Bebauung des Hauptmarkts

  • Ich wäre für den Neptunbrunnen in der Mitte des Platzes gewesen. An den Nord und Süd Seiten hätte ich Bäume pflanzen lassen und darunter Bänke anbringen lassen. Danach hätte man sich über das Pflaster und die Beleuchtung unterhalten können. DIESE Maßnahmen hätten von den Fassaden abgelenkt und den Platz strukturiert.


    So wie er jetzt ist und sein wird, hat er für mich den Charme eines leerstehenden Parkplatzes mit Marktbuden drauf.


    Die Funktion der Platzes für Großveranstaltungen ist für mich sekundär. Lieber weniger Buden am Christkindlesmarkt und weniger Zuschauer beim Bardentreffen und dafür einen tollen Platz für die restleichen 360 Tage im Jahr


    Gibt es denn ernsthafte Bestrebungen, die Fassaden umzugestalten?

  • Neues Pflaster bringt gar nichts. Man müsste ja doch wieder ein ähnliches Pflaster verlegen, glatte Platten gehen denkmalsschützerisch wohl gar nicht. Ich denke auch, die triste Randbebauung verschandelt den Platz.
    Ich denke aber, entscheidend ist, dass der Platz tot ist, es sei denn es ist Markt (sind aber meist auch nicht viele Stände).
    Ein Problem ist, dass es eigentlich wenig Gastronomie gibt und die befindet sich dann oft noch im 1. Stock, d.h. Bestuhlung auf dem Platz ist fast unmöglich.

  • Tatsächlich nützt man ja auch weitgehend das alte Pflaster, es wird nur neu verlegt. Alleine dadurch spart man schon ne Menge Geld.


    Größtes Potential für Aussengastronomie hat ja baulich die Westzeile des Hauptmarktes. Sie hat den ganzen lieben langen Tag Sonne und es stehen dort keine öffentlichen Gebäude. Wenn nun wie vorgesehen die Straße dort verschwindet, entsteht Platz für eine gastronomische Nutzung der Erdgeschosszone.
    Wie ja bereits erwähnt, will Schmelzer das Gebäude an der Ecke zur Waaggasse umbauen. Dort gab es im 1. Stock schon mal ein Lokal. Die Betreiber beklagten stets die fehlende Möglichkeit für Aussengastronomie. Das ändert sich ja jetzt.
    Ob sich der alte ranzige Supermarkt (Rodi) an solch einer Stelle dann noch dauerhaft lohnt ist auch eine Frage. Palettenware kann man andernorts wohl günstiger verkaufen. Als Investor oder Besitzer würde ich jedenfalls bald gewinbringendere Konzepte verfolgen.


    Die neuen Plänen haben durchaus Potential. Sie schaffen Druck zur Veränderung!


    d.

  • Eine Neugestaltung ist in jedem Falle ein Fortschritt. Ob er aber auch die gewollten Effekte bringt wird man sehen. In der Tat wird sich wohl die Randbebauung im Westen erst dann verbessern, wenn man die Rahmenbedingungen anpasst und der Platz an Attraktivität gewinnt.
    Interessater Weise finde ich persönlich die südliche Bebauung ganz und gar nicht schlimm. Sie schaut zwar nicht super schick aus, aber letztens Endes findet nur in und um ihr überhaupt irgend etwas statt. Und dir Leute blicken überwiegend von dort auf den Hauptmarkt, und weniger vom Hauptmarkt darauf. Ich sehe also im Süden eher weniger Handlungsbedarf. Allerdings dort, wohin man vom Südrand blickt.


    Es hat außerdem einen gewissen Reiz, dass der Hauptmarkt bis heute seinen Charakter als Wochenmarkt erhalten hat!!!! Mir gefällt das sehr und ich bin gerne dor. Ich finde aber die Bebauung und auch das gesamte Flair im Westen ist sehr unwürdig für eine "gute Stube" einer Stadt dieser Größe...

  • Der Markt ist das einzig Positive am Hauptmarkt. Er belebt den Platz. Leider sind eben unter der Woche relativ wenig Stände da, nur Samstag ist mehr los. Und Sonn- und Feiertags ist natürlich Kahlschlag.
    Und nochmals: was ein anderes Pflaster bringen soll, leuchtet mir überhaupt nicht ein. Das Geld für eine Neupflasterung könnte man sich sparen.


    Es gibt viele Dinge, die für das Ambiente am Hauptmarkt kontraproduktiv sind: auch der Ami-Schnellfrass gehört dazu.
    Wenn man das mal mit der Gastronomie rund um die Frauenkirche in Dresden vergleicht ...
    Man muss nicht mal so weit gehen, auch in Schwabach ist der Marktplatz attraktiver.

  • Nürnberg hinkt den städtebaulichen Standards halt 20 Jahre hinterher.


    edit:
    Laut NN ( LINK ) kommen die Pläne für den Hauptmarkt auch nicht so recht an. Ich kanns verstehen. Wenn man sich die Pläne vergleichend betrachtet, die im Hauptbahnhof ausgehängt sind, merkt man schnell, dass diejenigen, die die geringste Änderung vorsehen, die Favoriten sind. Und selbst tiefgreifende Pläne verändert eigentlich nichts, was ein Tourist auf seinen Fotos erkennen könnte.
    Es geht halt echt nur um den Fußboden, Mülleimer und Laternen.

  • Stadtpolitk und -verwaltung haben wieder das bekommen was sie wollten: (enttäuschende) Ergebnisse eines Wettbewerbs, bei dem alles so bleiben muss wie es ist, sich aber alle vorne hinstellen können, um ihre wichtigkeit darzutun.


    Das Ergebnis wird sein: am Obstmarkt wird sich was ändern, aber nicht allzuviel, wenn die Planung erstmal durch Verwaltung und Politik durch ist und die Sachzwänge, Vorschriften und gesetzlichen Zwänge zuschlagen (die es in anderen Städten komischerweise oft si nicht gibt). Am Hauptmarkt wird maximal das Pflaster neu verlegt, dann ist kein Geld und kein Wille mehr da.


    Geschichte wiederholt sich in Nbg., siehe bspw. den Wettbewerb Bahnhofsvorplatz vor ca. 15 Jahren. Selbst der Umbau vor einem halben Jahr zur Anbindung der neuen Straßenbahnstrecke hat nur den Status Quo weiter zementiert.




    (zum Egidienplatz: der damalige Antreiber hat Nürnberg verlassen und ist mittlerweile Baureferent in Erlangen; da wird sich auch nichts mehr tun...
    http://www.erlangen.de/de/desk…tabid-213/1075_read-7095/)

  • Das gehört jetzt zwar nicht direkt hierher, aber das mit den Sachzwängen und Vorschriften wollte ich doch nochmal aufgreifen.


    In Nürnberg werden reihenweise Brüstungen und Geländer erhöht, wegen der ach so großen Gefahr.
    Komischerweise ist das in anderen Städten offenbar nicht so dramatisch.
    Z.B. in Passau am Innufer. Das ist doch deutlich gefährlicher als die Mauer am Burggraben. Dort gibt es aber gar kein Geländer ...


    Es gibt in Nürnberg offenbar einige Wichtigtuer, die meinen, sie müssten päpstlicher sein als der Papst. Dieser Blödsinn kostet aber viel Geld, das an anderer Stelle fehlt.

  • Da gibt es doch die Idee, am Westen des Hauptmarktes eine "Regenrinne" zu bauen. Wie ist denn das zu verstehen? Ist das jetzt wirklich nur eine Regenrinne oder ein Wasserlauf?`
    Sollte es ein Wasserlauf werden, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, wie die Plastikverpackungen reihenweise vom amerikanischen Schnellfrass da bergab schwimmen ...
    Das dürfte die Attraktivität des Hauptmarktes ungeheuer steigern!

  • Mal ein Bild der südlichen Vorkriegsbebauung, um mal deutlich zu machen, dass es dort nicht die prächtigsten vorstellbaren Fassaden gegeben hat.


    Foto


    Interessanter finde ich die Nordseite, Westseite und auch an der ostseite könnte man "optimieren".


    Ostseite. Klasse Anblick, dieser nördliche nachbargiebel zur Frauenkirche.

  • Also ganz so toll war der Vorkriegs-Hauptmarkt auch nicht in jeder Beziehung. Mich stören vor allem diese komischen Ladenarkaden.
    Übrigens finde ich den Nachkriegsbau des (neuen) Rathauses am Hauptmarkt durchaus gelungen. Die Fassade wurde liebevoll gestaltet. So etwas gibt es heute nicht mehr - nur mal das Wirtschaftsrathaus damit vergleichen. Ich finde die 50er-Jahre-Architektur war um Längen besser als das was danach kam - obwohl damals wirklich Not herrschte. Heute werden offenbar nur noch 08-15-Teile verbaut - keinerlei Gestaltung.

  • Die Südseite war die schwächste, in der Tat.
    Ich finde auch den Bau links der Frauenkirche furchtbar (also nordostseite), halte aber die Westzeile für den Schlüssel zur Aufwertung.
    Leider stimmt ja der Raumeindruck durch Aufweitung der Waaggasse/Hauptmarkt auch nicht mehr so ganz. Aber auch damit lässt sich leben. Nur diese Fassaden!
    Das neue Rathaus finde ich übrigens auch super. Ein wirklich schickes Gebäude, auch im Vergleich zur Vorkriegssituation.


    d.

  • Jep.
    Der Bau links / nördlich der Frauenkirche ist nicht optimal, und die Westbebauung muss verbessert werden.


    Der Platz an sich gefällt mir gut wie er ist. Die auf den Fotos sichtbaren Ladenarkaden sind ja um die Jahrhundertwende oder so abgebrochen worden. Sie haben den Platz ja auch etwas enges und düsteres verliehen, wie ein Kreuzgang in einem Kloster.


    Ich bin auch kein Fan des Plans, den Neptunbrunnen dort wieder aufzustellen. Der ist meines Erachtens viel zu groß für den Platz und lässt dem schönen Brunnen kaum mehr Raum zu wirken. Zwei Brunnen sind eh zu viel für einen Platz. Auch der Neptunbrunnen wurde kein Opfer des Krieges sondern man hat ihn sicher aus ähnlichen Erwägungen viel Früher in den Stadtpark abgeschoeben. Zu Recht wie ich finde.

  • nothor,


    du ahnst nicht welches heiße Eisen du bezüglich des Neptunbrunnens da anfässt.


    Ursächlich für die Umsetzung des Neptunbrunnens waren die Nazis. Sie wollten Platz auf dem Hauptmartk und verbannten den "jüdisch finanzierten" Brunnen von hier.


    Wahrscheinlich gibt es keinen zweiten Brunnen auf dieser Welt mit einer ähnlich abstrusen Geschichte.


    nachzulesen hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/N…unnen_%28N%C3%BCrnberg%29


    d.

  • Ich bin auch kein Fan des Plans, den Neptunbrunnen dort wieder aufzustellen. Der ist meines Erachtens viel zu groß für den Platz und lässt dem schönen Brunnen kaum mehr Raum zu wirken. Zwei Brunnen sind eh zu viel für einen Platz. Auch der Neptunbrunnen wurde kein Opfer des Krieges sondern man hat ihn sicher aus ähnlichen Erwägungen viel Früher in den Stadtpark abgeschoeben. Zu Recht wie ich finde.


    Der Neptunbrunnen wurde in erster Linie deshalb vom Hauptmarkt entfernt, weil er bei den Paraden bei den Reichsparteitagen als störend empfunden wurde. Daß sein Stifter Ludwig Gerngroß Jude war hat sicher auch eine Rolle gespielt, aber so überragend wichtig scheint das nicht gewesen zu sein, sonst hätte man den Brunnen nicht am damaligen Schlageterplatz (benannt nach einem nationalsozialistischen "Märtyrer") vor dem Gauhaus der NSDAP wiederaufgebaut. Dort mußte er dann erst in den frühen 60ern - der Platz war schon längst wieder der Marienplatz und in das frühere Gauhaus waren die Nürnberger Nachrichten eingezogen - dem Straßenverkehr weichen. (Aufgrund der Zeit, die ich für meine lange Antwort gebraucht habe, hat Dexter das Thema ja inzwischen auch schon angerissen)


    Ich könnte mir den Brunnen sehr gut wieder auf dem Hauptmarkt vorstellen. Eine Rückkehr an seinen exakten ursprünglichen Standort in der Platzmitte war meines Wissens sowieso nie gewünscht, sondern mehr in Richtung Plobenhof, also Südosten und damit dem Schönen Brunnen diagonal entgegengesetzt.


    Die Südseite des Hauptmarkts war natürlich schon vor dem Krieg die schwächste, aber sie ist auch jetzt mit Abstand die schwächste, trotz aller berechtigter Kritik speziell an der Westseite. Die banal-beliebige Architektur des Kappler-Blocks ist dabei das eine, aber auch die Terrasse hat meiner Meinung einen sehr negativen Einfluß. Es mag zwar ganz nett sein, von dort einen erhöhten Überblick über den Platz zu haben, aber Gäste sitzen dort so abgeschottet vom eigentlichen Platz, daß diese Außengastronomie nicht belebend wirkt. Und im Gegenzug muß man im Erdgeschoß erst durch diesen wenig einladenden dunklen Bereich unter der Terrasse, um an die Laden- oder Restauranteingänge zu gelangen. Diese Erdgeschoßzone wird praktisch gar nicht wahrgenommen, sondern verschwindet optisch in einem dunklen Loch. Für den Platz wäre es viel besser, wenn es die Terrasse nicht gäbe und die Außengastronomie ebenerdig stattfinden würde; ein bißchen Außengastronomie gibt es hier zwar, aber nicht viel und eben auch nicht sehr einladend.


    Die Westseite ist natürlich diejenige, bei der am meisten Chancen für Verbesserungen existieren, da man hier auch ohne komplette Neubauten einiges erreichen könnte. Vorbild ist hier natürlich Hauptmarkt 9 (Korn & Berg): Sprossenfenster, ein Chörlein an die Fassade, einen Erker aufs Dach und ein passender Putz - schon war das Haus Hauptmarkt-kompatibel umgebaut. Hauptmarkt 15 (ehemals Behaimsches Haus, heute McDonalds) böte für eine solche Umgestaltung ebenso ideale Voraussetzungen wie Hauptmarkt 7 (Restaurant Hauptmarkt/Photo Porst), das sogar noch sein Chörlein hat und abgesehen vom Dach noch der Vorkriegsbau ist, ein vor ca. 100 Jahren in stärker Anlehnung an den jahrhundertealten Vorgängerbau erstelltes Gebäude. Das ursprüngliche Dach von Hauptmarkt 7 wiederherzustellen wäre freilich eine umfassendere Maßnahme. Der größte Störenfried auf der Westseite ist aber Hauptmarkt 11/13, wo leider zwei Grundstücke zusammengefaßt wurden. Selbst schmalere Fenster, Sprossenfenster, Erker und Chörlein wären nicht viel mehr als notdürftige Reparatur. Eigentlich ist wieder eine Aufteilung in zwei Gebäude mit unterschiedlichen Trauf- und Firsthöhen nötig, aber hierfür habe ich keine große Hoffnung. Daß die Verkürzung der Bebauung am nördlichen Ende der Westseite und Verbreiterung der Waaggasse sich auch negativ auf den Platz auswirken ist auch klar, aber hier habe ich auch keine Hoffnung, daß sich etwas ändert. Allerdings könnte Hauptmarkt 17 das nächste Haus sein, das auch äußerlich umgestaltet wird, und da meines Wissens auch Hauptmarkt 9 ein Objekt der Alpha-Gruppe ist (oder zumindest zum Zeitpunkt der Umgestaltung war - wenn ich mich hier täusche, dann möge man mich korrigieren), habe ich doch ein bißchen Hoffnung, daß hier eine Besserung eintritt (wenngleich die Pläne für den Augustinerhof diese Hoffnung dann doch wieder schwinden lassen).

  • Zum Neptunbrunnen:


    Ohne das geschichtlich bewerten oder begründen zu wollen, ich sage das nur rein subjektiv als mein eigenes Geschmacksempfinden: Den Neptunbrunnen vermisse ich nicht auf dem Hauptmarkt. Und viele der historischen Aufnahmen des Neptunbrunnes wirken auf mich etwas seltsam. Irgendwie passt dieser flächenmäßig große Brunnen nicht so recht auf den leicht abschüssigen Hauptmarkt. Um ihn mehr erleben zu können, müsste man ihn m.E. etwas versenkt aufstellen, ohne die vielleicht anderthalb Meter hohe Wanne so weit aufragen zu lassen.
    Falls eine Mehrheit aber entscheidet, ihn wieder dort aufzustellen, ist mir das auch Recht.
    Ich denke nur dass von dieser Maßnahme keine echte Attraktivitätssteigerung des Platzes zu erwarten ist, sondern vielmehr spielt die Nutzung und Bebauung des Randes des Hauptmarktes eine Rolle, wie Norimbergus erläutert hat.

  • @ norimbergus,


    da es sich bei Hauptmarkt 11/13 (Rodi & Norma) um ein reines Geschäftshaus handelt (im Falle Hauptmarkt 15 bin ich mir da nicht sicher) bin ich verhalten optimistisch das sich hier in den nächsten Jahren was tut. Außerdem steht das Haus auf einem ziemlich großen, daher attraktivem Grundstück.


    Die aktuellen Anforderungen an Büro und Geschäftshäuser erfüllt das Gebäude ohnehin nicht. Zu niedrige Decken, zu wenig Raum für aktuelle Einkaufskonzepte (die Flächenexplosion moderner Supermärkte ist ja enorm!). Keine Tiefgarage. Und dann ist es noch nicht einmal repräsentativ.


    Ähnlich verhält es sich mit so manchem Bau in der Nachbarschaft. Umbau oder Abriss dürfte in so manchem Fall bald zur Debatte stehen. Viele Gebäude aus der Wiederaufbauzeit kommen nun gleichzeitig in die Jahre. Wie schnell so manches Haus verschwinden kann führte der Abriss von "Betten Nagel" vor Augen.


    Wichtig ist das hier nicht wieder geschlafen und frühzeitig auf die Qualität geachtet wird. Ich sehe ein Forum wie dieses daher auch als Möglichkeit der Nachrichtenverbreitung, der Diskussion, der indirekten Beteiligung.


    d.

  • da es sich bei Hauptmarkt 11/13 (Rodi & Norma) um ein reines Geschäftshaus handelt (im Falle Hauptmarkt 15 bin ich mir da nicht sicher) bin ich verhalten optimistisch das sich hier in den nächsten Jahren was tut. Außerdem steht das Haus auf einem ziemlich großen, daher attraktivem Grundstück.
    [...]


    Gerade das große Grundstück ist ja das gravierende Problem. Man müßte hier wieder zwei Häuser bauen - und zwar wirklich zwei Häuser mit etwas unterschiedlichen Geschoßhöhen, Trauf- und Firstlinien, damit die Westseite wieder einen angenehmen Rhythmus erhält. Aber wer teilt schon ein solches Grundstück wieder in zwei kleinere Einheiten auf? Außerdem kann man sich heutzutage doch wirklich nicht sicher sein, daß ein Neubau besser sein wird als der Vorgänger aus der Wiederaufbauzeit.


    Deshalb finde ich, daß Hauptmarkt 15 die besten Möglichkeiten bietet, da es schon sehr gut proportioniert ist und eigentlich nur noch Kosmetik benötigt. Ob dort demnächst mal neue Fenster geplant sind oder ob die aktuellen noch recht gut sind und der/die Eigentümer in absehbarer Zeit keinen Handlungsbedarf sehen kann ich nicht beurteilen; wichtig wäre aber, daß die Stadt in Kontakt mit dem/den Eigentümer/n steht, möglichst sogar Sprossenfenster für den Fall einer Sanierung vorschreibt. Für Erker und Chörlein ließen sich evtl. die Altstadtfreunde als Finanzierungspartner gewinnen. Aber so etwas funktioniert natürlich nur, wenn die Stadt nicht von den Sanierungsmaßnahmen überrascht wird. Wenn die alten Fenster schon rausgerissen werden und bei der Stadt der Antrag eingeht, daß auf dem Gehsteig ein Gerüst für Putz- oder Dachdeckarbeiten aufgestellt werden kann, dann ist es zu spät.


    Ich weiß aber nicht, inwieweit die Stadt in solchen Fällen Kontakte pflegt. Das betrifft ja nicht nur den Hauptmarkt, sondern auch andere Straßen und Plätze, man denke etwa an Albrecht-Dürer-Platz 3 (Antiquariat Heubeck); aber gerade die Sanierung des Nachbarhauses Füll 4 vor nun schon einigen Jahren spricht nicht gerade dafür, daß bei der Stadt großer Wert auf altstadtgerechte Fenster gelegt wird - selbst in einem wesentlich besser erhaltenen Ensemble nicht (bodentiefe Fenster! In der Füll! Völlig idiotisch - gibt es denn nur noch Banausen?). Und die letzten Neubau- und Sanierungsmaßnahmen in der östlichen Unteren Wörthstraße im Umfeld der Oberen Karlsbrücke waren ja auch wieder ernüchternd (http://picture.immobilienscout…0/511/288/130511288-1.jpg) - wieder bodentiefe Fenster, dazu noch über Eck etc. pp. - was hat das in dieser Lage zu suchen? So etwas raubt einem jegliche Hoffnung, auch für den Hauptmarkt. Wenn nicht der Eigentümer selbst ein Interesse an altstadtgerechter Gestaltung hat wie bei Hauptmarkt 9, dann kann man die Sache in Nürnberg vergessen - auf die Stadt braucht man jedenfalls nicht zählen.

  • Ich bin wahrscheinlich weitaus weniger mit der Materie "Nürnberger Bauordnung vor 45" vertraut als du Norimbergus. Daher bin ich wahrscheinlich auch weniger streng wenn es um die Verletzung dieser Reglements geht.
    Alles in allem fällt es mir, als jemandem der nicht mehr in Nürnberg wohnt, sicherlich auch leichter mit den immer wieder geschehenden baulichen Fehltritten umzugehen. Allerdings würde ich auch behaupten, dass diese vor 45 ebenso passierten, wenngleich seltener da viel weniger Bautätigkeit herrschte.


    Generell Empfinde ich in den letzten 15 Jahren durchaus eine Verbesserung bezüglich der Attraktivität in der Altstadt.



    Trotzdem zwei Dinge:


    1. Die Stadt ist ja kein feststehendes, unwandelbares Ding. Die Leute in den Amtsstuben kommen und gehen. Wichtig ist eben, das in Zukunft bessere Leute kommen und die schlechteren vielleicht etwas schneller gehen.


    Mein zweiter Punkt wird nun etwas länger, ist aber wichtig für das oben geschriebene:



    2. Nürnberg ist in einer Art sozialstrukturellen Umbruchsphase.
    Die Stadt vor 1806 war ja ein baulicher Friedhof längst untergeganer, glorreicher Zeiten in Handel, Kommerz, Produktion.
    Anschließend entwickelte sich Nürnberg zu Bayerns industriellem Zentrum. Die Stadt wurde eine Arbeiterstadt. Allein das pittoreske, großbürgerlich designte Zentrum reichsstädtischer Zeit täuschte darüber hinweg.
    Nach dem Krieg blieb Nürnberg ein industrielles Zentrum. Der Wiederaufbau erfolgte (jenseits der beduetenden Kulturdenkmäler) in der Fläche teils sehr profan, kleinbürgerlich spießig eben. Höhepunkt dieses kleinbürgerlichen Nürnberg-Fürther Lebensgefühls war die stetige Glorifizierung der "Quelle".
    Wie wir wissen ist das alles Geschichte. Sie wirkt noch nach, aber im Grunde ist die Sache gelaufen.


    Zwischenzeitlich hat die Stadt ihren wirtschaftlichen Strukturwandel recht erfolgreich hinter sich gelassen. Das Pro-Kopf-Einkommen steigt, die Einwohnerzahl auch. Dank der infrastrukturellen Errungenschaften der Nachkriegsgeneration (der "kleinbürgerlichen") sind wichtige Eckpfeiler zukünftigen Erfolgs gelegt (U-Bahn, Messe, Hafen usw.)


    Mit steigenden Einkommen und differenzierter Sozialstruktur steigt auch das Bedürfnis nach Ästhetik. Reiche Städte sind, wie Nürnberg zu Dürers Zeiten, meist schöne Städte.


    Geduld ist also angesagt. Druck machen. Aufklären, alternativen Aufzeigen. Die generellen Rahmenbedingungen für Verbesserungen sind nicht die schlechtesten.


    d.