• Mannheim

    Mannheim - die Quadratestadt. Where the streets have no name!


    Die hufeisenförmige Innenstadt Mannheims zwischen Rhein und Neckar ist gitterförmig in rechtwinkligen Häuserblöcken angelegt, man nennt dies die „Mannheimer Quadrate“. Die Bismarckstraße verläuft vor der Front des Schlosses und verbindet die Enden der Ringstraßenabschnitte miteinander. Dazwischen liegen rechtwinklig angelegte Straßenzüge. Die Planung dieses Netzes geht auf Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz um 1600 zurück, sie ist bis heute erhalten geblieben.


    Die Innenstadt wird von zwei Hauptachsen durchzogen. Die auch als „Breite Straße“ bekannte Kurpfalzstraße verläuft vom Schloss bis zum Neckartor. Auf die Haupteinkaufsstraße, die „Planken“, trifft sie am Paradeplatz. Die Parallelstraßen der beiden Hauptachsen tragen in aller Regel keinen Namen, statt dessen werden die dazwischenliegenden Quadrate aus einer Kombination von Buchstabe und Zahl benannt. Diese erhalten gebliebene „künstlich“ wirkende und in der Umgangssprache auch genutzte Benennung ist einzigartig.


    aus: Wikipedia-Artikel Mannheim (GNU-Lizenz für freie Dokumentation)



    Bild: Google Earth

  • Ich halte die Beschriftung bei Google Earth letzlich schon für richtig, micro. Typische Mannheimer Anschrift: Herbert Mustermann, S 6 29-32, 68161 Mannheim. Zwar hat wohl jede Straße auch einen Namen, den kennt aber so gut wie niemand, noch nicht einmal die Anwohner. Weil ausschließlich die Buchstaben-Ziffer-Kombinationen gebräuchlich sind und nur das auf den Straßenschildern steht, sollten diese auch für Google maßgeblich sein.

  • Ich habe selbst mit Stolz mal für ein knappes Jahr eine solche Quadrate-Adresse besessen. Schon bevor ich nach Mannheim gezogen bin, wusste ich, dass für mich nur eine Wohnung in den Quadraten in Frage kam, eigentlich weniger wegen der zentralen Lage, sondern hauptsächlich, weil ich scharf auf die megacoole Adresse war. Daher kenne ich das System sehr gut. Es sind die Blöcke, die die Koordinatenbezeichnungen tragen, nicht die Straßen. Herr Mustermann wohnt also in S6, und die Hausnummern von 1 bis irgendwas laufen um den Block herum, ähnlich wie in Tokio. Nur einige wenige Straßen tragen nebenbei noch Namen, es gilt aber trotzdem das Block-Hausnummernsystem (siehe z.B. Buch Kober: Planken, P7, 22).


    Straßenschilder, wenn man sie so nennen will, zeigen die Blockbezeichnung an. Bei den vier Straßen um den Block S2 herum steht also auf einer Straßenseite jeweils S2, auf der anderen S1, S3, T2 bzw. R2.

  • Whoa! Das mit der Nummerierung in Mannheim ist echt krank. Aber mann braucht nur etwas umdenken um die Adresse zu finden, ähnlich wie in einem Sportstadion. Block: D, Reihe: 4 Sitz: 2 (btw: Where's the guy with the hot dogs and beer?) :D


    EDIT: P.S. Philadelphia ist auch eine Planstadt. ;)

  • Ein sehr schönes Beispiel für eine barocke Planstadt ist Erlangen.


    Es stehen noch viele alte Gebäude, die Zahl der Bausünden hält sich glücklicherweise in Grenzen.

  • Beispiele für Deutschland sind die geplanten Städte und heutigen Stadtteile für Aussiedler in der Nachkriegszeit:


    - Espelkamp
    - Sennestadt (Teil von Senne II, heute Bielefeld)


    Weiterhin:


    - Neustadt (heute Halle-Neustadt)
    - Hoyerswerda
    - Schwedt/Oder



    Weitere Großsiedlungen spare ich mir mal in der Auflistung und verweise auf meine Homepage...

  • Welche Kriterien müssen erfüllt sein, dass man eine Stadt Planstadt nennt? Auch fast alle mittelalterlichen Städte, die um die Zeit des massiven Bevökerungswachstums vom 11.-13. Jahrhundert gegründet wurden, wurden am Reisbrett geplant und sind nicht "gewachsen", wie die "organisch" anmutenden Stadtgrundrisse zunächst vermuten lassen.

    • Freudenstadt im Schwarzwald
    • Neuf-Brisach (in Frankreich)
    • Wolfsburg
    • Eisenhüttenstadt
    • Rottweil
    • Tuttlingen
    • Ludwigsburg
    • Rastatt
    • Speyer
    • Friedrichstadt
    • Dorotheenstadt, Friedrichsvorstadt, Luisenstadt (heute Berlin-Mitte und Kreuzberg)
    • Putbus
    • Neubrandenburg
    • Neustrelitz


    Sind alles per Definition Planstädte, manche älter, manche jünger, manchen sieht man's an und manchen nicht.


    Auch noch interessant:

    • Rovaniemi, Finnland - soll aussehen wie ein Rentier
    • Florenz, Italien - deutlich noch der Ursprung als Römerlager sichtbar
    • Ciudad Evita, Argentinien - dem Profil von Evita Peron nachempfunden
  • Auch fast alle mittelalterlichen Städte, die um die Zeit des massiven Bevökerungswachstums vom 11.-13. Jahrhundert gegründet wurden, wurden am Reisbrett geplant


    Auch noch später. Beispiel: Die Heidelberger Altstadt. Vor allem die "Westerweiterung" von 1392 - Verdoppelung des bebauten Stadtgebietes - ist am Reißbrett durchgeplant gewesen, die nötige Bevölkerung hat man sich besorgt indem man das Dorf 2 km vor der ehemaligen Stadtgrenze abgerissen hat; Heidelberg behielt für 400 Jahre die damalige Planform ein, die an sich auch heute noch existiert.

  • Guten Tag allerseits,
    ich wollte meine facharbeit (also im fach erdkunde) über die planstadt brasilia halten. also entstehung und entwicklung..und dann auch noch probleme.. etc.. findet ihr dieses thema sinnvoll?

  • Interessanter Fehler in Google Earth, statt der Mannheimer Häuserblöcke sind die Straßen beschriftet.


    Die Blockbezeichnungen scheinen nun gar nicht mehr da zu sein. Zumindest ist damit der Fehler behoben, aber die Info fehlt. Google Maps/Earth ist wohl für ein solches Adressensystem nicht ausgelegt :)

  • Bing Maps (aka Microsoft) hat übrigens weiter die Block-Bezeichnungen auf den Straßen liegen. Wobei es kein O7 und P7 gibt, da mussten die Bezeichnungen Heidelberger Straße (besser bekannt als Planken) und Fressgasse hin. Bei Kunststraße (zwischen N und O) und Kurpfalzstraße hats aber geklappt, auch wenn das als Kombination etwas gewagt ist.


    Weiter vorhandene echte Straßennamen in den Quadraten:
    - Kapuzinerplanken (zwischen N und O, 4 bis 7) (aka Kunststraße - erloschener Name)
    - Heidelberger Straße (zwischen O und P) (aka Planken - erloschener Name)
    - Fressgasse (zwischen P und Q)
    - Bernhard-Herschel-Straße (zwischen T und U)
    - Kurpfalzstraße (zwischen 1 und 1, A/L bis K/U) (aka Breite Straße - inoffiziell)
    - Marktstraße (zwischen 1 und 2, E bis K)


    Dazu kommen vier bis fünf nicht befahrbare Fußgängerwege, z.B. die Coehornstraße im ZI; diese dienen als Trennung zwischen Blöcken, die baulich nicht wirklich getrennt sind (z.B. Coehornstraße im ZI, Wallstraße in T4/T5). Und etwa ein Dutzend benannte Plätze natürlich. Alle anderen Straßennamen sind erloschen.