Stuckleisten und Deckenschmuck

  • Stuckleisten und Deckenschmuck

    Hi, ich bin im moment sehr interessiert an Gründerzeitlicher Blockbebauung und darüber hinaus an der inneneinrichtung selbiger Wohnungen. Generell das Thema "Wohnen um 1890" interessiert mich sehr. Mir brennen da 2 Fragen unter den Nägeln auf die ich sehr gerne Antworten hätte:


    Wieso wurde damals mit Deckenhöhen von z.t. bis zu 3,70 m gearbeitet wo das Heizen doch sowieso so schwierig war damals.


    in welchen deutschen Städten (in welchen Stadtteilen) wurde im zuge der neuen Sachlichkeit am meisten geglättet.


    Ich wäre auch sehr dankbar für bildmaterial von schönen Wohnräumen mit Stuck oder Deckenmalerein.


    mit bestem dank im voraus.
    Gruß, Snitch :daumen:

  • in welchen deutschen Städten (in welchen Stadtteilen) wurde im zuge der neuen Sachlichkeit am meisten geglättet.


    Spontan fällt mir dazu West-Berlin ein, wo es Prämien gab für Hausbesitzer, die ihre Häuser entstucken liessen. Ob es auch in anderen Städten solche Programme gab, weiß ich leider nicht.

  • Zitat von rec


    Spontan fällt mir dazu West-Berlin ein, wo es Prämien gab für Hausbesitzer, die ihre Häuser entstucken liessen.


    :eek:


    Bezog sich das nur auf den Stuck IN den Wohnungen oder auch auf die Fassaden?

  • In Stuttgart war in der Gründerzeit 3,20m Zimmerhöhe Vorschrift (das sind schätzungsweise 12 Fuß württ Geschoßhöhe). Auch die aufwendige Ausführung der Frontfassade. Die Vorschriften galten nur für die Straßenfassade. Seiten- und Rückwände sind aus Ziegel. Auch Hinterhäuser haben weit niedrigere Decken.
    Heizen war nicht ganz so schlimm wie man sich das vorstellt. Jedes Zimmer war an einen Ofen angeschlossen, gefeuert hat das Dienstmädchen. Die Außenwände aus Ziegel sind so dick, daß ich sowohl innen als außen bequem auf dem Fenstersims stehen kann. Im Winter gab es komplette Vorsatz-Fenster die über den Sommer entfernt wurden.
    Grund der Vorschriften war der 'schlichte' Wunsch der Fürsten repräsentative (Haupt-)städte zu haben.
    Der Vorbesitzer meiner Wohnung war noch sehr stolz darauf, wieviel blöden Gips er aus der Wohnung entfernt hatte und vor zehn Jahren wurde in der Nachbarwohnung das 'alte' Parkett herausgerissen.

  • Wow, also, dass man in der näheren Vergangenheit eher stuckfeindlich eingestellt war, wusste ich ja. Aber dass man für das Entstucken sogar belohnt wurde, war mir auch neu.


    Danke für die Infos! Ist doch immer wieder interessant zu sehen wie sich der Geschmack über die Jahrzehnte grundlegend ändert.

  • sowas is doch einfach zu schade, in meiner Wohnung gibts nur noch ein zimmer mit erhaltenem Stuck, und der wurde schon so oft übermalert das man kaum noch was erkennt.

  • Dass man eine "Wiederbestuckung" nicht unterstützt hat, ist ja - wenn man bedenkt, was die damals sonst noch für Aktionen gestartet haben - noch nachvollziebar (naja, nicht wirklich). Aber wieso man dafür noch eine Prämie erhalten hat, ist mir unbegreiflich...Mit welchem Argument?! Gab's auch Proteste à la "Das sind unsere Steuergelder!" oder waren alle noch im Aufräum-Wahn?



    Zitat von snitch

    sowas is doch einfach zu schade, in meiner Wohnung gibts nur noch ein zimmer mit erhaltenem Stuck, und der wurde schon so oft übermalert das man kaum noch was erkennt.


    So ist das in unserer Wohnung auch...Allerdings konnte man den Stuck (2 "Streifen" von Wein, der sich quer über die Decke rankt) noch halbwegs freilegen. In der Wohnung nebenan ist alledings noch mehr. Da werden diese Balken von je 2 Engeln o.ä. getragen...


    Immerhin ist der Fassadenstuck noch komplett...