Nachnutzung Flughafen Tempelhof

  • Wenn ich mich nicht täusche war das nur der Tatsache geschuldet, dass das Plebiszit in GANZ BadenWürttemberg stattgefunden hat, wäre es nur Stuttgart gewesen, wäre das nicht so gewesen.
    In der Stadt selbst gab es glaube ich eine Mehrheit gegen den Bahnhof

  • Ich möchte nochmal auf den beachtlichen Entscheid in Baden-Würtemberg über Stuttgart 21 hinweisen. Hier gab es eine POSITIVE Mehrheit für den Bau, also nicht etwa ein Scheitern am Quorum, wie in einigen Berliner Fällen. Und das war nach dem Grün-Roten Wahlsieg. Ein gelungenes Plebiszit, welches zur Befriedung und zum zukunftsorientierten Ergebnis geführt hat. Jetzt bohren sie dort die Tunnel. Bald freuen sich alle dort über die Verbesserungen im Nah- und Fernverkehr und die neuen Innenstadtflächen. Man wird die schwäbische Klugheit rühmen.



    Es gab zu S21 ne Volksabstimmung? Das wäre mir neu.
    Ich halte S21 NICHT für Klug, 6-Milliraden oder mehr für ganze 8 Minuten Zeitersparnis sind m.E. ein sehr miserables Preis-Leistungsverhältnis, dafür unkalkulierbare Risiken bei, Tiefbau, Naturzerszerstörung etc. Ich denke mal hier werden die Baulöwen lobbiiert haben. Ansonsten ist der faschistoide Polizeieinsatz mit einen Blinden als Opfer nicht zu erklären. Ich bin solidarisch mit den Parkschützern.

  • Für mich ist es noch längst kein Central Park, wenn rundherum Hochhäuser stehen. Meiner Meinung nach lebt der Central Park davon, dass es direkt angrenzend an den Park urbanes Leben gibt.


    Der Central Park zeichnet sich schon ein bischen durch dieses unerwartete Nebeneinander der dichten, vertikalen Stadt und dem teilweise geradezu idyllischen Park aus. Aber davon lebt er nicht. Er lebt von richtigem, klassischem Landschaftsbau. Mit Hügeln, Felsen, Brückchen, Weiher, Beeten, großen alten Bäumen und vielen wechselnden Blickbeziehungen und Nischen, die dadurch entstehen. Das Flugfeld ist halt das, was ein Flugfeld nun einmal ist. Eine triste, weite, wüste Ebene. Man sollte das auch nicht zu mehr hochjazzen, nur weil Berlin eh das Geld fehlt, Altlasten auf dem Flugfeld zu beseitigen und einen richtigen Landschaftspark dort anzulegen und das Flughafengebäude teuer und denkmalgerecht zu sanieren und umzunutzen. Also lässt man halt alles wie es ist und sperrt für Besucher auf. Das ist IMHO auch schon die ganze Geschichte dahinter.

  • Es gab zu S21 ne Volksabstimmung?


    ^ Entweder mal länger im Ausland gewesen oder isoliert von Nachrichten oder Gedächtnisprobleme? Das lässt sich via Internet aber auch rasch bestätigen. Da brauch ich jetzt wohl keine Quelle angeben; oder? ;)


    Der Nutzen von S21 ist sehr viel größer als 8 Minuten und er ist dauerhaft. Meines Wissens hat sich nahezu jedes realisierte Infrastrukturprojekt in entwickelten Ländern ausgezahlt (von AKW mal abgesehen). Die Legitimation ist durch das Plebiszit gegeben, dass sieht auch Kretschmann so. Da helfen aufgebauschte Zwischenfälle bei Demos jetzt auch nicht weiter.


    Tempelhof war auch ein landesweites Plebiszit also mit S21 identisch.


    Die Diskussion ist komplex und ich bin kein notorischer Gegner von Volksentscheiden. Die kommende Entscheidung über die Garnisonkirche finde ich einen Tiefpunkt der aktuellen Experimente. Erstens geht es um eine religiöse Minderheit (die Mehrheit ist schließlich in Potsdam nicht konfessionell) und zweitens kann die Stadt gar nicht entscheiden, da sie keinen Durchgriff in kirchliche Angelegenheiten hat. Hier verbietet sich ein Volksentscheid doppelt, die Landesverfassung sollte entsprechend angepasst werden.


    Tempelhof hingegen war formal absolut in Ordnung. Die Gegenargumente sind eher inhaltlich oder ganz allgemein.


  • Der Nutzen von S21 ist sehr viel größer als 8 Minuten und er ist dauerhaft. Meines Wissens hat sich nahezu jedes realisierte Infrastrukturprojekt in entwickelten Ländern ausgezahlt (von AKW mal abgesehen).


    Erzähl mal den weiteren Nutzen!
    Viele Infrastrukturprojekte waren auch nötig, aber Stuttgard hatte schon einen gut funktioniernden Hauptbahnhof, allerdings als Kopfbahnhof was in Frankfurt/M auch der Fall ist. Da muss dann hakt der der entgegengesetzte Triebwagen weiter machen. Beides kein Grund soo extrem viel Geld zu versenken.

  • @ Rotes Rathaus


    Na ja, Stuttgart21 ist schon ein etwas merkwürdiges Infrastrukturprojekt.
    Den Stresstest hat das Projekt nur mit Tricksereien bestanden, der Kopfbahnhof ist sogar leistungsfähiger.
    Desweiteren gibt es sehr seltsame Planungsfehler, wohl um die Baukosten schönzumalen, das böse Erwachen wird kommen:


    http://de.wikipedia.org/wiki/S…t_21#Kritik_am_Stresstest


    http://www.stern.de/wirtschaft…ts-als-chaos-1608267.html


    Wenn man sich dann noch ansieht wer für dieses Bahnprojekt getrommelt hat, wie die Gegner schlichtweg diffamiert wurden und auf Gegenargumente gar nicht erst eingegangen wurde, könnte man zu dem Schluss kommen dass dieses Projekt ein Geschmäckle hat.

  • Erzähl mal den weiteren Nutzen!


    Das werde ich hier nicht tun, da es anderswo gut nachlesbar ist und hier nicht hingehört. Dennoch vier Punkte: Das riesige Gleisfeld im Stadtzentrum kann einer neuen Nutzung zugeführt werden. Flughafen und neue Messe kommen ans Fernbahnnetz. Mit enthalten ist die Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Ulm (Teil von London-Paris-München-Wien-Budapest). Und natürlich wird ein Wirtschaftszweig mit Hochtechnologie im Tunnelbau durch die Aufträge gefördert. Und es gibt weitere Pluspunkte.


    Die Gegner des Projektes wurden doch medial zeitweilig bejubelt und im Schlichtungsversuch (live im TV mit Geißler) kamen nun wirklich alle Argument auf den Tisch. Das Plebiszit wurde durchgeführt nachdem ein erklärter S21 Gegner Ministerpräsident geworden war. Lupenreiner geht es wirklich nicht mehr.


    Zu Bato: Es ist richtig, dass es hier um Tempelhof geht. Aber das Kapitel kann man jetzt ja 10 Jahre lang mehr oder weniger schließen.


  • Zu Bato: Es ist richtig, dass es hier um Tempelhof geht. Aber das Kapitel kann man jetzt ja 10 Jahre lang mehr oder weniger schließen.


    Nochmal. Das hier ist der Tempelhof-Thread. Für S21 gibt es zig Threads im Stuttgarter Forum. Wenn ihr meint euch darüber auslassen zu müssen, dann tut das dort. Alles was sich jetzt noch auf S21 bezieht und kein Bezug zu Tempelhof hat landet im Papierkorb.

  • In dieser Planungsgeschichte des Tempelhofer Feldes findet sich noch mal eine Übersicht der verschiedenen Entwürfe und Ideen angefangen mit dem 1994er Rahmengutachten von HPP über die Konzeptwerkstatt von 1995, dem "Wiesenmeer" von 1998, dem 2008er Wettbewerb Columbiadamm bis zum Wettbewerb von 2011 und dem Masterplan von 2013.


    Zum Vergleich mal noch Hermann Jansens Plan für die Bebauung (des westlichen Teils) des Tempelhofer Feldes von 1910 (Beitrag für Wettbewerb Groß-Berlin), in dem Blockrandbebauung ohne Hinterhöfe mit öffentlichen Gartenhöfen und breite Grünzüge vorgeschlagen wurden. In den Parkgürteln sollten Kindergärten und Grundschulen platziert werden. Bruno Möhring schlug eine innere Bebauung des Blocks mit Reihenhäusern vor. Das waren für die damalige Zeit innovative Ideen, die den Bewohnern "Freiheit, Licht, Luft und Raum" [Julius Posner] bringen sollten.
    Jansen1
    Jansen2


    Ergänzung:
    Habe gerade einen Artikel in der Bauwelt 36/2011 von Hoffmann-Axthelm gefunden, in dem die Planungsgeschichte viel ausfühlicher als in dem oben verlinkten Dokument dargestellt ist. Besonders interessant finde ich seinen Vorschlag von 1990 für die "konsequente Urbanisierung" des Feldes (mit Karte), oder die Gedanken, Teile des riesigen Flughafengebäudes aubzureißen oder wenigstens Durchbrüche zu schaffen.
    Hoffmann-Axthelm: 20 Jahre Planung

  • Medienreaktionen: "Kleingartenkolonie Oeynhausen"

    Die letzten Tage war ich weg vom Land des Wutbürgertums, bereits auf dem Weg musste ich feststellen, dass die Zeitungen voll mit dem Kampf um die brachliegende Wiese sind (O-Ton eines der Zeitungskommentare). Hier ein anderes Kommentar mit "Kleingärtner-Metropole" im Titel - bereits die Formulierung ob der tonangebenden Gruppierungen "ewige Studenten, das Projektprekariat" verrät, was gesagt wird. Dass der Wohnungsbau dringend benötigt wird, was nun mal stimmt - und auch wenn es x andere Baustellen gibt, ist dies kein Argument, just diese übergroße Wiese inmitten der Stadt nur so aus Trotz (ein Park zum Erholen ist sie ja auch nicht) unbebaut zu lassen.


    Die Vergleiche mit S21 gibt es auch in einigen Zeitungskommentaren - das Wutbürgertum scheint ein verbreitetes Problem zu sein, das erwähne ich nur als Trost für die Ur-Berliner. Dennoch ist es ein Problem - und wenn jemand meint, die Pläne seien dilettantisch gewesen, geboten wäre das rechtzeitige Einreichen der besseren - nicht ein Status-Quo-Kampf um eine brachliegende Wiese voller Verschwörungstheorien (die das erste vor wenigen Tagen gelesene Kommentar erwähnte (*)) - wie eben um Dunkle Immobilienhai-Mächte, die hinter der Innenverdichtung stehen sollten, für welche Nachverdichtung (Stadt der kurzen Wege) eigentlich verbal fast alle Stadtplaner und Ökologen plädieren.


    Noch gestern um diese Uhrzeit war ich in einer Millionenstadt, wo Brachen problemlos bebaut werden. Wieso muss es hier ein Problem sein? Ist die Reaktion in den Medien nicht doch etwas peinlich, was wachrütteln müsste? Dass der Aufschwung nicht von Selbst kommt, hat der Redakteur wohl Recht.


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    (*) Es war wohl "Sandstrohblume gegen Städtebau" in der SZ-Printversion, die mir inzwischen abhanden kam. Unter dem Link gibt es eine Übersicht verschiedener Medienstimmen zum Thema.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr () aus folgendem Grund: + Übersicht-Link

  • Alle Gewalt geht vom Volk aus

    Ich habe das Ergebnis der Tempelhof-Abstimmung längst akzeptiert und sehe die Folgen auch nicht als rein negativ an. Das Feld wird weiter sehr gut genutzt, wie ich bei jedem sporadischen Besuch (oder beim Vorbeifahren mit der Ringbahn) feststellen kann. Die Fläche liegt also nicht brach, sondern ergänzt das Freizeitangebot der Stadt. Wenn tatsächlich bald Schafe oder Wildpferde zum Weiden eingesetzt werden wie ich kürzlich las, wär das natürlich schon etwas witzig (jemand erwiderte darauf, die Menschen müssten wegen steigender Mieten an den Stadtrand und als Ausgleich dafür hole man dann die Viecher in die Stadt)...


    Aber dadurch hat Berlin nun einen recht einzigartigen Veranstaltungsort mitten im Stadtgebiet und auch das Flughafengebäude trägt sich inzwischen wirtschaftlich selbst (also nur die laufenden Kosten gegen die Mieteinnahmen gerechnet, eine weitgehende Sanierung/ Ertüchtigung würde ins neunstellige gehen und sich allenfalls langfristig rechnen). Ich freue mich auch auf das Alliiertenmuseum für das ich mir keinen besseren Standort vorstellen kann. Vielleicht zieht ja noch das Amerikanische Volksfest dorthin wobei sie dann wohl ein anderes Geschäftsmodell ohne Eintritt finden müssten (laut Entscheid muss das ganze Gelände immer frei zugänglich sein).
    vgl. http://www.morgenpost.de/berli…wird-immer-beliebter.html
    http://www.tagesspiegel.de/ber…nsam-feiern/10247452.html
    http://www.berliner-zeitung.de…ft,10809148,27938160.html

  • Mitte letzten Monats wurde im Tagesspiegel von einem möglichen Rückzugs von Bread & Butter berichtet, welche zwei Mal jährlich für einen Monat die Haupthalle, die Hangar und das Vorfeld für eine Modemesse nutzt.
    Wenn dies zutrifft bietet sich nun eine neue Chance für die Renovierung und Nutzung des Gebäudes, wofür wieder erste Vorschläge genannt werden.


    Heute berichtet die Berliner Morgenpost von den Plänen das Veranstaltungsgeschäft der Messe Berlin GmbH zu übertragen. Weiterhin wird vom Vorschlag der Wirtschaftssenatorin berichtet, dass die für das Tempelhofer Feld vorgesehen Millionen nun für die Sanierung des Gebäudes genutzt werden könnten.

  • Bund gibt 4 Mio für Tempelhof-Sanierung

    Der alte Flughafenkomplex zählt zu bundesweit 46 "Nationalen Projekten des Städtebaus" und erhält entsprechende eine Förderung. Beim Kopfgebäude am Tempelhofer Damm sollen Dach, oberste Etage, Treppenhaus und Tower für die Öffentlichkeit hergerichtet werden. Mit der Öffnung des Gebäudes solle ein erster Schritt hin zu einer dauerhaften Nachnutzung des weltbekannten Flughafenkomplexes getan werden. Zusammen mit dem Umzug des Alliiertenmuseums soll der alte Flughafen so für die Bürger erlebbar werden.
    RBB


    Wohl wirklich nur ein erster Schritt, aber doch sehr erfreulich.

  • ^Eine passende Nutzung für einen kleinen Teil des riesigen Gebäudes. Auf das begehbare Dach bin ich gespannt. Weiterhin soll die Volksbühne einen/einige Hangars bespielen. Die Umsiedlung des Polizeireviers vom Columbiadamm hat wohl (erstmal) nicht geklappt. Das Gelände hätte dann zu einem Wohnquartier umgebaut werden können und somit eine Verknüpfung zum Bergmannkiez hergestellt.


    In einem Interview mit der Berliner Zeitung geht Volker Hassemer von einer Zwischennutzungszeit von 20 bis 30 Jahren für das Tempelhofer Feld aus. Er sieht das freie Feld als ein deutliches Zeichen für die Zukunftsfähigkeit Berlins, als Platz für Neues. Die Zukunft betände nicht nur aus "Hardware" (Beton) sondern ebenso aus Faszination und Erfindungsreichtum.

  • PM vom 20.04.2018: http://www.stadtentwicklung.be…h_1804/nachricht6511.html
    Demnach ist beim Teil-Projekt „Flughafengebäude Tempelhof – Geschichtsgalerie auf dem Dach“ ein Wettbewerb entschieden.
    Ziel des Wettbewerbs sei es auch gewesen, mit dem Entwurf für die Geschichtsgalerie und deren Zugänge eine barrierefreie Erschließung der Dach- und Ausstellungsbereiche zu finden und somit eine öffentliche Nutzung zu ermöglichen. Ein sensibler Umgang mit der denkmalgeschützten Bausubstanz wurde erwartet.
    Einzelheiten zum Download: http://www.stadtentwicklung.be…chichtsgalerie_tempelhof/

  • Flughafengebäude Tempelhof - Geschichtsgalerie auf dem Dach

    Im Baunetz sind inzwischen die Preisträger des Wettbewerbs "Geschichtsgalerie Tempelhof" zu sehen. Gewinner sind Staab-Architekten. Dazu gibt es auch eine Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen.

  • PM vom 11.05.2018: https://www.stadtentwicklung.b…h_1805/nachricht6528.html
    Demnach sind engagierte Bürger*innen aufgerufen, sich bis zum 30. Mai 2018 für die Mitarbeit in einem Arbeitsgremium zu bewerben.
    Das Gremium hab die Aufgabe, die Erarbeitung partizipativer Leitlinien für die Entwicklung des Flughafengebäudes und der Kriterien für die Vergabe von Flächen für temporäre Nutzungen zu begleiten. Das Arbeitsgremium werde in diesem Prozess auf Transparenz und umfassende Beteiligungsmöglichkeiten achten.

  • Angesichts des aktuellen Wohnungsmarktes in Berlin mal ein anständiger Vorschlag. Das wird bestimmt wieder richtig knallen.

    Die Idee der Aufforstung halte ich für interessant, das hätte es in DE wohl noch nie gegeben, dass so viel innerstädtische Fläche aufgeforstet wird.