Luisenblock / Vollendung Band des Bundes [in Entwicklung]

  • von ReinhardR: "Obwohl ich grundsätzlich für die Bewahrung alter Bausubstanz bin (es wurde schon viel zu viel vernichtet), bin ich hier eher für eine schlüssige, moderne* Neugestaltung. [...] *) modern ist für mich eine Gestaltung im Sinne von dezent historisierender Architektur"


    Was läge da näher, als ein historisches Original als Einsprengsel und Orientierungspunkt für die historisierenden Neubauten zu erhalten? ;)


    Die Vorsicht bzgl. Lüscher teile ich auch. Meine persönliche Horrorvision ist ein verschlimmertes dunkleres Spreedreieck über 400 Meter.

  • Ich empfinde es immer wieder als Skandal, wenn gerade in Berlin ein Altbau abgerissen wird - und dann auch noch einer mit ausdrucksstarker Fassade. Selbst ohne diesen Zierrat transportiert so ein Altbau die ungeheuer wichtige Anbindung an die Historie und somit eine Stärkung der Identität.


    Architekten sind dazu da, in so einem Fall ihre Kreativität sprießen zu lassen und eine schlüssige Einbindung zu bewerkstelligen. Gerade solch ein Altbau könnte das nötige Flair in das vermutlich recht monumentale Endstück des Bundesbandes bringen. Ich kapier's nicht. Immer wieder kapiere ich es nicht, wie man das eigentliche Potential Berlins nicht ausschöpft: So etwas haben andere Städte eben nicht, diese Brüche, und die sind nun mal authentische Geschichte Berlins. Da entsteht auch Melancholie und Anmut, wenn man solch einen Altbau in einen modernen Bau integriert. Gerade so kann interessante Ästhetik entstehen. Wir sind wirklich historisch verblödet in Deutschland. Null Respekt vor der eigenen Geschichte.


    Mich regt es wahnsinnig auf, wenn Architekten und Senatsbaudirektoren nicht dazu fähig sind, auf etwas schwierigere Weise 100% an Potential herauszuholen, und stattdessen lieber den billigeren, einfältigeren Weg gehen und zugunsten vordergründig geringerer Probleme nur 70% des Potentials ausschöpfen.


    Ich stelle mir gerade vor, wie kultig solch ein Altbau in einem modernen Ensemble aussähe und daß er gerade ein Stück besonderer Identität am Ort schaffen würde.

  • Gäbe es keine Architekten (und keine Regula Lüscher!), würde heute bestimmt die Sonne scheinen. Wir wären glücklicher und gesünder, die Stadt wäre schöner, alles wäre besser. Der Bauherr Bund wird jedenfalls keinerlei Einfluss geltend gemacht haben, den Altbau abzureißen, Bauherren tragen ja grundsätzlich keine Verantwortung für das Werken am Antlitz der Welt.

  • Architektur-Fan und Andi_777:


    Warum sollten zwei Brandwände entstehen? Ich fordere doch gerade, diesen Altbau in den Komplex zu integrieren. Der Neubau soll wohl circa Traufhöhe hoch sein und an der Stelle des Altbaus circa den Schiffbauerdamm passieren.


    Ich muss Echter Berliners Beitrag zuvor voll und ganz zustimmen! Gerade diese Brüche bilden Berlins Identität, die die Architekten hier nicht versuchen zu bilden. Es spricht auch wie gesagt gar nichts gegen das große und ganze des Band des Bundes, es wäre im Gegenteil eine Bereicherung, wenn man diesen Altbau in den neuen, großen, zur Friedrichstraße hin rundverlaufenden Komplex integriert.

  • Siegrief


    ich habe meine in #56 getätigte Aussage doch bereits in #58 wieder zurückgenommen. Nachdem Baukunst in #57 das gelungene Beispiel der Dorotheenstraße aufgezeigt hat, habe ich in #58 doch Baukunst recht gegeben. Darüber hinaus habe ich gesagt, daß man es in der Dorotheenstraße richtig gut gemacht hat.
    Wenn man am Schiffbauerdamm den Altbau ebenso gut integrieren kann wie in der Dorotheenstraße, dann wäre ich auch für den Erhalt des Altbaus. Die Aussage zu den Brandwänden in #56 gibt nicht mehr meine aktuelle Meinung wieder. Also: Brandwände in #56 streichen, den Altbau bitte integrieren und alles wird gut!

  • Nach wie vor zeigt der nach Süden gerichtete Blick bei einer S-Bahn-Fahrt zwischen Friedrichstraße und Hauptbahnhof unfertige oder unansehnliche und chaotische Quartiere.


    Weiß hier jemand, was aus dem Areal, auf dem das überflüssige "Parlament der Bäume" (braucht keiner und steht im Wege) werden soll ?

  • Altbau Schiffbauerdamm

    Wenn der Altbau am Schiffbauerdamm tatsächlich abgerissen wird, würde er auch als tradierter point de vue der Bunsenstraße verloren gehen. Heute steht er dort recht mittig in der Achse und wirkt wie für diesen Ort gemacht. Zudem steht der Bau für die eher schmalen Parzellierungen am Schiffbauerdamm, die sich aus dem Schiffbau ergaben. Um die Schiffe später ins Wasser leiten zu können, waren sie beim Bau leicht schräg der Tiefe nach ins Blockinnere gerichtet, was zum Ufer hin eher schlanke Fassaden der Betriebe ergab. Dieser Bezug ginge durch eine durgehend horizontal betonte Gestalt des Neubaus verloren.


    Durch die teils denkmalgeschützte Umgebung ist es am östlichen Ende vom Band des Bundes für mich ohnehin die Aufgabe, die große städtebauliche Geste mit der kleinteiligen Friedrich-Wilhelm-Stadt zu verklammern, indem die Teile dort ineinander greifen, anstatt die eine Bausubstanz einfach durch eine andere zu ersetzen.



    http://abload.de/img/foto28643cb8l.jpg


    Das Bild stammt von mir.

  • ^^ Ich dachte dies wäre die zukünftige Umsetzung und Abschluss des Bandes.



    Bildquelle: Kusus + Kusus Architekten

  • Ja, richtig, und genau auf diese Lösung bezieht sich meine Kritik. Der Bau greift ja in eine jahrhundertealte Struktur, negiert dies aber zum Ufer hin total. Erfahrungsgemäß wird historische Bausubstanz jedoch in solch große Lösungen nur derart integriert, dass diese im Dachbereich mit dem großen Ganzen vermilzt und dadurch zur Kulisse mutiert. Das wäre mir für die Flucht in der Bunsenstraße jedoch immer noch lieber als eine moderne 'Folie' aus Glas als Hintergrund.

    Einmal editiert, zuletzt von Georges Henri ()

  • Wenn man wirklich gewollt hätte, dann hätte man den Altbau auch in den geplanten Neubau integrieren können. Insofern ist es natürlich schade das mal wieder Altbausubstanz (die mE durchaus erhaltenswert ist) beseitigt wird.


    Die Argumentation für den Erhalt und gegen die Planung finde ich aber sprachlich und ideologisch super überfrachtet. Gerade die Fortführung des Band des Bundes finde ich richtig und angemessen (Altbau-Integration mal außen vorgelassen, das hat schließlich auch beim Jakob-Kaiser-Haus tadellos funktioniert finde ich). Hier würde mich kleinteilige Bebauung stören. Zudem wird hier insofern keine kleinteilige und historische (der eine Altbau ausgelassen) Situation zerstört weil sie ja praktisch nicht mehr existiert.

  • ^ Sehe ich genauso, eine Integration wäre sicherlich möglich gewesen und auch wünschenswert. Allerdings ist der Altbau jetzt nicht etwas, für das man auf die Barrikaden geht.

  • von Marienviertel:Weiß hier jemand, was aus dem Areal, auf dem das überflüssige "Parlament der Bäume" (braucht keiner und steht im Wege) werden soll ?


    Es gibt keine konkrete Planung für das Grundstück, außer es als Mahnmal zu erhalten. Einige der hier stehenden Mauersegmente sind an ihrem Originalstandort, was in der Innenstadt mittlerweile extrem selten geworden ist. Das Mahnmal erinnert an die Mauertoten. Soviel zur Aussage "überflüssig" und "braucht keiner", was jeder subjektiv mit sich selbst ausmachen kann. Ob man jetzt einen weiteren Büroblock an dieser Stelle dringender "braucht" ebenso.
    Ich favorisiere für meinen Teil klar den Erhalt.
    http://www.berlin.de/mauer/ged…t_der_baeume/index.de.php


    Bzgl. abzureißender Altbau:
    Er befände sich im Band des Bundes etwa hier (quick and dirty):
    http://www.pic-upload.de/view-…nblock_modell_gr.jpg.html

    Copyright: Kusus + Kusus, bearbeitet von Baukunst

    5 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • .
    Klar, der Altbau ist nichts "wofür man auf die Barrikaden gehen müßte".

    Aber irgendwie ist mir dieser Zeitzeuge doch lieber als der -zigste Aufguß einer lüscherigen Banalfassade. :daumen:

  • ReinhardR
    Sehe ich ja ganz genauso. Allerdings sind in Berlin (Im Vergleich zu anderen Städten, z.B. Stuttgart) auch die Neubauten m.E. recht gelungen.
    => Hauptsache ist, dass die Plattenbauten dort verschwinden und da bin ich als Berlin-Fan durchaus zu Kompromissen bereit.


    Allerdings verstehe ich auch nicht das Problem, das Gebäude zu integrieren, rein vom Standort/Größe her passt es doch in das Konzept (Wie im Beitrag: http://www.deutsches-architekt…php?p=432231&postcount=75 dargestellt wurde).

  • Eben, Jack000 !


    Ich habe nichts - oder wenig - gegen die 90 Jahre alte "Moderne", so lange sie variantennreich und phantasievoll in Erscheinung tritt. Aber bei einer Traufhöhe von 22,4 Metern sollte zumindest allerspätestens alle 33,6 Meter etwas Neues, Kontrastreiches kommen.


    Die Zeile des Elisabeth-Lüders-Hauses könnte gerne die Luisenstraße überspringen.
    Hohe "Arkaden" passen an diesen Ort.
    Danach aber sollte die Fassadengestaltung variationsreich Richtung Osten immer klassischer und kleinteiliger werden.


    Das hätte ´was! :cool:

  • Rückbau Großplatte Schiffbauerdamm

    Stieß beim Vorbeiradeln auf das folgende Schild vor dem Großplattenbau am Schiffbauerdamm, welches den Rückbau bis Juli 2015 annonciert:



    Eine Abrissbirne war allerdings (außer mir ;)) noch nicht vor Ort.
    (Ich bitte den steilen Aufnahmewinkel zu entschuldigen, es stand ein Doppelstock-Reisebus direkt am Gehsteig vor dem Schild...)