Leipzig: Stadtumbau in den Großwohnsiedlungen Grünau u. Paunsdorf

  • Ich werde jetzt nicht auf die Unterschiede zwischen Leinefelde, das mit der Altstadt 9700 Einwohner_innen hat, und Grünau mit allein 40.000 Einwohner_innen eingehen.


    Stattdessen versuche ich einmal, dass wir uns mit einigen Fragen der Problematik nähern:
    Wem gehören die Gebäude in Grünau überwiegend? Welche Pläne haben die Eigentümer_innen mit ihren Gebäuden? Was würde ein Umbau in Deinem Sinne pro Gebäude und insgesamt für Grünau kosten? Wer soll das bezahlen? Welche Mieten bzw. welche Kaufpreise müssten nach dem "intelligenten Teilrückbau" bzw. dem "kompletten Neubau" bezahlt werden? Können sich das die bisherigen Mieter_innen leisten? Wenn nicht, wo finden sie in Leipzig vergleichbaren Wohnraum, wie sie ihn zur Zeit in Grünau haben (Mietpreis, teilweise Barrierefreiheit, Fahrstühle etc.)?


    Inwiefern ist Grünau ein "Dauerproblemviertel"?

  • @ Martin Pohle,


    also so sehr ich die Argumente nachvollziehen kann, eine Radikallösung à la "leerziehen" und "einebnen" halte ich für nicht zielführend. Es zeichnet sich ab, dass die Bevölkerung in Grünau, einst für 100.000 Menschen geplant, bei etwa 40.000 Einwohner stagnieren wird. Damit zählt Grünau immer noch zu den größten Stadtteilen überhaupt in Leipzig. Ich will jetzt keine Lanze für Plattenbauten brechen, sehe aber doch einige Vorteile gegenüber Altbauvierteln:


    • Die Wohnblockstrukturen mögen städtebaulich grausam anmuten, wenn aber mal ein Plattenbau verschwindet, reißt er keine hässliche Lücke wie es bei geschlossener Blockrandbauweise der Altbauviertel der Fall ist, wenn dort ein Haus verschwindet.
    • Die Wohnungen haben gegenüber Altbauten oftmals vernünftigere Grundrisse, Energiekosten sind aufgrund der niedrigen Decken geringer, Schimmel oder Hausschwamm sind in der Platte kaum bekannt.
    • Plattenbauviertel sehen nach meiner Beobachtung sauberer aus. Müll und Graffiti treten viel seltener in Erscheinung als in hippen Altbauvierteln.
    • Und die DDR hat, in Hinblick auf Schleußig und andere geschlossene Gründerzeitviertel, für ausreichend Parkplätze gesorgt.


    In Berlin erfährt die Platte ja wieder so etwas wie eine Renaissance. Zumindest, so mein Eindruck, wird dort die Platte gehypt. Das liegt zum einen daran, dass es dort vergleichsweise wenig attraktive Altbauviertel gibt, die zudem voll sind und - im Vergleich zu Leipzig! - wirklich unschöne Verdrängungsprozesse ärmerer Schichten an den Stadtrand beinhalten. Auch in Chemnitz und Dresden hat die Platte einen deutlich höheren Stellenwert als in Leipzig. Die beiden großen Leipziger Plattenbaugebiete hingegen liegen zu weit draußen und sind schlecht angebunden, um wirklich attraktiv zu sein. Die wenigen Platten innerhalb der Kernstadt hingegen sind schon begehrt.


  • Die Wohnblockstrukturen mögen städtebaulich grausam anmuten, wenn aber mal ein Plattenbau verschwindet, reißt et keine hässliche Lücke wie es bei geschlossener Blockrandbauweise der Altbauviertel der Fall ist, wenn dort ein Haus verschwindet.


    Was ich, wie schon geschrieben, nicht als Pluspunkt der Platte in Sachen erhalt oder Wohnqualität sehen würde, sondern als Argument für eine notfalls rein wirtschaftliche oder bedarfsorientierte Herangehensweise. Der Abriss eines Plattenbaus entwertet die Umgebung städtebaulich nicht und die übrigen Wohnungen kaum bis gar nicht. Häufig verbessern sie sich die Bedingungen durch eine freiere Sicht und bessere Beleuchtung gerade der unten liegenden Wohnungen.


    Schimmel oder Hausschwamm sind in der Platte kaum bekannt.


    Hausschwamm, logo aber Schimmel? Beton atmet nicht, schon gar nicht, wenn wie nach einer Sanierung heute üblich noch eine Styroporschicht drauf kommt. Wenn dann noch die Haustüren a la Jugendherberge gegen ordentlich abdichtende ausgestauscht werden, damit es nicht jedes mal scheppert, wenn der Wind beim Lüften durch den Gang weht und die Filter der Luftabzüge in Bad oder Küche vom Staub dich sind, ist mit Luftzirkulation nicht mehr viel.

  • Die LVZ fragt: Wird Grünau Leipzigs neues Boom-Viertel?

    Mitte 2012 hieß es in einer Antwort von Martin zur Nedden, Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau, auf eine Frage der CDU-Stadtratsfraktion: "Grünau wies Ende 2010, wie auch 2009, einen Gesamtleerstand von 16,7 % (ca. 4.700 WE) auf. Die Leerstände der Wohnkomplexe bewegen sich dabei zwischen 6,4 und 7,8 % in WK 1-3 und mehr als 20 % in WK 5.2, 7 und 8."
    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=362838


    Seither sind ca. 500 Wohnungen abgerissen worden und die Bevölkerungszahlen in den meisten Ortsteilen haben sich stabilisiert bzw. wachsen sogar wieder leicht. Und wir haben eine neue Baubürgermeisterin, Dorothee Dubrau. Von dieser heißt es nun: „Grünau wird in den nächsten Jahren einen Boom erleben.“


    Bei den aktuellen Leerstandszahlen reichen die Angaben von "mehr als 4000 Wohnungen" bis zu "etwa 4500 von insgesamt 30.000 - noch steht etwa jede siebte Wohnung in Grünau leer". Abriß sei jedoch kein Thema mehr, sondern "Aufwertung" und Verbesserung der Infrastruktur.


    LVZ-Online, 20.02.2014
    Die Platte ist wieder begehrt: Wird Grünau Leipzigs neues Boom-Viertel?
    http://www.lvz-online.de/leipz…/r-citynews-a-227802.html


    PM Stadt Leipzig, 20.02.2014
    http://www.leipzig.de/news/new…gskonzept-fuer-gruenau-1/


  • Allerorten gibt es Berichte über den offiziellen Spatenstich am gestrigen Montag für das Projekt „Kulkwitzer See-Terrassen" der Wohnungsgenossenschaft Lipsia eG. Bis Mai 2015 sollen in der Zschampertaue – nur wenige Meter vom Kulkwitzer See entfernt – drei moderne, sechsgeschossige Wohnhäuser mit 48 Zwei- bis Vierraumwohnungen (61 bis 127 qm) entstehen, die von der Leipziger „Fuchshuber Architekten GmbH" entworfen wurden. http://www.dafmap.de/d/lhal.html?id=2119&mt=4&zoom=15


    Es handelt sich um die ersten mehrgeschossigen Häuser, die seit der Fertigstellung Grünaus vor fast 26 Jahren dort gebaut werden. Der Mietpreis soll 8 Euro/m² kalt betragen. Lipsia-Vorstand Wilhelm Grewatsch: „Nach Jahren des Abrisses beginnt jetzt die Zeit des Neubaus. Wir investieren hier 8 Millionen Euro." Laut seiner Auskunft war der zuvor auf der Fläche stehende Plattenbau technisch so verschlissen, dass eine Sanierung unrentabel gewesen wäre und er abgerissen werden musste. Die Nachfrage nach den neuen Wohnungen sei riesig: „Über 150 Genossenschaftsmitglieder haben sich schon auf eine Warteliste setzen lassen."


    Die Wohnungsgenossenschaft Lipsia will dazu beitragen, dass das Interesse an Grünau noch mehr steigt. Vorstand Grewatsch verriet: „Für die Zukunft sind schon weitere Objekte dieser Art geplant."


    BILD, 25.03.2014
    Neue Häuser geplant
    Grünau baut wieder auf die Zukunft
    http://www.bild.de/regional/le…ukunft-35208132.bild.html


    LVZ-Online, 24.03.2014
    In Leipzig-Grünau wird wieder gebaut: Lipsia errichtet Mehrgeschosser am Kulki
    http://www.lvz-online.de/leipz…-stadtteile-a-232214.html


    PM, 25.03.2014
    http://www.deal-magazin.com/index.php?cont=news&news=38103


  • Dieses Projekt finde ich sehr gut, vor allem weil Grünau auf ein Maß ausgedünnt worden ist, das Probleme bezüglich der Auslastung von Infrastrukturnetzen und dem öffentlichen Nahverkehr bringt. Daher ist es gut, dass jetzt endlich gegengesteuert wird. Und da es für die 48 Wohnungen schon 150 Bewerber gibt, besteht ja die Hoffnung, dass demnächst weitere Neubauten in Angriff genommen werden.


    Weiterhin bin ich der Meinung, dass die Modernisierung der S-Bahn inklusive City-Tunnel die Attraktivität Grünaus deutlich steigern wird. In Leipzig gibt es keinen Stadtteil, der so gut durch die S-Bahn erschlossen wird wie Grünau. Allerdings war es in der Vergangenheit so, dass die S-Bahn aufgrund veralteter Wagen und schlechter Gleise nicht sehr attraktiv war. Nach meinem Eindruck spielte die S-Bahn im Bewusstsein der Leipziger Bevölkerung längst nicht die Rolle wie etwa in Berlin. Diese Situation ändert sich derzeit radikal - und dies wird Grünau meiner Meinung nach zugute kommen.

  • ^ Bei allem, was über sechsfuffzig kalt kostet, wird hier gejammert, dass sich das kein "normaler Leipziger" mehr leisten könne, und jetzt wollen viele Leipziger Genossenschaftsmieter für 8 Euro freiwillig nach Grünau ziehen? Mal zynisch und unqualifiziert gefragt: Haben es Leipziger Genossenschaftsmitglieder so dicke und beginnt jetzt die Gentrifizierung in Grünau?


    Das Engagement der Lipsia ist sicher zu begrüßen, allerdings präferiere ich in städtebaulicher Hinsicht Geschosswohnungsbau nach wie vor in innerstädtischen Quartieren.

  • Diese "Stabilisierung" Grünaus scheint mir sehr fragil. Sobald Leipzig nicht mehr so weiter wächst wie in den letzten Jahren, wird zuerst hier und in anderen Plattensiedlungen der Bevölkerungsrückgang einsetzen. Man sollte in der Tat nicht davon ausgehen, daß Leipzig die nächsten Jahre wächst. Die meisten Zuzügler kommen aus der ostdeutschen Provinz, die bald "leer" ist ... ;)


    A propos "Auslastung Infrastrukturnetze": Die vielen Baulücken sowie die großen Brachen innerhalb Leipzigs sind da eher geeignet für eine Verdichtung. Außerdem scheinen sie aus städtebaulicher Sicht viel besser prädestiniert für eine Verdichtung.


    Angesichts dessen finde ich die Bauvorhaben in Grünau eher fraglich ...

  • Die Wohnungsgenossenschaft „Lipsia“ eG vermietet, verwaltet und bewirtschaftet gemeinsam mit der Wohnungsgenossenschaft „Elsteraue“ eG mehr als 9.400 Wohnungen. Den Durchschnittspreis all dieser Wohnungen kenne ich nicht, aber da fast alle Bestände in Großwohnsiedlungen liegen, nehme ich an, dass der Durchschnittspreis bei der Lipsia um die 5,00 Euro/m² kalt liegen wird. Im Moment werden 200 Wohnungsangebote der Lipsia bei Immobilienscout24 inseriert: http://home.immobilienscout24.…/listed/Aktualit%C3%A4t/0 Stichproben beginnen bei 3,85 Euro/m² kalt. Absolut beginnt es bei 130,50 Euro Kaltmiete für ca. 33 m² und reicht bis 440,00 Euro kalt für eine fast 90 m² große Wohnung.


    Wenn dann mal 48 Wohnungen dazu kommen, für die aufgrund der Lage und des "hohen Ausstattungsstandards" 8,00 Euro/m² verlangt werden, habe ich damit keine Probleme, da es bei der Genossenschaft selbst und in der unmittelbaren Nachbarschaft auch noch viele Bestandswohnungen mit günstigeren Mietpreisen gibt. 8,00 Euro/m² pro Quadratmeter liegen im Moment am untersten Ende der Mietpreisspanne für (nicht geförderten) Neubau, für den in Leipzig in zentraleren Lagen und mit noch mal exklusiverer Ausstattung bis 13,00 Euro/m² und sicherlich bald noch mehr verlangt wird. http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=422799


    Mehrfach wurde betont, dass es nicht darum geht, Neubau und Sanierungen im Luxussegment grundsätzlich zu kritisieren. Offensichtlich gibt es in Leipzig unter den schon länger hier Wohnenden und den Zuziehenden auch viele Leute, die sich Wohnungsmieten von ca. 600 bis 1300 Euro im Monat warm (und noch deutlich mehr) leisten können. Dann haben sie die freie Wahl. Wer lieber auf den Kulki als auf den Clarapark oder die Elster guckt, kann ja hier glücklich werden. In dem Segment funktioniert der Wohnungsmarkt offenbar.


    Aber es gibt Menschen - zur Zeit in Leipzig ca. 72.000 Leistungsempfänger_innen im SGB II-Bereich bzw. ca. 43.000 Bedarfsgemeinschaften - , die nur Wohnungen bis zu 315,45 Euro warm (1-Personen-Haushalt), 420,60 Euro warm (2-Personen-Haushalt), 525,75 Euro warm (3-Personen-Haushalt) bzw. 595,85 Euro warm (4-Personen-Haushalt) anmieten können. Es gibt viele Menschen, die keine Sozialleistungen beziehen, aber deren Einkommen ähnlich gering sind und für die daher ähnliche Grenzen gelten, wenn auch nicht so starr. Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen lag 2011 bei 1.414 Euro, das durchschnittliche persönliche Nettoeinkommen bei Männern bei 1.162 Euro und bei Frauen bei nur 964 Euro. http://statistik.leipzig.de/%2…le.aspx?cat=9&rub=2&obj=0 Wenn 30 bis 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens für Miete und Nebenkosten ausgegeben werden, dann sind dies bei einem durchschnittlichen Leipziger Haushalt zwischen 424 und 566 Euro plus Heizkosten.


    Daher diskutieren wir an anderer Stelle (--> http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=422877 ) ja schon seit geraumer Weile über die Frage, wie den Menschen, die sich diese Mietpreise wie in den „Kulkwitzer See-Terrassen" und den innerstädtischen Sanierungen und Neubauten nicht leisten können, für sie bezahlbarer Wohnraum erhalten oder neu geschaffen werden kann.


    PS: Wenige Stunden nach diesem Post wurden die ersten Ergebnisse der kommunalen Bürgerumfrage 2013 veröffentlicht:
    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=422937


    Demnach lag die Miete 2013 im Median bei 5,08 Euro und gesamt bei 7,23 Euro. Das persönliche Nettoeinkommen liegt mit 1153 € pro Monat ungefähr auf Vorjahresniveau, bei Männern durchschnittlich 1292 € pro Monat und bei Frauen 1009 € pro Monat. Die Einkommen der Leipziger Haushalte erhöhten sich im Durchschnitt 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 46 € auf 1549 €. Haushalte mit vorwiegender Einkommensquelle Erwerbsarbeit können ein deutliches Plus von 132 € auf nun 2006 € erzielen.


    Bei Haushalte mit vorwiegender Einkommensquelle Erwerbsarbeit - dies sind etwa 58 % aller Haushalte - würden 30 bis 40 % des Haushaltsnettoeinkommens von 2006 € eine Kaltmiete plus Nebenkosten von 600 bis 800 Euro bedeuten. Bei Haushalten von Rentner_innen (27 %) beträgt das durchschnittliche Haushalts-Nettoeinkommen 1373 Euro, dem entsprechen bis 412 bis 550 Euro Kaltmiete plus Nebenkosten.

  • Sobald Leipzig nicht mehr so weiter wächst wie in den letzten Jahren, wird zuerst hier und in anderen Plattensiedlungen der Bevölkerungsrückgang einsetzen. Man sollte in der Tat nicht davon ausgehen, daß Leipzig die nächsten Jahre wächst. Die meisten Zuzügler kommen aus der ostdeutschen Provinz, die bald "leer" ist ... ;)


    Da der natürliche Bevölkerungssaldo mittlerweile ausgeglichen ist und sehr wahrscheinlich ähnlich wie etwa in Dresden demnächst mehr Geburten als Sterbefälle pro Jahr zu verzeichnen sein werden, ist nicht davon auszugehen, dass Leipzig in nächster Zeit einen erneuten Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen hat. Der Wanderungsgewinn speist sich auch aus den Altbundesländern (u.a. Rückwanderer_innen) und dem Ausland. Selbst wenn der Wanderungssaldo deutlich gegen Null gehen sollte, gibt es bei positivem natürlichen Saldo insgesamt keinen Bevölkerungsrückgang, sondern lediglich Stagnation.


    Siehe die Bevölkerungsvorausschätzung für die Stadt Leipzig 2013:
    http://www.leipzig.de/fileadmi…elkerungsprognose2013.pdf


    Selbst in der pessimistische Variante wird von 557.500 Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr ausgegangen. Dabei soll es bis 2025 eine Bevölkerungszunahme bis über 560.000 Einwohner_innen geben. In den folgenden Prognosejahren geht die Einwohner_innenzahl in dieser Variante wieder leicht zurück.

  • Beurteilt man die aktuellen Bevölkerungsprognosen nach der Qualität der Bevölkerungsprognosen der zweiten Hälfte der neunziger Jahre, sind jene das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.


    Zwar wächst die Zahl der Geburten - die Zahl der ... ähm: Abgänge wächst aber mindestens ebenso stark.


    Ein großer Teil der Zuzüge kommt noch aus den NBL - doch selbst wenn der Anteil der Zuzügler aus den ABL weiter wächst, ist das für nichts eine Garantie.


    Ich will ja auch nur sagen: das Wachstum kann jederzeit verschwinden, und wenn es verschwindet, wird zuerst (und zurecht) bei den Großwohnsiedlungen ein Rückgang deutlich werden.

  • Info-TV Leipzig, 25.03.2014
    Grünau wächst wieder
    Mehrgeschossiger Neubau am Kulkwitzer See
    http://www.info-tv-leipzig.de/…n/gruenau-waechst-wieder/


    Wilhelm Grewatsch, Vorstand der Lipsia Wohnungsgenossenschaft: "Wir hatten hier in Grünau 3.500 Wohnungen, von diesen haben wir 500 zurückgebaut. Dadurch haben wir Bauflächen, also hochwertiges Land. Daher haben wir überlegt, in dieser Lage andere Objekte zu bauen. Natürlich keine Platte, sondern zeitgemäße Wohnungen."


    Architekt Gregor Fuchshuber: "Jede Wohnung hat eine Terrasse, die über die Ecke geht. Diese sind nach Süden, bzw. Südost oder Südwest ausgerichtet. Alle Terrassen haben Blick auf den See. Die Wohnungen haben große Verglasungen, die Esszimmer haben Licht von zwei Seiten, es gibt offene Küchen, zum Wohnzimmer hin. Es gibt Bäder, die nach außen liegen, ein Elternschlafzimmer und teilweise zwei Kinderschlafzimmer."


    Der Beitrag schließt mit den Sätzen: "Die Wohnungen richten sich an Genossenschaftsmitglieder mit gehobenem Anspruch. Ein solches Angebot ist derzeit knapp in Grünau."

  • Ich will ja auch nur sagen: das Wachstum kann jederzeit verschwinden, und wenn es verschwindet, wird zuerst (und zurecht) bei den Großwohnsiedlungen ein Rückgang deutlich werden.


    Jetzt führen wir wieder in diesem Thread Diskussionen, die an anderer Stelle bereits begonnen wurden. Aber sei es drum. Ich würde da gern dagegen halten: So schnell ändern sich Bevölkerungsentwicklungen nicht, sofern es nicht zu so dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen kommt wie es in den 1990er Jahren der Fall war.


    Relevant ist daher meiner Meinung nach die Frage, wie die Mietpreise aussehen, sollte in absehbarer Zeit überhaupt wieder ein Bevölkerungsrückgang eintreten. Wie werden die Sanierungszustände und Mietpreise der Wohnungen sein, die dann anstatt der neu gebauten oder sanierten Wohnungen in den Großwohnsiedlungen bzw. deren Rändern bezogen werden würden?


    Und wenn überhaupt, dann würde ich eher davon ausgehen, dass sich die Suburbia deutlich schneller lehrt als die Großwohnsiedlungen mit städtischer Infrastruktur. Die Einfamilienhaussiedlungen der 90er Jahre in den damals überwiegenden Teil noch selbständigen Gemeinden werden 2020 über 20 Jahre alt sein und umfassende Sanierungen nötig haben. Laut einem Artikel in der L-IZ sind allein in den 1990er Jahren um die 40.000 Menschen in den Speckgürtel von Leipzig gezogen ( http://www.l-iz.de/Politik/Kas…e-Speckguertel-43643.html ). Ihre damals meist erst sehr jungen oder schulpflichtigen Kinder sind oft schon weggezogen. Die Menschen, die mit Mitte 30 oder 40 in die neugebauten Häuser gezogen sind, werden 2020 über 60 Jahre alt sein. Hinzu kommen die steigenden Kosten für Infrastruktur, Mobilität, Energieversorgung etc. Die entsprechenden Entwicklungen an den Stadträndern zeichnen sich doch schon jetzt langsam ab: http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=416828 .

  • Ich habe einen kleinen Ausflug nach Grünau unternommen.
    Im Bau befinden sich die drei Wohnhäuser Zschampertaue 54-60. Bauherr ist die Wohnungsgenossenschaft Lipsia e.G., die Planung stammt von der Fuchshuber Architekten GmbH (Leipzig). Die Wohnungen werden sicher sehr gefragt sein, da der Kulkwitzer See ganz in der Nähe liegt.


    Ich finde dieses Projekt sehr positiv, weil diese Neubauten auf den Flächen von abgerissenen Wohnblöcken entstehen. Auf diese Weise wird kein zusätzliches Bauland versiegelt. Zudem kann für das Projekt die vorhandene Infrastruktur genutzt werden. Und vielleicht markiert dieses Projekt sogar eine Initialzündung für weitere Neubauten in Grünau.







    Nebenan befindet sich das noch unsanierte Wohnhaus Zingster Straße 2a, das ebenfalls der Wohnungsgenossenschaft Lipsia gehört. Hier sollen demnächst die Sanierungsarbeiten beginnen.



    An der Selliner Straße ist auch ein Bauschild der Wohnungsgenossenschaft Unitas e.G., das weitere Sanierungen ankündigt. Konkrete Arbeiten konnte ich aber nicht sehen.



    Interessant fand ich auch die leer stehende Schule an der Lützner Straße. Hier ist offenbar der Umbau zu einem Seniorenwohnhaus geplant. Die Lage ist nicht schlecht, da der S-Bahnhof Miltitzer Allee fast vor der Haustür liegt.




    Zum Schluss will ich noch den Block Frankenheimer Weg 22-30. Hier wurde ein sechsgeschossiger Wohnblock des Typs WBS 70 auf vier Etagen reduziert und gleichzeitig saniert. Der Bauherr war die Wohnungsgenossenschaft Unitas e.G..






    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Situation in Grünau heute deutlich positiver ist als vor fünf Jahren. Damals gab es noch Gebäudeabrisse, heute sind Sanierungen und Neubauten zu finden. Auch den Ausbau der S-Bahn bewerte ich positiv. Die neuen Triebwagen sind doch deutlich schneller und spurtstärker als die alten lokbespannten Züge, und die Erschließung der Innenstadt ist auch ein Vorteil.


    Alle Fotos: Klarenbach

  • ^ Der große Bevölkerungsrückgang scheint in Grünau gestoppt, von einer Trendwende ist dieser Stadtteil dennoch meilenweit entfernt. Entwicklungspotential sehe ich zwar auch am Kulkwitzer See oder bei Häuslebauern in Lausen oder in der sog. Grünauer Siedlung, aber insgesamt ist die Situation im größten Plattenbaugebiet der Stadt doch eher sehr ernüchternd. Ich glaube auch nicht, dass es wie beispielsweise in Berlin oder Potsdam sowas wie eine "Renaissance der Platte" in Leipzig geben wird. Dafür ist die Kernstadt zu attraktiv und bietet ausreichend Wohnraum für jedermanns Geldbeutel.

  • Betonburg statt Szeneviertel - Großsiedlungen sind zurück

    Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen ist der Ansicht, "die Großsiedlungen erleben vielerorts eine Renaissance". Während in schrumpfenden Städten in Ost wie West der Abriß weiterer Zehntausender Wohnungen geplant ist, werden in anderen Kommunen schon wieder Neubauten zwischen den Wohnblöcken aus den 60er Jahren geplant. Dabei wird neben Berlin, Köln, Hamburg und München auch Leipzig genannt.


    Die Welt, 22.08.14
    Wohnungsnot treibt immer mehr Mieter in die Platte
    http://www.welt.de/finanzen/im…Mieter-in-die-Platte.html


    dpa, 22.08.2014
    FAZ, FNP, Gelnhäuser Tageblatt und andere, 22.08.2014
    Betonburg statt Szeneviertel - Großsiedlungen sind zurück
    http://www.faz.net/aktuell/fin…ind-zurueck-13111250.html
    http://www.fnp.de/ratgeber/hau…ind-zurueck;art315,997564
    http://www.gelnhaeuser-tagebla…sind-zurueck_14484861.htm