Sind Bürotürme mit Glasfassade Energiefresser?

  • Moderne Bürotürme mit Stahlglashülle sind Energiefresser

    Heute morgen war in DER SPIEGEL zu lesen, dass durch die Glasfasaden die Klimaanlagen in den Büroklötzen moderner Natur zu Höchstleistungen angespornt werden und so ohne Ende Strom fressen.
    Unter diesem Link kann man einen Einblick in die Paper-Ausführung des Artikel bekommen (Wann die Artikel auf der offenen Homepage erscheint, weiss ich nicht)

  • Zitat von MartyMUC

    Den Artikel kann man jetzt lesen:
    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,327749,00.html


    Ich bin jetzt regelrecht schockiert. Ich dachte wirklich, daß die neuen Glastürme einigermaßen sparsam sind. Werden wir von den Architekten und Ingenieuren verarscht?


    Also bei der Führung in den Highlight Towers wurde extra betont dass das Gebäude keine Klimaanlage benötigt, sondern über den Steinboden gekühlt wird. Bzw. dass dieser im Winter als Wärmespeicher funktioniert.


    Vielleicht hab ich das aber auch falsch verstanden...

  • Danke, MartyMUC. Am Anfang war es ja nur im Magazin selbst drin. Ich hatte schon früher von der Sache gehört. Aber dass es so extrem ist, hat mich schon etwas erstaunt.

  • Zitat von Jai-C

    Also bei der Führung in den Highlight Towers wurde extra betont dass das Gebäude keine Klimaanlage benötigt, sondern über den Steinboden gekühlt wird. Bzw. dass dieser im Winter als Wärmespeicher funktioniert.


    Vielleicht hab ich das aber auch falsch verstanden...


    Das hast du sicher nicht falsch verstanden. Im Post-Tower (auch von Jahn) funktioniert die Klimaregulierung genauso. Nur will ich gar nicht wissen, wieviel Energie benötigt wird, um ständig tausende Liter Wasser durch das ganze Gebäude zu pumpen.

  • Ja, das ist schon erschreckend. In der Printausgabe sind zusätzlich Werte von ein paar bekannten Gebäuden angegeben:


    - Haus der Wirtschaftsförderung in Duisburg (Baujahr 1993) 540 kWh/m2a (jährlicher Primärenergieverbrauch in Kilowattstunden),
    - Arag-Hochaus, Düsseldorf (Bj. 2000) 700 kWh/m2a
    - Zentrum Zahnheilkunde, Zürich (Bj. 1998) 410 kWh/m2a.


    Zum Vergleich: Modernes Bürohaus, Höhe bis 20m, Steinfassade und gute Wärmedämmung 70 bis 90 kWh/m2a.

  • Südleasing-Neubau in Stuttgart mit Geothermie-Nutzung

    http://www.leg-bw.de/dcps.php?…8a0691051398db353c667feb0 :

    Das neue Gebäude berücksichtigt auch ökologische Gesichtspunkte. Es verfügt über rund 120 thermisch aktivierte Bohrpfähle mit jeweils 1,2 Meter Durchmesser und einer durchschnittlichen Länge von 25 Meter. Diese Bohrpfähle ermöglichen eine geothermische Gewinnung von circa 90 Prozent des gesamten Kühlenergiebedarfs. Hierdurch kann auf eine der ursprünglich geplanten zwei Kältemaschinen verzichtet werden.

    oder Baunetz-Meldung :

    Einen wichtigen Raum in der Planung des Neubaus nahm das Energiekonzept ein, das in Zusammenarbeit mit der Stadt Stuttgart entwickelt wurde: Ziel war es, den künftigen Nutzern der Büroarbeitsplätze bei „minimalem Energieeinsatz ein Höchstmaß an klimatischem Komfort“ (Pressemitteilung) zu bieten. Die natürliche Belüftung aller Bauteile - der Büros, des Innenhofs sowie der Tiefgarage - gehört ebenfalls zum Konzept.

    Das Energiekonzept soll den Bau allerdings relativ teuer gemacht haben. Das ganze hat auch ein Glasdach, wenngleich hpts. über Atrium. Allerdings ist es kein Hochhaus. Vielleicht trotzdem an dieser Stelle interessant. Ich glaube das konzept wurde von Drees & Sommer entwickelt, bin mir aber nicht ganz sicher. Der Bau ist kurz vor Fertigstellung.

  • Ich muß gerade mal was über die überall auftretenden grünen Fensterscheiben loswerden.


    Mir gefallen sie ja auch nicht so sehr, zumindest in der Häufung. Aber die Architekten haben oft keine Wahl.
    Das hat alles was mit dem technischen Ausbau zu tun. Das Verhältnis zwischen Lichtdurchlassquote und Energiedurchlassquote ist bei den grünen Scheiben einfach am besten. Hochhäuser mit andersfarbigen Gläsern verbrauchen einfach mehr Strom. :confused:


    Man kann dann nur darauf hoffen das eine andere Farbe mit gleichen Merkmalen auf den Markt kommt. Der Abwechslung zuliebe. ;)

  • naja, ein bisschen mehr Naturstein würde die Stromkosten auch senken...und ob grünes Glas oder blaues ist mir rein optisch egal...

  • Das kommt ganz auf das Gebäude darauf an. Hast du eine Naturstein Lochfassade Benötigst du früher Licht. Licht Produziert Wärme ergo, Kühlung wird aktiviert. Das Ergebnis = erhöhter Strombedarf. Dann kommt es natürlich noch darauf an in welcher Himmelsrichtung die Fassade liegt.... Natürlich kann es auch sein das eine LÖochfassade günstiger ist... ach wie kompliziert... :confused:

  • Reine Glasfassaden bieten den Vorteil, dass man sie ohne großen technischen Aufwand und vor allem ohne größere Einschränkung der Nutzungsqualität derart mehrschalig gestalten kann, dass große Dämmvolumen an Luft eingeschlossen werden können. Durch die größere Pufferzone kann dann die Klimatisierung länger pausieren. Im Winter ist der Effekt umgekehrt und die Heizenergie verpufft nicht so schnell.


    Beim GSW-Hochhaus (Sauerbruch/Hutton) in Berlin hat man vor gehabt, auf die Klimatisierung weitestgehend zu verzichten, in dem man durch geschickte Anordnung der Aussenschale einen Sog der kalten Luft nach innen und unten erzielt. Nach meinen Informationen klappt das allerdings nicht wie erhofft.


    Das grüne Glas ist nach meiner Kenntnis auch vergleichsweise günstig zu produzieren. Glas hat wohl "von Natur" aus eine grünliche Färbung. Erst durch die Zugabe teurer Zuschlagstoffe wird es farblos. Mag sein, dass das hier verwendete Grüne dafür aus anderen Gründen wieder preislich steigt.



    Ich denke, langfristig geht der Trend in Richtung elektrochromatischer (gasochromer) Veglasung. Im konkreten Fall kann das z. B. heißen, die Innenseiten der Mehrfachverglasung werden mit einer Oxidschicht versehen (Ytrium oder auch Ytterbium sind möglich). In der hermetisch dichten Kammer zwischen den Scheiben befindet sich Wasserstoff (eine sehr geringe, völlig ungefährliche Konzentration). Bei Anlegen von bestimmten, niedrigen Spannungen verändert dann das Glas (eigentlich nur die Beschichtung/Füllung) seine Durchlass-Eigenschaften. Im genannten Beispiel ist sowohl komplette Abdunklung und Lichtdurchlässigkeit, Verspiegelung oder völlige Transparenz möglich. Die Schaltzeiten sind vergleichwesie kurz (eine feingliedrige Glasfassade ließe sich so z. B. auch als einfaches Display verwenden). Es werden neben Genanntem auch andere Verfahren geforscht.


    Derzeit findet man diese Technologie schon in Glasdächern von Luxuslimousinen. Es ist m. E. nur eine Frage der Zeit, bis sich so etwas auch am Massenmarkt durchsetzt.



    Gruss
    AeG

  • Hier werden mögliche elektrochrome und gasochrome Prinzipien etwas wissenschaftlicher erläutert - allerdings auf der Basis von Wolframoxid.

  • ich hab zu dem thema einen interessanten bericht gefunden, bei dem auch mehrere bekannte gebaeude beleuchtet werden ...


    zum bericht: http://64.233.183.104/search?q…22+energieverbrauch&hl=de


    der stammt von dieser page: http://www.impulsprogramm.de


    (...) Das IMPULS-Programm Hessen ist eine Initiative des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung.
    Seit 1996 informiert das IMPULS-Programm Hessen über Energieeinsparung im Gebäudebestand und bei Neubauten.
    Es wird vom Institut Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt durchgeführt. (...)


    wenn tatsaechlich teilweise an glasgebaeuden teilweise ueber 80 grad heisse luft an der fassade langtraellert, boete sich doch an diese waerme energetisch zu nutzen (z.b. zum duschen, fuer alle gebaeude als heisswasserzulieferung (von "sehr warm" auf "heiss" kostet weniger energie als von "kalt" auf "heiss") oder sonstwie nutzbar zu machen (und damit gleichzeitig zu kuehlen) ...



    ps: ein vorteil von glasbauten ist immerhin, dass recht viel experimentiert wird, erkenntnisse gesammelt werden ... viel gelernt wird ... ;)

  • die idee über fassaden energie zu gewinnen ist tatsächlich gar nicht mal soo schlecht...
    Normalerweise wird dazu allerdings ein sogenannter fassadenkollektor eingesetzt, also wasser in leitungen hinter einer glassscheibe die fassade entlang geführt und durch die sonne erwärmt...


    Was man allerdings architektonisch draus macht, is wieder ne andere sache..... :/


    Negativ? beispiel siehe hier:


    http://www.wagner-solartechnik…anlagen/Altbau/b_alt.html

  • Der Commerzbankturm in Frankfurt, der höchste Europas, verbraucht vergleichsweise wenig Energie da er mehrere Gärten auf verschiedenen Stockwerken besitzt, die wie eine natürliche Klimaanlage wirken.

  • Ich frage mich was dieses permanente Geschimpfe auf Glas soll? Arbeitet man lieber im dunkeln? Schonmal bei schönem Wetter in einem modernen Bürogebäude gearbeitet? Muss man permanent alles schlechtmachen? Historisierend ist ein Begriff der für Ideologien mißbraucht wird und für den man Mut braucht um ihn zu durchschauen und Toleranz bekommen nur die, die tolerant sind! Ich wünsche mir das Einer der Minderheit der Reko-Fanatististen mal die gleiche Toleranz für modernes an den Tag legen würde, wie die sogenannten "Modernisten". Allerdings ist man da beileibe NICHT in der Minderheit als "Modernist". Es möge Licht über uns kommen.... :) Auch wenn ich jetzt in den Augen der (nicht idealisierenden ;)) Weltretter böse und dumm bin. Von mir aus eine Rekonstruktion am Technischen Rathaus, dann aber auch Toleranz für meine Primärinteressen! Glas ist schön (für arbeitende Büro-Menschen)! Architektur lebt nicht nur vom Ansehen, sondern auch vom Mensch der darin lebt und arbeitet. Ganz ehrlich, das ist doch alles nur noch lächerliche Ideologie ohne Bezug zur heutigen Realität! Glas rult! :D

  • Glas is einfach ökologisch Mist. Stein ist wesentlich effizienter. Besonders bei der Klimaerwärmung. Selbst die achso ökologische CoBa braucht jede Menge Strom, um die Klimaanlage zu betreiben. Selbst im Winter sind die meisten Glasgebäude auf Klimaanlage. Stein läßt weniger Wärme rein.


    Aber ich bin gar nicht gegen Glas! Bei Hochhäusern isses mir sogar egal. Skyper gefällt mir sehr.

  • Über die Effizienz von Glas und Stein brauchen wir nicht reden, davonmal abgesehen war Italien nicht mal Grün und bewaldet??? Soviel zum Thema Holz und wie es bei einem enormen Natur-Steinverbrauch aussehen würde brauchen wir auch nicht bereden, alles Fehler der Vergangenheit. Also mir würde ein Glasturm SEHR gut gefallen, auch von außen davon mal abgesehen!


    Zum Stromverbrauch und den Klimadaten der Leute die nicht einmal das Wetter in einer Woche wissen und dann Veränderungen die in anderen Wissenschaften als Meßtoleranz abgetan werden als Zukunftsprognose medial hypen: http://www.faz.net/s/RubC5406E…Tpl~Ecommon~Scontent.html)


    /EDIT: Ein vielfaches dessen was die Menschheit an Kohlendioxid produziert, tut die Natur selbst freisetzen, ein vielfaches wohlgemerkt! ;) Deshalb.... Wenn man sich dieses Schlüsselargument vor Augen führt, sieht man hinter den Medienhype! Und was schimpfte man über den vorletzten saueiskalten Winter! Alles Wichtige vergessen die Menschen zu schnell!

  • LeFay
    Naja, ob stein jetzt das Supe Öko-Material im Sinne des Energieverbrauches ist möchte ich mal stark bezweifeln. Stein leitet Wärme super. Sonst bräuchte man keine Dämmung. Massiv bauen - ein TRAUM bei solchen Projekten. Und wenn du Stein nur als Verblendung nimmst ist der klimatische Unterschied zu Holz, opakem Glas oder Metall eh wurscht.


    Dämmende Steine kannst du gerade mal in deinem Häusle verwenden, so weich sind die - in einem höherem Haus bleibt blos Beton oder Stahl als Tragwerk.
    Was sicher richtig ist, dass Vollverglaste Fassaden beim Wärmeschutz mehr Probleme bringen. Aber Hochhäuser sind nun mal, leider, ineffiziente Energiefresser. Da ändert Stein auch nicht viel.
    Die Technik schreitet aber vorran. Wer weiß, vielleicht wird schon bald Transluzente Wärmedämmung günstig. Mit Vakuumdämmpanelen bekommt man Passivhaus-Standard der Wände in 3cm Stärke. Die Zukunft wirds zeigen - dann aber sicher nicht mit einer Jugendstilfassade....

  • Ich würde mich zwar als "modernist" bezeichnen, bin aber kein Anhänger von Vollverglasungen.
    Die sind nämlich wirklich nicht so sehr öko. Da steckt man noch in den Kinderschuhen. Fosters Architektur zum Beispiel besteht zu großen Teilen aus teuren High-Tech Spielereien die einen extrem großen Primärenergieinhalt haben und sehr wartungsuafwendig sind und keine allzugroße Lebensdauer haben, wodurch laufend Reale- und Energiekosten entstehen.
    Bei doppelten Glasfassaden hat man entweder ein Reinigungsproblem, oder bei begehbaren Abständen der Fassadenschalen ein Luftströmungsproblem.
    Ich hatte dieses Semester die Gelegenheit mich an einer Neuauflage von Mies' "Farnsworth House" zu versuchen, habs aber dann aufgegeben. Was gläserens wiklich öko zu konstruieren ist super schwer. Ich brauch wohl noch das ein oder andere Semester :D
    Lehrreich wars trotzdem.
    Außerdem ist "Licht" auch nicht alles. Man fühlt sich dann der Umwelt ziemlich ausgesetzt und darin sehe ich einen Widerspruch zum Prinzip eines Hauses.
    Es muss auch dunklere, gesschlossene Bereiche geben, und diese können dann ökologisch Sinnvoll angeordnet werden.
    Sinnvoll ist z.B. eine doppelte Glasfassade im Süden mit gutem sommerlichem Wärmeschutz (Überstände, außenliegende Verschattung oder Begrünung, im HH möglich aber schwer zu realisieren) und im Norden eine exzellente Wärmedämmung, die durchaus hinter einer Steinfassade hängen kann.


    Insofern erübrigt sich aus ökologischer Sicht diese Diskussion sowieso. Zumindest wäre prinzipiell ein Kompromiss für beide Seiten möglich!
    Andererseits sagt das noch gar nichts über den Stil aus.
    Peter Zumthor hat in der Schweiz z.B. eine steinerne Ikone der Moderne geschaffen:


    http://www.galinsky.com/buildings/baths/
    http://deu.archinform.net/projekte/2555.htm?scrwdt=1280