Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Eine Anleihe bei Mendelssohn würde nach Berlin passen, hat dieser doch auch einige Projekte in der Stadt verwirklicht. Ich sehe hierbei keinen Widerspruch zur Stadtlandschaft. Zudem würde ich auch davon ausgehen, dass ein derartiges Projekt ähnlich wie die "Townhouses" aufgezogen werden würde.

  • nitsche86:


    das mit den dächern sehe ich auch so. wenn sie schon sowas wie "stadtmitte" und altstadtviertel revitalisieren wollen, dann sollte es auch einen leicht historisierenden anspruch haben. wenn alle diese häuser eine art dach hätten, und diese dächer alle ein wenig unterschiedlich wären, so würde der gesamte entwurf gleich viel gefälliger wirken.

  • Willkommen zurueck, Gralsritter.


    Stimme mit der allgemeinen Verwunderung hier ueberein. Hoffe, dass es einfach nur eine Konzeptstudie ist. Sieht aus, als haetten Praktikanten verschiedene Studien durchgearbeitet und die waeren zusammen geklatscht worden.

  • Selbst wenn es sich hier nur um eine Konzeptstudie oder nen schlechten Scherz handelt, halte ich es bei den derzeitigen Vorgaben für das Quartier für gar nicht so unwahrscheinlich, dass das Ergebnis im Endeffekt so ähnlich aussehen könnte und das fände ich wirklich schlimm. Ich frage mich was man damit überhaupt erreichen will? Moderne Bebauung auf dem mittelalterlichen Stadtgrundriss zur Wiedergewinnung der Berliner Altstadt. Altstädte sind doch nicht einzig wegen ihres Stadtgrundrisses attraktiv. Wenn man sich europäische Großstädte mit gut erhaltenen Altstädten anschaut, wie z.B. Prag oder Barcelona wird einem doch schnell klar, dass diese Altstädte nicht nur wegen des labyrinthartigen, teilweise sehr unpraktischen Stadtgrundrisses attraktiv sind, sondern überwiegend wegen der imposanten Gebäude aus den verschiedensten Epochen der Stadt. Stellt man sich die Ciutat Vella mit gleichem Stadtgrundriss aber modernen Kästen aus Glas oder vorgehängten Natursteinfassaden als Gebäude vor, würde das von den meisten Menschen wohl eher als wahrloses Durcheinander wahrgenommen werden, anstatt als schön empfunden zu werden. Warum will man also in Berlin krampfhaft den mittelalterlichen Stadtgrundriss wieder herstellen? Braucht Berlin wirklich eine künstliche moderne Altstadt (was für ein Paradoxon) um attraktiver zu sein? Auch in Paris sind die mittelalterlichen Straßenstrukturen weitestgehend verschwunden, trotzdem würde wohl kaum jemand Paris als hässlich bezeichnen. Warum? Weil das was dort von Haussmann an Stelle des historischen Stadtgrundrisses geplant wurde in sich stimmig ist, der dort damals neu entstandene Stadtgrundriss passt zu den neu errichteten Gebäuden. Meiner Meinung nach kann die von vielen erhoffte „Wiedergewinnung der Berliner Altstadt“ demnach nur mit einer Rekonstruktion oder zumindest historisierender Architektur erreicht werden. In der Friedrichstadt bin ich durchaus ein Befürworter der kritischen Rekonstruktion, weil sie dort funktioniert. Auch wenn der Stadtgrundriss der Friedrichstadt schon im 17. Jahrhundert angelegt wurde, kann man ihn mit seiner nahezu quadratischen Blockstruktur durchaus als modern betrachten, die moderne Bebauung passt dazu sehr gut. Eine moderne Bebauung auf mittelalterlichem Stadtgrundriss am Molkenmarkt kann meiner Meinung nach nur in die Hose gehen. Schräge Dächer allein reichen für eine Verbesserung meiner Meinung nach nicht aus, im schlimmsten Fall käme so was dabei heraus wie die Innenstadt von Frankfurt an der Oder:
    http://www.rpg-oderland-spree.…ges/frankfurt_slubice.jpg
    Lange Rede kurzer Sinn: Meine Meinung: Entweder moderne Bebauung auf modernem Stadtgrundriss oder Rekonstruktion auf historischem Stadtgrundriss! Im Grunde wäre mir ersteres noch lieber.

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  • ^Hä?
    "moderne Bebauung auf modernem Stadtgrundriss oder Rekonstruktion auf historischem Stadtgrundriss"


    Was bitteschön ist das Charakteristikum eines "Modernen Stadtgrundrisses"? Eine diagonale Straßenführung zur Blockstruktur, wie sie zu Zeit teils Mode ist. Zumal dies viel "verwinkelter", also altstadttypischer ausschauen würde. Oder eine Ansammlung an Solitären? Der "Klassischen Moderne" zufolge eine aufgelockerte Innenstadt alla Kulturforum, Hansaviertel oder Fischerinsel, die "Autogerechte Stadt"? Einen großen einheitlichen Investorenklotz? Modern ist subjektiv und die "Moderne" hat ja ein paar unterschiedliche städtebauliche Leidbilder bis heute gehabt. Für mich gibt es keinen klar einzuortnenden "modernen"- oder "historischen"- Stadtgrundriss, nur gute oder schlechte Stadtplanung zur enprechenden Zeit. Stadtstrukturen überlagern sich und dürfen, müssen sich auch ändern.


    Werden wir mal konkret. Es handelt sich um 2 1/2 Baublöcke (vom "kreativen Baugrundstückchen" an der Klosterkirche mal abgesehen) in Trapezform, mit Stadthaus und evtl. Vorplatz. Wie groß ist dort der Spielraum für extravagante Lösungen? Welche konkrete Bebauung könnte man sich dort denn vorstellen?


    Ich hoffe in diesem Dogmen, Kutschenflair alla Nikolaiviertel oder Tabula Rasa mit dem Stadtgrundriss, sind wir im 21. Jahrhundert nicht mehr verhaftet.


    Ich weiß nicht ob man Altstädte ausschließlich an ihren Straßenführungen und ihrer hist. Bebauung ausmachen kann. Es gibt so genannte "Altstädte" da ist die Bebauung zu über 90% aus dem 20. Jahrhundert (siehe Köln). Es gibt auch "Altstädte" deren Struktur alles andere als pittoresk ist. Sie folgen einen klaren Raster. Es gibt auch Altstädte da trifft nichts von beiden zu. Demnach wird man es in Berlin schwer haben ein Altstadtflair neu zu erschaffen. Darum geht es denke ich auch gar nicht.


    Da bin ich voll deiner Meinung das es eher auf die Bebauung ankommt, dort besteht wie du schon gesagt hast, eher ein Zusammenhang zur "Wahrnehmung einer Altstadt". Ob das jetzt auf einem hist. Stadtgrundriss geschieht finde ich im Fall Berlin für irrelevant.
    Der Vergleich mit dem Hausmann Planungen ist aber nicht schlecht. Diese einheitliche Blockbebauung wie in der Friedrichstadt will man jetzt über die gesamte Stadt schütten.


    Man sollte zunächst einmal trennen in Struktur und der Bebauung im einzelnen, dessen Proportion, Gestaltung und Höhe, sprich auch über die "Kleinteiligkeit".


    Meine Meinung zum Meuser-Entwurf: Wirkt etwas wie mit der Heckenschere zurechtgestutzt. Etwas zu kleinteilig. Wie einige schon vor mir sagten, Studien zu Lochfassaden aufgereiht. Zu gezwungen in einer vermeintlichen Vielfalt des Konservativen Bauens. Hier und da eine Etage mehr (Eckbebauung) oder ein anderes Material, auch Glas würden da nicht so banal daherkommen. Dort fehlt kein ausgeprägtes Satteldach, wie es ja bemängelt wird (eher Berlin untypisch) sondern eine Gestaltung des Hausabschlusses, der Traufe. Warum nicht ein in Berlin so geliebtes Staffelgeschoss. Wenn man sich das auf dem Rendering so vorstellt wird es gleich besser. Auch ein großer einheitlicher Baublock wäre denkbar wenn die Gestaltung stimmt. Ein wenig kreativer darf es schon sein aber nicht zu exzentrisch.


    Mit der Mendelsohn Analogie gebe ich Kent recht, wirkt wie sein Bau in Breslau. Das Gebäude sticht auch sehr heraus.


    Naja auf jedenfalls besser als der Vorschlag vom Senat, der glaube ich im überarbeiteten B-Plan die Bebauung am Molkenmarkt um ein Geschoss aus Nikolaiviertel Niveau gestutzt hat.

  • Ok, der Begriff "moderner Stadtgrundriss" ist von mir wirklich etwas unglücklich gewählt. Ich meinte damit keineswegs den Stadtgrundriss der klassischen Moderne wie am Kulturforum. Man sollte den Begriff in meinem Beitrag vielleicht eher im Sinne von zeitgenössig, der heutigen Situation angepasst, verstehen. Ich will damit einfach sagen, dass ich es für unnötig halte an einer erzwungenen Kleinteiligkeit festzuhalten nur weil das früher auch mal so war. Einfallslose Lochfassaden wirken auf zu kleinteiligen Grundstücken und mit einer ans Nikolaiviertel angepassten Gebäudehöhe einfach kleinstädtig und passen nicht an die breite Grunerstraße mit Boulevard-Charakter und schon gar nicht zu den gegenüberliegenden großen Solitären Rathaus, Rathauspassagen und neuem Hotel hinter dem Cubix. Der Friedrichswerder ist zwar ein Positiv-Beispiel von zeitgenössiger kleinteiliger Bebauung, es handelt sich dort aber um privat errichtete Wohnhäuser und ich glaube kaum, dass das gleiche Konzept an einer der meistbefahrenen Hauptverkehrsstraßen der Berliner Innenstadt funktioniert. Wer will sich dort ein teures Eigenheim hinbauen? Besonders stört mich an dem derzeit von der Senatsverwaltung geplanten Stadtgrundriss dieser winzige Hinterhof-mäßige Platz vor dem Stadthaus. Nur weil dort früher mal Gebäude standen, heißt das doch nicht automatisch, dass da wieder welche hin müssen. Ich finde den gesamten Block vor dem Stadthaus könnte man auch einfach weglassen und dort eine großzügige Platzanlage errichten. Warum will man die Sicht auf dieses sehr schöne Gebäude unbedingt verstellen? Ein krampfhaftes Festhalten am historischen Stadtgrundriss ist hier meiner Meinung nach einfach unangebracht.

  • Ich muss sagen, ich sehe das etwas anders als meine Vorredner.


    Um den Gedanken aufzunehmen, können wir wohl davon ausgehen, dass die heutige Situation eindeutig einen modernen Stadtgrundriss (i.S.v. breiten Verkehrsschneisen mit relativ gerader Streckenführung, denen sich die umstehende Bebauung unterordnen muss) ausgehen.


    Ursprünglich einer der bekanntesten und vitalsten Plätze der Stadt, wurde er im Krieg teilw. starkt zerstört. Statt eines Wiederaufbaus wurde dem Viertel (wie so oft in Berlin) von oben herab eine Neuplanung aufgezwungen, Begründung: man wollte was modernes. Wie meine Vorredner schon richtig festgestellt haben, ist die Idee von Modernität aber subjektiv und einem ständigen Wandel unterworfen. Was zu Zeit des "Umbaus" als moderner Entwurf und zukunftsweisend galt, möchte man heute (zur Recht) wieder beseitigen.


    An diesem Ort nun nochmal einen modernen Entwurf drüberzuschütten (Begründung: weil es dann ein moderner Entwurf ist!) ist m.M. keine Lösung sondern eine bloße Wiederholung alter Fehler. Dass wir uns nicht falsch verstehen: moderne Architektur ist gut und wichtig und braucht auch ihren Platz (und hat ihn auch gerade in dieser Stadt)
    Wir reden hier aber von einer der Keimzellen von Berlin, einem der prägenden und wichtigsten Orte der Stadt (zugegeben, bei der heutigen Situation kaum vorstellbar). Warum also das nicht wieder erlebbar machen? Zumindest in meinen Augen schreit diese "Wunde" geradezu nach einer Wiederherstellung.
    Dass privates Interesse an der Bebauung einer derartiger Lage (mit einem dann etwas verkleinertem Mühlendamm) besteht, zeigt u.a. das große Interesse an den Friedrichwerderschen Townhouses. In München und vielen anderen Städten hat man nicht gezögert, die Altstadt wieder aufzubauen. Mit großem Enthusiasmus haben die Dresdner (historisch bedingt verspätet) die Fraunkirche wieder aufgebaut, in Potsdam überlegt ein Investor das Palais Barberini wieder zu errichten, um nur einige Beispiele zu nennen.
    Ob an dieser Stelle nun wirklich ein Wiederaufbau nötig (und machbar) ist oder ein weitgehend historisierende Gebäude für das Raumgefühl und die Aufenthaltsqualität reichen, kann sicherlich noch debatiert werden. Es ist m.E. aber - an dieser Stelle - mutiger und weitsichtiger als ein modernes Konzept, das im schlechtesten Fall in 30-40 Jahren wieder überarbeitet werden muss.






    PS:
    Und was nun Paris betrifft, denke ich mal, dass die Bebauung des 18. Jh. allgemein als in sich stimmig und angenehem empfunden wird (nicht aber unbedingt jeder neue Bau). Ganz sicher ist damals aber niemand auf die Idee gekommen, groß angelegte Verkehrsschneisen (abgesehen von Prachtboulevards), Monolithen oder aus Renditegründen überdeminsional hohe Bauten zu errichten.

  • Paris als Beispiel für "stadtverträgliches" Bauen anzuführen, ist unglücklich! Hausmann hat seinerzeit Paris genau so skrupellos umgestaltet, wie die sozialistischen Stadtplaner. Da wurden einfach Achsen durch ein dichtes Häusermeer geschlagen. Und ob alle Dresdner glücklich sind mit der Puppenstube, die da inmitten einer sozialistischen "Stadlandschaft" entsteht, ist auch fraglich. Ich lehne auch diesen pathetischen Begriff des Wunden heilens ab! Es handelt sich lediglich um eineüberarbeitung der Dimensionen. Man hat erkannt, dass die unbedingte Bevorzugung des Individualverkehrs, Verkehrsprobleme nicht automatisch verhindert. Berlins historische Mitte ist verloren, jeder weitere Bau, der neu entsteht, mach das nur noch deutlicher. Es gilt Bautraditionen neu und ohne verklärende Romantik, aufzugreifen und neu zu interpretieren.

  • Ich habe Paris nicht als Beispiel für "stadtverträgliches" Bauen angeführt, sondern als Beispiel für eine europäische Stadt in der der mittelalterliche Stadtgrundriss weitestgehend verloren gegangen ist und die trotzdem attraktiv ist. Ich finde eher deinen Vergleich der Haussmann-Planungen mit dem sozialistischen Städtebau unglücklich. Während die Haussmann-Planungen auch nach ca. 150 Jahren noch gefallen (immerhin zählt Paris zu den wohl schönsten Städten Europas, wenn nicht sogar der Welt!), gefällt die sozialistische Stadtplanung bereits nach ca. 50 Jahren fast niemandem mehr, sie hat also im Vergleich zu den Haussmann-Planungen komplett versagt. In Paris würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen die Haussmann-Planungen rückgängig zu machen um den historischen Stadtgrundriss wieder herzustellen.
    Aber um nicht zu sehr vom Thema abzukommen, möchte ich wieder auf Berlin zurückkommen: Auch Berlin ist eine attraktive Stadt, wenn auch auf ganz andere Weise als Paris. Berlin hat andere Pfunde womit es punkten kann, es hat es meiner Meinung nach einfach nicht nötig, sich eine künstliche halb-modern-halb-doch-irgendwie-historische "Altstadt" neu zu erfinden. Wer innerhalb von Deutschland idyllische Altstadtharmonie sehen will, der reist halt nach Heidelberg oder sonst wo hin. Wer eine interessante, kreative, kulturell vielfältige Metropole (die sogar zu den derzeit angesagtesten Metropolen der Welt gehört, um wieder mit einem Superlativ zu kommen ;)), sehen will, reist nach Berlin. Natürlich sollte Stadtplanung nicht aus rein touristischer Sicht geplant werden, aber das Gebiet um den Molkenmarkt wird wohl überwiegend von Touristen besucht werden, die gerade aus dem "ach so idyllischem" Nikolaiviertel kommen. Die meisten Berliner bleiben sowieso lieber in ihren Kiezen oder besuchen die Altbauquartiere in Kreuzberg, Prenzlauer Berg usw. wenn sie ansatzweise sowas wie "Altstadtflair" genießen wollen, weil diese einfach viel autentischer sind.
    Leider scheint aber derzeit in der Politik, und auch besonders in der Redaktion der MoPo, der Wunsch nach einer "Altstadt" sehr groß zu sein, wie man es ja auch bei der Diskussion um eine Bebauung des Marx-Engels-Forums beobachten kann. Wenn dieses Projekt also gar nicht mehr zu verhindern sein sollte, dann sollte man es wenigstens konsequent durchsetzen und auf Rekonstruktion oder historisierende Bebauung setzen, wie ich schon in meinem vorherigem Beitrag geschrieben habe. Aber dieser seltsame Mix aus moderner Bebauung und historischem Stadtgrundriss ist einfach furchtbar (kann man teilweise auch in Kölns Altstadt sehen)! Bei den derzeitigen Planungen könnte ich mir gut vorstellen, dass das Gebiet um den Molkenmarkt in 50 Jahren wieder wegen Umplanungen heiß diskutiert wird. Wir werden sehen...

  • Welche Version der Altstadt möchte man denn wiederhaben? Ganz Altberlin, die mittelalterliche Version mit den kleinen verwinkelten Häusern und Gassen, in denen Heinrich Zille unterwegs war? Oder Neu-Altberlin mit den Boulevards und Prachtbauten der Kaiserzeit? Die gleiche Diskussion muss man am MEF führen, es gibt nicht die eine Version der Altstadt, die man nun aufbauen könnte. Damit unterscheidet sich das Konzept auch von Dresden oder Potsdam oder FaM, wo es im Kern eine identifizierbare Altstadt gab.


    Es gab schon mal jemand, der Altberlin gesucht, aber nicht gefunden hat:


    I feel lost in Berlin. It has no resemblance to the city I had supposed it was. There was once a Berlin which I would have known, from descriptions in books--the Berlin of the last century and the beginning of the present one: a dingy city in a marsh, with rough streets, muddy and lantern-lighted, dividing straight rows of ugly houses all alike, compacted into blocks as square and plain and uniform and monotonous and serious as so many dry-goods boxes. But that Berlin has disappeared. It seems to have disappeared totally, and left no sign. The bulk of the Berlin of today has about it no suggestion of a former period. The site it stands on has traditions and a history, but the city itself has no traditions and no history. It is a new city; the newest I have ever seen.


    Markt Twain in der Chicago Daily Tribune am 3 April, 1892


    (public domain, da vor 1923 in den USA publiziert)

  • ^ich glaube Stimmann, Schmitz und co. haben durchaus des öfteren geäußert, daß sie die unmittelbare Vorkriegssituation wiederbeleben möchten.

  • unglaublich, das Mark Twain Zitat! Es beweist, dass Berlins "Tradition" auf dem ständigen Wandel beruht...Die Altstadt Aufbaubemühungen finde ich lachhaft.

  • Mark Twain beschreibt, daß Berlin einer ständigen Evolution unterliegt. Eine Revolution, wie der großflächige Stadtabriß durch die sog. DDR ist hiermit nicht gemeint. Und wenn eben dieser ständige Wandel so typisch ist für Berlin, dann kann man mit Twains Hilfe auch besagtes Gebiet nicht vor einer erneuten Umgestaltung bewahren. Entweder "hü" oder "hott"...


    Im Übrigen bitte ich, einmal einen alten Stadtplan zu betrachten. "Kleine verwinkelte mittelalterliche Gässchen" sucht man hier vergebens (sowohl zur Zeit Mark Twains, als auch zu jener Zeit, mit der er den Vergleich zieht - vllt 1850). Besagte Viertel waren in beiden Epochen durch regelmäßige Ausfallstaßen und konzentrische (Halb)Ringstraßen sehr gleichmäßig und sinnvoll gegleidert. Rekonstruierte man dies in groben Zügen, würde sich der Verkehr sehr sinnvoll über das Gebiet verteilen und eine zeitgemäße, verdichtete Bebauung würde sich sehr gut in eben dieses Muster fügen.

  • Keine Kreuzung!!

    Ich stelle mir solche Gebäude immer in 20 Jahren vor, dann müssen sie immer noch gut aussehen. Dann ist der New-look ab und das grau schlecht sich ein. Mir fehlt ganz massiv das Statement, weswegen diese Bauten eben nicht in 20 Jahren wie Teile der Potsdamer Straße (so um den Tagesspiegel rum) aussehen. Denn damals war es dort sicher auch mal schick.


    Aber ich glaube, der Entwurf ist auch nur ein Entwurf, da ändert sich sicher noch was.


    Ganz schlimm finde ich an der Stadtplanung, dass man dort so eine Kreuzung hinbaut. Das ist sowas von provinziell und "Bonn"-like. Gruselig. Das ist der Grund, warum zig tausende Rheinländer hier her gezogen sind: breite durchgezogene und anonyme Straßen und Bürgersteige breit wie ein Volleyballfeld, dass einem der Wind um die Ohren pfeift! That's Berlin! Niemand will Düsseldorf oder Bonn hier haben. Ich könnt heulen, es ist einfach nur gruselig! Die Leiziger Str. muss an der Ecke so bleiben wie gehabt!!! Sollnse doch drumherumbauen.

  • @ NewUrban: Deinen Ansichten nach zu schließen passt dein Name so wenig zu dir, wie eine Currywurst zum Bayern. Erklär mal was du damit meinst? Was hier geplant wird ist immerhin New Urbanism pur.


    Wenn ich von den Fassaden abstrahiere (die wurden ja wie sich rausstellte nur mal so rangeklatscht um nicht graue Kästen zu präsentieren) finde ich die Vision mittlerweile sogar recht gelungen. Was mich stört sind hauptsächlich die Verbauung des "Rathausplatzes" und des "Molkenmarkt-Platzes" vor'm Neuen Stadthaus. Ansonsten wird hier ja meines Erachtens garkeine "künstliche Kleinteiligkeit" geschaffen die sich nicht einfügen würde: Die Blöcke sind genau Berlinmaß. Man zieht die vorhandene Struktur so wie sie in sämtlichen Himmelsrichtungen um die "Altstadt" vorherrscht rein. Der Sinn hinter dem Ganzen ist einfach die Weitläufigkeit zu verringern, Lücken zu füllen und vor allem: die Maßstäbe wieder anzupassen. Erst dadurch nämlich bekommen Solitäre wieder ihren Bezug und Freiflächen ihre Fassung. Was wir jetzt noch haben ist eine ausgebombte Nachkriegsstadtlandschaft in der einzelne Gebäude oder Blocks in den von Berliner schön umschriebenen Weiten ",dass einem der Wind um die Ohren pfeift" stehen. Die Marienkirche sieht völlig verloren und deplaziert aus auf der riesen Fläche ohne Namen, daneben der Fernsehstängel völlig ohne Maß neben dem Berliner Rathaus. Links und Rechts Platten in döppelter Höhe aber nur halber Breite eines Berliner Normalblocks, die sich von der Spree wieder herangewagt haben. Genau die gleiche Bezugslosigkeit setzt sich über die Getrauden zur Fischerinsel fort. Der "Heilen von Wunden" Term ist meines Erachtens definitv angebracht.

  • Umgekehrtes Konzept

    Ich finde das „Negativ-Beispiel“ Haussmann von New Urban durch attraktiv und eine mögliche Alternative zur Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses. Haussmann hat ja gerade das Gegenteil von dem gemacht was hier geplant wird, nämlich klassische Fassaden in einem neuen Grundriss gebaut. Sozusagen die Altstadt auf Großstadt-Niveau hochskaliert. Das wäre mein Vorschlag für die historische Mitte Berlins (MEF, Fischerinsel, Leipziger Straße). Es fehlt der Mut zu schönen, klassischen Steinfassaden. Warum nicht großteilige Blöcke mit kleinteiligen, schönen Fassaden bauen statt historische Grundrisse mit Billig-Vorhangfassaden nachzuzeichnen.

  • Ganz schlimm finde ich an der Stadtplanung, dass man dort so eine Kreuzung hinbaut...Die Leiziger Str. muss an der Ecke so bleiben wie gehabt!!! Sollnse doch drumherumbauen.


    Berliner:
    Das sehe ich ähnlich wie Du. Die derzeit geplante Straßenführung des Straßenzugs Leipziger Staße-Mühlendamm-Grunerstraße/ Spandauer Straße ist wirklich sehr ungeschickt. Man sollte die autobahnähnliche Straße dort auf jeden Fall verschmälern, auch die hässlichen Parkplätze auf dem Mittelstreifen sollten verschwinden, jedoch ist diese Kurve mit der anschließenden Kreuzung einfach unsinnig. Man sollte diesen Straßenzug hier lieber geradlinig belassen und die Ränder bebauen, so könnte ein schöner großstädtiger Boulevard entstehen. Die derzeitige Planung widerspricht außerdem komplett dem, was bezüglich der angrenzenden Stadtgebiete in letzter Zeit diskutiert wurde. Sowohl neben dem Schloss am Lustgarten als auch am Hackeschen Markt wäre eine Verkehrsberuhigung wünschenswert, die Planung am Molkenmarkt lenkt den Hauptverkehrsstrom jedoch ausgerechnet in Richtung dieser Gebiete.

  • Es muss bei der Änderung der Gruner/Spandauer Straße auch darauf geachtet werden das die Straßenbahn ebenso Platz zu fahren brauch. Und wenn man den Mittelstreifen komplett entfernt, könnte es zu Staus und Verkehrsstörungen bezüglich der Straßenbahnen kommen! Meiner meinung nach sollte die Straßenführung so gestaltet werden wie in den Senatsplanungen damit die autobahnähnliche Straße endlich verschwindet. Denn wenn man z.B. vom Fernsehturm auf diese Gegend schaut sieht das schon ziemlich beängstigend aus, da die Grunerstraße eine riesige Schneise durch das Stadtgebiet zieht!:nono:

  • Wasn das Problem? Das ist eben der hist. Grundriss, den wiederherzustellen gilt. Und durch die Verschmälerung soll der Verkehr ja auch reduziert werden. Außerdem wird die Grunerstr. und der Tunnel ja weiterhin bestehen, sodass man nicht gezwungen ist, in die Spandauer Str. abzubiegen. Will man nach Norden, fährt man eben weiter in Richtung Hacke, will man nach Osten, biegt man vor dem Rathaus rechts ab und nimmt den Tunnel. Oder eben erst an der Liebknechtstr., je nach dem, wie schon heute...