Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus


  • Ein international übermäßig beachteter architektonischer TopAct wird es aber auch aus meiner Sicht nicht werden.


    Nunja, ich bin ja ganz froh, dass es kein Guggenheim geworden ist, sondern ein stinknormales Schloss ;). Neulich habe ich mir beim Durchqueren eines Gründerzeitgebiets gedacht: im Grunde sind das meiste wahrlich keine architektonischen Meisterwerke. Hübsch anzusehen waren sie trotzdem. Das eine hat mit dem anderen eben nicht unbedingt viel zu tun. Für die Ostfassade hätte man sich allerdings in der Tat eine originellere Lösung vorstellen können, z.B. eine Art Verschmelzung von historisch und Modern. Aber diese Chance wurde leider vertan.

  • Und manch einer wird feststellen, dass es im Vergleich zu anderen Städten ein eher durchschnittliches "Schloss" ist.


    Haha, der ist gut. :lach:
    Das Berliner Schloss galt als eines der bedeutendsten Bauwerke des nordeuropäischen Barocks und das bedeutendste Barockbauwerk Norddeutschlands, speziell die Außenfassaden Schlüters, der Schlüterhof und Eosanders Westfassade, die auch alle originalgetreu wiederkehren werden.
    Nicht nur kunsthistorisch war der Bau hochbedeutend, auch seine Ausmaße und Proportionen waren/werden wieder alles andere als Durchschnitt.
    Manch ein anderer Stadtpalast hat eine größere Ausdehnung/Grundfläche, so z.B. die Eremitage oder der Louvre, aber kaum ein anderer Stadtpalast ist so hoch wie das Berliner Schloss mit einer allgemeinen Firsthöhe von 35 Metern, ganz zu schweigen von der, inklusive Kreuz, 69 Meter hohen Kuppel.
    Allein Eosanders Westfassade mit dem großen Triumphportal gehört zu den größten und massivsten Schöpfungen seiner Art in Europa. Das Triumphportal alleine betrachtet gehört mit etwas weniger als 30 Metern zu den höchsten Europas und übertrifft sein Vorbild in Rom bei weitem.

  • Architektenkind: Da müssen wir mE nicht so kleinlich sein. Berlin gehört tourismustechnisch trotz AirBerlin-Pleite weiter in die oberste Liga und u.a. durch die historische wie aktuelle politische Bedeutung wird die Stadt durchaus global wahrgenommen. Zudem handelt es sich hier ja nicht nur um irgendeine beliebige Reko, sondern ein in jeder Hinsicht immens großes Bauwerk. Dazu muss man sich nur mal die Dimensionen der Baustelle wie auch den jährlichen Etat der Institution Humboldtforum anschauen (von der reichen und durchaus bedeutsamen Geschichte ganz zu scgweigen). Hier wird die Museumsinsel ergänzt, nicht weniger als Weltkulturerbe, und zwar ergänzt um das größte Kulturprojekt der Bundesrepublik. Falls der Eintritt dazu tatsächlich auch noch kostenlos wird, dürfte sich hier ganz schnell eines DER neuen Touristenhotspots der Stadt bilden. Auch die fachliche Auseinandersetzung innerhalb der Mauern wird weltweit Beachtung und Resonanz finden.


    Und natürlich wird dabei ein Teil des Interesses stets auch an den sehr prägnanten und hochwertigen sowie ästhetisch anspruchsvollen Hüllen haften bleiben. Ein Schloss (ob mit oder ohne Anführungszeichen) zieht eben immer. Der Kontrast von innen und außen, der Anachronismus von solcher Handwerksarbeit in diesen Dimensionen zur heutigen Zeit, die kleingeistige Debatte um ein religiöses Symbol auf der Spitze der Kuppel: All dies wird neben beeindruckenden historischen Aspekten und Ereignissen sicher für manche belustigte Anmerkung oder Anekdote in der unmittelbaren touristischen wie auch mittelbaren medialen Auseinandersetzung sorgen. Und automatisch schaut man dann umso genauer hin. Vermutlich wird trotzdem niemand davor in Ehrfurcht erstarren aber staunen dürfte der ein oder andere schon. Selbst innerhalb Berlins sind ja sehr viele nicht mehr mit der Wirkung des Baus - für sich wie als ein Höhepunkt des Ensembles - vertraut. Zudem: "Die Welt" wird nun wahrlich nicht nur in Bezug auf die deutsche Hauptstadt bemüht. Hier passt es sicher nicht weniger als in den meisten anderen Zusammenhängen.


    Vielmehr würde mich ja interessieren, was konkret Du an diesem Projekt zu kritisieren hast und weshalb? Bisher hatte ich Dich noch nicht als einen entschiedenen Kritiker dieser Reko ausgemacht und habe auch auf die schnelle keine entsprechenden Aussagen von Dir entdeckt. Ästhetisch passt doch wohl nichts besser an diese Stelle und wenn der Steuerzahler die Fassade nicht oder kaum bezahlen muss, ist das doch ein großer Glücksfall für die Stadt.


    Mir persönlich ist natürlich vor allem wichtig, dass der Bau so gut vorankommt, dass weiterhin genug Spenden eingehen und dass hoffentlich auch inhaltlich herausragende Ergebnisse herauskommen werden. Aber dennoch würde mich interessieren, was nach wie vor so viele kritische Geister umtreibt. Oder ist es mehr ein allgemeiner Reflex auf das Sticheln einzelner Rekofans? Auch wenn ich das nachvollziehen könnte: Damit wird der gefühlte Triumph für die Betreffenden eher größer (so wie sich der FC Bayern Fan über jeden Unmut der Konkurrenz diebisch freut). Etwas unsouverän finde ich es von beiden Seiten. Eigentlich kann sich hier wirklich mal jeder freuen. Denn im Grunde ist doch für jeden etwas dabei und für die Stadt ist es allemal ein Gewinn.

  • Berlin gehört tourismustechnisch trotz AirBerlin-Pleite weiter in die oberste Liga und u.a. durch die historische wie aktuelle politische Bedeutung wird die Stadt durchaus global wahrgenommen. Zudem handelt es sich hier ja nicht nur um irgendeine beliebige Reko, sondern ein in jeder Hinsicht immens großes Bauwerk.


    Ich würde Berlin als Weltstadt mit Abstrichen bezeichnen, und das Humboldtforum wird sicher ein Besuchermagnet. Ich fand nur die Formulierung überzogen, "die Welt" werde "staunen", sobald die Gerüste fallen. Ganz unabhängig von der Frage, ob das Residenzschloss nun in der Championsleague der Barockschlösser gespielt hat oder in der 2. Liga – wer meint, so ein Bauprojekt ziehe im Moment seiner Enthüllung globale Bewunderung auf sich, überschätzt dessen Bedeutung.


    Vielmehr würde mich ja interessieren, was konkret Du an diesem Projekt zu kritisieren hast und weshalb? Bisher hatte ich Dich noch nicht als einen entschiedenen Kritiker dieser Reko ausgemacht.


    Bin ich auch nicht. Dass ich an etwas Kritik habe, macht mich noch lange nicht zum Gegner. Ich bewundere die historische Fassade, aber ich freue mich auch über die Entscheidung, eine Seite modern zu gestalten – quasi als 35 Meter hohes "Ceci n'est pas un palais!" Ich habe auch jeden Tag der offenen Tür mitgemacht und führe jeden Besucher, dem ich Berlin zeige, in die Humboldtbox.


    Trotzdem stört mich zweierlei: Erstens der Umstand, dass die Stadtplaner und Architekten nicht in der Lage waren, anstelle des Schlosses ein zeitgenössisches Gebäude zu entwerfen, das genauso attraktiv ist und ähnliche Begeisterung hervorruft. Was weniger über die Reko aussagt als über den prekären Status der modernen Architektur – und das finde ich, als Freund dieser Architektur, traurig.


    Zweitens die ideologische Haltung mancher Rekofans, wie man sie auch hier im Forum erlebt. Da soll das Schloss einerseits als Ausdruck nationaler Größe herhalten ("unsere Leistung", wie Odysseus schrieb), andererseits aber reine l'art pour l'art sein, also bar jeder symbolischen Aufladung mit Geschichte, wenn es um deren problematische Seiten geht. Wer diese Themen anspricht, wird schnell in die Schublade des Kulturfrevlers und Barbaren gesteckt.


    Ein gutes Beispiel war der Hass, der Kultursenator Lederer entgegenschlug, als er vom Schloss als einem "vordemokratischen Gebäude" sprach. Dass Barockschlösser der dynastischen Repräsentation dienten und absolutistische Herrschaftsansprüche verkörperten, ist ein Gemeinplatz. Kein seriöser Kulturhistoriker würde das bestreiten. Dennoch wurde Lederer behandelt wie ein Volks- und Vaterlandsverräter, als er darüber sprach. Diese aggressive Empfindlichkeit gegenüber Kritik erweckt bei mir den Eindruck, dass die Reko einigen eben doch als Projektionsfläche uneingestandener Preußen-Sehnsucht dient.

  • Schon wieder die immer gleiche ideologische Diskussion - ermüdend.


    Natürlich ist Lederer der Größte und Preußen böse, böse, böse - ist doch klar.


    (und alle Kritiker der Linke sind Monarchisten oder schlimmeres)



    Im Ernst; konservative Berliner aber auch Opfer der SED müssen mit Unterbrechung bald 15 Jahre die Regierungsbeteiligungen der PDS/ Linke ertragen und diese dafür ein paar zusätzliche Preußische Skulpturen und ein Kuppelkreuz ohne inhaltliche Bedeutung. Ich jedenfalls möchte da eigentlich nichts an Genörgel hören.

  • Eben weil der Satz vom "vordemokratischen Gebäude" eine absolute Binse war, hat Lederer damit natürlich seine grundsätzlich Ablehnung zum Ausdruck gebracht. Es hat einen guten Grund, dass diese Kategorie hierzulande niemand aufmacht, denn sonst würde man angesichts der schieren Flut vordemokratischer Überbleibsel seines Lebens nicht mehr froh werden und die Partei "Die Linke" müsste sich ernsthaft Gedanken über ihre Herkunft machen. Da sei Gott vor.
    Wer solche Sätze als Senator zu einem derart fortgeschrittenem Vorhaben loslässt, betreibt verbale Sabotage im Amt und hat natürlich jede mediale Prügel verdient.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Schon wieder die immer gleiche ideologische Diskussion - ermüdend.


    Im Ernst; konservative Berliner aber auch Opfer der SED müssen mit Unterbrechung bald 15 Jahre die Regierungsbeteiligungen der PDS/ Linke ertragen und diese dafür ein paar zusätzliche Preußische Skulpturen und ein Kuppelkreuz ohne inhaltliche Bedeutung. Ich jedenfalls möchte da eigentlich nichts an Genörgel hören.


    Gleich landen wir in der Lounge...:lach:


    Im Ernst, Rotes Rathaus? In Bayern und Sachsen müssen sich die "progressiven" Bürger auch des deutschtümelnde Geschwurbel anhören und mit den Langzeitfolgen konservativer Dauerregierung leben.


    Das ist Demokratie und die Menschen sind vielschichtiger als Du es hier darstellst!!!


    Kritik muss zulässig sein und darf nicht als "ermüdende Diskussion" abgewertet werden.

  • Rotes Rathaus: Naja, ich hatte explizit gefragt. Daher muss eigentlich ich die Prügel beziehen. Wobei ich die Antwort durchaus erhellend und auch maßvoll finde. Aber ich weiß, dass wir hier im Bauthread sind. Daher können wir es meinetwegen gerne erst einmal abhaken.


    Architektenkind: Danke für die Erklärung. Damit kann ich etwas anfangen. Die moderne Fassade finde ich auch völlig ok und keinesfalls so dramatisch wie einige das darstellen. Herr Lederers Kritik sehe ich übrigens besonders durchwachsen. Immerhin entstammt er gewissermaßen selbst einer vordemokratischen Partei, die ihren Wurzeln noch immer nicht völlig entwachsen ist (e.g. Causa Holm). Da sollte man sich mE nicht so sehr an einem Bauwerk aufhängen. Die Linke hat schon einmal weniger laut und dafür weitaus effektiver gearbeitet. Vielleicht sollte man lieber daran anknüpfen. Aber spätestens hier geht es wieder zu sehr ins OT.


    Ich wünsche mir sehr, dass sich Berlin bald kollektiv freuen kann. Dafür sollten die Reko-Freunde wie -Gegner möglichst das Sticheln sein lassen. Man muss ja nicht alles gleich sehen aber kann den anderen auch ihre Freude gönnen und gelungene Dinge anerkennen.

  • Ich würde gerne einmal anmerken, dass das angeblich durch und durch vordemokratische Schloss in der Zeit der Weimarer Republik gar nicht mal so vordemokratisch war.
    http://www.tagesspiegel.de/ber…-nachmieter/13489916.html
    Das Schloss war nicht nur Ausrufungsort der freien sozialistischen Republik Deutschland, es entwickelte sich nicht nur zu einem Museum für Kunst und einem Ort der Wissenschaft, es wurde vor allem auch zu einem Ort, an dem politische Beratung für ein demokratisches System betrieben wurde. Zu dem wollte man intellektuell wieder neue Verknüpfungen, durch den Akademischen Austauschdienst, an die alten Kriegsgegner aufbauen. Adresse? Berliner Stadtschloss (Berlin C2. Schloss, Portal III.)!
    Zu sagen, das Schloss wäre als Gebäude selbst nur vordemokratisch gewesen ist schlichtweg falsch. Die Monarchie war durchweg vordemokratisch, nicht das Gebäude.

  • ^ Danke! Eine wichtige Anmerkung, die wir so noch nicht hatten. Die Weimarer Zeit wird wegen ihres fatalen Scheiterns denke ich zu wenig gewürdigt.


    Zu Baukörper: Doch Kritik darf durchaus als ermüdend bezeichnet werden, bei diesem Thema und in diesem Forum absolut.

  • Doch, das hatten wir schon vor einigen Jahren. Es gab dazu ja glaube ich auch ein Filmchen des RBBs, der die republikanische Geschichte des Schlosses Abseits von Liebknecht und Volksmarinedivision beleuchtet hat.

  • Das Stadtschloss wird äußerlich wieder aufgebaut, weil es sich um einen wichtigen städtebaulichen und kulturhistorischen Beitrag handelt. Und nicht, weil es ein demokratisches Gebäude war.


    Ich würde gerne einmal anmerken, dass das angeblich durch und durch vordemokratische Schloss in der Zeit der Weimarer Republik gar nicht mal so vordemokratisch war.


    Es gab dazu ja glaube ich auch ein Filmchen des RBBs, der die republikanische Geschichte des Schlosses Abseits von Liebknecht und Volksmarinedivision beleuchtet hat.


    Askan, Saxonia
    Warum versucht ihr, dem Stadtschloss jetzt einen (pseudo-)demokratischen Anstrich zu verpassen? Die Frage ist, ob kulturhistorisch wichtig oder nicht wichtig. Die Frage, ob demokratisch oder nicht demokratisch, ist überhaupt nicht entscheidend.

  • Entscheidend für die Rekonstruktion war und ist, die städtebauliche Bedeutung des Schlosses als Mittelpunkt der Stadt, bzw der Schlossfassaden als zentrales Bindeglied zwischen den historischen Gebäuden, Straßen und Plätzen nördlich, westlich und südlich davon.
    Was dort inhaltlich geschehen ist, egal ob vor 1918, oder nach 1918 hat (zum Glück) keine Rolle bei der Entscheidung gespielt, viel demokratisches war nicht dabei.


    Folglich ist die bisherige Entwicklung konsequent: die städtebaulich wichtigen Fassaden wurden wiederaufgebaut, das innere ist modern, die Nutzung öffentlich und mit etwas Glück wird das Humbold-Forum das, was das Schloss nie war: ein demokratisches Gebäude.

  • Egal ob es dann am Ende 105, 100 oder 95 mio werden, dass überhaupt so viele Spenden für ein Bauwerk zusammen gekommen sind, ist ziemlich einmalig. Mir fällt da ansonsten nur die Frauenkirche ein, die aber nochmal eine viel stärkere emotinale Komponente hatte. Vor dem Hintergrund ist der Spendenstand sensationell.


    Und man muss sagen, dass Herr von Boddien Wort gehalten hat. Er hat 85 Mio. versprochen und er hat geliefert! Ich weiß noch, wie auch hier im Forum viele der Meinung waren, dass man nicht mal annähernd die 85 Mio. erreichen wird. All diese Miesepeter wurden Lügen gestraft. Und was ganz besonders toll ist, ist die Tatsache, dass der Anteil der Spenden aus Berlin massiv gestiegen ist. Es ist also mittlerweile auch ein Projekt der Berliner Stadtgesellschaft.


    Und ich bin sehr optimistisch, dass danach nicht Schluss ist. Nachdem die historischen Fassaden, das Eckrondell, die Innenportale, die Kuppel und die Portaldurchgänge nun sicher gebaut werden, steht das nächste Projekt in den Startlöchern, denn das Gigantentreppenhaus wird die erste Innenraumrekonstrution des Schlosses werden, wenn alle Außenkomponenten rekonstruiert sind. Dies wird dann hoffentlich die Initialzündung für die Rekonstruktion weiterer Innenräume (hier wäre natürlich die Raumfolge vom Gigantentreppenhaus bis zum Rittersaal die große Rekoaufgabe). Dass sie kommen werden, da bin ich mir relativ sicher, wie lange es dauern wird, muss man schauen. Dass man aber den Blick ins Innere wendet, finde ich besonders spannend, weil das Schloss neben den tollen Außenfassaden auch erstklassige Innenraumbilder zu bieten hatte.


    Was uns das Berliner Schloss aber zeigt, ist, dass Mut, Visionen und Beharrlichkeit belohnt werden. Und dass sehr viele Menschen bereit sind, für ästhetisch schöne Bauten zu spenden. Willkommen zurück, Berliner Schloss :D:daumen:

  • Dies wird dann hoffentlich die Initialzündung für die Rekonstruktion weiterer Innenräume (hier wäre natürlich die Raumfolge vom Gigantentreppenhaus bis zum Rittersaal die große Rekoaufgabe).


    Und wie wird das dem Ethnologischen Museum gefallen, dass ihnen ein großer Teil ihrer Ausstellungsfläche wieder weggenommen werden soll und dass
    ihr Rundgang im 2.OG unterbrochen würde?

  • Odysseus, Deinen Enthusiasmus in Ehren, aber ich denke, dass wird alles seine Zeit haben. Die Gigantentreppe sehe ich da auch noch am ehesten. Als Fan schöner Treppenhäuser kann ich mir auch andere derartige Rekonstruktionen vorstellen. Aber z.B. die Weisse-Saal-Treppe ist wohl schon wegen einem neuen Treppenhaus gar nicht mehr möglich und der neue Raum des Weißen Saals enthält heute Betonsäulen.


    Desweitern bin ich skeptisch, ob man wirklich heutzutage Schlüters Paradekammern rekonstruieren will, die ja schon dem Soldatenkönig zu prunkvoll waren.

  • In der Münchner Residenz z. B. werden seit 1945 laufend historische Innenräume rekonstruiert, aktuell Klenzes Gelbe Treppe im Königsbau. Kommt Zeit, kommt Rat.


    Es ist aber ein Unterschied, ob man etwas Beschädigtes wiederherstellt, wie bei der Münchener Residenz und dann auch als solches nutzt oder ob man in ein modernes Gebäude etwas (wieder-)einbaut, was dazu noch vollständig rekonstruiert werden muss und der Nutzung entgegenläuft.


    Hätte man z.B. die Verkleidungen der Räume ausgebaut (wie annodazumal das verschwundene Bernsteinzimmer oder wie bei der Münchener Residenz) und bislang anderswo eingelagert, sähe das für mich schon wieder ganz anders aus. Dann hätte man das auch schon beim Bau des Humboldforums erwogen und die Nutzung der Raumgestaltung angepasst.

    Aber jetzt oder in X Jahren die Barockräume ohne Funktion, also als reine Schauräume einzubauen, halte ich für unangebracht. Oder soll dann dort noch die Ozeanienausstellung untergebracht werden ?


    Unabhänig davon halte ich aber einfach auch nicht viel von barocken Prunkräumen und würde dafür kein Geld spenden.


    Bei den Treppemhäuser, die, mit Anpassungen, auch als Treppenhäuser genutzt werden können, ist das wieder anders.

  • Das 'Humboldt Forum' ist in erster Linie ein Museumsbau, ähnlich dem Potsdamer Landtag der eben in erster Linie auch kein Schloß ist, aber auch in einer barocken Fassade erscheinen darf. Aber sich vorszustellen, dass im Landtagsgebäude historische Prachträume wiedererstehen, ist in meinen Augen genauso realistisch wie dies in den Ausstellungsräumen der SMPK zu erwarten. Bestenfalls ist eine weitere Reko dort im Gebäude möglich, wo es die Museumsarchitektur bereichert, aber nicht wo es die Museumsarbeit und Ausstellungen behindert.
    Die beiden Stahlbetonbauten mit Schlossfassade sind Neubauten und greifen als solche Geschichte auf, aber dies steht nicht im Mittelpunkt ihres Zweckes. Sie sind nicht in erster Linie dazu da die Monarchie und deren künstlerischen Leistungen darzustellen, sondern an erster Stelle einer anderen Aufgabe verpflichtet.

    Einmal editiert, zuletzt von Dunning-Kruger () aus folgendem Grund: Rechtschreibungsübungen