Das Tier
Habe selbiges auch über Tokio gehört, stimmt das?
Das ist richtig, es gibt so viel ich weiß in keinem der japanischen Großstädte einen durchgehenden Nahverkehrsbetrieb nach 1 oder 1.30Uhr (ausgenommen Taxis und einige Nachtbusse (nächtlich einmalig wohl gegen 1.15 Uhr, nicht wesentlich später)).
@Dr. Luv
Da das gesagte nicht das gemeinte ist, heisst das natürlich nicht, dass Japaner nicht nach 1 Uhr noch unterwegs sind, das heisst, dass sie dann eben bis morgens durchmachen, total fertig zur Arbeit fahren, im Zug schlafen, auf der Arbeit schlafen, in jeder freien Minute ein paar Minuten schlafen, aber hauptsache, man wahrt den Schein, dass die Japaner ja so wahnsinnig arbeitswütig und pflichtbewusst sind.
Wer erzählt denn solche Märchen. Ich glaube, ich muss meine alte Signatur wieder aktivieren, die lautete nämlich: "Einmal selbst sehen ist besser als 100 x hören".
Der Durchschnittsangestellte macht natürlich nicht jeden Tag durch, sondern fährt unter der Woche brav nach Hause, es sei denn, ein gemeinsames Trinken mit Kollegen steht an (dem sich aber immer mehr und insbesondere die Jüngeren verweigern).
Sollte einmal die letzte U-Bahn überwiegend betrieblich veranlasst verpasst werden, so wird auf Firmen- oder (wenn es schlecht läuft) auf eigene Kosten (je nach fernem Wohnort auch mal über 200 EURO) per Taxi nach Hause gefahren.
Der japanische Angestellte schläft auch nicht ständig auf der Arbeit, jedenfalls ist mir das noch nicht aufgefallen. Im Zug aber wohl, mache ich auch oft, selbst dann, wenn ich die Nacht davor nicht durchgemacht habe. Für die langen Fahrten bleibt schlicht häufig nicht so viel zu tun als aufm Handy rumzuspielen, zu lesen, Musik zu hören oder eben zu schlafen.
Für freiwillige wie andere unfreiwillige Nachteulen bietet die Industrie hauptsächlich in Reichweite der großen Bahnhöfe (i.d.R. durchgehend) alle möglichen Etablissements, wo man sich die Zeit vertreiben oder sich einfach ausruhen kann, z.B. Restaurants, Spielhallen, Comic-Häuser, Internet-Cafes (mit Separee), Video-Salons, Capsule-Hotels, Saunen, Heißbäder usw.
Der Nachtbetrieb des ÖPNV (U-, S-, Privatbahnen, Busse, Taxen), aber auch des öffentlichen Fernverkehrs ist seit Jahrzehnten ein Zankapfel der großen Anbieter, den mittelständischen Verkehrsbetrieben und den Gewerkschaften, vor allem natürlich in den Ballungszentren Tokyo, Osaka und Nagoya, wo die Verkehrsmärkte gigantischen Ausmaßes sind.
Die Fahrtzeiten der öffentlichen Verkehre sind daher i.S.v. Kuchenverteilung (zuungunsten der Verbraucher) stark reglementiert.
Insbesondere würde sich die Taxiindustrie ohne die Nachtheimfahrten drastisch verkleinern (natürlich mit einer sehr starken Lobby).
Auch Nachtbusse gibt es (mit Ausnahme von s.o.) nur für den Fernverkehr, mit nur wenigen Zwischenstopps.
Die Nachtbusfernfahrten-Anbieter profitieren ihrerseits davon, dass etwa der Shinkansen und andere Schnellzüge keinen Nachtbetrieb kennen, mit Ausnahme der wenigen und i.d.R. hochpreisigen "Nacht-Schnellzug-Linien" mit Schlafwagen.