Kornmarkt-Arkaden statt Bundesrechnungshof (realisiert)

  • Nach deiner Erläuterung RMA würde ich meinen Kommentar sicher nicht in dieser Form wiederholen. Ich hatte den Eindruck, du würdest einen Unterschied zwischen der Begründung für Denkmalschutz machen: Auf der einen Seite geschichtlich relevante Bauten und auf der anderen Seite reproduzierbare Gebäude der Moderne. Im Kontext hatte ich es so gelesen, dass durch die Reproduzierbarkeit der Bezug zum Ort nicht möglich sei - speziell im Zusammenhang mit der Antwort zum Hessenpark. So entstand auch der anscheinend falsche Eindruck deiner Respektlosigkeit. Überlesen hatte ich offensichtlich ebenso den Bezug zum Artikel.
    nun gen Mod.: ich habe mich durchaus bemüht sachlich zu argumentieren. sollte dies nicht klar geworden sein, bitte ich um Nachsicht. Ich muss mich eindeutig bei RMA entschuldigen, dass ich derartige Vorwürfe erhoben habe. Aber: die drei Zitate/Antworten zusammen gelesen, haben für mich eben dieses Bild ergeben, worauf ich meine Werbung für das Einbeziehen der anderen möglichen Sichtweise verfasst habe. RMA hat den, nicht auf Missverständnissen beruhenden Teil der Argumentation, dankenswerter Weise auch erwähnt. Wie ich im "Frankfurter Stadtgespräch" schon zum Ausdruck gebracht habe, werde ich mich der Teilnahme an Diskussionen enthalten, sollte man mir kenntlich machen, dass dies erwünscht ist - also "am besten" ggf. ein negatives Feedback reinstellen.

  • JU schlägt Rekonstruktion vor

    Da werden sich OFB und Fay bestimmt sehr freuen: Die Junge Union schlägt die Rekonstruktion des Großen Speichers vor, eines historischen Patrizierhofs (im Thread schon erwähnt), dessen Reste bis in die 1930er-Jahre an dieser Stelle standen. Danach wurden sie abgetragen und in städtische Depots verbracht. Dort lagern sie zum Teil bis heute. Einzelheiten zum Großen Speicher gibt es in einem in schon gewohnter Exzellenz verfassten Wikipedia-Artikel.



    Zeichnung: Julius Hülsen nach Carl Theodor Reiffenstein (aufgrund Ablaufs der Schutzdauer gemeinfrei)

  • RMA:
    Mir mangelt es aber auch ganz deutlich an kunstgeschichtlicher Bildung, und schönen Gruß an deine Oma. Barock von Gotik kann ich aber noch: Das eine war das mit den Spitzbögen, das andere mit den fetten Engeln, richtig?
    Ich lasse mich aber gerne aufklären, wo ich falsch liege.:cool:


    Ich weiß nicht, worauf ihr beide anspielt, aber mit der Aussage: „Die jederzeitige Reproduzierbarkeit eines Gebäudes, an jedem Ort der Welt, ist untrennbar mit der Moderne verbunden. Das unterscheidet die Bauten der Moderne von Bauten des Historismus“ komm ich nicht klar.
    (Mit "Ihr beide" mein ich jetzt Wikos, und RMA, du verteidigst die Aussage ja)


    Wikos begründet das nicht weiter, „die immer zu die Vorteile von modernen Bauten propagiert haben“ haben das halt zu akzeptieren. Häh? Ach ja?


    Falls ihr hier auf Ideen von einer Typisierung der Architektur (ich dachte da eher an Le Corbusier als Loos, was meinst du denn da, RMA?) anspielt: Was hat das mit dem Bundesrechnungshof zu tun?


    Das eine ist eine den Defiziten ihrer Zeit geschuldete Denkschule, die sich bemühte, die Kriterien für gute und praktische - auf den die Architektur nutzenden Menschen bezogene - Architektur auf ein theoretisches Grundgerüst zurückzuführen, um von da aus wieder aufbauen zu können. Und wir reden hierbei über die erste Hälfte des 20.Jhdt. Zum großen Teil baut der moderne (und damit meine ich hier einfach nur bis heute Zeitgenössische) Wohnungsbau darauf auf, von der Raumaufteilung im Einfamilienhaus bis hin zur Einbauküche. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die offenbar so verabscheuungswürdige(?) „Gleichheit“ der Menschen insofern längst Realität geworden ist, als die damals noch sowohl soziale, als auch pekuniäre klare Trennung zwischen der Arbeiterklasse und dem Bürgertum so heute kaum noch existieren. Da haben also nicht irgendwelche Spinner der Gesellschaft ihren Mist aufgepfropft!


    Auf der anderen Seite haben moderne Architekten von Le Corbusier über Mies van der Rohe, Frank Lloyd Wright, usw, usw... Bauwerke geschaffen, die mehr als alles andere vorher da gewesene innovativ, unverwechselbar und ganz besonders dem speziellen Ort verhaftet waren!!


    Deshalb nehme ich mir dann auch gerne mal die provokante Frage heraus, wenn „Die jederzeitige Reproduzierbarkeit eines Gebäudes, an jedem Ort der Welt, [..]untrennbar mit der Moderne verbunden[ist]. Das unterscheidet die Bauten der Moderne von Bauten des Historismus“, ja was dann eigentlich beispielsweise an Barockschlössern so sehr dem Ort verhaftet ist, wenn die stilistische Varianz so limitiert ist, wie sie ist, und die Motivation gerade hier in Deutschland hinter dem ein oder anderen sogar explizit die war, Versailles zu importieren!?!


    O.g.Satz ist deshalb einfach so unbrauchbar. und das eigentlich in jeder Diskussion über Architektur.
    Sorry, wenn deshalb jetzt die Exkursion darüber OffTopic war.


    Jetzt in Bezug auf das konkrete Objekt:
    Der Bundesrechnungshof war
    1. Schon in Bezug auf den unterstellten Architekturtheoretischen Ansatz ein Anachronismus und
    2. Ein Verwaltungsbau, der auch sowohl funktional, als auch in Bezug auf die vermutete Ignoranz dem Genius Loci gegenüber nicht so ein ignorantes Statement verdient hat.
    3. Und mal ehrlich: müssen wir echt noch darüber diskutieren, was die stilistischen Unterschiede zwischen dem Bundesrechnungshof, und der klassischen Moderne sind?




    Ich bin übrigens aus den weiter oben schon gennanten Gründen trotz all dem dafür, den Bau abzureissen. Der Bau ist ein Hindernis für die Stadt, sich zum Postiven hin zu entwickeln. Der Schwachsinn, den die Junge Union da vorhat, ist es übrigens auch!

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  • @ Chewbacca:
    Zugegeben bin ich ein klarer Befürworter von Rekonstruktionen, aber als Schwachsinn kann man trotzdem die Idee der Rekonstruktion des Großen Speichers wirklich nicht bezeichnen, weil
    1.) es nun mal ein herrausragendes Gebäude seiner Zeit war
    2.) eine große Zahl an Rekonstruktionen innerhalb des Bereichs Berliner Strasse/Kurt-Schumacher-Strasse/Mainkai/Untermainkai/Alte Münzgasse Sinn macht (Ensemble-Wirkung), wünschenswert ist und dazu führen würde, dass man in Frankfurt mal endlich berechtigterweise von einer "Altstadt" sprechen könnte
    3.) bedenken sollte das zB die Paulskirche einen Steinwurf entfernt liegt und dieses als ein hervorstechendes architektonisches Dokument deutscher Geschichte eine harmonischere bauliche Umgebung verdient hätte.


    Klar kann man dies auch anders sehen. So könnte man zB entgegensetzen, dass eine solche Lösung in diesem Bereich einem homogenen Stadtbild krass entgegenstehen würde. Aber "Schwachsinn" finde ich als Urteil etwas übertrieben.
    Im Übrigen hätte es mMn einen besonderen Reiz, wenn man aus dem Bankenviertel direkt in die Altstadt reinlaufen würde ... Ffm würde so auch seinem Ruf als "Stadt voller Gegensätze" weiter gerecht werden und hätte in dieser Hinsicht ein Alleinstellungsmerkmal, was zB bei den Touris ein unvergessliches Erlebnis hinterlassen würde.

  • In der Forderung der JU sehe ich mehr einen "Aufreisser" als eine ernstgemeinte Forderung. Zur Ensemblewirkung der Altstadt leistet dieser Bau keinen Beitrag. Da müsste man sich eher um den den Dom herum orientieren. Der Bau passt mE aber auch architektonisch wie von den Proportionen nicht an diese Stelle. Er ist aus einer zu frühen Epoche, als dass er städtebaulich an die Berliner Straße, zum Maintor-Areal und Frankfurter Hof passen würde. Hier würde ich mir rein von den Proportionen her einen größeren Bau wünschen. Alle Bauten in der unmittelbaren Umgebung sind deutlich größer.


    Allerdings plädiere ich aus städtebaulicher Sicht auch für einen Abriss des bestehenden Rechnungshofgebäudes.


    1.) Passt es von der Aufteilung und den Proportionen nicht zum Stadtbild.
    2.) Sehe ich persönlich auch keinen Denkmalwert, da mir die emotionale Begründung für den Schutz des Gebäudes doch an den Haaren herbeigezogen erscheint. Es war ein Verwaltungsbau des Bundesrechnungshofes mit dem sich keinerlei geschichtsträchtige Ereignisse verbinden (bitte um Korrektur, falls ich hier falsch liege.)

  • Das war ein ernst gemeinter Vorschlag seitens der JU.


    Schließlich war das, was andere Städte als Altstadt bezeichnen, in Frankfurt bis zum Eschenheimer Turm ausgestreckt. Eben nicht nur ein kleines Dorf, das in industrieller Zeit ein rasantes Wachstum nahm, sondern früh eine freie Reichsstadt, deren Bedeutung auch an den Dimensionen ablesbar war. Und eben nicht mehr ist.


    Der Punkt liegt einfach darin, daß der Bundesrechnungshof auf einem Gebiet erbaut wurde, welches sich sogar innerhalb der Staufermauer befindet, also schon im 12. Jhdt zum Frankfurter Stadtgebiet gehörte. Daneben wurde mit dem Gebäude eben wieder Dimensionen gesprengt, die vom menschlichen innerstädtischen Maß entfernt waren und somit nicht zum historischen Kern gehören. Das Gute ist, daß eine Vielzahl Gebäude rekonstruiert werden können, bis man an heute bindene stadtgestalterische Elemente stösst, für die eine Übergangsplanung notwendig wird.


    Und der Große Speicher war ein besonderes Gebäude, ebenso wie Haus Heydentanz. Und womöglich weitere, deren Bedeutung sich erst erschließt, wenn man sich eingehend mit dem Gebiet befasst.


    Auch auf dem Dom-Römer-Areal wird bei manchen Verantwortlichen konsequent ignoriert, daß das (Neue) Rote Haus sich stadtplanerisch, historisch und konstruktiv auf das romanische, Alte Rote Haus im Tuchgaden bezieht.
    Ebenso das viele Gebäude, die untergeordnet betrachtet werden, noch weitestgehend aus dem 14. Jhdt stammten.

  • Bei Abriss: Museum der Weltkulturen statt Hotel?

    Auch die Industrie- und Handelskammer meldet sich zu Wort. Hauptgeschäftsführer der IHK Frankfurt am Main, Matthias Gräßle drängt in der FNP auf einen Abriss. "Wenn Erhalt und Sanierung sich als unwirtschaftlich erweisen sollten, muss auch der Rückbau des Gebäudes in Betracht gezogen werden", so Gräßle. Er sehe die Notwendigkeit "die dringend nötige Aufwertung des Areals zwischen Berliner Straße und Bethmannstraße voran zu treiben".


    Jetzt da das Gebäude des ehemaligen Bundesrechnungshofs wieder im Fokus steht und ein Komplettabriss wieder möglich erscheint, sollte man über das Museum der Weltkulturen an dieser Stelle nachdenken. Für 80 bis 100 Millionen Euro, die man am Mainufer ausgeben will, könnte man hier sicherlich deutlich bessere Resultate erzielen. Die exponierte Lage könnte wie schon das MMK für eine interessante und raumaufgreifende Architektur sorgen. Wie ein User Kommentar in der FNP schon schreibt, könnten die frei werdenden Villen des Musseumsufers z.B. einem angedachten "Museum der Romantik" (Freies Deutsches Hochstift) zu gute kommen.

  • Sehr gute Idee. Besonders die schwierig zu nutzende Spitze des dreieckigen Areals im Südwesten wäre für das Museum der Weltkulturen geeignet. Der deutlich günstiger geschnittene Teil des Grundstücks wäre dann für das Hotel, eventuell auch Büros sowie Einzelhandel und Gastronomie zu nutzen. So dürfte die Rechnung dann auch für die neuen Grundstückseigentümer aufgehen. Mit einem entsprechend geplanten Museumsbau könnte auch ein Stück der Rampe zum Theatertunnel überbaut werden, um so deren städtebaulich nachteilige Wirkung abzumildern. Bei etwas tiefer gelegten Fahrbahnen der Tunnelrampe wäre in diesem Bereich auch eine "Wiedervereinigung" der Bethmannstraße denkbar. Und zwischen Museum und Hotel müsste eine Durchwegung vorgesehen werden. Einerseits zur Erschließung der beiden Bauten, andererseits zur Anbindung des Großen Hirschgrabens (über die Blauhand-Gasse) an Münzgasse, Leonhardskirchhof und Karmeliterkloster.


    Der FNP-Leserbriefschreiber scheint sich "seine" Ideen in diesem Forum zu holen.

  • Schade, dass das so spät kommt. Hier wäre meines Erachtens der ideale Standort für das Historische Museum gewesen, um einen weiteren schirnartigen Großbau in der Altstadt zu verhindern, mit dem wir jetzt mindestens 30 Jahre werden leben müssen. Rekonstruktion halte ich auf dem Areal (war hier im Thread schonmal im März 2010 Thema, siehe #64 ff.) für völlig illusorisch.


    Auch der städtebauliche Schaden, den die Nachkriegsplanung hier angerichtet hat, ist nur langfristig zu beheben, ohne einen Rückbau oder Vertunnelung der Berliner Straße ist es praktisch unmöglich, die alten Fluchten des Großen Hirschgrabens und vor allem des Kornmarktes als zweitwichtigste Nord-Süd-Verbindung der ehemaligen Altstadt wiederherzustellen. Obwohl gerade deren weitgehende Negierung als hauptursächlich für das völlige Brachliegen der südwestlichen Altstadt anzusehen ist.

  • Das Architekten-Establishment meldet sich zu Wort

    In der Frankfurter Rundschau werden verschiedene Frankfurter Architekten zur Schutzwürdigkeit des Bundesrechnungshofes befragt. Die Rundschau fügt an, dass der Bau auf wenig Gegenliebe in der Bevölkerung stosse und der Denkmalschutz nur schwer vermittelbar sei.


    Stefan Forster
    Forster befürwortet eher einen Abriss. 50er Jahre Bauten wie das Zürich-Hochhaus, das Amerikahaus und auch die Kleinmarkthalle waren eher im „kollektiven Gedächtnis der Stadtbevölkerung verankert“, der Bundesrechnungshof falle nicht in diese Kategorie. 50er- Jahre-Konstruktionen und moderne Bauanforderungen in Einklang zu bringen, sind aus seiner Erfahrung, ein "unerhörter Aufwand". Die Bausubstanz der nach dem Krieg eilig errichteten Gebäude sei häufig miserabel. Frankfurt habe viele, wenn nicht sogar zu viele, Bausubstanz aus dieser Zeit.


    Dietrich Wilhelm Dreysse
    Als Vertreter der Moderne sieht Dreysse den "feingliedrigen" Bau als prinzipiell erhaltenswert, da er Zeugnis der neuen „demokratischen Gesinnung“ der Bundesrepublik sei. Zusammen mit den 50er-Jahre-Bauten der Berliner Straße würde eine einzigartige Ensemble-Wirkung entstehen.


    Planung der Eigentümerin OFB
    OFB-Sprecher Christian Munsch sieht eine Hotelplanung weiterhin als wahrscheinlichstes Szenario. Laut Parlamentsbeschluss soll ein Luxushotel mit 350 Zimmern auf dem Bundesrechnungshof-Areal entstehen. Einen Entwurf hatte das Büro Müller/Jourdan bereits vor zehn Jahren vorgelegt.

  • Schwarz: Abriss, Neubau von zwei Hotels

    In einem FNP-Interview erweckt Planungsdezernent Edwin Schwarz Hoffnung auf den Abriss des gesamten ehemaligen Bundesrechnungshofes und die Neubebauung mit zwei Hotels. Ein Hotel soll für Touristen sein, das andere könnte hochpreisig für Veranstaltungen in der Paulskirche sein. Schwarz findet das Bestandsgebäude nicht erhaltenswert und verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff "Not-Architektur".

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  • Abrissantrag gestellt

    Seitens der Eigentümer Fay und OFB wurde inzwischen ein Abrissantrag für den denkmalgeschützten Teil des ehemaligen Bundesrechnungshofs gestellt. Das schreibt die FNP. Damit dürfte das Prüfungsverfahren formell in Gang gekommen sein. Bei Fay ist man der Ansicht, dass bei der Errichtung des Gebäudes grob gegen alle geltenden Regeln verstoßen worden sei. Weil es sich um ein Zwangsversteigerungverfahren gehandelt habe, sei der bauliche Zustand nicht vor dem Zuschlag überprüfbar gewesen.

  • Bei Deutschlands größter Immobilienmesse "Expo Real" in München deutete Planungsdezernent Edwin Schwarz an, dass die Hyatt-Gruppe nun doch nicht in das "Grand Hyatt" neben dem Einkaufszentrum Skyline Plaza im Europaviertel ziehen möchte, sondern nach einem anderen Standort in Frankfurt sucht. Das Areal des Bundesrechnungshofes wäre eine Alternative für den Hotel-Konzern.


    Dies lässt sich in der heutigen FNP nachlesen.

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  • Die heutige FAZ-Printausgabe liefert unter dem Tiel „Das Haus ohne Lobby“ einen aktuellen Sachstand. Die Schäden werden von einer Ingenieurin des Büros Krebs-und-Kiefer vor Ort dargestellt: Unter anderem müssten wohl in der Bauzeit falsch betonierte Rippendecken auf einer Länge von 15 Kilometern ausgetauscht und das nach außen geführte Tragwerk dreimal so stark wie heute ausgeführt werden, was natürlich das Gesamterscheinungsbild massiv beeinträchtigen würde. OFB / Fay Projects schätzen die Kosten alleine für diese Instandsetzungsarbeiten auf 26 Millionen Euro, Umbauten für eine anschließende neue Nutzung kämen noch hinzu.


    Gegen diesen Befund per Gutachten werden verschiedene Stimmen laut, der Denkmalschutz hält sich gegenwärtig zurück, sei aber wohl in Vorbereitung einer „zusammenhängenden Antwort“. Als weiterer Einwand kommt, dass man vor zehn Jahren sogar schon einmal Bauantrag eingereicht hatte, allerdings dies vorbehaltlich der statischen Prüfung, zu der es dann nicht mehr kam, als der Bauherr Insolvenz anmeldete. Drei weitere Stimmen, die wohl anonym bleiben wollen, offenbar aber fachlich zu einer Stellungnahme in der Lage sind, bezeichnen das Krebs-und-Kiefer-Gutachten u. a. als „Gefälligkeitsgutachten“ bzw. die statischen Probleme als lösbar, der Vorwurf, der Abriss wäre bereits beim jüngsten Kauf geplant gewesen, steht offen im Raum.


    Ansonsten melden sich die üblichen Verdächtigen kontra Abriss zu Wort: DW Dreysse (vgl. bereits in #111) schwärmt von einem „Gedicht in Beton“, Ernst-Ulrich Scheffler (stellvertretender Vorsitzender BDA Frankfurt) befürchtet ein allmähliches Verschwinden der „Leistung der Wiederaufbaugeneration“, Zvonko Turkali (Landesvorsitzender BDA Hessen) ist der Bundesrechnungshof ein „elegantes und einfache Gebäude ein Kind seiner Zeit“. Um die städtebauliche Situation zu verbessern, könne es erhalten und behutsam weitergebaut werden.


    Zuletzt kommt der Frankfurter Architekt Karl Richter als Befürworter eines Abrisses und einer Neubebauung zu Wort. Er bezeichnet das Gebäude als „Ensemble aus Scheiben“, umgeben von einem „diffusen öffentlichen Raum“. Auch den Theatertunnel stellt er in Frage, die Berliner Straße will er zurückbauen. Nach Abriss stellt er sich eine Blockrandbebauung und ein weiteres Gebäude auf der bisher unbebauten Fläche nördlich des Rathaus-Nordbaus vor. Auf der Südseite von Weißfrauen- und anschließend Berliner Straße würden nach seinem Entwurf zudem künftig Arkaden die Fußgängerströme Richtung Paulsplatz lenken.

  • Danke RMA. In der heutigen FNP werden die vom Darmstädter Ingenieurbüro Krebs und Kiefer festgestellten Baumängel noch etwas prägnanter dargestellt:


    • Die statischen Berechnungen der Bauzeit beruhten auf falschen Annahmen. Windlasten wurden seinerzeit falsch berechnet. Da es sich um ein Projekt des Bundes handelte, wurden die Berechnungen nicht noch einmal seitens der Stadt überprüft.
    • Die Tragfähigkeit erreicht an einer Seite nur 25% des erforderlichen Werts.
    • Der damals verwendete Beton ist um zwei Güteklassen schlechter als angenommen. Im Keller hat eine Stütze wegen des minderwertigen Betons nur eine Tragfähigkeit von 89 Tonnen statt wie ursprünglich errechnet 140 Tonnen. Die verminderte Tragfähigkeit wird nicht durch das Alter der Bauteile kompensiert.
    • Die Rippendecken sind wegen schlechter Betonqualität nur eingeschränkt tragfähig und müssten aufwändig saniert werden. Wegen zu grobkörnigen Betons sind in den Rippendecken Hohlräume verblieben.
    • Erhebliche Bauschäden weist auch die Fassade auf. An vielen Stellen ist Wasser in den Stahlbeton eingedrungen. Dort ist die Bewehrung korrodiert. Dies hat zu Abplatzungen des Betons geführt.


    Das Büro Krebs und Kiefer hat, wie oben schon erwähnt, einen Sanierungsaufwand von 26 Millionen Euro ermittelt. Kosten in dieser Höhe würden das Vorhaben unwirtschaftlich machen, so das Ingenieurbüro weiter. Darüber hinaus sei nach durchgeführter Sanierung fast keine Originalbausubstanz mehr vorhanden, so dass von einer Rekonstruktion gesprochen werden müsse.

  • "Denkmal kaum noch zu retten"

    Die Frankfurter Rundschau schlägt den Bogen von der Einweihung des Rechnungshofes durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss 1953 in die heutige Zeit und zeichnet in Ihrem aktuellen Artikel ein trauriges Bild des Gebäudes.


    Vor dem Hintergrund des am 26.09.2011 eingegangenen Abbruchantrages der Eigentümer "Projektentwicklung BS GmbH & Co. KG" werden zwar auch die Denkmalpfleger Heinz Wionski (Land Hessen) und Stefan Timpe (Stadt Frankfurt am Main) zitiert, die auf eine ihrer Ansicht nach immer noch mögliche Behebung aller Mängel beharren, die sich anschließende Detailbeschreibung des Inneren liefert jedoch einen anderen Eindruck. Nicht nur dass an der "Ausstattung des Bürohauses ... die junge Bundesrepublik nach Kräften gespart" hat, ein Großteil der Originaleinrichtung sei auch gar nicht mehr vorhanden, lediglich "die spindelförmige Freitreppe, das zentrale Treppenhaus, lässt die 50er Jahre erkennen".


    Als ausschlaggebend werden allerdings die statischen Mängel genannt, das Gebäude sei einer Expertise des Projektentwicklers zufolge sogar "einsturzgefährdet". Wolle man dem begegnen, müssten Arbeiten vorgenommen werden, bei welchen man "kein Originalbauteil erhalten" könne. Sanierung sei möglich, doch nur unter Inkaufnahme von Kosten i.H.v. "etwa 26 Millionen Euro"

  • Die FAZ schreibt heute in ihrer Print-Ausgabe das die Denkmalschutzbehörden von Stadt und Land den Denkmalschutz für den BRH nicht aufheben werden. Es wird argumentiert das eine denkmalgerechte Sanierung trotz gegenteiliger Gutachten der Investoren möglich sei. Baustadtrat Schwarz wird mit der Ausage zitiert das er den Abrissantrag vor diesem Hintergrund vermutlich nicht genehmigen wird. Frage ans Forum; hat er denn den Spielraum es trotzdem zu tun?
    In einem Kommentar befürwortet die FAZ die harte Haltung des Denkmalschutzes in dieser Frage und beurteilt die Diskussion über Erhalt oder Abriss des BRH als letzte Chance für die Wiederaufbauarchitektur in FFM.
    Man kann sich sicher darüber streiten ob es architektonisch/städtebaulich Sinn macht den BRH zu erhalten. Bleibt es aber dabei das er erhalten werden muß, dürften in jedem Fall noch einige Jahre Leerstand auf uns zukommen.

  • Das war zu erwarten. Die Entscheidung passt in die Serie der, zurückhaltend ausgedrückt, seltsamen Eigensinnigkeiten jener Behörden. Wie die Gestattung des vollkommen unnötigen Teilabrisses von Elsaessers Großmarkthalle, um nur eine zu nennen. Meines Wissens bleibt immer noch die Möglichkeit einer sogenannten Ministererlaubnis, und inzwischen hoffe ich sehr, dass eine solche Entscheidung für den Abbruch auch folgt. Zuständig dürfte das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sein.

  • Ganz ehrlich, mich ekelt diese Haltung des Denkmalschutzes an. Wenn Großinvestoren irgendwo in einer darbenden historischen Innenstadt wieder mal ganze Stadtquartiere entkernen möchte, um ein weiteres Einkaufszentrum hochzuziehen, so sind die wirtschaftlichen Zwänge offenbar stark genug. Oder wenn die Europäische Zentralbank als Bauherr auftritt, insofern guter Vergleich.


    Ich wünschte, diese Haltung würde bei den täglich (!) Dutzenden von wirklich unsinnigen Abrissen historischer Bausubstanz in der Bundesrepublik zugunsten irgendwelcher fragwürdigen, kurzsichtigen Projekte zu Tage treten. Beim BRH wird dagegen ein akademisches, fanalhaftes Feuerwerk gezündet, wo man sich fragt, wem es nutzen soll. Keinem Menschen außerhalb eines elitären Kreises der Bevölkerung ist der künstlerische, wissenschaftliche, technische, geschichtliche oder städtebauliche Wert dieses Gebäudes vermittelbar, um mal die Kriterien der Unterschutzstellung zu nennen, die das Hessische Denkmalschutzgesetz vorsieht.


    Und es ist ja nicht so, dass gerade im direkten Umfeld (u. a. Berliner Straße) nicht zahlreiche Kulturdenkmäler der gleichen Zeit erhalten wären. Die Herren in Wiesbaden sollten sich mal lieber um die Oberfinanzdirektion kümmern, mit der der nun wirklich abwendbare Verlust eines der Hauptwerke dieser Zeit droht.

  • Laut dem von Reiner03 erwaehnten FAZ-Artikel ist die sogenannte Ministererlaubnis in diesem Fall keine Option, da das Landesdenkmalamt einvernehmlich mit dem staedtischen Denkmalamt entschieden hat und diese nur bei mangelndem Einvernehmen greife.
    Aus dem Artikel geht weiter hervor, dass die Hotelkette Motel One an einem Neubau Interesse haette.