Wohnhochhäuser in Deutschland

  • Zitat von CityHai


    Dies ist ein Beispiel aus Toronto, einer unglaublichen Stadt, die sich momentan in einem wahren Boom befindet. Die Hochhaus Projekte die angekündigt/im Bau sind, sind einfach spektakulär.


    In Toronto wird momentan wirklich wie wild gebaut, in Deutschland leider undenkbar.


    Hier noch ein Beispiel aus Köln, Wohnheim der Fh in Deutz.


  • Die Twin Towers sind Wohnhochhäuser? Ist mir ganz neu, dachte immer, da wären Büros drin... Gefallen mir übrigens gar nicht, der Treptower daneben ist viel schöner.


    Hat eigentlich noch keiner das Beisheim-Center am Potsdamer Platz erwähnt? Sind eigentlich die einzigen wirklich luxuriösen Hochhäuser (18-geschossig) mit Privatwohnungen in Deutschland, die ich kenne.

  • Zitat von Jai-C

    Die Bevölkerung in Japan ist auch rückläufig und werden da Wohntürme gebaut? Klar man könnte jetzt natürlich argumentieren dass da auch ein größeres Problem in Bezug auf vorhandene Fläche herrscht und diese Konzentration praktisch unumgänglich ist...


    Dabei wuerde mir noch einfallen:
    - Ich wuerde vermuten, dass der Trend zur Konzentration auf die Staedte in Japan groesser ist als im eher dezentralen Deutschland.
    Gibt viele Probleme mit Schulen, die zB fast keine Schueler mehr haben. Ausserdem wird in Japan nicht fuer die Ewigkeit gebaut wie in Deutschland. Mir faellt da etwa ein Wohngebiet mit Ein-familien Haeuser ein, welches Ende 70iger, Anfang 80iger bebaut wurde.
    Da steht inzwischen fast keines der urspruenglich gebauten Haeuser, viele Familien haben inzwischen neu gebaut.
    In Japan ist eher die Phiosophie, dass ein Erdbeben das Haus eh zerstoert / unbewohnbar macht, also moechte man eher weniger Geld investieren.
    Alleine deshalb muss immer neuer Wohnraum geschaffen werden, da viel verschwindet, da die Haeuser einfach zu alt werden.
    Tokyo ist eindeutig die Zentrale Japans (auch wenn sich Osaka als als Gegenpol sieht)....in anderen Staedten gibts
    eindeutig viel weniger Projekte.
    Weiterhin wird sich sicher auch der Platzbedarf eines Japaners steig
    ern. Ich denke mal im Vergleich zu den Deutschen haben sie noch viel aufzuholen.

  • Das stimmt eindeutig, LugPaj. Ich habe mal gelesen, dass man froh sein kann, wenn in Tokio ein Gebäude länger als 10 Jahre steht, so extrem ist dort der Gebäudezyklus.

  • Zitat von CityHai


    Dies ist ein Beispiel aus Toronto, einer unglaublichen Stadt, die sich momentan in einem wahren Boom befindet. Die Hochhaus Projekte die angekündigt/im Bau sind, sind einfach spektakulär.





    Sie sind nicht einfach "nur" spektkulär, sie verfolgen einen eigentlich recht einfachen Zweck,
    der in ähnlicher Form auch in anderen Nordamerikanischen Städten momentan als Zielvorstellung Gültigkeit hat, nämlich das wiederherstellen von urbaner Dichte.
    Ihr wisst schon, das, was uns auch in den 60er und 70er Jahren in Folge der Autogerechten Stadt entflutscht ist.
    Es funktioniert übrigens dort augenscheinlich ganz gut.
    In Deutschland wird darüber wahrscheinlich erst noch 20 Jahre diskutiert,
    und gleichzeitig bei sinkender Bevölkerung das Land weiter zersiedelt.


    Das Hochhaus als solches ist immer noch Haßobjekt des Deutschan an sich, denn es verträgt sich nicht mit dem Gartenzwerg im Vorgarten.

  • Warum es so wenige Hochhäuser gibt, kann ich nicht sagen.
    Ich bin ebenerdig aufgewachsen und habe einige Jahre auf Etage (bis 4. Stock) gewohnt.
    Mit Kindern: halbe Etagen und Kinderwagen - eine Last.
    Ebenso auf dem Weg zur Waschküche mit Korb und Kind an der Hand - eine Last.
    Kommt man vom Einkauf und der Fahrstuhl hat gerade mal wieder einen Aussetzer - stöhn - man kann ja nichts im Treppenhaus stehen lassen um mehrfach zu laufen.


    Ist man endlich oben - und könnte Aussicht genießen, hat man meist doch anderes zu tun und sieht sie nicht.
    Grillen auf dem Balkon?
    Blumen am Geländer?
    Und, spielt Kind in der Sandkiste und klein Ernas Mutter steht auf dem Balkon: Klein Erna komm rauf, Füße waschen, Mutter braucht die Kumme für Salat.


    Und, Vögel hört man nur wenn die Bäume hoch sind.
    sind sie hoch, werfen sie leider auch Schatten.


    Also, ich habe so ein bewegendes Erlebnis gehabt - als ich wieder ebenerdig wohnte - und einfach gleich auf dem Rasen stand - ich würde nie wieder höher als Erdgeschoss wohnen wollen.


    Steilshoop ist ja so ein Centrum - welches in Hamburg in den 70er entstand und immer wieder Brennpunkt von Sozialen Missständen wurde.
    Heute ist es wie ein Taubenstall - (nicht unsauber - das nicht) in der zuviele Menschen lieber anonym untertauchen möchten - auch das wäre nichts für mich - von wegen Menschlichkeit.

  • Ich dachte, es geht hier um gehobene Wohnhochhäuser... Da kann man wohl davon ausgehen, dass die Aufzüge keine Aussetzer haben, und dass man sein Gepäck kurz beim Pförtner lassen kann, wenn man zweimal laufen muss.


    Ein sozialer Brennpunkt wird auf keinen Fall entstehen, weil die Wohnungen teure Eigentumswohnungen sind.


    Ein Aspekt solcher Häuser ist noch, dass die Wohnungen im unteren Teil unattraktiv sind.


    Ich würde mir auch mehr solcher Wohnhochhäuser in Deutschland wünschen. Ein schönes Beispiel ist der Lake Point Tower in Chicago direkt am Michigansee. Er entstand nach Plänen von Mies van der Rohe.


  • Nun, Fahrstuhl befördert gehobene und weniger gehobene Personen und Kinder haben die auch.


    Gehobene Ebene würde bedeuten, dass Grüne Terrassen auf Etage gäbe, ebenfalls Tennisplätze.
    Aber Leute die "Gehobene Ansrüche haben - haben sicher auch Butler oder ziehen gleich ins Hotel weil sie zuviel auf Reisen sind.


    Also ehrlich - ich kanns mir grad nicht vorstellen, welcher Mensch sich dort wirklich wohlfühlen würde.


    Für das Stadtbild kann natürlich so ein Turm oder zwei interessant aussehen. Das ist keine Frage. Und Arbeiten kann ich mir bedingt auch vorstellen - in gehobener Position - mit wahrlichem Weitblick - zur Entspannung.

  • Ein Aspekt der noch gar nicht genannt wurde ist, dass Hochhäuser im Bau und in der Unterhaltung teurer sind als Flachbauten. Und da man in Deutschland ja liebend gern jeden Cent den man ausgibt 2 mal umdreht, wird sich auch in Zukunft nicht viel an der aktuellen Situation ändern. Als Vermieter würde ich mich fragen, was mir mehr bringt. Ein Hochhaus in der Innenstadt, mit der Gefahr, dass sich keine Mieter finden und ein großer Verlust, oder lieber etwas dezentraler und nicht ganz so hoch bauen, und dafür, falls wirklich keiner einzieht, nur "wenig" Geld verlieren.

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    dass Hochhäuser im Bau und in der Unterhaltung teurer sind als Flachbauten
    Dass der Bau von HHern teuer ist, verstehe ich, aber muss die Unterhaltung z.B. eines 20-stöckigen HHes immer teurer sein als beispielsweise 4 x 5-stöckige Wohngebäude mit entsprechender BGF? Bist Du da im Bilde, Dykie?

  • Auf die eingangs gestellte Frage, warum anders als im Ausland in Deutschland (fast) keine Wohnhochhäuser gebaut werden, der Versuch einer Antwort:


    Angenommen du hast ein bestimmtes Budget für den Kauf einer Wohnung. Dafür kannst du eine 3-Zimmer-Wohnung in einem Innenstadt-Wohnhochhaus haben, 93 m², kleiner Balkon, mittlere Höhe (weiter oben sind die sehr teuren Wohnungen), Deckenhöhe 2,50, Innenbad, Zentralheizung.


    Oder innenstadtnah in guter Lage eine 4-Zimmer-Wohnung, renovierter Altbau, 121 m², Deckenhöhe 3,40, kleiner Balkon zur Straße und großer zum Hof, Tageslicht-Bad, Etagenheizung.


    Die Vergleichbarkeit dieser beiden Wohnungen ist gegeben, zumindest hier in Frankfurt, unverhandelt so an die 400T€. Ich würde den Altbau nehmen, auch weil die Nebenkosten erheblich niedriger sein dürften und man sich bei Eigentümerversammlungen mit vier, fünf Nachbarn einig werden muss und nicht mit deren 60. Viele andere würden wie ich entscheiden, daher wird es weiterhin kaum Wohnhochhäuser geben. Entscheidend dürften die vergleichsweise niedrigen Preise für attraktive Bestandswohnungen sowie ebenfalls interessante Angebote im Umland (bei guter Verbindung in die Innenstadt) sein.

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    Klingt plausibel. Woran machst Du die höheren Nebenkosten bei WohnHHern fest?
    Ein Beweggrund für den Erwerb einer Eigentumswohnung in einem HH ist sicher der alltägliche Blick über die Dächer/Skyline/Landschaft, jedenfalls fehlt in keiner japanischen Werbewebsite das Quicktime-Panorama (Night/Day View). Dafür legt man dort gerne ein bisschen was drauf. Gerade in Frankfurt müssten sich doch da ein paar Interessenten finden, meine ich, und nicht nur im Luxussegment.

  • Alleine schon an den notwendigen Personalkosten. Im 5-Parteien-Altbau putzt die Putzfrau einer Partei auch noch Flur und Treppenhaus mit, eine halbe Stunde die Woche bei einem Stundenlohn von 8 €, schwarz natürlich. WEG-Verwaltung macht einer der Eigentümer. Das bisschen Gartenarbeit wird aufgeteilt. (Ich sauge mir das nicht aus den Fingern, bei Bekannten läuft das so.) Für Heizung und Warmwasser sorgt jeder selbst, die Gasrechnung stellt der lokale Versorger.


    Im Hochhaus wird meist ein teurer Facility-Management-Vertrag geschlossen, WEG-Verwaltung machen Profis zu entsprechenden Preisen. Es gibt viel mehr Nebenfläche, teure Zentralheizung und Warmwasserbereitung, wartungsintensive Aufzüge und so weiter. Doormen haben die meisten Häuser auch, im Dreischicht-Betrieb, mit Urlaubsvertretung und Weihnachtsgeld.


    In Frankfurt gibt es Interessenten, klar. Doch wenn es dann ans Kaufen geht, auch mal gerechnet wird, entscheiden sich die meisten anscheinend dann doch für etwas anderes, s. o.. Solche mit Familie oder entsprechender Planung erst recht. Jedenfalls waren die in den letzten 10 Jahren gebauten Hochhaus-Wohnungen nur mit Mühe an den Mann / die Frau zu bringen. Und in einer Hochhaus-Stadt muss man nicht selbst im Hochhaus wohnen, um einen freien Blick zu haben und die Skyline zu sehen; ich wohne in der fünften Etage und habe die Skyline auch vor dem Fenster.

  • Danke Schmittchen für die Analyse.
    Dennoch verstehe ich die auseinander driftende Entwicklung nicht, denn die wirtschaftliche Ausgangslage wird in Rotterdam und Frankfurt nicht fundamental anders sein, meine ich jedenfalls.
    Ich glaube, dass neben den wirtschaftlichen Faktoren das "Feindbild" Hochhaus, verbunden mit Sozialabstiegs-Image und ohne Garten mit Hecke, neben dem "exotenfeindlichen" Baurecht beträchtlichen Anteil daran hat, dass sich die Nachfrage hierfür in Deutschland in Grenzen hält.

  • Die wirtschaftliche Ausgangslage dürfte nicht fundamental anders sein. Aber vermutlich stellen die Rotterdamer Hochhaus-Wohnungen hinsichtlich Lage, Verfügbarkeit, Preis etc. schlicht das bessere Angebot gegenüber dem Bestand oder anderen Neubauten dar. In Frankfurt ist es aus Sicht vieler eben nicht so, das wollte ich oben darstellen.


    Das schlechte Image mag dazu beitragen, beim Baurecht glaube ich das eigentlich nicht. Dass an Hochhäuser genehmigungsrechtlich hohe Sicherheitsanforderungen gestellt werden, halte ich für vollkommen richtig.

  • - Wenn die Preisrelationen so sind wie von Schmittchen in #35 beschrieben, kann ich das sehr gut nachvollziehen. Dann kriegt man HH-Wohnungen eben nur an ein paar Liebhaber los.


    - Diese Preisrelationen werden in einigen Ländern mit weniger freien Flächen, z.B. im engen Japan, eher pro HH sein.


    - Zu Rotterdam: Da wäre zu prüfen, ob Rotterdam auch in den Niederlanden eine Ausnahme darstellt und ob Rotterdam über keinen bebaubaren Speckgürtel wie eigentlich alle deutschen Großstädte verfügt.


    - In Deutschland könnte darüber hinaus ein speziell schlechtes HH-Image vorherrschen. Nicht ganz zu unrecht, wenn man sieht, daß es gewöhnlich die Wohn-HH-Viertel sind, die soziale Brennpunkte ausmachen. Damals waren diese HH bestimmt begehrte Wohnungen wie die Platte im Osten. Gleiche Entwicklung könnte sich wiederholen, auch wenn man heute wieder "neueste soziale Gesichtspunkte" einbezieht. Ein Investor hat also keine Sicherheit, von den investierten 400.000 € nach 40 Jahren nicht nur noch einen Gegenwert von 150.000 zu haben. Dieses Risiko scheint bei einem Flachbau zumindest begrenzt.


    Bin mal gespannt wie es in Stuttgart mit den beiden Wohn-HH Lauchäcker weitergeht. Eines soll Studiwohnhwim werden, das andere private Wohnungen. Baubeginn sollte eigentlich diesen Herbst sein.