Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • Also ich denke das ist nicht ganz richtig was die Höhenbegrenzung betrifft.
    Der Fernsehturm ist nun wirklich nicht verantwortlich für die Reduzierung.
    Es waren 150 Meter vorgesehen(was das Argument die Kugel des TV Turms dürfe nicht verdeckt werden und die Ästhetik würde gewahrt, berücksichtigt) und ebenso war man sich über den Abriss vom Park Inn einig, das den städtebaulichen Plan konterkariert.
    Nachdem der Senat sich einem Abriss verweigert hat, wurde zusätzlich zu der verkorksten Lösung bezüglich der Platzierung der Nachbarhochhäuser die Forderung erhoben, keine höheren Bauten als das Park Inn zuzulassen.
    Monarch Turm und Hines konnten nicht mehr geändert werden da die Projekte schon abgesegnet waren.
    Die jetzigen Investoren mögen vielleicht die Genehmigung für 150 Meter theoretisch haben, es wurde aber deutlich daraus hingewiesen, dass man dies blockieren bzw nicht zulassen würde. Und bevor man sich über Jahre streitet und blockiert, werden eben die Vorschläge jetzt für 130 Meter vorbereitet.


    Mich stört nicht so sehr die Höhe (die allerdings auch) aber vielmehr die traurige Tatsache, dass in Berlin grundsätzlich die Hochhausprojekte immer von der Form gleich aussehen, also sich nicht mit der Höhe verjüngen.


    Ich bin kein Experte und weiss nicht ob ich damit richtig liege, wenn ich meine, dass je mehr Höhe zugelassen wird, die Chancen ein Hochhaus zu bauen das sich mal nach oben verkleinert, dann grösser sind weil die genehmigte Geschossfläche besser verteilt werden kann und nicht über die gesamte Höhe voll ausgenutzt werden muss. Keine Ahnung ob das ein Grund sein könnte.

  • ^ Na, wart's doch erstmal ab. Ich finde es gut, dass TLG für seine drei Blöcke drei Wettbewerbe ausschreibt, das sorgt für Abwechslung. Es kommt nicht zuletzt auf das Fassadenmaterial an – Glasanteil und Farbe, Naturstein, Backstein oder Metall, etc. Zoofenster und Upper West sind auch fast gleich hoch, wirken aber überhaupt nicht eintönig. Und die haben auch unterschiedliche Formen, Höhenbegrenzung hin oder her.


    Ich bin ein Fan des ursprünglichen Kollhoffplans, weil er sich so an den Behrensbauten orientierte und den Charme der "Spree-Chicago"-Träume aus den Zwanzigerjahren versprühte. Letztlich war er aber nicht viel mehr als eine phantasievoll ausgearbeitete Baumassenstudie. Es hat sich in einem Vierteljahrhundert kein Investor gefunden, der auch nur Teile davon eins zu eins umsetzen wollte. Jetzt wird vieles von Kollhoffs Ideen Realität – zumindest was den Städtebau betrifft, mit Abstrichen beim Architektur-Ideal. Schade, kann ich aber viel besser mit leben als mit dem Status Quo.


    Was die Höhe betrifft – ein leidiges Thema. Grundsätzlich hätte auch ich mir 150-Meter-Häuser gewünscht, evtl. mit einem oder zwei 180ern dazwischen. Das Fernsehturm-Argument leuchtet mir aber ein. Städtebaulich ist der Turm als Solitär konzipiert; um diese Wirkung zu behalten, dürfen die Häuser in der Umgebung nicht zu hoch sein. Die Kuppel liegt zwar bei 200 Metern, aber es kommt auf die Perspektive an – man schaut von unten. Vielleicht hatte das Kollhoff damals noch gar nicht so auf dem Schirm: Der Fernsehturm galt nach der Wende eine zeitlang als Relikt des blöden, alten Ostens. Als Gesamtberliner Wahrzeichen wurde er erst später anerkannt.

  • Durch die Höhenbegrenzung werden die Türme bei gleicher Nutzfläche breiter und als Scheiben ausgeführt. Die Baumasse wirkt plumper und klotziger, was bei DDR-Freunden möglicherweise wohlige Heimatgefühle auslöst.


    Natürlich kommt es auf die Gestaltung und Materialität der gegebenen Baumassen an. Man kann auch aus der Quaderform etwas machen. Zumindest dürfte diese Verteilung der Baumasse auch die Baukosten senken und die Wirtschaftlichkeit erhöhen. Hoffentlich sieht’s dann nicht arm aber unsexy aus.

  • Wenn man direkt vor Hochhäusern oder in der Nähe davon steht sieht man nicht die Gesamthöhe. Wenn der Fernsehturm nicht so stehen soll wie die schlechte Kopie in Shanghai dürfen die geplanten Türme nicht zu hoch werden. Der Anblick einer Stadtkrone interessiert mich im Alltag nicht, jüngere Einwohner haben den Blick sowieso auf elektronische Geräte gesenkt.

  • Schön wäre aber auch, wenn die geplanten Hochhäuser zum Sockel passen würden, bzw Sockel und Hochhaus als Ganzes errichtet würden. Das hat beim Alexander-Turm und Hines leider bislang nicht geklappt.


    Wenn man aber berücksichtigt wie kurz die Nutzungsphase mancher Gebäude mittlerweile ist, kann ich mir sogar vorstellen, dass das Haus mit Saturn wieder abgerissen wird, um den geplanten Turm an dessen Stelle und somit unabhängig vom U-Bahntunnel zu errichten.


    Insgesamt kommt eine gewisse Dynamik rund um den Alexanderplatz auf, aber tatsächlich ist leider noch nicht viel geschehen.


    Die Durchbindung der Straßen (Keibelstraße und Alex-Wedding-Str.) sehe ich sehr postiv, auch wenn sie nicht mehr viel mit den historischen Straßen gemein haben. Interessant wird die Gesatltung der neuen Kreuzungen an der B2. Es hilft ja nicht, wenn die Kreuzungen für Fußgänger u.ä. kaum passierbar wären. Gerne kann dort der Straßenaum noch deutlich umgestaltet werden.


    Vielleicht springt der Funke auch über und an der Kleinen Alexanderstraße geschieht auch noch was.

  • Ich bin einigermaßen schockiert seit ich gestern realisiert habe, welch hochinteressantes Zitat der Chicagoer Schule wir auf Baufeld D4 laut dem Kolhoff-Plan hätten bekommen können. Vor allem vor dem Hintergrund was dort jetzt steht und noch gebaut werden soll. Dieser plumpe, wie gewollt und nicht gekonnt aussehende Gehry-Entwurf fällt umso mehr in sich zusammen, wenn man dagegen die wunderbare Anmutung des Kolhoff-Klassikers betrachtet. Lage und Gestaltung dieses Entwurfs hätten in meinen Augen wunderbar gepasst. Die Fassaden des Sockelbaus hätten auch stark Bezug auf Berolina- und Alexanderhaus genommen.


    Naja, der Zug ist leider längst abgefahren und auch wenn ich die Kolhoffplanungen nicht in allen Aspekten gut finde, aber diese Detaillösung wäre eine Riesenchance gewesen.

  • Der Kollhoffplan plan hat aber auch immer mit gezinkten Karten gespielt, da er eine Architektur und darüber hinaus auch noch deren Einheitlichkeit suggeriert hat, die ein städtebaulicher Plan nun mal nicht versprechen darf und einhalten kann.

  • Was das Baufeld D4 angeht, das ist das mit dem komischen Saturn Haus und den Problemen wegen dem U-Bahn-Tunnel, müssen wir wohl das Frühjahr 2019 abwarten. Die hier schon angesprochenen Gespräche zwichen Investor und BVG, könnten vielleicht zu Umplanungen führen, an dessen Ende man dem ursprunglichen Kollhoff Entwurf wieder näher kommt.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass dort nochmal ganz neu geplant wird, denn so wie es jetzt ist, ist es doch Murks. Der Sockelbau ist eine Farce und das Hochhaus an der Stelle nicht baubar. Außerdem passen beide überhaupt nicht zusammen.
    Weiss jemand, wie lange der Mietvertrag mit Saturn noch läuft? Dann hätten wir m.E. einen Anhaltspunkt, wann es dort weitergeht.


    Hoffentlich kommt keine Wirtschaftskrise oder so dazwischen, die alles (wieder) stoppt.

  • Daniel Libeskind & sozialer Wohnungsbau

    Und zwar in Berlin? Siehe hierzu die - sinnvollen, begrüßenswerten - Aussagen in:
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=593580&postcount=622
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=593656&postcount=626


    197 Wohnungen sollen nun in einem vom Studio Libeskind (New York) geplanten Zehngeschosser bis 2020 entstehen, und zwar als Sozialwohnungen (für Senioren) in Brooklyn: https://www.baunetz.de/meldung…_in_New_York_5541049.html
    Demnach ist es Daniel Libeskind wichtig zu zeigen, dass es auch mit dem sehr engen Kostenrahmen im Sozialwohnungsbau möglich sei, gute Wohnungen zu bauen, in denen man gerne lebe und die architektonisch interessant seien.

  • ^ Ich weiß nicht, mit welchen Mieten der soziale Wohnungsbau in New York arbeitet - ebensowenig über die New Yorker Baukosten (der verlinkte Artikel nennt Beides nicht). In Deutschland bedeuten die hier angepeilten 130 Meter Höhe der Türme weit höhere Kosten als bei 10 Geschossen. Eher könnten Vergleiche mit Hochhausprojekten hilfreich sein, wo auf unteren Geschossen Sozialwohnungen untergebracht wurden - vage erinnere ich mich, dass es mehrere in New York und London gibt.
    Ein komplett mit Sozialwohnungen besetzter Turm über 100 Meter geht sicherlich nicht, doch ich wüsste nicht, warum man just hier in den neuen Türmen die Sozialwohnungen maximieren sollte, wenn es einige Straßenblocks weiter besser geht. Ein paar Bauprojekte mit ein wenig Luxus muss doch jeder verkraften können.


    Baunetz verlinkt noch diesen NZZ-Artikel, aber auch hier fallen keine konkrete Zahlen. Zumindest plädiert Libeskind dort für dichtes Bauen, das passt zum Thema hier.
    So ganz begeistert bin ich übrigens von der Gestaltung des 10-geschossigen Baus nicht. Entstünde ein ähnliches Wohnhaus irgendwo in Alex-Nähe - wäre es wirklich schöner als etwa die Plattenbauten der Umgebung?

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • ^Daneben wird auch erwähnt, dass unter der Investoren immer mehr Bereitschaft zu 130m herrscht bzw. hergestellt wird, vermutlich auch damit man schnell zu einem Konsens kommt.


    -130m wurden akzeptiert von: Covivo und TLG, also für 4 Türme
    -Völlig unklar ist es bei Kaufhof. Lässt man sich hier auch von 130m überzeugen? Da man möglichst schnell bauen will, könnte das wahrscheinlich sein.
    -Einzig für Hines und Monarch scheinen 150m somit noch nahezu sicher.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • -150m inzwischen wieder unklar wohl bei Hines. Da man hier nicht den ursprünglichen Bauplatz wählte, ist man generell abhängig von Entgegenkommen. Das könnte die Position schwächen und 130m ebenfalls wahrscheinlich machen. Im Artikel klingt es nicht so klar an, die 130m Variante wird aber als Option genannt.


    Vermutest Du das nur oder hast Du Quellen? Meines Wissens kann Hines bauen, sobald sie sich mit der BVG geeinigt haben - also 150 Meter. Der Entwurf wurde ja von Anfang an für den neuen Bauplatz geplant.

  • ^
    Habe den Artikel gerade noch einmal gelesen und muss mich korrigieren. Die Aussage betraf doch nur den Kaufhof-Turm. Es steht nur im oberen Teil unter der gleichen Überschrift wie der Hinesturm. War also nur ein Missverständnis aufgrund von (zu) schnellem Überfliegen. Danke für die Nachfrage. Ich korrigiere das gleich.

  • Ich halte die andauernde Diskussion um 130 oder 150 Meter für überbewertet.


    Die bereits bestehenden Hochhäuser am Potsdamer Platz und am Breitscheidplatz haben alle keine 130 Meter und prägen dennoch positiv das Stadtbild.

  • Baukörper und Camondo: :confused: Von was für einer Diskussion redet Ihr jetzt eigentlich? Ich habe lediglich auf Informationen aus dem Artikel hingewiesen und dies völlig wertungsfrei. Auch der Artikel selbst kommt diesbezüglich recht unaufgeregt daher. Worauf bezieht Ihr Euch also? Ist das ein Reflex auf vorherige Diskussionen (die man so wunderbar wieder antriggert)?

  • ^ 'tschuldigung, ich wollte nichts triggern, aber ob sich jemand triggern lässt, darauf hab ich keinen Einfluss! ;)


    Es ist halt eine Never-ending Story aber gebaut wurde an Hochhäusern am Alexanderplatz noch gar nichts (das Motel One zähle ich mal nicht, steht auch nicht am Platz).


    In erster Linie sehe ich ein mediales Problem. Ein bis zwei Neuigkeiten und das Ganze wird komplett wieder durchgekaut, inkl. 130 oder 150 Meter Erörterung.
    Den Plan vom "Höhenrausch in Berlins Mitte" gibt es schon fast seit der Wende. Und was passiert wirklich? Nichts!

    Einmal editiert, zuletzt von Baukörper ()

  • ^stimme dem zu. Ich glaube das wird in den nächsten 5 Jahren nichts. Es ist daher interessanter zu schauen was an der Grunerstraße passiert mit dem Grandaire und weiteren geplanten Gebäuden.