Bauprojekte bei RB Leipzig + Neugestaltung Stadionumfeld

  • Eine Notwendigkeit eines neuen Stadions für die zweite Mannschaft sehe ich nicht. Erstens hat man vor dem Anpeilen des Aufstiegs in die 3. Liga in der nächsten Saison erst mal alle Hände damit zu tun, diese Saison den Abstieg aus der Regionalliga zu verhindern, und das trotz des nicht zu vernachlässigenden Einsatzes von Spielern aus der Profielf. Zweitens ist der Aufstieg in die Dritte Liga extrem schwierig, wie schon die erste Mannschaft mit einem ganz anderen Mitteleinsatz erleben musste. Drittens interessieren die Spiele von zweiten Mannschaften nirgendwo eine nennenswerte Zahl von Heimfans, so dass Kapazitätsgründe schon mal unter den Tisch fallen. Und viertens gibt es für zweite Mannschaften in der 3. Liga Abstriche an den Stadionanforderungen (siehe Platz 11 in Bremen). Somit wäre auch das Stadion in Markranstädt absolut ausreichend, da man bei Spielen mit großen Gästefanscharen ins Zentralstadion ausweichen kann. Deshalb würde es mich sehr wundern, wenn man Geld für ein Amateurstadion ausgibt. Selbst bei einem Aufstieg wäre das in den nötigen Investitionen in die Mannschaft und eventuell in eine Kapazitätserweiterung des Hauptspielortes besser aufgehoben.

  • ^ ich dachte immer, dass die Stadion-Anforderungen für alle 3. Liga Mannschaften gleich wären. Und wie gesagt, RB wollte anscheinend ein Stadion welches sowohl der Leichtathletik, der 2. Mannschaft, sowie der Frauenmannschaft dienen soll. Synergie-Nutzungen ließen sich ja dann prima verwirklichen. Das Thema wird in eine paar Jahren sicher nochmal auf den Schirm kommen.


    Bezüglich des schon angekündigten Umbaus des Stadions, wird es wohl doch nicht so schnell gehen. RB Vorstandsvorsitzender Mintzlaff erklärte, dass es sich erst einmal um eine Durchführbarkeitsstudie handelte. Desweiteren müssen wichtige Details um das Stadion wie z.B. die Zu- und Abflüsse von Zuschauern sowie die Bedingungen für die Bewohner des Waldstraßenviertels mit der Stadt Leipzig geklärt werden. Hier wird es also noch eine kleine Weile dauern.


    Falls sich das Stadion dort dauerhaft durchsetzt und von der Stadt gewünschte weitere Sporteinrichtungen für Großveranstaltungen enstehen sollen, wird man sich in zwei Jahrzehnten wieder über einen Ost-West S-Bahn Tunnel unterhalten (müssen). Anders sind die Menschen ohne extreme Belastungen für die umliegenden Anwohner irgendwann nicht mehr zu stemmen.

  • ^ Einen Ost-West-Tunnel hauptsächlich für den An- und Abtransport ins Stadion wird es nicht geben, der Kosten-Nutzen-Faktor dürfte aufgrund der baulichen (Untertunnelung Citytunnel sowie mehrerer teils unterirdischer Flussläufe und eines Überschwemmungsgebietes) und strukturellen (mangende Zulaufstrecken in Ost-West-Richtung) Gegebenheiten absurd niedrig sein. Das wurde hier auch schon ausgiebig diskutiert. Stattdessen sollte man sich dann langsam aber sicher über einen Ersatz der Wendeschleife Feuerbachstraße Gedanken machen, eine größere und näher am Stadion gelegene Aufstellanlage der Straßenbahn mit Fahrtmöglichkeiten in alle Himmelsrichtungen wäre m.E. die beste (bezahlbare) Lösung für 20-30 Heimspiele im Jahr. Die Tram kann jedenfalls weitaus mehr Richtungen abdecken und erreicht vor Allem weitaus mehr P&R-Plätze direkt. Insgesamt kann man aber sagen, dass die An- und Abreise weitaus weniger chaotisch ist, als sie immer dargestellt wird, auch im Vergleich mit anderen Stadien.


    Zum Thema Spielort der U23: am Trainigsplatz 1 (?) direkt hinter dem Hauptgebäude entstehen momentan überdachte Tribünen für (so heißt es) bis zu 3000-4000 Zuschauer. Offiziell hauptsächlich für Testspiele und Jugendmannschaften, ich könnte mir allerdings auch eine (temporäre) Nutzung durch die U23 vorstellen.

  • ^ es gibt definitiv Ansprüche der Verbände an ein Stadion für die 3. Liga. Das jetzige am Trainingszentrum reicht sicher für die "normalen" Spiele, aber in dieser von RB avisierten Liga für die 2. Mannschaft kommen schon Kracher mit zahlreichen Zuschauern. Sicherheit sowie Gästeblock sind nicht vorhanden. Und ob man dann immer in die Arena ausweichen kann, bleibt fraglich. Wie auch immer.


    Zum Thema Anbindung: natürlich steht der Kosten-Nutzen-Faktor eines weiteren Tunnel in keinem Verhältnis. Außer die Stadtquartiere und die Peripherie im östlichen sowie westlichen Teil der Stadt verändern sich stark zum positiven. Aber selbst dann bleibt es fraglich.


    Dennoch muss man eine bessere Anbindung des Stadions diskutieren. Und bei der Tram-Schleife in der Feuerbachstraße bleibt das Problem des Nadelöhrs Jahnallee. Schon heute stockt es einfach nur deswegen, weil eine lange Tram nach der anderen zu Veranstaltungen dort durchrollt. Dann staut es sich schon am Goerdelerring bzw. am Hbf, und eine Entlastung für das Waldstraßenviertel gibt es auch nicht. Desweiteren ist die südliche der drei Verbindungen gen Westen - Kollwitzstraße - dann meistens bis zum Felsenkeller auch völlig überlastet. Also selbst wenn man den Individualverkehr bei Veranstaltungen folgerichtig so weit wie möglich auf den ÖPNV zwingt, bleiben starke Nebeneffekte im Verkehr.


    Im Endeffekt braucht es eine nördliche Anbindung welche von Außerhalb wie aus der Stadt selbst gut zu erreichen ist, sowie das Waldstraßenviertel umgeht. Und da bieten sich eigentlich nur Hans-Driesch-Straße, Leutzscher Allee, sowie Zlnnerweg an. Diese sind ja eigentlich bzw. sowieso Teil des Mittleren Rings und die logische Folge der Verkehrsströme der geplanten Kreuzung Ufer-, Berliner-, Gerber-, Eutritzscher Straße. Bei einem Ausbau der Strecke bis zur Rückmarsdorfer/Georg-Schwartz Straße könnte man auch Tramgleise einsetzen und dadurch der Jahnallee etwas Luft lassen. Nur gibt es dann wieder die Engstelle Zöllnerweg wo in das NSG eingegriffen werden müsste. Außerdem meinen die Meisten der Mittlere Ring ist tot.


    Also wäre die einzige logische Konsequenz die mittelfristige Verlegung des Stadions an die Peripherie, ähnlich wie in München. Aber das ist irgendwie sicher auch nicht Sinn der Sache, da ein Stadtstadion nicht nur Atmosphäre hat sondern auch etliche kleine Nutznießer im Umkreis des Stadions davon zehren.


    Anyaway - auf jeden Fall an sehr langfristige Diskussion.

  • Zum Glück bleiben noch einige Jahre zum Nachdenken, bis es verkehrlich wirklich akut werden kann. Rein theoretisch sollte folgendes bedacht werden:
    - eine Vollbahn (Eisenbahn, S-Bahn) hat enorme Kapazitäten je Zug und relativ dichte mögliche Zugfolgen
    - eine Tram kann (!) wenn störungsfrei gefahren wird, auch große Mengen bewältigen. Idealerweise könnten auch zwei gegenläufige Ringe gefahren werden: Im Uhrzeigersinn Jahnallee - Ranst. Steinweg - Hbf - Augustusplatz - Leuschnerplatz - Westplatz - Kollwitzstraße - Felsenkeller - Angerbrücke und wieder eine Runde und gleiches Gegenläufig. Nur dafür braucht es eine große Flotte an Fahrzeugen!
    - eine Kabinenseilbahn klingt exotisch, kann aber störungsfrei in kurzer Zeit auch große Mengen abtransportieren. Quer über den Auenwald zum S-Bf Leutzsch / Tram 7
    - am alten Rangierbahnhof Leutzsch können einige längere Aufstellgleise für Reisezüge vorgehalten werden, welche dann problemlos ohne Stadtberührung wegfahren können
    - von der Strecke Leutzsch - Möckern könnte am Klärwerk eine Stichstrecke abzweigen und entlang des Elsterbeckens einen Kopfbahnhof nahe Drieschstraße bilden, ebenfalls schnell mit mehreren Reisezügen bestückbar. Ein längerer Dosto-Zug fasst ruck zuck 1000 Leute.
    - Vorteil eines Eisenbahnanschlusses ist, dass große P&R Plätze wie Neue Messe, flott erreichbar sind. Via Tram eine halbe Weltreise.
    - ein Ost-West-Tunnel müsste nicht zwingend ein komplexesRegional-Eisenbahnnetz aufnehmen, eine Light-Rail, sprich eine geeignete lokale Stadtbahn, sollte auch eine Option sein, je nach Rahmenkonzept im Ballungsraum.


    Wie schwer selbst simple Zusammenhänge und z.B. ÖPNV-wichtige Grundsatzentscheidungen so trifft wie unser aktueller Stadtrat, macht keine erkennbaren Anstalten, jemals mehr zu erreichen als tiefste Provinzialität!

  • http://www.luftlaermdialog.leipzig.de

    Da das Thema ja sehr viel mit Lärmvermeidung zu tun hat:


    Der Online-Dialog zur Fortschreibung des Luftreinhalte- und Lärmaktionsplan unter http://www.luftlaermdialog.leipzig.de/ ist seit Montag online.


    Vorgestern startete ein achtwöchiger Online-Dialog zur Fortschreibung des im Jahr 2009 beschlossenen Luftreinhalteplans sowie des Lärmaktionsplans aus dem Jahr 2013. Erstmalig werden beide Pläne in einem gemeinsamen Verfahren aktualisiert und fortgeschrieben. Damit bietet sich die Möglichkeit, Synergieeffekte zu nutzen und Maßnahmen, welche dem Lärmschutz und der Luftreinhaltung gleichermaßen nutzen, prioritär einzuordnen. Zwei Monate lang haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, auf der Internetplattform dazu eigene Ideen und Vorschläge einzustellen und zu diskutieren. Alternativ können sie auch den klassischen Weg der Beteiligung wählen und ihre Hinweise und Vorschläge auf dem Postweg (Prager Straße 118 – 136, 04317 Leipzig) oder per E-Mail (umweltschutz@leipzig.de) an das Amt für Umweltschutz richten. Die Ergebnisse des Forums sind Grundlage für die Fortschreibung. An den Online-Dialog schließen sich die Erarbeitung der Entwürfe zu beiden Fachplanungen und eine vierwöchige Auslegung an.

  • Kurze, gewohnt konfuse Meldung von Guido Schäfer in der LVZ heute: Idee eines Stadionneubaus ist wieder aktuell, denn nur so können man 80.000 Besucher, VIP-Versorgung und Autobahnanbindung unter einen Hut bringen. Alles abhängig vom Aufstieg und Zuschaueraufkommen von konstant mehr als 57.000 - nix neues also.

  • Als ob eine Autobahnanbindung Probleme löst.... Bei den gedachten Größenordnungen dauert jede Art Abreise nach einem Spiel rund 2 Stunden. Ist in München nicht anders.

  • Ich denke, RB sollte es hier erst mal langsam angehen lassen. Wenn mit dem Ausbau knapp 57.000 erreicht werden, ist das schon eine Hausmarke, die man erstmal wöchentlich voll kriegen muss. Da sollte man sich auch nicht von der Aufstiegseuphorie des ersten Jahres blenden lassen.

  • Das stimmt. Aber die Leute kann man ja nicht zwingen, ins Stadion zu gehen. 80.000 ist verdammt viel. Und ob ein riesiges Stadion mit regelmäßig 10-20.000 leeren Plätzen unbedingt imagefördernd ist, glaube ich auch nicht. Zumal der Verein ja auch keineswegs auf ein ungeteilt positives Echo in Stadt und Umgebung stößt.

  • Vielleicht sollte man mal nicht zu viel hinein interpretieren. Es steht doch nur da, dass wenn man bei dauerhaften Nachfragen von über 57.000 Zuschauern an ein Stadionneubau denkt welcher eine Fassung von 80.000 haben könnte. Damit wäre man im nationalen Vergleich an dritter Stelle - hinter Dortmund und wahrscheinlich München, welche ihr Stadion weiter ausbauen wollen.


    Mehr steht dann dort auch nicht. Zwei Sachen zu beachten; erstens kann das auch erst in 20 Jahren passieren, und zweitens ist es doch völlig normal an einen Stadionneubau bei bleibender starker Nachfrage von über 57.000 zu denken. Für 10.000 Zuschauer mehr, braucht man keinen Stadionneubau.


    Desweiteren muss auch klar sein, dass ein Stadionneubau am gleichen Standort und mit einem Fassungsvermögen von möglichen 80.000 einfach schwer umsetzbar ist. Ein Standort an der Neuen Messe - wie öfter gemunkelt wird - ist mit einem S-Bahn Anschluss und großem S-Bahnhof, Tram, sechstreifiger Autobahn, und vierstreifiger Bundesstraße 2, ideal an die Stadt sowie das Umland angeschlossen. Außerdem hätte das Geschehen dort so gut wie keinen negativen Effekt auf Anwohner. Außerdem verdienen Vereine heute sehr sehr gut mit VIP Logen/Plätzen sowie Restaurants und Veranstaltungsräumen. Das alles ist in dem jetzigen Stadion nicht so richtig groß umzusetzen.


    Dazu kommt der Kommentar von 'Snirtje Bra', Red Bull schaut sicher nicht nach Mittelmäßigkeit. Das alles kann der Stadt ja nur gut tun!

  • Die innerstädtische heutige Lage ermöglicht für mehrere Tausend Besucher die An- und Abreise zu Fuß oder mit dem Rad. Bei einer Stadtrandlage wird dieser Anteil nahezu verschwindend gering ausfallen und diese enorme Menge muss zusätzlich mit individuellen oder öffentlichen Fahrzeugen an- und abtransportiert werden. Weder die klein dimensionierte S- noch die Straßenbahn packen das als Peak mit nur einer Strecke. Auch in 20 Jahren nicht.

  • Als würde jemand zum Red-Bull-Spiel mit dem Rad kommen. :daumen:
    Ich glaube das ist eher eine lächerliche Vorstellung, vor allem wenn man sich die Blechkolonnen in der Marschnerstrasse und auf dem Ring anschaut.


    Bei geplanten 60-75000 Zuschauern pro Spiel wird die Mehrheit aus dem Umland anreisen. Bei den derzeitigen Bahnverbindungen nach Leipzig (zu klein, zu großer Takt) wird die Mehrheit mit dem Auto anreisen. Ich glaube langfristig ist der Nutzen einer Großarena draussen vor der Stadt besser als die jetzige zentrale Lage. Das derzeitige Stadion stammt in seinen Fundamenten aus den frühen 50er-Jahren, da musste man sich um zu viel Individualverkehr keine Gedanken machen. Auch in 20 Jahren werden wir nicht zu Fuss gehen, sondern mit dem Auto fahren. Bei einem Besatz von 2 Personen pro Fahrzeug ergießen sich mindestens 20000 Fahrzeuge pro Spiel in den kleinräumigen Stadtraum Leipzigs. Keine einzige vierspurige Strasse führt auch nur in die Nähe des Stations, kein S-Bahnhof oder DB-Anschluss ist fußläufig vorhanden. So geht das auf Dauer nicht.


    Ich wäre für einen Neubau auf der Brache zwischen NH-Hotel Messe und Messegelände oder im Süden an der A38. Die Infrastruktur vor allem bei der S-Bahn-Anbindung Richtung Zeitz ist ohnehin stark verbesserungsbedürftig.

  • Ich bin kein Experte - jedoch kommen mir die Brachen am Messegelände im Norden doch recht klein vor für ein Stadion mit ausreichender Logistik.

  • Mittelfristig muss man Sicht tatsächlich etwas einfallen lassen. Es kann nicht sein, dass dauerhaft die halbe Stadt wegen Fußball lahmgelegt wird.


    Ich bin kein Fußballgegner - war selber schon bei Spielen. Aber die Anbindung des Stadions ist die blanke Katastrophe. Und Fahrrad bzw zu Fuß sind für mich keine Alternative, wie für die allermeisten anderen auch nicht.


    Also hat man, wenn man die Arena erweitern muss, mittelfristig zwei Möglichkeiten: entweder man erweitert am bestehenden (extrem ungünstigen) Ort UND schafft eine vernünftige Anbindung oder man baut gleich neu.


    Und hierbei muss man mal die Frage stellen, wer eigentlich was bezahlt. Eine Erweiterung am jetzigen Standort wäre sicher günstig zu haben - aber für knapp 60.000 Zuschauer müsste man dann doch nochmal über den Jahnalleetunnel für die Straßenbahn und auch über Parkhäuser nachdenken. Das kann man beides aus ideologischen Gründen ablehnen - aber wie es bereits oben geschrieben wurde, auch in 20 Jahren wird mit dem Auto, dann E-Auto klimaneutral, gefahren. Alles andere ist Träumerei.


    Ein Neubau, wie es schonmal im Gespräch war im Südwesten der Stadt, Nähe Belantis, hätte natürlich seinen Reiz. Die Belastung der Anwohner im Waldstraßenviertel - die so schon immens ist - würde erheblich zurückgehen. Okay, da müsste man dann allerdings wirklich eine neue S-Bahnlinie einrichten. Die Beförderungskapazitäten, die man da benötigt, sind von der Straßenbahn nicht zu leisten, nicht mit der Begrenzung auf 45 m.


    Also zusammengefasst: entweder Stadt/RB/LVB holen mal die große Lösung für die Anbindung des jetzigen Stadions aus der Schublade, oder, was vielleicht weniger aufwändig wäre, man baut im nächsten Jahrzehnt wirklich neu. Ich wäre eigentlich für letzteres.

  • @MartinPohle, LeipzigSO


    Träumerein sind eher, wenn man glaubt, es gehe immer so weiter!


    Es wird sehr wohl zahlreich zu Fuß gegangen, mit dem Rad ebenso. Ich sehe da auch weniger die 40k Stadionzuschauer, eher mal 70k Konzertbesucher, quasi als real erlebte Trockenübung. Ich bin bis nach Hause weit in den Süden gelaufen. Zig Tausend andere auch. Die Bimmel war rund 2 Stunden am abtransportieren. Das dauert einfach so lange, bis die Fahrgäste in den entsprechenden Hunderterportionen eingestiegen sind und die Bahnen sich ihren Weg durch die Fußgänger erläuten konnten. Auf diese Weise reist das Gros der Leute an und ab, zu Fuß in die Hotels, zum Hbf, in die Innenstadt zum Nachfeiern. Und mit Bus+Bahn zu den P+R-Plätzen, die im Norden rund 1,5k PKW fassen und in Grünau 0,5k und im Süden, sofern entdeckt nochmal 0,1k Parkplätze am Stadion gibt es m.W. ca. 5k, in den angrenzenden Arealen schätze ich neben dem Bestand nochmals Lücken für 5k PKW ein. Macht zusammen 10k in Stadionnähe und 2k für P+R, zusammen eben rund 20.000 Menschen, pi mal Daumen. Bis allein die 20.000 PKW ihren Weg gefunden haben, dauert. Bedenkt, dass dies der Querschnitt einer wichtigen Hauptstraße eines ganzen Tages (!) ist, selbst wenn in einem Gebiet von 10km² geparkt wird (3x3km), kommt das nur zur Grundbelastung hinzu. Es ist völlig logisch, dass es immer mehrere Stunden nervenden und andere behindernden Stau gibt, bis diese Menge rollt. Sinnvoll ist das nicht.


    Nun übertragt diese Mengen mal nach draußen!
    Wenn 20.000 Leute mit PKW kommen können, weitere 20.000 in den Bahnen Platz finden (das ist gerade so zu schaffen!), kamen zu den letzten Konzerten mit rund 70k Gästen offenbar 30.000 zu Fuß (und mit dem Rad, sah man ja auch!) - mithin die Mehrheit.


    Bei einem Stadionumzug mit 80k Gästen entfallen diese 30.000 Menschen, weil von da draußen spaziert niemand durch die Ödnis bis ins Zentrum oder noch weiter. Das heißt, alle wollen irgendwie fahren. Nur ob eine einzige Tramstrecke 20.000 Leute sinnvoll fassen kann?? in einen Großzug passen gequetscht 250 Leute, es nötigt also 20.000 / 250 = 80. Da draußen Endstelle ist, wollen alle in eine Richtung. 80 Bahnen befüllen und fahren ist sinnvoll mit 1,5 Minuten je Bahn zu schaffen, wenn keiner drängelt. Macht 120 Minuten allerstraffsten Abtransport LVB Anteil. die ex30.000 Spaziergänger wären eine Aufgabe für die S-Bahn. Die normalen Vollzüge fassen 500 Personen, das Einsteigen dauert knapp 2 Minuten, + Folgezeit min 180 sec = kürzeste Zugfolge 5 Minuten = 60/5=12 Züge je Stunde und Richtung mal 500 = 6.000 Fahrgäste gen Zentrum und zusammen im Idealfall so viele gen Halle und Delitzsch = 10.000 Fahrgäste je Stunde = 3 Stunden volles Ballett. So viele Züge gibt es nicht, so viele Zugkilometerfahrleistung kann keiner finanzieren.


    Die rund 10.000 PKWs entsprechen den Parkplätzen Messe + Sachsenpark + P+R zusammen, viel mehr wird es nicht, weil bauliche Anlagen größere Erträge nötigen, das ist nicht verkaufbar.


    Also, erst rechnen, dann jubeln! Die beste Lösung ist der Bestand, weil der Verkehr sich in zig Richtungen zerschlägt und der allergrößte Teil unkompliziert zu Fuß kommen kann. Werden Leistungssysteme benötigt, dann baut lieber eine Seilbahn nach Leutzsch und reaktiviert dort eine Handvoll Gleise für Sonderzüge mit größerer Kapazität oder baut - naturschutzrechtlich anspruchsvoll - vom Heuweg abzweigend eine Stichstrecke bis ans Leichtathletikstadion, so dass auch längere Sonderzüge bereit stehen können. Damit lassen sich ohne unbezahlbaren Aufwand mehrere 1000 Leute störungsarm abtransportieren. Zusätzlich ist es ratsam, generell keine PKW-Plätze anzubieten. Dann unterbleiben auch die Versuche nach dem Schema: Wir werden schon was finden... - idealerweise am Stadtrand oder in der Heimatstadt den Weg zum Bus / Zug.


    Achja, Konzertbesucher sind ja fröhlich, Fußballbesucher manchmal kampfgelaunt, dann sind die Zahlen natürlich zu reduzieren, Fantrennung und so.

  • Danke für die umfangreiche Analyse. Bloss warum klappt das alles reibungslos in Arenen wie in München, Schalke und in Frankfurt a.M. und hier in Leipzig soll es nun besser laufen, das große Stadion mitten in der Stadt zu lassen?


    Erschließt sich mir nicht, auch nicht mit obiger Küchentisch-Verkehrsprognose. Was soll den außerdem an einem Stadionneubau schlecht sein? Bezahlen müssen den ohnehin andere.

  • Ich sehe das genauso wie Martin Pohle.


    Ein Neubau bezahlt von RB wäre ein Segen für die Stadt. Mal angenommen, es kämen Champions League Spiele nach Leipzig - das wäre eine unvorstellbarer Imagegewinn, und zwar gleich international. Nur sowas geht nicht mit der jetzigen Infrastruktur. Wenn RB weiter investiert, dann wird man auch erwarten, dass die Umstände denen in München oder anderen Städten ähneln. Und das mit Recht! Und zu solchen Spielen kommen dann eben mal 20.000 oder mehr von außerhalb. Und viele davon mit dem Auto. Das KÖNNTE am jetzigen Standort organisiert werden - aber dafür bräuchte die Stadt eine leistungsfähige, weitgehend unabhängige Schnellbahn, die in der Lage ist, mehrere Tausend Personen pro Stunde an den Stadtrand zu Park-and-Ride-Plätzen zu befördern. Und das ganze schell, direkt und zuverlässig. Da man aber nicht mal in der Lage ist, die Straßenbahn auf dem guten Kilometer zwischen der jetzigen Haltestelle Sportforum und der Haltestelle Leibnizstraße eine Etage tiefer zu legen, sehe ich da schwarz. Und Argumente wie z. Bsp. "…aber ich will doch nicht in den Keller steigen…" sind eher sinnbefreit und ideologisch...


    Ich möchte außerdem auch mal die Situation der Anwohner im Waldstraßenviertel mit zu bedenken geben. Ein Bekannter von mir hat dort eine Praxis und muss seinen Terminplan um die Veranstaltungen im Stadion und in der Arena drum herum stricken. Und seine Patienten können nicht alle "mit dem Rad oder zu Fuß" kommen. Was zur Folge hat, dass er bei Veranstaltungen schließt. Er ist übrigens selber begeisterter Radfahrer - aber trotzdem von der Situation überhaupt nicht begeistert. Aber vielleicht ist es aber auch nur so, dass er der einzige ist, der Nachteile durch die Veranstaltungen hat und alle anderen drumherum hellauf begeistert sind. Ist ja möglich… :lach:


    Last but not least: Es ist ja sehr schön, wenn manch einer alles zu Fuß erledigen kann. Aber es gibt eben auch viele Menschen, bei denen das schlicht und einfach nicht möglich ist. Die Autoindustrie wird in Richtung Elektromobilität gehen. Glaubt denn ernsthaft jemand, dass das Thema MIV in 20 Jahren nicht mehr da ist? Ohne MIV geht es nicht - und wer ein, wie auch immer betriebenes Fahrzeug hat, in MD, EF oder C wohnt und zu einem Fußballspiel nach Leipzig möchte, der wird sein Fahrzeug auch nutzen.


    Von daher: Was genau sollte schlecht daran sein, das Stadion an den Stadtrand zu verlegen? Wenn es RB auch noch selber zahlt! Sicher, es zieht Folgeinvestitionen nach sich. Zumindest S-Bahn und möglicherweise auch neue Autobahnanschlüsse wären notwendig. Aber man hätte das Problem aus der Stadt raus. Und ein Ausbau der S-Bahn - möglicherweise in den S-Bahn-freien Südwesten wäre ja auch für die Region nun nicht unbedingt etwas schlechtes...


    Aber viele denken nur von 12 bis Mittag. Leipzig soll bitte ganz toll werden, aber es wird gejammert, wenn dann andere herkommen und sich die Stadt verändert… Die Stadt braucht aber Erfolg als Daseinsberechtigung - und Erfolg verändert. Dass hier viele vor Veränderungen Angst haben ist leider ein offenes Geheimnis.


    Aber nun gut, jetzt wird es off topic. Wünsche allen hier schonmal ein schönes Wochenende. :)

  • Wenn man überlegt was für große Vereine Real Madrid und FC Barcelona hätten werden können wenn ihre Stadien im Gewerbegebiet vor der Stadt liegen würden. Ganz im Ernst, Stadien wie die Allianz Arena haben da klare Vorteile, nach dem Spiel ist man schon nach 2 h mit bester Laune wieder aus dem Parkhaus raus. ;)


    Ein Stadion in der Innenstadt ist für mich trotz aller logistischer Nachteile ein absoluter USP. Es ist mir absolut schleierhaft, dass manche Leute tatsächlich eine Copy&Paste Arena irgendwo im Seehausener Gewerbegebiet bevorzugen. Ich geh mal davon aus, wirklich wertungsfrei, dass dies nicht unbedingt die größten Fußballfans sind. Fair enough...