Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • @ Baumeista: Offensichtlich hast du im Geschichtsunterricht geschlafen. Wenn Bismarck und Wilhelm I. das Kaiserreich damals nicht gegründet hätten, würde Deutschland heute gar nicht existieren und diese Diskussion wäre wohl ebensowenig zustande gekommen. Zudem ist die Kritik am alten Nationaldenkmal vollkommen unberechtigt. Reinhold Begas gilt allgemeinhin als einer der wichtigsten Vertreter der Berliner Bildhauerschule.


    Das häufig zitierte Argument, wonach eine Rekonstruktion des Denkmals nicht mit den heutigen demokratischen Grundsätzen vereinbar sei, kann ich ebenfalls nicht gelten lassen. Wenn man so argumentiert, hätte der Schlossneubau auch nie beschlossen werden dürfen.


    @ tel33: Völlig richtig. Ich bin zwar von der Idee eines neuen Einheitsdenkmals nicht abgeneigt, den geplanten Standort halte ich jedoch für unpassend. Abgesehen davon lässt die Qualität des Siegerentwurfs doch stark zu wünschen übrig.


    @ Konstantin: Den Blick auf die prächtige Barockfassade durch windschiefe Hütten und halbverfallene Baracken verstellen? Nein, danke! Die Schlossfreiheit soll auch in Zukunft eine "Freiheit" bleiben.

  • Genau! Ganz Deiner Meinung,ARCHITEKTATOR!


    Ich hoffe,dass die Denkmaldiskusion noch rechtzeitig in der deutschen Bevölkerung losgetreten wird.Es muss verhindert werden,das diese Entscheidung mit dem Einheitsdenkmal von der Politik unwiederuflich beschlossen wird.Noch ist nichts beschlossen.Es wurde nur der Wettbewerb um die zukünftige Denkmalplanung von einer Jury entschieden.Von der Politik ist noch keine Entscheidung gefallen.Wenn die Deutsche Bevölkerung sich jetzt klar für eine Rekonstruktion aussprechen würde,könnte man die Schale noch zu Fall bringen.Es muss jetzt von der Bevölkerung eine klare Meinung zur Denkmalfrage eingeholt werden.

  • Mit Verlaub aber mir fehlt hier etwas die Reflektiertheit. Und ich weiß nicht wann ihr in der Schule gewesen seid aber solch ein simples Geschichtsbild wird schon lange nicht mehr gelehrt - und wer nur Sentenzen aus Geschichtsbüchern wiederkaut ohne eigene Zusammenhänge herzustellen fällt eh durch. Es ist O-Ton Bismarcks dass er den neuen Staat aus dem von Preußen (Emser Depesche, eine List..) provozierten Frankreichkrieg "schmiedete". Das ist die beschämenste Grundlage für einen Staat die ich mir vorstellen kann. Auch sonst war das zweite Kaiserreich hochgradig autoritär, reaktionär und reformierte nur da wo der Druck der Straße unerträglich wurde (Soziale Frage). Mit der eisernen Zucht zu Untertanen, nicht Bürgern, wurde auch die Grundlage für die Nazis mit ihrem Führerstaat gelegt. Diesem Kapitel mit einem republikanisch finanzierten rekonstruierten Denkmal zu gedenken ist ein für mich abstoßender Gedanke.


    Wenn ihr unbedingt die preußische Geschichte durchkauen wollt dann macht es bitte in einem Geschichtsforum oder via PN. Bitte wieder zurück zum Thema des Threads. Danke.
    Bato

  • buschi0421: mit Verlaub, aber aufgrund welcher Informationen kommst du denn darauf, dass sich "die Deutsche Bevölkerung" für die Reko eines Kaiserdenkmals aussprechen würde?

  • ^das sehe ich allerdings auch nicht. Andererseits würde sich wohl auch kaum eine Mehrheit für die wippende Banane finden.... ;)

  • Nachdem ja nun Thyssen-Krupp auf seine Repräsentanz am Schlossplatz verzichtet, könnte es genauso sein, dass auch die Wippe gekippt wird. Man liest oder hört kaum davon, nirgendwo Vorfreude. Ich glaube, der Entwurf hat sich bereits als Eintagsfliege entpuppt. Nur weil es einen Wettbewerb und einen Sieger gab, heißt das ja noch nicht Umsetzung, siehe besagte Thyssen-Hütte.
    Oder hat der Bundestag bei der Wippe bereits positiv und umunstößlich in Stein gemeißelt entschieden?

  • Nichts Genaues weiß man nicht

    @ Baukunst: Glaubt man diesem Bericht des Tagesspiegels, müssten die Gewölbe des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals derzeit saniert werden. Ob das stimmt, kann ich allerdings nicht sagen. Ein genauer Bautermin steht laut dem Bundesamt für Bauwesen auch noch nicht fest.


    Man kann ja nur hoffen, dass die Einheitswippe gestoppt wird. Als Alternative zu diesem Unsinnsprojekt schlage ich vor, zumindest die Kolonnaden wieder aufzustellen und das schöne Mosaikpflaster freizulegen.

  • ^
    Jap, das wäre auch mein Favourit: eine stilisierte Version des Wilhelm I Denkmals, ganz in weiß ohne Figuren und Schmuckelementen, nur die Kollonade und der Sockel. Auf dem Sockel dann eine schöne, methaphorische Figur im einfachen Stil bspw. zwei Menschen, die sich umarmen oder sich die Hand reichen.


    Das würde meiner Meinung nach mehr über den Umgang mit der Monarchie (verschwinden), der Wiedervereinigung (zwei Menschen->das Volk kommen wieder zusammen) und der Geschichte an diesem Ort (Erhalt der Dimensionen des alten Nationaldenkmals, aber im neuen Kontext, frei von Monarchie) aussagen.

  • Eine Gestaltung der Schlossfreiheit im Kontext zum Schloss wäre wünschenswert.
    Etwas mehr Harmonie anstelle von Bruch würde dem Stadtbild gut tun.


    Das Einheitsdenkmal existiert bereits in Form des Brandenburger Tores.

  • Die Wippe an sich sieht nicht so schlecht aus. Wird meiner Ansicht nach aber nicht der epochalen Bedeutung der Wiedervereinigung gerecht.

  • 1. das K.W. I Denkmal möchte ich nicht zurück haben. Ich hätte es gern mal in Original gesehen. War sicherlich beeindruckend, wenn nicht gar furchteinflößend (ich erinnere mich, wie als Kind Angst vor den Löwenstatuen im Tierpark Berlin hatte, die ja Teil des Denkmals waren). Trotzdem wäre ein Nachbau das falsche Symbol.
    2. Zur „Wippe“: auch wenn ich die Idee ganz gut finde, die Umsetzung macht mir Sorgen. Wie wird es unter der Schale aussehen. Bereiche dürften nicht betreten werden, da man sonst „erdrückt“ würde. Der Müll oder auch normaler Dreck wie Blätter sammeln sich darunter.

  • ^
    1.Nein, eine komplette Reko wäre auch nicht zeitgemäß, der Nutzen und die Symbolkraft noch kritischer, als der vom Humboldt-forum für die Gegner.


    2. Ich finde zwar die Symbolkraft einer Wippe nachvollziehbar, aber das Prinzip ein Deutsches Denkmal für die Wiedervereinigung mit einem Kinderspielplatzgerät ("Kinderwippe") zu verbinden, finde ich persönlich einfach nur kindlich und peinlich. Dann doch lieber die zwei Kugelhälften von Kleihues. Das wirkt zwar auch ziemlich fremd, aber durch diese an sich einfache Geometrie (Kugel) wiederum beeindruckend.
    Siehe: http://www.kleihues.com/de/pro…nheitsdenkmal-berlin.html



    Eine Herangehensweise mit stilisierten Kollonaden wurde ja im Wettbewerb von Jäger Jäger Architekten vorgeschlagen: http://www.bbr.bund.de/cln_032…_Bild,property=poster.jpg


    oder auch von Sauer Architekten Berlin:
    http://www.bbr.bund.de/cln_032…_Bild,property=poster.jpg


    oder von Gildo Eisenhart:
    http://www.bbr.bund.de/cln_032…_Bild,property=poster.jpg


    Interessant auch dieses hier, welches das ursprüngliche Nationaldenkmal als Vorbild hat, aber statt Kaiser und sonstiger Figuren, versammelte Menschen (das Volk) drauf platzieren lässt:
    http://www.bbr.bund.de/cln_032…_Bild,property=poster.jpg


    Hier sind übrigens weitere Wettbewerbsteilnehmer zu sehen:
    http://www.bbr.bund.de/cln_032…stellung/ausstellung.html

  • Bei dem Entwurf von Gildo Eisenhart muss ich irgendwie sofort an das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten denken! :mad:


    Nix gegen dieses "Denkmal", aber sowas sollte nicht vors Schloss, da bin ich echt eher vom Vorschlag von Sauer überzeugt!

  • Standort Einheitsdenkmal

    Ich find auch, dass die Wippe (wenn man se denn überhaupt haben muss - also andere Entwürfe gefallen mir auch besser) woanders hingehört:
    - Auf den Pariser Platz (hinterm Brandenburger) oder noch besser
    - auf den Platz des 18. März (vorm Brandenburger) oder
    - auf einem Einheitsforum (Neubebauung Marx-Engels-Forum) oder
    - aufs geplante Bürgerforum vor der Waschmaschine.
    Am Schloss hat das nix zu suchen!

  • Ich sage immer noch: Das gehört auf den Platz der Republik vorm Reichstag! Einfach ne Säule, oben drauf ne schöne (oder auch abstrakten) Frau namens Concordia oder Libertas oder was auch immer. Auch als Anspielung auf die Siegessäule (natürlich in einem heutigen Stil). Oder - noch besser - einfach nur ein Obelisk (mit dem Grundgesetz eingraviert oder so), wie sie schon seit Jahrtausenden verwendet werden, ohne viel philosophisches Gedöns. Wär sicher einfacher Durchzusetzen, weil es ja eine recht simple Form ist und die Stilfrage nicht zum Streitpunkt werden kann. So sehen auch viele andere Freiheits-, Unabhägigkeits- und Friedensdenkmäler aus und an solchen Plätzen stehen auch vergleichbare Denkmäler. Oder muss Berlin mal wieder aus der Reihe tanzen? Außerdem stünde vor dem Bundes des heutigen, wiedervereinigten, demokratischen Deutschlands, und nicht vor dem "absoultistischen" Schlossneubau oder dem ehem. Standort der sozialistischen Volkskammer.
    Der Platz ist nur zur Hälfte eingefasst, an 2 Seiten geht die grüne Wiese in den grünen Tiergarten über. Nach Norden hin folgt auch eine Grünfläche auf die andere. Die Wiese ist leer, ohne Blickfang. Drauf rumliegen kann man auch mit Denkmal noch. Für den Sockel des Nationaldenkmals findet sich auch ne andere Nutzung (s.o.)

    3 Mal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Der Platz der Republik wäre mein zweiter Favorit, noch besser fände ich das Bürgerforum in der Lücke des Bandes der Republik.
    Einen Obelisken wirst du aber mit ziemlicher Sicherheit komplett vergessen können Ben - fände sowas auch ziemlich cool - weil das nicht abstrakt und intellektuell genug wäre. Wir Deutschen kennen doch unsere Neurosen. Und weil irgendwann während des Dritten Reiches irgendein Architekt an irgendnem Ort mit Sicherheit auch schon mal einen Obelisken errichten wollte, ist das natürlich "historisch belastet". Auf eine Wippe ist noch niemand gekommen, keine historischen Bezüge also. Ein Denkmal in Sofaform hat das allerdings auch nicht. Oder in Form einer Zapfsäule.... SO einen sinnentleerten gleichzeitig intellektuell überhöhten Quatsch kann man eben nur in D erwarten! Rühmliche Ausnahme ist das wunderbare Leipziger-Montags-Denkmal: eine Säule wie in der Kirche dahinter (Nikolai oder Thomas, bin mir gerade nicht sicher), allerdings hat Leipzig mit seinem neuesten Denkmalentwurf (siehe Leipzig-Thread - der "Kinderspielplatz" mit den bunten Würfelchen) endlich wieder Anschluss an das hohe Niveau der Bundesrepublik gefunden ;)

  • Nicht zu vergessen, dass der Obelisk aus dem alten Ägypter, einer patriarchalischen, absolutistischen, barbarischen, imperialistischen, polytheistischen Gesellschaft stammt. Frau Roth und Herr Geißler würden im Karree springen. :D


    Das Denkmal in L ist wirklich toll. Es ist so...einfach und wohl deshalb in seiner Form wohl für jeden ansprechend.

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • ^also Knobelsdorff und dem alten Fritzen haben sie gefallen, stehen ja noch etliche in der Mark herum. Insofern vielleicht ein ganz nette Reminiszenz, wenn es schon Wilhelm nicht mehr sein darf. Aber das ist wohl auch nicht das, was Frau Roth & Co. gefallen würde...

  • Deutschland - das Land der Kultur

    Man kann ja nur hoffen, dass die Einheitswippe gestoppt wird. Als Alternative zu diesem Unsinnsprojekt schlage ich vor, zumindest die Kolonnaden wieder aufzustellen und das schöne Mosaikpflaster freizulegen.


    Das wäre die beste Lösung. Und eine salomonische dazu.


    Die historische Anbindung ist so wichtig. Ich verstehe nicht, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, zumindest die alte Fassung nicht wiederherzustellen. Ich verstehe diese politisch korrekten Banausen nicht, die kein Gefühl haben für den Wert und die Identitätskraft dieser und anderer historischer Bauten.


    Das, was dann später da noch rein kommt, da kann man immer noch drüber reden. Und es wäre Symbolik zugleich. Ein Nationaldenkmal ohne Kaiser Wilhelm.


    Wir Deutschen sind doch so sophisticated. Und dann sind wir ja noch in der Postmoderne. Also machen wir genialen Deutschen ein zeitlich sich entwickelndes Nationaldenkmal.


    Niemand macht uns in Symbolik und so was vor.


    Über die nächste Stufe des Einheitsdenkmals entscheiden wir dann später. Ich würde ja einen abstrakten Monolithen wie bei Stanley Kubrick präferieren. Der müßte ungefähr so groß sein wie Wilhelm dannomals, also mit Pferd und Podest.


    Der Monolith wäre schwarz und symbolisiert in dieser Kompaktheit die Einheit - die unverbrüchliche. Und in seiner Abstraktheit wiederum die Freiheit.


    Gleich drei Dinge auf einmal: Einheit, Freiheit und Kolonnaden. Plus noch sophistische deutsche Denkerkraft und Kulturzeug und so. Richtig künstlerisch und postmodern gebrochen. Wie dat Schloß nebenan.


    Im Grunde genommen ist das Einheitsdenkmal am Schloß gar nicht so schlecht. man sollte es auch als "Geschichtseinheits"-Denkmal begreifen. Der Schloßaufbau und dat Nationaldenkmalaufbau symbolisieren auch, daß wir uns wieder zu unserer Vergangenheit bekennen und das Wertvolle, das verloren wurde, wieder herstellen.


    Mehr Symbolik geht nicht. Das können nur wir Deutschen.

  • Echter Berliner
    du liebe güte.. freunde er sich doch mal mit dem gedanken an dass man das vergangene zertstörte nicht wieder befriedigend zurückholen kann. ohne dass es eine art disney world wird, eine hülle nur. das nimmt ja schon pathologische formen an. und reflektiere er auch einmal was dazu geführt hat, dass es zerstört wurde. und lebe er mal im hier und jetzt. man kann durchaus ohne schaden an der seele zu nehmen in der jetztzeit leben. ihr streben nach harmonie und ästhetik in allen ehren.