Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • PS: wenn ihr einmal die Einwohnerprognosen für das Ende der 20er für München und den Ballungsraum hernehmt und darüber maßstabsgetreu die Umriße des heutigen Berlin wie eine "Schablone" legt, mit der Frauenkirche ungefähr in der Mitte, dann hätte solch ein "Groß-München" fast die Einwohnerzahl Berlins.

  • Es wäre an der Zeit, München seinen Speckgürtel einzuverleiben und der Stadt Raum zu geben.


    Ich stünde dem nicht entgegen. Allerdings finde ich die Verwunderung darüber, dass dies gerade nicht passiert, doch ein wenig unfair. Selbst wenn München neue Eingemeindungen wollte, es könnte diese nicht im Alleingang vollziehen. Stell dir nur mal den Aufschrei der Gemeinden und der bayerischen Landesregierung vor. Nein, die Umstände waren damals zu Zeiten deines "Groß Berlin Gesetzes" völlig anderer Natur. Oder welche Stadt hat in letzter Zeit in nennenswertem Umfang seine Fläche vergrößern können? Letztlich geht es auch nicht darum, die Einwohnerzahl Berlins zu erreichen, sondern wieder bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, die Infrastruktur leistungsfähig zu halten und das Potential der enormen Wirtschaftskraft auch in der Architektur sichtbar zu machen.


    Viel verwunderlicher finde ich die groteske Kostenspirale. Die Mieten steigen immer weiter, sodass die Stadt immer noch mehr Geld in ihre Wohnungsbauprogramme pumpen muss. Warum nicht so viele Wohnungen bauen, dass nicht noch mehr Haushalte gefördert werden müssen? Das gesparte Geld kann so in die Infrastruktur gesteckt werden. Langfristig ist es doch sinnvoller, die Ursache zu bekämpfen, als immer nur der Wirkung hinterher zuhechten. 8.500 Wohnungen pro Jahr sind ein schönes Ziel, was zählt ist aber einzig und allein, dass dieses auch tatsächlich eingehalten wird. Bisher hat sich die Stadt mit ihrer Baupolitik der vergangenen Jahre nur selbst die Kosten in die Höhe getrieben.

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  • Das sehe ich genauso. Alle Pläne für die nächsten 15-20 Jahre haben locker innerhalb der Münchner Stadtgrenzen platz.


    Die Fäche von ca. 300km² reicht vollkommen aus und macht die Stadt auch schön kompakt.


    Für mich persönlich ist Berlin flächenmäßig viel zu groß.

    Einmal editiert, zuletzt von Munich_2030 ()

  • Stimme Pumpernickel absolut zu, dass Eingemeindungen eigentlich zwingend notwendig sind. Alleine Infrastrukturplanungen über die Stadtgrenzen hinaus sind derzeit extrem schwierig, wie man unschwer an den Planungen zur Weiterführung der U6 nach Martinsried sehen kann. Planegg kann das nicht leisten, hat auch nicht die Verwaltungskapazität, eigentlich müsste die Stadt München das vorantreiben, die da dran auch das größte Interesse hat. Bei der Stadt-Umland-Bahn kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie das zwischen so vielen Kommunalpolitikern vereinbart werden soll.
    Nach Eingemeindungen könnte man wesentlich einfacher großflächige Subzentrumsbildungen anstoßen. Warum nicht zwischen Kirchheim, Feldkirchen und Aschheim ein neues, urbanes Subzentrum, so dass die alten Ortskerne den Stadtrand bilden und ihre Identität behalten? Warum nicht das gleiche zwischen Eichenau, Olching und Gröbenzell? Da alle Orte ihre Zentren stärken und nur am Rand faserig bauen, kann sich nie etwas neues städtisches entwickeln (obwohl Germering da ein bisschen urbaner denkt).


    Leider müsste der Anstoß zu Eingemeindungen von der Landesregierung kommen und würde wahrscheinlich in vielen Volksabstimmungen abgelehnt, wenn man es nicht schaffen sollte, das mit klaren Vorteilen für die Eingemeindeten zu verknüpfen (besserer ÖPNV oder so).

  • MiaSanMia: Dresden und Leipzig haben die letzten Jahre stark eingemeindet. Erst dadurch sind sie überhaupt wieder über die 500 000 gerutscht. Vielleicht ginge es ja, dass die Stadt München unbesiedeltes Ackerland von Nachbargemeinden aufkauft und dann für großflächige Bebauungen nutzt? Richtung Aschheim würde das zum Beispiel Sinn machen.

  • Der Vergleich hinkt aber an jeder Ecke. Berlin hat doch jetzt so wie es ist jede Menge Vororte die auch teils sehr stark wachsen. Wie sind die denn so schnell alle entstanden? Müssen ja logischerweise nach dem Gross-Berlingesetz entstanden sein.


    Wenn München seine Vororte einsaugt, dann gibt es keinen Speckgürtel mehr. Das würden die lokalen Gemeindefürsten sicherlich nicht so gerne haben.


    Und in Berlin hat ja schon Potsdam fast die halbe Einwohnerzahl des Kreises Münchens.


    Wenn man Freising Dachau FFB Erding Starnberg "eingemeinden" würde dann blieben nur noch Kudörfer übring.

  • Dir scheint der Unterschied zwischen einer Gleichsetzung und einem Vergleich nicht klar zu sein. Jeder Vergleich "hinkt". Vergleiche sollen lediglich ein Prinzip anschaulich machen.


    Und das ist hier valide der Fall. Und zu deiner despektierlichen Bezeichnung der Räume jenseits des Ballungsraums München als "Kudörfer" (sic!) sei angemerkt, dass das weite Brandenburg weniger als 2,5 Mio. Einwohner hat. Legt man die Umriße Brandenburgs wie eine Schablone über Südbayern, mit einem "Groß-München" im Zentrum, dann hätte dieser Bereich deutlich mehr Einwohner als Brandenburg!


    Berlin ist, so wie es jetzt ist, natürlich in dem knappen Jahrhundert nach dem Groß-Berlin-Gesetz gewachsen. Die eingemeindeten Bezirke waren mitnichten alle großstädtisch, viele Ortsteile, die Berlin damals zugeschlagen wurden, sind bis heute sehr dörflich geblieben, ca. zwei Dutzend haben bis heute weniger als 10.000 Einwohner (der kleinste Ortsteil Berlins, Malchow, hat zB nur 554 Einwohner) und dort und in der Landschaft, in der sich diese Ortsteile befinden, sieht es ländlicher aus, als zB in Dachau oder Erding. Auch hier, in der Wartenberger Feldmark, befindet man sich offiziell noch mitten im Stadtgebiet Berlin. Ich sehe keinen Grund, warum der Großraum München nicht zu Groß-München fusioniert werden könnte. Du hast auch keinen dagegen angebracht.

  • Doch die Gemeindefürsten die dann nix mehr zu sagen hätten.
    Malchow ist doch auch nur 1,5km² gross. Is halt Dorf in der Stadt. Am Stadtrand. Das wünscht man sich doch. (oder bessergesagt viele Menschen)

  • Vielleicht ginge es ja, dass die Stadt München unbesiedeltes Ackerland von Nachbargemeinden aufkauft und dann für großflächige Bebauungen nutzt? Richtung Aschheim würde das zum Beispiel Sinn machen.


    München bebaut ja nicht mal das Ackerland, das auch Richtung Aschheim auf Stadtgebiet existiert. Warum dann noch mehr davon dazukaufen?


    Hier würde noch ein ganzer Stadtteil auf Stadtgebiet(!) hinpassen. Mit S-Bahnanschluss.
    http://osm.org/go/0JAXfTvg

  • Die Äcker Richtung Aschheim sollen ja bebaut werden, im Rahmen des München-Nordost-Projektes. Im Westen das riesige Gebiet rund um Aubing und Langwied ist mir auch schon aufgefallen, könnte man sicherlich einige Zehntausend Einwohner unterbringen. Der Hinweis, dass der hohe Grundwasserpegel den Bau großer Siedlungen dort unmöglichen machen würde kann ich angesichts von Städten wie Venedig, Bangkok und Jakarta nicht ganz ernst nehmen. Auch um Feldmoching/Fasanerie gibt es noch riesige Ackerflächen. München ist längst nicht physikalisch zugebaut, die geringe Zahl der derzeit planbaren Wohnungen bezieht sich da wohl eher auf regulatorische, naturschutzrechtliche und weitere sekundäre Effekte wie Frischluftschneisen, Grünflächenvorhalt etc.

  • ^ Das ist schon wieder ein Denken in den Kategorien der Großsiedlungen am Stadtrand, die genauso ohne Akzeptanz bleiben können (wie etliche Vorgänger der 1960er/1970er Jahre) wie viel neuer Infrastruktur brauchen. Der Schwerpunkt sollte weit mehr auf der Innenentwicklung liegen.


    Ich habe mir kürzlich den Thread zum Ex-MVG-Areal angeschaut - noch unter #8 sieht man eine geistlose stufenartige Bauten-Anordnung, die mehr an Reissbrett-Großsiedlungen erinnert als an urbane Gebiete - das zweite Bild verstärkt es noch (trotz 2-4 Geschosse vorne denkbar unwirtlich). Wenn ich mir jedoch den neueren Entwurf von Laux anschaue - hier im DAF begeistern die zwei Hochhäuser, doch die vielen Solitäre südwestlich davon - wirken sie urban? Blaumoser bietet Straßenblöcke um einen deutlicher konturierten zentralen Platz und Höhepunkte übrigens ebenso. Würde man auf möglichst stark differenzierte Fassaden achten, würde eher ein urbanes Areal entstehen.
    Die Geschossigkeit ist laut Begleittext überwiegend 7 Geschosse, drei moderate Hochpunkte mit 8-9 und ein Hochhaus mit 20. Bei abwechslungsreicher Fassadengestaltung und jener der Grüngebiete könnten es auch 8 Geschosse als Regel sein, moderate Höhepunkte mit 10-11 - schon hätte man etwa 200 WE weiterer Wohnungsbaureserve gewonnen.


    Es gab so viele Texte und Artikel darüber, weswegen die Gründerzeitquartiere so beliebt sind - neben der Dichte auch Mischung, abwechslungsreiche Gestaltung, gut zugeschnittene Stadträume - hätte man auch heute hinkriegen können, doch in den Gedanken geistern die Großsiedlungen immer noch zu stark.

  • ^^


    Wachstum nach innen ist mit Sicherheit der Königsweg. München hat im Vergleich zu anderen Städten seiner Größe immer noch ein sehr kompaktes Siedlungsgebiet. Daher sollte auch die klassische Stadterweiterung guten Gewissen möglich und sinnvoll sein.


    In Nord-West gibt es dazu auch noch riesige Flächen, die man mit einer U1 Verlängerung erschließen könnte.


    U1-Nord by Muhandis79, auf Flickr

  • Um die Misere derzeit in München zu lindern, braucht es jede Anstrengung. Neue Stadtviertel auf dem Acker, Nachverdichtungen in der Stadt.


    Jöran, ich gehe davon aus, dass im MNO die meisten Gebiete nicht zugebaut werden, sondern wir nur eine erweiterte Stadtrandbildung erleben werden.

  • @Bau-Lfcr: da hast du natürlich recht, die meisten Entwicklungen in München sind weiterhin lokal funktionsgetrennt. Wer urbane Gebiete möchte, muss in den Erdgeschossen Büroräume und Läden anbieten, so dass das Gebiet zu jeder Tages- und Nachtzeit belebt ist. Beim Laux-Entwurf ist wieder nur die Dreieinigkeit aus Supermarkt, Café und Drogeriemarkt an einem zentralen Platz geplant. Wie überall (siehe Plaza Werksviertel, Hirschgarten, Baumkirchen Mitte). Das Thema ist aber auf dem Schirm der Stadtplaner, kann da nur dieses Interview von vor zwei Wochen: http://www.muenchenarchitektur…wie-soll-muenchen-wachsen allen wärmstens ans Herz legen.


    Direktzitat musste leider entfernt werden, da Muenchenarchitektur eine redaktionell arbeitende Plattform ist, und es sich hier nicht um eine Pressemeldung handelt.


    Hoffentlich hilft die neue Gebietskategorie "Urbanes Gebiet" bei diesen Problemen in Zukunft.

  • Es gab so viele Texte und Artikel darüber, weswegen die Gründerzeitquartiere so beliebt sind - neben der Dichte auch Mischung, abwechslungsreiche Gestaltung, gut zugeschnittene Stadträume - hätte man auch heute hinkriegen können, doch in den Gedanken geistern die Großsiedlungen immer noch zu stark.


    Nein, man hätte es nicht hinkriegen können. Das Baurecht verbietet bzw. verhindert faktisch sowohl eine Dichte wie in der Gründerzeit als auch eine vergleichbare Mischung von Funktionen.

  • ^ Jein, würde ich sagen. Die Dichte ist nach BauGB/BauNVO möglich, wenn sie politisch gewollt ist (s. Bankenviertel Frankfurt), aber der Nutzungsmix nicht unbedingt. Die Kategorie des „störenden Gewerbes“ verbannt alle emittierenden Nutzungen aus der Nähe von Wohnbebauung oder erzwingt teure Schutzmaßnahmen, wenn die Wohnnutzung an störende Nutzungen heranrückt (Verkehr, Gewerbe). Auch früher nicht störende Nutzungen bergen heute ein teils sehr großes Störpotenzial, das hat aber nichts mit gesetzgeberischen Vorgaben zu tun, sondern mit dem Wandel im Bereich Handwerk/Einzelhandel/Konsum. Kleine Läden und Werkstätten waren typisch für den wilhelminischen Städtebau. In kleinen räumlichen Einheiten sind aber die meisten Gewerbe heute nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben, man braucht mehr Fläche, andere Fläche, die moderne Warenlogistik erfordert bestimmte Zufahrtmöglichkeiten usw.. Größere Einheiten indessen erzeugen mehr Emissionen (Verkehr, Erschütterungen, Lärm, Geruch, Staub …). Das daraus erwachsene Trennungsgebot ist aber keineswegs eine Erfindung des Nachkriegs-Städtebaus, sondern war schon prägendes Paradigma des wilhelminischen Städtebaus. In den alten Staffel- und Zonenbauordnungen in München, Frankfurt und anderswo ist die Trennung der Nutzungen schon seit den 1890er Jahren angelegt.


    Die neuerdings angedachte „urbane Zone“ will einen stärkeren Nutzungsmix primär durch eine Absenkung des Schutzniveaus ermöglichen. Es wird zugleich die TA-Lärm dahin ergänzt, dass die Lärmobergrenzen in dieser Zone geringer sein werden, als bisher in den übrigen Zonen; es deutet sich ein Umdenken in Bezug auf den Begriff der gesunden Wohn- und Arbeitsverhältnisse an. Ob das gelingt, muss man abwarten.

  • ^ Produktives Gewerbe bzw. Werkstätte machen eh nur einen kleinen Teil der Wertschöpfung aus, das Meiste sind Dienstleistungen - ob IT, Design, Mode (etwa in Düsseldorf gibt es 100te Showrooms, auf ganze Stadtteile verteilt), Pflege, Medizin usw. Nichtstörende Betriebe, die normale Büro-/Ladenräume benötigen und problemlos mit der Wohnbebauung gemischt werden können.


    Ich meinte allerdings, dass differenzierte Blockrand-Fassaden kein Problem sein sollten - in einigen Düsseldorfer Neubauquarieren wie Quartier Central oder Grafental hat man welche hingekriegt. Dichte Blockrandbebauung mit individuell gestalteten Fassaden (wie in der Gründerzeit) wirkt mE nicht so erdrückend wie eine Reihe locker aufgestellten, 1:1 genauso gestalteten Solitäre - wie sie etwa beim Laux-Entwurf für das Ex-MVG-Areal leicht herauskommen könnten. Sobald Punkthäuser im Spiel sind - der Erfahrung diverser aktueller Bauprojekte nach werden sie weniger gestalterisch differenziert als Blockrand.

  • Ich denke die u1 Nord Verlängerung macht keinen Sinn. Dann sitzt man fast eine 3/4h in der U-Bahn um ins Zentrum zu gelangen. Das ist nix. Da muss ein S-Bahnring her.

  • Kennt jemand von euch den Bereich Pippinger Str. / Anfang bzw Ende A8? In der Nähe von Blutenburg.
    Ich fahre da regelmäßig vorbei, liegt an der Würm.
    Ich frage mich oft, was genau der Sinn dieses riesigen Ackers ist. Schwemmland? Was soll das?
    DAS nenne ich Verschwendung von Platz.
    Also bevor ich hier was von Eingemeindungen Richtung Freising höre... ;)