Brühl / Innenstadtcampus

  • Angeflanscht ist nicht integriert - und ich sehe hier keinen integrierten Balkon.


    Wie gesagt, man könnte das Thema "Ausgugg / Zugang nach draußen" auch sehr viel dezenter ausführen - mit innenliegenden Balkons.


    Zum Thema "Kulturdenkmal": Mag sein, dass das Haus unter Denkmalschutz steht, das weiß ich nicht. Mir ging es mehr darum, dass hier eine Immobilienfirmen einen "großen" Namen trägt und dann so einen Schrott abliefert bzw. meines Erachtens nach dem (vielleicht) Denkmal die letzte Würde nimmt - durch massive Beschneidungen und Eingriffe in die Fassade - sie wird ja offensichtlich nicht denkmalgerecht saniert.


    Zu den Preisen: Ich habe nicht schlecht gestaunt, dass Neubauten in Kürze fast 4000€ / m2 kosten sollen in Chemnitz und halte das weder für realistisch noch für gesund. Ich bin sicherlich kein Verschwörungstheoretiker, vermute aber wenn das weiter so geht wird das am Ende zu einer massiven Krise führen. Hinzu kommt die Art und Weise WIE solche Lagen angeboten werden - mich erinnert das an die Abzocktrupps die kurz nach der Wende im Westen massenweise Investoren um ihr Geld gebracht haben. Die Visualisierung ist glatter Betrug und erweckt einen völlig falschen Eindruck von der ganzen Situation.


    Zu den immer mehr verschwindenden Gewerbeinheiten:


    Ich denke die Ursache liegt nicht in den Mietpreisen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man für einen kleinen Laden in einem der Center weniger bezahlt - im Gegenteil. Die Ursache liegt massgeblich daran, dass kleine Fachgeschäfte auch einen weit verstreuten Kundenkreis haben für die der Laden erreichbar sein muss. Allerweltsläden gehen dahin, wo die meisten Kunden zu finden sind - zum Beispiel in den Einkaufszentren oder in RICHTIG belebten Fussgängerzonen, Fachgeschäfte finden sich da, wo eine gute Erreichbarkeit (ausreichend Parkplätze, gute Verkehrsanbindung usw.) vorhanden ist. Aus diesem Grund sehe ich gerade für den hier gezeigten Laden gute Chancen.


    Wenn auf dem Sonnenberg in kleinen Nebenstraßen ehemalige Bäcker / Fleischer/ sonstige Läden zu Wohnungen umgebaut werden ist das für mich nachvollziehbarer als in so einer Lage - zumal ja der Brühl direkt um die Ecke liegt und das dort sicherlich nur eine Frage der Zeit sein wird bis da Leben reinkommt.


    Problematisch sehe ich dort nach wie vor das neue Parkraumkonzept welches da in Zukunft greifen soll. Prinzipiell zwar nachvollziehbar das Auto Stück für Stück aus Innenstädten zu verdrängen, aber wie immer orientiert sich die Stadt hier nicht an den eigenen Bedürfnissen (bzw. der der HIER lebenden Bürger), sondern hat den Fokus auch hier wieder auf ganz andere Städte und deren Probleme gelegt. Chemnitz ist noch nicht so weit, das braucht noch Zeit.

  • Balkonzusatz

    Angeflanscht ist nicht integriert - und ich sehe hier keinen integrierten Balkon.


    Wie gesagt, man könnte das Thema "Ausgugg / Zugang nach draußen" auch sehr viel dezenter ausführen - mit innenliegenden Balkons.


    Das ist eine Frage des verwendeten Integrationsbegriffs.


    Nachträglich außen angebaute Balkons sehe ich mitunter gestalterisch durchaus als integriert an. Sie erinnern mich ästhetisch mitunter an Originale aus der Gründerzeit.


    Den Einbau innenliegender Balkons, wie an mindestens einem Haus am Brühl, empfinde ich als größeren und tendenziell irritierenden Eingriff.


    Das ist wohl auch Geschmackssache.

  • Ich finde den Anbau von Balkonen an der Straßenseite ebenfalls durchaus als Chance für den Altbau an. Ich gehe davon aus, dass im oben gezeigten Beispiel an der Mühlenstraße auch im Hof noch Balkone angebaut werden. Die Ansprüche an einen modernen Wohnraum steigen immer weiter - und mittlerweile gönnt man sich eben auch gern zwei Balkone an einer Wohnung. Die Integration der Balkone habe ich bisher noch nie wirklich als Problem angesehen - im Gegenteil. Ich finde oft, das kleine Balkone triste Straßen (und die Mühlenstraße ist super trist) aufwerten können - es kommt Leben, Bepflanzung und Abwechslung in die Straße. Ich bin ein Fan straßenseitiger Balkone :daumen:


    Was die Gewerbeflächen angeht: Hier würde ich mir von Seiten der Stadt eine stärkere Reglementierung wünschen: Konkret sollten bestimmte Kern-Bereiche ausgewiesen werden, in denen Gewerbeeinheiten nicht in Wohnungen umgebaut werden dürfen. Daran könnten sich Pufferzonen anschließen, die die Möglichkeit für Gewerbeflächen lassen. In reinen Wohnbereichen könnten sich die Gewerbeflächen auf Eckbauten beschränken und der Nahversorgung dienen. Inwieweit an der Mühlenstraße Wohnungen im EG überhaupt vermietbar sind, wird sich zeigen. Ich würde da nicht wirklich wohnen wollen....


    Davon abgesehen sollte die Stadt ein Leerstandsmanagment aufbauen um in eben diesen oben genannten Kernbereichen (Brühl-Boulevard und Seitenstraßen) die leerstehenden Geschäftsflächen auch durch kreative Zwischennutzungen langfristig vermietet zu bekommen. Da sind mittlerweile Kleinstädte in der Umgebung schon weiter als Chemnitz.



    Was die Visualisierung der Mühlenstraße angeht: Die ist wirklich sehr schlecht gemacht - und weckt bei mir eher den Anschein einer Billig-Sanierung als eines hochwertigen Umbaus. Wie und ob das Projekt anläuft wird sich zeigen.

  • Ich halte Gewerbeflächen mittlerweile weder an der Mühlenstraße noch in weit besseren Lagen für ein zukunftsfähiges Konzept. Für das Flair im öffentlichen Raum mag das zwar schade sein, aber das boomende Internetgeschäft wird noch ganz anderen Standorten als der Mühlenstraße den Garaus machen. Deshalb unterstütze ich die Umnutzung zu Wohnraum voll und ganz und halte auch die Integration von Gewerbeflächen etwa am Getreidemarkt nur für eine Vorbereitung zukünftigen Leerstandes. Wenn das anders wäre, wäre die Fläche in der Mühlenstraße 88 auch bisher schon genutzt worden. Hätte man bei der Sanierung etwas weniger häßliche Fenster in der Visualisierung dargestellt, wäre die Diskussion vielleicht gar nicht aufgekommen, weil die Umnutzung sonst eigentlich optisch recht ansprechend ist.

  • ^ Den Zentren der Städte stehen Herausforderungen bevor, das mag sein. Aber ganz so schwarz würde ich das nicht sehen.
    In Sachen Lebensmittel (Online) haben sich Amazon, wie Kaufland bereits zurückgezogen, oder die Messlatte ganz nach unten verlegt.


    Die Städte müssen am Ball bleiben, sich in ihren Konzepten attraktiver gestalten, etc.
    Dann funktioniert auch das Geschäft mit dem Einzelhandel.


    On- und Offline wachsen stärker zusammen <
    oder sollten es in Zukunft in Betracht ziehen.


    Wenn ich mir vorstelle, das so gut wie jeder Neubau oder Sanierte Altbau kein Lebendiges Erdgeschoß mehr besitzt, dann Gute Nacht.


    Auch in Zukunft wird es den Einzelhandel, die Kneipe/Cafe, Friseur etc. um die Ecke geben.


    Das Beispiel von der Lage der Mühlenstraße 88 zeigt Visuell eine Art der Monotonie im Eckbereich.
    Als würde das Haus Tatsächlich bereits in einer Ruhigen Gegent stehen, was aber nicht der Fall ist.


    Bis vor ein paar Jahren war an der Ecke einzig noch ein Copy Shop drin.
    Die Wohnungen standen aber bereits vorher lange leer. Das Haus wurde einfach stillgelegt.
    Heute ist es mit Holz im EG verriegelt.


    Und man stelle sich die Neubauten ohne Einzelhandel am Gedreidemarkt vor. Das wäre nichts anderes, wie so einige Platten, ohne Geschäfte im EG.
    Tristes dasein ohne wirkliches Leben.
    Ob es allerdings ein 2500 Quadratmeter großer Rewe sein muss?


    Und, nicht jeder Laden muss wieder bei einer Sanierung zu einem Gewerblichen Zweck erhalten bleiben.
    Aber dennoch sollte es hier wie da eine Abwechslung, statt Straßen mit reinen Wohnhäusern geben.


    Die Lebendigkeit im Zentrum nimmt zu.
    Das kann man schlecht beweisbar machen, aber wenn man Persönlich vergleicht, dann kommt das schon hin.
    Etc.......


    Der Online Handel wird weiterhin zulegen.
    Aber es gibt mittlerweile auch wieder Tendenzen, mehr persönlich shoppen zu gehen.
    Dafür braucht es in Zukunft wie gesagt, anziehende Zentren.
    Ich habe den Eindruck, dass die Stadt dahingehend auch arbeitet. Um nur mal die künftige Kneipenmeile (Restaurants, Cafess, Bars, etc..) anzusprechen.


    .

    5 Mal editiert, zuletzt von (dwt). ()

  • @ lguenth: Du hast das "Krach" - Projekt verpennt? Da ist schon bisschen was im Gange... :lach:


    Zu dem Thema Gewerbe im Erdgeschoss: JEDER Internethändler hat irgendwo in der realen Welt eine Gewerbefläche von der er die Ware aus versendet. Viele davon betreiben ein richtiges Ladengeschäft (zum Beispiel Buchhändler oder auch Antiquitätenhändler, diverse Klamottenläden usw.)


    Außerdem sei erwähnt: Ich wollte vor vielen Jahren schon auf dem Brühl einen Laden anmieten. Damals wollte / konnte die GGG den Laden nicht vermieten, da die Häuser "abgemeldet" waren und nur noch zu Wartungszwecken betreten werden durften. An der nächsten Straßenecke ist ja schon längere Zeit ein Klamottenladen, gegenüber die Läden sind ebenfalls vermietet und ich denke der Grund dass in der Mühlenstraße 88 kein laden drin ist, wird ein ganz anderer sein - Nachfrage hätte es dort bestimmt gegeben.


    Seitdem die Stadt in den Straßenraum dort mal eingegriffen und ein paar Bäume gepflanzt hat ist die Mühlenstraße auch nicht mehr soooo schlimm in dem Bereich... Ich denke mit den Sanierungen wird sich das schon noch weiter verbessern.


    Nochmal zurück zur Integration:


    Ich bin nicht grundsätzlich gegen Balkons zur Straße hin, nur sehe ich weder im Beispiel der Mühlenstraße noch in dem verlinkten Bild von Herrn Kuhnert eine gelungene Integration. In beiden Fällen wurden die Balkons - wie so oft - einfach nur rangeklatscht.
    Auch Chemnitz hat an vielen Stellen zum Teil sehr prächtige Balkons und Erker an denen man leicht sehen kann wie passende Gestaltungskriterien aussehen könnten - und nur dann kann man aus meiner Sicht von Integration sprechen. Das hat übrigens nichts mit Geschmack zu tun...


    Integration kommt von "integrare" und bedeutet in der wortwörtlichen Übersetzung: wiederherstellen, wieder aufnehmen, ergänzen, erneuern - Synonyme wären auch: Verschmelzung oder Einbeziehung.


    Davon sehe ich in den beiden Beispielen NICHTS. Weil eben nicht gemacht.


    Eine einfache Betonplatte (manchmal auch Stahlrahmen), darauf dann ein x-beliebiges Gitter - fertsch ist der Balkon. :Nieder:


    In manchen Fällen (zum Beispiel Karl Liebknecht Straße 38) werden dann sogar die Gesimse der Häuser einfach durchbrochen oder andere wüste Eingriffe in die Fassaden vorgenommen. Auch bei der Sanierung Weststraße / Henriettenstraße wurde ja mit diesem modernen "Einschiebling" im Obergeschoß massiv in den historischen Bestand reingerissen - und das alles für einen architektonischen "Gag" - der eigentlich keiner ist, eher ein alter Hut.:nono:


    Die Nutzung der Balkons wird die Straße nicht mehr beleben oder gar verschönern. Die (ost)deutsche Balkonmentalität ist eine vorgespannte Stroh- oder Plastematte, dahinter dann ein Wäscheständer, ein versteckter Mülleimer, allerlei Unrat und mit etwas "Glück" ein schrill bunter Plaste - Aufsteckblumentopf mit ein paar halbherzig gepflegten Kräutern...:nono:

  • Balkons – alt oder neu

    Ich bin nicht grundsätzlich gegen Balkons zur Straße hin, nur sehe ich weder im Beispiel der Mühlenstraße noch in dem verlinkten Bild von Herrn Kuhnert eine gelungene Integration. In beiden Fällen wurden die Balkons - wie so oft - einfach nur rangeklatscht.


    Bei dem von mir verlinkten Bild bin ich davon ausgegangen, dass das Haus diese Balkons seit seiner Errichtung besitzt.


    Wenn Du unmittelbar erkennst, dass es sich um nachträgliche Anbauten handelt, sei Dir das vergönnt. Da kann ich nicht mitreden.

  • Joseph: Als würde ich etwas verpennen! Über das Krach-Projekt habe ich hier im Forum schon geschrieben, als andere noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gerannt sind (also circa vor einem Monat): Link. Mein Eindruck ist aber nicht, dass es dabei darum geht, frühere Einzelhandelsflächen wieder als Einzelhandelsflächen zu nutzen. Ich bin aber auch sehr gespannt, welche Konzepte letztlich ausgewählt werden.

  • @ lguenth: War ja nicht böse gemeint - eher so ein gut gemeintes "anstupsen" nach dem Motto: Es kommt doch langsam Bewegung rein :) Ich weiß von den ein oder anderen Dingen die da kommen sollen auf dem Brühl - braucht halt Zeit.


    @ Hannes Kuhnert: Es tut mir leid, ich habe wirklich schlechte Augen und kann das Bild irgendwie nur in einer Mini-Vorschau sehen - vielleicht ist mir da auch was entgangen - mag sein. Die Balkonplatte ist auf alle Fälle neu und auch sehr unsanft an dem schönen Gebäude angebracht und ich kann mir kaum vorstellen, dass das wirklich original ist. Früher gab es schlichtweg baulich nicht die Möglichkeit allzuweit frei auszukragen, da Balkonplatten zu dieser Zeit meist aus massiven Natursteinplatten gefertigt wurden. Diese waren dann auch auf Konsolen (gemauert mit Stuck oder ebenfalls aus Naturstein) aufgelegt - oder eben nach unten durchgehend über Säulen abgetragen. Zudem waren solche Platten eigentlich immer profiliert, an den Unterseiten gab es oft Spiegel. Ich tippe bei dem von dir gezeigten Beispiel auf nachträglich hinzugefügte Balkons die man eventuell mit historischem Geländer oder nach historischem Vorbild gefertigten Geländer verziert hat. Was ebenfalls für einen nachträglichen Anbau spricht ist die Tatsache, dass alle Fenster der Geschosse durchgehend gleich geschmückt sind - außer bei dem mittleren, wo durch die darüberliegende Balkonplatte kein Tympanon mehr vorhanden ist.


    Mag sein dass ich Pedant bin, mag sein ich bin Perfektionist und mein Gott, vielleicht habe ich auch einfach einen gewissen Anspruch an das Bauen (und Respekt gegenüber dem Werk der Altvorderen) den nicht jeder nachvollziehen kann. Trotzdem bin ich hier in einem ARCHITEKTURFORUM und da erwarte ich mehr, als nur die Freude über jedes noch so dubios sanierte Haus.


    Zumindest will ich mehr in diese Richtung dazu beitragen und hoffe der ein oder andere User wird mit offeneren Augen durch die Stadt gehen und vielleicht selbst einmal solche "Ungereimtheiten" entdecken.


    Wir haben hier in Chemnitz noch einen unwahrscheinlich großen Schatz an unsanierten und oft noch völlig im Original erhaltenen Altbauten. Wenn mit jeder Sanierung die Originalsubstanz schwindet bleibt von einem prächtigen Stadtbild nichts mehr über. Schon schlimm genug, dass man nur noch in wenigen Kassberghäusern den alten Charme von früher hat. Ich war geschockt, als ich mal einen Freund in dem tollen Majolika Haus besuchte und dort eine Wohnung im Plattenbaucharme mit Rauhfasertapete vorgefunden habe... jahrelang bin ich an dem Haus vorbeigefahren und habe mir immer vorgestellt wie toll es wohl drinnen sein mag - eine herbe Enttäuschung.


    Was mir übrigens oft auffällt: Alte Häuser wurden ja IMMER saniert und umgestaltet - das gehört einfach dazu. In meinem Haus habe ich das Gefühl, dass jede Generation zwei Mal umgebaut hat. Immer zeigen sich die Umbauten vor dem Krieg als hochwertiger in der Gestaltung - selbst in den Krisenzeiten um 1915 oder in den 20er Jahren. Erst nach dem Krieg (bis heute!) wurde großflächig damit begonnen nur noch zu reduzieren, abzukloppen und unpassend anzubauen - obwohl man vor allem seit der Wende ganz andere Möglichkeiten hat.

  • ... Alte Häuser wurden ja IMMER saniert und umgestaltet - das gehört einfach dazu. In meinem Haus habe ich das Gefühl, dass jede Generation zwei Mal umgebaut hat. Immer zeigen sich die Umbauten vor dem Krieg als hochwertiger in der Gestaltung - selbst in den Krisenzeiten um 1915 oder in den 20er Jahren. Erst nach dem Krieg (bis heute!) wurde großflächig damit begonnen nur noch zu reduzieren, abzukloppen und unpassend anzubauen - obwohl man vor allem seit der Wende ganz andere Möglichkeiten hat. ...


    Ich bin da weitaus weniger emotional, kann das aber komplett unterschreiben.
    Ich habe mich in verschiedenen Kreisen auch immer mal wieder über die Renovierungen und Rekonstruktionen in Chemnitz und anderswo ausgetauscht und stimme dir voll zu, dass man in Chemnitz viele Altbauten im Inneren kaum von Neubauwohnungen unterscheiden kann (mal von der Deckenhöhe und vielleicht Fenstergrößen abgesehen). Da wurden Böden durch Klick-Laminat ersetzt, jeglicher Stuck und andere Verzierung komplett entfernt, die Türen sind billigste Buche-Attrappen und die Bäder lieb- und geschmacklos weiß gefliest. Bei vielen angepappten Balkons zucke ich auch immer verstört zusammen und wundere mich, wer das zulässt, zumal die "paar zehntausend Euro mehr" für andere Ausführungen beim Gesamtvolumen wohl auch nicht die große Rolle spielen können. Ich finde z.B. die auffälligen feuerverzinkten Dachrinnen auch immer recht unglücklich. Also ja: Ich begrüße da jedes Korrektiv. :daumen:

  • zumal die "paar zehntausend Euro mehr" für andere Ausführungen beim Gesamtvolumen wohl auch nicht die große Rolle spielen können.


    Ist immer recht witzig, wenn das Dritte für die Investoren entscheiden, ob es eine Rolle spielt oder nicht. :daumen: Ich behaupte, dass es bei den in Chemnitz erzielbaren Mieten eben genau auf diese "paar zehntausend Euro" ankommt, ob sich ein Sanierungsprojekt lohnt, oder nicht. Und zwar gerade bei Standorten an stark befahrenen Straßenin mittelmäßig beliebten Stadtteilen.

  • Ist immer recht witzig, wenn das Dritte für die Investoren entscheiden, ob es eine Rolle spielt oder nicht. :daumen: Ich behaupte, dass es bei den in Chemnitz erzielbaren Mieten eben genau auf diese "paar zehntausend Euro" ankommt, ob sich ein Sanierungsprojekt lohnt, oder nicht. Und zwar gerade bei Standorten an stark befahrenen Straßenin mittelmäßig beliebten Stadtteilen.


    Tatsächlich habe ich davon - ich schrieb es - wenig Ahnung. Wenn sich aber das architektonische Niveau nicht hebt, obwohl wir bei Neubauten oder Sanierungen nicht mehr von Mieten von 5-7, sondern von 7-11 Euro (und mehr) und Kaufpreisen von 3000-4000 Euro (statt bisher gefühlt ab 1500 Euro) pro Quadratmeter reden, dann wären da wohl auch diese "paar zehntausend Euro" mehr drin. Und ja, mir ist bewusst, dass es im bundesweiten Maßstab im Schnitt noch niedrigpreisig ist.

  • Interessanterweise geht es ja meist gar nicht um die "paar zehntausend" mehr - bei vielen Dingen ist es völlig gleich.


    Innentüren zum Beispiel. Eine historische Innentür wieder herrichten zu lassen ist genauso teuer wie eine halbwegs ordentliche neue Tür einzusetzen - die neue wird aber NIE den Charme der originalen Tür haben.


    Bei ganz vielen Dingen verhält es sich genau so...


    Wenn ich zum Beispiel einen Porphyrsockel saniere ist das natürlich erstmal teuer - im Vergleich zu dem Wartungsaufwand den man aber mit einem geputzten Sockel hat, ist es am Ende auf lange Sicht sicherlich kostenneutral, wenn nicht gar günstiger - und sieht über die gesamte Zeit einfach besser und hochwertiger aus.


    Auf dem Brühl hat man den Fehler schon eingestanden. Schon nach dem ersten Winter zeigten sich am "Wunderputz" der Hausnummer 42 erste Schäden und Tausalzausblühungen - und das wird jedes Jahr bzw. alle paar Jahre zu teuren Reparaturen führen - und nie hochwertig oder gut aussehen. Mit dem ersten Macken eines angelehnten Fahrrads oder Kinderwagens beginnt da die Schäbigkeit.


    Solche dargestellten Balkons sind am Ende nicht das Zünglein an der Waage - schon gar nicht, wenn rückseitig große Balkons angebracht werden auf denen man dann auch vernünftig sitzen kann. Schlussendlich kommt es ja auch auf die Planung des Hauses an. Oft haben die Eckhäuser ja 3 Wohnungen pro Geschoß, da wird es schwer "hintenraus" alle mit Balkon zu versorgen. Die einfache Entscheidung zu kleinem studentischen Wohnen reicht zu auf diese unnötigen Balkons zu verzichten, dafür bleiben dann ein paar Euro mehr für hochwertigere Innenausstattung oder einfach einen attraktiven Garten im Hinterhof. Oder man entscheidet sich für zwei große Wohnungen pro Geschoß und hat dann pro Wohnung einen ordentlichen Balkon und trotzdem spart es Geld, was einer besseren Ausstattung (2. Bad, Gästetoilette usw.) zu Gute kommen kann...


    An so einer Stelle kann man guten Gewissens mehrere tausend Euro sparen (Statik, Rohbauarbeiten, Schlosserarbeiten, generell Planungsleistungen usw.) und dem Haus den Charakter lassen. Dann lieber das Geld in eine ordentliche Fassadensanierung stecken (Bossenputz im EG herstellen statt draufmalen, Ornamentik wiederherstellen usw.)


    Ich sehe das übrigens keineswegs so, dass man das alles dem Investor überlassen sollte, die haben meines Erachtens nach viel zu viel freie Hand was die Verunstaltung (zum Beispiel auch die Farbigkeit) der Häuser angeht. Niemals in der Menschheitsgeschichte gab es so schlechte Farben und Farbgestaltungen wie heute - aktuellstes Beispiel in der Altbausanierung ist ein Eckhaus in der Zietenstraße... das tut von weiter Ferne schon weh und auch die "Gags" am Brühl sind irgendwie schon lange verhallt und abgeguggt - wir müssen aber wohl noch Jahrzehnte damit leben...:nono: