Leipzig: Museumswinkel (realisiert)

  • Das Quartier vom Böttchergäßchen zum Brühl hätte man auch ohne Museum wieder aufbauen können. Das wäre für das Stadtgefühl wohl besser gewesen als der Museumskasten.

    Was hätte denn hier das Stadtgefühl bereichert? Ich hatte in meinen letzten beiden Kommentaren doch nun geschrieben, dass das ganze Areal mittlerweile sehr stark frequentiert ist. Von der Hainspitze über den Brühl und bis zum Museumsquartier/Katharinenstraße ist auch inmitten der Woche reger Verkehr. Dazu kommen geplante Eröffnungen von gastronomischen Einrichtungen etc.


    Eine mögliche private Investition für ein Quartier ist doch kein Argument für ein geglaubtes Gelingen städtebaulicher Heilung. Hier sollte man auch nicht vergessen, dass die Winkel teilweise sehr lange brauchten um bebaut zu werden. Auch sind die grässlichen LWB Blöcke noch immer existent und Planungen aus den 1990er Jahren wie 'Deutrichs Hof', nicht einmal mehr in den Schubladen.


    Für das Museum wiederum hätte man wohl in kaum einer Stadt einen so guten Platz in zentraler Lage finden können, wie den bis heute brach liegenden Leuschnerplatz.
    Hier hätte man architektonisch aus den Vollen schöpfen können, statt das Museum leidlich in einem halboffenen Innenhof zu verstecken.

    Ja, der Leuschnerplatz war eine andere und gute Variante. Aber ein Museumsneubau muss keine gesonderte und aus dem Stadtgefüge genommene Position darstellen. Beim MdbK auf dem ehemaligen Sachsenplatz sah die Planung eine Einordnung in einem Innenstadtquartier vor. Diese vor allem mit dem Fokus als Ausstellungsgebäude. Dadurch auch die Gestaltung der Reduzierung.


    An was denn dann? Ich hab ja hier extra noch mal nachgefragt. Von der einstmals angestrebten Durchquerung des Museums mit offenem Atrium ist nix geblieben. Die offene Winkellösung führt das m.E. ad absurdum.

    Auch ich fand die Durchquerung des Museums als nicht förderlich an. Verwässert es, meines Erachtens, den Ausstellungsbetrieb. Aus diesem Grund wurde z.B. auch das hervorragende Cafe im Inneren verkleinert bzw. geschlossen.


    Dass die Innenhöfe bisher weniger einladend sind, hat aber mit deren Gestaltung bzw. den Investoren zu tun. Das war so nicht als Gesamtkonzept geplant. Eher, dass das Museum als kultureller Anziehungspunkt in der Stadt, ein lebendiges Quartier schafft. Die Säuleneichen an der transzendent wirkenden Fassade schaffen auch diesen öffentlichen Raum. Öffentliche Kunst, welche da vielleicht noch Richtungen vorgibt bzw. Aufenthaltsvarianten schafft, wäre absolut möglich. Das ist alles absolut stimmig und macht Sinn. Nur hätten eben auch die Investoren der Winkelbebauung mitziehen müssen. Auch das Museum hätte hier viel aktiver sein müssen.


    Die gegenwärtige Entwicklung der Stadt sowie die neue Ausrichtung des MdbK mit dem neuen Intendanten, lassen mich dabei aber positiver Gedanken. Nun soll ja wesentlich mehr "Leben in die Bude". Wobei dabei auch der Raum zwischen Museum Quader und den Winkeln genutzt werden soll.


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    Die gegenwärtige Entwicklung der Stadt sowie die neue Ausrichtung des MdbK mit dem neuen Intendanten, lassen mich dabei aber positiver Gedanken. Nun soll ja wesentlich mehr "Leben in die Bude".
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    Die Frankfurter Allgemeine sieht die Pläne des neuen Direktors Alfred Weidinger kritischer. Die geplante stärkere Nutzung der hohen Innenräume wird positiv erwähnt. Krtitisiert wird dagegen der Umgang mit Wolf-Dietrich Speck von Sternburg. Die Stiftung seiner Familie wurde von Alfred Weidinger nicht erwähnt.



    Kritisch sehe ich, die geplante Nutzung der Räume im Untergeschoß für eine Dauerpräsentation von der Werken der Leipziger Schulen. Ich fand die dortigen Sonderausstellungen immer wieder spannend. Und die Räume als die Besten des MdbK.


    Die Autorin der Sächsischen Zeitung aus Dresden will Alfred Weidinger so verstanden haben, dass die Werke der Leipziger Schulen im Erdgeschoß präsentiert werden sollen. Dort soll ein neues Lichtkonzept dafür sorgen, dass kein Kellergefühl aufkommt.


    Mal sehen, was Alfred Weidinger wirklich plant.


    Einer der Kommentatoren zu dem FAZ-Artikel bemängelt den aktuellen Zustand des Innenhofbereiches. Die Säuleneichen sollen verdorrt sein. Ist mir bislang gar nicht aufgefallen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Neuer Fund.

  • Da es zum Thema passt - die NZZ gibt einen kurzen Überblick über die hiesige Kunstszene. Das MdbK wird natürlich auch erwähnt:


    https://www.nzz.ch/feuilleton/…ht-einer-kunst-ld.1300023


    Ich persönlich habe große Hoffnung dass mit Weidinger ein neuer, positiver und leider auch längst überfälliger Impuls einzug hält. Denn das Haus hat strukturelle Schwächen, die man angehen sollte sofern man lokal und darüber hinaus stärker ausstrahlen möchte. Denn eines ist klar - wir reden hier über eine der renommiertesten bürgerlichen Kunstsammlungen im deutschsprachigen Raum – dahingehend ist die öffentliche Wahrnehmung schon fast beschämend und wird oftmals nur auf die Architektur heruntergebrochen. Über diese lässt sich sicherlich trefflich diskutieren (wobei für mich persönlich auch das damals beste Konzept zur Umsetzung gelangte). Viele der damaligen Entwürfe beruhten auf Monostrukturen die jede Kleinteiligkeit vermissen ließen. So gesehen haben wir nun nach Abschluss der letzten Winkelbebauung eine Art „begehbare Großskulptur“, die sich trotz der immensen Ausmaße zurück nimmt und den sie umgebenden Stadtraum nicht in Dominanz „erschlägt“. Wenn nun noch die offensichtlichen Mängel am Gesamtwerk (Museum inkl. Winkel) behoben werden kann daraus ein tolles Zusammenspiel entstehen bei dem die Kunstinstitution als auch die Umgebungsbebauung samt deren Akteure profitiert.

  • Saxonia


    Das Ansinnen, den exSachsenplatz ausschließlich kleinteilig mit Wohn/Geschäftshäusern bebaut haben zu wollen, mag strukturell konsequenter sein. Doch war (und ist) nicht umsetzbar. Grund dafür waren die Rückforderungen der enteigneten ehemaligen Grundflächeneigentümer, deren Zahl schon eine alte Flurkarte offenbart und die inzwischen weltweit verstreute und vor allem zerstrittene Erben. Gerade dort gab es Vertragsvereinbarungen, welche nur möglich waren, weil eben ein Kunstbauwerk mit öffentlichen Interesse den Interessensausgleich erst einmal möglich machte.


    Ansonsten stimme ich zu, dass die Grundidee hervorragend ist, um die Baumasse gekonnt im eher kleinteilig bebauten angrenzenden Quartier einzufügen, ohne sie albern kleinteilig aussehen zu lassen.


    Die Innenhöfe sollten als halböffentlicher Raum, vielleicht ein wenig wie der Kreuzgang einer Kirche wirken und mehr Abstand zum (lauten) Alltag aufbauen. Ob zukünftig muffige Mülltonnen im Hof dazu beitragen, oder doch der ein und andere Freisitz wird sich zeigen. Funktional hat alles geklappt. 20 Jahre nach dem Entwurf!

  • @CS
    Da weiß ich zwar nichts genaues drüber, warum das aber ein Ausschlusskriterium für eine städtische Wiederbebauung sein soll, erschließt sich mir dennoch nicht. Derartige Erbstreitigkeiten dürfte es auch andernorts gegeben haben. In Leipzig und wohl auch in Dresden oder Chemnitz, wo größere zum Teil überbaute Flächen wieder bebaut wurden.


    Was hätte denn hier das Stadtgefühl bereichert?[...]


    Geschlossene Raumkanten, Grundstücke mit räumlicher Tiefe, die man dementsprechend vielfältiger nutzen könnte als die recht schmalen Winkel.


    Ja, der Leuschnerplatz war eine andere und gute Variante. Aber ein Museumsneubau muss keine gesonderte und aus dem Stadtgefüge genommene Position darstellen.[...]


    Muss nicht, aber kann. Öffentliche Gebäude, noch dazu der Kunst gewidmet, verdienen das meines Erachtens.




    [...]Die Säuleneichen an der transzendent wirkenden Fassade schaffen auch diesen öffentlichen Raum. Öffentliche Kunst, welche da vielleicht noch Richtungen vorgibt bzw. Aufenthaltsvarianten schafft, wäre absolut möglich. Das ist alles absolut stimmig und macht Sinn. Nur hätten eben auch die Investoren der Winkelbebauung mitziehen müssen. Auch das Museum hätte hier viel aktiver sein müssen.


    Da sind wir wieder beim Kern des Problems. Das Museum gibt seinem Umfeld nichts. Es ist eine geschlossene, abweisende (nicht mal sehr schicke Glasfront), vor die man verschämt par Bäumchen gesetzt hat. Was will man da entwickeln? Mit etwas Glück packen Gastronomen den Raum voll mit Biergärten. Ob das dann aber der große Wurf ist, wag ich zu bezweifeln. Eher Schadensbegrenzung.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Ich finde das Museum umd die Winkel stadtplanerische sehr gelungen bzw. Eine tolle Idee. Es wirkt aber noch nicht. Aber vielleicht muss man abwarten. Außerdem sehe ich das Museum in der Pflicht, die aussenräume, sofern sie denn zum Museum gehören zu bespielen. Wenn es nicht dem Museum gehört, dann muss die Stadt oder die Eigentümer aktiv werden. Hier gehört eine entsprechende Begrünung hin, wasserspiele, Skulpturen oder eine lichtinstallation. Außerdem sehe ich die Stadt in der Pflicht das gesamte Gebiet von allen 4 Seiten zu entwickeln. Stadtplanerische bildet die reichsstraße leider noch eine zu große Lücke. Hier hört die Stadt gefühlt mittendrin plötzlich auf. Erst wenn das gelöst ist, wird auch der museumswinkeln funktionieren. Ein, oder zwei restaurantbetriebe täten der ganzen Sache zudem gut.



  • ...
    Das Museum gibt seinem Umfeld nichts. Es ist eine geschlossene, abweisende (nicht mal sehr schicke Glasfront)...


    Dafür können aber die Architekten nichts. Denn es sollte gerade kein schickes Museum, sondern ein zurückhaltendes Gebäude werden. Die Besucher sollten wegen des Inhalts und nicht wegen der Hülle kommen.


    Sind die Winkel wirklich zu schmal? Finde ich eigentlich nicht.

  • Ich finde das Konzept der Winkel incl. Museum gut, auch wenn das Museum keine (für mich) hochwertige Fassade hat.


    Die Winkel sind nun ja ... Ibis-Winkel architektonisch am schlechtesten, Bernstein-C. ist mir farblich und auch von der Anordnung der Fenster v.a. oberhalb der EG-Zone zu eintönig grau geprägt, da wäre sicher noch mehr drin gewesen und wenn man nur größere Farbkontraste gesetzt hätte (beige, grau, helles gelb quasi typische Farben v.a. der Leipziger Gründerzeit-Häuser ...).
    Der Winkel des Museeums incl. des neuen Aderhold-Hauses ist auch nix besonderes, aber geht in Ordnung. Das Katharinum ist und bleibt für mich der hochwertigste Winkel, da die Fassaden die meiste Abwechslung bieten.

  • Sparkeule schlägt wieder mal zu...

    Gestern bin ich mal um die Museumswinkel herumgegangen und mir ist dabei aufgefallen, dass der südliche Abschluss des "Bernstein-Carrees" (in Richtung Haupteingang MuBiKü an der Katharinenstraße) deutlich von den Visualisierungen abweicht. Ich habe die Visualisierungen immer so gelesen, dass auch dort reliefierte Betonplatten (Materialität ähnlich wie an der Ecke Brühl/Katharinenstraße - bloß andere Struktur) an der Fassade angebracht werden. Gestern habe ich fesehen, dass nun wohl vollflächig ein WDVS angebracht wird - eine Styropororgie mit Verputz und teilweiese sehr schemenhaft erkennbaren rauhreren Oberflächen, die wohl die visualisierte Fassdenstruktur ersetzen sollen. Selbst beim Sockelbereich soll wohl der Putz bloß grau gestrichen werden... - Sieht echt billig aus...

  • Hallo erstmal! Es freut mich sehr zu sehen dass die Idee der Parzellierung tatsächlich aufgegriffen wurde und meiner Meinung auch recht gelungen umgesetzt wurde! Ein Grund zur Freude!

  • Während die Fassade an der Katharinenstraße bei den zwei übrigen Gebäuden noch eingerüstet ist, ist die Kopfseite gegenüber dem Katharinum und die Hofseite entrüstet. Alles macht einen sehr guten Eindruck - bis jetzt.


    Ins Erdgeschoss und teilweise erstes Obergeschoss ziehen nur Restaurants ein - genau drei Stück.


    Bei den "Cityhotels Am Museumswinkel" hat nun ein Store von "Ulla Popken - Damenmoden in großen Größen" eröffnet. Ursprünglich war hier auch ein Restaurant geplant.

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    Die Katharinenstraße mit dem Kopfbau.



    Der Kopfbau wurde schlicht gestaltet.



    Einmal um die Ecke geschaut. Im Erdgeschoss und erstem Obergeschoss zieht ein Restaurant ein.



    Und eine Aufnahme vom gesamten Ensemble rückseitig der Katharinenstraße.



    Und die Fassaden rückseitig vom Brühl.



    Hier sind die Hoffassaden weitestgehend fertig. Im Erdgeschoss und erstem Obergeschoss ziehen zwei Restaurants ein. Darüber gibt es Büroräume.

  • Mal wieder gabs ein kleines persönliches Briefing um Pleiße und Parthe.
    Hier nochmal paar aktuelle Bilder zum städtebaul. Eindruck an Brühl & Co. - (falls deplatziert, bitte verschieben):





    ^ Sanierungen an der Katharinenstrasse

  • Die Technikaufbauten beim Eckbau sind wiedermal eine Zumutung. Diese Wellblechplatten machen es noch schlimmer und versauen den ganzen Dachabschluss. Wie oft muss man sich da eigentlich von Architekten und Planern noch verschaukeln lassen?

  • Ganz ehrlich. Ich bin mega enttäuscht. Jetzt, wo die Sonne nicht mehr 12 Stunden am Stück scheint, ist das ganze nur noch eine graue Masse, mit Ausnahme des Eckbaus ist das alles furchtbar billig und einfallslos, zudem alles mindestens um ein Stockwerk zu hoch.


    Ich kann mir nicht helfen, aber bis auf wenige Ausnahmen ist diese gesamte Museumsumbauung ein völliger Fehlschlag. Das hat Industriegebietscharme, mehr nicht :Nieder::Nieder::Nieder:

  • Im Strassenverlauf finde ich den Winkel eigentlich ganz gelungen, auch wenn diese Einschätzung sicherlich auch durch das neue Raumgefühl in Brühl:


    ...und Katharinenstraße geprägt ist:


    Die gezeigten gefälligeren Alternativvorschläge wären m.E. nicht annähernd so prägnant, wie das jetzt realisierte Eckgebäude. Eine Verwechslung mit anderen Leipziger Gebäuden dürfte ausgeschlossen sein:


    Jetzt, wo sich auch der südliche Gebäudeteil entblättert, merkt man jedoch, dass dieser doch ziemlich abfällt. Während die Fassade generell sehr glatt ist und wenig Tiefe besitzt - insbesondere an dem Treppenhausteil mit den beinahe grotesken Fenstern:


    ...wirken die Loggien daneben wie grobschlächtige Fensterhöhlen:


    Insgesamt fällt für mich dieser Teil entsprechend vor Allem in den oberen Etagen ziemlich gegenüber dem Eckgebäude aber auch dem östlichen Fassadenteil am Brühl ab:



    Unabhängig davon bin ich mir sicher, dass die Gastronomie, die ihre Freisitze hier ja eigentlich ausschließlich im Hof aufbauen können wird, dafür sorgen wird, dass sich das Museumsumfeld merklich belebt.

  • Ergänzende Bilder vom südlichen Kopfbau >>



    Die Südseite des Museumswinkels ist abgerüstet.



    Der Kopfbau. Demnächst eröffnet das Burgergrill- und Bar-Restaurant "Peter Pane" auf zwei Stockwerken.



    Und die Hofseite. Hier wird es im Sommer bestimmt Freisitze geben.



    Und die Hoffassade nebenan.



    Und die Stockwerke darüber.



    Am 07.11.2017 eröffnet das Restaurant, die Bar und der Market "FOOD KURT" am Brühl Ecke Katharinenstraße.