Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

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    Dank für den Link.


    Bereits vor einigen Wochen hatte ich hier den Grund (Registerbereinigung bei Ausländern aufgrund unzustellbarer Migrationsbeiratswahlzettel) genannt, die anschließende Diskussion drehte sich dann aber lieber um Vermutungen und persönliche Meinungen. Da die SZ nun das Gleiche schreibt, sollte die Sache nun klargestellt sein...

  • OB Reiter im Interview:

    Reiter fordert auf Bundesebene für die Kommunen mehr Kompetenzen, Einfluss und Vetorechte bei Gesetzen.


    Ein möglicher Schritt könnte seiner Meinung nach die Einsetzung eines Kommunalministers in Berlin sein.


    Denn gerade im Wahlkampf spielten die Themen Wohnungsbau, Verkehr und Mietrecht keine große Rolle.
    Kommunale Spitzenverbände würden regelmäßig übergangen werden und die deutsche Stadtbevölkerung damit "heillos unterrepräsentiert" sein.
    Zugleich sei München auf Bundesebene bisher kaum beachtet worden, die Probleme im Süden angesichts des Bevölkerungsschwundes in anderen Landesteilen als "Luxusprobleme" abgetan. Erst seitdem weitere Städte zu kämpfen haben, würden sich die Augen der Berliner Politiker langsam öffnen.


    Reiter nennt folgende Punkte mit dringendem Handlungsbedarf, die allerdings auf Entscheidungen auf Bundesebene angewiesen sind und nicht vorankommen:


    - die Mietpreisbremse
    - die Berechnung des Mietspiegels
    - Schadstoffreduktion des MIV (Blaue Plakette)
    - Finanzierung des ÖPNV
    - Veraltetes Kosten - Nutzen Berechnungsmodell, welches über die Finanzierung von ÖPNV Projekten bestimmt
    - Altersarmut


    In der Zwischenzeit denkt Reiter an eine eigene, kommunale Mietpreisbremse für städtische Wohnungen nach.


    In der Printausgabe bzw. in der Bezahlversion des Onlineartikels erfolgt üblicherweise auch wieder der Hinweis auf mehr Dichte und genutzte Dächer. Wohnhochhäuser müsse es mehr geben, insbesondere welche mit gleichzeitig teuren und bezahlbaren Wohnungen.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…en-auf-den-bund-1.3809109

  • Reiter fordert auf Bundesebene für die Kommunen mehr Kompetenzen, Einfluss und Vetorechte bei Gesetzen.


    Ein möglicher Schritt könnte seiner Meinung nach die Einsetzung eines Kommunalministers in Berlin sein.


    Ein Kommunalminister ist gar nicht notwendig. Denn was wirklich benötigt wird, um Wohnungen im städtischen bzw. kommunalen Auftrag zu bauen, ist bereits vorhanden. Bund, Länder und Städte verfügen über eigene Wohnungsbaugesellschaften. Diese Wohnungsbaugesellschaften sollen einfach nur ihren Job machen! Zu den Aufgaben dieser Wohnungsbaugesellschaften gehört auch, neue Wohungen zu bauen. Und genau hier liegt wohl das Missverständnis. Denn bisher beschränken sich besagte Wohnungsbaugesellschaften darauf, lediglich vorhandene Wohungen zu verwalten.


    MiaSanMia, hat München keine eigene Wohnungsbaugesellschaft? Haben Bundesländer und Städte keine Einflussmöglichkeiten auf ihre eigenen Wohnungsbaugesellschaften?

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    Zitat sinngemäß, da mittlerweile im Original verändert:
    würde ein Vetorecht zu mehr Wohnungen führen?


    Das mag und kann ich jetzt nicht sachlich beurteilen, da ich mich mit Gesetzen bzw. der Gesetzgebung wenig auskenne.


    Ich könnte mir aber vorstellen, dass bisher so einige Gesetze zu Ungunsten der Städte verabschiedet worden sind, die dann langfristig zu höheren Baukosten, geringerer Attraktivität des Wohnungsbaus etc. geführt haben. Dabei will ich keinesfalls Absicht unterstellen, sondern wie OB Reiter zum Ausdruck bringen, dass die Bundespolitik oft zu weit weg von der kommunalen Ebene ist und damit nicht immer den vollen Durchblick inne hat.


    Durch ein Vetorecht würde kurzfristig keine neue Wohnung mehr gebaut werden, mittel- und langfristig könnten damit aber sicher ungünstige Gesetzgebungen verhindert werden.


    Diese Wohnungsbaugesellschaften sollen einfach nur ihren Job machen.


    Das ist unbestritten. Aber darum geht es hier nicht.
    Wie du dem Artikel entnehmen kannst, geht es um eine ganze Reihe mehr, als was kommunale Gesellschaften beeinflussen könnten.
    Hier geht es um die Ebene der Bundespolitik.
    Wenn Möglichkeiten zur Verbesserung bestehen, sollten diese auch benannt und angegangen werden dürfen.
    Ständig nur darauf zu verweisen, es gäbe ja bereits andere Möglichkeiten, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil: Dadurch blieben weitere Potentiale ungenutzt.

  • Du sagst es selbst. Durch ein Vetorecht würde kurzfristig keine neue Wohnung mehr gebaut werden. Genau hier ist aber der Handlungsbedarf. Kurzfristig werden neue Wohnungen in den großen Städten benötigt.

  • Du unterstellst, die derzeitigen Probleme wären einmalige Phänomene, die in zehn, zwanzig, dreißig, x Jahren keine Rolle mehr spielen würden.


    Warum immer nur kurzfristig denken und handeln, wenn es kurz vor 12 ist?


    Die viel entscheidendere Frage wäre:


    Würde eine Wohnung weniger gebaut werden, wenn die Kommunen ein Vetorecht besitzen würden?

  • Kommunalminister ... auf diesem gut dotierten Posten dürfte dann ein Politiker Platz nehmen. Ein weiterer Posten mit guter Beamtenpension. Wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich diese Aufgabe gerne übernehmen. :)

  • In erster Linie ist es wichtig, dass die Probleme im Bundestag erkannt werden. Das ist bis heute nicht der Fall.
    Zurzeit gibt es nicht einmal eine Regierung. Im Grunde bezahlt der Steuerzahler aktuell arbeitsverweigernde Spitzenverdiener.
    Die Mietpreisbremse? Komplett gescheitert.
    Steuerliche Anreize für Investoren? Fehlanzeige.
    Senken der Erbschaftssteuer, um kleinen, privaten Bauherren, die Schaffung günstigen Wohnraums zu erleichtern? Nie gehört.
    Fördern von Wohnungseigentum? Nicht mit Berlin.


    Viele Möglichkeiten, die die Kommunen hätten, sind nicht ausgenutzt, das ist völlig richtig. Allerdings ist das eben nur die eine Hälfte. Die andere Hälfte muss der Bund übernehmen. Ob das letztlich mit oder ohne einem Kommunalminister gelingt, ist mir völlig wurscht, hauptsache es gelingt.

  • Die Mietpreisbremse? Steuerliche Anreize für Investoren? Senken der Erbschaftssteuer, Fördern von Wohnungseigentum?


    Selbst, wenn der Bund in all diesen Punkten seine Arbeit gemacht hätte, hätten wir trotzdem zu wenig Wohnraum in den Ballungszentren.


    Die meisten Probleme werden nicht von höherer Ebene (Bund) auf die Städte abgewälzt. Es sind die "eigenen" Probleme der Städte. Die Städte machen einfach ihre Hausaufgaben nicht. Wenn es zu wenig Wohnraum gibt, dann sollen die Städte den Wohnraum eben selbst bauen. Das kann doch eigentlich nicht so schwer sein, oder?

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    Ich weiß nicht wo jetzt das Problem liegt.


    Muss man sich tatsächlich rechtfertigen, wenn man die Missstände auf Bundesebene benennt?


    Es ist doch völlig klar - jetzt wiederhole ich mich - dass auf kommunaler Bühne nicht alles so läuft, wie es laufen sollte.


    Wenn aber auch nur eine Wohnung mehr gebaut wird, da der Bund die Notwendigkeit seines Handelns erkannt hat, dann weiß ich nicht, warum hier nicht alles versucht werden soll. Niemand hat behauptet, dass Berlin die Wohnungsnot allein lösen könnte.

  • ^ Dass die Mietpreisbremse gescheitert bzw. gar kontraproduktiv sei, habe ich bereits an vielen Stellen gelesen. Man kann nicht den Preis eines knappen Guts künstlich einfrieren und auf Wunder hoffen (dass der Wohnraum plötzlich nicht nachgefragt wird?) Doch was sollte da der Bund tun? Einen Fehler gesteht ein Politiker nie ein, also am besten tut die Bundespolitik nichts mehr um diese Idee statt alles noch zu verschlimmbessern.


    Produktiv wäre vor allem eine Lockerung der Bauvorschriften, wo es nur geht - zuletzt mit den Urbanen Gebieten versucht, wo mW u.a. der Lärmschutz etwas gelockert wurde, auch die erlaubte Dichte. Dann stellt sich aber die Frage - werden in München alle Spielräume genutzt, die die existierende Baugesetzgebung bietet? Oder muss sich zuerst mal die Genehmigungspraxis vor Ort (in die Richtung von mehr Geschossigkeit und Dichte) ändern?


  • Steuerliche Anreize für Investoren? Fehlanzeige.


    Warum sollten diese notwendig sein? Haben wir soviel baubereites Brachland um/in München, dass auf einen Investor wartet, weil diese nicht aufzutreiben sind?
    Wir brauchen endlich eine kommunale Stadtplanung die ihre Arbeit tut und eben nicht 20 oder mehr Jahre für Projekte ala Freiham / Funkkaserne braucht.
    Wir brauchen Bebauungspläne, die es erlauben dichter und höher zu bauen - in Neubaugebieten und als Nachverdichtung.
    Wir brauchen eine interkommunale Zusammenarbeit , um im Raum München endlich dringend benötigtes Baurecht für 100.000+ Wohnungen zu bekommen. Manche Umlandgemeinden machen viel, manche verschliessen aber die Augen und wollen nichts machen.


    Herr Reiter plant nun schon ein schwarzes Peter Spiel, um von seinem eigenen Scheitern abzulenken. Warum konnten nur in den 70igern noch 20.000 Wohnungen im Jahr gebaut werden? Vielleicht sollten wir einen Hans-Jochen Vogel in seinem zarten Alter von 91 Jahren als Hoffnungsschimmer zurückholen.

  • So ist es, die Stadt muss jetzt mal endlich ihre Hausaufgaben machen. Die Entwicklung der Flächen geht viel zu langsam voran. In alleroberster Verantwortung ist da der Oberbürgermeister. Der soll endlich Fakten schaffen und nicht ewig lamentieren.


    Grundsätzlich halte ich die Probleme in München allesamt für lösbar, wenn mal endlich angepackt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten hat München eine komfortable Finanzsituation. Wenn die eigenen Referate es nicht schaffen, dann muss man eben extern Ressourcen einkaufen - so wie das jedes größere Unternehmen heutzutage macht.

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    LugPaj:

    Warum sollten diese notwendig sein?


    Ganz einfach:
    Die Renditen für Immobilien sind in München unter boomenden, deutschen Großstädten am niedrigsten. Die Baukosten explodieren, da die Bau- und Handwerksbranche boomt. Das treibt die Mieten aus rein wirtschaftlicher Notwendigkeit und unbeachtet der Marktlage für Immobilien nach oben. Flächenknappheit sorgt zusätzlich für explodierende Grundstückspreise. Diese würden zwar bei insgesamt höherem Wohnungsangebot weniger stark steigen, allerdings würde dieser Effekt wohl kaum für stagnierende bzw. sinkende Bodenpreise sorgen. Denn das Angebot an Boden lässt sich nicht beliebig vergrößern, auch wenn pro Bodeneinheit mehr BGF realisierbar wäre. Sofern München also nicht vollständig an Attraktivität verliert...


    In Summe ist es daher von Vorteil, wenn finanzielle Anreize geschaffen werden, die die Schaffung günstigeren Wohnraums erleichtern. Hier nenne ich einmal investorenfreundlichere Abschreibungsmöglichkeiten als Beispiel.


    Zudem: Als Investor gilt doch nicht nur der große Finanzhai, sondern eben auch kleine, private Bürger. Aber welcher private Bauherr kann sich denn heute noch in München den Bau von Wohnungen leisten und diese dann auch noch zu bezahlbaren Preisen vermieten, selbst wenn das Grundstück vorhanden wäre? Die hohen Baukosten sind das eine, zusätzlich gibt es aber überhaupt keine steuerlichen Anreize, die die Investition realistischer machen würden. Stattdessen wird einem ein Stein nach dem anderen in den Weg gelegt. Sei es nun vom Bund, Freistaat oder der kommunalen Verwaltung.


    Warum konnten nur in den 70igern noch 20.000 Wohnungen im Jahr gebaut werden?


    Naja, das ist ziemlich offensichtlich. Ich könnte das jetzt mit der 80/20 Regel begründen, aber das würde wohl zu kurz greifen:


    1. Mehr freie Flächen
    2. Andere Einstellung der Bürger gegenüber Wachstum --> Wiederaufbau, Rahmenbedingungen wie Globalisierung, Kapitalismus und Schnelllebigkeit weniger stark ausgeprägt
    3. Massive Infrastrukturinvestitionen --> Staat (Ost/West Teilung) und Freistaat, autogerechter Ausbau (einerseits aus ökonomischer Sicht sehr positiv, auf der anderen Seite bedeutete dies auch Stadtzerstörung)
    4. Weniger Bauvorschriften, weniger Technik --> Niedrigere Baukosten


    Nicht zufällig hat Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre dann eine ausgeprägte Gegenbewegung eingesetzt, die bis heute anhält, da genau diese Leute heute in einflussreichen politischen Gremien sitzen oder mittlerweile aus dem Berufsleben ausgeschieden sind und viel Zeit zum Nörgeln besitzen.


    Herr Reiter plant nun schon ein schwarzes Peter Spiel, um von seinem eigenen Scheitern abzulenken.


    Ich würde nicht soweit gehen und behaupten Reiter sei gescheitert. Als Maßstab müssten hier sinkende / stagnierende Miet- und Kaufpreise gelten, genau das ist aber kritisch. Schließlich ist er derjenige, der die Scherben von zwei Jahrzehnten Ude wieder zusammensetzen muss. PEK, FUK, NMA etc. sind alle noch unter Ude geplant worden. Gleichzeitig werden viele unter Reiter vorangetriebenen Projekte nicht mehr in seiner Amtszeit fertig bzw. begonnen. Ich stehe ihm auch kritisch gegenüber, da eben noch weitaus mehr möglich wäre, als er unternimmt, doch weiter steigende Preise an einer Person festzumachen, und sei es der OB einer Landeshauptstadt, geht wie ich finde etwas an der Realität unseres demokratischen Parteiensystems vorbei.


    Wir brauchen endlich eine kommunale Stadtplanung die ihre Arbeit tut und eben nicht 20 oder mehr Jahre für Projekte ala Freiham / Funkkaserne braucht.
    Wir brauchen Bebauungspläne, die es erlauben dichter und höher zu bauen - in Neubaugebieten und als Nachverdichtung.
    Wir brauchen eine interkommunale Zusammenarbeit , um im Raum München endlich dringend benötigtes Baurecht für 100.000+ Wohnungen zu bekommen. Manche Umlandgemeinden machen viel, manche verschliessen aber die Augen und wollen nichts machen.


    Unterschreibe ich sofort.
    Das schließt aber Maßnahmen auf Bundes- oder Landesebene nicht aus.


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    Jai-C:


    Wenn die eigenen Referate es nicht schaffen, dann muss man eben extern Ressourcen einkaufen - so wie das jedes größere Unternehmen heutzutage macht.


    Das ist längst überfällig. Minister Söder ist doch so ein großer Freund von dezentraler Arbeitsplatzschaffung in strukturschwachen Regionen Bayerns.

  • Die Renditen für Immobilien sind in München unter boomenden, deutschen Großstädten am niedrigsten.


    Soweit ich mich erinnere, in München gilt seit längerer Zeit Pflicht zum bestimmten Anteil an Sozialwohnungen. Werden diese auch vom Staat (bzw. der Politik) bezahlt oder handelt es sich bloß um Querfinanzierung auf Kosten der anderen Wohnungen? Im zweiten Fall müsste etwas passieren, da diese Querfinanzierung de Facto eine verdeckte Steuer auf den Bau der Normalwohnungen ist. In diesem Fall kann man jedoch nicht vom Fördern des Wohnungsbaus allgemein reden - die Sozialwohnungen, die die Politiker lautstark fordern, sollten sie gefälligst auch bezahlen.

  • Stimme mit LugPaj und Jai-C zu 100% überein! Es ist in München alles machbar! Wie bereits erwähnt wurde, war es das doch vor mehr als 45 Jahren auch!!!


    Ist der Fortschritt im Bauwesen an MUC komplett vorbeigegangen?


    Außerdem ist es absolut falsch, den OB jedesmal aus der Verantwortung zu nehmen. Ein OB mit Visionen, der reißt das gesamte, lahme Baureferat, Frau Merkel, etc. mit!


    Es kann doch nicht sein, daß die Bayernkaserne bereits seit 5 Jahren geplant ist und 2028!!! fertig wird? Hallo, wo leben wir denn?


    Dieses Mini-Projekt würde in NYC, Dubai, etc. von der Planung bis zur Fertigstellung höchstens 1 Jahr dauern! Hier anscheinend 15 Jahre?


    Leben wir in MUC auf einem anderen Planeten? Sind in diesen Städten etwa Außerirdische am Werk :)?


    Nein, da gehen ganz einfach Menschen mit klaren Visionen ihrer Arbeit nach!!!

  • Außerdem ist es absolut falsch, den OB jedesmal aus der Verantwortung zu nehmen. Ein OB mit Visionen, der reißt das gesamte, lahme Baureferat, Frau Merkel, etc. mit!


    Wenn wenigstens Visionen da wären... stattdessen gibt Hr. Reiter ja nur "Denkanstöße" wie: "Also man könnte theoretisch auch mal über Nachverdichtung diskutieren". Das ist einfach viel zu wenig, von der Rolle des OB erwarte ich auch dass eine Position bezogen wird und diese dem Bürger kommuniziert wird. Die ständige Ankündigung einer Diskussion über eine noch zu findende Position ist dieses Amtes unwürdig. Für mich spricht da ein Berufspolitiker der zu lange in Verwaltungsfunktionen gearbeitet hat und sich gegenüber seinen Vorgesetzten durch Übernahme deren Meinung empfohlen hat.


    Was München braucht ist ein OB, der noch nicht betriebsblind ist. Jemand der unverbraucht seine Ideen äußert und sich nicht darum kümmert wie er sein über Jahrzehnte gewachsenes Netzwerk am besten schützt. In anderen Worten: Es braucht einen Kandidaten, der nicht aus dieser verkrusteten Stadtverwaltung emporgekommen ist, sondern der sich anderweitig seine Lorbeeren verdient hat - zum Beispiel ein erfolgreicher Unternehmer.


    Es kann doch nicht sein, daß die Bayernkaserne bereits seit 5 Jahren geplant ist und 2028!!! fertig wird? Hallo, wo leben wir denn?


    Richtig, das ist ein Paradebeispiel für extern zu beschaffende Ressourcen, die hier Fakten schaffen. Es kann nicht sein dass die Stadtverwaltung mit ihrer schlafmützigen Arbeitsweise ständig der Bremser ist.


    In diesem Fall kann man jedoch nicht vom Fördern des Wohnungsbaus allgemein reden - die Sozialwohnungen, die die Politiker lautstark fordern, sollten sie gefälligst auch bezahlen.


    Von welchem Geld? Politiker haben am Ende ja nur Steuergelder zum ausgeben...

  • ^ Dennoch ist es ehrlicher (bzw. transparenter), wenn man für den Bau von X Sozialwohnungen die Etatposition Y mit YY Mio. EUR aufstellen muss - statt immer wieder diverse "Wohltaten" via verkappte Steuern finanzieren zu wollen. Ein anderes Beispiel - Sozialstrom, nach dem ein Düsseldorfer OB noch als Kandidat gefragt wurde und im Interview erwiderte, dass den dann die anderen Strombezieher bezahlen müssten (was auch zog, immerhin wurde er damals gewählt).


    Bei den astronomischen Wohnungspreisen, besonders in München, wundert mich, dass so wenig öffentlich über allerlei Kostenbestandsteile geredet wird - darunter eventuelle Querfinanzierungen. Im Düsseldorfer Wohnen-Thread habe ich mal geschätzt, wieviel es kosten müsste, wenn der aus den Baukosten resultierende Mietpreis um 12 EUR/Qm kalt liegt, aber 40% per Dekret je 8 EUR/Qm oder so verteilt werden müssten - den Fehlbetrag muss man natürlich auf den Rest der Wohnungen umlegen, ein deutlich bemerkbarer Betrag von einigen EUR/Qm*Monat.
    Ich googelte ein wenig - demnach soll die Stadt München 2017-2021 870 Mio. EUR für den Wohnungsbau ausgeben (wohl insgesamt, nicht jährlich?). Die Rede ist von Förderungen, für die ein Investor u.a. zu 60 Jahren günstigeren Mieten verpflichtet ist - das deckt aber bestimmt nur einen Teil des Fehlbetrags, wenn dazu per Pflichtanteil an Sozialwohnungen gezwungen wird? Wie genau der Fehlbetrag sich entwickelt und wie viel davon die Förderung deckt, wäre ich neugierig - hat jemand genaue Angaben?

  • Zitat Munich_2030:
    Ist der Fortschritt im Bauwesen an MUC komplett vorbeigegangen?


    Welcher Fortschritt soll das denn seit den 70ern gewesen sein?
    Mehr Gebäudetechnik führt zu höheren Baukosten und einer größeren Anzahl an potentiellen und vorhandenen Mängeln aber trägt von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen nicht zur Beschleunigung von Wohnbauprojekten bei. Schließlich hapert es ja nicht an den Bauzeiten selbst, sondern an den Planungs- und Genehmigungszeiten. Und genau hier kamen seit den 70ern leider auch ein Haufen neuer Vorschriften dazu. Es wäre also dringend an der Zeit, hier endlich aufzuräumen.


    Außerdem ist es absolut falsch, den OB jedesmal aus der Verantwortung zu nehmen.


    Wer nimmt denn den OB jedes mal aus der Verantwortung? Das tut er höchstens selbst - womit er sich aber sicher keinen Gefallen tut, die nächste Wahl kommt bestimmt. Trotzdem ändert das ja nichts daran, dass er damit richtig liegt, dass es genug wichtige Aufgaben auf Bundes- und Landesebene zu erledigen gäbe, die dazu beitragen könnten, endlich wieder bezahlbaren Wohnraum zu erhalten (siehe unten).


    Dieses Mini-Projekt würde in NYC, Dubai, etc. von der Planung bis zur Fertigstellung höchstens 1 Jahr dauern


    Dass es außerhalb Deutschlands bedeutend schneller geht, ist wohl offensichtlich. Nur hast du denn für NYC ein Beispiel, dass 6.000 Wohnungen innerhalb eines Jahres entworfen, geplant, gebaut und fertiggestellt werden? Das kommt mir sehr unrealistisch vor.


    Zitat Jai-C:
    Es braucht einen Kandidaten, der nicht aus dieser verkrusteten Stadtverwaltung emporgekommen ist, sondern der sich anderweitig seine Lorbeeren verdient hat - zum Beispiel ein erfolgreicher Unternehmer.


    Was nutzt einem der Kandidat, wenn er nicht gewählt wird?
    Ist ein Unternehmer tatsächlich die bessere Wahl für einen Posten als Oberbürgermeister einer Millionen Stadt? Oder würde gerade dann der soziale Aspekt gegenüber ökonomischen Ansichten ins Hintertreffen geraten? Ich halte es für äußerst schwierig, diese Fragen pauschal zu beantworten. Auch Menschen mit Jahrzehntelanger Politikerfahrung können noch Visionen und den entsprechenden Tatendrang besitzen. Vielleicht ein etwas unglückliches Beispiel, aber Edmund Stoiber hatte genau das mit seinem Transrapid bewiesen :D.


    stattdessen gibt Hr. Reiter ja nur "Denkanstöße" wie: "Also man könnte theoretisch auch mal über Nachverdichtung diskutieren".


    Ich sehe schon die Widersprüche, aber damit es korrekt bleibt: Die drei Stelzenhäuser sind immerhin auf seinen Mist gewachsen und die Zielmarke von 8.500 WE / a wurde anscheinend nun auch zum ersten Mal erreicht. Wenigstens etwas. Die Diskussionswünsche in der Politik nehmen aber im Vergleich zu konkreten Handlungen überhand, das sehe ich auch so.


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    Ulrich Schäfer von der SZ fordert in seinem heutigen Artikel (Printausgabe):
    Die Bundesregierung muss das Thema Wohnen zum zentralen Element ihrer Sozialpolitik machen.
    Dafür sei ein Pakt zwischen Bund, Ländern und Kommunen notwendig.
    Maßnahmen wären: Baukindergeld für Familien, bessere Abschreibungsbedingungen für Investoren, Erhöhen der Mittel für den sozialen Wohnungsbau, Erhöhen der Zweitwohnungssteuer, Stärken der kommunalen Wohnungsbaugesellschaften.
    Letztlich komme der Immobilienmarkt nur dann wieder auf Kurs, wenn der Staat "massiv interveniert" und so bezahlbaren Wohnungsbau attraktiv macht. Da die Mietpreisbremse gescheitert ist, müssen nun andere Wege gegangen werden.


    Quelle: SZ Print, 02.01.2017


    Im Prinzip genau das, was hier gefordert wird.