Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • ^Eine Wiederbebauung der Schlossfreiheit sehe ich nicht so positiv. Wahrscheinlich erwarten uns in diesem Falle sowieso nur einfallslose Bauten à la Schinkelplatz. Weshalb sollte man dafür den Blick zur Hauptfassade des Humboldt-Forums versperren?


    Das Einheitsdenkmal wird garantiert kommen, beachtet man alleine den Hype um Frau Waltz. Mächtige Sympathisanten in der Kulturpolitik werden alles dafür tun, dieses Projekt umzusetzen.


    @ Konstantin Zu dem Mythos um Friedrich III. als fortschrittlichen Monarchen ist übrigens in der Zeit ein interessanter Artikel erschienen: http://www.zeit.de/2012/10/Friedrich-III-Tagebuecher ;)

  • Na, an der mangelnden Qualität nichtentworfener Gebäude (oder Rekonstruktionen?) zu zweifeln ist ein Totschlagargument, mit dem jedes Vorhaben diskreditiert werden kann. In die gleiche Kategorie gehören "mächtige Sympathisanten", die die Geschicke Berlin angeblich leiten.


    Zu FIII: Das kommt immer darauf an, was man unter "fortschrittlich" versteht. Die frustrierte Festellung der Zeit, FIII habe wohl keinen "Parlamentarismus" einführen wollen und habe die "Machtstrukturen" nicht ändern wollen ist wenig von Sachkenntnis geprägt: seit 1871 herrschte Parlamentarismus in Deutschland, der Reichstag hatte das Haushaltsrecht, das als Gesetz beschlossen werden musste. Natürlich wollte er die Machtstrekturen nicht ändern, war aber gesellschaftspolitisch deutlich liberaler eingestellt als sein unter Minderwertigkeitskomplexen leidender Sohn WI.

  • Ich lehne eine Bebauung der Schlossfreiheit ebenso ab. Das würde den Abriss der noch erhaltenen Substanz von Sockel samt Gewölben nach sich ziehen. Was angesichts der nur noch marginal vorhandenen Originalsubstanz von Schloss und Schlossumgebung ziemlich unsinnig wäre. Zumal damit, wie schon angesprochen, die Sichtbeziehung von UdL über die Schlossbrücke hin zur Kuppel samt Fassade empfindlich gestört wäre. Man muss sich auch vor Augen halten, dass die Schlossfreiheit schon bebaut war bevor man das Schloss so repräsentativ umgestaltete.

  • Ja, Saxionia, der Blick ist wirklich "empfindlich gestört" und superhäßlich...


    Hier der Zustand von 1855:



    (C) Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin

  • Das bestätigt mich jetzt eigentlich nur in meiner Aussage, wenngleich ich "empfindlich gestört" nicht mit "superhäßlich gleichsetzen würde.


    Die gesamte Fassade hin zum Spreekanal ist nicht einsehbar. Und man gebe sich doch bitte nicht der Illusion hin, es würde hier zu Rekonstruktionen von Häusern kommen die 1894 abgerissen wurden. Geschweige denn zu Neubauten mit Ziegel-, oder überhaupt Schrägdächern.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Man stelle sich das Husarenstück mal vor, es wird Jahrzehnte damit geworben und Geld gesammelt für den Wiederaufbau des Schlosses und der exakten Reko der Hauptfassade, des Hauptportales usw. Und gibt anschließend die schmalen Grundstücke direkt davor zur Bebauung durch private Investoren frei, um den Blick auf die teure Fassade wieder zu verstellen, und das mit den banalen Profanbauten. Die reko wird ja begründet damit, die Sichtbeziehungen zwischen den historischen Bauten unter den Linden wieder herzustellen. Auch wenns das mal gegeben hat, das ist m.E. völlig unrealistisch. Da hätte mana uch das alte MDI (oder wars das Außenministerium) der DDR stehen lassen können.

  • Außenministerium

    Also ich finde diese Häuschen durchaus schön. Das Schloß würde dadurch weniger isoliert und künstlich im Stadtbild wirken.


    Die Sichtachsen bleiben ja erhalten. Wegen dem Knick in der Straße und weil dat Schloß höher ist.


    Bei all unserem Diskutiere fällt mir ein: Für Berlin ist es sowieso das Beste, erst mal ein 20-Jahres-Moratorium zu machen, wo alles still steht. Berlin muß erst mal ideell zu sich selbst finden. Ich hoffe, man versteht das als überspitzte Darstellung. Ich denke, Berlin muß erst mal begreifen, was in ihm steckt und was es mal war. Berlin kann ruhig eine Art Verschnaufpause vertragen.


    Im Moment ist man noch ein bißchen verfangen in der Post-Einheit-Phase und dem unmittelbaren Bezug zu Teilung, Nachkriegszeit und Kriegszerstörung. Der Blick muß freier werden. Und das heißt meiner Meinung nach, daß man sich mutiger und selbstverständlicher auf die Vergangenheit bezieht.

  • Ich kann Konstantins Meinung nachvollziehen wenn er sich eine Rekonstruktion erwünscht die möglichst genau einen Zustand der pittoresken Bebauung des 19 Jahrhunderts imitiert, ist sein persönlicher Geschmack und vollkommen OK.


    Ich wäre sogar seiner Meinung (also die Schlossfreiheit zu rekonstruieren) unter einer Voraussetzung, nämlich wenn das Humboldforum nicht mit der Historischen Fassade wiederaufgebaut werden würde.


    Ist aber nicht so.


    Wäre doch schade wenn erst mühsam Geld für die Fassade gesammelt wurde um sie dann hinter einfachen Stadthäusern (oder auch Museen) zu verstecken.


    Ein Denkmal wird kommen egal wie das später aussieht und eines steht ja wohl schon heute fest, kein Entwurf wird jemals jeden Kritiker heute und später befriedigen. Geschmack ist und bleibt nun mal subjektiv.


    Und das ist doch gut so:lach:

  • Statt einer Bebauung der Schlossfreiheit könnte man dort doch auch einfach eine schöne Promenade einrichten, mit Stufen, die bis zum Wasserspiegel der Spree hinunterreichen und Bäumen, die auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptportals des Schlosses stehen und an der Promenade Schatten spenden. Die große Geste des Schlosses sollte man auch nutzen, eine Bebauung mit zusätzlichen Häusern wäre an dieser Stelle kontraproduktiv, zum einen wegen der Verstellung der Fassade des Schlosses, zum anderen würde dadurch eine viel kleinteiligere Situation entstehen als in der Umgebung, wo große Gebäude von großen Freiflächen umgeben sind und so gut zueinander passen. Verdichtet wird die Stadtsituation erst Richtung Museumsinsel selbst und auf der anderen Seite der Spree, Schinkelplatz, Außenministerium, Unter den Linden etc.

  • Kompromissvorschlag

    Ein Abriss des Sockels kommt gar nicht in Frage, weil dieser unter Denkmalschutz steht. Um eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden schlage ich stattdessen vor, das historische Mosaikpflaster freizulegen sowie die flankierenden Kolonnaden in stilisierter Form wieder aufzustellen. Dadurch könnte man sowohl das räumliche Ensemble zwischen Schloss und Bauakademie zurückgewinnen als auch die wechselvolle Geschichte dieses Ortes sichtbar machen.

  • Disney mal zwei = ?

    Ein Denkmal wird kommen egal wie das später aussieht und eines steht ja wohl schon heute fest, kein Entwurf wird jemals jeden Kritiker heute und später befriedigen. Geschmack ist und bleibt nun mal subjektiv.


    Guck dir mal die Umfrage zum Nationaldenkmal an. Dort wird die Rekonstruktion hochhaushoch favorisiert.


    So subjektiv ist die Sache mit dem Geschmack eben nicht. Ich finde das alte Denkmal am gelungensten.


    Ein Argument gegen die Häuschen wäre, daß deren Abriß noch als legitime Stadtplanung und -veränderung begriffen werden kann. Während viele schlimme Zerstörungen durch Krieg und mutwillige Zerstörung zustande kamen.


    Es wäre in dieser Hinsicht also verfehlt, die Häuschen zu rekonstruieren oder da einen moderneren Ersatz hinzustellen.


    Das ist sozusagen doppelt Disney, um mal eine Figur von Rekonstruktionskritikern zu verwenden. ;)

  • So subjektiv ist die Sache mit dem Geschmack eben nicht. Ich finde das alte Denkmal am gelungensten.


    Tolle Ironie. :lach: Geschmack ist ebenso wie Meinung immer subjektiv, es gibt keinen objektiven Geschmack und selbst wenn 90% denselben Geschmack hätten, so wäre das nur eine Ansammlung deckungsgleicher Individualgeschmäcker. Daher ist eine Argumentation auf Basis von Geschmack immer subjektiv, was nicht schlimm ist, sofern man nicht vergisst auf diesen Umstand hinzuweisen und es nicht als allgemeingültige Tatsache hinzustellen.

  • Also ich sehe die Priorität des Standortes vom Wilhelm I Denkmal so:
    1. Nichts bebauen, so wie es ist, sollte es bleiben (höchstens Sanierungsmaßnahmen)
    2. Teilreko, entweder nur das Mosaikpflaster, oder eine stilisierte Version des Originaldenkmals (mit anderer Intention).
    3. Eine Bebauung mit Häusern.
    4. Einheitsdenkmal.


    Ich setze das Einheitsdenkmal bewusst an letzter Stelle, weil ich diesen Standort schlicht ungeeignet finde. Keines der historischen Momente, die mit der Einheit zu tun hatten, fand an diesem Ort statt. Warum also gerade dieser Ort?

  • Zum Stadort

    ^ Ich hingegen finde den Standort sehr gut geeignet (und stimme darin mit dem deutschen Bundestag überein). Ein Denkmal muss nicht an einem direkten Spielort eines Ereignisses stehen. Triumphbögen wurden z.B. selten auf Schlachtfelder gestellt usw.
    Die Freiheitsbewegung von 1989 hatte zudem viele Spielorte, es wäre m.E. für ein zentrales Denkmal falsch einen davon übermäßig hervorzuheben.


    Ein paar Argumente für diesen Ort:
    1. Die Möglichkeit den Sockel/Gewölbebau des alten Nationaldenkmals zu integrieren ist für dieses Zentraldenkmal extrem reizvoll. Das ist schon etwas besonderes.
    2. Die zentrale und städtebauliche Lage ist hervorragend.
    3. Hier entsteht (im besten Fall) die kulturelle und geistige Mitte der Republik (Museumsinsel, Humboldtforum, HU, DHM etc.) und in ihrer Mitte das Denkmal.
    4. Ähnlich wie beim Holocaustmahnmal baut man das Denkmal damit in das ehemalige Machtzentrum der überwundenen Diktatur (Staatsrat, Palast der Republik, Zentralkomitee der SED/ Politbüro in der ehem. Reichsbank, Außenministerium), worin ich eine immense Symbolkraft sehe.
    5. Es liegt ungefähr in der Mitte zwischen dem Alex (wo am 4. Nov. 1989 die Alexanderplatz-Demonstration stattfand) und dem Brandenburger Tor, genau dort, wo die Achse einen Knick hat.
    6. Keiner der oben genannten Vorschläge für einen Alternativstandort ist für mich annähernd so geeignet. Das Denkmal nach West-Berlin zu stellen, auf den Platz der Republik, finde ich z.B. weit weniger geeignet, vor die Einkaufswelten am Alex passt es auch kaum und das Brandenburger Tor gibt es ja schon. :)

  • Wieso Disney mal 2 ?

    Ein Argument gegen die Häuschen wäre, daß deren Abriß noch als legitime Stadtplanung und -veränderung begriffen werden kann. Während viele schlimme Zerstörungen durch Krieg und mutwillige Zerstörung zustande kamen.


    Es wäre in dieser Hinsicht also verfehlt, die Häuschen zu rekonstruieren oder da einen moderneren Ersatz hinzustellen.


    Das ist sozusagen doppelt Disney, um mal eine Figur von Rekonstruktionskritikern zu verwenden. ;)


    Habe ich doch gar nicht bezweifelt bitte erst richtig lesen:)


    "Ich wäre sogar seiner Meinung (also die Schlossfreiheit zu rekonstruieren) unter einer Voraussetzung, nämlich wenn das Humboldforum nicht mit der Historischen Fassade wiederaufgebaut werden würde.


    Ist aber nicht so.


    Wäre doch schade wenn erst mühsam Geld für die Fassade gesammelt wurde um sie dann hinter einfachen Stadthäusern (oder auch Museen) zu verstecken."

  • @Rathaus @6.


    Es stünde ja nicht "in West-Berlin", sondern "vor dem Bundestag des vereinten D'lands". Und du sagst ja selbst, Triumphbögen stehen selten aufm Schlachtfeld.

  • Disney durch 8 = !

    Habe ich doch gar nicht bezweifelt bitte erst richtig lesen:)


    Du warst damit auch nicht gemeint. Das war ein allgemeiner Gedankengang bezogen auf die vorherige Diskussion.


    Richard: Ich sag ja auch nicht, dat dat objektiv ist mit dem Geschmack. Es gibt aber eindeutige ästhetische "Linien" und Bevorzugungen, die sozusagen auch kulturelle und historische Objektivität sind.


    Es gibt schon gewisse Grundlinien, die man nicht leugnen kann. Auch wenn die Empfindung selbst letztlich nur subjektiv sein kann. Mir geht's darum, daß es sozusagen allgemeine menschliche Konstanten gibt und daß Gebäudeästhetik nicht beliebig ist. Das sieht man ja auch an den Mehrheitsverhältnissen wie zum Beispiel bei unserer Umfrage zum heiligen Nationaldenkmal.


    Provokation: Was ist, wenn der Alte Friedrich durch einen Al Qaida-Anschlag vernichtet würde?


    Wäre das ein Problem, den Friedrich wieder hinzusetzen? Würden da Leute auf einmal antanzen und monieren, daß da doch was mit Absolutismus, Kriegen und dergleichen war, weshalb das doch nun absolut nicht geht in einer Demokratie, die von Banken beherrscht wird?


    Also immer mit der Ruhe. Mehr Lockerheit bei unserem Wilhelm.


    Nur mal ein kleines Plädoyer für Entkrampfung.

    Einmal editiert, zuletzt von Echter Berliner () aus folgendem Grund: Überflüssige Ironie entfernt.

  • Das sieht man ja auch an den Mehrheitsverhältnissen wie zum Beispiel bei unserer Umfrage zum heiligen Nationaldenkmal.


    Obwohl hier der Anteil der Geschichtsfans wahrscheinlich viel höher ist als in der Normalbevölkerung haben sich doch nur 45% für das Nationaldenkmal ausgesprochen.


    Ich habe auch den Eindruck, dass du dich überdurchschnittlich stark für Rekonstruktionen und generell für einen starken Vergangenheitsbezug aussprichst und deine Meinung somit eher extremistisch und nicht mittig moderat einzuordnen ist.

  • Was ist denn "überdurchschnittlich"? Was ist an einem erwünschten starken Vergangenheitsbezug "extremistisch"?


    Ich denke das ist alles ein bißchen "nominal" und pauschal delegitimierend. Meine Ausführungen können auch plausibel sein, wenn ich keine Rekonstruktionen befürworte oder selbige sogar zu 150% befürworte.


    Im Moment und aus pragmatischen Gründen wäre die Lösung mit Kolonnaden und Freifläche am besten. Das hätte schon gewaltige Symbolwirkung. Wäre sehr schön.


    Der Wilhelm ist noch nicht zumutbar. Ich fände den Monolithen nach wie vor auch sehr schön.


    Ein Monolith statt Sockelbau und Wilhelm - und darauf der einfache Satz: "Wir sind das Volk!"

  • Wie wärs mit ner kulturellen und/oder wirtschaftlichen Nutzung für den Sockel?:D? Kolonnaden-Reko und sonst eben wieder auf Vordermann bringen und dann kann mans für Freiluft-Konzerte nutzen (vielleicht ein anderes Genre, als am Gedarmenmarkt) und/oder als Außensitzplätze für das "Schlosscafe". Die "Küche" könnte man dann in nem Glaskasten auf der ehem. Fläche des Reiterstandbilds unterbringen. Wär mit den Kolonnaden ein schöner Rahmen und eine schöne Aussicht auf Schloss und Schinkelplatz.


    Diesen "Wir sind das Volk"-Spruch finde ich sowas von ausgelutscht...Soll es ein Denkmal sein für das, was zur Einheit geführt hat, oder für das Ergebnis, eben das vereinigte Dland? Falls es letztes ist, passt diese Parole mMn auch nicht. Dann eher Einigkeit & Recht & Freiheit oder so...Ersteres wird doch schon in Leipzig entstehen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ben ()