Dresdner Kirchen

  • Dresdner Kirchen

    Die Frauenkirche mag Dresdens bekanntestes Gotteshaus sein, die Kirchenlandschaft der Stadt ist natürlich wesentlich vielfältiger. Daher möchte ich diesen Strang eröffnen, um dem geneigten Betrachter vor allem solche Bauwerke näher zu bringen, die nicht unbedingt im Fokus der Aufmerksamkeit stehen und oft ungerechtfertigter Weise ein Nischendasein in der öffentlichen Wahrnehmung führen.



    Beginnen möchte ich dennoch mit einem der bekanntesten und dem wohl wichtigsten Dresdner Kirchenbau, der noch heute im kulturellen und öffentlichen Leben eine besondere Rolle einnimmt: der Kreuzkirche, bekannt nicht zuletzt durch ihren berühmten Knabenchor.

  • Die Kreuzkirche (Teil 1)

    Die Kreuzkirche am Altmarkt ist seit dem Mittelalter Dresdens evangelische Haupt- und Stadtkirche. Zunächst als romanische Nikolaikirche wohl im 12. Jahrhundert an der Südostecke des heutigen Altmarktes errichtet, wurde sie offiziell erst 1388 als Kirche zum Heiligen Kreuze geweiht, nachdem bereits Mitte des 13. Jahrhunderts an der Kirche eine Kapelle zur Aufnahme einer gestifteten Kreuzreliquie errichtet wurde.


    Nach diversen Umbauten und Zerstörungen, zuletzt im Siebenjährigen Krieg 1760 und Beschuss durch die Preußen, wurde der heutige spätbarock-frühklassizistische Hallenbau zwischen 1764 und 1800 errichtet.


    Nach einem katastrophalen Brand 1897, dem die ursprüngliche Inneneinrichtung zum Opfer fiel, wurde die Kirche durch Schilling und Graebner im zeitgenössischen Jugendstil neu ausgestaltet, das Äußere blieb unverändert. Von dieser Ausstattung sind nach der erneuten Zerstörung am 13. Februaer 1945 und dem interimistischen Wiederaufbau 1946 bis 1955 Fragmente erhalten, die in die Neugestaltung bewusst einbezogen wurden.


    Die Bilder stammen vom gestrigen Abend und heute morgen.



    Seit der Fertigstellung des Hotelneubaus an der Altmarkt-Südseite nimmt die Kirche wie einst ihren Platz hinter der Südostecke des Platzes ein:




    Ansicht vom Dr.-Külz-Ring, Blick durch die Pfarrgasse:




    Westfassade mit Turm von der Pfarrgasse aus:




    Turm von Süden:




    Nahaufnahme der Turmuhr:




    Architrav der Südfassade:




    Eingang C: LOBET DEN HERRN




    Südfassade des Langhauses von Südost:




    Ostfassade mit Apsis:




    Der 92 Meter über Kreuz hohe Turm von Südost, deutlich erkennbar die ovale Form des Turmaufbaus.




    Für die kupferne Turmbekrönung mit Kreuz stand die benachbarte Katholische Hofkirche Pate:




    Detail der Ostfassade:




    Östlicher Eingang D: FRIEDE SEI MIT EUCH




    Kreuzkirche von Osten, Blick aus der Kreuzstraße:




    Blick in die Kreuzstraße mit Nordfassade des Langhauses:




    Fenster der Nordseite; beachtenswert die teilweise noch unausgearbeiteten Bossen der Voluten:





    Nördlicher Eingang E: MEIN HAUS IST EIN BETHAUS




    Westfassade vom Altmarkt aus:




    Hauteingang A:




    Eingang B an der Westseite:




    Turmelevation:




    Turm im Abendlicht vom Altmarkt gesehen:




    Abendlicher Blick auf die Kirche aus der Kreuzstraße:


  • Die Kreuzkirche (Teil 2)

    Im zweiten Teil widmen wir uns in erster Linie der Innenausstattung. Beginnen wollen wir jedoch mit einigen beachtenswerten Details am und um den Bau.


    Das hübsche Denkmal für den Kreuzkantor Ernst Julius Otto ziert seit 2010 wieder den Vorplatz. Zu beachten der im Zuge der Neuinterpretation hinzugefügte moderne Kruzianer.




    Gedenktafel an der Westfassade für die ermordeten Dresdner Juden - angebracht 1988.




    Die Kreuzkirche ist für die Stadt Dresden ein wahrhaft geschichtsträchtiger Ort.




    Begeben wir uns nun in das Innere. Blick auf die Trenntür der Vorhalle, durch deren opaque Scheiben der Kirchensaal bereits zu erahnen ist.




    In der Vorhalle begegnen wir dem "Schmerzensmann" von Sebastian Walther (1634?), original aus der Frauenkirche.




    Blick vom Haupteingang zum Altar:




    Altar von 1900 als Rest der Jugendstilausstattung, dessen Aufsatz nicht wiederhergestellt wurde. Das originale Altarbild weist noch eine sichtliche Verrußung durch den Brand im Februar 1945 auf.




    Blick zurück: Hauteingang mit Jehmlich-Orgel von 1963. Deutlich sichtbar die belassenen Zerstörungsspuren, hier an der Orgelempore, die dem Raum gemeinsam mit dem eigentlich als Interimslösung gedachten schlichten Rauputz eine ganz besondere Stimmung verleihen.





    Deckengestaltung mit einem schlichten Kreuz.




    Im Altarraum. Auch hier deutliche Zerstörungsspuren.




    Nordwestecke mit Emporen, deren Grundstruktur der Jugendstilfassung nach dem Brand 1897 entstammt.




    Diagonal gegenüber, die Südostecke:




    Emporen an der Südseite, darunter Eingang C:




    Noch einmal ein Blick zum Altar:




    Wir verlassen die Kirche...




    ...durch die Vorhalle des Haupteingangs A.




    Und ab in die vormittägliche Hitze...

  • Neustadt, Dreikönigskirche (Teil 1)

    Widmen wir uns als nächstes dem Neustädter Pendant der Kreuzkirche, der Dreikönigskirche.


    Der mittelalterliche Vorgängerbau der heutigen Kirche befand sich deutlich näher des rechtselbischen Brückenkopfes im Bereich der heutigen Hauptstraße. Beim großen Brand von Altendresden 1685 zerstört, wurde er zunächst barockisierend wiederaufgebaut, fiel aber 1732 den Planungen zur Neuen Königsstadt zum Opfer, da er mitten auf der neu anzulegenden Prachtallee, der heutigen Hauptstraße, gestanden hätte.


    Der barocke Neubau nach Plänen von Mätthäus Daniel Pöppelmann und unter der Leitung von George Bähr erfolgte 1732 bis 1739 in der Straßenflucht auf dem Gelände des einstigen Altendresdner Friedhofes. Dabei handelte es sich um einen einfachen , turmlosen Saalbau in schlichter Lisenengliederung.


    Der Bau des heutigen Turmes kam erst 1854 bis 1857 zustande, die Pläne lieferten Karl Moritz Haenel und Frommherz Lobegott Marx. In diesem Zusammenhang wurde auch das Dach neu errichtet, dessen Mansarde nunmehr eine tonnenförmig gewölbte Form aufwies und deutlich niedriger war.


    Nach der Zerstörung 1945 führte die ausgebrannte Ruine jahrzehntelang ein Schattendasein. Nur der Turm hatte die Bombardements weitgehend unversehrt überstanden, das Dach war eingestürzt und das Langhaus komplett ausgebrannt. Von der ursprünglichen Innenausstattung überlebte nur, schwer beschädigt, der barocke Hochaltar.


    Erst 1985 begann der Wiederaufbau. Dabei wurde der einstige Kirchenraum auf ein Drittel der ursprünglichen Größe verkleinert und der östliche Teil des Langhauses als „Haus der Kirche“ zu einem Versammlungs- und Veranstaltungszentrum umfunktioniert, in dem von 1990 bis 1993 auch der Sächsische Landtag seine Sitzungen abhielt. Das Dach erhielt seine hohe Ursprungsform, so dass das heutige Erscheinungsbild einen Kompromiss aus dem Zustand vor dem Turmbau und dem des ausgehenden 19. Jahrhunderts darstellt.



    Über den Bäumen der nördlichen Hauptstraße, heute Jorge-Gomondai-Platz, grüßt der Turm der Dreikönigskirche.




    Ansicht von der Hauptstraße/Metzer Straße.




    Ostportal zur Hauptstraße:




    Mittelrisalit der Straßenfassade und Giebel:





    Kunstvolle Tür am Eingang A, Ostseite:




    An der Dreikönigskirche (Süd), Eingang F:




    Seitenwechsel: An der Dreikönigskiche (Nord), Teil der schlichten Fassade mit strenger Lisenenstruktur.




    Barockes Westportal von 1712 gen Königstraße; dieses stammt vom Wiederaufbau der abgebrochenen Vorgängerkirche nach dem Stadtbrand 1685.




    Westfassade:




    Blick entlang der Westfassade auf die Bürgerhäuser An der Dreikönigskirche (Nordseite):




    Die namensgebenden heiligen drei Könige über dem Westgiebel:




    Turmerhebung von West:




    Die weitgehend erhaltene Umgebungsbebauung ermöglicht noch heute reizvolle Motive mit dem 87,5 Meter hohen Kirchenturm. Hier Blicke aus der Rähnitzgasse:





    Turm aus An der Dreikönigskirche (Nord):




    Zum Abschluss des ersten Teils noch einige Umgebungsmotive. Auf dem zu An der Dreikönigskirche gehörigen kleinen Platz vor der Westfassade befindet sich der Rebeccabrunnen von 1864.




    Auf der Hauptstraße befinden sich unweit der Kirche noch einige originale Fahrleitungsmasten der 1974 eingestellten Straßenbahnstrecke und zeugen heute als kleine technische Denkmale von der Sorgfalt, die man einst selbst derartigen Nutzinstallationen angedeihen ließ. Welch Kontrast zu den plumpen, eichendicken 0815-Neumasten auf der denkmalgeschützten Albertbrücke…




    Im zweiten Teil widmen wir uns dem Inneren.

  • Neustadt, Dreikönigskirche (Teil 2)

    Nunmehr in den Innenraum, der mit einigen Höhepunkten aufwarten kann. Obwohl der eigentliche Kirchenraum beim Wiederaufbau stark verkleinert wurde, orientierte man sich an der barocken Originalform.


    Durch das Besucherzentrum gelangt man zum eigentlichen Kirchenraum, wo sich dieser erste Blick auf den großartigen Altar von Johann Benjamin Thomae bietet. Beim Wiederaufbau wurde er im geborstenen Zerstörungszustand belassen.




    Altarrelief: die törichten und klugen Jungfrauen vor Jesus Christus.




    Emporen in der Südwestecke, darunter das historische Orgelpositiv…




    …von 1800, ursprünglich Schulorgel der Dreikönigsschule und nach verschiedenen Irrungen und Wirrungen seit den 80er Jahren wieder im Besitz der Dreikönigsgemeinde. Es soll sich dabei nach der Silbermannorgel in der Hofkirche um die zweitälteste erhaltene Orgel in Dresden handeln.




    Nordseite des Kirchenraums:





    Dem Altar zustrebende Engel an den Ecken der oberen Emporen:





    Wenden wir uns nun der Ostwand zu. Zunächst die Eule-Orgel von 1992:




    Darunter befindet sich, seiner Bedeutung entsprechend ausgeleuchtet, der absolute Höhepunkt der Innenausstattung: der berühmte Dresdner Totentanz, den wir uns näher betrachten wollen.




    Der Totentanz von Christoph Walther I. entstand zwischen 1534 und 1536 und zierte einst die Elbseite des Dresdner Georgentores. Nach dem großen Schlossbrand 1701 landete er zunächst auf dem Altendresdner Friedhof, da wo sich heute die Dreikönigskirche erhebt. Als der Friedhof dem Kirchbau weichen musste und neben die Scheunenhöfe in der heutigen Leipziger Vorstadt verlegt wurde (jetzt Innerer Neustädter Friedhof), zog das Kunstwerk mit, um letztlich 1990 in der Dreikönigskirche einen würdigen Platz zu finden. Es handelt sich bei dem Totentanz wohl um eines der bedeutendsten Bildwerke der Renaissance zumindest in Sachsen, auch wenn von der ursprünglichen Farbigkeit nach all den Jahrhunderten nichts mehr erkennbar ist.






    Zum Abschluss ein Blick in das Besucherzentrum des Hauses der Kirche, im Hintergrund der Eingang Hauptstraße.




    Das war es dann mit unserer Besichtigung der Neustädter Hauptkirche. Schönes Wochenende!