Finanzplatz Frankfurt

  • Meine bescheidene Meinung zu Frankfurt als Nachfolger der Banken aus London


    Frankfurt hat in den letzten Jahren sehr viel gemacht. Sie bauen wie wild Wohnungen und Wohnviertel, weil diese händeringend benötigt werden. Aber reicht das als Bewerbungsunterlage?


    Was mich beim letzten Besuch sehr erstaunt hat: Frankfurt ist und bleibt in einigen Punkten einfach verschlafen.


    Keine Bahn am Wochenende nach Mitternacht? Ernsthaft?
    Um den ganzen Bahnhofsplatz herum habe ich mich geekelt und nicht sicher gefühlt.
    Generell fand ich Frankfurt ziemlich dreckig.
    Nachtleben in der Gegend verteilt sich auf mehrere Städte. Sprich man muss schon
    mobil unterwegs sein, was bei einer Bahn, die nach Mitternacht nicht mehr fährt, ziemlich problematisch ist.
    Frankfurt wirkt für mich nicht zentral. Es ist kein Herzstück für die Gegend. Es ist alles sehr verteilt.


    Also nur paar Bankenhochhäuser zu besitzen macht eine Stadt noch lange nicht zu einer Metropole und somit attraktiv für Banken.


    An sich glaube ich jedoch, dass die Stabilität von Deutschland ein großer Pluspunkt ist.


    Paris glaube ich bei den anhaltenden Streiks (irgendetwas ist ja immer) und sehr arbeitnehmerfreundlichen Arbeitsbedingungen (Arbeitszeit, Renenalter, Kündigungsschutz) für nicht sonderlich attraktiv für internationale Unternehmen. Und dass Hollande jetzt mit Steuervergünstigungen für Banken werben möchte, nachdem die Banken durch Steuergelder gerettet worden sind, halte ich für mehr als geschmacklos, besonders von einem Sozialisten.


    Auch Dublin mit seinen 1/2 Mio Einwohnern auf einer 4 Mio Einwohner Insel, das auch von der Bankenrettung betroffen war, halte ich nicht für sonderlich attraktiv.


    Also Frankfurt muss noch einiges an Hausaufgaben machen, was Attraktivität für Städte anbelangt. Sie sind jedoch gut dabei. Machen viel.


    Angenommen der Brexit wird durchgezogen und die Firmen ziehen weg. Dann denke ich eher, dass das klassische Bankenviertel aufgelöst wird und sich die Firmen europaweit verteilen werden. Es besteht gar kein Bedarf, dass alle weiterhin auf einen Haufen hocken und man ein "London 2" aufbaut. London hat jahrelang gezielt so ein Sektor gefördert und aufgebaut. Das können andere Städte nicht innerhalb von 1 Jahr nachholen.


    Aber das ist alles Glaskugelleserei. Mal schauen, was kommen wird.

  • ^
    Bitte? Die Bahnen machen hier Betriebspause von 3h oder so, in der Zeit fahren aber Nachtbusse, und die S8 fährt immer (wegen der Flughafenverbindung). Also mir ist es noch nie passiert, dass ich mich geärgert habe weil ich nur mit dem Taxi oder zu Fuß nach Hause gekommen wäre!



    Und das RheinMain nunmal eine polyzentrische Metropolregion im Gegensatz zu München, Hamburg und Berlin ist, dafür kann ja nun Frankfurt nichts. Aber ich gebe dir recht insofern, dass Frankfurt in einer eher "unglücklichen Position" zwischen Zentrum einer monozentrischen einerseits und Teil einer polyzentrischen Region andererseits ist. Helfen kann hier Eingemeindung und progressivere Stadtentwicklung. Wird aber nciht kommen, da Frankfurt weder Landeshauptstadt noch Bundeshauptstadt ist und sich keiner um die Stadt schert.

  • PGS:


    Nur auf Gegenwartskultur bezogen, wenn ich in London bin unterhalte ich mich mit Franz./Engl./Ital./Austral. Kollegen über Rugby, mit US Kollegen und Lateinamerik. Kollegen (die in London leben) über Baseball, oder March Madness, NBA (Franzosen auch), St.Patrick's Day verbindet die ganze Anglo-Amerikanische Welt, auch Franzosen sind gut dabei. NHL/Hockey geht immer gut mit Schweden, Tschechen, Amerikaner, Kanadier, Russen, usw, ...mir scheint es auch immer, Spanier und Italiener und Franzosen und Niederländer sind ebenfalls sehr gut dabei und alle relativ gut informiert: Viele kennen auch Namen wie Bill Burr, Craig Ferguson, Louis C.K., George Carlin, usw - sobald aber jmd aus der Heimat hinzukommt, reden wir fast nur noch über: Fussball (Ausnahmen gibt es natürlich immer), auch viele englischsprachige Begriffe (Eigennamen) gehen dann nicht mehr ...es gibt noch mehr Beispiele, Nuancen, usw - und das zieht sich komplett durch, damals im Auslandstudium und jetzt auch in der Arbeitswelt.


    In den letzten zwei Jahren hatte ich im Büro hier Kollegen aus UK (London), FR (Paris), USA (NYC), PL, CAN (Toronto) - die denken fast alle Deutschland ist mehr oder weniger Cultural wasteland (nur auf Gegenwartskultur und Lifestyle bezogen), Lebenskosten sind hier niedrig, Sicherheit ist noch garantiert, aber das hat nichts mit Lifestyle zu tun - es gibt noch viel zu tun in Frankfurt (darum sind auch Projekte wie zB die Multifunktionsarena sehr wichtig). Das bezieht sich auch alles noch auf Jüngere Menschen (Analysten), Familienmenschen (höhere Ebene dann, Vice Presidents, usw) sehen das teilweise anders (bevorzugen vlt eher Oper, gute Restaurants, etc), aber es gibt einfach auch noch viele jüngere Banker (also Analysten), die wollen mehr Action und Internationalität.

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  • Aha. Weil Frankfurtern Louis C.K. schnurz ist, kommen jetzt keine umsiedlungswilligen Briten. Ich glaube, das Thema driftet gerade schwer ab.

  • cardiac: habe bei Höchst übernachtet. Mussten zur Bahn stratzen, weil die letzte Bahn um 00:30 fährt . Angekommen, ist die Bahn ausgefallen. Auch die darauf folgende. Ersatzverkehr? Gab es nicht. Informationen? Ja von irgendwelchen Bahnmitarbeitern, die mich in die komplett falsche Richtung geschickt haben. Sänk you for trävelling


    Ein Mädchen meinte zu mir, dass sie mal eine Taxifahrt vom HBF nach Höchst mit 60 EUR bezahlt hätte.
    Also ab in die Straßenbahn und später Nachtbus und sind geschlagene 45 Minuten statt 15 Minuten nach Hause gefahren. Ohne Frankfurter Begleitung wäre ich verloren gewesen. Mein Erlebnis mit Frankfurts Öffis.


    Aber keine andere Stadt hat auf einer Bahnstrecke 2 Landeshauptstädte :) Das muss man FFM lassen.


    Ich glaube nicht, dass der hessischen Landesregierung FFM egal ist.


    Schmittchen: in Londons Bankenviertel hocken nicht nur Briten, sondern alle Nationen. Daher geht es nicht um den umsiedlungswilligen Briten , sondern international angesiedelte Unternehmen, die einen EU Standort suchen.

  • zu #108:


    Ich hoffe, dass Du Recht hast. Aber die betreffenden Beiträge haben mich tatsächlich sehr an die Art der Dialoge zahlreicher englisch sprechender, internationaler Berlintouristen erinnert. Da kann man teilweise fast die Uhr nach stellen, wann das nächste wichtig und informiert klingende Buzzword oder der nächste Name fallen wird. Man muss auch von vielem scheinbar völlig unwichtigem zumindest mal gehört haben und kurz darüber plappern können (meist wechseln die Themen auffallend schnell, ohne wirkliche Übergänge )- dann gehört man dazu. Für mich wirken diese Dialoge meist sehr bemüht, leer/ oberflächlich und reichlich austauschbar (ich würde im Zweifel lieber 20 Minuten schweigen). Aber das scheint gerade in der anglophonen, betont weltgewandten Kultur (die wiederum eine Art Leitkultur für weite Teile der restlichen Welt darstellt) zum guten Ton zu gehören und beschränkt sich keinesfalls auf junge Rucksacktouristen und Hipster. Als triviale Beispiel muss man nur an englische Comedy oder amerikanische Sitcoms und Cartoons wie Simpsoms, Southpark... denken: Wie oft werden dort Anspielungen auf irgendwelche B- und C-Prominente oder aktuelle kulturelle Phänomene eingebaut, die Wissende wie Nichtwissende zum Lachen zwingt, wenn sie nicht als uninformierte Langweiler dastehen wollen? (Ich habe jetzt bewusst mal etwas die oberflächliche Seite betont, weil mir das hohe Lied auf die weltgewandten Briten zu einseitig war. Ich habe dort zwei Jahre gelebt und es gemocht, aber man kann auch übertreiben)


    Ich war jetzt eine ganze Weile nicht mehr in Frankfurt aber diese Art von Dialogkultur kenne ich von dort fast überhaupt nicht. In der Tat wirkte es für mich im Vergleich immer eher wie eine internationale Großstadt mit starker deutsch-hessischer Prägung und viel Lokalstolz. Aber die Kreise, in denen sich die betreffenden Banker und Unternehmer größerer Firmen bewegen würden, sind sicher entsprechend international und weltgewandt. Ansonsten soll Frankfurt ja auch einen halbwegs brauchbaren Flughafen haben und nach London, Paris, Berlin & Co braucht es nur eine gute Stunde. Direkt dort leben muss man also nicht unbedingt...


    Ich persönlich glaube aber, dass gerade die kleineren Unternehmen und insbesondere Startups (außer Fintechs) weniger nach Frankfurt streben werden. Da fehlt neben den genannten kulturellen Aspekten einfach der entsprechende Ruf und vor allem auch der bezahlbare Wohn- und Büromarkt.

  • zu #108:


    Dann führ mal eine google Suche durch, Medien aus UK, USA usw alle schreiben gerade viel über das Thema, fast überall steht Frankfurt ist "boring".


    Und es geht nicht nur ums Kommen, sondern auch ums Bleiben. Und nein wir driften nicht ab, es geht eben nicht nur um Bürotürme, und auch nicht nur um Wohntürme, sondern eben auch um andere Bereiche. Zum Glück, verstehen aber die Verantwortlichen in Frankfurt das Problem.


    Ein gutes Bsp noch: Frankfurt hat ja eine Städtepartnerschaft mit Philadelphia, der Mayor von Philly hat gesagt, er hatte bis dahin eher kein freundliches Bild von Deutschland, aber seitdem er unseren Bürgermeister kennt hat sich das geändert. Es geht nämlich auch um die Menschen, die in den Städten leben, nicht nur um Glas, Beton, usw - und damit sich diese Menschen begegnen und mögen können bedarf es nicht nur Top Büroraum, sondern auch viele (Int.) After-work optionen, Entertainment und reichlich Internationalität (wir müssen diesen Menschen doch mehr bieten als nur Arbeit und Wohnungen). Was bringt es wenn ein Banker aus England eine Mario Barth Show besuchen geht?? Er versteht doch kein Wort. Es ist doch wie damals mit den Gastarbeitern, "wir haben Arbeitskräfte gerufen und es sind Menschen gekommen".

  • Frankfurt ist für eine Stadt dieser Größe außergewöhnlich kosmopolitisch und vielfältig. Schon die Skyline, die man so außerhalb der USA eigentlich nur in einer Stadt mit mehreren Mio. Einwohnern erwartet und kennt, spricht Bände (FFM ist ungefähr so groß wie Seattle, dort gibts auch eine nette Skyline - eine Skyline aus Hochhäusern im Zentrum der Stadt ist in den USA nicht nur in den Millionenstädten zu finden, sondern gehört eigentlich zu jeder etwas größeren Stadt - das gibts in der Form nur in den USA). Und da sind wir beim Punkt. Ja, für junge Hipster die weltstädtische Subkultur in der Nacht suchen und morgens im Anzug mit Millionen jonglieren mag Frankfurt ein "Loch" unter Niveau sein, dieser Jetset-Typus mag zwar schillernd sein, ist aber nicht repräsentativ für die hunderttausenden Beschäftigten im Finanzgeschäft in London. Das ist mal das eine.


    Und das andere: Frankfurt ist die angloamerikanischste Stadt ganz Europas (inkl. der britischen Inseln). All das, was man Frankfurt zum Vorwurf machen kann wenn man die Stadt mit anderen europäischen Großstädtne vergleicht, sind geradezu typische Merkmale einer angloamerikanischen Großstadt. Ein Central Business District voller Hochhäuser, wo nach Geschäftsschluss aber tote Hose herrscht. Diejenigen, die zentral in der Stadt wohnen, sind abgesehen von irgendwelchen teuren Apartmentbuildings oder Hipsterlofts oder teuren Altbaulagen v. a. überdurchschnittlich sozial Schwache - jeden Morgen und jeden Abend findet eine Völkerwanderung der ganzen Pendler statt, die in der Stadt arbeiten und den Suburbs leben. Alleine das sind schon definierende Hauptmerkmale der typischen, amerikanischen Stadt in der Humangeographie, im Gegensatz zur europäischen Stadt, die eigentlich typischerweise ganz anders aufgebaut ist.


    Vom Stadtbild bis zur Stadtstruktur ist Frankfurt so angloamerikanisch wie eine Stadt überhaupt nur sein kann, zumindest außerhalb Nordamerikas. Gerade Amis finden sich in Frankfurt blitzschnell zurecht und derartiges habe ich oft von Amis gehört. Gerade die können ihren gewohnten Lebensstil und ihren gewohnten Stadttypus nirgendwo so wohlbekannt vorfinden wie das in Frankfurt der Fall ist. Ich kenne beruflich zig Amis aus dem Raum Rhein/Main, die sich dort ganz besonders wie daheim fühlen. Es ist nicht jeder Banker ein lediger "work hard, party hard"-Twen, der sich darüber beklagt, dass FFM doch Nachts "boring" sei, ganz im Gegenteil.


    Aber gut, man kann sich natürlich auch immer versuchen die Chancen schlecht zu reden, was auch immer euch das gibt, hier ständig dafür zu argumentieren, dass das Glas halb leer sei. Ja, fix ist noch nichts, aber wenn ihr spekuliert, dann immer nur dahingehend wie doof Frankfurt ist, wie geil alles andere ist.. wenn ich da schon Amsterdam lese, meine Güte, ein extrem überschätztes Kaff, wo es außer einer bunten Schwulenszene und reichlich Kiffer-Subkultur und ein paar pittoresken Grachten eigentlich nix gibt, was besonders hervorsticht und jetzt zwingend Frankfurt aus dem Feld stechen würde, ist ja "nur" Sitz der EZB und unzähliger Banken, Versicherungen und Law Firms, die einen Wolkenkratzer nach dem anderen in den Himmel ragen lassen, die Skyline wächst Jahr um Jahr. Aber klar, Amsterdam, "ofcourse". Oh Deutschland, deine Antipatrioten.:nono: Frankfurt ist der Haupterbe der Finanzkapitale London wenn der Brexit so drastisch kommt wie er sich derzeit ankündigt. Wer das nicht sieht, dann nur weil es - aus irgend einem Grund - nicht sehen will.

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  • @ Eagle1:


    Ach Gott, langsam wird das skurril.


    ad 1) Deine Wahrnehmung der Realität ist doch nicht objektiv. Wenn du dich in irgendwelchen communities rumtreibst, hast du eine andere peer Group mit anderem Freizeitverhalten und Interessen etc. als Menschen außerhalb der community. Das ist normal, nicht wenig überraschend und vor allem nicht das Maß aller Dinge. Ich meine Freaks gibt es überall, aber wer bitte interessiert sich denn für American Football, Baseball oder NASCAR Rennen außerhalb der USA. Soviel zum Thema "kulturell vernetzt"...


    ad 2) Ob ein Unternehmen oder wie viele Mitarbeiter eines Unternehmens letztlich nach Frankfurt kommen, liegt letztlich vor allem am Körperschaftssteuersatz und an der Infrastruktur und weniger an der Anzahl argentinischer Steakhäuser oder ob am St. Patrick's Day der Main grün gefärbt wird... :nono:


    ad 3) Deutschland und "boring". Als ob Amis wüssten, wie man richtig Spaß hat... ;) Dazu muss ich zwangsläufig immer an Charlotte denken, die zweitgrößte Banken- und Finanzkapitale der USA. Charlotte ist boring, aber Hallo - außer man Interessiert sich für NASCAR Rennen (und wer macht das schon).

  • ^(Nascar gilt in den USA eigentlich als Freizeitvergnügen für "white trash" und gewiss nix was sich "professionals" oder gar hochdotierte Finanzler antun, Nascar gibts deshalb in den USA in jedem Kaff bzw. gerade in jedem Provinzkaff; aber das nur am Rande ;) ja, ich finde diese Ausführung auch etwas obskur)


    Charlotte, NC ist ein perfektes Beispiel dafür, dass sich gerade bei den Angelsachsen die Finanzbranche nicht unbedingt immer nur in den Millionenstädten ansiedelt. Charlotte könnte fast sowas wie ein Zwilling von FFM in Übersee sein. Und damit kollabiert anschaulich die ganze anti-Frankfurt Argumentation auch schon. Nascar... das gibts vielleicht in Tulsa oder Omaha.

  • Auf jeden Fall.Wenn man die meisten,größeren amerikanischen Städte vergleicht,ist Frankfurt ein Ort,wo man Wahsinnig viel unternehmen kann.


    Ich war auch mal in Philadelphia und die Stadt hat mir gut gefallen.ABER:dort gibt es nicht einmal ein richtiges Zentrum,nicht einmal einen Supermarkt in der Innenstadt gefunden.Kein Souvenirladen,ein paar Restaurants(Kantinen,Mc Donalds,ein paar typische Philadelphia Spezialitäten Restaurants)sonst gab es dort eigentlich nicht viel.Keine Fußgängerzone mit Läden,Cafes etc.keine Mall.
    Nach 16 Uhr waren nur noch ein paar Leute in der Innenstadt(besonders Drogenabhängige und Obdachlose)und außerhalb des Zentrums ist erst recht nichts los.Da muss man sagen,dass man in einer deutsche Stadt mit 30.000 Einwohner im Zentrum viel mehr auf einen kleinen Raum findet,wo man sich mal hinsetzen oder rumgucken kann.
    Los Angeles ist nicht groß anders,von kleineren Städten erst gar nicht zu reden(dort gibt es außer Einfamilienhäusern nichts)Natürlich ist New York,Chicago und San Francisco eine andere Sache.

  • Was mich beim Mitlesen der Diskussion total erstaunt, ist das Bashing auf den Lifestyle der Stadt. Ja, Frankfurt ist nicht Berlin oder London. Auf der anderen Seite beneidet uns die Welt die letzten 5 Jahre um das Bahnhofsviertel, das wirklich in dieser Form einmalig ist. Auch deswegen wurde die Stadt in vielen ausländischen Magazinen abgefeiert. Zu Recht, wenn man mal schaut, wie lebendig es auch noch um 3 Uhr nachts Mosel Ecke Münchner ist und wie gut die Bars dort funktionieren. Der Ruf als langweilige Stadt stammt noch aus den Achtzigern und ist einfach so nicht zu halten, wenn man hier lebt (und nicht irgendwo im Taunus).


    Ansonsten gilt, dass man in Frankfurt mehr als in anderen Städten wissen muss, wo etwas geht. Man kann nicht wie in Berlin einfach zum Kottbusser Tor fahren und von Szenekneipe in Szenekneipe fallen. Trotzdem wird jeder Twen mit der Zeit seine 15-30 Läden im Stadtgebiet finden, die er mag. In diesem Sinne wird es potentiellen Ex-Londonern ähnlich gehen wie vielen Zuzüglern aus meinem Bekanntenkreis: Es dauert etwas mit Frankfurt warm zu werden, doch schlussendlich will man nicht mehr fort. Berlin kann jeder, Frankfurt ist Kunst.


    Ich persönlich finde es auch übertrieben zu sagen, Frankfurt könne London als Finanzkapitale komplett ablösen. Die Größenverhältnisse sind da einfach zu krass zu Gunsten Londons. Einen Boom wird Frankfurt trotzdem bekommen. Ich finde man muss jetzt darüber nachdenken so schnell wie möglich Offenbach einzugemeinden. Allein die Bezeichnung als Frankfurt würde das dortige Stadtgebiet sofort attraktiver machen und so Druck vom hiesigen Markt nehmen. Flächen gibt es da ja genug und notfalls machen wir einfach noch den Biberer Berg platt.

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  • Inwischen ist der FAZ-Artikel auch online zu finden: http://www.faz.net/aktuell/fin…-wettstreit-14317546.html


    Das Frankfurt klein und langweilig ist stammt größtenteils aus der internationalen Presse in der über einem Möglichen Umzug spekuliert wird. Und sofern dies bei den Entscheidern auch so gesehen wird, ist es fast unerheblich ob dies objektiv stimmt oder nicht. (Je nachdem wer umziehen soll, spielt dies vielleicht aber auch gar keine Rolle)


    Ich glaube ich aber ebenfalls, das die Erwartungen zum Teil überzogen sind. Grundsätzlich müssen ja nur die Unternehmensteile umziehen, die mit dem Euro-Clearing und den Banktätigkeiten in der EU zusammenhängen. (Inwieweit hier die regulatorische Möglichkeit besteht zwar eine Niederlassung in der EU zu haben, aber die Tätigkeiten in London durchzuführen entzieht sich meiner Kenntnis). Das ist aber ja nun nicht die gesamte Londoner Finanzindustrie.

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    Das stimmt Charlotte ist boring, hab mich mal zwei Tage dort aufgehalten und war froh wieder weg zu sein und genauso wird Frankfurt in London gesehen...das kann in 10 Jahren schon anders sein, Frankfurt entwickelt sich ja auch und ich verteidige meine Heimat Frankfurt auch ständig (ich lebe aktuell mehr in Hamburg und glaub mir ich hab verteidigungsstechnisch eine Menge zu tun hier, ich glaube das Image von Frankfurt ist International sogar besser als National), aber aktuell ist das Image nun mal so: Frankfurt = Charlotte.


    Hier ein gutes Bsp, ging durch die ganze(!) englischsprachige Presse:



    Pressezitat gelöscht. Bitte kein copy & paste aus Presse-Publikationen (Richtlinien).

    http://www.reuters.com/article…-wallstreet-idUSKCN0ZA2UL


    Manager-magazin, über Frankfurt:
    http://www.manager-magazin.de/…etropole-a-1100721-2.html

    Einmal editiert, zuletzt von Eagle1 ()

  • (Inwieweit hier die regulatorische Möglichkeit besteht zwar eine Niederlassung in der EU zu haben, aber die Tätigkeiten in London durchzuführen entzieht sich meiner Kenntnis


    Da das immer wieder aufkommt möchte ich es einmal versuchen abschließend zu erklären.


    Um in EU Land X Finanzgeschäfte durchzuführen muss man entweder in der EU sitzen - irgendwo, aber IN DER EU - oder in jedem, einzelnen Land eine eigene, national zuständige Tochter eröffnen. Mit eigener Geschäftsführung usw., in jedem der dann 27 EU Staaten einzeln. Das hat auch nichts mit EU Recht zu tun oder mit sonstiger "Regulierung". Wer in Deutschland Bankgeschäfte durchführt ist erstmal deutschem Recht unterworfen. Wer über die deutschen Grenzen hinweg Bankgeschäfte durchführt ist entweder an die Regelungen der WTO oder spezifische bilaterale Abkommen gebunden - oder er nutzt die Regelungen zum EU Binnenmarkt. Einen spezifischen "EU Pass" gibt es natürlich nicht, der wird auch nicht "beantragt" und dann von irgend einer Regulierungsbehörde "ausgestellt" oder so.


    Das ist nur ein umgangssprachlicher Ausdruck dafür, dass der diskriminierungsfreie Marktzugang im EU Binnenmarkt nun einmal auch dazu führt, dass EU Mitgliedsstaat X Banken aus Mitgliedsstaat Y nicht die Tätigkeit im eigenen Land verwehren darf, "nur" weil diese Bank in Staat X keine Niederlassung hat. Anschauliches Alltagsbeispiel: Paypal ist hier wohl jedem ein Begriff und hat schon seit 2007 eine luxemburgische Banklizenz und sitzt in Luxemburg. Ich persönlich würde mutmaßen, dass Paypal in Deutschland keine Banklizenz bekommen hätte, dazu ist unsere Regulierung da zu streng. Das ist aber irrelevant, denn durch den EU Binnenmarkt "müssen" unserer Rechtsordnung die Anforderungen der Luxemburger an die Vergabe von Banklizenzen ausreichen. Paypal darf von Luxemburg aus überall in der EU Bankgeschäfte tätigen (und ist eben nicht lediglich ein Fintech, das mit Banken kooperiert, a lá Number26).


    Daran, wie das funktioniert, sieht man sehr schön, dass das zwingend mit einer EU Mitgliedschaft verbunden ist. Denn die einzelnen EU Staaten sehen das stets sehr skeptisch und mit sehr gemischten Gefühlen, müssen sich aber wohl oder übel den Regeln des Binnenmarkts beugen und auch Banken, die ganz woanders sitzen und nicht zB an deutsche Bankregulierung gebunden sind, die geschäftliche Tätigkeit im Inland gestatten. Sie werden aber den Teufel tun und das machen wenn diese Bank nicht mehr in der EU sitzt - wie zB in post-brexit London. Wozu auch, sie haben nichts davon, zusätzlich dazu, dass es dem jeweiligen EU Staat schon so nicht besonders schmeckt, dass er auf Geschäfte von Banken aus einem anderen EU Staat keinerlei regulatorischen Einfluss hat, kommt nun noch dazu, dass die Banken - zu Gunsten der verbleibenden EU Staaten - die Geschäftszweige, die in der EU Geschäfte machen wollen, aus UK heraus, in die EU hinein, verlagern müssen.


    Ja wieso zum Teufel sollten sie das nicht mit offenen Armen begrüßen sondern im Gegenteil, sich in Austrittsverhandlungen aufschwätzen lassen es anders zu handhaben (wobei mir ehrlich gesagt die Fantasie dazu fehlt wie das konkret rechtlich geregelt werden könnte, selbst wenn alle 27 EU Staaten das einstimmig so wollten - und ja, hier ist die gute, alte Einstimmigkeit wieder einmal notwendig, ohne die geht bei solchen Extrawürsten im Rahmen von Austrittsverhandlungen nämlich nix - nichtmal die Schweiz, für die der Finanzsektor ja ebenso sehr wichtig ist, hat das herausverhandeln können).


    Jedes britische Unternehmen was darauf spekuliert, dass es schon irgendwie weitergehen werde, handelt grob fahrlässig, meine ich. Und ja, wenn man sich umschaut, subjektive Antipathien hin oder her, drängt sich nun einmal Frankfurt auf. Denn gerade nach solch einer Unruhe wird Stabilität gebraucht, dann trifft man konservative Entscheidungen und macht keine Experimente, man geht auf Sicherheit. Und die sicherste, konservativste Entscheidung ist nun einmal sich im Kernland der EU und Eurolands anzusiedeln und dort im Finanzzentrum, Seit an Seit mit der EZB. Also Frankfurt am Main. Ich bin kein Frankfurter, ich hab da kein "stake" in der Sache. Und gerade darum kann ich nicht verstehen warum ihr das so anzweifelt und nun schon nach launigen Tweets greift um das Frankfurt-Bashing zu untermauern. Meine Güte, wenn man mir einen guten Job anbietet würde ich sofort nach Frankfurt umziehen, da kann Berlin noch so interessant sein, Geld stinkt nicht und es mag interessantere Städte als Frankfurt geben, aber noch viel mehr wesentlich uninteressantere. Man kanns schlechter treffen. Und aus der Vernunftehe wird langfristig dann eben oft doch sogar eine Liebesheirat. So einfach ist die Sache.

  • In den letzten zwei Jahren hatte ich im Büro hier Kollegen aus UK (London), FR (Paris), USA (NYC), PL, CAN (Toronto) - die denken fast alle Deutschland ist mehr oder weniger Cultural wasteland (nur auf Gegenwartskultur und Lifestyle bezogen).


    Das ist sicherlich der große Vorzug von London, ABER in Städten wie NYC, London, Hong Kong oder Paris wird ein viel größerer Anteil des Einkommens ins Wohnen gesteckt (und in Privatschulen). Es bleibt deutlich weniger Geld für Reisen, Essen und Kultur und auch ein Grund warum Rentner / Studenten / junge Leute es in den angelsächsischen Metropolen sehr schwer haben über die Runden zu kommen. Das ist in Frankfurt deutlich anders.


    Frankfurt braucht sich als Sitz der EZB oder Bundesbank nicht zu verstecken und hat viel getan um höheren Ansprüchen gerecht zu werden. Ein typischer EZB-Angestellte kann sich heute entscheiden in den Rheingau zum Lieblingswinzer zu fahren, auf den Feldberg zu wandern, über den Rhein zu schippern, aufs Opernplatzfest zu gehen, in der Kleinmarkthalle einen Wein schlappern, im Hafen 2 einen Open-Air Flim zu schauen oder mit zehntausenden zum Public Viewing zu gehen. Da kenne ich deutlich langweiligere Angebote. Auch den Vorwurf Frankfurt sei zu provinziell lasse ich nicht gelten. Frankfurts Uni-Campus ist auf Weltklasse-Niveau, die Frankfurt School upgraded gerade ihre Infrastruktur, die Stadt baut eine neue Altstadt, welche mit großem überregionalen Interesse verfolgt wird und baut nebenher noch seinen Flughafen um ein Terminal aus. Das einst deprimierende Bahnhofsviertel ist von der NY Times zum Szeneviertel deklariert worden. Das ist nicht mehr das Krankfurt / Bankfurt Image von einst, der Wandel ist an allen Ecken und Enden deutlich spürbar. Es muss noch viel getan werden um das Level von den zwei "Musterschülern" München oder Hamburg zu erreichen, aber man probiert es wenigstens und das ist mir wichtig. Mit anderen Worten: Es ist eine schöne und besonders spannende Phase in der Stadt zu leben. Wenn die "Me, Me, Me" Angelsachsen das nicht so sehen, sehe ich das eher als Vorteil, so entsteht weniger Preisdruck und Verdrängung von Lokalkolorit (schließlich will ich auch noch in 10 Jahren zum "Café Größenwahn" oder "Eis Cristina" gehen können).

  • Man muss aber sagen,dass das schon länger feststand.Wurde sogar glaube ich hier im Forum bei "Ökonomische Perspektiven" gepostet.


    Ich glaube,es war so,dass auch nicht viele Arbeitsplätze nach Frankfurt geholt werden bzw.keine neue Fläche angemietet wird.Flächen im Opernturm,die von UBS früher angemietet wurden,aber nicht regelmäßig mehr genutzt wurden,werden dann wieder gefüllt.


    Ist eine schöne Sache,aber von "Jetzt geht es aber los" würde ich da nicht sprechen.