Leipzig: Museumswinkel (realisiert)

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    Ansonsten zeigt sich jetzt, da die Katharinenstraße ostseitig wieder bebaut ist, die Schwäche der Brühl Höfe. Vom Markt kommend, marschiert man auf einen finsteren, schwarzen Block zu.


    Ich fand es eigentlich jetzt erst gerade spannend, wie die Hologrammfassade nun gerahmt zur Geltung kommt und man sie auch überhaupt erst richtig wahrnimmt.


    Ich würde weiterhin abwarten, bis die Katharinenstraße fertig und zu einer zweiten Gastromeile geworden ist, dann kann ich mir weiterhin gut vorstellen, dass die Höfe (um das Museum) in Zukunft auch anders genutzt werden.


    Ich bleibe auch dabei, das ganze Konzept ist super. Und die Leute waren jahrelang nicht zu doof, aber ich glaube, man kann sich das einfach nicht gut vorstellen, solange es nicht da ist. Und die meisten Leute, mit denen ich in all den Jahren gesprochen habe, wussten in der Tat nicht, dass das noch umbaut wird. Man darf ja auch nicht vergessen, dass die Glasfassade erst Jahre später kam und da wirklich ein gigantischer Betonklotz rumstand, dessen Konzept sich erst von innen erschließt, und so richtig halt erst jetzt, wo er eingebaut ist.


    Abwarten, aber ich bin weiterhin der Meinung, dass es äußerst gut und besonders ist. Wenn man sich den Baustandard in den meisten dt. Städten dieser Tage ansieht, ist hier wirklich viel Aufwand betrieben worden.

  • Kann man das noch irgendwo nachlesen?
    Meine Vermutung geht eher dahin, dass sich das Winkel-Konzept aus den widersprüchlichen Anforderungen des Wettbewerbs ergeben hat und nicht so sehr aus einer "Kunst-Entrückungs"-Vorstellung...


    Ich habe das den Erläuterungen zum städtebaulichen und architektonischen Konzept der Architekten selbst entnommen ("Originalquelle" sozusagen... ;)): Hufnagel/ Pütz/ Rafaelian (2004): Museum der bildenden Künste Leipzig. Berlin: Selbstverlag

  • Ich fand es eigentlich jetzt erst gerade spannend, wie die Hologrammfassade nun gerahmt zur Geltung kommt und man sie auch überhaupt erst richtig wahrnimmt.


    Ehrlich gesagt, fand ich immer das man die "Grafik" auf der Höhe des Blocks vom Fresswürfel kommend gar nicht so sehr erkennt. Man sieht nur die massive, abweisende Schwarze Wand die silbrig schimmert.
    Auch erkenne ich darin keinen Hologram-Effekt. Das Gebäude ist und bleibt eine Städtebauliche und vor allem Architektonische Katastrophe.


    ...der übrigens auch eine kleinteilige Struktur der Winkel vorsah, um den angestrebten "Kathedralen-Effekt" zu erreichen,


    Tatsächlich ist es das was fehlt eine Art gemeinsamer öffentlicher Sockelbereich, der wie eine Leipziger Passage funktioniert. Gerade wenn man Zeitgenössische Bauten wie die Tate-Modern oder den aktuellen Kulturpalast sich hinzudenkt, fehlt dem ganzen die "Stadtstube". Diesen Gedankengang hätte der ursprüngliche Entwurf ja durchaus durch eine jetzigen Aneigenbarkeit ermöglicht.
    Wirklich schade, das man den Entwurf so reduziert hatte, nachdem die Damalige Übersteigerung mit der Kalkulation kollidiert ist. Auch das die Architekten, inzwischen getrennt, mit dem Bau so gegen die Wand gefahren sind.

  • Ich habe mir das Ganze heute auch mal live angesehen. Mir gefällt das Bernstein-Carré bisher ausnehmend gut. Die Fassade ist modern, aber nicht langweilig. Der Kopfbau in der Katharinenstr. hängt allerdings noch ziemlich hinterher - die Fassade fehlt hier noch völlig.


    Aufgrund der erneuten Diskussion hier habe ich mir den Hof zwischen dem Katharinum und dem Museum heute bewusst mal angesehen. Ich finde, es ist ein angenehmer Ort - schattig und etwas abgeschirmt vom Trubel. Die Architekten haben also m. E. ihren Job gemacht und einen entsprechenden Stadtraum bereit gestellt.


    Das Ausmaß der Nutzung ist jetzt Sache der Mieter, des Museums und der Leipziger. Falls sich keine oder nicht ausreichend gastronomische Nutzung in den Innenhöfen ergibt, würde ich mich aber auch über öffentliche Sitzmöglichkeiten ohne Konsumzwang freuen. Vielleicht eine Idee für die Touristinformation oder das Museum?

  • ^ Bilder vom Freitag:






    Laut dem Entwurf von '97 soll man ja quasi durch das Museum flanieren können, sodass man eben nicht wie bisher durch die Öffnungen in der Umbauung direkt auf eine Glaswand zumarschiert. Sind denn dahin schon Schritte unternommen worden? Scheint mir nicht so.

    Ich denke, das ist eben der Unterschied zwischen Plänen und der Realität - das Museum sollte von Anfang an ein geschlossener Glaskubus sein und die Wegebeziehungen und "Höfe" inkl. Baumbestand sind diesbezüglich unrealistisch dargestellt.


    Übrigens bildet auch die Rückwand des Städtischen Museums in dieser Hinsicht ein Mahnmal... Auf den seltsamen "Raucherbalkonen" sollten ganz besondere Objekte aus dem Bestand präsentiert werden - dumm nur, dass es dafür nach Aussage eines Mitarbeiters keine geeigneten Ausstellungsstücke gibt.

  • Hm, das zweite Gebäude ist jetzt doch etwas kontrastarm geworden, sowohl in sich selbst als auch im Verhältnis zum Nachbarn. Da hätte es einer dunkleren Einfassung entweder des Sockels oder der Fensterumrahmungen bedurft, so ist jetzt alles etwas zu betongrau, was durch das Wetter nicht besser wird.
    Das hat das IBIS nebenan besser hinbekommen, obwohl es mir in seiner Architektursprache generell weniger gefällt.

  • Ich stimme da Aixois zu. Allerdings finde ich die Wirkung mit dem Ibis Hotel gar nicht so schlecht. Es ist grau, ja. Aber es hat auch eine monolithische Erhabenheit, wie ich finde gerade in der Kombination.

  • Das Ergebnis ist enttäuschend. Bin dort heute bei gutem Wetter vorbeigelaufen und man fühlt sich zwischen der großteils schwarzen Kiste "Höfe am Brühl" und den monoton wirkenden Bauten der Winkelbebauung alles andere als wohl. Zudem fehlt am Brühl im Bereich von Blechbüchse bis Goethestraße jegliche Form von Grün (mit Ausnahme der Mini-Fläche neben Adina), es ist wohl auch nicht geplant, dies zu ändern. Aufenthaltsqualität kommt da nicht auf. Flanieren kann man auch nicht, da die Geschäfte der Höfe alle nach innen gerichtet sind. Genau das, was Leipzigs Innenstadt (sonst) nicht ausmacht. Im Ibis gibt es keinen Einzelhandel im EG. Somit wird das Gebiet wohl reines Durchgehareal.
    Die EG-Zone ist bei beiden noch das beste... aber wenn man nach oben guckt, gibt es vom Ibis bis zum Bernstein viel grau grau grau... wenig Abwechslung. Das Bernstein-Carré hätte mit etwas mehr Farbe (z.B. weiß, beige etc. - Hauptsache hell...) sicher abwechslungsreicher gewirkt. Ibis hätte eine weitere, andere Fassade (in Richtung Bernstein) sicher ebenso gut getan.
    Die Entwürfe sahen jedenfalls beim Bernstein-C. vielversprechender aus, bei Ibis wusste man schon vorher, dass es nicht besonders wird.


    Fazit: Am Museum ist und bleibt das Katharinum das Gebäude, welches am meisten Fassadenvielfalt und hochwertigen Eindruck bietet. Diese Umsetzung hätte auch der Anspruch für die anderen beiden Winkel sein müssen.

  • Zustimmung. Gerade Rundlings letztes Bild ist doch eher ernüchternd. Grau an Grau an Grau, das hätte nicht sein müssen. Dazu die strenge Rastergliederung, die keinerlei Abweichung aufweist, inklusive der Staffelung, sehr monoton. Irgendeine Auflockerung durch Balkone, Erker o.ä. wäre da wohl nicht schlecht gewesen.
    Das Romanushaus ist da allein mit seiner Farbigkeit ein richtiger optischer Freudensprung.

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    Es gibt in der ganzen Innenstadt kaum so eine grau-monotone Ecke wie dort... dann noch die wenig abwechslungsreichen Höfe-Fassaden. Es fehlt hier einfach abwechslung, es zieht sich zu lange ein einheitlicher Fassadentyp in die Länge.
    Wir haben ja glücklicherweise kein Disneyland an Fassaden und viel Abwechslung an Architektur, aber das Romanushaus kann einem Leid tun, so mit Banalarchitektur in grau und schwarz zugebaut zu werden. Ich hoffe, der Neubau am Burgplatz wird hochwertiger und nicht ebenso ernüchternd,wie das Bernstein-C.

  • Nun folgen endlich Bilder vom zweiten Gebäude am Brühl, dass die Gerüste fallen gelassen hat >>



    Das "BernsteinCarré" am Brühl Ecke Katharinenstraße.



    Die Fassade des zweiten Baus am Brühl - Erdgeschoss und erstes Obergeschoss sind mit Sockel ausgebildet.



    Und der obere Teil des Gebäudes - zweites bis viertes Obergeschoss bilden für sich eine Fassade. Das fünfte Obergeschoss ist zurückgesetzt.



    Die neuen Fassaden am Brühl - zwischen den "Cityhotels Am Museumswinkel, Museum der bildenden Künste und Romanushaus".



    Nahaufnahme des Sockelbereichs.



    Die Ostseite der Fassade gegenüber den "Cityhotels am Museumswinkel".



    Nahaufnahme der Fenstereinrahmungen.



    Auch die Hofseite bekommt eine entsprechende Fassade.

  • Zwei Sachen sind mir gestern negativ aufgefallen. Zum einen die störenden Technikaufbauten wenn man vom Richard-Wagner-Platz kommt. Ich hoffe diese werden noch verkleidet:




    Zum anderen die großen Fugen insbesondere über dem Eingang und noch eine zum Abschluss der Sockelzone, die sich zur Ecke hin öffnet. Evtl. schließt man diese ja noch:


  • Jetzt, wo die Gerüste weitgehend abgebaut sind, erkennt man sehr wohl die bauliche Qualität und die Intention von klm, neue architektonische Wege weg von klassischen Natursteinfassaden bei Büro- und Geschäftsgebäuden zu gehen. Qulitativ kann das Katharinum nicht mithalten, geschweige denn der Hotelwinkel daneben. Der positive Eindruck wird sich noch einmal verstärken, wenn der Winkel bezogen ist, die Geschäfte und Restaurants im EG für Belebung sorgen und dann endlich auch der Straßenraum davor wiederhergestellt ist.


    Der Gebäudeteil in der Katharinenstraße wurde gestern abgerüstet, obwohl sich dieser noch im Rohbau befindet. Ich schätze, dass ein neues Gerüst angebracht wird, bei dem sich die Fassade besser anbringen lässt.

  • Auch für mich ist die Kritik an dem vierten und letzten Winkel nicht wirklich nachvollziehbar. Es ist eine qualitativ hochwertige Ausführung und wird, wie schon geschrieben, die ganze Ecke noch wesentlich mehr beleben. Gespannt bin ich auf die Ausführung des Eckgebäudes an der Katharinenstraße.


    Und vielleicht kann auch die Stadt dann die mittlerweile sehr stark frequentierte Katharinenstraße gestalterisch in Angriff nehmen. Ein , welcher auch hauptsächlich mit komplette Umwandlung des kleinen Quartiers in der nördlichen Innenstadt zusammenhängt. Eine städtebaulicher Ansatz der Planung des MdbK, welcher zu 100% aufging. Aber ich will meine Argumentation für das MdbK und seine vier Winkelbauten hier jetzt nicht zum hundertsten Male gebetsmühlenartig runter schreiben. Die Kritiker werden es nicht sehen wollen.....

  • Ja bitte, ich bin offen für Gegenteiliges. Aber bisher ist hinter den Winkeln tote Hose. Was da 100% aufgegangen sein soll, will ich mal wissen. Die Winkelgrundstücke zu bebauuen, ist bei der Lage keine Kunst.
    Ansonsten ist das Katharinum in meinen Augen sowohl in Ausführung als auch Gestaltung die klare Nummer eins der Winkel, auch wenn der leider schlechteste Bau des Projekts ausgerechnet der am Böttchergäßchen ist. der Bernstein-Winkel ist mir zu klobig und zu grau. Da hatte ich mir anhand der Visus wirklich anderes versprochen.

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    Vielleicht sollten wir abwarten, ob und was sich hier entwickelt. Das äußere Ambiente scheint nicht immer wichtig zu sein. Wie man HIER sehen kann, werden selbst Freisitze im Baustellenbereich gerne besucht.


    In Kretschmanns Hof scheint die Wiederbelebung weiterzugehen. Wenn ich das richtig deute, entsteht dort gerade eine neue gastronomische Einrichtung. Ich warte ja immer noch auf den Baustart und die Wiedererweckung der Katharinenstraße 19

  • Ja bitte, ich bin offen für Gegenteiliges. Aber bisher ist hinter den Winkeln tote Hose. Was da 100% aufgegangen sein soll, will ich mal wissen.


    Die Winkelgrundstücke zu bebauuen, ist bei der Lage keine Kunst.

    Keine Kunst? Hier wurde aber am Anfang der 1990er Jahre eine, für mich, Ideallösung geschaffen. Das MdbK bekam nach über 50 Jahren Interimslösungen, wieder eine eigene Heimat. Und der kriegsbedingte "Sachsenplatz" wurde mit einer absolut stimmigen Lösung, welche die Brücke zwischen städtebaulicher Heilung und notwendigen Platz für das Museum schlägt, wieder bebaut. Das sind die 100%, welche ich meine.


    Dass die Winkel in den Innenhöfen teilweise schlecht gelöst wurden, ist nicht an der Gesamtplanung festzumachen. Gegenwärtig konzentriert sich das Geschehen auch auf die Katharinenstraßen und den Brühl. Was hier auch deutlich zeigt, dass die anderen zwei offenen Seiten mit den ehemaligen DDR Blöcken, die Leute nicht ziehen. Auch deren Erhalt wurde hier immer wieder als Notwendigkeit diskutiert. Vor allem aber bei der Katharinenstraße ist der Unterschied zur Zeit vor der Bebauung des ganzen Quartiers, aber immens.


    der Bernstein-Winkel ist mir zu klobig und zu grau. Da hatte ich mir anhand der Visus wirklich anderes versprochen.

    Also vielleicht sollte man sich das auch mal in Natur anschauen. Der Winkel ist wesentlich heller als die drei dunkleren Gebäudeteile des Katharinums und eigentlich einer hellsten Winkel des ganzen Ensembles!

  • Keine Kunst? Hier wurde aber am Anfang der 1990er Jahre eine, für mich, Ideallösung geschaffen. Das MdbK bekam nach über 50 Jahren Interimslösungen, wieder eine eigene Heimat. Und der kriegsbedingte "Sachsenplatz" wurde mit einer absolut stimmigen Lösung, welche die Brücke zwischen städtebaulicher Heilung und notwendigen Platz für das Museum schlägt, wieder bebaut. Das sind die 100%, welche ich meine.


    Das Quartier vom Böttchergäßchen zum Brühl hätte man auch ohne Museum wieder aufbauen können. Das wäre für das Stadtgefühl wohl besser gewesen als der Museumskasten. Für das Museum wiederum hätte man wohl in kaum einer Stadt einen so guten Platz in zentraler Lage finden können, wie den bis heute brach liegenden Leuschnerplatz.
    Hier hätte man architektonisch aus den Vollen schöpfen können, statt das Museum leidlich in einem halboffenen Innenhof zu verstecken.


    Dass die Winkel in den Innenhöfen teilweise schlecht gelöst wurden, ist nicht an der Gesamtplanung festzumachen.


    An was denn dann? Ich hab ja hier extra noch mal nachgefragt. Von der einstmals angestrebten Durchquerung des Museums mit offenem Atrium ist nix geblieben. Die offene Winkellösung führt das m.E. ad absurdum.