Avantgardistische Architektur im Vorkriegsdeutschland

  • Avantgardistische Architektur im Vorkriegsdeutschland

    Ich interessiere mich zur Zeit sehr für die avantgardistischen Architekturströmungen der Vorkriegszeit. Als avantgardistisch gelten zum Beispiel der Bauhausstil (welcher mir überwiegend missfällt), aber auch der Art Deco Stil, der (De-)Konstruktivismus und der Expressionismus. Viele deutsche Architekten haben sich im frühen 20. Jahrhundert auf dem Gebiet der avantgardistischen Architektur profilliert. Mit der Machtübernahme der Nazis im Jahre 1933 fand der Avantgardismus in der deutschen Architekturlandschaft leider ein abruptes Ende. Der Krieg und der "Wiederaufbau" sorgten schließlich noch für die Zerstörung vieler Gebäude dieser Strömung...


    Hier sind einige Bauwerke dieser Architekturströmung die mir entweder gefallen oder die ich zumindest interessant finde:


    Karstadt am Hermannplatz


    Architekt: Philipp Schaefer
    Bauzeit: 1927-1929
    Standort: Berlin
    Stil: Art Deco
    Status: zerstört




    Hermannplatz





    Die Dachterasse





    Hansa-Hochhaus


    Architekt: Jacob Koerfer
    Bauzeit: 1924-1925
    Standort: Köln
    Stil: Art Moderne
    Status: vollendet








    Kaufhaus Schocken


    Architekt: Erich Mendelsohn
    Bauzeit: 1928-1930
    Standort: Stuttgart
    Stil: Expressionismus
    Status: zerstört









    Kaufhaus Schocken


    Architekt: Erich Mendelsohn
    Bauzeit: 1929-1930
    Standort: Chemnitz
    Stil: Expressionismus
    Status: vollendet








    Anzeiger Hochhaus



    Architekt: Fritz Höger
    Bauzeit: 1927-1928
    Standort: Hannover
    Stil: Art Deco
    Status: vollendet








    Da ich mich erst seit kurzem mit dieser Thematik auseinander setze, sind mir noch viele Bauwerke dieser Epoche unbekannt. Dementsprechend würde ich mich darüber freuen, wenn ihr noch mehr Gebäude der avantgardistischen Strömung vorstellen könntet. Ich interessiere mich auch im besonderen Maße für nicht realisierte bzw. visionäre/utopische Projekte.

  • Pädagogische Akademie Bonn


    Das Gebäude entwarf der Architekten Martin Witte. Es ist ein bedeutendes Beispiel der sogenannten weißen Architektur der dreißiger Jahre, die von den Nationalsozialisten strikt abgelehnt und als "unerwünscht" diskriminiert wurde. Bauzeit 1930-1933


    Aufnahme 1949 vor Erweiterung zum Deutschen Bundestag:



    Bild: Haus der Geschichte, Bonn, Fotografin Erna Wagner-Hehmke von Website Deutscher Bundestag.


    Das Gebäude ist auch heute noch gut zu erkennen und hat sich prägend auf den Baustil (bis hin zum Schürmann-Bau/Deutsche Welle) ausgewirkt).
    2003:

  • Wenn ich mal meinen unqualifizierten Kommentar zu diesen Stilen abgeben darf: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass viele dieser Gebäude in den 30er Jahren sehr futuristisch und beeindruckend gewirkt haben - im Kontrast zu den damals "üblichen" Gebäuden. Der Karstadt am Hermannsplatz wirkt auf mich immer noch sehr spektakulär, ähnlich auch das Anzeiger Hochhaus. Dieser Art Deco - Stil gefällt mir nach diesen Bauwerken zu urteilen ganz besonders. Insgesamt sind viele dieser Stilrichtungen haute allerdings überholt - oder wer würde sich heute noch für den Bau eines Gebäudes wie das Hansa-Hochhaus aussprechen?

  • Faguswerk (1911), Alfeld an der Leine



    Schuhleistenfabrik. Von Walter Gropius. Leicht geböschte Backsteinpfeiler nuancieren den Schatten der eisernen Fensterprofile in den vollverglasten Feldern. Stützenlose Ecken. auch die Einrichtung stammt von Gropius.

  • da wäre z.b. die aeg-turbinenhalle von peter behrens (1908):



    der einsteinturm von erich mendelson (1920):



    hochhaus aus glas von mies van der rohe (20er jahre):





    das bauhaus:
    gropius/klee/kandinsky/feininger... meisterhäuser in dessau (1925):



    marcel breuer (bauhaus architekt):
    sait john's abbey:


    wie ich schon im skyscrapercity postete, mein liebling
    Friedrich kiesler mit dem endless house an dem er bis zu seinem lebensende arbeitete:








    und viele andere...

  • Ob die Ähnlichkeit des Borsigturms mit dem Turm des Roten Rathauses wohl Zufall ist?


    Dirk,


    nein. Auf dem Bild ist zwar die Hamburger Flagge zu sehen, aber das Gebäude stand in Berlin, wie man auch an der Skyline im Hintergrund erkennen kann. Das große Karstadt-Kaufhaus in Hamburg war architektonisch weniger spektakulär. Es ist das größte der im klassischen Stil gehaltenen Kontorhäuser an der Mönckebergstraße, Baujahr ungefähr 1910. Es steht heute noch, ist aber in der Nachkriegszeit auch äußerlich stark modernisiert worden.

  • Dirk meinte wahrscheinlich das Karstadtgebäude in Hamburg-Barmbek, welches in ähnlichem Stil gebaut wurde, nur mit einem Turm und mit in etwa der gleichen Lichtsäule obendrauf. Es wurde ebenfalls im Krieg völlig zersört, wie der Rest Barmbeks. Vom karstadt hermannplatz steht miens Wissens noch ein kümmerlicher Rest der Fassade (wahrscheinlich mit 70er-Jahre Pastikreklame entstellt) Vielleicht erbarmt sich ja mal ein Invester und baut diesen krassen Klotz wieder auf

  • Die Schocken-Kaufhäuser finde ich persönlich furchtbar, Wegbereiter der unsäglichen funktionalistischen Architektur, die nach Ende des Krieges ganze Städte entstellte.

  • Gefällt mir auch überhaupt nicht...vorallem wenn man sich solche Gebäude neben der sonstigen Architektur der 30er Jahre vorstellt (und neben den vielen historischen gebäuden aus vergangenen Jahrhunderten..)

  • Bemerkenswert ist auch das Haus Atlantis in der Bremer Böttcherstraße, errichtet 1926.


    Das Treppenhaus:


    Aussenansicht:

    Wiederaufbau war 1964/65


    Der Himmelssaal:

  • Max: Leider nein. Die Böttcherstraße wurde von 1926-27 von einem Kaffeeproduzenten errichtet, der mit der Erfindung des entkoffeinierten Kaffees reich wurde (Kaffee HAG). Der beauftragte Architekt hieß Bernhard Hoetger und lebte im nahen Worpswede.
    Die Nazis haben das Ensemble als entartete Kunst eingestuft, aber nicht abgerissen. 1944 sank es infolge eines britischen Bombenangriffs in Schutt und Asche und wurde Mitte der 60er rekonstruiert.

  • Das Shell-Haus am Ufer des Landwehrkanals, 1932 im Stil der klassischen Moderne vom Emil Fahrenkamp errichtet

    Bildquelle: http://www.berlin-en-ligne.com



    Im übrigen hatte C&A auch 'ne Menge Kaufhäuser in dem Stil, u.a. das heute noch existierende Gebäude am Dortmunder Ostenhellweg, heute Wehmeyer:

    (mein eigener Schnappschuss)
    Früher waren die Fensterbender durchgängig und es sah insgesamt auch etwas ansprechender aus...




    Und dann komme ich nochmal zu Essen. Essen, deren Innenstadt wohl die häßlichste in ganz Deutschland ist hat zumindest noch einige frühmoderne Bauten zu bieten. Wenn man jetzt mit klassischer Architektur bauen würde kämen diese sicher stärker zur Geltung. Aber Essen reißt lieber den letzten Rest an Gründerzeitlern (Karstadt-Altbau) in der City auch noch ab....


    Die Gebäude wären jedenfalls:
    - Hauptpost
    - Haus der Technik
    - Eickhaus (leider heute ohne das Pagodendach)
    - Lichtburg
    - Baedeker-Haus
    - eh. Kaufhaus Blum
    - Deutschlandhaus
    - eh. Sparkassengebäude


    Wäre schön, wenn jemand Bilder hätte...

  • Ein weiteres schönes Beispiel für klassische Moderne ist der Poelzig Bau/das IG Farben Haus.
    Im Zeppelin-Thread von 3rdwave gibt es ein paar sehr schöne Photos davon.