Leipzig: Hainspitze (realisiert)

  • DaseBLN + Henryk > Dankeschön für die Infos und Links!


    Schade ist, dass man dieses Gebäude nie so sehen wird, wie im Beitrag #39 abgebildet. Mich hatten auch die anderen Entwürfe interessiert und sobald man sie sieht, wünscht man sich vielleicht einen anderen Siegerentwurf als der, der ausgewählt wurde. Der Siegerentwurf von Ortner&Ortner sieht ganz gut aus. Links kann ich erkennen, dass er an der Hainstraße die alte Bauflucht aufnimmt. Auch die Fassadenfarbe gefällt. An der Dachlandschaft müsste man noch ein bisschen basteln, vielleicht mit einigen Giebeln. Nachdem man nun auch weitere Ansichten von diesem Entwurf gesehen hat, sind die beiden Längen tatsächlich fast eine lange, einheitliche Fassade.


    Beim geposteten Link von Henryk sind wirklich schöne Entwürfe dabei, bis auf einer, der irgendwie nicht so wirklich reinpasst. Und wie es so bei Architektenwettbewerben ist, sehen sich die meisten Entwürfe ähnlich. Mein erster Favorit schaffte es leider nur bis zum 3. Rang: RKW Architekten. Bei der Gestaltung des 4. Obergeschosses lässt sich sicher schreiten. Der Entwurf von Eike Becker fetzt natürlich auch, ist aber nicht ganz passend für dieses Umfeld. Aber für ein Shoppingcenter* ein Highlight (*Ich schreibe nicht, dass dieser Bau ein Shoppingcenter ist. Dieser Entwurf passt nur gut zu einem.) Gelungen finde ich auch den Entwurf von Vahjen + Partner, mein zweiter Favorit, dieser erinnert einem sofort an die historischene Tuchhalle. Schön finde ich auch, dass es hier eine kleinteilige Bebauung aus vier verschiedenen Fassaden gibt, aber doch sicher ein komplett, durchgebares Gebäude ist wie beim Katharinum.


    Jetzt lässt sich natürlich streiten, welcher Entwurf das Rennen hätte machen müssen. Leider konnte ich keinen Verweis auf eine Passage finden, eher die Ein- und Ausfahrt zu einer Tiefgarage.

  • da ich sonst selten fan vom 1. platzierten diverser wettbewerbe bin (bsp st trinitatis) möchte ich hier sagen, dass meiner meinung nach der beste entwurf gewonnen hat. zeitlos modern, ohne zu aufdringlich zu wirken. die einzelnen vorteile des siegerentwurfs wurden von dj tinitus ganz gut grob umrissen.

  • Zustimmung an die Vorredner, wirklich kein Wunder, dass hier Ortner & Ortner mit Abstand gewonnen haben und kein zweiter Platz vergeben wurde. Die anderen Bueros haben groesstenteils einfach ihr Programm durchgezogen, RKW finde ich sogar richtiggehend schlecht, aber das ist erstmal der erste Eindruck. Ich wurde mir bei Ortner & Ortner allerdings trotzdem eine Ueberabeitung der suedlichen Fassaden wuenschen, die Fenster wirken in der Seitenansicht (auch wenn man die in der Form gar nicht zu sehen bekommen wird) einfach zu gross und grob.


    Interessant waere, ob der Komplex tatsaechlich Tuchhallen heissen wird, oder das nur eine Idee von RKW war.

  • Tuchhallen wäre wirklich ein schöner Name - klingt großstädtisch und hat einwandfreien regionalen Bezug. Besser geht es nicht (Schlechter allemal "XXX-Arkaden" etc...)


    Der Siegerentwurf hat tatsächlich nicht zu unrecht das Rennen gemacht - jedenfalls wirkt er auf den ersten Blick am gelungensten. Obwohl andere Entwürfe natürlich auch schöne Aspekte haben:
    - Die Eingangsituation von RKW beispielsweise
    - Eike Beckers schräg gestellten Etagenblöcke sind in jedem Falle ziemlich kreativ (aber trotzdem für den Zweck ungeeignet)
    - Vahjen + Partner merkt man deutlich an, dass sie sich bezüglich der Gliederung der Fenster - insbesondere im Gesimsgeschoss - stark an der Tuchhalle orientiert haben. Außerdem sagt mir die Unterteilung in variierende Fassadenabschnitte zu - weil es der Umgebungsbebauung am besten Rechnung trägt.


    Etwas skirril muten allerdings der Entwurf von kadawittfeldarchitektur an. Jedenfalls hat man bei den Abbildungen das Gefühl, hier sei man nicht ganz fertig geworden.

  • Wirklich, es hat der beste und qualitätvollste ENtwurf gewonnen. Er strahlt eine gewisse Noblesse und Kühle aus. Die übrigen Entwürfe nehmen meiner Einschätzung nach nicht genug Bezug auf die Umgebung. Im Umfeld von solchen grandiösen Bauten wie den benachbarten Passagen und dem Hotel de Pologne kommt das sehr gut an. Insofern ist der effektheischende Dekonstruktivismus mancher Entwürfe eher laut - und peinlich. ;)


    Zwecks der Vermietung wäre zu wünschen, dass es einen echten Kundenbringer an dieser Ecke gibt. Derzeit nimmt die Passantenfrequenz in der Hainstrasse vom Markt kommend nach Richtung Richard-Wagner-Platz dramatisch ab und verliert sich so seltsam in der weitläufigen Platzsituation. In Zukunft werden die neue Blechbüchse und hoffentlich die "Neuen Tuchhallen" da für Abhilfe sorgen. Es braucht hier nur einen zugkräftigen Ankermieter. Etwa ein größerer HIRMER, der ja bekanntlich recht klein im Katharinenwinkel residiert oder hochwertige Filialisten wie Frankonia.

  • Eigentlich wurde schon alles gesagt. Unter der Prämisse, dass eine Rekonstruktion ohnehin nicht zur Debatte stand, der aus meiner Sicht beste der eingereichten Entwürfe. Was, wie ebenfalls schon geschrieben, bei Architekturwettbewerben aus Sicht des unfachmännischen Volkes ja eher selten der Fall ist. ;)


    Bedenkt man, dass die Tuchhalle, als sie entstand, in einer damals wohl noch weitgehend barock geprägten Stadt wie viele Bauten des Klassizismus eher durch ihre Schlichtheit provozierte, passt der jetzige Entwurf doch wirklich gut in die gewachsene Situation.


    Vor allem städtebaulich wird er Wunder wirken, wie jeder weiß, der mal an der Brache der Hainspitze vorbeigegegangen ist, die vor Ort noch viel größer wirkt, als man es sich von Bildern aus vorstellen kann.


    Wünschenswert wäre, dass der Hainspitze die Revitalisierung der Großen Fleischergasse folgt, die für eine Innenstadtstraße in einem wirklich erbarmungswürdigen Zustand ist. Nachdem man es an der Reichsstraße mit der Sanierung der abartigen Platte erstmal vermasselt hat, macht man dort hoffentlich mit dem Stasi-Ungetüm das aus Sicht der meisten städtebaulich richtige, bevor wieder deutschlandtypisch alles politisiert wird.

    Einmal editiert, zuletzt von RMA ()

  • Bei derlei Projekten blicke ich ja immer etwas neidisch von Dresden nach Leipzig, da man fast immer davon ausgehen kann, dass in der Landeshauptstadt der wirklich unverträglichste Entwurf gewinnt. Hier hat für mich einer DER besten Entwürfe gewonnen.


    Ich finde nämlich trotz Faltung der Fensterflächen die Fassade zum Platz hin zu monoton. Diesbezüglich gefällt mir der Entwurf von Vahjen + Partner am besten. Ne Kombi aus diesem und dem 01. Platz wäre schön, aber wir sinde hier ja leider nicht bei "Wünsch dir was"

  • Apropos Dresden, die Stadt scheint hier leider arg unterrepräsentiert :O. Deine Beobachtung ist aber kaum verwunderlich wenn selbst die Kunstakademie öffentlich für diese "unverträglichen" Entwürfe in die Bresche springt. Siehe KIB- Projekt im Q. V/1...


    Dresden ist eben in einem anderen Architekturforum stärker vertreten. Ansonsten bitte schnell wieder zurück nach Leipzig. C.

  • auch ich kann nur bestätigen: der sieger hat verdient gewonnen.
    zwei kleine details, die mir besonders freude machen. zum einen bleibt der kleine vorplatz erhalten, der jetzt mit einem trinkbrunnen und bäumen geschmückt ist. fraglich, ob die bäume wegen der fassadenwirkung weichen müssten. und auf bild drei sieht man auf der seite große fleischergasse ein kleines "passage" geschrieben. auf der draufsicht ist auch auf dem derzeitigen parkplatz neben dem stasigebäude ein fiktiver gebäudekomplex eingezeichnet mit einer weiteren passage? städtische vorgaben oder vorschlag des büros?

  • ^ Ich vermute, dass die Bäume ähnlich wie die Blechbüchse fehlen, um die Fassade deutlicher zu zeigen. Ein Erhalt wäre jedenfalls auch aus meiner Sicht sehr wünschenswert. Die Passage ist logisch und auch in den anderen Entwürfen enthalten bzw. angedeutet, ich vermute also, dass die Stadt zumindest einen entsprechenden Wunsch geäußert hat. Für die Attraktivität der späteren Neubebauung des Matthäikirchhofs ist dies nicht zu unterschätzen.


    Was die Ladengeschäfte betrifft, die Wolfsheim bereits angesprochen hat, kann man schon weiterhin vom in der Blechbüchse gelegenen Mediamarkt als starken Magneten für die Nordspitze der Hainstraße ausgehen. Ich vermute, dass sich die Höfe am Brühl mit den Standardanbietern, das Hôtel de Pologne mit Luxusmarken bzw. höherwertigen Waren und die Hainspitze mit den angekündigten internationalen Modemarken und -filialisten recht gut ergänzen werden.

  • Visualisierungen

    Lageplan des Neubaus für die Hainspitze



    Nachtansicht. Diese Draufsicht dürfte sich aufgrund der "Blechbüchse" m.E. gar nicht ergeben.



    Tagansicht. Die abgeschnittene Spitze des Neubaus ist eindeutig die Schokoladenansicht. Deshalb wäre der Wegfall der Bäume in meinen Augen verschmerzbar, gar wünschenswert.



    Ansicht Hainstraße. Durch die tiefe Einfassung wirken die großen Fenster doch recht passabel. Ebenso sehr positiv m.E., dass nicht aus flächenoptimierten Gründen ein zusätzliches Geschoss dazwischen gemogelt wurde. Damit ist sowohl die Gliederung zum benachbarten Jägerhof stimmig als auch die Geschosshöhe ordentlich. Erwähnenswert auch das Wechselspiel der Traufgesimse von Jägerhof, Hotel de Pologne und der Hainspitze. Wenn 2013 der Neubau fertiggestellt sein wird, die Höfe am Brühl eröffnet sein werden und - wer weiß - auch das Hotel de Pologne saniert ist, dann dürfte die Hainstraße wieder groß im Rennen der schönsten und frequenzreichsten Geschäftsstraßen der Stadt sein.



    Ansicht Große Fleischergasse. Die Lückenschließung bis zum Jägerhof dürfte dieser Straße besonders gut tun.

    Visualisierung: Ortner&Ortner

  • Ausstellung zeigt Entwürfe


    Bis zum 16. März 2012 sind im Neuen Rathaus, 5. Etage, beim Stadtplanungsamt, die Entwürfe der beteiligten Büros ausgestellt.


    In einer Pressemitteilung der Stadt Leipzig, von heute, heißt es, dass der dortige Flachbau bereits seine Abriss-Genehmigung erhalten hat. Bei meiner heutigen HaB-Doku hatte ich vor dem Abriss noch mal einige Fotos gemacht. Man machte sich schon am südwestlichen Teil, Brandmauer am Jägerhof, heran.



    Am Brühl Ecke Große Fleischergasse.



    Nordwestliche Ecke an der Großen Fleischergasse.



    Auch die Bäume auf der grünen Wiese wurden bereits gerodet.

  • ^ Oh ja, welch schöne Tristesse. Gut, dass du das noch einmal für uns festgehalten hast. Beim Hotel de Pologne scheint es ja nun auch bald loszugehen, wenn ich das Vermietungsplakat auf dem letzten Bild von Dave sehe. Wäre schön, wenn beide Bauvorhaben gleichzeitig fertig werden. Die untere Hainstraße wird dann nicht mehr wiederzukennen sein...

  • Cowboy - Beim Hotel de Pologne scheint es ja nun auch bald loszugehen, wenn ich das Vermietungsplakat (...) sehe. > Leider hängt dies schon seit Weihnachten letztes Jahres dran. Als ich gestern am Kretschmann's Hof lang gelaufen bin, wurden Schriftzüge-Tafeln an die Fassade oberhalb der Ladenzonen angebracht. So könnte also dort bald das nächste Geschäft einziehen. Dazu gingen in der Verbindung zwischen Kretschmann's Hof und Hotel de Pologne einige Bauarbeiter raus und rein. Könnte also was positives bedeuten. Von einer Kollegin habe ich Ende Januar gehört, dass es dort mit den Arbeiten stockt.

  • Ich war heute im Rathaus und habe mir die Entwürfe angeschaut. Kurzum lässt sich sagen, dass der mit Abstand beste Entwurf gewonnen hat.


    Einen Wermutstropfen hat das ganze jedoch. So ergibt sich aus den Entwürfen, dass die Eingänge und Ladengrößen und -zuschnitte vorgegeben sind. Für die Passage heißt das, dass es keine Passage im klasssichen Sinne wird, sondern lediglich ein Ladendurchgang. Das Entwurfsgremium führt sogar aus, dass man bei dem Siegerentwurf auf die "erzwungene Passagenlösung" verzichten könne. Dies finde ich wirklich schade, da damit i.H.a. die entstehende Passage im Hotel Pologne und einer zukünfigen Bebauung in der Großen Fleichergasse eine Chance vertan wird.


    Ebenfalls interessant fand ich die Ausführungen des siegreichen Architektenbüros, welche die "Transparenz des Gebäudes als Ausdruck städtebaulicher Moderne" sehen. Ganz im gegensatz zu den gegenüberliegenden Höfen mit ihrer Bunkerarchitektur. Dort hätte ich mir diese Erkenntnis auch gewünscht.

  • In Ergänzung zu Daves Bildern noch der Blick aus der Großen Fleischergasse Richtung Brühl, der mittlerweile (das Bild ist drei Wochen alt) wohl schon wieder Makulatur ist.


    http://img708.imageshack.us/img708/6103/img2276l.jpg


    Man ahnt bereits die städtebauliche Verdichtung, die mit den Höfen am Brühl sowie dem Hainspitzen-Neubau an dieser Wegekreuzung einsetzen wird. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich mit der kleinen Freifläche vor dem Hainspitzen-Neubau auch ein kleines, aber womöglich feines Platzgefühl einstellen wird.


    Existieren Planungen bezüglich der - links außerhalb des obigen Bildes - derzeit als Parkplatz genutzen Fläche auf der Westseite der Großen Fleischergasse?