Leipzig - natürlich

  • Leipzig - natürlich

    Um Leipzig - wie auch in anderen ehemaligen Bergbaugebieten - findet ein gigantischer Landschaftsumbau statt. Wie die neuen Landschaften gestaltet werden sollen führt immer wieder zu heftigen Diskussionen. Wie vor einigen Wochen erst in Markkleeberg.


    Zur Historie hatte ich hier im Forum schon einiges dargelegt.



    In einem Beitrag der TU Cottbus hat Hans-Jürgen Ketzer das Thema und seine Schwierigkeiten beschrieben.






    Zur Veranschaulichung der Dimensionen hier ein Satellitenfoto. Zu sehen ist das Stadtgebiet von Leipzig und die südlich liegenden Tagebaue Espenhain und Zwenkau/Cospuden. Auf dem Foto ist allerdings Süden oben. Bitte einmal um 180° drehen.





    Natur wird verschieden wahr genommen. Genauso verschieden sind die Ansichten, wie mit der geschundenen Natur umgegeangen werden soll. Einige Naturschützer setzen auf die Selbstheilungskräfte der Natur und plädieren dafür, garnicht oder nur sehr minimal in die Entwicklung einzugreifen.














    Ein Beispiel dafür ist der "Revierpark Profen" südlich von Leipzig in der Elsteraue gelegen.















    Laut der Informationstafel bestehen die Kippen seit dreiundzwanzig Jahren. Vor sechzehn Jahren wurden einige Bereiche gestaltet.


    Heute zeigt sich folgendes Bild der Kippen aus tertiären Sanden.


















































    Langsam erobert sich die Natur die Rohbodenflächen.

























































































    Auf dem Plateau der Kippe wurde ein Feuchtgebiet angelegt. Da die Rohrleitung noch immer dort liegt, ist anzunehmen, dass der Teich noch immer künstlich mit Wasser befüllt wird.





































    Blick vom Kippenplateau auf den Tagebau Profen.


















    Für potentielle Besucher wurde gesorgt.




















    Alles eigene Fotos.

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  • Am Cospudener See sind Vorkommen ähnlicher tertiärer Sande zu finden. Ohne sachgerechte Rekultivierung bleiben diese Sande- wie man oben sehen kann- lange ohne Bewuchs.











































































    In der am Cospudener See zu findenden Ausdehnung sind derartige Rohbodenflächen eine interessante Abwechslung.














    Unfruchtbar sind auch Eiszeitsande, wie sie hier am zukünftigen Verbindunggskanal zwischen dem Zwenkauer und dem Cospudener See zu sehen sind. Der Kanal ist sicher schon zehn Jahre alt. Das Wasser kommt von den angrenzenden (rekultivierten) Feldern, enthält also entsprechende Nährstoffe. Die Böschungen sind hingegen noch fast ohne Bewuchs.














    Der Bebauungsplan für das Gebiet am Cospudener See sieht an dessen südöstlichem Bereich immer noch einen Golfplatz vor. Vermutlich wurde deshalb diese Fläche nicht aufgeforstet. Gegenwärtig gedeiht dort Reitgras hervorragend. Langsam beginnt die Verbuschung. Am gegenüberliegenden Ufer und am Markkleeberger See hält man Bisons und andere Grasfresser um die Verbuschung zu verhindern.

















































    Dazwischen findet man immer wieder flache Gewässer, Teiche, Tümpel, Verlandungszonen und Gräben.








































    Hier noch einige Fotos vom Pier I




































    Alles eigene Fotos.

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  • Als Unister die Pläne für das siebengeschossige Golfhotel vorstellte, dürfte selbst für Laien erkennbar gewesen sein, dass die Pläne für dieses Areal - sagen wir mal - etwas überambitioniert waren.


    Was die Naturschützer wollen ist völlig unklar. Wenn der örtliche NABU-Chef Heyde allen Ernstes von "Unwichtigem Ackerland" spricht, kann man sich schon fragen, ob Herr Heyde weiß wovon er spricht.



    DieRoten Listen gefährdeter Arten werden immer länger. Das hat auch den Vorteil, dass man immer die passende Art findet um ein Bauprojekt zu verhindern.





    In und um Leipzig findet man fruchtbares Ackerland, Auewaldboden - jedenfalls kaum unfruchtbares Land. Dort wachsen zum Leidwesen puristischer Naturschützer Arten wie Kastanie, Platane oder Magnolie. Pflanzen die vom Menschen "eingeschleppt" wurden. Diese findet man natürlich nicht auf den Roten Listen.








    Blühende Magnolie am Elsterflutbett.





    Eigenes Foto.

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  • Weiter geht´s:








    Diese Magnolie steht in Bamberg an der dortigen Uni.













    Flusslandschaft im Stadtgebiet von Leipzig - die Elster und das Elsterflutbett












































    Der Leipziger Auewald - mit dem Fahrrad zehn Minuten vom Neuen Rathaus






































    Bärlauchfelder in Leipzig


















































    Geschützte Auewaldpflanzen wachsen nicht auf nährstoffarmen Trockenrasenflächen.













































    Alles eigene Fotos.

  • Die kleinen Leipziger Flüsse bergen eine nicht zu unterschätzende Hochwassergefahr. Vermutlich hat vor allem deshalb der Leipziger Auewald mitten in der Stadt überleben können. Ein weit vor den Toren der Stadt beginnendes System vom Rückhaltebecken soll verhindern, dass es im Stadtgebiet von Leipzig zu Überschwemmungen kommt.




    Die Luppe im Nordwesten des Stadtgebietes wurde aus Gründen des Hochwasserschutzes nach 1934 begradigt und kanalisiert.



































    Im Gebiet zwischen LE-Böhlitz-Ehrenberg, Schkeuditz und LE-Lützschena haben sich Altarme und vor allem ehemalige Lehmgruben zu einer reizvollen Landschaft entwickelt.



































































    Diese Lehm- oder Kiesgrube ist schon völlig zugewachsen und wird wohl seit zwanzig oder auch dreißig Jahren vom Naturschutz wenig beachtet.











    Vermutlich sollten die Schilder des Rates des Bezirkes Leipzig, nur die Helden der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland(GSSD) abhalten, in den Tümpeln ihre Waffen zu reinigen.













    Heute kann man dort ungestört baden - wenn man es denn findet.
    :lach:
























    Diese Lehmgruben wurden einfach verlassen. Dank des Wassers und des fruchtbaren Bodens haben sich abwechslungsreiche Biotope entwickelt, die die Spuren der Arbeiter überdecken.





































































































    Unweit findet man noch Reste einer Streuobstwiese.








    Alles Fotos aus dem Stadtgebieten von Leipzig und Schkeuditz.



    Alles eigene Fotos.

  • Am Westufer des Cospudener Sees verläuft der Flutkanal der Weißen Elster. Normalerweise sieht der wie ein Wiesengelände aus.





















    Bei Hochwasser ist das Flutbett aber gut gefüllt.




















    Rechts im Hintergrund kann man den nahen Cospudener See sehen.























    An der Brückenstraße hat sich aus einem Lehmabbaufeld ein kleines Biotop entwickelt.





























    Leider wachsen diese flachen Teiche schnell zu ...


















    ... und verlanden.


















    Alles eigene Fotos.

  • Der sogenannte Promenadenring in Leipzig folgt dem Verlauf der ehemaligen Stadtmauer. Die Stadtbürger hatten seinerzeit entschieden dieses Gelände nicht sich selbst zu überlassen, sondern es zu gestalten. Im Forum werden die Gebäude üblicherweise ohne Grün gezeigt. Hier einige Fotos die die innerstädtischen Grünanlagen von Leipzig zeigen.








    Das Neue Rathaus - gesehen vom Johannapark aus




















    Hier befand sich früher die katholische Trinitatiskirche.





















    Grünanlage an der Schillerstraße












































    Grünanlage hinter der Moritzbastei











































    Auf der anderen Seite des Stadtringes befinden sich Wohnbauten errichtet im so genannten "Stalinbarockstil"












    Alles eigene Fotos.

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  • Leipzig-Schleussig









    Die zu Wohngebäuden umgebauten ehemaligen Buntgarnwerke wurden schon oft gezeigt. Hier begann die "Neuerfindung" dieses Stadtteils.














    An der Elster entstanden weitere Wohngebäude.













































    An der Elster hat der Bootsbauer und Bootsverleih Herold seinen Sitz.






































    An die Zeit als unser kleiner Nachbar Österreich noch eine Großmacht war, erinnern in Leipzig unter anderem vier Adlerdenkmale. Dieses steht im Küchenholz.














































    Etwas versteckt liegt das Sommerbad Kleinzschocher.





















    Auewald an der Elster



























    Das - hier leere- Hochflutbett mündet hier in das Elsterflutbett.






























    An der Elster








































    Alles eigene Fotos.

  • Tolle Idee, die Stadt mal von einer anderen Seite zu beleuchten, und den Fokus dabei auf die Natur zu richten. Mit deinen im letzten Post gezeigten Bildern bin ich bestens vertraut, denn in dieser Gegend bin ich aufgewachsen (im Freibad Kleinzschocher hat der Cowboy das Schwimmen gelernt und, Jahre später, im Küchenholz die erste Freundin geküsst). Man kann anhand der Bilder gut erahnen, warum der Stadtteil Schleußig zum Wohnen heute so beliebt ist. Neben schöner Wohnbebauung und viel Natur erreicht man mit dem Fahrrad in 10 bis 15 Minuten die Innenstadt. Ein nicht zu unterschätztender Vorteil.


    Die Neubauten am Wasser könnten ein gutes Beispiel für den Lindenauer Hafen abgeben, wo ab 2012 unter anderem ca. 150 Wohnhäuser entstehen sollen.

  • ^ Da sind wir uns sicher schon begegnet. :)


    Die "Schleuse" war und ist ein Geheimtipp. Trotz Mücken mag ich die wuchernde Pflanzenwelt des Auewaldes.:D





    Auch in der Innenstadt von Leipzig findet man kleine Oasen.








    Schwanenteich an der Oper

























    Promenadengrün vor dem Hauptbahnhof





































    Alles eigene Fotos.

  • Das platte Leipziger Land lädt zum Fahrrad fahren ein.


    Der Grüne Ring will den Ausbau des Radwegenetzes fördern und die Aktivitäten der verschiedenen Gemeinden und Verbände koordinieren.



    Einige Fotos aus der Umgebung von Naunhof sollen zeigen, dass es sich lohnt auch den "Äußeren grünen Ring" zu erkunden.








    Felder mit fruchtbaren Böden prägen die Landschaft.
























    Bis vor wenigen Jahren waren Baggerseen die einzigen und daher sehr beliebten Bademöglichkeiten, außer den Freibädern in den Städten.


    Wie hier der Albrechtshainer See.


























    Der Kohlenberg zwischen Naunhof und Brandis. Hier kann man laufen, radfahren, tauchen, klettern - Kohle hat es hier aber noch nie gegeben.


























































    Neben versteckten Wohnhäusern gibt es kleine Ausflugsgaststätten.




























    Alles eigene Fotos.

  • Solch unwahrscheinliche Informationsstränge, Stahlbauer, Du hast meinen Dank und Respekt für diese zeitaufwändige Glanzleistung!


    Ein einziger Kommentar bis jetzt? Ich fasse es nicht. Wenn ich gemein wäre, würde ich glatt auf ein anderes Forum verweisen.
    Aber mache ich natürlich nicht. Wir Architekturforen müssen schließlich zusammen halten, ni wor? ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Young W. ()

  • Von mir auch vielen Dank für die tolle Serie! Eine Frage: Sind die neugebauten Wohnhäuser ein typischer Stil für Neubauten in dieser Gegend oder sind das Ferienhäuser?

  • Super Serie und sehr interessant. Vor allem werden Seiten und Bilder geziegt die man bei einem normalen Besuch am Cospudener oder Markkleeberger See nicht gleich sieht.


    Die Fotos der Neubeuten würde nicht als typisch bezeichnen. Ich denke das war von stahlbauer nur Zufall. Aber als Ferienhäuser würde ich die auch nicht bezeichnen.

  • @Youngwoerth


    Du kennst die PNs nicht. :D


    Mein kleiner Beitrag zum Aufbau Ost.





    Johnny


    AndyJa hat Recht. Die Holzhäuser waren zufällig am Weg und sind nicht unbedingt typisch für die Gegend.







    Leipzig - und die Nachbargemeinden- haben die einmalige Chance, ihr langweiliges Umland kräftig aufzuwerten. Das kostet Geld, man braucht Ideen und Durchhaltevermögen. Die Art und Weise wie das Golfprojekt am Cospudener See durchgepeitscht werden sollte und wie die Gegner darauf reagierten, war mehr als peinlich. Ich habe den Eindruck, dass Markkleeberg vorpreschen wollte, damit z.B. Zwenkau , dessen See erst ca. 2014 geflutet sein wird, weniger vom Kuchen abbekommt. Leichter wird es jetzt nicht sein Investoren zu finden.





    Natürlich braucht man nicht unbedingt Investoren um die neuen Seen zu entwickeln. Örtliche Vereine können auch einiges zustande bringen.











    Südfeldsee bei Großkayna















































    Alles eigene Fotos.

  • Die Leipziger nutzen ganz selbstverständlich die innerstädtischen Grünanlagen. Ob sie sich immer bewusst sind , wie groß diese sind?


    In unserer medial bestimmten Zeit, prägen Bilder unsere Wahrnehmung. Gerade die üppig wachsenden Parks machen es nicht einfach, eindrucksvolle Bilder zu finden. Das Grün überdeckt alles.









    Die Leipziger Ferdinand- Lassalle-Straße am Clara-Zetkin-Park im Winter
























    Um jetzt im Frühjahr - hier zwar vom Johannapark aus gesehen, ist aber eh egal.:)













    Die Ferdinand-Rohde-Straße im Musikviertel - noch mit zartem Grün.














    Der Johannapark im Winter.
















    ..und im Frühjahr.


















    Alles eigene Fotos.

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  • In der Leipziger Südvorstadt befindet sich der Fockeberg. In der flachen Landschaft der Leipziger Tieflandsbucht eine der wenigen Gelegenheiten zur Übersicht über die Stadt.











    Blick nach Norden zur Innenstadt















































    Blick nach Osten z.B. zum Völkerschlachtdenkmal.





































    Blick nach Süden. Hier trennt der Auewald die Stadt.











    Kühltürme des Kraftwerks Lippendorf
























    Ganz klein am Horizont die Pyramide von Belantis.
















    Alles eigene Fotos.

  • danke stahlbauer, für deine überaus fundierten beiträge.
    parks, wälder und seen gibt es auch anderswo. wenn es eine besonderheit gibt, dann liegt sie meines erachtens darin, dass alles gezeigte - über zeitläufe und systeme hinweg - dem denken und handeln von menschen zu verdanken ist.
    rosental, promenadenring und johannapark können als belege dafür gelten, dass bereits im 18./ 19. jahrhundert natur und kultur als sich gegenseitig bereichernd empfunden wurden. verseuchung und gar verrohrung der flussläufe und erst recht der braunkohleabbau im 20. jahrhundert wurden uch deswegen als störung dieser symbiose begriffen.wohl auch aus diesem verständnis erwuchs der antrieb, alle sich heute ergebenden möglichkeiten zu nutzen, natur und stadt wieder in einklang zueinander zu bringen.
    das ist nicht unbedingt das kernthema eines architekturforums. zumindest nicht vordergründig. sie dennoch zu beleuchten, zeugt von deiner weitsichtigkeit.

  • dj tinitus


    Du hast recht,die Mischung macht es. Als geborener Städter fühle ich mich in Städten wie Köln, Düsseldorf, München oder Berlin auf Dauer wesentlich wohler als in noch so pittoresken Kleinstädten.


    Anlass für diese Bilder war, dass ich, gerade in Leipzig, sehr irritiert war von den , ich sag mal, "Zurück-zur-Natur-Bestrebungen".




    Begonnen hat das wohl um das Jahr 2000 mit der Vision eines Architekten, der Hirschgärten am Hauptbahnhof vorschlug.


    Statt einer Bebauung am Brühl wünschen sich heute manche, das in der Stadt Leipzig angeblich fehlende, Grün dort hin.




    Dank der Arbeit von Sanierungsfirmen -wie der Lausitzer- und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV)- kann man sich um Leipzig in tausenden Hektar renaturierter Landschaft bewegen. Bei manchen Naturschützern scheint es nicht gut anzukommen, dass die Menschen diese Landschaft für sich entdeckt haben und mit Freude nutzen.



    Welche Zeichen sollen eigentlich in Leipzig mit Aktionen wie "Urbane Wälder" gesetzt werden?







    Zurück zum Fockeberg.


    An dieser Stelle sollten wir derer gedenken, aus denen dieser "Berg" entstanden ist: Den im II. Weltkrieg und in den Jahren danach zerstörten Gebäuden Leipzigs. Der Fockeberg ist nichts anderes als ein Trümmerberg.


























    Hier noch ein Tipp für den 10.05.2009






    Alles eigene Fotos.