Dresden: Innere Neustadt

  • ^ Von der Straßenflucht würde es in jedem Fall passen. Der Anschluss an die Ostseite dürfte schon schwieriger werden. Zwischen dem jetzigen Hotelende und dem historischen Standort der Großer Meißner 5 liegt, wenn ich es richtig einschätze, ein kleiner Spalt. Man müsste dementsprechend das Hotel um vielleicht zwei, drei Meter erweitern, um einen Anschluss zu gewähren.


    Ansonsten hast du schon recht, Arwed. DEN historischen Neustädter Markt wird es schon allein aufgrund des Straßenzuges Große Meißner/Köpckestraße nicht geben. Maximal eine Annäherung an den Grundriss ist langfristig machbar. Und das wird, siehe Durchbruch Rähnitzgasse/Archivstraße, schwer genug, ist aber immerhin auch erklärtes Ziel im SPA, siehe Rahmenplan Innere Neustadt.


    Trotz allem fände ich dieses "Inselchen" nicht problematisch, wenn umgekehrt auf der Nordseite der Straße dezent moderne Häuser entstehen, etwa wie die "Füllbauten" am Neumarkt oder im Stil des Hauptstraßen-Entwurfs, den die GHND einst vorgelegt hat.

  • Generell würde ich die Rekonstruktionen auf der Brachflächen zwischen Hotel und Blockhaus begrüßen. Lediglich die Nutzung als Hotel sehe ich kritisch. Das Bellevue ist eh schon ein riesiger Klopper und würde damit seine Fläche nochmals deutlich erhöhen (+ ca. 1/3 der aktuellen Größe). Gerade für diese wichtige Stelle am Brückenkopf und mit Elblage wäre eine Nutzungsmischung unheimlich wichtig - gern auch als Apartmenthaus des Bellevue aber IN einer Nutzungsmischung. Wohnungen wären hier klasse - und mit dem Blick zur Elbe und Altstadt sicher Selbstläufer :cool:


    Die Kleinteiligkeit des Quertiers finde ich an dieser Stelle ebenfalls unheimlich wichtig - schon allein um das Blockhaus wieder kräftiger wirken zu lassen. Aktuell steht es ja doch sehr verloren und allein auf weiter Flur und geht eigentlich ziemlich unter. Es wirkt fast etwas trist - kann es sich städtebaulich an dieser Stelle nur schwer behaupten. Recht gebe ich Arwed bei dem Einwand der Maßstäblichkeit. Der Neustädter Markt ist von Großstrukturen geprägt. Hier ein Konzept zu finden, dass zwischen den Plattenbauten, dem Hotel und der neuen Kleinteiligkeit vermittelt wird nicht einfach werden. Ein Abriss der Platten ist jedenfalls auf absehbare Zeit total unrealistisch.

  • Arwed - vom gesamten Neustädter Markt war nicht die Rede, sondern von diesem einen Vorschlag an der Südseite. Und dort sind es durchaus machbare Möglichkeiten, die da aufgezeigt werden. (Grundstücksverhältnisse sind geklärt, Straßenführung auch, B-Plan in Arbeit)
    Und ich werde mich auch gern dafür einsetzen. Und ich betone gern nochmal, dass es als Idealvorstellung vorgestellt wird. Da ist noch nichts konkret. Und allein an dieser Vorstellung kann man beginnen sich mit dem Projekt zu befassen und sich bei Möglichkeit zu orientieren. Hier ist weder Blütentraum noch Seligkeit am Werk. Das alles ist erst der BEGINN. Was am Ende da steht ist ein anderes Blatt. Aber ich lass mich von ewigen Chat-Aktivisten, die sich nicht an der Arbeit, die ein solches Thema im realen Leben mit sich bringt, beteiligen, belehren, dass ich Illusionen nachhänge!


    Und wenn es dir lieber ist, vor deinem Bildschirm zu schnattern, dass alles so nicht geht und alles so böse und schlimm ist und das alles nur verblendete Idealisten sind, dann kannste deine Tastatur ja weiter kuscheln. Ich nehm solche verbitterten Bekundungen nicht ernst. Besonders nicht von Menschen, die sich zwar überall reinhängen, aber es an Aktionen mangeln lassen, wirklich etwas zu verändern und für ihre Anstrebungen bereit sind, sich auch einzustehen - im realen Leben und nicht im virtuellen Rahmen des anonymen Meinungblökens.


    Und ich betone nochmals: es geht um das Stück Parkplatz zwischen Blockhaus und Bellevue. Was alle anderen Seiten des Neustädter Marktes angeht, werden gewisse Wunschvorstellungen an der Realität scheitern (sanierte Wohngebäude reisst niemand ohne Not ab, ergo: kein Neustädter Rathaus). Alle anderen Teilbereiche sind aber entweder unbebaut oder stark baubedürftig.


    Und wenn man bezüglich des Neumarktes immer so fein auf Kontraste setzt, dann wär das in diesem Bereich nur konsequent, auf der einen Seite die DDR Platte und auf der anderen Seite die Reko zu erarbeiten.


    Warten wir ab. Aber wenn man sich schon vorher dem Ganzen entzieht, weil ja doch alles nur unrealistische Augenwischerei ist, dann kann man sich aus der Entwicklung raus halten und auch gleichzeitig die Finger auf der Tastatur ruhen lassen. Dann muss man mit dem Zufrieden sein, was am Ende kommt.

  • SZ: "Besitzer des Behr’schen Hauses auf der Suche nach Mieter"

    DNN-Artikel


    "Es kommt Bewegung in das Gelände auf dem Grundstück der Wiegandstraße 21, Ecke Glacisstraße, wo das Behr’sche Haus steht. Nachdem die Immobilie über lange Jahre leer stand, wegen des Denkmalschutzes aber nicht entfernt werden konnte und in der Folge immer mehr verkam, könnte sich hier in der nächsten Zeit etwas tun"


    - nach DNN-Nachfrage teilte die Immobilienfirma DIMAG mbh, die von dem privaten Eigentümer des Hauses mit der Suche nach einem Mieter beauftragt ist, dass man sehr daran interresiert sei einen Mieter zu finden
    - ob Wohn- o. Büronutzung konnte man noch nicht sagen


    *sry. im Header müsste auch DNN stehen*

  • Stadtträumer
    Ich werde nicht auf Deinen gesamten beleidigenden Kommentar eingehen. Nur soviel: Dieser Thread beschäftigt sich mit der Inneren Neustadt. Deinen Rüffel, mich auf die Parzellen zwischen Hotel und Blockhaus zu beschränken, verstehe ich deshalb nicht so ganz. Ich schrieb doch auch ganz klar, dass ich eine Gesamtplanung für den ganzen Neustädter Markt, einschließlich seines näheren Umfeldes möchte, bevor ich eine Festlegung auf einzelne Gebäuderekonstruktionen angemessen fände. Hier schließe ich auch das Narrenhäusel mit ein.
    Zum Zweiten wüsste ich absolut nicht, woher Du Deine Anmaßung nimmst, Dich mir gegenüber als engagierten Aktivisten aufzuspielen. Kennst Du mich? Weißt Du, womit ich mich beschäftige, wenn ich nicht gerade hier schreibe? Kann ich im Gegenzug wissen, worin Dein behauptetes Engagement liegt? Ist das hier kein Internet- Diskussionsforum?
    Ich habe nichts gegen unterschiedliche Meinungen, aber das was Du da von Dir gegeben hast, ist einfach nur unterste Schublade.

  • Zweitsanierung Carolinenstrasse 1



    Dreikönigskirche



    Impressionen:
    Blick auf den verträumten kleinen Platz an der Dreikönigskirche - wahrlich menschlicher Maßstab.


    Blick in die Metzer Strasse

  • Freitreppe östlich Augustusbrücke - fertig, wer hätts gedacht :D


    Das wäre mein 1. abgearbeiteter Bauabschnitt zur Umgestaltung des Neustädter Marktes. Foto am Republikgeburtstag (siehe Riesenrad). :)
    Der zweite sollte nun auch in Kürze fertig sein - der neue Fußgängerübergang samt Tilgung der Tunneloberbauten.

  • Behr'sches Haus - Wigard-/Glacisstr. - entstrüppt und insichtgesetzt



    ^ eines der letzten ihrer Art: "Baumhäuser" mit Direktbewuchs (siehe Detail rechts)

  • Fehlende Barockstatuen Hauptstrasse


    Die V1400/16-Ratsinfo-Vorlage zu den Haushaltseinwendungen gibt nebenbei einen Sachstand
    zu den nun schon seit Jahren abtrünnigen Sandsteinfiguren der Hauptstrasse:


    Ein Bürger "in Verantwortung" verlangte Haushaltsmittel für die Restaurierung der Figuren:
    (derzeit sind Haushaltsverhandlungen für den Doppelhaushalt der Jahre 2017 und 2018)

    Zitat Bürger - S. 38:
    Im Haushaltsentwurf sind für das Aufstellen von Skulpturen entlang der Hauptstraße/ Innere Neustadt keine Gelder eingestellt. Daher bitte ich Sie, für das Aufstellen bereits vorhandener und ggf. wieder aufzuarbeitenden Skulpturen Mittel vorzusehen. Seit einigen Jahren sind die Skulpturen entlang der Hauptstraße einfach ersatzlos abgebaut worden. Eine Neuanfertigung in Höhe von 750.000 Euro, wie damals seitens der Stadt kommuniziert, ist dabei nicht notwendig. Die Restaurierung von vorhandenen Skulpturen
    sollte jedoch machbar sein. Bitte stellen Sie dafür Geld ein.


    Die Stadt lehnt eine Restauration ab und sieht gleichsam keine Geldmittel für eine Neuanfertigung:

    Zitat Stadt - S. 10:
    Im Einwand wird die Einstellung von Mitteln für das Aufstellen von Skulpturen entlang der Hauptstraße/Innere Neustadt gefordert. Dabei geht es dem Einwender nicht um die Neuanfertigung, sondern um die Restaurierung von vorhandenen Skulpturen. Der Einwand wird zurückgewiesen. Bei den Skulpturen handelt es sich um Originale aus dem Dresdner Zwinger, die im Rahmen der Neugestaltung in den 1970er Jahren auf der Hauptstraße aufgestellt wurden. Sechs Figuren entstanden 1785/1790 von Baptist Dorsch, eine Skulptur wurde 1860 von Julius Ernst Hähnel gefertigt. Sie dokumentieren somit die wichtigen Entstehungs- und Restaurierungsphasen des Zwingers. Der Zustand der Figuren hat sich in den vergangenen Jahren leider so massiv verschlechtert, dass ein Abbau unvermeidlich war, um einen weiteren Substanzverlust zu verhindern. Der Abbau sowie die anschließende Einlagerung im städtischen Lapidarium erfolgt in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege sowie dem Amt für Kultur- und Denkmalschutz. Eine Wiederaufstellung nach einer möglichen Restaurierung wird aufgrund des hohen denkmalpflegerischen Wertes nicht angestrebt. Die Anfertigung von Kopien würde nach den Erfahrungen einen mittleren sechsstelligen Betrag kosten, eine genaue Kostenschätzung liegt nicht vor.



    Die seither vorgenommene Einlagerung im städtischen Lapidarium schein nun auch nicht sonderlich werthaltig zu sein,
    sind diese Werte doch de facto der Gesellschaft entzogen. :D (ein Bild aus dem Besuch des Lapidariums - #10)

    ^ original Zwingerwerte in liegender Form (vor dem Regal)

  • Archiv der Avantgarden des 20. Jh. - Egidio Marzona - im Blockhaus geplant


    Die Print-SäZ portraitierte am 26./27.11. ganzseitig zum Anliegen.


    1,5 Mio Dokumente, Fotos und Objekte


    Die Redakteure besuchten Herrn Marzona in seinem berliner Haus, wo alles voller Kunst und Bücher ist.
    Früher in Düsseldorf war er Nachbar von Joseph Beuys, der wiederum sein Rennrad fuhr.
    Designerstühle, Prototypen, ein Tisch von Alvar Aalto, ein Relief von Hans Arp. Aquarelle, Zeichnungen, Skizzen, Dokumente, Briefe, Fotos, und eine Vitrine mit dem berühmten Lampenschirm von Man Ray. Die noch berühmtere Schachtel mit dem Lebenswerk von Marcel Duchamp.
    "Das alles bekommt Dresden." sagt der Sammler. Archivalien der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, die er den SKD schenkt und die eben nicht nur aus "Papierschnipseln" bestehen. Darunter sind 2000 Kunst- und Designobjekte. Dresden habe keinen Picasso - den liefere er. Ebenso einen Max Ernst oder einen George Vantongerloo.
    Derzeit wird alles gesichtet - im Haus und in seinen berliner Depots. Man ermittelt die Werte. "Atemberaubende Summen". Seine Kinder hätten dennoch der Schenkung zugestimmt, mußten allerdings ganz schön schlucken. Marzona ging es allerdings nie um Kunst als Wertanlage, vielmehr um Inhalt und auch ums Rechthaben - quasi ein letzter Sammler-Mohikaner. Heute sei das alles verkommen.
    Teile seiner Sammlungen verschenkte oder verkaufte er bereits in letzten Jahren an Berlin. So ein Portfolio von 700 Kunstwerken und 40.000 Papieren für 18 Mio Euro - einem Drittel des Marktwertes. In nä. Wochen sollen ganze LKW-Ladungen nach Dresden transportiert werden.
    Anfangs sollte Berlin auch das "Avantgarden-Archiv" bekommen, aber es gab "Unstimmigkeiten". Parallel bemühte sich Hartwig Fischer aus Dresden. Marzona lobt den ehem. Generaldirektor der SKD, denn er erkannte, eine schmerzliche Lücke der SKD - das Fehlen der Moderne - mit einem Schlag schließen zu können. Fischer gelang es, den Freistaat für seine Vision zu umgarnen. Das passende Gebäude war schnell gefunden.


    Vermutlich ab 2021 sollen im dann flutsicheren Blockhaus etwa 9 Wissenschaftler arbeiten und Interessierten (v.a. Kunsthistoriker) die Zeugnisse offenlegen. Zum Beispiel die Erstausgabe von Einsteins Relativitätstheorie. Marzona sei kein Pedant mit Archivhandschuhen, hat eigene Ideen auch für Dresden und diskutiert sie mit den Museumsleuten. Verträge sind noch nicht gezeichnet, Marzona möchte Mitspracherecht. Er würde ggf auch seinen Besitz aus dem italienischen Friaul nach Dresden geben. Er sagt: "Auf Dresden kommt was zu."
    Die Stadt findet er - trotz eines gewissen P-Problemchens - "gar nicht so häßlich".




    Soweit ein redigierter Überblick aus der SäZ.
    Ich hoffe, daß da egotechnisch nichts mehr zwischenkommt und bald ein Vertragsabschluß fixiert wird, dann kommt da wohl durchaus was Annehmbares auf uns, die SKD und das Blockhaus zu. :)
    Wozu jetzt schon die LKWs rollen sollen, ist mir nicht ganz klar. :headscratch:

  • Neustädter Tunnel


    Seit dem Wochenende ist der zweite Überweg am Neustädter Markt in Betrieb.
    Die Flächen sind auch weitgehend fertig. Es fehlen nurnoch die Natursteinplatten vor dem Eiscafe, welche wegen Lieferschwierigkeiten erst Anfang 2017 verlegt werden.


    SZ-Online

  • So, von der Fußgängerbrücke an der Albertstrasse (Archivplatz) ist nun wirklich nichts mehr übrig. :)

    Die Interimsampel kommt wohl erst Mitte 2017.

  • Antonstraße / Robert-Blum-Straße


    http://www.sz-online.de/nachri…billig-hotel-3590414.html


    Neues vom geplantem Hotel. Es wird ein Super 8 Hotel der Wyndham Gruppe, also ein Budget-Hotel mit 176 Zimmern.
    Die Bauvoranfrage wuurde genehmigt und der Bauantrag ist eingereicht. Vermutlich schon Ende November, die SZ hat es nur erst jetzt aufgegriffen.
    http://www.benchmarkdevelopment.de/news.html


    2018 soll es eröffnen, also müsste auch noch im Frühjahr Baustart sein.


    Ich gehe mittlerweile davon aus, dass es sich um die Fläche handelt, die T3 mal entwickeln wollte. Denn das entspricht der angegeben Fläche von 2400m² und dort stehen auch seit ein paar Wochen Vermessungspfosten.
    http://www.t3gmbh.de/immobilien.html


    Ich hoffe nur, dass die nicht auch noch einen Parkplatz an der Robert-Blum-Straße bauen, denn dann wird die Lücke dort immer größer.

  • ^ Ich fuhr da heut mit der Straßenbahn lang. Es ist schon ein Zaun an der Grundstücksgrenze aufgestellt mit einem Banner von Köster-Bau.

  • Zum Narrenhäusel

    Neues zum Narrenhäusel:



    http://www.dnn.de/Dresden/Stad…ommt-fruehestens-im-April



    Vielleicht einmal die Gelegenheit, bildlich in die Vergangenheit des Hauses einzutauchen und das Problem der angedachten Verschiebung näher zu beleuchten.




    Narrenhäusel auf der Brücke, Zustand nach 1936 – Deutsche Fotothek


    Diese Situation, so malerisch sie auch war, verdeutlicht das aktuelle Problem. Das Narrenhäusel ragt weit in die Kreis’sche Friedrich-August-Brücke hinein – eingedenk der geplanten und aus meiner Sicht unbedingt nötigen Straßenbahnhaltestelle auf der Neustädter Brückenrampe ist der angedachte Verschub eigentlich unumgänglich: Zum Einen können so alle über die Brücke fahrenden Straßenbahnlinien an einer gemeinsamen Anlage halten, zum anderen ermöglicht dies durch den Wegfall der Bahnsteige in der Großen Meißner Straße eine deutliche Verschmälerung derselben.


    ---



    Narrenhäusel mit Terrasse, die Arkaden sind noch vorhanden – Deutsche Fotothek



    Auch hier wird sichtbar, wie weit das Narrenhäusel in die Brücke hineinragte - obwohl, technisch ist das ja eigentlich nicht richtig: Vielmehr ragte die neue Brücke dermaßen weit über das Narrenhäusel hinaus!


    ---



    Zustand um 1900, kurz vor Abbruch der alten Augustusbrücke


    In desolatem Zustand zeigte sich der eigentlich dem Untergang geweihte Bau um 1900. Auffällig der unvollständige rechte bogenförmige Erker und der Brandwandabschluss nach Osten. Beim Umbau in den dreißiger Jahren wurde der Bau symmetrisch ergänzt. Seiner ungewöhnlichen Architektur wegen hieß das Haus im Volksmund übrigens nur „die Brille“.


    Das Haus steht hier noch neben der Brücke, deren Nachfolgering wurde als quasi um das Kellergeschoss des Narrenhäusels drum herum gebaut!


    Durch den ersten Weltkrieg unterblieb die ursprünglich geplante Neugestaltung des Neustädter Elbufers, die einen Abbruch des Narrenhäusels unbedingt vorsah.


    ---


    Von Interesse ist sicher auch ein seltener Blick von der Gegenseite:



    Nordfront des Narrenhäusels hinter dem Hotel Kaiserhof, 1890er Jahre (Donadini – Deutsche Fotothek)


    Die Situation des verschobenen Narrenhäusels an neuer Brücke dürfte der gezeigten mit Vorgängerbau und alter Brücke recht nahe kommen. Also alles kein Drama – ja der Plan offenbart sogar eine gewisse historische Kontinuität!


    ---



    Postkarte des Kaiserhofs. Oben links der Zustand mit neuer Brücke.



    Niemals konnte diese Situation, so auf Dauer gewollt sein, denn warum hätte man die Brückenrampe sonst beidseitig der „Brille“ so breit ausgeführt? Die im Vergleich weit zurückgezogene Straßenfassade des Hotels Kaiserhof zur Friedrich-August-Brücke verdeutlicht den provisorischen Zustand, der erst in den dreißiger Jahren als vermeintlich endgültig zementiert worden war.


    ---


    Vorgängerbau des Hotels war übrigens das sogenannte „Brauersche Haus“ aus dem 17. Jahrhundert. In der Gründerzeit war man wenig sentimental, wenn es um die Beseitigung historischer Bausubstanz ging – hier haben wir ein weiteres beredtes Beispiel.



    ---


    Zu guter Letzt noch ein Donadinischer Blick unter die (alte) Brücke. Im Gegensatz zum Narrenhäusel selbst wurden die zwar malerischen, aber wenig repräsentativen Baulichkeiten drumherum beim Brückenneubau und danach rigoros plattgemacht. Später, genauer bis heute, erstreckten sich hier die einstigen Terrassen des zur Gaststätte umgebauten Narrenhäusels aus den 1930ern.




    Ich hoffe, dieser kleine historische Einblick konnte zur Klärung der Situation beitragen.

  • Vielen Dank Antonstädter für Deine interessante Gegenüberstellung der Situation vor und nach dem Neubau der Brücke. Das war schon ein erheblicher Unterschied!
    Ich stimme Dir absolut zu zur Richtigkeit der Verlegung der Haltestelle auf die Brücke. Nur so kann der Neustädter Markt entlastet werden. Bauchschmerzen habe ich aber mit der Verschiebung des Narrenhäusels. Ich finde das Haus nicht bedeutend genug, dass sein Wiederaufbau unerlässlich ist. Das Haus war ganz hübsch und wird auch wieder hübsch aussehen, doch mit der Verschiebung wird für mich eine Grenze überschritten. Lieber wäre mir hier ein gänzlich neuer Entwurf gewesen, der die städtebauliche Wirkung des alten Narrenhäusels gehabt hätte. Mir ist klar, dass kaum jemand heutigen Architekten zugetraut hätte diese Wirkung zu erzielen (auch ich habe dazu meine Zweifel), doch wäre es mir Wert gewesen dieses Risiko einzugehen.

  • ^Lassen wir uns überraschen! Laut DNN-Artikel klabustert die Stadt ja gerade den genauen Grundstückszuschnitt neu aus. Es wird interessant, ob der Neubau überhaupt den genauen Grundriss des Vorkriegsbaus einnehmen wird, oder ab man hier nicht nach Norden hin Vereinfachungen vornimmt. Zumal ja auch noch völlig unklar ist, wie sich die nördlich anschließende Bebauung des Neustädter Marktes und der Köpckestraße darstellen wird. Da hätte man tatsächlich die Erstellung der Rahmenplanung abwarten sollen, nur wäre dann vermutlich am Sankt-Nimmerleinstag überhaupt begonnen worden.


    Ich glaube, man wird sich beim Wiederaufbau an den Zustand der dreißiger Jahre halten, der dem Bau ohnehin viel seines historischen Charakters genommen hatte - irgendwie kam es danach daher wie einer der typischen 30er-Jahre-Neubauten, daher sicher auch die Aversion der Linken gegen die "Nazi-Architektur" in der Wiederaufbau-Diskussion. Insofern finde ich die Verschiebung nicht so dramatisch, sicher Ansichtssache. Eine deutliche Verbesserung zum Ist-Zustand ist es definitiv.


    Das Narrenhäusel gehört auch zu den Bauten, die im kollektiven Gedächtnis des Nachkriegsdresden stets in lebhafter Erinnerung geblieben sind, warum auch immer. Nicht umsonst benannte man die nachfolgende Gastro-Baracke so oder stellte das Hofnarrendenkmal hier auf. An den wenigen Jahren Existenz der Gaststätte selbst kann es doch eigentlich nicht gelegen haben, ebenso wenig an einer herausragenden Architektur (hier teile ich Deine Einschätzung)?


    Auch ich habe meine starken Zweifel, wie die Situation mit zeitgenössischer Architektur hätte gelöst werden können. Als Gegenstück zum Blockhaus und Eingang der Neustadt kommt hier für mich tatsächlich nur ein "klassischer" Entwurf in Frage. Insofern ist das verschobene Narrenhäusel vielleicht nicht die ideale, mit Sicherheit auch keine spektakuläre, aber möglicherweise die einzig umsetzbare Lösung, will man nicht die endgültige Verschandelung des Neustädter Marktes und Umgebung in Kauf nehmen. Man denke nur an die gruseligen Ideen zum Neubau der Philharmonie an dieser Stelle, da schaudert es einen wirklich!


    Wie eingangs gesagt: Lassen wir uns überraschen!

    Einmal editiert, zuletzt von antonstädter () aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert

  • Ja mal sehen was zum Schluss rauskommt.
    Zum Thema moderne Interpretation von Bauten an Brücken fällt mir spontan die Planung Mäcklers für die Bebauung an der Alten Brücke in Frankfurt ein, die auch teilweise umgesetzt wurde (wobei die Häuser dort wesentlich solitärer stehen als hier in DD).
    Die Pläne für eine neue Philharmonie fand ich damals auch ziemlich gruselig. Dem ja durchaus reizvollen Gedanken, an dieser Stelle eine öffentliche Nutzung hinzubringen, haben diese Vorschläge definitiv den Todesstoß versetzt.

  • Neustädter Markt und Umgebung - Straßenverläufe

    Angeregt durch die obige Diskussion mit Arwed und meine kürzliche Jägerhof-Begehung habe ich mir selbst eine Fleißaufgabe gestellt und mithilfe des Themenstadtplans eine Überlagerung der heutigen Situation mit den historischen Straßenverläufen gebastelt.



    Vergrößerung



    Daraus ergeben sich für mich einige persönliche Thesen bezüglich der zukünftigen Gestaltung des Neustädter Marktes.



    1. Der Wiederaufbau des Narrenhäusels sollte möglichst schnell eine Neubebauung des wilden und weitgehend ungenutzten Bereiches zwischen Finanzministerium und Brücke nach sich ziehen. Da die Erschließung des Narrenhäusels ohnehin über die Wiesentorstraße erfolgen soll bietet sich die Möglichkeit, diese durch entsprechende Randbebauung wieder herauszuarbeiten, das Königsufer entsprechend Richtung Brücke zu verlängern und die einstigen Gartenbereiche mit kleinteiliger, hochwertiger Wohnbebauung abzurunden, die ob der Lage mit Sicherheit weggehen würde wie warme Semmeln.



    Wiesentorstraße in Elbnähe mit Blick zur Frauenkirche. Eine offene, villenartige, sich zum Elbraum hin öffnende Bebauung kann ich mir hier sehr gut vorstellen, gern auch modern.



    Eine Wiederherstellung der historischen Bauflucht der Großen Klostergasse ist sicher illusorisch. Allerdings wäre eine Randbebauung der Südseite der Köpckestraße in Annäherung an den historischen Zustand sicher machbar. Fraglich bleibt die Nutzung der Gebäude: Als Wohnbebauung eigneten sie sich sicher nicht. Man könnte hier aber wohl durchaus Büronutzung unterbringen, wir befinden uns schließlich im Regierungsviertel. Diese Zeile könnte auch als Lärmschutzriegel für die dahinter liegende Wohnbebauung dienen.



    2. Die Wiederherstellung des Blockhausgäßchens sollte schnellstmöglich erfolgen. Unter Umständen wäre hier auch eine Rekonstruktion der ersten Häuser der Großen Meißner Straße machbar - vielleicht als Erweiterungsbau für die künftige kulturelle Blockhausnutzung?



    Blockhausgäßchen. Statt der fast dörflich anmutenden Vorkriegsbebauung im Schatten der Großen Meißner Straße sind angepasste, großstädtische Häuser parallel zum Blockhaus denkbar, die aber zwischen dem dahinterliegenden Stadtraum und dem Landschaftsraum der Elbwiesen vermitteln müssten.



    3. An einem Abriss der Plattenbauten des östlichen Neustädter Marktes führt mittelfristig kein Weg vorbei. Nur so kann östlich des Neustädter Marktes eine Stadtstruktur wiederhergestellt werden, für die der Jägerhof als Maßstab dienen sollte. Wünschenswert wäre hier eine Wiederherstellung der nördlichen Wiesentorstraße, der Kasernenstraße (gern unter anderem Namen) und des Beaumont- bzw. Wiesentorplatzes als Zentrum des neuen Quartiers. Zu einem späteren Zeitpunkt müsste man die Existenz der Blöcke an der Sarrasanistraße diskutieren, doch das erscheint mir im Moment sehr unrealistisch.



    Ritterakademie am Beaumontplatz.



    4. Eventuell sollte man den Jägerhof durch einen neuen Südflügel von der Köpckestraße abschotten. Damit ergäbe sich selbst bei aktueller Beibehaltung der großen Plattenbauzeile Sarrasanistraße die Möglichkeit, einen intimen Stadtraum als Foyer des Volkskunstmuseums zu gestalten. Außerdem wäre der Straßenraum der einstigen Asterstraße wiedergewonnen, und das mit null Eingriffen in die aktuelle Verkehrsinfrastruktur!



    5. Völlig ungeklärt scheint mir das weitere Vorgehen zwischen Neustädter Markt und Palaisplatz. Dass die Große Meißner Straße zu verschmälern ist, mag sicher unstrittig sein. Eine Wiederherstellung des wilden und fast undurchdringlichen Vorkriegslabyrinths wird und kann es jedoch nicht geben, allein deshalb, da die Straßenbahntrasse unverzichtbar ist. Nicht umsonst mussten die Bahnen bis 1974 den Weg durch Heinrich- und Hauptstraße nehmen, um zur Brücke zu gelangen. Diese Streckenführung ist heute jedoch kaum wiederherstellbar.



    Palaisplatz mit Blick zur Großen Meißner Straße.



    Wir müssen uns also sicher von Kohlmarkt/Körnerstraße, Palaisgäßchen, Im Grunde, Kleiner Meißner Gasse und Fleischergasse für immer verabschieden. Dennoch benötigt der Neustädter Markt unbedingt eine westliche Platzfront, natürlich mit wieder geöffneter Rähnitzgasse.



    6. Und schließlich: Der Neustädter Markt benötigt seine schmerzlich vermisste städtebauliche Dominante. Eine Rekonstruktion des Rathauses sollte als längerfristiges Ziel unbedingt angestrebt werden.