Münchner Stadtbäche - Freilegung, Renaturierung, Ufergestaltung

  • @ derzberb: An den von Dir genannten Stellen existieren aber keine Stadtbäche mehr. Freilegen kann man nur diejenigen, die auf der Karte in blau eingezeichnet sind.


    @ Rouleur: Ziel der Freilegungen ist ja nicht, zentrale Bademöglichkeiten zu schaffen, sondern die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen.

  • Ich meine auch nicht innenstädtische Badegelegenheit, sondern allgemeine Verschmutzung. Siehe der Stachusbrunnen nach einer Freitagnacht.

  • Abhilfe schaffen würde hier schon ein im Bachbett eingebauter Rechen (klick). Auf dem bereits freigelegten Abschnitt zwischen Hofgarten und Staatskanzlei gibt es trotz der vielen Feierlustigen keine großen Verschmutzungsprobleme.

  • Der Nonnen-Abschnitt ist ja nicht so gross und wenn der Weg nur dort nicht direkt am Bach entlang ginge könnte man es verkraften - wäre insgesamt jedenfalls ne schöne Bereicherung.

  • Unterwasser-Glastunnel

    Wie wär's denn mit einem Unterwasser-Glastunnel an dem Nonnen-Abschnitt? Damit müssten die armen Sisters of Mercy doch leben können und das wär mal was richtig Feines!

  • ^

    Zitat SZ:
    Doch Daniela Schaufuß vom Baureferat versicherte, die Pläne seien fertig, die Gespräche mit den Eigentümern stimmten zuversichtlich, die Querung sei machbar und dank der Zuschüsse vom Freistaat auch bezahlbar. Siedhoff ließ sich überzeugen - und zog den Antrag [eig. Anm.: zur Beerdigung des Projekts] zurück.


    Letztlich hat sich am Projektstatus also nichts geändert.

  • ^ich habe mich einmal vor längerer Zeit mit einem Geographen darüber unterhalten (im Zuge eines Gesprächs darüber, warum es im südlichen Bayern große Landstriche ohne jegliche Oberflächengewässer gibt, trotz überdurchschnittlicher Niederschlagssrummen, ein Thema für sich). Das Problem ist einfach, dass München auf einer Schotterebene liegt und selbst der Stadtfluß Isar ja vergleichsweise wasserarm ist. Um ein großes Netz romantischer Stadtbäche zu bewässern, wie man das zB in Augsburg schön sehen kann, müsste in München einfach ein enormer technischer Aufwand betrieben werden. Dass es früher diverse Stadtkanäkle gab hat damit nichts zu tun. Zwischenzeitlich änderte sich zB durch die "Modernisierung" Münchens der Grundwasserspiegel teils massiv. Auch die Bodenverhältnisse sind nicht mehr die selben. Man kann einem Bachsystem nicht das Wasser abdrehen bzw. es in Kanäle wegbetonieren und erwarten, dass man es viele Jahrzehnte später einfach so wieder in Betrieb nehmen kann. Das ist "futsch", so wie es mal war. Dauerhaft. Also muss man de facto ein neues Kanalsystem schaffen, wenn man romantische Oberflächenbäche im Sinne hat.


    Weil natürliche Wasservorkommen und Gefälle nicht ausreichend sind müssen viele Pumpenstationen eingerichtet werden, die 24h rödeln (dazu eben wie gesagt ein heute niedrigerer Grundwasserspiegel, selbst wenn das Gefälle vorhanden wäre wären das also einfach eher tiefe "Canyons" als das, was man wohl im Kopf hat, wenn man an einen schmückenden Stadtbach denkt). Das ist insb in der heutigen Zeit aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sehr fragwürdig und überdies auch gerade nicht das, was der moderne Urbanaut so möchte, wenn er solche Stadtbäche hat ("urige" Reminiszenzen an "einfachere Zeiten", ein bischen Alltagsromantik, fast hört man die Mühlräder der alten Handwerksstuben im Wasser platschen... damit hat es ja evident nichts zu tun, wenn man dazu großtechnischen Aufwand betreiben muss). Also letztlich alles schon ziemlich künstlich um nicht zu sagen "fake."


    Ich denke wenn München etwas für Lebensqualität am Fließgewässer (Naherholung) machen möchte, dann sollte dringend an eine Renaturierung der Isar gedacht werden. Nördlich von München ist das einfach nur ein Kanal (den sogenannten Mittlere-Isar Kanal meine ich damit natürlich nicht). Da ist viel, viel Potential nach oben. Wenn man dann noch Auen renaturiert, dann ist das auch ein tolles Naherholungsgebiet. Ohne Pumpstationen.

  • ^^Hmm, okay. im Mittelalter gab es ja viele Dutzend Bäche und Kanäle, die sich durch das Stadtgebiet zogen und heutzutage zum Teil unterirdisch verlaufen oder zugeschüttet wurden, wie wurde das in deinen Augen (bzw. in denen deines Geographenfreundes) früher gemacht? Oder was hat sich seitdem verändert?
    Zwischen Friedensengel und Oberföhringer Wehr sollte die Isar renaturiert werden, dem stimme ich zu. Wäre aber ein wahnsinniger Aufwand und zumindest am Westufer mit seinen hohen Uferwänden kaum durchführbar. Im Ostteil hätte es großen Einfluss auf die Maximiliansanlagen, was sie eventuell noch attraktiver machen könnte.

  • ^komplett andere Entwässerung im ganzen Großraum München (alleine die seit der Industrialisierung versiegelten Flächen in München und Umland). Ein Gewässersystem kann man nicht beliebig "bauen". Ich vermute umgekehrt, dass an anderer Stelle in München unter Garantie die Keller alter Gebäude regelmäßig unter Wasser stehen bzw. Grundwasserprobleme haben dürften, weil dort bei Erbauung der Grundwasserspiegel umgekehrt niedriger war. Die zahlreichen Untergrundbauwerke (Leitungsschächte, Kanalisation, Straßentunnel, Straßenunterführungen, U-Bahn und S-Bahn Tunnel, mehrgeschossige Tiefgaragen, usw.) die in so einer Großstadt mit den Jahrzehnten dazu gekommen sind wirken im Untergrund - im Grundwasserleiter - wie zahlreiche Staumauern, Umlenkungen, usw.; im Vergleich zum vorindustriellen München ist der Wasserkörper unter der Stadt komplett umgeworfen worden (das ist in jeder Großstadt so). Und die Wasserbaumaßnahmen entlang von Flüßen wie zB der Isar in Städten, zum Hochwasserschutz, tragen auch ihren Teil dazu bei, dass der Aquifer komplett umgeformt wird. Oberflächen- und Grundwasser steht in einem Wechselverhältnis. Und das führt nun einmal dazu, dass einst natürliche Bachläufe oft nicht mehr funktionieren (können).

  • ^Geographie ist der Oberbegriff der Wissenschaften von der Erdoberfläche (i. S. d. Erdkruste), mit allem was sich darauf und darin befindet. In der physischen Geographie gehören dazu selbstverständlich auch Geologie und Hydrologie. Aber ich merke eurem Unterton schon an, "du kannst uns viel erzählen, höhö". Ich muss meine Glaubwürdgkeit nicht beweisen, wer nicht will der hat schon. Mittagspause ist eh vorbei. "Servus"

  • Zitat Pumpernickel:
    Wenn man dann noch Auen renaturiert, dann ist das auch ein tolles Naherholungsgebiet.


    An sich schon, ja. Aber:


    Zitat Spiegel-online:
    Denn mitten in der Stadt liegt der Flaucher an der renaturierten Isar. Bereits bei halbwegs gutem Wetter sind die Erhebungen im Isarbett überlaufen, an sonnigen Tagen hat man auf der Liegewiese im Freibad mehr Ruhe. Am frühen Nachmittag werden die ersten Grillfeuer angefacht, malerische Metallgitterboxen künden von den zu erwartenden leeren Augustiner-Flaschen und Alufolien, die in absehbarer Zeit das grausteinerne Einerlei der Kiesbänke aufzulockern versprechen.


    So gesehen finde ich die derzeitige Situation "im südlichen Stadtgebiet renaturiert, im Nördlichen im Kanal" ganz wunderbar. Dort hat man deutlich mehr Ruhe und die Auen werden weniger verschmutzt, dafür kann man die Isar halt weniger "erleben". Am Schönsten ist es, wenn man mit dem Rad entlang der Auen aus der Stadt in Richtung Alpen fährt. Dann hat man eine natürliche Isar, Alpenpanorama und gleichzeitig relativ viel Ruhe.

  • Neuer Seitenarm der Würm:

    Aktuell zum Thema: Die Würm im Westen der Stadt (Eversbuschstraße, Allach) erhält einen neuen, naturnah modellierten Seitenarm. Die Arbeiten beginnen im Mai und sollen Ende Juni abgeschlossen sein.


    Zitat TZ:Mit dem neuen Gewässerlauf werde ein Stück Natur geschaffen, das sowohl einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt neuen Lebensraum biete, als auch den Menschen die Erholung in freier Natur ermögliche.


    http://www.tz.de/muenchen/stad…rasse-allach-6309881.html

  • CSU will Stadtgrabenbach freilegen

    Die CSU-Rathausfraktion fordert in einem Antrag, den Westlichen Stadtgrabenbach unter der Grünanlage in der Herzog-Wilhelm-Straße freizulegen. "München verträgt noch mehr Wasser im Stadtbild, auch aus stadtklimatischen Gründen", sagt Stadtrat Sebastian Schall. Bei den Grünen sorgt der Vorschlag für Applaus.


    https://www.merkur.de/lokales/…laeche-holen-8130414.html
    http://www.sueddeutsche.de/mue…chtbar-fliessen-1.3462343

  • Schöne Spielerei, aber durchaus mit Potenzial.


    Am besten ist der Plan zur Verlegung des Westlichen Stadtgrabenbaches in die Sonnenstraße von Stephan Braunfels aus dem Jahr 1985:


    Wenn sich München in den nächsten Jahren irgendwann dazu durchringt, den Altstadtring zurückzubauen, könnte man nicht nur historische Stadtplätze (Isartorplatz, Sendlinger-Tor-Platz) wiedergewinnen, sondern insbesondere rund um die Sonnenstraße die derzeit unterirdischen Wasserläufe wieder hervorholen. Dadurch ließen sich Stadträume mit hoher Lebensqualität gestalten.

  • In Augsburg hat man das im Sanierungsgebiet der unteren Altstadt in den 1980ern gemacht und heute kann man sich das gar nicht mehr anders vorstellen. Eher ist kurios, dass man irgendwann einmal auf die Idee kam, Bäche abzudecken und aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen.