Leipzig: Trias (fertsch)

  • ^ Ich würde z.B. P&C noch dazu zählen. Aber das führt nun etwas vom Thema hinfort.


    Ist zur Materialität der Fassade des Neubaus am Stadthaus denn schon etwas bekannt?

  • OT:


    Valjean: ich kann zumindest nachvollziehen, warum in Leipzig die Dinge geschehen, wie sie geschehen. Schau dir die Baugeschichte der letzten zwanzig Jahre und darüber hinaus an und du wirst genügend Beispiele dafür finden, dass man in Leipzig gemeinhin noch existierendes hoch schätzt, völlig verloren gegangenem aber nicht lange nachtrauert. Wer immer noch einer Paulinerkirchereko hinterhertrauert, hat m.E. jedenfalls den Schuss nicht gehört.


    Und um noch auf deine Frage einzugehen: der städtebauliche Stellenwert Leipzigs definiert sich ganz entschieden über die Mischung. Und genausowenig wie 1940 nur die Gebäude bis 1890 ebendiese Mischung ausmachten, ist dies heute mit Gebäuden bis 1940 der Fall. Zum qualitativen städtebaulichen Leipziger Sammelsurium, das natürlich aufgrund des damaligen Stadtwachstums stark gründerzeitlich geprägt ist, gehört in seiner Gesamtheit aber auch der Uniriese, die Oper, auch das Gewandhaus, die Stalinbauten am Ring oder diverse Geschäftshausneubauten- oder Ergänzungen der Neunziger. Es gab niemals ein längerfristig einheitliches städtebauliches Gesicht der Stadt, insofern wäre es völlig absurd, auf ein ebensolches hinzuarbeiten. Dies schließt im übrigen einzelne Rekos nicht aus, das sollte dann aber schon etwas bedeutenderes wie der Deutrich's Hof sein.

  • OT @Dase: Was erachtest du denn bspw. als "bedeutender" als Deutrich's Hof?


    Leipzig hat leider viel zu viele seiner prachtvollen vorgründerzeitlichen Bürgerhäuser einbüßen müssen. Jeder Zugewinn eines solchen wäre daher Gold wert.

  • "wie", nicht "als". Deutrich's Hof sollte rekonstruiert werden, Einzelgebäude wie das hier zur Diskussion stehende nicht. Warum auch?

  • Achso, ok kleines Mißverständnis.


    Gerade auch Einzelbauten sollten als Leitbauten eine Chance erhalten.
    Dass es hier nicht unbedingt erforderlich ist, sehe ich ja ganz genauso.
    Dass solche Möglichkeiten nicht einmal routinemäßig in Betracht gezogen werden, das hingegen ärgert mich, und das habe ich konstatiert. Nichts weiter.

  • Um das wenigstens auch kurz zu Protokoll zu geben: Welcher Mehrwert ergibt sich denn aus einer Rekonstruktion gegenüber einer adäquaten zeitgenössischen Lösung (von mir aus speziell zu Thema ( AequitArt) oder auch allgemein)?
    Mal abgesehen von ästhetischen Geschmacksvorlieben fällt mir da gerade nicht viel ein.


    Was ein "routinemäßiges" in Betracht ziehen angeht: In diesem speziellen Fall würde mich nicht wundern, wenn sich das Fehlen einer Debatte o.ä. auf die bereits erwähnten Unzulänglichkeiten des Vorgängerbaus zurückführen lässt. Wenn keiner Interesse zeigt, wird auch nichts in Betracht gezogen.

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    Das kann man natürlich so sehen. Ich will ja auch nicht in Abrede stellen, dass an vielen Stellen sehr gelungene und prägende Architektur gestanden hat, bei der es sehr schade ist, dass sie nicht mehr existent ist. Ich habe nur den Eindruck, dass meistens mit der Forderung nach Rekonstruktion eines (nicht mehr erhaltenen) Gebäudes auch gleichzeitig impliziert wird, dass moderne Architektur nicht eine ebenso vernünftige Lösung fabrizieren können würde.


    "Fassadenrekonstruktion" ist natürlich lobenswert - allerdings auch etwas verschieden vom kompletten Neubau verlorener Gebäude, weil dort ja glücklicherweise noch wenigstens ein Grundmaß an ursprünglicher Substanz an Ort und Stelle als Grundlage genommen werden kann.
    Und es ist ja auch nicht wahr, dass in der Innenstadt keinerlei Fassadenrekonstruktion existieren würde - und ich kann mich auch nicht erinnern, dass das dann an irgendeiner Stelle verdammt worden wäre?


    Die Paulinerkirche finde ich nun gerade nicht so das beste Beispiel. Hatten wir nicht auch dort im Thema einige erläuternde Abbildungen die ähnliche Probleme in Hinsicht auf Dimension und Größe gegenüber der umliegenden Gebäude (insbesondere der Neubauten am Platz) wie hier am Stadthaus ansprachen?

  • @ Geograph: auch wenn hier hier gewisse Firmen immer wieder in den Himmel loben - hätte Leipzig nicht Anfang der Neunziger fast alle Gründerzeitviertel unter Denkmalschutz gestellt, würden auch diese Firmen aufgrund der dann fehlenden Abschreibungsmöglichkeiten höchtwahrscheinlich ihre Sanierungen in "Rauputz und Plastikfenstern" ausführen. Zustimmung ansonsten an aedificator - niemand hat Fassadenrekos oder hochwertige denkmalschutzgerechte Sanierungen in der Innenstadt verdammt, noch fanden sie nicht statt. Wenn du ein wenig im Forum recherchierst, wirst du dutzende Beispiele mit Vorher-Nachher-Bildern sehen. Schlussendlich noch einmal zur Paulinerkirche: eine mehr als zehnjährige Diskussion lässt sich nicht auf so einfache Formeln herunterbrechen. Auch dir empfehle ich entsprechend dieses Buch.

  • Das ist jetzt zwar ein wenig Off-Topic aber ich möchte gern mal etwas über das Stadtbild im Allgemeinen sagen. Hier in Düsseldorf wären viele Menschen warscheinlich sehr froh, wenn es so ein Stadtbild gäbe wie in Leipzig. Allerdings wirkt die sehr dichte und in einigen Stadtteilen sehr eintönige Gründerzeitbebauung mitunter sehr übersättigend. Daher denke ich, dass die Mischung in der Leipziger Innenstadt absolut gelungen ist. Die existierenden Neubauten, wie Hugendubel, Breuniger oder das Messehaus am Markt (welches ich persönlich absolut gelungen finde) passen sich harmonisch ins Stadtbild ein ohne störend oder überflüssig zu wirken. Gerade diese Mischung lassen Leipzig frisch und modern wirken. Und wenn es eins gibt an was es in der City nicht mangelt, dann wohl Altbauten.

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  • Um diesen Thread mal wieder etwas auf das Thema auszurichten: Der Bau von Schulz & Schulz ist genehmigt und wird gebaut. Gott sei Dank. Die Frage von Rekonstruktion oder nicht ist nun müßig und verspätet.


    Darüber hinaus ist anzumerken, dass nichts piefiger ist, als die kleinkrämerische Wiederherstellung von irgendwelchen angeblichen historischen Bausituationen. Es darf die Frage gestellt werden, inwieweit hier nur ein idealisierter, von 1900sowieso handkolorierten Kunstpostkarten abgekupferter Idealzustand hergestellt wird. Die drangvoll-tuberkuläre Enge, die feuchten Keller und die rußigen Fassaden werden natürlich nicht mit rekonstruiert. Fürs historisch genaue Abbild wäre das aber wohl nötig. Insofern kann ich nur dazu aufrufen, sich die ewige Butzenscheibenleier zu schenken. Auf zu Neuem! Zudem ist die Aufgabe der bauenden Investoren nicht die Zurverfügungstellung von Ansichtskartenmotiven sondern die Gewinnmaximierung. Was rauskommt, wenn man dieses Ziel nicht beherzigt kann man heute in Bildbänden wie "Leipzig vor 30 Jahren" bewundern.

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  • Richtig, Richtig...
    Ich finde es auch nervig bei Debatten um eine bestimmte Situation immer Allgemeinaussagen für oder gegen Rekonstruktionen zu lesen. "Rekonstruktion von feuchten Kellern und rußigen Wänden"- kennst du einen sanierten Altbau bei dem man das bewusst bewahrt hat? Also bitte etwas Contenance waren.


    Eine Rekonstruktion macht hier wie schon angemerkt kaum Sinn. Aber angesichts der vielfach auf einen Schlag veränderten Zustände nach dem Krieg ist es absolut notwendig Vergleichsmotive, wie eben Postkarten, auch zu Rate zu ziehen um zu beurteilen ob das so ist oder nicht. Auch mit Blick auf das was kommen soll.

  • Neues vom Ring: Offenbar wird der Neubau am Neuen Rathaus unter dem Namen "Trias" vermarktet.


    Siehe hier das Mietangebot der BNP Paribas Real Estate: http://www.immobilienscout24.d…sen/Leipzig/-/300,00-/-/1


    Aus meiner Sicht ist der Name an Einfallslosigkeit nicht zu überbieten. Gibt es sowas wie eine Immobilienprojekt-Phrasendreschmaschine? Bestimmt steht die irgendwo und kreiiert aus Versatzstücken wie div. Kunstnamen und Worthülsen wie "Arkaden", "Höfe", "Center", "Promenaden", "Haus", "Turm" und "Spitze" solche Wortmachwerke.


    Sollte hier nicht ein Namensgebungswettbewerb stattfinden? "Trias" ist sicherlich nicht das Ergebnis davon.

  • Für seinen Überblick über Bauvorhaben und -brachen im Leipziger Zentrum hat Jens Rometsch für die LVZ auch die Sprecherin der Hochtief-Tochter Formart, Gabriele Stegers, nach dem Neubau am Martin-Luther-Ring 10 gefragt. Sie versicherte, dass der Bau "ganz sicher noch dieses Quartal" startet. Auf der Brachfläche direkt neben dem Stadthaus (Standesamt) soll ein Geschäftshaus entstehen, das an der Ecke zur Markgrafenstraße einen elfgeschossigen Turm erhält. Die Bauzeit wird mit 18 Monaten angegeben.

  • Ein Pfahlbohrer hat seine Arbeit zum Setzen der Gründungspfähle aufgenommen. Demnach hat die Formart-Sprecherin Recht behalten, dass es noch dieses Quartal mit dem Bau losgehe.


    Bilder von heute Nachmittag.



  • Wolfsheim_Jena hat richtig vermutet: Das neue Büro- und Geschäftshaus am Stadthaus wird unter dem Namen "Trias" vermarktet: Die Hochtief Solutions AG hat gestern eine Pressemitteilung zum Baubeginn veröffentlicht. Im Erdgeschoss ziehen mit den Gastro-Ketten SPRIZZ und L'Osteria zwei Restaurants ein. Darüber entstehen Büros. Insgesamt sei ein Viertel der Fläche bereits vermietet. Die Fertigstellung des Neubaus ist für das erste Quartal 2014 geplant.


    http://www.hochtief-solutions.de/htsol/52.jhtml?pid=9163"]Pressemitteilung Hochtief Solutions AG[/URL]



    Anbei noch eine neue Visualisierung. Auf die Umsetzung dieses in meinen Augen fantastischen Entwurfs bin ich gespannt. Für meine Begriffe ist er schon jetzt ein heißer Kandidat für den städtischen Architekturpreis 2015.



    Und weil's so schön ist die uns bekannte Visualisierung auch noch einmal:

    Bilder: Hochtief Solutions AG

  • Ich bin vorallem auf die Rückseite gespannt. Jene war bis jetzt noch nicht zu sehen.


    Ansonsten fällt die Umsetzung der Seiten im Gegensatz zum Turm deutlich ab, wie ich finde.

  • ^ Finde ich gerade nicht. Der Übergang zum Stadthaus erfolgt wohlüberlegt. Die vertikalen Fenster reagieren auf jene des Stadthauses (vor allem die oberen), die abgerundeten Ecken wiederum auf die horizontalen Fensterbänder des Tortenstücks. Und das Mezzanin harmoniert sowohl mit der horizontalen Gliederung des Turms als auch mit dem Mezzanin des Stadthauses (sieht man gut auf der 1. Visualisierung oben).

    2 Mal editiert, zuletzt von Cowboy () aus folgendem Grund: horizontal, nicht vertikal. Ich sollte nicht schreiben, wenn ich keine Zeit habe...