Gerber (fertig)

  • Ich mag immer noch nicht, das Gerber:



    Am 12. Oktober kam in der Stuttgarter Zeitung ein Artikel aus der Serie Stadtspaziergang Mein Stuttgart. Der Architekt Jörg Aldinger äußert sich darin ebenfalls kritisch über das Gerber, während er andere Bauwerk im Vergleich dazu positiv bewertet: die Calwer Passage, das umgebaute ehemalige Lerchegebäude (heute Weißes Haus, LRO) und das Bollwerksgebäude von Behnisch. Ich kann ihm da völlig zustimmen.


    Bei einem Vortrag in Stuttgart gab Stefan Behnisch zu bedenken, dass die Shopping Malls eine Privatisierung des öffentlichen Raumes bedeuten, was doch eigentlich niemand von uns recht sein kann. Da kann auch wieder die Calwer Passage als ein positives Gegenbeispiel gelten. Da gibt es keine Türen, die außerhalb der Ladenöffnungszeiten geschlossen sind. Ich glaub auf ARTE kam da auch mal ein Beitrag über dieses Thema.





    Die Gerberpassage (Passagenarchitektur) findet sich auch bei archdaily mit vielen Bildern und Plänen.

  • Mir gefällt das Gerber noch immer ;)


    Naja, Aldinger findet ja auch die potthässliche Liederhalle, das mittelmäßige Kunstmuseum und sogar den Brutalimus-Wittwer gut, für ein zartes Gemüt wie mich eher schwer nachvollziehbar bis schockierend :D


    Bei Ex-Lerche kann ich aber wenigstens zustimmen, eines der seltenen Bauten (bzw. Neugestaltung) von LRO, die ich uneingeschränkt gut finde. Behnischs LBBW ist ok, aber letztlich Architektur mit angezogener Handbremse, höhenmäßig und auch im Ausdruck. Gerade in dieser architektonisch traurigen Ecke hätte ein richtig exzentrischer und so auch gemeinter Bau hingehört. Ich denke mal, da wurde seinerzeit vom Dorfrat ordentlich frisiert, wie zu oft zum Schlechten.


    Shopping Malls eine Privatisierung des öffentlichen Raumes bedeuten, was doch eigentlich niemand von uns recht sein kann.
    Das sehe ich nicht so. Warum sollte das eine oder andere per se besser oder schlechter sein? Es gibt hervorragend gestaltete private Plätze (z.B. Rockefeller Center) sowie katastrophale öffentliche Räume (z.B. teilweise Kronpinzstraße). Wenn man sich den öffentlichen Raum in Stuggi so ansieht, finde ich zumindest vieles in der Innenstadt bisher eher weniger gelungen (abgesehen von Schlossplatz, Schillerplatz und Teilen der Königstraße). Vielleicht schaffen das Private in dem einen oder anderen Fall besser. Das Gerber würde ich in diesem Zusammenhang etwa dem Marktplatz ganz klar vorziehen. Ob man die Einkaufszentren auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten für Passanten öffnet (ich glaube die Königsbau-Passagen und der Breuninger sind immer auf), ist für mich zumindest nicht so wesentlich, die Läden sind ja zu. Es gibt glaube ich für die Betreiber aber auch ein Bündel an sehr guten Gründen, die Tore außerhalb der Ladenöffnungszeiten geschlossen zu halten.


    Ich jedenfalls werde einfach immer mit den Füßen abstimmen.

  • Noch ein paar Bilder:








    Naja, Aldinger findet ja auch die potthässliche Liederhalle, das mittelmäßige Kunstmuseum und sogar den Brutalimus-Wittwer gut, für ein zartes Gemüt wie mich eher schwer nachvollziehbar bis schockierend.


    Die Liederhalle halte ich für ein Meisterwerk jener Zeit. Ich hab mal eine Bilderzusammenstellung gemacht: Architektur classic.
    Das Kunstmuseum finde ich ganz ok, aber nicht überragend. Das Wittwerhaus (1970 Kammer und Belz) ist sicher keines der schlechtesten Gebäude jener Zeit und Stilrichtung.


    Bei Ex-Lerche kann ich aber wenigstens zustimmen, eines der seltenen Bauten (bzw. Neugestaltung) von LRO, die ich uneingeschränkt gut finde.
    Solche Rasterfassaden sind ja zur Zeit sehr in Mode gekommen. Da ist dieser bau ein frühes (2006) und sehr positives Beispiel. Allein die beiden unterschiedlich gestalteten Ecken (rund und eckig) sind genial.


    Behnischs LBBW ist ok, aber letztlich Architektur mit angezogener Handbremse, höhenmäßig und auch im Ausdruck. Gerade in dieser architektonisch traurigen Ecke hätte ein richtig exzentrischer und so auch gemeinter Bau hingehört. Ich denke mal, da wurde seinerzeit vom Dorfrat ordentlich frisiert, wie zu oft zum Schlechten.
    Halte ich für eine der besten Bauten im ausgehenden 20igsten Jahrhundert in Stuttgart. Gerade richtig für diesen Ort. Wunderbar wie die unterschiedlichen Richtungen der Umgebung aufgegriffen wurden und eine nahezu tanzende Bauskulptur daraus entstand. Leider wurde aus dem Behnisch-Turm an der Reithalle nichts, der Nord-LB-Turm in Hannover hat jenen Entwurf nicht mehr ganz erreicht.

  • NordLB in Hannover ist ein Wahrzeichen, kennt jeder. LBBW am Bollwerk kennt niemand und schafft es nicht einmal zu besonderer Quartiersprominenz. Sicher, der Architekturfreund kann ihm trotzdem was abgewinnen, es ist kein schlechter Bau. Ihm fehlt jedoch wie Wagahai richtig feststellt etwas Höhe. Nicht so hoch wie die NordLB, aber so drei bis vier Stock mehr, höben den Bau gewinnend heraus, machten ihn zu einem kleinen Höhepunkt.

    Bei einem Vortrag in Stuttgart gab Stefan Behnisch zu bedenken, dass die Shopping Malls eine Privatisierung des öffentlichen Raumes bedeuten, was doch eigentlich niemand von uns recht sein kann.

    :lol: Was war denn an diesem Raum zuvor öffentlich?, ist jetzt viel öffentlicher. Nutzungsmix inkl. innerstädtischem Wohnen - auch wieder zu kritisieren, manchen kann man es einfach nicht recht machen. Vor allem wenn sie es selbst nicht gebaut haben, also nicht davon profitiert haben. Kann ja gerne seinen Garten zum öffentlichen Park erklären.


    Da kann auch wieder die Calwer Passage als ein positives Gegenbeispiel gelten. Da gibt es keine Türen, die außerhalb der Ladenöffnungszeiten geschlossen sind.

    Toll. Vor allem ist die Calwer Passage pleite gegangen, um es umgangssprachlich zu sagen.

  • ^


    Erstaunlich. Auch bei 2 Etagen wird das Sortiment überschaubar sein. Was die Lage angeht, warum nicht?! Abtransport sollte auch nicht das Problem sein, sicher wird es eine Verbindung zur Tiefgarage vom Gerber geben.

  • Hier mal ein Bild vom Fernsehturm, seit er wieder offen kann man dort oben fast so gute Bilder machen wie ausm Flugzeug, solang es hauptsächlich Stuttgart betrifft:


    IMG_0717

  • Ich will das Gerber gar nicht in diese Ecke drängen, aber das Foto zeigt, dass es mindestens das Einäugige unter Blinden ist. Der Block darüber, der Block darunter - zwischen solchen "Fassungen" wirkt das Gerber wie ein Juwel.

  • Wohl nicht. Wenn auch teils. Für den Block darüber gilt das uneingeschränkt. Weg damit.




    Für den Block darunter nicht.




    Bilder: Silesia



    In jedem Fall aber eine Wahnsinnsaufnahme MarcoSTR. Aus dieser Perspektive werden die einzigartigen Konturen des Gerber sichtbar. Und alles was dafür fallen musste, war ein großer Haufen Nachkriegsschrott.

  • Sophie23 - update 09.05.2016

    Überraschung auch hier. Die Klinkerfassade gefällt mir auch hier, zurückhaltend, unaufdringlich, souverän. Auch der vertikale Knick/leichte Versatz gefällt mir hier sehr! Die Übergänge zu den Nachbarbauten, naja...











    So sehr es mir gefällt - daran kommts nicht ran!



    Bilder: Silesia

  • Jap, sehr lecker. Sollte Zukunft haben dieser Stil und könnte/sollte noch an viel mehr Stellen und verschiedenen Ausführungen entstehen! Durchaus noch 1-2 Geschosse höher!

  • Das Gerber, Versuch einer Annäherung.


    Im Häusermeer der Stadt, von der Fritz-Münch-Staffel aus gesehen:




    Unter der Paulinenbrücke kommt immer mehr in den Blick:








    Und dann steht man davor:




    Ich mein ja immer noch da wurde mit Recklinghausen und Duisburg gleichzogen, mehr nicht.


    Erwähnen könnte man noch das KBK Architekten Belz Lutz (Stuttgart) für die Ausführungsplanung verantwortlich waren, Leistungsphase 5.

  • ^ Es war klar, das die Kombination: Gerber/Innenstadt/Milaneo seine Opfer fördern wird!
    => Wohnungen wären da sinnvoller ..., allerdings wären es eher Wohnungen im Hochpreissegment ...

  • Ich denke, es krankte auch an den wechselhaften oft schwer verständlichen Konzepten und vor allem am Mangel an attraktiven Mietern in der oberen Etage. Wohnungen und Stadthäuser gibt es ja derer schon immerhin 73, so dass das Soll in der Hinsicht m.E. erfüllt ist. Umbauten für Wohnzwecke sollte hier sehr aufwändig sein. Büros hingegen könnten funktionieren, bei einem Leerstand von 2%?


    http://www.das-gerber.de/blog/gerber-dach/

  • Nicht nur das Gerber, sondern die komplette Innenstadt krankt ja etwas. Auch auf der Königsstraße geht es vielen Läden eher schlecht als recht. Das Milaneo profitiert von seiner Event-artigen Atmosphäre, man hört aber auch hier munkeln das z. B. Primark – als der große Ankermieter – nicht mehr so besonders läuft. Generell wird meiner Meinung nach seit einiger Zeit weniger gekauft, und wenn, dann halt verstärkt im Internet. Ich denke mehr Büro- oder Eventflächen könnten dem Gerber zu Gute kommen. Die Ladenflächen im Obergeschoss sind m. M. nach ohnehin relativ schwierig, ohne zugkräftigen Mieter da oben praktisch kaum rentabel. Die Stadt kann sich ja überlegen dort oben z. B. ein Bürgerbüro oder ähnliches einzurichten. Fitness-Studio oder so etwas in der Art wäre auch noch eine Überlegung.