Leipziger-Platz-Thread

  • Einverstanden. Deine obige Argumentation hat halt anders geklungen. Sprich, schlichte Fassaden, weil das in der Entstehungszeit des Platzes auch so gewesen ist. Dabei könntest Du auch einfach sagen, daß Dir eben schlichte Fassaden einfach besser gefallen. Dazu ist es gar nicht notwendig, historische Legitimationen herzuleiten.

  • ^ Wieso das? Mir gefällt der schlichte preussische Barock sehr viel besser als der überbordende Historismus. Dir bleibt unbenommen das gutzufinden was du magst. Und wenn ich finde, dass die neuen Fassaden sehr viel eher Bezug nehmen auf diese Epoche als auf die andere bleibt das auch meine ureigene Meinung.
    Was willst Du eigentlich mal wieder? Deine charmante Art mal wieder hallo zu sagen? .... ;.)

  • Von daher finde ich gerade die auf die Schlichtheit der Entstehungszeit des Leipziger Platzes bezugnehmenden Fassaden sehr angenehm und für die Gesamtwirkung wohltuend.


    Entschuldige bitte, aber es sind doch deine eigenen Worte, wonach die aktuellen Fassaden Bezug nehmen auf die Schlichtheit, die die Fassaden während der Entstehungszeit des Platzes gehabt haben.


    Ich bezweifele, daß sich die heutigen Architekten tiefer gehende Gedanken gemacht und mit der Geschichte des Leipziger Platzes auseinander gesetzt haben, als sie ihre überwiegend ideenlosen Fassaden hingeklatscht haben. Es bringt doch nichts, die schlechten Leistungen der Architekten schön zu reden mit irgendwelchen historischen Bezugnahmen. Diese Schlichtheit ist aus meiner Sicht nichts anderes als Ideenlosigkeit. Aber man kann sich natürlich bei jedem Nachteil (=Ideenlosigkeit) auch einreden, daß es sich in Wirklichkeit um einen Vorteil (=Schlichtheit) handelt.

  • ....Diese Schlichtheit ist aus meiner Sicht nichts anderes als Ideenlosigkeit. Aber man kann sich natürlich bei jedem Nachteil (=Ideenlosigkeit) auch einreden, daß es sich um einen Vorteil (=Schlichtheit) handelt.


    Ich weiss nicht warum du diesen philosophischen Discours jetzt anstrengen willst, auch kann ich die von Dir so heraufbeschworene Ideenlosigkeit nicht erkennen.
    Ich habe versucht zu beschreiben wo die Fassaden nach meinem Geschmack besonders geglückt sind, nämlich in der Süd-Ost-Ecke durch die Gebäude von Christoph Langhof.
    Dein Beitrag zu dem Thema war Zustimmung zu rotem Granit und Goldbronze bei den Fensterbeschlägen die ein anderes Forumsmitglied forderte.
    Ich sehe nicht wie wir da jemals zusammenfinden sollten.
    Will ich auch gar nicht.
    Und dabei möchte ich es auch gerne belassen wenn's recht ist.

  • Die wohlproportionierten Pfeiler in Waschbetonoptik, das umlaufende "Gesims" darüber im Stile schönster Atlantikwallromantik - Chapeau, wenn das nicht einladend ist.

  • Es sind gleichen Reflexe. Sobald ein paar Viualisierungen raus sind geht das gezeter los. "Abstoßend", "Scheußlich", etc.


    Das was die die einen für Küchenfußboden oder Waschbeton (?) halten, könne optisch auch Granit sein. Wird es natürlich nicht! Wahrscheinlich wird es ein Kunststein.


    Wenn es aber tatsächlich so große Bauteile werden, wie in der Visualisierung zu sehen, dann seht das schon ganz gut aus!


    Wenn in ein paar Jahren der Platz fertig umbaut ist, kann man ein Resümee ziehen. Mehr als die etwas einfallslosen Fassaden stört mich der Pkw-Verkehr auf der Leipziger Straße.

  • Super, dass der Platz fertig wird!


    Dank an Stimman, der das Achteck auferstehen ließ!


    Wenn man es mit dem traurigen Alexanderplatz vergleicht, ist die Fertigstellung ein Wunder.


    Die Fassade wird sich eingliedern und meiner Meinung nach wird das Gesamtergebniss positiv.

  • Sobald auch nur irgendeine Architektur daherkommt, die nicht Rekonstruktion, Hochhaus oder zumindest historisierend ist, geht hier sofort das Gezeter los. Man kann sich die Dinge auch schlechter reden, als sie sind.


    Mir gefällt das Gebäude recht gut, vor allem das Zusammenspiel zwischen den rauen vertikalen und glatten horizontalen Strukturen.

  • Die Proportionen der Fassade ab dem zweiten Obergeschoss finde ich persönlich gelungen. Im Bereich der Verkaufsflächen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss haben die letzten Veränderungen im Vergleich zur ursprünglichen Planung jedoch zu einer Verschlechterung des äußeren Erscheinungsbildes des Gebäudes geführt. Die Wandscheiben und Gesimse sind generell zu breit geraten, werden nun durch die überbreiten Fenster noch zusätzlich betont und passen dadurch nicht mehr zur filigranen Gestaltung der darüberliegenden Etagen. Auch den Abschluss des Gebäudes mit flachem Gesims und unverhältnismäßig hoher Attika finde ich noch etwas unglücklich entworfen.
    Grundsätzlich haben wir es hierbei nicht mit einer extravaganten Fassade zu tun, das muss ich zugeben. Aber die klare Rasterfassade fügt sich sehr gut in die rationale Architektursprache des Leipziger Platzes ein und schließt somit dieses architektonische Thema nach Westen hin ab.


    Auf die Kunststeinfassade freue ich mich persönlich sehr. Bei einer hochwertigen Ausführung des Materials können solche Fassaden aus geschliffenem oder gesäuerten Beton mit grober Körnung hervorragend aussehen und dem Gebäude eine Kraft verleihen, die auch mit vorgehängtem Naturstein nicht erreicht werden kann. Kostentechnisch liegt der behandelte Beton jedoch auch über einer Verkleidung mit Naturstein (qualitätsabhängig).
    Eine ähnliche Fassade, ebenfalls aus Kunststein, hat Chipperfield kürzlich für ein Wohnhochhaus in New York entworfen. Auch beim Bürohaus am Petriplatz von Ortner&Ortner wurde ein Kunststein für die Fassade gewählt. Der Entwurf ist meines Erachtens in vielen Belangen leider komplett misslungen, aber das Material an sich ist wirklich toll.

  • Sobald auch nur irgendeine Architektur daherkommt, die nicht Rekonstruktion, Hochhaus oder zumindest historisierend ist, geht hier sofort das Gezeter los.


    Na ja, diese Aussage ist mit Sicherheit falsch. Der Neubau des Hotel One am Alexanderplatz hat im DAF überwiegend schlechte Kritiken erhalten, obwohl es sich um ein Hochhaus handelt. Wäre deine These richtig, hätte besagtes Hotel One bei der Bewertung besser abschneiden müssen, weil es ein Hochhaus ist.


    Unabhängig davon bin ich ebenfalls der Meinung, daß dieser Neubau am Ende viel besser und hochwertiger aussehen wird, als manche befürchten. Mir gefällt, wie sich die beiden Basisgeschosse, die den Sockel bilden, von den höheren Geschossen absetzen. Der zweigeschossige Sockel wirkt ein bisschen gedrungen, was ich aber nicht als schlimm empfinde. Der Sockel wirkt sehr massiv und solide. Das gefällt mir.

  • Hier mal ein Bild auf das Grundstück mit dem verschwundenen Plastikplanengerüst:



    Auf der "Baustelle" passiert noch nicht wirklich was, immerhin waren zwei Messknechte zugange:



  • ^ Danke für die aktuellen Fotos, Backstein!


    Die erkennbare Bauform (Kubatur) auf den von Batō gezeigten Visualisierungen ist vorgegeben, einerseits durch die rechtsseitige Bebauung und der gewünschten Torwirkung vom Potsdamer Platz aus gesehen, andererseits durch den an dem Entwurf von Hilmer/Sattler orientierten Bebauungsplan. Eine Diskussion über die Formensprache des Entwurfes erübrigt sich daher, glaube ich.


    Bei der Materialität schließe ich mich den Kritikern an, die Fassade sieht sehr betonlastig aus. Insbesondere auf dem unteren (Nacht-) Bild entstehen Assoziationen zu Waschbeton. In der Realität kann die Wirkung jedoch ganz anders sein. Geschliffene Kunststeinoberflächen können ihren Reiz haben. Erkennbar ist das Material auf beiden Visualisierungen nicht genau. Lassen wir uns überraschen und auf weitere Entwurfsbilder warten.

  • ^ Ebenfalls Danke für die Bilder, Backstein!


    Es wird einem deutlich, mit welcher exponierten Lage Berlins wir es hier zu tun haben. Das ist auf jeden Fall Kategorie Alexander-, Breitscheid-, beinahe schon Pariser Platz, wenn man sich dieser einmaligen Tor-Funktion zwischen diesen beiden urban geplanten Plätzen bewußt wird. Und, seitdem die 'potemkinschen Planen' verweht sind, springt einem dies noch mehr ins Auge.


    Leider kommen die vorgestellten Entwürfe des 'Trion' auch nicht annähernd an das heran, was vormals auf jene Planen gedruckt war. Wie gesagt, es handelt sich nicht um irgendeine Berliner Seitenstraße, sondern eine seltene Jahrhundertchance, das Stadtbild einer Metropole entscheidend zu beeinflussen.


    Bei den mittlerweile abgerufenen Immobilienpreisen, plus der Sondergenehmigung für äußerst lukrativen Gewerberaum in Reinstform, ist die vorgelegte Planung eine ästhetische Vergewaltigung und Verlangweiligung (wie wir sie in Berlin allzu oft vorgelegt bekommen). Gibt es in dieser Republik denn nirgendwo mehr ästhetisch empfindsame Entscheider, die hier ein Veto hätten einlegen können?


    Wie schon von anderen Foristen bemerkt, überzeugt das 1. 'Zwischengeschoß' überhaupt nicht: zu gedrungen, unmotiviert dazwischen gequetscht. Insbesondere die Torsituation verdient es, hier einen dezenten, architektonischen Akzent zu setzen, der die Horizontale etwas mehr betont und dem ganzen Block einen mehr ausgewogenen, einladenden Charakter vermittelt hätte.


    Hätte, hätte ... :confused: Nichtdestotrotz, ein Vorschlag, wie man auch mit limitierten, 'gewinnoptimierten' Mitteln ein befriedigerendes Ergebnis erreichen hätte können:




    (Bildnachweis: Trion, F100 Investment AG, Adaption des Autors)


    Die brutale Betonbalustrade wird zwischen Erd- und Obergeschoss aufgebrochen und die Fenster über zwei Etagen gezogen. Mehrkosten: geschätzte 100 Tsd. Euro. Ergebnis: Immer noch ein Block, aber mit etwas mehr Charakter, einem wohlproportionierten Akzent, der die Strenge abmildert ohne gleich ins Kitschige abzugleiten. (Vielleicht kann die Berliner Spassguerilla mit schwarzer Klebefolie später mal nachhelfen, und diesen umlaufenden Balken optisch liquidieren? :lach:)

  • Pfuh, ich hielte das eher für eine Verschlimmverbesserung. Das Ganze wird durch diesen Wechsel zwischen 1- und 2 Stockwerke hohen Fenstern viel zu unruhig.

  • Ich frage mich, was die Jury geritten hat, diesem unproportionierten Block den Vorzug zu geben und nicht dem Entwurf von Barkow-Leibinger. Wo der erstplatzierte Entwurf plump und gequetscht aussieht (insbesondere der meiner Meinung nach vollkommen misslungene Fassadenabschnitt zum Leipziger Platz hin), wirkt der Entwurf von Barkow-Leibinger durch seine Betonung der Vertikale leicht und filigran und korrespondiert meiner Meinung nach stilistisch deutlich besser mit den umgebenden Bauten als dieses geplante, grau-braune Etwas. Ich denke, die von Barkow-Leibinger vorgeschlagene Fassade mit den versetzten Klinkerelementen hätte sowohl von der Materialität, als auch von der Struktur eine deutlich bessere Wirkung entfaltet als der nun umzusetzende Entwurf. Insbesondere finde ich den subtileren Übergang vom Sockel zu den höheren Geschossen viel eleganter gelöst.


    Sicher kann man argumentieren, dass die entsättigten Visualisierungen von Barkov-Leibinger zu gekünstelt wirken (sofern ich weiß, sind die Bäume am Leipziger Platz auch keine Kirschbäume) und ich frage mich, ob das ein Grund sein könnte, wieso man diesen Entwurf auf den 2.Platz abgestraft hat, aber letztendlich geht es doch um die Architektur... und für mich steht außer Frage, dass der Entwurf von Barkow-Leibinger dem von léonwohlhage um Längen überlegen ist.


    Tut mir leid, wenn ich zu sehr gegen den aktuellen Entwurf "wettere", aber ich finde es zum Verzweifeln, dass die Jury an dieser so zentralen Stelle mit Torsituation, bei der es immerhin um den architektonischen Abschluss eines der wichtigsten städtebaulichen Ensembles nach der Wiederverinigung geht, für einen derart mittelmäßigen und unangepassten Entwurf entscheidet, anstatt dem Leipziger-Platz metaphorisch gesprochen das "Sahnehäubchen aufzusetzen", das die Qualität des Ensembles nochmal deutlich gesteigert hätte. Wofür brauchen wir überhaupt Architekturwettbewerbe, wenn es die Jurys nichtmal an so zentralen Stellen schaffen, durch ihre Entscheidung qualitativ hochwertige Architektur zu fördern und architektonische Akzente zu setzen? Stattdessen kommt dann so eine Zelebrierung von Mediokrität und Einfallslosigkeit raus.


    So, jetzt habe ich mich wieder ein wenig beruhigt. :D

  • Ich glaube deine Kritik steht hier absolut nicht alleine dar. Eine Mehrheit der Forums User wird der jetzigen Umsetzung aus meiner Sicht sehr kritisch gegenüber stehen, da - wie von dir genannt - plump, alles in allem eher enttäuschend.


    Ich kann dem von dir genannten Entwurf auch deutlich mehr abgewinnen.