Berliner Dom

  • @Osysseus


    Versuche doch wenigstens mal meinen Namen richtig zu schreiben. Ich weiß, ist griechisch und alt, aber man kann es ja wenigstens hier mal versuchen, Dinge richtig wieder zu geben:nono:


    Und seit wann müssen sich Bestandsbauten, die deutlich vorher da waren, an Neubauten orientieren, die viel später dazu kamen. Müsste es nicht eigentlich anders herum sein? Mit deiner Argumentation müsste man eigentlich alle erhaltenen Altbauten auch noch platt machen, wenn sie nicht grade in Bamberg oder Regensburg stehen, weil sie die moderne Stadt ja nur stören. Merkst du eigentluch, wie du argumentierst und was du da schreibst?


    Das war genau jene Haltung, die doch in den 60-ern und 70-ern zu katastrophalen Flächenabrissen geführt hat, weil die verbliebenen Altbauten ja angeblich nicht mehr zur neuen Stadt passen sollten und dann auch noch mit weg kamen. Ein ganz trauriges und erschütterndes Beispiel ist hier Bremen, wo die Hälfte der Innenstadt genau wegen dieser Haltung dran glauben musste.


    Ich weigere mich einfach, diese furchtbare und kulturverachtende Position, die du hier vertrittst, unkommentiert im Raum stehen zu lassen.


    Der Dom mag nicht jedem gefallen, es ist auch nicht meine liebste Kirche, um es klar zu sagen. Aber der Dom ist ohne Frage ein Kulturdenkmal und ein bedeutender Bau seiner Epoche. Dies infrage zu stellen mit der Begründung, er passt nicht zum Fernsehturm und stört eigentlich nur die Umgebung, ist eine katastrophale Geisteshaltung!

  • Wer bei anderen Forumsmitgliedern hämisch Flüchtigkeitsfehler anprangert,sollte "eigentluch" selbst keine begehen, nicht wahr??


    Wenn man die letzten Beiträge liest könnte man glauben, Baukörper habe gefordert den Dom abzureißen, da sollte der Ball mal flacher gespielt werden!


    Ich kann mir gut vorstellen dass der Bau mit der originalen Dachlandschaft an Proportion gewinnt, ein eleganter Sakralbau wird aber nie daraus!

  • ... zu dem was ich gerade in einem anderen thread geschrieben habe kam mir folgende Assoziation... wie merkwürdig es doch ist heute den 100ten Geburtstag des Bauhauses zu begehen eingedenk der Tatsache, dass der Dom 1915 also 4 Jahre zuvor eingeweiht wurde.
    Hier von einer Reaktion zu sprechen ist wohl gerechtfertigt.

  • Ich hab gerade nochmal nachgelesen, der Dom wurde bereits 1905 geweiht.
    Wobei die letzten Arbeiten im Innenraum erst 1937 abgeschlossen wurden.
    Link


    Auch wenn die Bauhausgründung keine direkte Reaktion auf den Dombau war, so liegt aber der Ursprung der Bauhaus-Architektur und -Kunst darin, einen Gegenentwurf zum Historismus zu entwickeln. Damit spielt der Dom bestimmt keine geringe Rolle und wenn er nur als schlechtes Beispiel diente. ;)

  • Hier habe ich ein sehr interssantes Dokument, das das Für und Wider der Sinnhaftigkeit des Wiederaufbaus des Berliner Doms in Gestalt und kirchlichem Inhalt beleuchtet, gefunden.
    Es handelt sich um einen „Vortrag des Ministerpräsidenten Manfred Stolpe beim 3. Dom-Kolloquium in Berlin am 4. Februar 2000“
    mit dem Titel:

    “Die Evangelischen Kirchen in der DDR und der Wiederaufbau des Doms”


    Link: http://www.stk.brandenburg.de/reden/2000/0204.htm

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Vielen Dank für den lesenswerten Artikel, Camondo! Es gibt also einen "Grundsatzbeschluss" für den originalgetreuen Wiederaufbau des Doms, der z. B. einen stilwidrigen Neubau anstelle der historischen Denkmalskirche unmöglich macht. Das ist doch mal eine gute Nachricht!

  • Ich schließe mich dem Dank an. Habe nicht gewusst, was für ein komplexer (kirchen-)politischer Vorgang das war. Und wie widersprüchlich. Die DDR-Oberen wollten, nachdem sie sich für den Erhalt entschieden hatten, eine rein kirchliche Nutzung, während die Kirche eine in weiten Teilen staatliche oder öffentliche Nutzung bevorzugte? Die Kirche wollte eine neue Innenraumstruktur mit entsprechend angepasster Fassade, und der Staat bestand auf originalgetreuer Fassadenreko? Erst 1983, acht Jahre nach Beginn der Arbeiten, entschied sich die Kirche, auch den Innenraum zu rekonstruieren, statt ihn durch Einbauten zu ersetzen? Aus heutiger Sicht kann man sich das kaum vorstellen.


    Wüsste gerne, was Stolpe heute zur Denkmalskirche sagt. Er nennt ja selbst sein Bedauern, dass die Kirche dem Abriss damals nicht widersprochen hat. Er dürfte also für einen Wiederaufbau sein...

  • Ja, das ist wirklich unglaublich: Die atheistische DDR war für den originalgetreuen Wiederaufbau, die merkwürdige EKD (deren Vertreter ja bekanntlich gerne mal ihr Kreuz ablegen) dagegen. Herr Stolpe gehört jedenfalls zu den Befürwortern der Potsdamer Garnisonkirche.

  • ^ Naja, die damals rein westdeutsche EKD war Stolpe zufolge vor allem als Geldgeber im Spiel. Die Entscheidungen bei der Sanierung trafen die Domgemeinde und die evangelischen Organisationen in der DDR. Kirchenbund? EKU? Böhmische Dörfer für mich als alten Agnostiker... ;)

  • Es gibt also einen "Grundsatzbeschluss" für den originalgetreuen Wiederaufbau des Doms, der z. B. einen stilwidrigen Neubau anstelle der historischen Denkmalskirche unmöglich macht. Das ist doch mal eine gute Nachricht!


    Die atheistische DDR war für den originalgetreuen Wiederaufbau,


    Derartige Formulierung habe ich nirgends in der Rede von Manfred Stolpe gefunden.


    Dort steht aber tatsächlich, dass der Staat, also die DDR, den Wiederaufbau forderte, [Sein Äußeres ist wiederherzustellen] aber nunmal nichts von originalgetreuer Rekonstruktion.


    Die Evangelische Kirche hatte zuerst starke Bedenken, weil sie Anfang der 70er Jahre keine Verwendung für das Gebäude hatte. Es wird erwähnt, dass 20% der Fläche zu kirchlichen Zwecken benötigt wurden und der Rest dem Staat zu Nutzung angeboten wurden. Aus der heutigen Sicht unvorstellbar, da es sich nun doch um eine der imposantesten Kirchen handelt.


    Übrigens steht auch darin, dass infolge eines von der Kirche in Auftrag gegebenen Gutachtens, die Denkmalkirche wegen einem Riss im Gewölbe bereits in den 60er Jahren gesperrt wurde.

  • Tatsächlich ein interessantes Dokument eines bestens informierten Zeitzeugen, welches belegt, wie wichtig der Domwiederaufbau in dieser Zeit war. Stolpe bedauerte jedenfalls ausdrücklich den kampflosen Verzicht auf Unterfahrt und Denkmalskirche und indirekt auch die veränderten Kuppelabschlüsse.


    Ich jedenfalls plädiere gegen jeglichen modernen Weiterbau, dann sollte lieber die Grünfläche aufgemöbelt werden, was auch tragbar wäre.


    Mein kleiner Sohn assoziierte zu den Abschlüssen der Nebenkuppeln, dass sie an den Fernsehturm erinnerten. Der Gottesdienst am Sontag war sehr gut besucht und imposant inzeniert. Es ist wohl eindeutig inzwischen die Berliner Hauptkirche.


    Hier Fotos von heute vom Dom und Umgebung.







  • ^^ Was verstehst Du denn unter einer "kohärenten Planung"? Dass immer, wenn neue Häuser entstehen, das komplette Umfeld generalsaniert wird?


    Im übrigen: Die Domfassade ist nicht "rußschwanger", sondern oxidiert, und die Kuppel wurde nicht "verunstaltet", sondern neu gebaut.


    Kohärente Planung: zielt auf einen befriedigenden Endzustand. Nicht Bauruine neben Neubau, sondern intaktes Ensemble. In Berlin: Fehlanzeige. Das Alte Museum bröckelt auch schon vor sich hin.


    Domfassade: Die Verkleidung des Berliner Doms oxidiert nicht an der Luft. Das kann ein halbwegs intelligenter Beobachter daraus schließen, dass nur diejenigen Teile der Fassade Verfärbungen aufweisen, die Regenfällen exponiert sind.


    Die Kuppel wurde nicht neu gebaut, sondern durch einen neuen Entwurf ersetzt.

  • Kohärente Planung: zielt auf einen befriedigenden Endzustand. Nicht Bauruine neben Neubau, sondern intaktes Ensemble. In Berlin: Fehlanzeige. Das Alte Museum bröckelt auch schon vor sich hin.


    Einen Endzustand gibt es nicht bei derart komplexen Gebäuden. Es gibt Zyklen, in denen sich Phasen von Bau, Alterung, Sanierung und erneuter Alterung abwechseln. Eine Sanierung dauert Jahre. Bei noch schwierigeren Gebäuden wie dem Kölner Dom endet sie nie. Was Dir als "befriedigender Endzustand" vorschwebt, gibt es nicht. Schon gar nicht, wenn man es mit verschiedenen Trägern zu tun hat. Eine Sanierung des Alten Museum ist in Planung. Wenn sie abgeschlossen ist, wird der Dom sanierungsreif sein und danach steht die Schlossfassade zur ersten Überholung an.


    Aber das muss ich als nicht einmal halbwegs intelligenter Dummbeutel einem großen Geist wie Dir sicher nicht erzählen – noch dazu einem, dessen Alias an einen Hegelianer erinnert und der also mit dem prozesshaften Charakter der Wirklichkeit gut vertraut sein dürfte.


  • Domfassade: Die Verkleidung des Berliner Doms oxidiert nicht an der Luft.


    Na ja, die Verkleidung (Sandstein) im Grunde schon. Link


    Für die Verfärbungen sind in erster Linie Mineralien im Sandstein verantwortlich, die an der Oberfläche der Steine oxidieren.


    Ohne Sandstein also auch keine derartige Verfärbung.


    Hinzu kommen Rückstände fossiler Brennstoffe, die u.a. durch Niederschlag an die Fassade gelangen. Mögllicherweise entsteht dadurch der Eindruck, dass an regendisponierten Flächen die Schwarzfärbung stärker ist. Die sind aber unabhängig vom Material.

  • Nachtrag: Bin auf diesen älteren Artikel aus dem Tagesspiegel gestoßen. Darin wird deutlich, dass der Unterhalt eines Gebäudes von der Größe des Domes ein work in progress ist: Ein auf schlammigem Grund errichteter Riesenbau, dessen Verfall man ständig entgegenarbeiten muss. Für eine relativ kleine Körperschaft wie die Domgemeinde ist das eine Herkulesaufgabe.


    Gerade wird einiges für die Fassade getan (siehe Turmsanierung). Die Sanierung der Gruft ist dank staatlicher Unterstützung möglich. Darüber hinaus die alten Kuppeln und die Denkmalskirche wieder herzustellen, dürfte die Kraft der Gemeinde überfordern – es sei denn man denkt in sehr langen Zeiträumen.


    Genau diese Zeit will Stirner aber nicht einräumen. Er scheint an ein zentrales Bau- und Planungs-Subjekt namens "Berlin" zu glauben, dass sich nur ein bisschen Mühe geben müsste, damit zwischen Spree und Staatsbibliothek alles wie neu aussieht. So ein Subjekt gibt es aber nicht. Es gibt eine Vielzahl einzelner Träger, die ihnen anvertraute Gebäude mit viel Geld und Mühe erhalten und verbessern. Einen perfekten "Endzustand" wird es nicht geben. Es kann ihn gar nicht geben.

  • Ich glaube auch, daß die Domgemeinde erstmal die Gruftsanierung stemmen sollte, bevor sie sich dem Wiederaufbau der Denkmalskirche widmet.
    Angesichts des langen zeitlichen Vorlaufes für Planung und Finanzierung (für die Gruft gab's ja Tourismusmittel aus dem GRW-Topf) sollte die Gemeinde allerdings einmal grundsätzlich entscheiden, was sie will. Sonst wird sich auch keine Finanzierung einstellen.

  • Die Kuppel wurde nicht neu gebaut, sondern durch einen neuen Entwurf ersetzt.


    Sprachkritik, wem Sprachkritik gebührt. Es steht zu hoffen, dass die Kuppel tatsächlich gebaut und nicht allein durch einen "Entwurf" ersetzt wurde, hätte man sonst doch die vergangenen Jahrzehnte stets Luftschlösser oder besser: Luftkuppeln bestaunt.

  • Na ja, die Verkleidung (Sandstein) im Grunde schon. Link


    Für die Verfärbungen sind in erster Linie Mineralien im Sandstein verantwortlich, die an der Oberfläche der Steine oxidieren.


    Wenn dem so wäre, würde sich der gesamte Dom pechschwarz präsentieren - etwa wie die Dresdener Frauenkirche vor der Zerstörung. Tatsächlich ist, wie ich bereits beschrieben habe, die Verfärbung nur an denjenigen Teilen der Fassade zur beobachten, die rußschwangeren Regenfällen ausgesetzt waren.



    Einen Endzustand gibt es nicht bei derart komplexen Gebäuden.


    Es sollte zumindest ein Zustand angestrebt werden, bei dem nicht ein Teil eines als Ensemble konzipierten Museumsviertels ununterbrochen saniert wird oder der Sanierung bedarf. Das versteht man unter kohärenter Planung, und das ist in Berlin nicht der Fall.





    Sprachkritik, wem Sprachkritik gebührt. Es steht zu hoffen, dass die Kuppel tatsächlich gebaut und nicht allein durch einen "Entwurf" ersetzt wurde, hätte man sonst doch die vergangenen Jahrzehnte stets Luftschlösser oder besser: Luftkuppeln bestaunt.


    Bei architektonischen Werken von Entwürfen zu sprechen, zumal in Zusammenhang mit der Abgrenzung zu konkurrienden Planungen und Entwürfen, ist gängige Praxis im deutschen Sprachraum.

    4 Mal editiert, zuletzt von Stirner ()

  • Es sollte zumindest ein Zustand angestrebt werden, bei dem nicht ein Teil eines als Ensemble konzipiertes Museumsviertel ununterbrochen saniert wird oder der Sanierung bedarf. Das versteht man unter kohärenter Planung, und das ist in Berlin nicht der Fall.


    Die Museen entstanden zwischen 1823 (Baubeginn Altes Museum) und 1930 (Eröffnung Pergamonmuseum). Zu diesem Zeitpunkt hatte Schlüters Schlossfassade bereits 200 Jahre auf dem Buckel. Glaubst Du im Ernst, die Museumsinsel hätte in ihrer Geschichte zu irgendeinem Zeitpunkt einmal im Ganzen so gestrahlt wie heute das Humboldtforum? In einer Stadt, in der alle mit Kohle heizten und die Schwerindustrie ihren Dreck ungefiltert in die Luft blies?


    Noch einmal: Das von Dir kritisierte Planungssubjekt "Berlin" existiert nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Trägern, die für ihre Gebäude verantwortlich sind. Für den Dom ist es die Gemeinde, für die Museen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Die SPK hat sehr wohl eine "kohärente Planung" – nennt sich Masterplan Museumsinsel und ist neben dem Louvre das anspruchsvollste Museumsprojekt Europas. Die Kosten sind immens, die Komplexität der einzelnen Bauaufgaben ist gewaltig. Es dauert eben lange.


    Aber nicht solange wie der Bau – was Du als geschlossenes Ensemble wahrnimmst, ist über elf Jahrzehnte entstandenes Stückwerk. Der Masterplan Museumsinsel wurde 1999 beschlossen. Wenn er 2030 abgeschlossen ist (das wären vier Jahre später als geplant), hätte die komplette Runderneuerung samt Wiederaufbau des Neuen Museums, neuen Eingangs- und Magazin-Gebäuden und einer unterirdischen Promenade drei Jahrzehnte gebraucht. Eine lange Zeitspanne für einen Menschen, aber 2040 schon nur noch eine Momentaufnahme in der Geschichte der Museumsinsel. Die Alte Nationalgalerie dürfte dann wieder reif sein für eine Fassadenreinigung. Ist eben so.

  • Ich kann Stirners Grundgedanken des intakten Ensembles durchaus nachvollziehen. Auch wenn ich dabei zum Teil eine eigene Vorstellung habe, was Vollrekonstruktion oder moderne Ergänzungen angeht.


    Ich würde mich auch sehr freuen, wenn rund um den Lustgarten in absehbarer Zukunft mal keine Baustelle wäre.
    Aber ich fürchte, das ist bei der Komplexität der einzelnen Bauwerke wohl auch ohne z.B. die Rekonstruktion der Dächer des Doms, Wunschdenken.