Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche

  • Garnisionkirche

    Die PNN vom 28.1.2011 berichtet, die Dortustraße werde zurückgebaut um Platz für die Rekonstruktion des Turmes der Garnisionkirche zu schaffen.

  • ^^
    Aber nur des Turm-Erdgeschosses. Wo meterdicke Mauern aus statischen Gründen beim Original nötig waren kann man heute stattdessen einen zusätzlichen Raum schaffen.

  • Garnisionskirche - die Baustelle heute

    Eine eher mickrige Baustelle, so wird es wohl noch das eine oder andere Jahrzehnt dauern:



    Dashier haben sie mangels Wand wohl erstmal einige Etagen tiefer aufgestellt.




    Aber immerhin ein herrenloser Bagger ist da ...



    ... und der Eingang existiert.
    Shot at 2012-03-01

  • Laut PNN verhandelt die Gesellschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche mit einem Großsponsor. Derzeit seien etwa 2 MEURO gesammelt worden (80 MEURO wird der Wiederaufbau wohl insgesamt kosten - siehe Artikel MAZ). Mitte 2013 soll mit dem Bau des Kirchturms begonnen werden (Artikel PNN).


    Ebenfalls im Februar berichtete die PNN über die Diskussionsrunde der Bürgerinitiative Mitteschön bei der der offizielle Architekturentwurf für die Kapelle von Architekt Albrecht vorgestellt wurde. Dieser sah sich teils scharfer, spöttischer Kritik augesetzt. Sein oktogonaler Entwurf passe nicht zur Formensprache der Garnisonkirche - ein rechteckiger/kubischer wäre angebrachter. Spott erntete seine Visualisierung in der die Sonne vom Norden hereinscheine.
    Siehe auch Artikel in der MAZ.


    Ildiko Röd bedauerte in einem Artikel in der MAZ den Umgang mit dem Architekten und kritisiert vor allem, dass Johann-Peter Bauer, Vorsitzender der Fördergesellschaft Wiederaufbau Garnisonkirche, überhaupt seine Mitglieder dazu aufgeforderte, bis zum 15. April Vorschläge fürs Kapelleninnere einzureichen. Dies käme zur Unzeit da die Bauplanung abgeschlossen sei und eventuelle Umplanungen so richtig in Geld gingen.


    Ziemlich undurchsichtige Gemengenlage nicht nur in der Stadt sondern auch innerhalb der Fördergesellschaft; siehe auch folgende Artikel: Konflikt um Aussehen des Turminneren


    Zu guter letzt noch ein Programmtipp: Ruf und Widerruf - Der Streit um den Wiederaufbau der Garnisonskirche in Potsdam

  • In einem Artikel der PNN heißt es, die Stiftung rücke nun erstmals von Aussagen ab, den Wiederaufbau der Kirche allein aus privaten Spenden finanzieren zu wollen. Man hoffe 1/3 der Kosten aus Fördermitteln zum Beispiel von Stadt, Land, Bund oder der Europäischen Union zusammen sammeln zu können. Konkret sei dies jedoch noch nicht.


    Artikel PNN

  • Nach der Ankündigung der Stiftung folgt nun die Absage seitens der Stadtverwaltung. Dort sei man laut PNN und MAZ verärgert, dass die Stiftung sich nicht an alte Abmachungen halte und nun unabgesprochen öffentlich mit den im vorigen Beitrag angesprochenen Aussagen vorpresche.


    Artikel PNN
    Artikel MAZ

  • Gestern wurde in Potsdam die Abstimmung über den Bürgerhaushalt 2013/14 beendet. Bei diesem Votum konnten die Bürger darüber abstimmen, wo Geld ausgegeben und wo gespart werden soll.


    Das Ergebnis ist eine echte Sensation, denn mit grossem Abstand auf Platz 1 landete ein Sparvorschlag. Demnach soll künftig kein städtisches Geld für den Wiederaufbau der Garnisonskirche ausgegeben werden. Dieser Vorschlag erhielt 8072 Punkte. Auf Platz 2 landeten neue Fussballplätze am Babelsberger Park mit 5774 Punkten und ein Freibad für den Potsdamer Norden mit 4238 Punkten.


    Dieses Ergebnis ist ein herber Rückschlag für die Rekonstruktionslobby und es ist jetzt ungewisser denn je, ob die Garnisonskirche überhaupt kommt. Die Stadtverordnetenversammlung will das Bürgervotum jedenfalls bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.


    http://www.potsdam.de/cms/ziel/550025/DE

  • Das sehe ich anders. Richtig ist, dass es viele Gegner dieser Rekonstruktion gibt. Es war aber schon ein Fehler diesen Vorschlag ohne Pendant überhaupt beim Bürgerhaushalt zur Abstimmung zu stellen. Schließlich spiegelt das Ergbebnis nur die Bürger wieder, die gegen das Vorhaben sind. Ein abstimmen gegen einen Vorschlag war hier meines Wissens gar nicht möglich. Befürworter einer Rekonstruktion konnten ihr Anliegen in dieser Form also gar nicht kund tun und haben ihr Votum sicherlich auf andere Anträge verteilt. Eine definitive Aussage halte ich daher für nahezu unmöglich.

  • Naja ich finde das verständlich. Der Wiederaufbau sieht erstmal nur hübsch aus und hat sonst keinen Nutzen. Und im Zweifel hat die Stadt dringendere Probleme als hübsch auszuschauen, zumal dem schon am Alter Markt genüge getan wird.

  • Hübsch auszusehen ist durchaus ein Nutzen - zumal in einer von Plattenbauten verschandelten Umgebung.


    Aber hier geht es um einen Kummulationspunkt deutscher Geschichte.
    Klar, dass es da manchem nicht nur um Schönheit und Nettigkeit geht!

  • Naja ich finde das verständlich. Der Wiederaufbau sieht erstmal nur hübsch aus und hat sonst keinen Nutzen.


    Wenn Kultur nur mit Nutzlosigkeit und Bling Bling assoziiert wird, dann überrascht so ein Ergebnis natürlich nicht. Wie aber bereits weiter oben erläutert wurde, ist ein Votum, bei dem es nur eine Antwortmöglichkeit gibt, kaum als Gradmesser für die tatsächlichen Befindlichkeiten zu diesem Projekt tauglich. Es offenbart allenfalls, mit welch unsauberen Mitteln hier ein ideologischer Grabenkampf angezettelt werden soll.

  • ^ Vor allem zeigt es aber auch die mangelnde Kreativität der Stadtverwaltung sowie das Unvermögen, eigenverantwortlich Sparbeschlüsse zu fassen. Meiner Meinung nach hat der normale Bürger gar nicht die Gesamtstrategie einer Gemeinde im Blick, die es mit Sicherheit in Form eines Zielsystems auch in Potsdam gibt. stattdessen darf der Bürger seinen eigenen Rotstift an beliebigen Projekten ansetzen, ohne dass er ein langfristiges Entwicklungskonzept im Hinterkopf hätte.


    Zum anderen: Natürlich ist die Kirche schön anzusehen. Und ja, Kultur wird auch dort irgendwie ihren Platz finden. Für mich jedoch kein geringer Nutzen. Es sind nämlich nicht die unglaublich vielen Großunternehmen, die die Stadt so anziehend machen, sondern die Schönheit der (abgesehen von Ausnahmen) gesamten Stadtlandschaft mit den Baudenkmalen, Schlössern, Parks usw. Sähe Potsdam aus wie Halle-Neustadt könnte sie wohl einpacken. Insofern ist die "Schönheit" des Bauwerkes nicht zu gering einzuschätzen. Ganz im Gegenteil.

  • Ich denke, dass es hier einige Missverständnisse gibt. Die Vorschläge für den Bürgerhaushalt wurden nicht von der Verwaltung ausgearbeitet, sondern von den Bürgern eingereicht. Die Garnisonskirchen-Fans hatten also durchaus die Möglichkeit, einen gegenteiligen Vorschlag aufzustellen. Dies ist aber nicht erfolgt.


    Es gab allerdings auch Vorschläge, die mehr in eine historisierende Richtung gingen, wie zum Beispiel:


    Kunsthalle errichten, Hotel abreißen


    http://www.potsdam.de/cms/beitrag/10094462/1529146/


    Diese Vorschläge erfuhren allerdings kaum Unterstützung. Daher kann man kaum von einer Manipulation der Abstimmung sprechen.

  • Von einer Manipulation der Abstimmung hat doch auch gar keiner gesprochen oO. Dass ein Antrag zur Förderung des Kirchenbaus weniger publikumswirksam ist, als das Gegenteil ist ja logisch. Da sieht schließlich jeder seine Fälle davonschwimmen. Mit einer gepflegten Anti-Haltung gegen öffentliche Projekte von denen scheinbar der Einzelne nicht direkt und persönlich profitiert, lässt sich nach wie vor ordentlich Stimmung machen. Daher gibt es für gewöhnlich auch einen Stadtrat der solche Sachen zu entscheiden hat und das ist wie man sieht auch gut. Sonst verwirklicht irgendwann jeder nur noch seine Partikularinteressen.

  • Die Garnisonskirchen-Fans hatten also durchaus die Möglichkeit, einen gegenteiligen Vorschlag aufzustellen. Dies ist aber nicht erfolgt.


    Natürlich nicht. Wieso sollte man etwas vorschlagen, dass bereits vor 7 Jahren beschlossen wurde?? Letztendlich sind solche einseitigen Referenden fast immer nur ein Ventil für reaktionäre Verhinderer und ein ideologisch beengtes Spießbürgertum. Ist ja auch okay, solange die Beschlüsse dann immer noch von den *gewählten* Vertretern gefasst werden.

  • Also erst einmal ist wohl festzuhalten, dass sich von den 180.000 Potsdamerinnen und Potsdamern etwa 8.000 am "Bürgerhaushalt" beteiligt haben, obwohl die Beteiligungsmöglichkeit über zwei Monate lief. Das ist ergo weit weg von irgendeiner Repräsentativität.


    Das einzige, was man aus dem ganzen Verfahren herauslesen kann ist, dass nur eine verschwindend kleine Minderheit der Potsdamer Bevölkerung daran glaubt, dass der Bürgerhaushalt irgendeinen Einfluß auf die Postdamen Stadtpolitik hat. Und dass Klarenbach, obwohl kein Potsdamer, auch zu dieser Minderheit gehört.