Rund um den Kudamm (westl. der Fasanenstraße)

  • Ich hätte auf Anhieb dem Alexanderplatz die höchste Prominenz international eingeräumt. Umso schader, dass gerade von diesem einen Ort fast jeder internationale Tourist enttäuscht wird, denn ganz ehrlich: nett anzuschaun ist er ja nicht grade - beeindruckend im internationalen Maßstab schon gleich garnicht.
    Schön ist der Pariser Platz - aber kaum unter diesem Namen bekannt.



    Bitte das Thema des Threads nicht aus den Augen und dem Sinn verlieren.
    Bato

  • @ Augsburger: Der Kudamm ist teilungsbedingt zur bekanntesten Straße Berlins geworden, weil er DIE Flaniermeile des alten West-Berlins war. Seit 20 Jahren ist aber das alte Zentrum mit DEM Berliner Boulevard wieder zurück und der Kudamm ist nur noch eine (teilweise ganz schicke) Einkaustraße im Westen Berlins.

  • Dass der Kudamm DIE Einkaufsstraße West-Berlins war sieht man heute leider nur zu gut: In weiten Teilen haftet dieser Straße und der Gegend der Mief der endenden Kohl-Ära an und so prachtvoll auch das KaDeWe (nicht mehr Kudamm, aber trotzdem) von Innen ist, so langweilig und fast hässlich ist die Außenfassade des Gebäudes.

  • Ich weiß ja nicht in welchem Karstadt in Brühl du dich verirrt hast,aber das KaDeWe war das bestimmt nicht. Von Außen sieht es doch super aus und von Innen ist es sowieso nicht schlagbar.

  • ^^
    Man sollte jedoch hierbei nicht vergessen, dass der Kurfürstendamm schon in den 20er Jahren dem alten Prachtboulevard "Unter den Linden" zunehmend den Rang ablief. Bereits zur Jahrhundertwende siedelte sich insbesondere das wohlhabende Bürgertum und die international geprägte Intelligenz am Ku-damm und seinen schicken Seitenstraßen an. So entwickelte sich der Kurfürstendamm vor 90 Jahren zum modernen Vergnügungszentrum mit seinen zahlreichen Kultur- und Einkaufsmöglichkeiten für die größtenteils besser betuchten Berliner. Im Vergleich zu den sogenannten "Mietskasernen" im damaligen und eher proletarisch geprägten Ostteil der Stadt, war Charlottenburg mit seinen prächtigen Gründerzeithäusern, großzügigen Straßen und Parkanlagen, Sinnbild des kulturellen Aufbruchs. Neben dem Potsdamer Platz war der Kurfürstendamm schließlich auch das Synonym der Goldenen Zwanziger Jahre und begründete schon damals seinen legendären Ruf.


    Jobbedingt kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen, dass der Ku-damm der einzige Straßenname ist, die der internationale Besucher in Berlin kennt. Abgesehen von den Gästen aus den ehemaligen Ostblockländern, die zusätzlich noch den Alex kennen, macht der Besucher Berlins andere Highlights eher an Bauwerken fest und weniger an Straßen und Plätzen.

  • Richard Neutra:
    Dann bleibt nur zur hoffen, dass der Mief der endenden Kohl-Ära noch länger anhält, denn die dortigen Gewerbemieten sind jetzt schon die teuersten der Stadt.


    Im übrigen ist der Kurfürstendamm samt Tauentzien mit Abstand die umsatzstärkste Straße Berlins und damit auch DIE Einkaufsstraße Berlins und nicht West-Berlins. Einige haben scheinbar immer noch nicht begriffen, dass die Stadt nicht mehr geteilt ist.

  • Ich glaube, für viele ist "Ku'damm" nur der Teil zw. Joachimsthaler und KaDeWe. Dass da noch ein paar sehr repräsentative km, mit schönen Seitenstraßen dranhängen, die ebenfalls sehr repräsentativ sind, wird vergessen. Das Problem ist nur, dass das Passantenaufkommen dort etwas gering ist, verglichen zu der anderen Ecke. Die Fritze hat eben das Glück, dass alle vom Bhf. zum Checkpoint Charlie pilgern. Sonst wär hiterm Q206 auch nichts mehr los. Bin mal auf den Geirge-Grosz-Platz gespannt. Laut artikel ist es ja nächste Woche soweit.


    Naja, das KaDeWe ist äußerlich wirklich keine Schönheit mehr...Grau und Glatt, nur die beiden Greifenreiter zum Witttenbergplatz, das Tor und ein paar Kleinigkeiten hier und da zeugen noch vom alten Glanz.


    Aber wie man von hier ist und dann noch "in unserem Alter" und wenn man sich für Archi interessiert den Alex und die Linden nicht kennen kann, ist mir schleierhaft, sorry...

  • Ich muss Ben recht geben, das KaDeWe hat im internationalen Vergleich bis auf die Auswahl an Produkten nicht viel zu bieten. Kann in der Liga mit Galeries Lafayette und Harrods weder von Außen noch von Innen mithalten. Auch das Umfeld (Tauentzien & Wittenbergplatz) machen bis auf Mainstream-Shopping nicht viel her. Meine Freundin liebt das KaDeWe, dessen Konzept mittlerweile auch auf andere Karstadt Premium Häuser wie zum Beispiel der Oberpollinger in München übertragen wurde, eigentlich nur wegen des guten Service und der Originalität der Fressetage. Aber mehr Alleinstellungsmerkmale gegenüber "normalen" Kaufhäusern dieser Größe gibt es meiner Meinung nach nicht.
    Von daher bleibt die Hoffnung, dass sich die anstehenden Umbaumaßnahmen durch ein hohes gestalterisches Niveau positiv auswirken und dann auch mal ein paar Investoren mit richtig dicken Geldbeuteln angelockt werden.

  • Ich glaube, in der Debatte gehen gerade zwei Sachen durcheinander: a) die (wirtschaftliche) Bedeutung des Kudamms bzw. der City West als nach wie vor wohl wichtigste Einkaufsstraße/-gegend Berlins, und b) Augsburgers Überzeugung, der Kudamm sei das touristische Aushängeschild der Hauptstadt, ja der Name, den man assoziiert, wenn man an als Nichtberliner an Berlin denkt. Dabei muss man gar nicht Ja zu b) sagen, nur weil man Ja zu a) gesagt hat - dass sich der Kudamm in seiner Funktion als Einkaufs- und Flaniermeile auch gegenüber der Friedrichstraße behaupten kann, ist doch unbestritten. Er kann das, weil er, wie oben erwähnt, immer mehr war als nur der Westberliner Ersatz für das abgeschnittene Stadtzentrum, sondern ein Handels- und Kulturzentrum, dass bereits vor dem Krieg den Vorteil hatte, großzügig und modern bebaut zu sein, nicht so eng und stickig wie damals die Alt- und die Friedrichsstadt.


    All das hat aber nichts - oder zumindest nur sehr wenig - zu tun mit dem Ruf des Kudamms als unumstrittener Hauptstraße des alten Westberlins. Bis 1989, als das Zentrum unerreichbar war und der Potsdamer Platz eine Grenzanlage, war der Kudamm für westliche Berlinbesucher der Dreh- und Angelpunkt der Stadt, der z.B. auch in Liedern besungen wurde: "Hey Taxi, schnell zum Kudamm, Ecke Tauentzien, meine Frau und meine Kinder schrei'n nach Kokain." (Kokain, H. Wader) :cool:


    Diese Funktion hat der Kudamm in den letzten 20 Jahren jedoch wieder verloren (und für den Ostteil der Stadt natürlich überhaupt nie gehabt). Berlin hat heute mehrere bedeutende Straßen und Plätze, die (fast) allgemein bekannt sind. Die bekanntesten: der Alexanderplatz (schon des Romans und der Verfilmung wegen), der Potsdamer Platz (wegen seiner Geschichte und wegen des gigantischen Bauprojekts in den 90ern), der Pariser Platz (mit dem Brandenburger Tor als Symbol der Teilung und der Einheit), Unter den Linden (als Prachtboulevard des Kaiserreichs) und eben der Kudamm (als mondäne Einkaufs- und Flaniermeile). Und wer schon einmal einen Berlinführer in der Hand hatte, dürfte außerdem noch den Gendarmenmarkt und den Hackeschen Markt kennen (der ihm dort wahrscheinlich als "Geheimtipp" angepriesen wird ;))


    Bei älteren Alt-BRD-Bürgern dürfte der Kudamm in dieser Auswahl noch eine herausgehobene Stellung einnehmen; jüngeren Deutschen und auch Touristen aus dem Ausland ist, denke ich, eher der Potsdamer- oder der Pariser Platz ein Begriff. Warum nun Augsburger als Twentysomething den Kudamm als einzige Berliner Straße kennt (und vor allem: die anderen alle nicht), kann ich mir nur schwer erklären - ich habe den Kudamm immer nur als Hauptstraße der Weststadt wahrgenommen, und ich konnte immerhin schon lesen, als das alte West-Berlin verschwand.


    P.S.: Abhängig von ihrem sozialen und kulturellen Hintergrund kennen Berlinbesucher manchmal auch Orte, auf die man spontan nicht tippen würde. Theaterfreunde kennen den Schiffbauer Damm, die Filmszene kennt den Chamissoplatz und der Autonome von Welt kennt nicht nur die Oranienstraße und das Kottbusser Tor, sondern nahezu jeden Straßennamen in SO 36 - schon um bei der Flucht vor der Polizei nicht in eine Sackgasse zu geraten. Und wie kürzlich einer Radiodoku über Berlin als Weltpartyhauptstadt (kein Witz!) zu entnehmen war, trifft der Autonome dort auf Massen jüngerer US-Amerikaner, unter denen das Kotti samt Umgebung als Highlight der Berliner Klubszene gilt - 2008 sollen selbst Teile von Obamas Entourage dort gefeiert haben. Sachen gibt's, da käme man im Traum nicht drauf... :D

  • George-Grosz-Platz

    Die Umgestaltung des G.-Grosz-Platzes ist nun abgeschlossen, deswegen ein paar Eindrücke von heute Nachmittag...


    Ein Blick von der anderen Straßenseite. So viel Neues ist da nicht zu erkennen...


    Hier (rechts von den Pollern) verlief bis vor kurzem noch die vom Kudamm abzweigende Straße zur Schlüterstraße hin. Links der Poller verläuft nun eine "Anlieger frei"- und Feuerwehrzufahrt. Nicht so schön, dass diese so in den Platz hineinragt, aber lässt sich wohl wegen dem Wenden und so nicht anders machen...


    Blick zum Kudamm hin mit den neuen, wenn auch nicht ganz so gut besetzten sonnigen Freiluftsitzplätzen. Es war aber auch heiß heute :ko:...


    Die neuen Bänke scheinen hingegen ganz gut angenommen zu werden...


    In der Mitte befindet sich nun ne i-Säule mit Bildern und Text zum Thema George Grosz...


    Seine Unterschrift als Mosaik im Boden eingelassen. Etwas schwer zu erkennen, wie ich finde. Vielleicht hätte man doch bei den normalen kleinen Steinen bleiben sollen, die die Granitplatten auf den Bürgersteigen fassen. Aber trotzdem schön, sowhl von der Idee, als auch von der Ausführung...

    Nen (George-Grosz-)Brunnen, wie man sie auch an den anderen Plätzchen entlang des Kudamms findet, wär noch/stattdessen ganz schön gewesen, grad bei dem Wetter. Vielleicht mit nem Motiv aus nem Bild von ihm...


    Die Trafokiste wurde zwar noch nicht künstlerisch Gestaltet, aber dafür ist ihr zukünftiges Aussehen schon auf ner Infotafel zu sehen. Ganz nett so weit...


    Sonst wurden an den ehem. Straßeneinmündungen zwei neue Bäume gepflanzt und die ganzen Wall-Installationen (Kiosk, City Toilette etc.) bisl umgesetzt...

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  • Heute gings auch in der Abendschau mal wieder um das Thema "Geburtstagsgeschenk". Vor allem wird hier von der geplanten Neugestaltung des Lehnis gesprochen, wo wohl noch Diskussionsbedarf besteht, wenns nach den Gewerbetreibenden in der Nachbarschaft geht...

  • Du sprichst es an Ben, es gab einen offenen Wettbewerb für den Lehniner Platz. Auf Competitionline sind jetzt zwei der fünf Entwürfe einsehbar, darunter auch der zur Ausführung empfohlene.

  • Wie sich die Geschäfte in dem Bericht die Straßenführung vorstellen, finde ich etwas unpraktisch. Wär doof, von den Seitenstraßen auf den Kudamm zu kommen. Würde nur Sinn machen, wenn man aus dem Abschnitt dem Abschnitt der Damaschkestr. ne Einbahnstraße machen würde, oder? Was allerdings auch doof und umständlich wär. Naja, ist ja nur eine Vorstellung.


    Ob/wann/was wohl mal hier was passiert?


    Die Grünfläche ist zwar sehr schön und das Hotel ist auch nen interessantes Gebäude, um das es schade wär. Zwar nutzt das Hotel das kleine Grundstück recht effektiv, aber die Fläche des Platzes ist - aus ökonomischer Sicht oder so - irgendwie verschwendet, weil man ihn ja nicht mal nutzen kann. Außerdem stand da ja früher auch mal ein Haus und 1 Minute weiter liegt der (hoffentlich auch bald neugestaltete) Olivaer Platz, also mangelts auch nicht an Grün und Sitzgelegenheiten. Und gegenüber gibts ja auch Bänke.

  • Einer der letzten (oder der letzte?) verstümmelten Altbauten ist nun wieder hergestellt worden. Zuvor war der zw. Knesebeck- und Bleibtreustr. stehende Altbau mit grauen Spanplatten oder so verkleidet, hinter der ab noch die alte Fassade vorhanden war. Auf dieser Ansicht kann man den vorherigen Zustand leider nur erahnen. Man sieht aber das (zur Terrasse umgewandelte?) Dach, dass die Balkone keine Gitter hatten und die horizontale Farbgebung der Fassade.


    Ein neues Dach hat es auch bekommen. Leider sind die Bäume noch etwas zu belaubt...Das EG ist noch nicht fertig.


    Ich bin der Meinung, als man zu Beginn der Arbeiten diese Platten abgenommen hat, befanden sich unter den Fenstern im 2. OG noch Ranken-Ornamente. Diese sind nun leider nicht mehr da :(. Schade, aber dafür ists sonst wieder schön...


    Schöne Balkongitter hat es auch erhalten...


    "Lucullus" heißt das Haus wohl nun, worauf auch immer sich das bezieht...


    Bilder mit Handy!

  • Lucullus war ein reicher römischer Fressack und Senator. Vielleicht ist die Zielgruppe für dieses Gebäude reiche Berliner Senatoren, die gleichzeitig auch Fressäcke sind? ;)


    Unabhängig davon: sehr schönes Ergebnis, es ist also auch in Berlin möglich...

  • Danke für den Artikel. Die Ausstellung sollte man sich mal anschauen. Aber das Bild zeigt nicht den angesprochenen Olivaer Platz (Rechtecke unten), sondern nur ne Verkehrsinsel mit der gleichnamigen Haltestelle (Dreieck oben Links), auf der sich einst auch ein Haus befand. Mir gings dabei eher um die Frage, ob/wie/wann vielleicht diese Fläche wieder bebaut oder zumindest umgestaltet werden könnte, weils - so schön diese Grünfläche auch ist - ne verschwendete Fläche ist.

  • Toll, wie der Tagesspiegel mal wieder recherchiert hat - siehe Link zwei Posts zuvor. Darin heißt es lapidar, die einstige Wohnbebauung am Platz sei aufgegeben worden. Was soll das denn heißen? Dass alle Platzfassaden abgerissen wurden? Aufklärung: Die Nordseite gibts noch. Der Platz war früher kleiner. Auf der Erweiterungsfläche Richtung Westen standen später abgerissene "aufgegebene" Häuser.

  • Die Häuser standen im Osten, wo heute der Parkplatz ist ;). Er soll wohl auch nach Norden hin etwas erweitert werden, an die originalen Größe angelehnt. Aber ich glaube, das wird lediglich die als Hundetoilette dienende Rasenfläche zw. der Platzbegrenzungsmauer und Bürgersteig.


    Hier nochn Artikel zum Thema Neugestaltung, der eher auf Parkplätze und Verkehrsführung um den Platz geht. Und nen Link zu ner Ausstellung zum Thema Olli und Neugestaltung, an der ich mitgewirkt habe :cool:.


    Kleine Vision: Wie wärs, wenn man die Fassade schmalen Hotels zum Kudamm hin schwenkt und sie entlang der Konstanzer ergänzt? Dann bliebe die erhalten (ist ja nicht ganz uninteressant), das Hotel hätte mehr Platz bzw. man könnte noch anderes unterbringen, die leere Fläche würde sinnvoll genutzt und diese Lücke wär geschlossen, auch wenn diese geringe Tiefe des Gebäudes es natürlich zu was besondererem macht.

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