Leipzig: Museumswinkel (realisiert)

  • Off Topic: ^ Dieses Gebäude ist ein würdiger Vertreter seiner Zeit. Dagegen können die späteren Plattenbauten, allen voran diese drei Riegel im Musikviertel, nicht annähernd gegenhalten. Mir gefällt der Eckbau.

  • @ dj tinitus: das wäre natürlich die bessere Variante. Die Markisen sind einer der wneigen positiven Aspekte bei BBL. Die Fassadendifferenzierung dürfte aber weniger eine Rolle gesielt haben, wie wir beim Bassin-Entwurf sehen können :)

  • Noch eine größere Ansicht des prämierten Bassin-Entwurfs. Die Jury lobte, dass durch die sehr großen, mit Betonteilen gefassten Fenster jedes Zimmer eine "eigene Adresse" erhält. Was auch immer damit gemeint ist, wir werden es wohl nie erfahren. Für die Länge des Gebäudes wirkt die Fassade zu eintönig (ähnlich wie schon beim Motel One in der Nikolaistraße). Wobei sich hier die Fensterfassungen mit simsähnlichem Abschluss in Natura noch am ehesten als Hingucker erweisen könnten.

    Visualisierung: Delia Bassin

  • Aus die Träumerei von einer interessanten Gestaltung - was soll es.


    Ich finde den Entwurf von Bassin eigentlich ganz gut. Die leicht nach oben gezogenen Fenster geben dem schmalen Haus einen vertikaleren Anschein und schließt sich somit dem höheren Bürohaus an. Die weiße Fassade und die grünenen Fensterläden geben dem Entwurf einen 'Pariser Anstrich'. Wenn das Café nicht gerade Starbucks wird sondern eine eigene Marke dann kann ich mir das mit den Stieleichen im Hof zum MdBK ganz gut vorstellen.


    Die anderen Entwürfe sind m.E überhaupt nicht gelungen. Ich frage mich ob diese 'Architekturbüros' schon einmal in Leipzig waren und ob sie dann auch die Brühl-Südseite, zwischen Nikolaistraße und Göthestraße gesehen haben. Keine kleinteilige Bebauung, keine Orientierung an der alten Substanz von Rauchwaren Häusern oder z.B. der 'Alten Heuwaage' an der Ritterstraße. Mein Tipp: ein Besuch in der Stadt und ein Geschichtsbuch lesen - oder wenigstenz anschauen. Nein! - lieber orientiert man sich am Baustil des Marriott aus den '90ern oder dem Fuchshuber Bau im Katharinum.


    Wenn eine gute Architektur davon abhängt dass ein Investor einen zweistelligen Millionenbetrag zahlt oder davon dass die Architekten im Ausland studiert haben dann gute Nacht!

    Einmal editiert, zuletzt von hedges ()

  • Martin Behet, Roland Bondzio und Michael Yu-Han Lin (bbl) haben ein Büro in Leipzig und auf ihr Konto geht unter anderem die Umgestaltung der Universitätsgebäude an der Grimmaischen Straße (Institutsgebäude) und die neue Mensa. Ansonsten liegt der Schwerpunkt in NRW. Rhode Kellermann Wawrowsky (rkw) haben ebenfalls ein Büro in Leipzig (Hauptbüro in Düsseldorf) und haben hier u.a. das Hansahaus in der Grimmaischen Straße, die BMW-Niederlassung und mehrere vielgelobte Konsum-Märkte (Schleußig, Gohlis) hinterlassen sowie die Sanierung von Barthels Hof, Speck's Hof und Zeppelinhaus und den Karstadt-Umbau zu verantworten. Insofern ist der Vorwurf einer fehlenden Kenntnis oder Auseinandersetzung mit der Stadt ziemlich gegenstandslos. Die (berechtigtermaßen) kritisierte Eintönigkeit der Fassade hat vielleicht eher was mit den Vorgaben zu tun.

  • bei bbl tendiere ich zu mangelnder auseinandersetzung mit der stadt. man erinnere sich nur an deren pläne für das paulinum und vergleiche, wie van egeraat - bei gleichen vorgaben - die aufgabe gelöst hat.

  • @ Lipsius


    Dass die Büro's nicht die Stadt kennen war ironisch gemeint.


    Insofern ist der Vorwurf einer fehlenden Kenntnis oder Auseinandersetzung mit der Stadt ziemlich gegenstandslos.


    Warum? - dass die Büros sich nicht auf den Brühl einlassen ist doch deren Fehler - ganz gleich ob diese nun in Leipzig angesiedelt sind oder nicht. Das ist doch ein historisch, interessanter Ort. Wenn die 'Architekten' glauben sich and den Höfen am Brühl orientieren zu müssen, haben sie def. im Studium nicht aufgepasst. Die Entwürfe passen an die Neue Messe, die Zeil in Frankfurt oder einen Flughafen in London.


    Hier wurde nur ein Hotel geplant! Eine schöne, große Fensterfront im EG, in der sich dann Geschäftsmänner und WE Touristen im internationalen Einheitsdesign zu Fahrstuhl Jazz auruhen können. Vielleicht ein paar SW Photographien von der Innenstadt auf den langen Fluren. Das wäre dann der einzigste Punkt der sich von einem Hotel in Köln abhebt. Ansonsten wäre eine Chance vergeben sich mit der Architektur an den Brühl zu orientieren und dem Ort und dem Hotel, in gleichem Maße, eine Identität zu geben.

  • ^ Und wie stellst du dir eine Orientierung an den zahlreichen noch vorhandenen Rauchwaren- und Gerberhäusern vor, wenn die Kubatur samt Staffelgeschoss vorgegeben wurde? Mehr Fassadenschmuck? Woher soll das Geld dafür kommen? Wie bereits mehrfach geschrieben: das Katharinum als hochwertiger Winkel kostet mehr als doppelt so viel wie der jetzt zu bebauende und ist obendrein noch viel kleiner. Da fällt Kleinteiligkeit und Hochwertigkeit um einiges leichter.


    Mich würde interessieren, inwieweit die Stadt beim Verkauf des Grundstücks auch die zu erbringende Investitionssumme vorgegeben oder überhaupt in Betracht gezogen hat. Die ist der eigentliche Knackpunkt.

  • [COLOR='Sienna']Off topic
    Irgendjemand von euch hatte sich ein Bild vom Plattenbau am Mendelssohnufer, als Vergleich eines Entwurfs, gewünscht >>


    Der jemand dankt!;)


    Zur Auswahl der Büros:


    rkw ist nun mal das Standart-Büro für Gewerbe und großflächigen Einzelhandel. Das ist ungefähr so, wie wenn man nutella sagt und Haselnuß-Nougat-Brotaufstrich meint.
    Und Behet, Bondzio und Lin haben kein Büro, weil sie den Hauptteil der Universität neu errichtet / umgeplant haben, sondern "nur" deshalb. Wenn man schon eine Filiale in der Messestadt hat muss man sich ja auch mit Aufträgen versorgen. Und mit ihrem Entwurf für die Aula sind sie aus meiner Sicht zurecht und zum Glück gescheitert - bei ihrem Beitrag zum Brühl sieht man auch warum. Das Gespür für den Ort fehlt.
    Der Rest ist gefällige aufgepeppte Investoren-Architektur. Was will man denn auch anderes erwarten?
    Es bauen hier eben nicht mehr die Leipziger "Pelz-Juden". Um so gespannter darf man dann wohl auf den letzten Winkel sein.

  • @ DaseBLN: Zumindest könnte sich der verantwortliche Architekt ansehen, was vorher an dieser Stelle stand, und dazu Bezüge aufnehmen, von mir aus nicht nur architektonisch, auch als inhaltliche Übertragung. Wenig Geld sollte kein Kriterium sein für die Qualität der Architektur, oder zumindest nur bedingt. Mit ein wenig Kreativität und Begeisterung sind schon bessere Lösungen möglich. Die Bassin-Fassade könnte mE eine vertikale Entwicklung vertragen, reines Raster ist althergebracht. Gerade wenn es sich um Betoneinfassungen handelt, die dann auch so aussehen (Beton ist das bei Laien unbeliebteste Material, wenn es um Sichtbarkeit geht.) Die Fenster können da leicht erdrückt wirken. ME müssten auch die französischen Balkone geformt werden, sonst wirken sie wie Gefängnisgitter. Das hat alles weniger mit Fassadenschmuck zu tun.

  • ^ Mit der vertikalen Gliederung gebe ich dir vollkommen recht, aber schafft diese allein den gewünschten Ortsbezug? Ich bezweifle es. Auch könnte man jetzt ernsthaft hinterfragen, wieso sich Bassin am Brühl oder gewesenen Gebäuden orientieren soll statt am Raster des gegenüberliegenden Plattenbaublocks?


    Es wird schon seinen Grund haben, dass Bassin gewählt wurde, die vielen wiederkehrenden Elemente (allein die Fenster) helfen sicherlich erheblich dabei, Kosten zu sparen... Sicherlich sind auch für die gleiche Summe bessere Lösungen möglich, ich bezweifle aber, dass hedges diese Detailverbesserungen meint, wenn er sich eine Orientierung an den Händlerhäusern am Brühl wünscht.

  • Nein, tut sie nicht, aber ich traue Architekten zu, dass sie Lösungen finden können, den Ortsbezug herzustellen. Die gewesenen Gebäude waren eventuell prägend für den Ruf der Stadt, der Brühl war ja weltbekannt, wenn ich mich nicht irre, und dies ist bei den Plattenbauten, die hoffentlich den Zenit ihres daseins schon überschritten haben, nicht der Fall. Ist die Platte weg, funktioniert die Orientierung daran nicht mehr, da erstere geschichtlich womöglich nicht sehr bedeutsam ist. Keine Ahnung, was genau dort an dieser Stelle vorher stand. Ein Kürschnereigebäude? Wie wäre es dann mit einem Fassadenrasen als Erinnerung an den Pelz...obwohl, wird schwierig, den zu mähen ^^

  • ^ Ich bezweifle, dass die Berühmtheit des Brühls etwas mit seiner - kurzlebigen - Architektur zu tun hat. Womöglich stehen die beiden Plattenbauten gegenüber inzwischen zeitlich länger als die mit Rauchwarenmotiven bestuckten Gründerzeitler am Brühl vorher.



    Brühl 1880



    Brühl 1925

    Bilder: lipsikon.de

  • Könnte, hätte, sollte. Klar. Aber worauf ich hinaus wollte ist, dass die Ära der Rauchwarenindustrie, und deren architektonischer Bezug in den Gründerzeitlern, auch sehr kurz war (und zudem heute alles andere als populär ist). Hinzu kommt, dass für diese Gebäude weitaus wertvollere Bausubstanz geopfert wurde, die weder durch Krieg und sozialistischem Wiederaufbau unwiederbringlich verloren ging, sondern damals einfach mal so abgerissen wurde. Warum sollte man sich ausgerechnet an diese Zeit orientieren?

  • Klar ist es müßig, dass weiter auszuführen, aber der Brühl hat ja noch eine Geschichte vor dem Pelz...wobei das zu weit führen würde. Aber auch dann muss sich nicht an der Platte orientiert werden. Doch das könnte jetzt vermutlich zu einer Grundsatzdikussion über Ästhetik führen --> OT ^^

  • hedges: Ich wollte mit meinem letzten Beitrag nicht den Entwurf von BBL verteidigen, den ich genauso fade finde wie die anderen Forumsteilnehmer, was man übrigens meinem vorletzten Beitrag entnehmen kann. Es ging nur um die etwas unsachliche Vermutung, die einreichenden Büros seien noch nie in Leipzig gewesen, und die Nahelegung eines Besuchs oder der Lektüre eines Geschichtsbuches.


    Abyssalon: Was den Brühl berühmt gemacht hat, war seine Funktion als Geschäftsstraße. Dahin soll die Reise wieder gehen. Zum Weltzentrum des Rauchwarenhandels wird er nicht mehr werden, da kann man sich auf den Kopf stellen. Wenn die erhaltenen Pelzhandelshäuser am Brühl bald saniert und einer Nutzung zugeführt werden, wäre schon viel gewonnen.


    Das untere Bild von Cowboy zeigt übrigens im Vordergrund das neogotische Geschäftshaus Heinrich Lomer, bekannt geworden als "Pelzkathedrale" oder "Pelzkirche".

  • sehr richtig.
    vielleicht kam durch die anlage der überbreiten fusswege und des sachsenplatzes in der ddr ein anderer eindruck auf, aber eine "flaniermeile" ist der brühl nie gewesen. hier wurde richtig gearbeitet. auch darum erscheint mir das enstehende unister-türmchen vertretbar. ich denke, mit ihm, den neuen hotels und den brühlhöfen ensteht ein guter mix, um den brühl unter heutigen bedingungen zu revitalisieren.

  • Es geht nicht um die Kopie des ehemaligen Brühl's mit seiner dominierenden Rauchwarenindustrie oder die Auferstehung eines untergegangen Viertels. Es geht darum die Straßenflucht mit seiner Kleinteiligkeit aufzunehmen und neu zu interpretieren. Wird das mit dem Standardraster von einem Gewerbehaus geschaffen?


    Man könnte sich auf 2 Fassadenteile in der Reichsstraße einigen und auf 3 Fassadenteile am Brühl. Damit könnte man die '3' Häuser in die Vertikale ziehen und dem ganzen einen Brühl typischeren Anstrich geben als dass was jetzt vorgestellt wurde. Das können wir doch nun schon zwischen Katharinenstraße und Hainstraße sehen. Ausserdem könnte man somit dem ganzen L - Block 3 'Eckgebäude' implizieren anstatt gerade mal die 2 Riegel zu untermauern. @ DaseBLN - das geht auch ohne Schmuck.


    Die vorgestellten Pläne sind in die Horizontale ausgerichtet und zeigen dass sich die Büro's nur mit dem L - Block versucht haben anstatt die Flucht aus den noch vorhandenen teilen der Straße aufzunehmen. Klar ändert sich alles und das vor allem in der Leipziger Innenstadt. Trotzdem gab gerade die Industrie am Brühl und die dichte Bebauung der ganzen nördlichen Innenstadt einen gewissen Charme.


    Lipsius - ich habe nur ironisch argumentiert weil ich die Entwürfe so schlecht fand. Ich hatte nicht an eine Verteidigung der Pläne von deiner Seite gedacht.

  • da ist schon etwas wahres dran.
    andererseits würde die innere logik fehlen, wenn eine funktionale einheit (hotel) hinter völlig verschiedenen fassaden entstünde. zudem: im vergleich zur heutigen umgebung (marriott, brühlpelz, reichsstrassenplatte, museum und brühlhöfe) wird dieser winkel ohnehin fast schon kleinteilig wirken - die zum teil verzerrten perspektiven der visualisierungen täuschen etwas. gerade deshalb wäre es meines erachtens jedoch wünschenswert, vor allem die ecksituation markanter zu gestalten.