nicht immer gut, da meine Kamera noch ziemlich neue ist und ich damit bei schlechtem Wetter nicht umgehen kann. :D Trotzdem möchte ich auch die wunderbaren Motive nicht vorenthalten, denn die Altstadtfreunde baten heute die Möglichkeit auf den Spuren der ersten Führung dieses Vereins zu wandern, und zwar durch die Altstadthöfe Nürnbergs. Es sind wahrlich wunderbare Höfe, und wir können froh sein, daß diese wenigen Perlen den Krieg überstanden haben. Leider sind die meisten davon jedoch sonst nicht öffentlich zugängig, da in Privatbesitz.


















  • Ensemble Prinzregentenufer

    Super, von den Innenhöfen in der Altstadt habe ich noch viel zu wenig gesehen. Mit der Adlerstraße 36 (Beitrag) besteht auch noch eine wirklich herausragende Möglichkeit für eine Rekonstruktion sowohl des Hauptgebäudes als auch des kleinen Innenhofes.


    Nun aber wieder etwas Gründerzeit aus Nürnberg. Um genauer zu sein, später Jugendstil. Und hier das beeindruckendste, was Nürnberg an Jugendstil im Ensemble als Blockrand im Geschosswohnungsbau heutzutage zu bieten hat: Das Ensemble Prinzregentenufer.


    Bis in die 1900'er Jahre befand sich hier noch die Klettsche Maschinenfabrik in Whörd am Ufer der Pegnitz. Entstanden aus einer Mühle an der Pegnitz entwickelte sich eine Schwermaschinenfabrik am östlichen Rande Nürnbergs, in der auch Lokomotiven hergestellt wurden. Als man entschied, die (erste deutsche) Bahnlinie im Süden der Stadt zu errichten, zunächst die Ludwigsbahn, später die KBayStB, geriet der Standort immer mehr zum Nachteil, da die Maschinen mit Pferden und sonstigen archaischen Methoden bis zum nächsten Bahngleis gebracht werden mussten - immerhin über einen Fluss. Bei Klett entschloss man sich, die Fabrik in den Süden zu verlegen und das Gelände frei zu geben. Das müsste um 1908 gewesen sein. Zum Hochwasser 1909 sah es schon so aus: Link. Die Stadt Nürnberg sah dort anschließend Geschosswohnungbau vor, der eine höhere Dichte erreichen sollte als südlich der Pegnitz rund um die heutige Blumenstraße. Gebaut wurde von Bauherren (heute würde man sagen Investoren) unter Aufbietung des Besten vom Besten der damaligen Möglichkeiten. Wir beginnen den Rundgang am Altstadtring, am markanten Eckgebäude Laufertorgraben Ecke Prinzregentenufer:



    hinein ins Quartier. Hinter den Bäumen schimmert das ADAC-Haus hervor.





    Die Straße wurde dem Bayerischen Monarchen gewidmet und entsprechend Prinzregentenufer genannt. Ufer deshalb, da hier direkt das Überschwemmungsbeit der Whörder Wiese / des Pegnitz-Flusses angrenzt. Diese heute Franz-Josef-Strauß-Brücke genannte Flussquerung wurde 4 mal verbreitert. Die Jahreszahlen finden sich im Sandstein eingemeißelt: "Erbaut 1847, Erweitert 1887, 1927, 1962". Den heutigen Anforderungen wird die Brücke immernoch gerecht.



    Im Winter hätte man nicht so viele Bäume im Weg. Für das Viertel ist der nach 100 Jahren nun stattlich gewordene Baumbestand allerdings ein Segen. Daher ist hier das ADAC-Haus von Norden aus zu sehen:



    Wir gehen aber das Prinzregentenufer weiter entlang:






    Hier endet die bebaung allerdings bereits. Mehr hat hier auch nie gestanden, der 1. WK stoppte die adäquate Weiterentwicklung der Zeile. Etwas weiter die Straße hinunter finden sich einige Villen aus den 1920'igern, die ich hier aber nicht zeige. Stattdessen zurück zum ADAC-Haus, davon dieser Platzanlage sowohl die Emilienstraße, als auch die Theodorstraße abgehen, die in gleicher repräsentativen Bauweise entwickelt wurden. Blick auf das Eckgebäude Prinzregentenufer / Emilienstraße:



    Hinein in die Emilienstraße. An diesen Gebäude sieht man sehr gut die architektonische Qualität dieser Bauten. Der Architekt schafft hier die Brücke zwischen Nürnberger Stil und der Jugendstilmoderne, die in Nürnberg mit ornamentaler Zurückhaltung einhergeht. Der Kontrast zwischen dem aufwändigst, qualitätvollst und überaus stilsicher gestaltetem Erker, der sich eindeutig dem Nürnberger Stil zuneigt, gegenüber der durch fast übertriebene Zurückhaltung der schlichten weissen und unverzierten restlichen Fassade hebt beide Aussagen jeweils deutlich hervor. Soweit ich weiss gibt es das in dieser Form kein zweites mal in Nürnberg:



    weiter die Emilienstraße hinauf. Die Gebäude sind wohl spätem Jugendstil zuzuordnen, vermutlich nach dem 1. WK erbaut:




    Eckgebäude Emilienstraße / Kesslerstrasse:



    Der Architekt war hier etwas konservativer. Komplette Sandsteinfassade in klassischen Verzierungen, die an die Metropolen der damaligen Zeit erinnern. Das Gebäude würde auch gut in die alte Friedrichstraße Berlins passen. Detail Portale:



    Nordseite der Kesslerstraße. So sieht so ein Prachtgebäude aus, wenn es lieblos geschliffen wurde und Einscheibenfenster hat. Ich denke aber es ist auch deutlich späteren Datums:



    Hier ist die Pracht Richtung Norden zu Ende. Daher schnell zurück zum ADAC-Gebäude, und in die Theodorstraße hinein. Man kann fast fühlen, wie die Architekten mit Materialität, Formen und Fassadengliederungen spielten, um sich in dieser prächtigen Häuserzeile gegenseitig zu überbieten. Eckgebäude Emilienstraße / Theodorstraße:



    Detail:




    300 Meter reinster Augenschmaus:








  • Am Kesslerplatz

    Das Ensemble erstreckt sich noch auf die Nordseite des Kesslerplatzes, an dessen Ostende sich eine Hochschule befindet. Die direkte Nähe zur Technischen Hochschule lässt vom U-Bahnhof kommend jeden Tag viele junge Leute durch die Theodorstraße laufen, auf die diese Fassadenreihe eigentlich prägend wirken müsste. Diesen Weg gehen wir nun über den Kesslerplatz entlang. Nochmal ein kurzer Blick auf das Eckgebäude:



    Der Neubau dahinter hat niemals einen Altbau ersetzt. Auch dort war schon immer Ende der Zeile. Der Neubau unterstreicht natürlich die Exklusivität der Gründerzeithäuser, wenn man die Geschosshöhe und Fenstergrößen bewertet. Der neubau wird soweit ich weiss als Studentenwohnheim genutzt. Er enthält natürlich so eine deutlich höhere Bewohnerdichte, die sicherlich dem Viertel gut tut, das an sonsten Heimstatt von Kanzleien, Praxen und wenigen, übergroßen Wohnungen ist.


    Am Kesslerplatz begegnet dem betrachter wieder ein Jugendstileckhaus. Davor ist der kleine Durchgang für Fußgänger in den Kramer-Klett-Park, der auf den Industriellen zurück zu führen ist, und nicht bebaut werden durfte.



    Detail Dachpartie:



    Das Nachbargebäude. Das einzige, dass komplett dem traditionellen Nürnberger Stil zugeneigt ist, und schon dadurch einen starken Stilkontrast bildet. Der Nürnberger Stil wirkt hier tatsächlich etwas rückwärtsgewandt.



    Detail Portal. Die stilistischen Unterschiede dieser Zwillingshäuser sind hier im Detail erkennbar. Der Jugendstil hebt sich deutlich ab, wirkt freier, kreativer und individueller. Dagegen wirken die Renaissanceformen wie aus einem Baukasten. Wollte man 1915 über die Zukunft der Nürnberger Bautradition diskutiert haben, hätte man es hier getan:



    Weiter am Kesslerplatz:








    Gegenüber:




    Jugendstildetail:



    Leider ist der Nachbar komplett entschmückt. Eine Fassadenreko wäre hier phänomenal.



    Zuletzt noch die Hochschule, für dessen Neubau ein recht ansehnlicher Prachtbau aus der Gründerzeit, der den krieg unbeschadet überstand, abgerissen wurde. Der Neubau kann mich aber auch überzeugen. Er rundet den Kesslerplatz der Zukunft zugewandt, und dennoch zeitlos edel, ab.



    Das wars mal wieder von Nürnbergs schönen Seiten.