Ideen für Nürnberg

  • Nürnberg bräuchte wirklich dringend Ideen!
    In der Wirtschaftswoche 2010/50 wurde ein großer Ranking-Test der 100 größten deutschen Städte veröffentlicht. Und Nürnberg schneidet da nicht ganz so berauschend ab, vor allem wenn man mit Nachbarstädten vergleicht.
    Das Ranking umfasst einmal ein Niveau-Ranking mit den absoluten Werten, zudem gibt es noch ein Dynamik-Ranking mit den Veränderungsraten.
    In diese Ranking fließen vielerlei Daten ein, von Kaufkraft über Infrastruktur, von der Stadtverwaltung bis zur Kriminalitätsrate.


    Erlangen kann sich über den 1. Platz freuen, es folgen: Ingolstadt, Ulm, München, Aschaffenburg, Wolfsburg, Bamberg, Rosenheim, Kempten, Baden-Baden, Fürth, Regensburg, Bayreuth ...
    Düsseldorf liegt auf Platz 19, Heidelberg auf 22, Stuttgart auf 23, Würzburg auf 25, Hamburg auf 27, Frankfurt auf 29 und dann kommt eben Nürnberg auf 30. Das ist nun wirklich kein besonders berauschendes Ergebnis, vor allem wenn man mit den Nachbarstädten vergleicht.
    Schlimmer ist noch, dass Nürnberg im Niveau-Ranking auf 30, im Dynamik-Ranking auf 39 liegt, d.h. es geht eher noch abwärts.


    Warum es in anderen Städten oft besser läuft, zeigt z.B. Ulm. Dort kauft die Stadt jährlich für 20-25 Mio. Grundstücke und Immobilien an und stellt sie Investoren günstig zur Verfügung. So etwas wäre in Nürnberg undenkbar. Hier verplembert die Stadt viel Geld mit unnötigen Sozialausgaben.

  • Naja, Städte-Rankings sind da so ne Sache. Bei diesem Ranking liegt Hof an der Saale, mit unter die größte Flop-Stadt Bayerns vor Hamburg (!), wo sich viele Zukunftsbranchen bündeln. Insbesondere die Ergebnisse des diesjährigen Rankings erscheinen mir doch weit hergeholt.


    Kleinstädte wie Aschaffenburg, Hof oder Straubing liegen hier im Gesamtranking vor Hamburg und Frankfurt am Main.


    Im Dynamik-Ranking sind Frankfurt an der Oder, Hof, Bayreuth und Stralsund in der Spitzengruppe dabei, aber keine Stadt mit mehr als 200.000 Einwohnern.


    Meiner Meinung nach ist dieses Ranking nichts sagend.

  • Dem Vorredner ist nur beizupflichten.
    Dieses ranking kommt von dem durchaus zweifelhaften und vielseits kritisierten verein "initiative neue soziale marktwirtschft".


    eine schöne zusammenfassung über die mafiösen skandale der INSM gibts bei wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/I…e_Soziale_Marktwirtschaft


    Und eines gleich im vorraus: das eine "ordoliberale" initiative es gutheißt wenn eine stadt wie Ulm den immobilienmarkt auf von harher beschriebene weise verzerrt ist durchaus bemerkenswert. sollte es wirklich so positiv sein, wenn steuergelder so direkt und einseitig in die wirtschaft gepumpt werden? eine stadt ist für alle menschen, nicht nur für unternehmenslenker da.
    in bezug auf erlangen kann man nur sagen: auch hier bietet die stadt dem bürger kaum infrastruktur. eine großstadt ohne plan und system die selbst ne straßenbahn als zu üppige jährliche größe im haushalt betrachtet. eigentlich peinlich wenn so etwas dann so hochgejubelt wird.




    das nürnberg unter den 30 größten deutschen städten durchaus passabel und mit guten aussichten für die weitere entwicklung abschneidet wollte ja das ranking des "hamburgischen weltwirtschaftsinstitutes" festgestellt haben:


    http://www.hwwi.org/HWWI-Berenberg-Staed.6391.0.html


    methodisch ist deren ranking sehr viel klarer nachzuvollziehen. die gewichtung von faktoren als auch die auswahl sind nachvollziehbar. kleine und große städte sollte man dann doch nicht in eine topf werfen.


    D.

  • 1. Natürlich hängen solche Ergebnisse vor allem von der Gewichtung der Faktoren ab. Insofern steckt da schon etwas Willkür darin. Mir erscheint es auch seltsam, dass etwa Amberg oder Hof weit vor Freiburg liegen.
    2. Andererseits haben solche Rankings schon auch ein Körnchen Wahrheit. Zu Nürnberg kann man leider nur sagen, dass die Arbeitslosenstatistik und die Kaufkraft schon nicht besonders positiv sind.
    3. Eine aktive Wirtschaftspolitik nutzt der ganzen Stadt, nicht irgendwelchen Unternehmenslenkern. Eine klassenkämpferisch gefärbte Polemik ist da nicht hilfreich. Tatsache ist eben, dass da Nürnberg seit Jahrzehnten versagt hat. Insbesondere in der Wendezeit wurden die Weichen falsch gestellt. In Nürnberg sind viele Firmen und Arbeitsplätze verloren gegangen, mit Neuansiedlungen sah es eher mau aus.
    4. Dass die reiche Stadt Erlangen doch recht vergammelt daher kommt, ist eine erstaunliche Tatsache. Die Stadt mit hohem Bildungs- und Einkommensniveau hat auch Probleme mit der Finanzierung des Theaters - kaum zu glauben. Lässt da Siemens nichts springen? Oder fahren die Siemens-Leute alle nach München ins Theater?

  • der strukturwandel der industrie und die politik des rathauses sind zwei paar stiefel. nürnbergs als klassische arbeiterstadt war natürlich von dem wandel auf nationaler/internationaler ebene stärker betroffen als städte mit anderem wirtschaftsprofil. da hätte man im rathaus grundstücke noch so hübsch verschenken können, am ende hätte es zur stützung dieser branchen eh nicht beigetragen.


    hier treffen verschiedene ebenen aufeinander. die lokale poltik und die nationale/internationale wirtschaftsentwicklung. wer da am längeren hebel sitzt ist klar.


    und zum thema klassenkampf:
    ich plädiere sehr dafür politik und wirtschaft nicht zu eng zu verbandeln. wenn ein rathaus (oder ein paar ebenen drüber ein kanzleramt) nur die interessen der wirtschaft verfolgt, dann geht das langfristig schief. politik hat allgemeine soziale verantwortung, wirtschaftsförderung sollte davon nur ein teilaspekt sein.


    zu ideen für nürnberg:
    ich fände es sehr wünschenswert wenn die stadt sich noch stärker auf ihre vorindustriellen kernqualitäten konzentrieren würde:
    wissenschaft, handel (heute dann eher logistik und dienstleistung), kleine aber feine produktion in industrie und handwerk, kultur.


    D.

  • Klar, es gibt den Strukturwandel und der Industriesektor in Nürnberg stark geschrumpft, dafür gibt es Dienstleistung (EDV, Marktforschung ...). Doch natürlich können dadurch nur teilweise die alten Arbeitskräfte beschäftigt werden.
    Im Bereich Forschung schaut es weitgehend mau aus - Forschung gibt es vor allem in Tennenlohe (schon wieder Erlangen ...).
    Trotzdem finde ich, dass in Nürnberg vor allem während der Wendezeit viele Chancen vergeben wurden. OB Schönlein hat damals von der Drehscheibe Europas geschwärmt. In Sachen Logistik ist das teilweise auch gekommen - sieht man am Hafen und vor allem am Lkw-Verkehr rings um Nürnberg.
    Doch man hätte da mehr draus machen können, nicht nur Container-Umschlag, auch z.B. ein Zentrum von Ost-West-Niederlassungen, eben eine Brücke zwischen Ost und West. Es gab aber kaum politische Anstrengungen in der Richtung. Auch die Partnerschaft mit Prag ist ja eher ein Mauerblümchen gewesen und geblieben.


    Und noch zur Wirtschaftsförderung. Die hat in Nürnberg immer ein Schattendasein gefristet. Es ist eben einfach so, dass man einen starken Wirtschaftsstandort braucht, um auch für andere Bereiche Mittel zu generieren. Sozialausgaben bringen nun mal einen Standort nicht nach vorne.

  • Wenn Nürnberg durch günstige Grundstücksverkäufe Investoren unterstützen würde, dann würde das Interesse am Standort auch eher steigen. Es müssen ja keine solche Förderungen für immer gemacht werden, sondern nur so lange bis die Wirtschaft in Nürnberg wieder angekurbelt ist und von alleine kommt.
    Wie schon von harher geschrieben kann man es nur bestätigen, dass auf der internationalen Ebene Nürnberg so einiges verpasst bzw. verschlafen hat. Das neueste dürfte wohl der Flughafen sein. Einerseits will man einen großen "Airport" auf internationaler Basis und auf der anderen Seite sträubt man sich dagegen. Mit der neuen Start- und Landebahnsanierung wäre es gar kein Problem gewesen den Nürnberger Flughafen als interkontinentalen Flughafen auszubauen. Die Gebühren für Flugzeuge wären in Nürnberg um einiges billiger als in München oder Frankfurt und vom Platz her wäre eine 2. Start- und Landebahn für Langstreckenflugzeuge auch kein Problem gewesen. Auch die Sanierung der alten Bahn hätte auf einmal erfolgen können und hätte nicht wie jetzt schrittweise erfolgen müssen.
    Wieder einmal eine Chance vertan - eine von vielen in der Nürnberger Geschichte.

  • entschuldigung, aber der ausbau des nuernberger flughafens zum interkontinentalen drehkreuz ist gelinde gesagt weltfremd. in berlin eroeffnet bald deutschlands drittes interkontinentales drehkreuz mit ueber 25 millionen fluggaesten. warum in berlin? weil stadt und umland selbst schon rund 5 millionen bewohner in die waagschale werfen koennen und ausserdem berlin deutsche hauptstadt ist mit zunehmend wichtiger kontrollfunktion ind politik und wirtschaft.


    ein flughafen wird nicht eben mal von einer stadt ausgebaut. da spielen entscheidungen der laender und des bundes ne weitaus groessere rolle. von nuernbergs rathaus dergleichen zu erwarten ist vermessen.


    ich bestreite das nuernberg international so einiges verpasst hat. wie so manche grenznahe stadt zum ehemals eisernen vorhang hat man zu viel in zu kurzer zeit erwartet. trotz des immensen strukturwandels schwimmt die stadt aber sehr gut mit. mehr jedoch auch nicht. die stadt ist weder sonderlich aufregend noch auf dem absteigenden ast.
    in schoenleins amtszeit wurden wichtige weichen bezueglich eines imagewandels der stadt eingeleitet. mehr kultur- und weniger arbeiterstadt war das motto. auch die rolle als logisitkdrehkreuz hat man damals vernuenftig angeleiert. beides traegt nun fruechte.


    nuernberg wird kein zweites muenchen.
    und grundstucke an die wirtschaft zu verschenken ist voellig unnoetig. die branchen mit guten zukuenftigen aussichten sind ohnenhin die, die urbane naehe suchen. warum? weil dort sozusagen die musik spielt die qualifizierte arbeitnehmer schaetzen. versuch mal nach Ulm gut ausgebildete junge menschen zu locken. da hilft auch kein geschenktes grundstueck was. daher ist image und kultur nicht mehr als firlefanz anzusehen (wie vor 30 jahren), sondern entscheidender wirtschaftsfaktor. ebenso steht es um oeffentliche infrastruktur in form von nahverkehr und einkauf.
    da ist das steuergeld sehr viel sinnvoller angelegt.



    D.

  • Ideen...ja, Ideen gäbe es.


    Dabei bitte ich zu beachten, daß ich mit Ideen durchaus auch, bezogen auf die realen Bedingungen, Kleinstaaterei, Pfründe usw, wissentlich Utopien meine, die von ganz draußen betrachtet, mal über Bord geworfen gehören.


    Womit vergleicht sich Nürnberg? Nürnberg braucht sich nicht zu und sollte sich nicht mit München vergleichen, einerseits, weil ich keinen, der beides zur Genüge erlebt hat und Nürnberg mit seiner Region mag, kenne, der sich eine weitere von Möchtegerns und Achsowichtigen Berufssöhnchen übervölkerte Stadt ohne jede Identität, wie es München nun mal ist, eine beliebige Ansammlung von nicht selten geschmacklosen Statussymbolen, die zusammen soviel Weltstadt ergeben, wie drei wahllos an die Scheunenwand gehängte van Goghs aus einem Bauernhof ein Schloß es Sonnenkönigs. Eine Stadt, in der man sich gegenseitig ununterbrochen versichern muß, wie dermaßen unersetzlich man ist, während man bei schlechtem Service zu Mondpreisen von unverschämtem Personal minderwertige Kantinenkost vorgeknallt bekommt, wohin man auch geht. Eine Stadt, in der sich alle gegenseitig versichern, wie supertoll es ist, daß die Alpen "gleich hinter dem Haus sind", nämlich nur knappe drei Stunden Dauerstau entfernt, denn es fahren alle gleichzeitig hin, um dann in der Idylle mit Millionen anderen gleichzeitig die Trampelpfade zu den kostenpflichtigen Großparkplätzen zu benutzen. Ich lach mich schlapp, wer, ohne ernsthafte psychische Probleme in Richtung erheblicher Komplexe möchte wirklich freiwillig in so einer Stadt leben?


    Dann ist das weitaus trockenere Vergleichsargument der Größe, Nürnberg ist halt eine viel kleinere Stadt und sie paßt zu sich selbt. Nichtsdestotrotz könnte sie viel mehr aus sich machen.


    Dazu braucht es allerdings viel Phantasie, denn viele Voraussetzungen dafür sind nicht regional begründet. Man kann es drehen und wenden wie man will, solange in der selbsternannten Krampfhaft"weltstadt" irgendein öffentlicher Wasserhahn nicht vergoldet ist, wird in Franken und der Oberpfalz (die es leider aufgrund tiefer Unterwürfigkeit nicht kapiert) kein Cent ankommen, um das Nötigste zu bezahlen.


    Drum laßt doch München München sein, so WILL doch hier niemand wirklich sein. Aber anders. Wirkliche Städte und Regionen von eigener Bedeutung (nicht nur in der Prollpresse und dem Privatfernsehen für Minderbemittelte) messen sich nicht an ihrer reinen Einwohnerzahl, sondern an ihrem Charakter, wenn es um die Qualität des Lebens geht. Was interessiert es mich, wenn ich gerne lebe, wo ich bin und das dort auch gut kann, ob sich die nächsten 10km Umkreis jetzt 400000 oder 900000 Einwohner teilen? Null, genau.


    Doch zurück zum Thema :D


    Ideen, Visionen für Nürnberg?


    Klar. Dann aber ungekürzt auf den Tisch, sind ja Visionen.
    Sicherlich überall, besonders eben in alten Industriestädten mit viel entsprechender Fläche, wäre es sinnvoll, keine Neuversiegelung von Flächen mehr zuzulassen. Dies wäre leicht steuerbar, wenn man Brachflächen aktiv und natürlich zu -aus gutem Grund- dann auch günstig dafür anbieten würde. Dazu muß ich eben als Standort auch mal begreifen, daß ich erst Infrastruktur haben muß, bevor ich damit werbe. Mit den unsäglichen Aurelis und/oder(ist gleich Bahnbrachen kann man nun wirklich nicht ernsthaft darauf spekulieren, den großen Fang in Sachen Unternehmen zu machen. Wenn ich aber angeschlossene, ÖPNV-Erschlossene, BAB-angebundene und große, zusammenhängende Flächen mit fertiger Infrastruktur stadtnah an einer Großstadt mit eigenem Charakter und Lebensqualität anbieten kann, die im Kreuz von wichtigsten Routen Süddeutschlands liegt, schaut die Sache schon anders aus.


    Wenn man die Utopie weiter spinnt und darüber nachdenkt, völlig überkommene und nur noch in Kirchturmdenken begründete Verwaltungsstrukturen durch eine den heutigen Verhältnissen angepasste Gebietsreform aufzubrechen, wird langsam ein sinnvoller Schuh draus. Warum muß Stein ein eigener Ort sein-und warum sich deshalb diverse Gremien auf dem Rücken der Bevölkerung um eine adäquate ÖPNV-Anbindung herumstreiten, wie es eher in oberbayerische Bierdimpfelwirtshäuser passen würde?


    Abgesehen von politischen Grenzen - warum schafft es die Region N/FÜ/ER (SC, div. andere Randgemeinden und -städte) nicht, endlich zu sagen, "Hallo, wir sind EIN Ballungsraum von einer knappen Million Einwohner und wollen vom Zentralstaat (Ober)bayern das gleiche haben, was im SÜden auch ankommt"?


    Wo sind die Projekte, die nach vorne schauen? Wo die Erschließung von Flächen, die in der postindustriellen Ära zur Verfügung stehen und mitten im Ballungsraum liegen?


    Nein, Nürnberg wird kein Interkontinentalflughafen werden, braucht er auch nicht, es gibt drumrum wirklich genug davon. Aber die Möglichkeit, ihn auf ein Niveau zu bringen, entsprechenden einzelnen Verkehr auch zu ferneren Zielen von den überlasteten Drehkreuzen zu dezentralisieren, hätte er sehr wohl. Voraussetzung für das fliegende Material: Eine Bahn von 3000m brächte keine Einschränkungen mehr, was den realistischen Bedarf betrifft, das reicht auch für eine dezentrale Ostküstenroute mit 767/330 nebst Nachfolgemustern, alles andere wäre in NUE ohnehin völlig abwegig. Chance vertan, Platz wäre, Zeit auch, gebaut wird eh - verpennt.


    Anbindung Flughafen: Warum kein gemeinsames Konzept mit dem Stadtbahnbau, kreuzungsfrei nach ER durch großen Umbau der B4 auf vorhandener Trasse mit Flughafenanbindung bei minimalem neuen Flächenverbrauch entlang der bestehenden Trasse? Kein Gezeter mehr um eine zusätzliche, wieder nur halbherzige Anbindung Nord, Nutzen auch für den Verkehr außerhalb des Flughafenverkehrs, also für alle. Endlich eine nennenswerte Verbindung der wirtschaftlich stärksten und arbeitsplatzreichsten mit der größen Stadt des Ballungsraumes mit einem verläßlichen, schnellen und Fahrgästen bindenden Verkehrsmittel. Chance gehabt, alles liegt einzeln seit Jahrzehnten auf dem Tisch - verpennt. Hier wäre ebenso der stadtbahnmäßige Ausbau der Straßenbahn in der Bucher Straße bis in die Innenstadt als Teil des Gesamtkonzept während des U-Bahn-Baus der U3 denkbar gewesen.


    Groß denken, ergebnisorientiert, Visionen? Völlige Fehlanzeige. Verpennt, seit 20, 30 Jahren überfällig, nie ernsthaft eingefordert. Wo sind die Gießkannen auch nord"bayerischer" Steuergelder denn? Ach so, in Herrsching, Tutzing, Erding und Ebersberg, stimmt ja. Wo sind die Widerworte aus der Region? Ach so, man streitet sich ja lieber, ob die U-Bahn an der nicht bemerkbaren Stadtgrenze endet und ja kein Reihenhaus auf Fürther Landkreisgrund einen Anschluß bekommen könnte, weil sich in irgendeiner Dorfkneipe irgendwelche Vorstadtgrößen ihre Pensionen sichern müssen-kraft sogenannter Eigenständigkeit.


    Das "neue" S-Bahn-Netz? Diese eingleisige Lächerlichkeit mit weitgehendem Hinketakt zwischen drei vernetzten und einen Ballungsraum bildenden Großstädten ist einfach nurnoch eine Peinlichkeit ersten Ranges. Von allem die zweite Wahl, die Sparlösung, die schöngelogene Konservierung des Mangels mit neuer Bezeichnung. Wo durch das "neue" Netz evtl. der Eindruck eines ernsthaften großstädtischen Taktverkehrs entstehen könnte, läßt man die S-Bahn lieber gleich ohne Halt vorbeifahren und nur eine von zwei Linien halten, nicht daß die Leute sich dran gewöhnen, daß eine S-Bahn auch zum fahren ganz gut wäre.


    Zwischen N-FÜ-ER müßte mindestens im 10, von mir aus spät abend noch im 20min Takt lange und zu festen Zeiten gefahren werden. Tagsüber ein Express nur zwischen ER-FÜ Hbf-N Hbf alle 20, eine S-Bahn alle 20min. Das wäre die Vernetzung eines solchen Ballungsraumes, alles andere ist Augenwischerei.


    Und das ist alles erst der Anfang. Gute Nacht, bevor mir der Kragen platzt.

  • Ja, es gibt schon einiges hier zu verbessern.
    Es ist keine Nestbeschmutzerei, wenn man den Finger in die Wunde legt. Ein "ist doch alles so toll hier" bringt uns nicht vorwärts.
    Die Imagekampagne "Raum für starke Köpfe" war deshalb ja auch ein Rohrkrepierer.
    Schade ist wirklich, das Nürnberg-Fürth-Erlangen nicht besser zusammenhalten. Eine enge Kooperation dieser Städte hätte auch viel mehr gebracht als eine verwässerte Metrolpolregion von Feuchtwangen bis Hof.

  • Naja, ich sehe da die Metropolregion schon einen Schritt in die richtige Richtung. Wie schon erwähnt, macht die flächenmäßige Ausdehnung den Begriff etwas schwammig. Die Metropolregion dürfte normalerweise nicht über die jetzt bestehenden S-Bahn Reichweiten hinausgehen. Ein weiterer Schritt in die besagte Richtung ist, die Aufnahme Nürnbergs in den Marketingverbund "magic cities". In diesem werben die 10 größten Städte Deutschland verstärkt über die Bahn, Fluglinien und im Ausland. Somit dürfte Nbg öfter in highlight Angeboten zu finden sein.


    Was ich aber nicht verstehe, warum Nbg nicht nach Ostdeutschen Vorbild die Kita Ausbau z.B. massiv ausbaut?! Das ist ein weiterer Standortforteil, neben den günstigen Mietpreisen. Soviel zu harhers "unnötigen Sozialausgaben"...

  • Klaus1971: Großartig beschrieben! Besser hätte ich (16 Jahre Muc) mein Münchenbild auch nicht widergeben können. Vielen Dank - ich habe mich amüsiert und fühle mich verstanden. Erzähl das nur mal einem Münchner. Der erschießt dich ;)
    Ich finde auch, dass die Einwohnerzahl und die Stadtgrundfläche wenig aussagen. München hat um die 250 Qkm und etwa 1,3 Mio Einwohner. Klingt zunächst toll. Aber: Gründerzeitblöcke und urbanes Leben findet sich mit wenigen Ausnahmen (etwa Neuhausen) nur innerhalb des mittleren Rings. Die überwiegende Masse der Münchner wohnt außerhalb des Rings in zumeist piefiger Einfamilienhausbebauung oder aufgrund eines leider nur "normalen" Gehalts an der nördlichen Peripherie der Stadt zwischen Ikea und Autobahn. München ist ja auch erst nach dem Krieg richtig groß geworden, zuvor gabs etwa 750.000 Einwohner. Nürnberg ist lange nicht so stark gewachsen, so dass folglich ein wesentlich höherer Prozentsatz der Nürnberger in städtisch-urbanem Umfeld in Altbauwohnungen lebt als in München. Milbertshofen, Ober- und Untermenzing, Forstenried und Fürstenried, Perlach, Solln, usw. usw... alles Viertel mit kleinen Häuschen. Nix Urbanität hier, nix Weltstadt, nix Piazza. Vor allem nix Geschmack! Stattdessen 60er-Spieß, 70er-Wohnmonster oder zeitgenössischer Toskanaschrott - bei rasendem Schwund an alten Villen. Nicht mal das Promiviertel (Grünwald, ein Vorort) kommt über die Ästhetik eines Sammelsuriums von Jodelbarock und Zuhältervillen hinaus. Sorry, Münchner, das war böse, ich weiß... aber Grunewald mit "U" und "E", DAS ist ein Villenviertel! ;)
    Aber, und das stelle ich mit Bedauern immer wieder fest: Die Masse der Franken lässt sich seit 200 Jahren bereitwillig in die 2. Liga abschieben.... Die Hessen und die fränkisch sprechenden Nordbaden und Südthüringer sind doch viel näher als das Kronland Oberbayern, auf das ständig halb sehnsüchtig, halb verachtend geblickt wird. Ich fände eine Positionierung der Stadt interessant, die das "nordbayerisch" streicht und sich als deutsche Stadt (wegen seiner Geschichte als Freie Reichsstadt, nicht aufgrund der NS-Zeit) präsentiert. Bei Frankfurt als Beispiel für eine solche "deutsch", wenn nicht international auftretende Stadt, denke ich auch nicht zuerst an Hessen. Könnte natürlich aufgrund eines gewissen fränkischen Masochismus (sorry, wen ich beleidigt haben sollte) schwierig werden. Nazitechnisch zumindest muss sich die Stadt nicht beschämt hinter der Hauptstadt der Bewegung (!) verstecken. Wer da also von der Isar den Finger auf Nürnberg streckt, sollte selbst nen Besen in die Hand nehmen, auch was zu seiner Geschichte stehen anbelangt.
    Wie auch immer: Der Freistaat wird Nürnberg nicht angemessen helfen, da hilft nur Emanzipation. Nürnberg21 ;)

    7 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • Baukunst
    :daumen: :daumen: :daumen:


    Das Problem scheint zu sein, dass Nürnberg irgendwie Komplexe hat, sich auf seine reichsstädtische Zeit zu berufen. Das sieht man ja auch wieder bei einer evtl. Bewerbung zum Weltkulturerbe - da will man an die Kriegsverbrecherprozesse anknüpfen. Die sind nun wirklich nicht besonders relevant für die Gesamtgeschichte der alten Reichsstadt. Man bringt offenbar ein wenig die Reichsstadt und die Stadt der Reichsparteitage durcheinander. Letztere war Nürnberg ja nur für eine kurze, letztlich unbedeutende Zeitspanne. Aber weil eben die Nazis an der alten Tradition anknüpften, will man dies heute nur noch ungern tun.


    Von Seiten Münchens wird ja seit der glorreichen Annektion Nürnbergs auf die katastrophale finanzielle Lage der Stadt damals hingewiesen. Es war also sozusagen eine Gnade, ein Glücksfall, dass Nürnberg zu Bayern gekommen ist. Die paar Ländereien die zum Reichsstadtgebiet gehörten waren ja offenbar ohne Wert ...

    Einmal editiert, zuletzt von harher ()

  • Ich glaub kaum, dass es der Stadt darum geht, die gewaltige Historie als Reichststadt unter den Teppich zu kehren, nur weil eine kriminelle Bande das Ganze vor 80 Jahren missbraucht hat. Allerdings, was ist denn an architektonischen Zeugen dieser Zeit übrig geblieben? Im Vergleich zur vernichteten architektonischen Masse relativ wenig.


    Und das, was in Nbg im Anschluss an den Krieg mit den Prozessen passiert ist (was sich auch noch durch Gebäude erleben lässt) ist dennoch sehr relevant für die Geschichte der Aufklärung! Auch wenn der verstrichene Zeitraum gegenüber dem, in der Nbg als Reichsstadt leuchtete immens geringer ist.

  • Es tut zwar nichts direkt zur Sache, aber über die historische Bedeutung der Kriegsverbrecherprozesse kann man durchaus geteilter Meinung sein.
    In Nürnberg wurde zwar ein Zeichen gesetzt zur Verurteilung von Kriegsverbrechen. Doch schließlich saßen dort auch nur die deutschen Kriegsverlierer auf der Anklagebank, nicht die Verantwortlichen für Dresden oder Hiroshima.
    Noch viel schlimmer ist jedoch, dass auch danach nur sehr selektiv Kriegsverbrechen verfolgt wurden. Was war mit Vietnam, Kambodscha, Korea, Irak ...??? Wurde George W. Bush angeklagt. Abgesehen davon, dass die USA den Internationalen Gerichtshof gar nicht so recht anerkennt (jedenfalls wenn es um eigene Vergehen geht).
    Und, wenn schon Nürnberg so bedeutungsvoll für derartige Prozesse gewesen wäre, warum ist es dann nicht internationaler Gerichtsort geblieben bzw. geworden?

    Einmal editiert, zuletzt von harher ()

  • TU für Nürnberg ?!

    Nachdem die mittelfränkische SPD die Forderung nach einer TU für Nürnberg / Nordbayern / Franken zwar nicht allzu laut aber doch beharrlich immer wieder vorbringt (siehe bspw. http://www.nordbayern.de/nuern…en-1.438871?searched=true), ist nun auch die CSU aufgesprungen.
    Der nicht gerade unwichtige Minister Söder fordert in seinen Visionen für Nürnberg im Jahr 2020 ebenfalls die TU (leider ohne genauer darauf einzugehen, was er meint und wie es geschafft werden soll).
    Link: http://www.nordbayern.de/nuern…chen-universitat-1.452964


    Mich würde es freuen, wenn es endlich was wird!

  • Ich geh mal davon aus das man Teil oder die ganze GSO Hochschule zur Uni aufwerten möchte. Ein Campus hat sich in den vergangenen Jahren ja rund um die Whörder Wiese ja schon entwickelt, inzwischen über 10 000 Studenten sind auch nicht wenig.


    Allerdings wäre langfristig schon noch etwas mehr gefordert um Nürnberg als Bildungsstandort nationaler/internationaler Bedeutung voranzubringen.


    D.

  • Nürnberg muss für solide Industrieansiedlungen sorgen.
    Wenn man sich mal so die Statistiken (Arbeitslose, Kaufkraft), dann sieht ja Nürnberg wirklich nicht gerade toll aus. Zu denken gibt vor allem, dass Nürnberg bei den Arbeitslosen noch schlechter da steht als z.B. die Regionen Hof oder Schwandorf. Beide hatten auch mit Strukturwandel zu kämpfen und sind ja an sich schwache Standorte. Der Großraum Regensburg / Schwandorf profitiert gewaltig von BMW. So eine Firma fehlt in Nürnberg gewaltig!

  • BMW, ist das nicht eine der Autofirmen, die vor zwei Jahren durch Milliardengeschenke auf Kosten der Steuerzahler (Abwrackprämie) am Leben gehalten wurden? Firmen der Zukunft sind nicht große, bekannte und überreife Firmen, sondern solche, die sich noch entwickeln. Nürnberg hat auch bundesweit bekannte wie DATEV.


    Eine Diskussion, welche Firmen eine Stadt haben sollte, bringt nichts. Wenn jemand einer Stadt was gutes machen will, kann dort seine eigene Firma gründen und zusehen, dass die erfolgreich wird. Sinn hat noch Sorge für gute Ausbildung der Arbeitskräfte vor Ort. Das Locken der Industrieansiedlungen mit Steuergeldern ging meistens schief und kostete unter dem Strich mehr als es brachte.

  • Ich stimme meinem Vorredner eindeutig zu. In Nürnberg hat man eine solide Basis, auf der sollte man Aufbauen. Ganz entscheidend für die kommenden Jahre wird die Verschränkung von Forschung, Ausbildung und Arbeit werden. Die gedanklichen Kapzitäten der Stadtverwaltung sollten lieber in jene Richtung laufen. Eine TU für Nürnberg ist nur ein Aspekt.


    Anderes Thema:


    Ich hab gerade nochmal die Broschüre "Vorbereitende Untersuchung Nördliche Altstadt" zur Hand genommen.
    download unter:
    http://www.nuernberg.de/internet/referat6/altstadtnord.html


    Wie darin zu lesen ist, hofft man in Bezug zur alten Dresdener Bank (müsste nun ja Commerzbank sein) auf eine mittelfristig ähnliche Chance wie beim Augustinerhof (nachzulesen auf Seite 28, unterer Abschnitt). Wohnen, Gewerbe und Gastronomie in dann zu errichteten Neubauten.
    hier der Blick auf das Bankgebäude:
    http://www.bing.com/maps/?v=2&…obstmarkt%20n%C3%BCrnberg


    Wie wäre es nun, wenn die Commerzbank in das nun frei werdende Gebäude der VR Bank am Lorenzer Platz übersiedeln würde? Das weitaus repräsentativere (und meines wissens vor nicht allzu langer zeit sanierte) Gebäude besitzt ja schon die nötige Infrastruktur und der in die Jahre gekommene 70er Jahre Klotz am Obstmarkt könnte, evtl sammt des furchtbar scheußlichen Plobenhofs, beseitigt werden. Durch Erweiterung der Tiefgarage am Hans-Sachs-Platz könnte man auch den Wegfall von Stellplätzen am Obstmarkt kompensieren.
    Hier böte sich letztlich die Chance, Stadtreparatur an einer wirtschaftlich und touristisch sehr wichtigen Ecke der Altstadt zu meistern.
    Das wäre doch mal was...


    Sep Rufs Bankgebäude aus den 50ern:
    http://www.bing.com/maps/?v=2&…r%20platz%20n%C3%BCrnberg



    D.

    Einmal editiert, zuletzt von Dexter ()