Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • das würde also heißen, dass berlin bald, auf einmal fast so viele Wolkenkratzern haben wird wie Frankfurt? uh la la!


    Ffm14 : Bln11


    ja ich weiss, in Frankfurt, die die stehen (14) sind höher als 150. plus noch ne menge andere die fast 150 sind. aber trotzdem finde ich witzig die Vorstellung dass in 5 Jahre 11 wolkenkratzern in berlin stehen könnten.

  • Jetzt hat Berlin - auch aus Mangel an Alternativen - 20 Jahre an diesem Plan festgehalten und auf ein besseres Investitionsklima gehofft, ich denke da kann man nochmal fünf oder zehn Jahre dranhängen.


    Der Plan per se ist schon überzeugend für diese Ecke Berlins und ich freue mich auch das Kollhof nicht 'eingeknickt ist' angesichts der zunehmenden Kritik und Häme.
    Ich hätte es begrüßt wenn der Berliner Verlag und Haus des Reisens abgerissen werden würden, ich sehe bein keinem der Gebäude irgendeinen architektonischen Wert.
    Es ist meines Erachtens eine rein politische Entscheidung.


    Was jetzt noch bleibt ist die Hoffnung, dass wenigstens der Monachrturm oder vielleicht auch Hines zu bauen beginnt um ein erhofftes Signal zu setzen, je länger nichts passiert, desto größer die Gefahr das die anderen minderwertigen Bauten auch noch bestehen bleiben.

  • M.E. würde die alte Kollhoff-Planung auch ohne Hochhäuser gut funktionieren.


    Theoretisch könnte man jeden Bereich ausschließlich mit Blockrandbebauung unter 8-10 Geschossen bebauen, doch warum sollte man gerade im Zentrum Berlins auf Hochhäuser verzichten? Ich gehe jetzt nicht auf einige besonders problematische Standorte ein - in großer Masse scheinen mir vor allem die Höhen um 150 Meter problematisch, da sie höhere Kosten bedeuten, die in Deutschland nur die Frankfurter Mieten und ETW-Preise finanzieren können. Seit dem Bonner Post-Tower (Eigenbedarf) wurde in Deutschland kein Wolkenkratzer mehr außerhalb von Frankfurt gebaut.


    Es gibt jedoch einen regelrechten Boom niedrigerer Hochhäuser - in Hamburg wurde gerade eben der Grundstein für ein Bürohochhaus mit 18 Geschossen und 70 Metern gelegt (Visualisierungen). In Düsseldorf wird im Quartier Central ein Ensemble mit drei Wohnhochhäusern über 60 Meter gebaut (eins davon bereits fertig und bezogen), es gibt im Stadtgebiet konkrete Pläne für 5 weitere. In Berlin gibt es ebenfalls Wohnhochhaus-Projekte.


    Man sollte also nicht komplett auf den Hochhausbau um den Alex verzichten, sondern akzeptieren, dass die meisten Hochhäuser unter 100 Meter verbleiben werden und unter 150 fast alle. Der Bitte kein Traufhöhen-Einerlei sollte gerne entsprochen werden - mit verschiedenen Höhen wird das Ensemble viel dynamischer wirken.

  • Richtig lesen: ich hab nichts davon geschrieben, dass man auf die Hochhäuser verzichten sollte. Intention meines Beitrags ist eher der Gedanke an einer Stärkung des städtebaulichen Umfelds um diesen Ort überhaupt erstmal für Hochhausprojekte attraktiv zu machen.


    Das mit den unterschiedlichen Höhen sehe ich aber genauso.

  • Man sollte also nicht komplett auf den Hochhausbau um den Alex verzichten, sondern akzeptieren, dass die meisten Hochhäuser unter 100 Meter verbleiben werden und unter 150 fast alle. Der Bitte kein Traufhöhen-Einerlei sollte gerne entsprochen werden - mit verschiedenen Höhen wird das Ensemble viel dynamischer wirken.

    .. dem stimme ich zu und wenn man da lesen kann :Berlin braucht mehr Bürgerbeteiligung, meinen viele. Und mit der „Stadtdebatte“ will der Senat zeigen, wie das funktionieren kann. Hinter dem Fernsehturm, vor dem Roten Rathaus ist Berlins historische Mitte. Seit April reden Bürger und Fachleute unter dem Leitspruch „Alte Mitte – neue Liebe?“ darüber, wie das Areal in Zukunft aussehen soll. 400.000 Euro kostet diese Diskussion.
    .. dann frage ich mich , was bitte sollen denn Laien da mitbestimmen ? Fachleute an einen Tisch , ein Gesamtkonzept erarbeiten und dann einen Architektenwettbewerb ausschreiben.
    Der wird dann der rechtsgültige Bebauungsplan.

  • .
    .. dann frage ich mich , was bitte sollen denn Laien da mitbestimmen ? Fachleute an einen Tisch , ein Gesamtkonzept erarbeiten und dann einen Architektenwettbewerb ausschreiben.


    Es handelt sich bei der Bevölkerung um hochprofessionelle Nutzer und gleichzeitig um den Endkunden. Hätte die Profession der Fachleute wirklich eine derartige Bedeutung, dann gäbe es, an all den Orten, die ausschliesslich von Standplanern geplant wurden, schon lange keine Probleme mehr. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. In diesem Fall eben die Einsicht, dass die Belange der Bevölkerung, wenn man für die Bevölkerung plant, von Bedeutung sind.


    Natürlich wird das Ergebnis dadurch nicht schöner, denn die Masse der Menschheit leidet an Geschmacklosigkeit. Das gilt aber ebenso, wenn auch tendenziell etwas milder, für Architekten und Stadtplaner.


    Was aber wirklich schlimm wiegt: das Ergebnis einer solchen Befragung ist vollkommen verzerrt. Es ergibt nur dann einen Sinn, wenn man sich die Mühe macht auch die einzubinden, die von selbst gar nicht aktiv werden. Das gilt aber für alle demokratischen Prozesse. Abstimmungen sollten immer mit 100% (der möglichen) Beteiligung durchgeführt werden. Drastische Geldstrafen für die, die sich an Abstimmungen und Wahlen nicht beteiligen, sind schon lange überfällig.

  • Es handelt sich bei der Bevölkerung um hochprofessionelle Nutzer und gleichzeitig um den Endkunden.


    Die aber, sobald es sich um unmittelbare Anwoher handelt sehr "egoistisch" das nahe Streitobjekt als ihren Besitz sehen.


    Hätte die Profession der Fachleute wirklich eine derartige Bedeutung, dann gäbe es, an all den Orten, die ausschliesslich von Standplanern geplant wurden, schon lange keine Probleme mehr.


    Muss ich dir zustimmen, da die Ausbildung in Sachen Stadtplanung und Architektur zum größten Teil echt miserabel sind in Deutschland. Anderseherum darf man aber auch nicht von der lebensfremden Bürokratie erschaffene bindende Regularien vergessen als auch die Halbwertzeit von Politisch belasteten Entscheidungen.

  • Bei der Diskussion um die Hochhäuser am Alex frage ich mich. Warum sind sie nicht längst gebaut worden? Wäre doch 22 Jahre lang möglich gewesen.


    Vielleicht gibt es ja gar keinen Bedarf für 10 oder 11 Hochhäuser an dieser Stelle??? Was soll da rein? Büroflächen? Wohnungen? Hotels?


    Man baut doch nicht wegen Kollhoff, oder weil hier im Forum einige gerne Hochhäuser am Alex sehen würden. Man baut doch, weil man Kohle verdienen möchte.


    Also, vielleicht sehen wir ein oder zwei neue Hochhäuser in den nächsten 10 Jahren am Alex. Ansonsten gibt es - wie Batö gezeigt hat - genug zu tun, rund um den Alex. Auch ohne Hochhäsuer.

  • bisher waren Office-türme geplant, dafür gab es aber nie genug Bedarf zu den gewünschten Mietpreisen.


    Jetzt will man den B-Plan ändern, damit man auch Wohntürme machen kann, wofür der Bedarf durchaus gegeben wäre. Und wo man schon dabei ist, passt man es eben an die denkmalschutz-Situation an.

  • Bei der Diskussion um die Hochhäuser am Alex frage ich mich. Warum sind sie nicht längst gebaut worden? Wäre doch 22 Jahre lang möglich gewesen.

    .. weil sich ständig und ewig die Senatsverwaltung in Berlin profilieren möchte , sich in alles einmischt und ständig und ewig falsche Entscheidungen trifft .. die Götter im Senat in Berlin sind eben unsterblich ..

  • Statt über den Bedarf zu spekulieren, kann man sich ja auch die Zahlen ansehen. So hat sich der Bürovermietungsmarkt die letzten Quartale sehr gut entwickelt. Allein im 1. Halbjahr wurden 340.000 m² in 440 Abschlüssen vermietet - das ist ein Plus von 20%. Damit hat sich der Berliner Vermietungsmarkt an die deutsche Spitze gesetzt. Wenn man bedenkt, das sich ein Großteil der Vermietungen auf moderne Fläche bezieht, wundert es auch nicht, dass die Durchschnittsmiete für Büroflächen auf Jahressicht um satte 2 €/m² auf etwa 14,50 €/m² anstieg. Das ist ein Wert, mit dem sich gut neue Fläche entwickeln lässt. Auch die Spitzenmiete verzeichnet endlich wieder einen Anstieg (23 €/m²). Der Leerstand liegt bei mittlerweile unter 7% und betrifft vor allem einfache Flächenqualitäten. Bis Mitte 2015 wurde der Bestand um 160.000 m² moderne Fläche ergänzt, die aber zügig vermietet werden konnte. Insgesamt dürfte man sagen, dass der Büromietmarkt in Berlin spürbar anzieht und auch weiterhin mit einer gute Nachfragedynamik zu rechnen ist. Die Zahlen sind von JLL, wobei andere Marktbeobachter ähnliche Zahlen liefern.


    Allerdings lässt sich deutschlandweit definitiv auch ein Trend zu innerstädtischem Wohnturm-Wohnen ableiten, siehe FFM und München. Bedarf sehe ich am Alex für beide Nutzungsarten. Zudem dürften am Standort die Renditeanforderungen vergleichsweise attraktiv sein. Daher würden mich Projekte in näherer Zukunft hier nicht wundern. Das Problem liegt wohl hauptsächlich am stets überdurchschnittlich schwierigen Umgang mit den hauptstädtischen Behörden bei prominenten Standorten bzw. dem Unwillen der Stadt die Dinge in die Hand zu nehmen.

  • Das Problem liegt wohl hauptsächlich am stets überdurchschnittlich schwierigen Umgang mit den hauptstädtischen Behörden bei prominenten Standorten bzw. dem Unwillen der Stadt die Dinge in die Hand zu nehmen.


    .. genau so ist es ... wenn ich daran denken wie wir uns damals von dem Senator Wolfgang Nagel anhören mußten , daß der Mietwohnungsbau in Berlin nun ein totes Kind sei und er uns unsere Bauprojekte nicht genehmigen wollte ... diese selbstgefällige Göttlichkeit des Senats von Berlin ist politisch gemacht ..

  • Die Berliner Zeitung lässt Redakteur Ulrich Paul die überarbeiteten Kollhoff-Pläne kommentieren. Diese kommen dabei nicht gut weg. Überhaupt sei es ein Fehler des Senats gewesen an der Hochhausplanung festzuhalten und gerade Kollhoff seine eigenen Pläne überarbeiten zu lassen.


    Die Neuplanung mit einem Hochhaus mehr zeichne sich nicht durch Realismus aus. Wie schon vor 20 Jahren würde auch heute noch die Nachfrage für solche Bauten falsch eingeschätzt. Gewerbliche Großmieter seien aufgrund der Berliner Unternehmensstruktur nicht in Sicht und für teure Apartments wäre der Alex kein attraktiver Ort.


    Die Weiterentwicklung des Alex werde durch das Festhalten an der Hochhausplanung gehemmt. Selbst wenn Alexa- und Hines Hochhaus gebaut werden würden bliebe die Hochhausplanung Stückwerk. Städtebauliche Entwicklung finde derweil woanders statt (Europacity, Mediaspree).


    Außerdem kritisiert Paul Kollhoffs Geringschätzung der DDR-Moderne. Diese zeichne sich gerade durch ihre räumliche Weite aus die Kollhoff mit seinen Plänen unterbinde.


    Artikel Berliner Zeitung

  • ^ Die letzte Feststellung steht tatsächlich so im Artikel drin und ist echter Brüller. Die gleiche unwirtliche Weite gibt es u.a. in der DDR-Planstadt Brasília - genau sie ist etwas, was manche Städte (das aber weltweit aus der gleichen Zeit) für Fußgänger unangenehm macht und repariert werden sollte. Die bemühte Ostalgie-Nummer ähndert nichts daran, dass kaum jemand solchen Städtebau angenehm findet (es sei denn, eine Stadt wird nur durch die Windschutzscheibe erlebt - darauf war es auch damals angelegt).


    Dass es keinen Bedarf an 150 Meter hohen Wolkenkratzern, aber durchaus an niedrigeren Hochhäusern gibt, wurde hier bereits durchgekaut. Zum Vergleich - entstehendes Wohnhochhaus mit 24 Geschossen und Sozialwohnungen in Nijmegen - Ähnliches wäre durchaus um den Alex denkbar.


    Siehe noch diesen Welt-Artikel - dem Deutschen Städtetag nach braucht man wegen der Flüchtlinge-Welle jährlich bundesweit 300 Tsd. WE über den bisher prognostizierten Bedarf hinaus - und das an zentralen Standorten der Metropolen. Da kommt natürlich auch der Alex in Frage.

  • ^

    DDR-Planstadt Brasília


    Ich kenne ja die hier verbreitete Tendenz, die ganze städtebauliche Moderne für ein ausgesucht boshaftes SED-Verbrechen zu halten. Es soweit zu treiben, dass man den größten Staat Südamerikas zu einer Art ostdeutscher Kolonie erklärt, damit selbst die Planung Brasilias noch in die Verantwortung des Politbüros fällt, das dürfte dann aber selbst in diesem Forum etwas Neues sein... ;)


    Weder hat Brasilia etwas mit der DDR zu tun, noch sind die Größenverhältnisse um den Alex auch nur ansatzweise mit den dortigen zu vergleichen. Also, was soll der Vergleich?


    P.S.: Ich mag den Kollhoff-Plan.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Grammatikschnitzer poliert

  • ^ Das Wort SED-Verbrechen habe ich nicht verwendet und ansonsten - die DDR hat es gar nicht erfunden, sondern dort wurden die Weite-Flächen-Konzepte genauso übernommen wie überall sonst (darunter in Brasilia - da neu entworfen, konnten sich die Planer dort besonders austoben, daher dient die Stadt auch als prominentestes Beispiel derartiger Stadtplanung). Überall geht man jetzt davon ab. Heute herrscht ein anderer Umgang mit der Fläche - große Abholzungen/Agrarlandumwandlungen zum Planstädte-Schaffen wären in Deutschland (außer dem Ruhrgebiet vielleicht, aber das ist ein anderes Thema) nirgends mehr denkbar - man geht jetzt viel sparsamer mit der Ressource Fläche um. So ist der Kollhoff-Plan ein Ergebnis des heutigen Stadtfläche-Sparens (kompakte Stadt und so) - wieso der Artikelautor den alten Konzepten der Autogerechten-Stadt-Ära unbedingt das Etikett DDR anzukleben versucht, ist ein Rätsel (die Lösung ahne ich allerdings).

  • Ich denke auch, dass die Kollhoff-Pläne nicht völlig verkehrt sind, da man mE in Berlin gerade im Zentrum vermutlich künftig mehr in die Höhe bauen sollte. Dazu ggf. auch mehrere Stockwerke nach unten - für Tiefgaragen etc. Wobei sich die höheren Kosten aber ab einer gewissen Höhe und noch mehr Tiefe auch nachteilig auswirken können. Das ist sicher erst ab gewissen Grundstückspreisen (bzw. entsprechend zu erzielenden Mieteinnahmen) lukrativ und damit sind kostengünstige Mieten fast schon ausgeschlossen. Insgesamt muss es wirtschaftlich, ökologisch und auch sozial eben ein ausgewogenes Verhältnis finden. Dabei hat die Politik natürlich nur eingeschränkten Einfluss.


    Gerade am Alex fände ich eine vertikale wie auch allgemeine Verdichtung aber allgemein sinnvoll und auch reizvoll. Am liebsten wären mir dabei jedoch Bauwerke, die nicht einfach nur Hingucker sind, sondern auch besonders smarte Raumkonzepte und energetische Lösungen (nachhaltige Dämmsysteme, kluge Klimatisierung, Photovoltaik, Regenwassernutzung usw.) aufweisen. Wenn dann noch durch einen Anteil günstiger Wohnungen mit WBS soziale Aspekte berücksichtigt werden und durch Cafés, Restaurants und Geschäft in EG- bzw. Sockelbereich Aufenthaltsqualität geschaffen wird, wäre das in meinen Augen schon ein echter städtebaulicher Traum. Leider ist vieles davon aber wohl reichlich utopisch. Aktuell muss man ja schon extrem froh sein, wenn überhaupt irgendwas passiert was über Wahrung des Status Quo hinausgeht. Zumindest langfristig hoffe ich aber, dass sich immer mehr ganzheitlich nachhaltige Konzepte durchsetzen werden, um mal zwei Modewörter zu bemühen (dabei verweise ich gerne auf folgenden Bericht und dort insbesondere die letzten Worte).

  • Das Problem am Alex ist doch nicht, dass es keinen Bedarf gäbe sondern dass keines der genannten Areale käuflich zu erwerben ist. Ich kenne allein drei Bauträger, die Hochhausareale am Alex sofort kaufen würden - natürlich aber nicht für 2000 Euro auf dem Quadratmeter realisierbare Nutzfläche. Da geht dann eben nur ein Hotel.

  • Die DDR hat es gar nicht erfunden, sondern dort wurden die Weite-Flächen-Konzepte genauso übernommen wie überall sonst


    Dann hatte ich Dich missverstanden und wir sind uns weitgehend einig. Sorry. Wobei Brasilia natürlich – Niemeyer sei dank – einige herausragende Solitäre zu bieten hat, von denen eines sogar in jüngerer Zeit noch in Berlin kopiert, äh: zitiert wurden. Allerdings nicht am Alex...